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Fanfiction

Harry Potter und die Erkenntnisse des Lebens - Kapitel 4: Die Geheimnisse von Hogwarts

von Jean Nevi

@ Iluna, du hast Recht, das habe ich übersehen.

Kapitel 4
Kapitel 4

Die Geheimnisse von Hogwarts

1.

Sie waren zu einer Baumgruppe in der Nähe des Grimmauld Place gesprungen, schauten sich kurz um, überquerten den Platz vor dem Haus und gingen die Stufen zum Eingang hinauf.
„Tonks ist da“, meinte Hermine leise und Harry schaute sie forschend an.
„Hermine, in der letzten Zeit wirst du mir manchmal unheimlich. Woher weißt du, das Tonks da ist?“
Schulterzuckend versuchte sie es ihm zu erklären.
„Mein Gefühl sagt mir, das sie da ist, besser kann ich es nicht erläutern.“
Er klopfte an und sie warteten. Nach ungefähr einer halben Minute öffnete Tonks und lachte ihnen entgegen. An den Händen zog sie die beiden in die Eingangshalle und schaute ihnen prüfend ins Gesicht.
„Glückwunsch an euch beide, ich freue mich für euch“, meinte sie erfreut und verständnislos blickte Harry sie an.
„Ist es so offensichtlich?“, Hermine wusste sofort was Tonks damit meinte.
„Nein, aber ich habe euch vor eurer Abreise genau betrachtet und ich sehe nun den Unterschied“, rief Tonks lachend.
Herzlich umarmte sie Hermine noch einmal, ging dann mit ihnen in die Küche und stellte eine Kanne Kaffee und eine große Kuchenplatte auf den Tisch.
„Bedient euch“, forderte sie die beiden auf und wandte sich an Hermine, „seit wann seid ihr euch einig?“
Diese schaute Harry verlegen an.
„Seit vier Tagen“, erwiderte sie leise.
Tonks nahm Harrys Hand, drückte sie fest, schüttelte den Kopf und lachte.
„Na endlich. Ich habe es dir gesagt, Harry“, rief sie fröhlich.
Lachend stimmte ihr der angesprochene zu.
„Ja, du hattest Recht, Tonks.“
„Ihr müsst uns erzählen, was ihr erlebt habt, Remus müsste jeden Augenblick hier sein, warten wir noch solange“, fuhr Tonks fort.
„Ron ist Zuhause?“, fragte sie etwas später und die jungen Leute nickten zustimmend.
Gerade aßen sie ein Stück Kuchen, als Remus in die Küche kam. Seine Freude war groß, die beiden zu sehen. Zuerst küsste er Tonks liebevoll und umarmte Hermine und Harry herzlich. Gemütlich saßen sie zusammen, aßen Kuchen und das Gespräch ging hin und her. Nach einem großen Schluck Kaffee räusperte sich Harry und wurde ernst.
Er erzählte Tonks und Remus, nur ab und zu von Hermine ergänzt, was sich in den Tagen in Godric Hollow ereignet hatte. Als sie die Begegnung mit Aberforth erwähnten, unterbrach Remus sie.
„Ich habe ihn ein paar Mal gesehen“, erinnerte er sich, „aber ich glaube, ich habe keine zehn Sätze mit ihm gewechselt. Habt ihr ihn überprüft?“
„Ja, sicher, soweit uns das möglich war“, nickte Hermine.
Harry erzählte weiter und Tonks als auch Remus hörten ihm aufmerksam zu. Als er seinen Bericht beendet hatte, warf Remus seiner Freundin einen nachdenklichen Blick zu.
„Kein Horkrux in Godric Hollow, schade. Es hätte mich allerdings gewundert, wenn dort einer gewesen wäre. Umsonst waren eure Tage da auf jeden Fall nicht. Ich bin gespannt, was Moody zu Aberforth zu sagen hat“, resümierte Remus leise.
„Ehe ich das vergesse, ich habe dich, Remus, als Verbindungsperson genannt. Aberforth wollte sich ab und zu nach uns erkundigen“, fiel Harry ein.
„Okay, das ist kein Problem“, antwortete er.

Tonks war schon eine kleine Weile auf ihrem Stuhl unruhig hin- und hergerutscht und dann flüsterte sie Remus etwas ins Ohr. Der sah darauf hin Hermine und Harry überrascht an, nahm jeweils eine Hand von ihnen und drückte sie fest.
„Na, was hör ich denn da…? Ich wünsche euch beiden alles, alles Gute“, meinte er feierlich.
Die Verliebten tauschten verlegene Blicke aus. Bekräftigend drückte Remus noch einmal ihre Hände, bevor er sie losließ.
Nebenbei berichtete Tonks noch, dass es Moody gelungen war in den verschlossenen Raum im Keller einzudringen.
„Momentan versucht er, die Schränke zu öffnen“, fuhr sie fort, „die sind durch einen anderen Zauber geschützt. Übermorgen ist er wieder hier.“

„Ist Hedwig hier?“, fragte Harry plötzlich.
„Nein, Harry“, erwiderte Tonks, „sie ist auf der Jagd, das braucht sie manchmal.“
„Wenn sie kommt, schickst du sie bitte nach Hogwarts?“, bat Harry und Tonks versprach es ihm.
Hermine und Harry verabschiedeten sich von Tonks und Remus. Herzlich wurden sie von ihnen noch einmal umarmt und gingen dann in die Eingangshalle.
„Wir werden die Nachrichten mit Hedwig schicken“, versprach Hermine.
Harry umschlang sie mit den Armen, die beiden winkten noch einmal und waren innerhalb eines Augenblicks verschwunden. Tonks seufzte glücklich.
„Ich hab's dir gesagt. Die beiden gehören zusammen, seit dem ersten Tag, an dem ich sie gesehen habe, fühlte ich es.“
„Den Eindruck hatte ich schon früher, das habe ich mir schon gedacht, als ich noch ihr Lehrer war. Hermine als überlegener Kopf und Harry als furchtloser Kämpfer“, erwiderte Remus und lächelte versonnen.
„Das ist das perfekte Paar.“

Das perfekte Paar kam im Besenschuppen von „The Burrows“ an, das hatte Harry so auch beabsichtigt. Ihn beunruhigte, dass Tonks sie so leicht durchschaut hatte. Vorsichtig nahm er Hermines Gesicht in seine Hände und sah sie forschend an. Verhalten prustete sie, um nicht laut heraus zuplatzen.
„Hermine, schau in mein Gesicht“, bat er, „steht da irgendwo: „Ich liebe Hermine Granger?“ Tonks hat uns nur angesehen und sie wusste es sofort.“
Die angesprochene versuchte den aufkommenden Lachanfall zu unterdrücken und untersuchte sein Gesicht genau.
„Nein, Harry, da steht nichts, aber manche Frauen haben die Fähigkeit, so etwas zu sehen“, erwiderte sie lachend.
Leise verließen die beiden den Schuppen, gingen zum Haus und klopften an. Mrs. Weasley öffnete die Tür und fiel ihnen um den Hals.
„Schön, dass ihr da seid, kommt rein“, freute sie sich.
In der Küche hielt sich momentan, außer Rons Mutter, niemand auf. Diese ging in den Flur und rief laut, dass Hermine und Harry hier seien. Kurze Zeit später kam Ginny in die Küche gestürzt, sah die beiden mit glänzenden Augen an, umarmte erst Harry und dann Hermine. Kurz darauf hörten sie Ron die Treppe herunter kommen. Er lachte, als er in die Küche kam und seine Freunde sah.
„Wie in alten Zeiten“, rief er, „wie in alten Zeiten!“
Ginny nahm Hermines Arm und zog sie mit sich.
„Wir machen einen kleinen Spaziergang vor dem Essen“, rief sie und die beiden verließen geschwind das Haus.
„Harry, Ron, was wollt ihr trinken?“, fragte Rons Mutter und stellte ihnen zuerst einmal ein Glas kalten Kürbissaft vor.
Auf der Küchenuhr der Weasleys standen alle Zeiger, außer der von Ron und Ginny, auf Todesgefahr, wie Harry entsetzt feststellte. Mrs. Weasley hatte seinen Blick gesehen und nickte ernst.
„Seit ungefähr einem Jahr ist das jetzt so, aber langsam gewöhne ich mich daran“, meinte sie geknickt.
„Seit Voldemort Arthur Weasley im Ministerium angegriffen hat. Alle meine Freunde sind in Gefahr. Jeder, der mir Nahe steht“, flüsterte Harry betroffen.

Inzwischen ging Ginny mit Hermine genau den gleichen Weg, den sie vor ein paar Tagen mit Harry gegangen war.
„Wie geht's dir, Hermine?“, wollte sie wissen und Hermine sah sie mit glänzenden Augen an.
„Ich…ach, Ginny. Mein Leben hat sich um einhundertachtzig Grad gedreht, ich bin so aufgewühlt und kann kaum einen klaren Gedanken fassen. Ich bin unsagbar glücklich, dass wir zusammen sind und gleichzeitig traurig, dass wir nicht richtig zusammensein können.“
Beide blieben sie stehen und sahen sich an.
„Wenn Harry meine Hand nimmt, könnte ich platzen vor Glück. Wenn er mich umarmt, ist es, als würde ich fliegen und er empfindet genau so“, erzählte sie.
Traurig nickte Ginny und blickte ihre Freundin an. Hermine nahm Ginnys Hand und streichelte sie leicht.
„Wenn du mir böse bist, kann ich das verstehen“, erklärte sie mitfühlend, aber statt einer Antwort, fiel Ginny ihr um den Hals.
„Nein, ihr beide gehört zusammen, das habe ich immer gespürt. Ihr brauchtet halt Zeit, um das zu erkennen. Ich bin dir nicht böse, ich freue mich für euch und mach dir keine Sorgen um mich“, rief sie.
„Danke, Ginny“, erwiderte Hermine gerührt, „Harry hat mir zwar erzählt, dass du die Trennung von ihm gut weggesteckt hast, aber ich bin trotzdem froh, es von dir selbst zu hören.“
Die beiden gingen langsam den Weg zurück und betraten die Küche durch die Tür, die in den Garten ging. Der Tisch war schon einladend gedeckt.
„Kommt, ihr zwei“, rief Mrs. Weasley, „setzt euch und langt kräftig zu.“
Die jungen Frauen setzten sich mit an den Tisch und kurze Zeit später aßen alle, außer Mrs. Weasley mit großem Appetit. Nach dem Essen stellte Rons Mutter eine große Kanne Tee auf den Tisch und setzte sich zu ihnen. Sie erzählte von ihrem Mann und ihren Söhnen Charlie und Bill, die für das Zaubereiministerium arbeiteten.
„Es sieht so aus, dass der Minister endlich erkannt hat, wie ernst die Lage ist. Alle Auroren sind alarmiert und alle Spione durchkämmen das Land“, erläuterte sie.
„Dann brauchen wir uns um das Flugnetzwerk des Ministeriums im Moment keine Sorgen zu machen“, stellte Harry erleichtert fest.
„Aber nein, eure Sprünge werden zwar überwacht, doch das Ministerium weiß, in welcher Angelegenheit ihr unterwegs seid und der Minister hat euch seine Unterstützung zugesichert“, rief Mrs. Weasley freudig.
„Na ja, was diese Zusicherung wert ist, muss sich erst noch herausstellen“, warf Hermine säuerlich ein und Harry gab ihr Recht.
„Bill und Fleur wohnen im Moment noch hier. Ich soll euch von allen lieb Grüßen, wenn ich euch sehe. Einen besonderen Gruß für Harry soll ich von Fleur bestellen“, fuhr Mrs. Weasley fort.
Lächelnd blickte sie Harry an, der einen Seitenblick auf Hermine warf. Diese reagierte auf seinen Blick emotionslos.
„Charlie bleibt vorerst in Rumänien, er hat da ein neues Projekt mit der Nachzucht von Drachen begonnen. Wofür das gut sein soll, weiß ich allerdings auch nicht“, erzählte die Gastgeberin weiter.
Hermine und Harry lachten und baten sie, alle Weasleys von ihnen zu grüßen, wenn sie denn die Gelegenheit habe. Anschließend machte sich das Trio fertig und verabschiedete sich. Mrs. Weasley und Ginny umarmten die drei, Ginny drückte Harry ganz fest und gab ihm einen Kuss auf den Mund, dieser riskierte einen Seitenblick auf Hermine, die breit lächelte.
Dann fassten sich die Freunde an den Händen.
„Waldrand bei Hagrids Hütte“, rief Harry und schon waren sie weg.

Mit dem Rücken zum Waldrand waren sie angekommen und ihre Köpfe fuhren sofort in Richtung Wald herum. Auf keinen Fall wollten sie einer Centauer Herde begegnen, aber alles blieb ruhig und sie gingen zu Hagrids Hütte. Hermine klopfte an.
„Professor Hagrid, die Ermittler sind da, öffnen sie“, rief sie mit dunkler Stimme.
Harry und Ron mussten sich die Hand vor den Mund halten, um nicht loszuprusten und auch Hermine biss sich auf die Zunge. In der Hütte bellte Fang, Hagrids Hund. Die Tür wurde ein Stück geöffnet und das ängstliche Gesicht von Hagrid erschien. Dann erkannte er sie und riss die Tür mit einem Ruck auf.
„Ihr verrückter Haufen! Ihr habt mich zu Tode erschreckt“, schimpfte er.
Die drei Freunde mussten sich vor Lachen festhalten und auch Hagrid lachte nach kurzer Zeit mit. Er drückte alle, was unweigerlich zu blauen Flecken führen würde und zog sie in seine Hütte. Wie üblich knallte er vier Becher auf den Tisch; der Tee kochte über dem offenen Feuer. Dann schüttete er diesen in eine große Kanne um und schenkte ihnen ein.
„Nun erzählt mal“, brummelte er, „was habt ihr gemacht?“
Hermine war an der Reihe und schilderte in groben Zügen, wie sie die letzten Wochen verbracht hatten. Hagrid warf ab und zu eine Frage ein, die sie ihm so gut wie möglich beantwortete. Ganz genau passte er auf, als sie von Godric Hollow und von Aberforth Dumbledore erzählte.
„Ihr habt Aberforth getroffen? Kein Vergleich zu Albus, aber trotzdem ein großer Zauberer“, murmelte er mehr zu sich selbst.
„Woher kennst du ihn, Hagrid?“, fragte Hermine neugierig.
„Vom Phoenixorden“, erwiderte Hagrid, „Black, Lupin, die Potters, die Longbottoms, die beiden Dumbledors, Bones und jede Menge gute Zauberer. Das war eine tolle Truppe“, und
lächelnd kramte er in seinen Erinnerungen.
„Die meisten sind tot“, murmelte er dann und ein paar Tränen rannen ihm tatsächlich über die Wangen.
Hermine setzte sich neben ihn und legte eine Hand auf seine Schulter.
„Traurig“, stimmte sie leise zu, „aber was weißt du über Aberforth?“
Der Halbriese zog ein Taschentuch aus seiner Weste, das auch gut als Tischtuch für einen kleinen Tisch gepasst hätte und schnäuzte sich. Verlegen schaute er sie mit wässrigen Augen an.
„Wenig“, antwortete er, „Albus brachte ihn mit und stellte ihn vor, nachdem Volde…,
ihr wisst schon wer, das erste mal seine Macht gezeigt hatte. Er war hier in Hogwarts auch einmal Lehrer, so weit ich mich erinnere. Albus hat ihm oft geschrieben.“
Die anderen tauschten erstaunte Blicke.
„Wir sind jetzt einige Zeit hier, Hagrid, wir werden uns also des öfteren sehen“, meldete sich Ron nun zu Wort und ihr großer Freund strahlte.
„Sehr schön“, rief er, „soll ich euch zu Professor McGonagall bringen?“
Sie bejahten und dann gingen die vier gemeinsam zum Schloss hinauf. In der Schule war es absolut still und sie hörten den Hall ihrer Schritte auf dem Steinfußboden, als sie zur Wendeltreppe gingen, die in das Büro des Schulleiters führte.
„Salmiak Pastillen“, rief Hagrid und der steinerne Wasserspeier, der die Wendeltreppe versperrte, schwang zur Seite. Nacheinander stellten sie sich auf die Stufen und die Wendeltreppe fuhr sie, leise rumpelnd, nach oben. Hagrid klopfte an die große Eichentür und öffnete diese auf einen leisen Ruf: „Herein“. Sie betraten das Turmzimmer des Schulleiters und Harry kam es so vor, als wäre absolut nichts verändert worden.
„Ich bring Ihnen den verrückten Haufen, Professor“, rief Hagrid lachend und verließ das Zimmer.
Professor McGonagall erhob sich und betrachtete ihre ehemaligen Schüler über den Rand ihrer Brille hinweg. Förmlich gaben sie sich die Hand, die Schulleiterin setzte sich wieder und deutete mit ihrer Hand einladend auf die Stühle vor ihrem Schreibtisch. Die Freunde nahmen Platz und Harry räusperte sich.
„Professor, wir möchten Sie um die Erlaubnis bitten, die Suche nach den Horkruxen hier in Hogwarts fortzusetzen.“
„Erläutern Sie mir zuvor bitte, wie Sie die letzten Wochen verbracht haben“, erwiderte die angesprochene mit einem leichten Lächeln.
Ron war an der Reihe und schilderte ihre Erlebnisse, seit die drei Hogwarts, Anfang Juni, verlassen hatten. Hermine ergänzte seine Ausführungen und erläuterte, wieso sie die Horkruxe in Hogwarts vermuteten. Professor McGonagall nickte zustimmend.
„Sie haben Zugang zu allen Räumen der Schule“, erläuterte Sie, „Sie können ihr Lager im Gryffindorturm aufschlagen, so lange bis die Schule wieder beginnt. Danach können Sie einen gewissen Raum benutzen, der Ihnen bekannt sein dürfte.“
Zustimmend nickte Harry und schaute seine Freunde an, die ihre Zustimmung signalisierten.
„Es würde mich freuen“, fuhr Professor McGonagall fort, „wenn Sie die Mahlzeiten mit mir gemeinsam in der großen Halle einnehmen würden, die Gesellschaft von Herrn Filch ist auf die Dauer etwas ermüdend. Die Leiterin der Bibliothek, Miss Pince, ist im Urlaub, daher können Sie jederzeit die Bücherei aufsuchen. Die Schule wird auf Grund der Ereignisse erst am ersten Oktober wieder geöffnet.“
Sie stand auf und trat hinter dem Schreibtisch hervor.
„Ich werde jetzt Mister Filch informieren“, erklärte die Schulleiterin, „bitte bringen Sie Ihre Sachen in Ihre Schlafsäle.“
Die drei standen auch auf und dankten Ihr. Gemeinsam verließen sie das Turmzimmer und betraten die Wendeltreppe.
„Ist eigentlich Fawkes noch einmal aufgetaucht, Professor McGonagall?“, fragte Hermine, während sie mit der Treppe nach unten fuhren.
„Leider nicht, Miss Granger“, erwiderte die Angesprochene traurig, „ich glaube auch nicht, das wir ihn jemals wiedersehen. Albus Dumbledore und Fawkes waren eins.“
Die Treppe hielt an und sie betraten den Korridor.
„Ich sehe Sie dann beim Abendessen“, meinte Professor McGonagall und Sie verabschiedeten sich voneinander.
„Ach ja“, rief Sie Ihnen hinterher, „das Passwort ist: „Rudimentär!“
Die drei winkten und gingen hinüber zum Gryffindorturm. Die dicke Frau im Bild über dem Eingang sah sie argwöhnisch an.
„Es sind doch noch Ferien“, rief Sie, „was wollt Ihr hier?“
Harry, der keine Lust auf Diskussionen hatte, sagte nur: „Rudimentär“, und das Portrait schwang zur Seite. Hintereinander gingen sie durch das runde Eingangloch und betraten den Gemeinschaftsraum.
„Home, sweet home“, sagte Ron lachend und ließ sich in seinen Lieblingssessel fallen. Hermine und Harry sahen sich um, nichts hatte sich verändert.
„Habt ihr eure Hausaufgaben schon gemacht?“, fragte Hermine streng, „die ersten beiden Stunden morgen Früh haben wir Verwandlung.“
Wie auf Kommando schlugen sich Harry und Ron auf die Stirn und machten betroffene Gesichter. Hermine fing an zu lachen und fiel in ihren Lieblingsstuhl. Auch Harry musste sich setzen und hielt sich den Bauch vor Lachen. Ron wischte sich die Tränen aus den Augen.
„Los, Hermine, deinen Satz, bitte“, rief Ron flehend.
„Ich gehe jetzt zu Bett, bevor einer von euch auf eine neue, clevere Idee kommt uns Umzubringen, oder Schlimmer noch, wir werden rausgeschmissen“, erwiderte sie todernst und
dann kringelten sich die drei vor Lachen. Dieser Satz von Hermine, eine Bemerkung von ihr aus dem ersten Jahr in Hogwarts, nach einem gefährlichen Abenteuer der drei, brachte sie immer wieder zum Lachen
„Klasse, Hermine, echt toll“, rief Harry und rang nach Luft.

Nach einigen Minuten hatten sie sich beruhigt und Ron stand auf.
„Ich nehme ein Bad“, meinte er, „im Badezimmer der Präfekten, das Passwort war: „Pine Fresh?“ Hermine nickte zustimmend.
„Pass auf die „Moaning Myrtle“ auf“, rief sie ihm nach.
„Hermine, woher kanntest du Fawkes? Ich dachte du wärest nie in Dumbledores Turmzimmer gewesen?“, fragte Harry ernst.
„Doch, seit unserem dritten Schuljahr hat Dumbledore mich immer am ersten Schultag zu einer Tasse Tee eingeladen, daher kannte ich Fawkes“, erwiderte sie leise.
Etwas erstaunt blickte er sie an.
„Dich hat Er zum Tee eingeladen? Warum?“, wollte er neugierig wissen.
„Es war so“, antwortete sie langsam und suchte nach den richtigen Worten, „Er hat mich gebeten, ein wenig auf dich aufzupassen.“
Harry zog die Augenbrauen hoch und auf seiner Stirn bildeten sich Falten.
„Er hat mir nicht vertaut?“, fragte er lauernd, aber sie machte eine wegwerfende Handbewegung.
„Er hat dir voll und ganz vertraut, Harry“, erwiderte sie beruhigend, „nein, das war nicht der Anlass. Er wollte dich vor allen möglichen Gefahren geschützt wissen.“
Nachdenklich blickte er sie an und schüttelte ratlos den Kopf.
„Kannst du vielleicht ein wenig ins Detail gehen?“, fragte er leise, „bitte, sei so lieb, Hermine.“
„Okay, als Sirius dir den neuen Besen geschickt hat und keiner wusste von wem er kam, habe ich Dumbledore informiert. Damit er untersucht wurde, bevor du zum ersten Mal auf ihm fliegen konntest“, erklärte sie vorsichtig.
Erinnernd schaute er Hermine durchdringend an und lachte dann.
„Ich hätte dir damals fast die Freundschaft gekündigt“, erwiderte er ernst, „obwohl du, wie ich später erkannt habe, vollkommen Recht hattest. Bitte erzähl weiter Hermine.“
Seufzend setzte sie sich so hin, dass sie ihn ansehen konnte, ohne den Kopf zu verdrehen.
„Im vierten Jahr bat er mich…“, druckste sie herum, „mit dir keine Beziehung einzugehen, darum hat er mich die beiden letzten Jahre auch gebeten.“
Urplötzlich stand Harry auf und lief im Gemeinschaftsraum hin und her.
„Zu der Zeit hatte ich kein Verlangen, mit dir ein Verhältnis anzufangen“, meinte er aufgebracht.
Mitfühlend sah sie ihn an und nickte.
„Du nicht, Harry, du nicht“, erwiderte sie leise.
„Willst du damit sagen, dass du mich gefragt hättest?“, wollte er wissen.
Hermine sah zu Boden und nickte, Harry blieb wie angewurzelt stehen und pfiff leise durch die Zähne.
„Ich war knapp davor, dich zum Weihnachtsball einzuladen“, flüsterte sie und sah ihn durchdringend an, „Dumbledore und Cho waren mir da egal, aber dann hat mich Victor gefragt und ich habe den Dingen ihren Lauf gelassen.“
Hermine stand auf und trat zu ihm.
„Erinnerst du dich an die zweite Stunde vom DA Kurs?“, fragte sie und nahm seine Hand, „du kamst später zurück und Ron fragte dich, ob du Cho geküsst hättest.“
Ernst blickte er seine Freundin an und nickte dann.
„Er fragte mich, wie der Kuss gewesen wäre“, erwiderte er dann lächelnd, „und ich sagte: nass.“
„Ja“, fuhr Hermine fort, „und Ron meinte, dass du vielleicht schlecht küsst und du Hornochse hast auch noch genickt.“
Zart schlang sie ihre Arme um seinen Hals.
„Fast wäre ich aufgesprungen, um dich zu küssen und dir zu zeigen, dass du falsch liegst, aber ich hatte es Dumbledore versprochen“, flüsterte sie ihm ins Ohr.
Langsam ließ sie ihre Arme sinken, seufzte und setzte sich wieder.
„Dumbledore hatte die gleiche Ansicht wie du, jede Beziehung in unserem Trio schädigt das Trio und ihr beide hattet Recht“, fuhr sie fort.
Er war stehen geblieben und musterte sie neugierig.
„Gibt es eventuell noch andere Geheimnisse, außer den Besuchen bei Dumbledore?“, fragte er mit vorwurfsvoller Stimme.
Unschuldig zuckte sie mit ihren Schultern.
„Das mit Dumbledore ist mir eingefallen, als ich die Stange gesehen habe, auf der Fawkes immer saß“, erwiderte sie und blickte ihn dann herausfordernd an, „und was ist mit deinen Geheimnissen?“
„Ich habe keine Geheimnisse vor dir, Hermine“, erwiderte er ehrlich, „ich glaube, dass du der Mensch bist, der am meisten über mich weiß, und ich habe absolutes Vertrauen zu dir. Mir fällt im Moment nichts ein, was ich dir mit Absicht verschwiegen hätte.“
Nachdenklich nickte sie und lächelte ihn dann an.

2.

Gegen Abend machten sich die drei auf den Weg in die Große Halle. Die Türen standen offen, sie betraten den Saal und blieben überrascht stehen. Der Raum war fast leer. Nur die Tische und Stühle für die Lehrer standen an ihrem gewohnten Platz. Professor McGonagall saß auf dem Stuhl des Schulleiters, rechts von ihr saß Hagrid und Mister Filch saß am linken Ende der Tafel. Die drei begrüßten den Hausmeister, der ihnen während des ganzen Abendessens teils lauernde, teils ehrfürchtige Blicke zuwarf. Sie nahmen links von Professor McGonagall Platz.
„Hagrid gibt uns heute die Ehre, zur Feier des Tages, mit uns zu speisen“, erklärte die Schulleiterin und nickte Hagrid lächelnd zu.
Es wurde ein lustiges Abendessen, da auch die Schulleiterin des Öfteren lachte und selbst einige Anekdoten zum Besten gab. Als es dunkel wurde, wünschten die drei Freunde den anderen eine gute Nacht und kehrten in ihren Gemeinschaftsraum zurück. Harry ging in seinen Schlafraum und kam mit Pergament, Feder und Tinte zurück.
„Wie sollen wir vorgehen?“, fragte er die beiden anderen.
„Die Bücherei wird in den nächsten Tagen mein Zuhause, vielleicht finde ich da einige Hinweise“, erwiderte sie nach einigen Momenten des Nachdenkens.
„Okay, das ist gut, dann werden Ron und ich damit beginnen, systematisch die Schule zu durchsuchen“, erwiderte Harry entschlossen.
Die bekannten Horkruxe schrieb er auf ein Stück Pergament.
Der Pokal, die Schlange, Voldemort selbst und zwei große Fragezeichen. Eins für das falsche Medaillon und eins für den unbekannten Horkrux. Sie diskutierten noch einige Zeit, wo sie die Suche beginnen sollten, als Hermine vernehmlich gähnte.
„Gute Nacht, ihr zwei, ich bin hundemüde“, meinte sie lächelnd, stand auf und ging die Treppe zum Mädchenschlafsaal hoch.
„Gute Nacht, Hermine“, riefen ihr die Jungs hinterher.

Nach dem Frühstück am nächsten Morgen, setzten sich die drei noch einmal im Gemeinschaftsraum zusammen.
„Meiner Meinung nach, gibt es zurzeit keinen sichereren Ort als Hogwarts. Aber das Böse konnte auch hier eindringen. Seid deshalb bitte immer wachsam“, bat Harry eindringlich und schaute seine Freunde nacheinander ernst an.
„Ihr beginnt im Pokalzimmer?“, fragte sie und Harry bejahte.
„Gut, ich bin dann in der Bibliothek.“
Harry und Ron verließen nach Hermine den Gemeinschaftsraum und gingen in den dritten Stock zum Pokalzimmer. Nachdem sie die Tür geöffnet hatten, schlenderten sie einmal langsam durch den Raum um sich zu orientieren.
„Früher ist mir der Raum viel kleiner vorgekommen, das müssen ja Tausende sein“, meinte Ron kleinlaut und deutete kopfschüttelnd auf die Auszeichnungen.
Pokale, Schalen, Plaketten und Figuren standen eng gedrängt in Holzregalen und Glasvitrinen. Harry stöhnte bei dem Anblick auf.
„Also los, fangen wir an“, meinte er lustlos.
Bei dem Regal links von der Tür begannen sie. Ron holte eine kleine Leiter, die im Nebenraum stand und gab Harry eine Schale aus der obersten Reihe. Dieser untersuchte die Schale genau und hielt das Sneakoskop daran. Da es nicht reagierte, gab er Ron die Schale zurück.
„Das nächsten Stück, bitte“, rief er.
Die Jungs brauchten vierzehn Tage, um alle Gegenstände Im Pokalzimmer zu untersuchen. Währenddessen hatte Hermine ihr Pensum in der Bibliothek geschafft. Aber ihre Augen waren blutunterlaufen und sie gähnte ständig.
„Früher war ich gerne in der Bibliothek, aber jetzt kommt es mir so vor, als könne ich auf Jahre keine Bücher mehr sehen“, meinte sie erschöpft, hatte aber einige Rollen Pergament mitgebracht.
„Ein wenig habe ich doch herausgefunden“, fuhr sie fort, „also, Aberforth war hier Lehrer für Zaubertränke von 1934 bis 1944, Tom Riddle war Schüler von 1936 bis 1942, genau wie Robert Anton Better. Better war ein sehr guter Schüler, besser als Riddle, aber es war nichts vermerkt, was Better nach seiner Schulzeit gemacht hat.“
Sie kramte in ihren Pergamentrollen
„Immerhin haben wir seine damalige Heimatadresse, seine Eltern waren beide Zauberer“, erklärte sie den Jungs.
„Da könnten wir ansetzten, das wäre einen Versuch wert. Vorab sollten wir Rons Vater einen Brief schicken und ihn bitten, im Ministerium Nachforschungen nach Better anzustellen. Eventuell wissen die etwas“, meinte Harry erfreut.
„Ich mache das, nach dem Abendessen schreibe ich ihm einen Brief“, erklärte Ron.
„Zu den Horkruxen. Die Schlange wurde Anfang 1941 gestohlen, der Pokal im Juni 1941. Alle Jahrbücher von 1940 bis 1942 habe ich durchgearbeitet, um weitere entwendete Gegenstände zu finden. Das einzige, was zu Voldemort passen würde, war die Entwendung einer goldenen Schatulle im Februar 1942“, fuhr Hermine fort.
„Die Schatulle könnte auch jemand anderes entwendet haben“, meinte Harry nachdenklich und sie gab ihm Recht.
„Ja, und das ist ein Problem. Meine Hoffnung ist, auch Hinweise auf die anderen Horkruxe zu erhalten, sollten wir hier einen finden“, rief sie und schaute die beiden Freunde fragend an.
Unentschlossen wiegte Ron seinen Kopf hin und her, Harry nahm einen tiefen Atemzug und nickte dann zustimmend.
„Morgen nehmen wir eine Auszeit und statten Hogsmeade einen Besuch ab, einverstanden?“ fragte er lächelnd.
Die angesprochenen lachten und Hermine schaute auf ihre Uhr.
„Abendessen“, rief sie und erhob sich.
Nach dem Essen schlenderten sie zurück in den Gemeinschaftsraum und Ron schrieb den Brief an seinen Vater.
„Ich gehe noch eben rüber zur Eulerei, dann ist der Brief schon mal unterwegs“, meinte Ron im Aufstehen, „soll ich Hedwig nehmen?“
Harry bejahte, Ron verließ den Raum und Hermine gähnte herzhaft.
„Ich muss ins Bett, Gute Nacht, Harry“, flüsterte sie und erhob sich.
Traurig blickte Harry sie an.
„Gute Nacht, liebe Hermine“, rief er ihr leise nach, als sie die Stufen heraufging.
Eine Kusshand warf sie ihm noch zu, als sie sich kurz umdrehte. Verträumt schaute er ihr nach und ließ seinen Gedanken freien Lauf. Es waren sehr angenehme Gedanken über eine Zeit nach Voldemort und Harry lächelte leise. Seine Träumerei wurde abrupt durch Ron unterbrochen.
„Ist Hermine schon im Bett?“, fragte er, „ich hätte noch gerne eine Partie Karten gespielt.“
„Sie ist eben hinaufgegangen und ich werde heute auch nicht alt“, gähnte Harry.

Am nächsten Morgen wartete er im Aufenthaltsraum auf Hermine und sie gingen zusammen zum Frühstück. Ron ließen sie noch schlafen. Nachdem sie sich gestärkt hatten, schlenderten sie in die Empfangshalle.
„Hast du Lust auf einen Spaziergang um den See, Hermine?“, fragte er und sie lächelte ihn liebevoll an.
„Mit dir immer, Harry“, antwortete sie sanft und langsam gingen sie zum Seeufer hinunter. Nachdem sie ihren Spaziergang beendet hatten, fanden sie Ron noch beim Frühstück in der großen Halle vor. Sie setzten sich zu ihm und tranken noch eine Tasse Tee mit ihm. Harry informierte Professor McGonagall, dass sie den Tag Hogsmeade verbringen würden und machten sich dann auf den Weg.
Ihre erste Anlaufstelle war der Laden von Fred und George Weasley. Es gab ein großes Hallo als sie den Laden betraten. Fred machte einen ausgedehnten Rundgang mit ihnen und erläuterte, was sie noch ins Sortiment genommen hatten.
„Schreibwaren“, rief er und zeigte ihnen einen Nebenraum, gefüllt mit allen Variationen von Federn und Federhaltern, Pergament, Farbe, Tinte und was sonst noch alles in Hogwarts gebraucht wurde.
„Kleidung, das war deine Idee Hermine“, fuhr er fort und sie betraten einen Raum, in dem in hohen Regalen und auf zwei langen Kleiderstangen die Kleidungsstücke lagen und hingen, die zur Grundausstattung eines Hogwartschülers gehörten.
Die größte Fläche des Geschäfts nahm aber immer noch die Abteilung Zauberzubehör und Scherzartikel ein.
Da im Moment keine Kunden anwesend waren, schlossen Fred und George den Laden und
gingen mit den dreien auf ein Butterbier in die Kneipe „Three Broomsticks“. Kurz erzählte Harry, wie es ihnen in den vergangenen Wochen ergangen war und fragte dann direkt nach dem Laden von „Borgin and Burks“.
„Ihr werdet es nicht glauben“, erwiderte George, „der Laden ist zu und Borgin ist weg.“
Ungläubig schüttelte Harry den Kopf und sah seine Freunde an.
„Mist, ich hatte die Hoffnung, dort weiterzukommen“, rief er laut.
„Das war ein Schuss in den Ofen“, meinte Hermine genervt, „wisst ihr sonst etwas neues?“
„Nein“, erwiderte Fred bedauernd, „aber da keine Schüler hier sind, ist auch im Geschäft nichts los und wir bekommen kaum etwas mit.“
„Hogwarts öffnet wieder?“, fragte George hoffnungsvoll, „sonst können wir den Laden vergessen.“
„Die Schulleiterin hat es so gesagt. Am ersten Oktober“, erwiderte Ron fest.
Harry stand auf, um noch Getränke zu holen.
„Bring mir bitte einen Rumpunsch mit, ich mag im Moment kein Butterbier mehr“, bat Hermine ihn lächelnd.
Geschmeichelt nickte Harry und ging zum Tresen.
„Rumpunsch, Hermine, du kannst doch jetzt nicht einfach Rumpunsch trinken“, rief Ron aufgebracht und sie musterte ihn, als hätte sie einen Fünfjährigen mit Hirnschaden vor sich.
Fred und George tauschten einen Blick aus und lachten.
„Ja ja, hier den Präfekten spielen und im geheimen Feuerwhiskey trinken“, rief Fred und Ron wurde rot bis zu den Haarspitzen.
Als Harry zurückkam, verteilte er die Getränke.
„Danke, Harry“, sagte Hermine und lächelte ihn an, als er ihr das Glas Punsch hinstellte, „Ron hätte gerne ein Glas Feuerwhiskey.“
Der angesprochene warf ihr einen wütenden Blick zu.
„Selbstbedienung“, meinte Harry leichthin, „soll er Madame Rosmerta fragen.“
Ihr Freund murmelte etwas durch seine zusammengebissenen Zähne, dass die Zwillinge erneut in Lachen ausbrechen ließ. Hermine und Harry sahen sich an, prusteten los und Ron stand schnell auf und verließ das Lokal. Seine Brüder sahen sich verwundert an.
„Er muss noch viel ruhiger werden“, meinte Fred, „warum nimmt er sich kein Beispiel an dir, Harry?“
Der angesprochene zuckte verlegen mit den Schultern.
„Ich weiß es nicht“, erwiderte er, „ich habe es ihm schon des Öfteren gesagt.“

Die vier verbrachten noch einige angenehme Stunden in dem Lokal und erzählten Geschichten aus der Schulzeit. Kurz nach Mittag verabschiedeten sich Hermine und Harry, sie versprachen den Zwillingen sich baldmöglichst wiederzutreffen und verließen die beiden.
„Ich habe noch keine Lust zurück ins Schloss zu gehen“, meinte Harry, „machen wir einen Spaziergang zum See?“
Ihr zustimmendes Lachen erwärmte sein Herz.
„Du brauchst mich nicht zu fragen, Harry, ich gehe immer mit dir.“
Gemeinsam verließen sie Hogsmeade und schlugen den Weg zum See ein.
„Das war mal wieder eine typische Ron Reaktion, er ist zwar älter als wir, Harry, aber sein Gehirn hat die Wachstumstätigkeit im Alter von zwölf Jahren eingestellt“, erklärte sie aufgebracht.
Zuerst lachte er, wurde aber dann nachdenklich.
„Was ist los, Harry“, fragte sie vorsichtig, er war stehen geblieben und blickte sie an.
„Mir ist etwas eingefallen. Tonks hat fast genau die gleiche Formulierung wie du über Ron gebraucht“, erwiderte er langsam.
„Wann hat sie das denn gesagt?“, fragte sie verblüfft.
„Während unserer ersten Woche am Grimmauld Place“, antwortete er, „hatte ich ein Gespräch mit Tonks über dich und…“, seine Stimme verebbte.
„Sprich doch bitte weiter, Harry“, bat sie drängend.
Betreten sah er sie an und langsam setzten sie ihren Spaziergang um den See fort.
„Tonks hatte mich gefragt, wieso wir beide nicht zusammen wären“, berichtete Harry langsam, „ich sagte ihr, dass ich mit Ginny zusammen sei. Sie war damals der Meinung, dass wir beide zusammengehören.“
Hermine nahm seine Hand und streichelte sie.
„Ich habe ihr dann erzählt“, fuhr Harry fort, „dass Ron dich gefragt hatte, ob du seine Freundin werden wolltest. Daraufhin hat Tonks in etwa diesen Satz gesagt.“
Nachdenklich nickend stimmte sie zu.
„Damals hätte ich fast zugestimmt“, erzählte sie stockend, „als Ron mit der Vergiftung im Krankenflügel lag. Er tat mir so leid und ich habe ihm fast alles geglaubt.“
Ein paar Sekunden schwieg sie.
„Und du“, sie stieß ihn hart vor die Schulter und ihre Stimme bebte, „du warst nicht da. Entweder bei Dumbledore, oder auf der Jagd nach Malfoy.“
Seine Augen niederschlagend nickte er kaum merklich.
„Es stimmt, ich hatte zuwenig Zeit für meine Freunde und das war schlecht“, erwiderte er schuldbewusst und sah sie offen an.
„Kannst du mir bitte verzeihen, Hermine. Ich brauchte mir nur einmal an die Stirn zu fassen, oder unglücklich zu schauen, dann warst du für mich da, aber als du in einer richtigen Zwickmühle gesteckt hast, habe ich es nicht gemerkt“, fuhr er zerknirscht fort.
Ernst erwiderte sie seinen Blick und Harry konnte sich ungefähr vorstellen, wie sie sich zu dieser Zeit gefühlt haben musste.
„Das ist vorbei, Harry, wir zwei sind jetzt zusammen, das ist alles was zählt“, erwiderte sie endgültig.
Mit glänzenden Augen schauten sie sich an.
„Ja, Merlin sei Dank. Aber wir dürfen nicht zusammen sein“, erwiderte er traurig.
Wütend stampfte sie mit dem Fuß auf.
„Ich hoffe nur“, meinte sie ein paar Minuten später, „dass Ron mir keinen Heiratsantrag macht.“
Amüsiert blickte er sie an.
„Ich würde ihm das zutrauen“, meinte sie ernst.
Nachdem sie den See zweimal umrundet hatten, gingen sie zum Kaffeetrinken zurück ins Schloss. Ron war nicht in der großen Halle, sie fanden ihn später im Gemeinschaftsraum, wo er in seinem Lieblingssessel lag und schnarchte. Hermine und Harry machten einen Plan für die nächsten Tage und mit einem Gähnen wachte ihr Freund auf.
„Ihr seid zurück, dann können wir Karten spielen“, rief er fröhlich.
So spielten sie bis tief in die Nacht Uno und unterbrachen nur zum Abendessen.

3.

Die nächsten vier Wochen verliefen für das Trio absolut eintönig. Sie durchsuchten jeden Raum penibel genau, prüften jede Wandverkleidung, jeden Wandvorsprung und jedes lose Brett im Fußboden. Alle Lehrerzimmer hatten sie durchsucht, besonders genau Snapes Büro im Keller und die Türme bis unter das Dach, alles ohne Erfolg. Am Anfang kam ihnen oft der Hausmeister, Mister Filch, in die Quere und er versuchte unter fadenscheinigen Argumenten herauszufinden, was die Freunde so trieben. Vordergründig behandelten sie Ihn mit größtem Respekt, hinter seinem Rücken schmunzelten sie dann und nach einigen Wochen gab Mister Filch seine Überwachung auf.
Die einzigste Abwechslung in dieser Zeit war Hermines Geburtstag. Die Jungs hatten sich an einem Tag, als Hermine noch in der Bibliothek war, nach Hogsmeade aufgemacht, um Geburtstagsgeschenke für sie zu kaufen.
Ganz normal begannen sie den 19. September, Hermines Geburtstag, wie die vergangenen Tage auch, abgesehen davon, dass ihnen Hermine ab und zu einen Blick mit zusammengezogenen Augenbrauen zuwarf. Die Jungs ignorierten das einfach.
Am Nachmittag bugsierte Harry Hermine unter einem Vorwand in den Gemeinschaftsraum. Als sie den Raum betrat, blieb sie plötzlich wie angewurzelt stehen. Die Hauselfen hatten den ganzen Raum geschmückt und auch jede Menge Leckereien aufgefahren. Professor Mc Gonagall, Hagrid, Mister Filch, Madame Pomfroy, die Krankenschwester, Miss Pince und Professor Binns waren zum Gratulieren erschienen. Es wurde ein schöner, lustiger Nachmittag und Hermine freute sich über die Geschenke. Harry hatte ihr einen versilberten Federhalter geschenkt und Ron das passende Tintenfass dazu. Sie umarmte ihre beiden Freunde fest mit Tränen in den Augen.
„Ich dachte schon, ihr hättet es vergessen“, meinte sie leise und ihre Freunde lachten.

„Das sollte doch eine Überraschung werden“, rief Ron und schlug ihr leicht auf den Rücken.
Zur Abendbrotzeit verabschiedeten sich die anderen und ließen die drei Freunde im Gemeinschaftsraum zurück. Da sie alle dem Kuchen und den anderen Leckereien nicht hatten wiederstehen können, war ihnen das Verlangen auf das Abendessen vergangen. So spielten sie noch Karten und als es draußen dunkel wurde, ging Hermine zu Bett. Kurz darauf gähnte auch Ron und ging in den Schlafsaal.
„Du bleibst noch auf?“, fragte er Harry.
„Ja, ich bin noch nicht müde“, antwortete dieser.
Er nahm sich noch ein Stück Stachelbeerkuchen und machte es sich in seinem Lieblingssessel bequem. Mit Wehmut dachte er an die vielen Stunden, die er im Verlauf der vergangenen Jahre hier in diesem Raum verbracht hatte. Meist waren es schöne Erinnerungen, denn selten herrschte schlechte Stimmung im Gemeinschaftsraum. Plötzlich erschien ihm ihr Bild vor Augen.
„Hermine, geliebte Hermine“, flüsterte er träumerisch.
„Ja, Harry“, antwortete eine leise Stimme und sein Kopf fuhr herum.
Sie stand auf den oberen Stufen zum Mädchenschlafraum, hatte einen dunkelblauen Herrenschlafanzug an und ihre Haare fielen in leichten Wellen über ihre Schultern und den Rücken.
„Was ist denn, Harry?“
„Hermine, entschuldige bitte, ich habe deinen Namen geflüstert, es tut mir leid, das ich dich geweckt habe“, meinte er und sah sie lächelnd an, „du siehst einfach traumhaft aus.“
Hermine kam die restlichen Stufen herunter und wurde leicht rot.
„Ich habe noch nicht geschlafen, warum hast du denn meinen Namen gesagt?“, fragte sie mit einem Lächeln und stellte sich hinter seinen Sessel.
„Ich musste an dich denken und plötzlich hatte ich dein Bild vor Augen.“
Leicht legte sie ihre Hand auf seine Schulter und ein wohliger Schauer durchlief seinen Körper. Er drehte sich um und schaute sie an.
„Ich würde gerne mit dir zusammen einen Spaziergang im Mondlicht machen, Hermine“, flüsterte er und legte seine Hand auf ihre.
Verliebt sah sie ihn mit glänzenden Augen an und lachte leise.
„Wartest du, bis ich mich umgezogen habe?“
„Von mir aus kannst du so gehen“, rief er ihr leise nach und sie drehte sich auf der Treppe um.
„Schafskopf“, meinte sie sanft und lächelte ihn an.
Nach drei Minuten war sie wieder da, jetzt mit Jeans und einem Rollkragenpullover passend für einen Spaziergang angezogen. Ihre Haare trug sie weiterhin offen.
„Ich meinte herausgehört zu haben, dass du es magst, wenn ich meine Haare offen trage.“
„Ja“, stimmte er zu, „ich hätte es gerne, wenn du sie immer so tragen würdest, aber ich kann mir auch vorstellen, dass sie dich manchmal stören.“
Wortlos nahm sie seine Hand. Gemeinsam verließen sie den Gemeinschaftsraum, gingen durch das stille Treppenhaus nach unten und standen kurz danach vor dem Schloss.
„Eine Runde um den See?“, fragte er.
„Harry, frag mich doch nicht immer“, meinte sie lachend und zog ihn weiter.
Es war erst einige Tage nach Vollmond, keine Wolke war am Himmel und eine laue Brise strich über den See.
„Was hat dich denn auf die Idee gebracht, mich zu einem Mondscheinspaziergang einzuladen, Harry?“, fragte sie nachdem sie schweigend einige Minuten gegangen waren.
„Heute ist dein Geburtstag, Hermine, ich glaube, dass es dir gefällt, wenn dieser Tag romantisch ausklingt“, seine Stimme war sanft, aber auch ernst.
Neugierig musterte sie ihn von der Seite.
„Ich glaube es nicht, du wirst wirklich romantisch“, flüsterte sie perplex.
„Nur bei dir, Hermine“, meinte er unsicher, „oder möchtest du lieber keinen Spaziergang mit mir machen?“
Statt einer Antwort lachte sie, nahm seine Hand und er räusperte sich verlegen.
„Ich wollte dir auch noch etwas geben“, fuhr er fort, „ohne dass es die anderen sehen.“
Er blieb stehen und zog ein schmales Etui aus seiner Tasche.
„Herzlichen Glückwunsch, Hermine“, sagte er feierlich und überreichte ihr das Etui.
Reichlich verdattert sah sie ihn an.
„Du hast mir mein Geschenk doch schon gegeben, das kann ich nicht annehmen“, meinte sie verblüfft und zart legte er seine Hände auf ihre Schultern.
„Ich bitte dich, Hermine, es bedeutet mir sehr viel, dass du es annimmst.“
Tief sah sie ihm in die Augen, erblickte dort seine stumme Bitte und Tränen, die ihm langsam die Wangen herunter liefen.
„Mein Gott, Harry“, wisperte sie betroffen und legte eine Hand auf seine Wange.
„Es hat meiner Mutter gehört und ich möchte, dass du es jetzt trägst. Ich kann es mir an keiner anderen Frau vorstellen, nur an dir, Hermine“, seine Stimme bebte.
Langsam nahm sie die Hand von seiner Wange und öffnete dann vorsichtig das Etui. An einer feingliedrigen Weißgoldkette hing ein herzförmiger Anhänger, auch aus Weißgold, sehr schlicht gearbeitet und mit einem eingelassenen Diamanten auf der Vorderseite. Mit angehaltenem Atem nahm Hermine den Anhänger heraus. Als sie mit dem Finger darüber strich, klappte das Herz auf und zwei kleine Bilder wurden sichtbar. Links Harry und rechts Hermine. Ihre Beine waren wie aus Gummi, sie musste sich auf den Boden setzen, um nicht hinzufallen. Mehrmals atmete sie tief durch, damit das Schwindelgefühl wich. Er hatte sich neben sie auf den Boden gesetzt und ihre Hand genommen. Mit der anderen Hand hielt sie den Anhänger fest umklammert. Ihr Herz hämmerte und in ihren Ohren rauschte es. Mit Tränen in den Augen sah sie ihn an, schloss den Anhänger mit einer Hand und gab ihn Harry zurück.
„Legst du ihn mir bitte an“, bat sie mit brüchiger Stimme.
Er sprang auf und zog sie vorsichtig hoch. Mit einer Hand hielt sie sich die Haare hoch, damit Harry den Verschluss in ihrem Nacken schließen konnte.
„Danke“, flüsterte sie und ihre Stimme kippte.
Die folgende Umarmung war so fest, dass sie meinten, ihre Rippen knacken zu hören. Er küsste ihr die Tränen von den Wangen und fand dabei ihren Mund. Die nächsten Minuten standen sie einfach da und küssten sich langsam und hingebungsvoll.
Mein Gott, dachte Hermine, ich schwebe. Hitzewellen durchliefen ihren Körper und sie zitterte, ohne es zu merken. Noch nie hatte sie so intensive Empfindungen für einen Menschen gehabt, wie bei diesem Kuss mit Harry. Taumelnd drängten sie sich aneinander und Hermine bemerkte, dass die Küsse auch an Harry ihre Wirkung zeigten.
Schwer atmend trennten sie sich. Er war auch nicht mehr Herr seiner Sinne und schwankte leicht. Sein Herz schlug schmerzhaft in seiner Brust und er konnte keinen klaren Gedanken fassen.
„Hermine“, flüsterte er, sein Atem kam stoßweise, „Hermine ich…“
Wieder wollte er sie wieder umarmen, aber sie hielt ihn mit ausgestrecktem Arm auf Distanz und schüttelte verneinend den Kopf.
„Nein, Harry“, rief sie, „nicht weiter, es geht nicht. Wenn wir jetzt weiter machen, wird alles andere unwichtig und wir werden unaufmerksam.“
Er wusste dass sie Recht hatte, aber die Versuchung war riesengroß.
„Du hast Recht“, stammelte er leise, „aber hast du so etwas wie eben schon mal erlebt?“
„Nein, noch nie und ich glaube, du auch nicht“, stimmte sie atemlos zu.
„Nein, Hermine, das war….absolut unglaublich“, meinte er stockend und sein starrer Blick fixierte sie einige Momente.
Glücklich lächelte sie, er nahm ihre Hand und sie setzten ihren Spaziergang fort.
„Du, darf ich dir etwas sagen?“, fragte er nach einer Weile leise.
Aufmunternd nickte sie ihm zu.
„Hermine Granger, ich liebe dich“, flüsterte er leise.
Abrupt blieb sie stehen und nahm sein Gesicht in ihre Hände.
„Und ich liebe dich, Harry Potter, schon seit langer Zeit“, erwiderte sie liebevoll und küsste ihn kurz.
„Seit wann“, fragte er neugierig.
Lachend nahm Hermine seine Hand und sie gingen weiter.
„Bewusst geworden ist es mir in unseren vierten Schuljahr“, erläuterte sie leise, „in der Nacht vor deinem Kampf gegen den Drachen. An Schlaf war nicht zu denken und ein Gedanke ging mir immer wieder durch den Kopf, „Was ist wenn Harry stirbt?“ Ich habe allein bei dem Gedanken geheult wie ein Schlosshund und fand nur eine Antwort. Mein Leben ohne Harry Potter wäre sinnlos.“
„Aber du hast mir nichts gesagt“, erwiderte er verblüfft, „wenn du etwas gesagt hättest, wäre ich vielleicht…“
„Nein, Harry“, schnitt sie ihm das Wort ab, „du musstest schon selbst darauf kommen. Glaub mir, ich war kurz davor es dir zu sagen, aber ich habe es Dumbledore versprochen und daran habe ich mich gehalten, obwohl es mir schwer fiel.“
„Ich habe es dir nicht gerade leicht gemacht“, sagte er bedauernd.
„Harry, entschuldige dich nicht“, bat sie und lachte, „ich hatte mal ein längeres Gespräch mit Cho, Anfang des fünften Schuljahres, sie meinte, du wärest immer so abwesend wenn ihr zusammen wärt, so als wäre immer noch jemand zwischen euch. Das war meine Hoffnung, Harry, daran habe ich mich festgehalten.“
„Wie immer hast du Recht gehabt, Hermine“, meinte er bewundernd und sie gingen langsam zum Schloss zurück.

Auf dem Astronomieturm nahm Professor McGonagall ihr Auge vom Teleskop. Sie hatte das Sternbild der Fische beobachten wollen, wurde jedoch von zwei Spaziergängern am See davon abgehalten, die im Mondlicht gut zu sehen waren.
„Das wurde auch langsam Zeit, Mister Potter“, war ihr einziger Kommentar, aber ein zufriedenes Lächeln umspielte Ihre Lippen.

Nach den vier Wochen saßen sie am Abend im Aufenthaltsraum zusammen, ziemlich müde und desillusioniert.
„Vier Wochen, und nicht der kleinste Hinweis“, rief Ron frustriert und seine Freunde stimmten ihm traurig zu.
„Also, was ist die Schlussfolgerung? Die Horkruxe sind nicht hier. Du warst auf dem Holzweg Hermine“, fuhr Ron sarkastisch fort.
Früher hätte so eine Bemerkung Hermine sofort auf die Palme gebracht, aber sie blieb ruhig und Harry bedachte sie mit einem bewundernden Blick.
„Nicht so schnell, Ron, wir haben noch die Kammer des Schreckens“, erwiderte Harry bedächtig.
„Natürlich, Harry“, rief sie enthusiastisch und schlug sich mit der Hand vor die Stirn, „da hätten wir auch früher dran denken können.“
Dann runzelte sie die Stirn und dachte scharf nach.
„Was ist mit Dumbledors Büro? Ich glaube, Voldemort konnte sich überall in Hogwarts bewegen?“, fragte sie langsam.
„Teufel auch, Hermine“, rief Harry begeistert, „ich glaube, da hast du Recht.“
Ron schaute die beiden mit wachsendem Entsetzten an.
„Ihr wollt da runter?“, stammelte er, „Harry, weißt du denn nicht mehr…“
„Ron“, schnitt er ihm das Wort ab, „natürlich müssen wir da runter, woher sollen wir denn sonst die Gewissheit haben, das da unten nichts ist?“
Der Rothaarige wurde weiß im Gesicht, aber da er damals gar nicht direkt mit in der Kammer gewesen war, wunderte sich Harry über seine Reaktion.
„Was ist los Ron? Du warst doch damals gar nicht mit in der Kammer, du hast den Basilisk doch gar nicht gesehen?“, fragte er leise.
„Nein, aber ich habe alles gehört und wenn ich heute daran zurückdenke, wird mir immer noch speiübel“, stimmte sein Freund ihm zu.
Harry grinste und warf Hermine einen schnellen Blick zu, die daraufhin die Augen verdrehte.
„Ich sage Professor McGonagall Bescheid“, erklärte sie, verließ den Gemeinschaftsraum und Harry versuchte unterdessen Ron zu beruhigen.
„Sieh mal, vielleicht ist da unten überhaupt nichts. Sorgen können wir uns dann machen, wenn wir auf etwas stoßen“, erklärte er eindringlich.
Zögernd nickte der angesprochene und atmete tief ein. Hermine kam zurück, gab Ron einen Brief und warf sich in Ihren Sessel.
„Alles klar, wenn wir die Kammer hinter uns haben, werden wir Professor McGonagalls Büro untersuchen“, meinte sie schmunzelnd.
„Wenn, wenn“, meinte Ron dunkel, öffnete den Brief und las.
„Er ist von Vater, Betters Adresse scheint noch zu stimmen, aber das ist auch die einzige Information, die das Ministerium hat.“
Die beiden anderen nickten und wandten sich wieder der Kammer des Schreckens zu.
„Wie würdest du vorgehen, Hermine? Du hattest den Plan damals doch bestimmt schon ausgearbeitet?“, fragte Harry neugierig.
Lachend schaute sie die Jungs an. Sie war damals dem Basilisk viel näher auf der Spur gewesen als ihre Freunde, sie hatte die Riesenschlange durch einen Spiegel gesehen und wurde versteinert.
„Ja, jeder Mensch, der dem Basilisk ins Auge sieht, ist auf der Stelle tot“, erwiderte sie nachdenklich und erinnerte sich an ihre damaligen Nachforschungen.
„Ich hatte mir schon einen Zauber ausgesucht“, fuhr sie fort, „der uns vor seinen Blicken schützt. Bevor ich euch informieren konnte, hörte ich den Basilisk hinter mir. Ich war in der Mädchentoilette und konnte nicht fliehen, deshalb schaute ich in meinen Taschenspiegel. Besser versteinert als tot, habe ich mir gedacht.“
„Ja, ja, besonders, weil du wusstest, dass die Alraunen zur Herstellung des Gegenmittels bald reif zur Ernte waren. Du wusstest, dass deine Genesung nur ein paar Tage dauern würde“, antwortete Harry gedehnt und warf ihr einen wissenden Blick zu.
Zuerst blickte sie wütend zurück, dann lächelte sie und zwinkerte ihm zu.
„Okay, wenn wir unten sind, entscheiden wir, ob wir den Zauber verwenden und wie wir weiter vorgehen“, erläuterte sie den beiden entschlossen.
„Wie sollen wir wieder rauskommen? Damals hat uns der Phönix rausgeholt, ich glaube nicht, dass wir die Röhre hochsteigen können?“, fragte Ron vorsichtig.
„Entweder ein Seil“, antwortete Hermine, „oder wir nehmen unsere Besen, einverstanden?“
Nach kurzem Nachdenken waren ihre Freunde einverstanden.
„Ich glaube, wir sollten Hagrid Bescheid sagen“, meinte Harry.
„Vergiss es, der ist noch bis Ende der Woche in Frankreich“, erwiderte Ron.
„So. Genug palavert. Karten auf den Tisch, jetzt wird gezockt“, rief Hermine und sprang auf.
Die Jungs sahen sich an und lachten und ein paar Augenblicke später fiel Hermine mit ein.

4.

Am nächsten Morgen frühstückten sie in Ruhe und gingen dann zur Mädchenwaschraum im dritten Stock. Hier war der Zugang zur Höhle versteckt, durch den man zur Kammer des Schreckens gelangte. Der Eingang war hinter einem großen Waschbecken verborgen. Harry drückte auf eine Schlangensignierung am Wasserhahn und gab zischende Laute von sich. Er war einer der wenigen Menschen die Parsel, Schlangensprache, sprechen konnten. Mit einen leisen „Klick“ fuhr die ganze Wand mit dem Waschbecken nach hinten und gab eine Röhre mit einem Durchmesser von gut einem Meter frei.
„Wir nehmen unsere Besen“, entschied Harry, „habt ihr alles dabei?“
Seine Freunde nickten zustimmend und Hermine machte sich noch schnell mit einem Haarband einen Pferdeschwanz. Harry ließ sich als erster in die Röhre hinab, Hermine folgte ihm sofort und kurz danach Ron. Die Schussfahrt dauerte nur wenige Sekunden, dann purzelten sie nach nacheinander in eine große Höhle.
„Kannst du dich erinnern, Ron?“, fragte Harry.
Bejahend sah sich Ron um und deutet nach links. Vorsichtig folgten sie der Höhle und kamen nach ungefähr 200 Metern an eine Runde, mannshohe Eisentür. Weder Schloss noch Griff waren sichtbar. Die Vorderseite zierte eine große Schlange aus Messing, die die drei anzustarren schien. Harry blickte kurz Hermine an, die sich daraufhin vor die Tür stellte. Beide Handflächen legte sie auf die Oberfläche und schloss die Augen. Ungefähr drei Minuten verharrte sie bewegungslos, dann öffnete sie die Augen und kam zu den Jungs zurück. Bedrückt atmete sie einmal tief durch.
„Hinter der Türe ist etwas, aber nicht direkt dahinter, sondern weiter entfernt. Ich weiß nicht was es ist, ich kann auch nicht sagen ob es eines ist, oder ob es mehrere sind“, erklärte sie und Harry blickte sie verständnisvoll an.
„Dann verzaubere uns mal, Hermine“, meinte er lächelnd.
Als sie ihm ihren Zauberstab vor das Gesicht hielt, hatte er das Gefühl, dass ein feinmaschiges Netz über seinen Kopf gezogen würde. Seine Sicht verschlechterte sich etwas. Hermine hielt als nächstem Ron, dann sich selbst den Zauberstab vor das Gesicht und gab Harry dann ein Zeichen.
Daraufhin ging er auf die Türe zu und sprach wieder in Parsel. Die Augen der Schlange auf der Tür leuchteten kurz hellgrün auf und langsam öffnete sich die Tür. Er winkte seinen Freunden, ihm zu folgen.
Sie traten durch die Öffnung und gingen drei Treppenstufen hinunter. Sofort erkannte er die Kammer wieder. Ein ekliger Verwesungsgeruch lag in der Luft. Die Decke der Kammer war ungefähr 10 Meter über ihnen und leuchtete in sanftem grün. Die Wände bestanden aus großen Steinplatten und hatten alle das gleiche Schlangenrelief. Der Boden war mit unterschiedlichen Bruchsteinplatten bedeckt, feucht und glitschig.
Die drei zogen ihre Zauberstäbe und gingen langsam vorwärts. Vor ihnen schälte sich langsam eine riesige Steinskulptur aus der Dunkelheit. Davor lag der Basilisk, den Harry einige Jahre vorher an dieser Stelle getötet hatte. Das Tier war ungefähr zehn Meter lang und verweste langsam. Hermine ging interessiert langsam von einem Ende des Tieres zum anderen.
„Wow, Harry, den hast du mit dem Gryffindor Schwert erledigt?“, rief sie begeistert und warf ihm einen strahlenden Blick zu.
Zustimmend nickte er und auch Ron sah ihn ehrfürchtig an, obwohl er den beiden den Kampf genau geschildert hatte. Damals hatte sich auf den Befehl von Tom Riddle die Skulptur geöffnet und der Basilisk war daraus hervorgekommen.
„Wenn die Horkruxe hier sind, befinden sie sich vermutlich in der Skulptur“, erläuterte Harry. und die drei sahen sich unbehaglich an.
„Ich versuche nun, die Skulptur zu öffnen. Ich weiß nicht ob etwas darin ist und herauskommt. Zauberstäbe bereit“, rief er leise.
„Da ist definitiv etwas Lebendiges drin“, warf Hermine ein.
Die Freunde zogen ihre Zauberstäbe und Harry zischte Parsel. Mit lautem Gerumpel fuhr eine große Steinplatte der Skulptur zur Seite und gab eine ungefähr zwei Mal zwei Meter große Öffnung frei. Die drei starrten in die Öffnung und sahen nur eine undurchdringliche Schwärze.
„Es kommt etwas“ rief Hermine plötzlich und trat einige Schritte zurück.
Auch Harry ging einige Schritte zurück und zog Ron mit sich. Ein lautes Rascheln war aus der Öffnung zu hören und ein noch lauteres Schleifgeräusch. Augenblicke später schossen drei Basilisken aus der Öffnung auf sie zu. Diese waren zwar nur halb so groß, wie das tote Tier vor der Skulptur, aber immer noch riesenhaft und sie konnten sich sehr schnell bewegen. Wie von Geisterhand gesteuert kamen die Basilisken auf die drei zu.
„Alarte Ascendare“, riefen Hermine und Harry wie aus einem Mund.
Ein Basilisk wurde unter die Kammerdecke geschleudert und war schon tot, als er wieder auf dem Boden aufschlug. Der Basilisk, den Harry unter die Decke befördert hatte, war nur betäubt und blieb regungslos liegen. Hermine hatte sofort die Gefahr erkannt und noch während ihr Basilisk zu Boden fiel, hatte sie sich blitzschnell zu Ron umgedreht.
„Immobulus“, rief sie und der Basilisk, der es auf Ron abgesehen hatte, blieb ungefähr einen Meter vor Ron regungslos liegen, das Maul zum Zubeißen geöffnet.
Erst jetzt drehte sich Harry um, er hatte seinen Basilisken beobachtet, um Notfalls noch einmal einen Zauber anwenden zu können.
„Wahnsinn, Hermine, ich wäre viel zu spät gewesen“, rief Harry ehrfürchtig, „Was war mit dir los Ron?“
Verzweifelt blickte Ron seine Freunde an.
„Ich…ich konnte mich nicht entscheiden“, sagte er kläglich, „welchen Zauberspruch ich anwenden sollte.“
„Okay, das sprechen wir später noch einmal alles durch, lasst uns jetzt in die Kammer gehen. Absolute Vorsicht“, rief Harry eindringlich.
Langsam gingen die drei auf die Türöffnung zu, Harry hielt seinen Zauberstab hoch und ein helles weißes Licht bildete sich an seiner Spitze. Hermine trat sofort mit erhobenem Zauberstab neben ihn. Ron deckte ihre Rückseite ab, während sie die Öffnung passierten. Vor ihnen lag ein kurzer Gang, der nach links abbog und in eine dahinter liegende, geräumige Halle führte. Vorsichtig gingen sie bis zur Mitte der Halle und sahen sich um. Die Decke strahlte das gleiche grüne Leuchten aus, wie draußen vor der Skulptur. Hier waren die Wände allerdings glatt und nichts deutete in irgendeiner Weise auf einen Horkrux hin. Sie umrundeten einmal die Halle und sahen sich die Wände genau an.
„Hier ist nichts, können wir wieder gehen“, rief Ron ängstlich.
„Langsam, Ron, beruhige dich“, erwiderte Harry und fasste Ron an der Schulter.
Er zog das Sneakoskop aus der Tasche und öffnete es. Sofort fing es an zu rotieren und zu pfeifen. Kurz blickte er Hermine an, die den Kopf schüttelte.
„Niemand ist in unserer Nähe, ich hätte es dir gesagt“, erläuterte sie.
Langsam ging Harry mit dem Sneakoskop die Wände entlang, aber die Drehzahl und das Pfeifgeräusch blieben konstant. Nachdenklich ging er zur Mitte der Halle, dabei erhöhte sich die Drehzahl des Sneakoskops und der Pfeifton wurde lauter. Ratlos blieb er stehen und sah an die Decke.
Hermine, die ihm dichtauf gefolgt war, schlug ihm leicht auf die Schulter und deutete auf den Boden. Eine glatte, quadratische Steinplatte bildete den Mittelpunkt des Raumes, während die anderen Bodenplatten aus rauem Bruchstein bestanden. Vorsichtig ging Harry in die Knie. Auf der Platte waren feine Linien eingraviert und als er den Staub wegwischte, konnten sie vier ineinander verschlungene Schlangen erkennen.
Entschlossen legte Harry das Sneakoskop darauf. Es rotierte so schnell, dass man den Eindruck hatte, es würde stehen bleiben. Gleichzeitig wurde der Pfeifton extrem laut und Harry nahm das Sneakoskop schnell weg und blickte seine Freunde an.
„Das könnte es sein, ich hebe die Steinplatte hoch und ihr passt auf“, meinte er bedächtig.
Er richtete seinen Zauberstab auf die Platte und hob diese langsam an. Ein intensives grünes Licht strahlte darunter hervor, gleichzeitig ertönte vom Eingang her ein lautes Rumpeln. Rons Kopf zuckte zum Eingang.
„Gefangen“, keuchte er, „wir kommen hier nicht mehr raus“

„Ron, beruhige dich“, rief Hermine leicht irritiert.
Knapp neben der Öffnung legte Harry die Steinplatte ab. Die Freunde blickten in ein rundes Bassin, gefüllt mit einer klaren grünen Flüssigkeit, die ein sehr starkes Licht abgab. Ron warf einen Blick darauf und rannte zur Tür.
Hermine und Harry näherten sich behutsam dem Bassin und konnten am Boden eine Schlange sehen, anscheinend aus Gold. Es war ihnen nicht möglich die Größe der Schlange oder die Tiefe des Bassins zu schätzen, die Flüssigkeit veränderte sich. Manchmal sah es so aus, als sei die Schlange knapp unter der Oberfläche und dann wieder mehrere Meter darunter.
„Das erinnert mich sehr an den falschen Horkrux, aber trinken werde ich diese Flüssigkeit nicht“, meinte er nachdenklich und Hermine sah ihn schockiert an.
„Bloß nicht, Harry, uns fällt schon etwas anderes ein“, rief sie entschlossen.
Mit schleppenden Schritten kam Ron zurück.
„Verschlossen, wir kommen hier nicht mehr raus“, murmelte er resigniert.
Genervt machte Hermine eine wegwerfende Handbewegung in seine Richtung.
„Darum kümmern wir uns später, hier geht es um die Frage, wie wir an die Schlange herankommen“, erläuterte sie.
Nachdenklich trat sie von dem Bassin zurück, verschränkte die Hände auf dem Rücken und drehte langsam eine Runde nach der anderen durch die Halle. Sie hielt den Kopf gesenkt, doch die Jungen konnten an ihrem Gesichtsausdruck erkennen, dass sie angestrengt nachdachte. Ab und zu blieb sie stehen und hob den Kopf zur Decke. Nach ungefähr einer Viertelstunde stellte sie sich zwischen Harry und Ron.
„Das Bassin ist durch einen Zauber geschützt. Den werden wir zuerst aufheben müssen. Ich vermute, dass sich in dem Becken ein Gift befindet, wahrscheinlich eine hoch konzentrierte Säure“, erklärte sie und holte tief Luft.
„Jetzt wird es gefährlich. Ich will den Inhalt des Bassins unter die Decke der Halle klatschen, wenn es gut geht, wird die Säure eine Öffnung in die Hallendecke ätzen“, fuhr sie fort.
Mit offenem Mund sah Ron sie an, während Harry begeistert nickte.
„Was ist, wenn das nicht klappt?“, rief Ron und seine Stimme überschlug sich fast.
Sarkastisch lächelnd zuckte sie mit den Schultern.
„Dann wird es hier wahrscheinlich sehr ungemütlich.“
Fassungslos starrte Ron sie an, während sie sich niederkniete und langsam ihren Zauberstab dem Bassin näherte.
„Schildzauber“, flüsterte sie und stand auf, „ihr geht schon mal bis zum Gang zurück.“
Die Jungs gingen bis zur Gangöffnung zurück. Drei Schritte ging sie rückwärts, deutete mit ihrem Zauberstab auf das Becken und rief: „Deletrius.“ Im gleichen Augenblick machte sie auf dem Absatz kehrt und rannte zu den beiden. Eine dichte Rauchwolke stand über dem Bassin, die sich nach einigen Minuten verzogen hatte.
„Alarte Ascendare?“, fragte Harry und sie nickte zustimmend.
„Das mache ich. Ich laufe schneller als du, Hermine“, entschied er und sie lächelte.
„Das mag zwar stimmen, aber mein Zauber ist stärker als deiner“, antwortete sie spitz.
Schmunzelnd blickte er sie an, denn er wusste, dass sie Recht hatte.
Nach einem tiefen Durchatmen ging sie zurück in die Halle und näherte sich dem Bassin auf vier Schritte. Wie vorhin drehte sie sich wieder halb zur Gangöffnung um, zeigte mit ihrem Zauberstab auf das Bassin, konzentrierte sich und rief laut: „Alarte Ascendare.“ Sofort rannte sie zur Gangöffnung, wo Harry sie glücklich auffing.
Wie eine Springbrunnenfontäne war die grüne Flüssigkeit aus dem Becken an die Decke geschossen und tropfte nun teilweise zurück auf den Boden. Überall dort, wo Tropfen auf die Steinplatten fielen, stiegen kleine Qualmwolken auf. Sie zog die beiden Jungs ein Stück weiter in den Gang hinein.
„Ich weiß nicht, ob die Dämpfe giftig sind“, erläuterte sie nachdrücklich, „wir müssen jetzt einige Zeit warten. Habt ihr gesehen, ob die Schlange mit herausgeflogen ist?“
„Nein, das Licht war so stark, dass ich die Augen schließen musste“, erwiderte Harry.
Abwartend setzten Sie sich auf den Boden. Nach einer Viertelstunde stand sie auf und ging zur Gangöffnung.
„Kommt“, rief sie und die Jungs stellten sich neben sie.
Die ganze Halle war wie mit feinen Nebel durchzogen, aber es tropfte nicht mehr von der Decke. Vorsichtig gingen sie bis zur Hallenmitte. Das Bassin war leer, aber die Schlange lag noch auf dem Grund. Gemeinsam blickten sie nach oben, wo ein ungefähr vier Meter großes, fast kreisrundes Loch in der Hallendecke entstanden war. Harry nahm Hermines Hand und drückte sie begeistert.
„Superklasse, Hermine!“, rief er bewundernd und auch Ron klopfte Hermine anerkennend auf die Schulter.
„Wer hat Handschuhe dabei?“, fragte Harry.
Hermine zog ihre Schutzhandschuhe aus der Tasche und gab sie Harry. Sie hatte jedoch zierlichere Hände als Harry und er gab ihr die Handschuhe zurück.
„Mach du es Hermine“, meinte er lächelnd und sie zwinkerte ihm zu.
„Accio Schlange“, flüsterte sie und die Schlange, ungefähr so lang wie ein Zauberstab, kam in ihre linke Hand geflogen.
„Wißt ihr, ich hatte gedacht, wir zaubern uns gegenseitig durch die Öffnung in der Decke, aber wie ihr wisst, fliege ich nicht so gerne“, meinte sie im Plauderton.
Breit grinsend schaute sie ihre Freunde an. Ron war der Unterkiefer heruntergeklappt, aber Harry musste sich auf die Fingerknöchel beißen, um nicht laut herauszuplatzen. Gemeinsam gingen sie zur Gangöffnung zurück und standen dann vor dem versperrten Ausgang.
„Bombarda“, flüsterte Hermine, mit dem Zauberstab auf den versperrten Ausgang zeigend.
Es gab einen lauten Knall und die Platte die den Ausgang versperrt hatte zerfiel zu Staub.
„Ihr habt es gewusst“, rief Ron empört und Harry konnte sein Lachen nicht mehr zurückhalten.
„Ihr hättet es mir sagen können“, grummelte Ron beleidigt, als er sah, dass sich auch Hermine die Lachtränen aus den Augen wischte.
„Nein, Ron, dein Gesichtsausdruck, als der Ausgang versperrt war, der war einfach köstlich“, erwiderte Hermine lachend.
„Ja, Ron. Als wir vorhin durch die Öffnung hineingegangen sind, haben wir uns kurz die Tür angeschaut. Die war höchstens drei Zentimeter dick, wahrscheinlich hätte ein Fußtritt genügt und sie wäre zerbrochen. Deshalb schau dir an, durch was du hineingehst, wenn du dadurch auch wieder hinaus willst“, erläuterte Harry.
Ron schaute die beiden an und schüttelte ungläubig den Kopf.
„Ihr hättet es mir sagen können“, murmelte er finster.

Eine Viertelstunde später saßen sie zusammen im Gryffindor Aufenthaltsraum. Die Schlange lag vor ihnen auf dem Tisch.
„Was nun, ich möchte das Ding so schnell wie möglich vernichtet wissen?“ fragte Harry die beiden anderen.
Seine Freunde stimmten nach kurzem Ãœberlegen zu.
„Ich werde Professor McGonagall holen, vielleicht hat sie einen Rat“, meinte Ron und stand auf.
Gemeinsam mit Hermine wartete er. Nach ein paar Minuten erschien die Schulleiterin mit Ron im Schlepptau. Eingehend betrachtete Sie die Schlange und überlegte einige Zeit.
„Meines Wissens, kann lediglich Drachenfeuer diese Horkruxe vernichten, ich wüsste keinen anderen Weg“, erklärte Sie dann nachdenklich und setzte sich zu ihnen an den Tisch.
„Dann werde ich Kontakt mit meinem Bruder Charlie aufnehmen, er studiert die Drachen in Rumänien“, erwiderte Ron entschlossen und die Schulleiterin nickte zustimmend.
„Diese Idee hatte ich auch“, meinte sie, „ich habe übrigens den Bedarfsraum für Sie vorbereiten lassen, ich hoffe er gefällt Ihnen. Die Schüler kommen Morgen zum neuen Schuljahr und ich bitte Sie, schon heute in den Bedarfsraum umzuziehen.“
Die drei blickten sich kurz an und signalisierten Zustimmung.
„Natürlich, Professor McGonagall, dass machen wir gleich“, erwiderte Harry.
Die Schulleiterin verabschiedete sich und ließ die Freunde im Gemeinschaftsraum zurück.
„Ich werde gleich nach Rumänien springen, je schneller wir das Ding los sind, desto besser“, erklärte Ron.
„Okay, wir bringen deine Sachen rüber in unsere neue Absteige. Du springst am besten vom Waldrand aus, wir gehen mit dir und können schauen ob Hagrid zurück ist“, stimmte Harry erleichtert zu.
Gemeinsam verließen sie den Aufenthaltsraum und gingen die Wiese runter zu Hagrids Hütte. Harry klopfte, aber niemand öffnete und auch Fang meldete sich nicht.
„Hagrid lässt sich aber ganz schön Zeit“, meinte Hermine leise während sie bis zum Waldrand gingen.
Hermine und Harry umarmten Ron kurz.
„Bestell Charlie einen schönen Gruß“, rief Harry.
„Pass auf dich auf dich auf, Ron“, bat Hermine ihn und Ron verschwand mit einem leisen Plopp.
Die zwei machten sich auf den Rückweg.
„Was meinst du, wird Voldemort es spüren, wenn ein Teil seiner Seele vernichtet wird?“, fragte sie leise und er sah sie von der Seite her an.
„Ehrlich gesagt, ich weiß es nicht“, antwortete er, „ aber wenn er stinkig wird, merke ich das.“
Harry klopfte sich mit dem Zeigefinger auf seine Stirnnarbe und sie musste lachen.
„Tut mir leid, Harry, das ist nicht zum Lachen, aber ich konnte nicht anders“, grinste sie.

Mit einem Teil ihrer Sachen machten sich auf den Weg zu ihrem neuen Domizil. Den Raum kannten die beiden noch aus ihrer geheimen DA Zeit und waren umso überraschter, dass sich dieser komplett verändert hatte. Durch die große Eingangstür ging man in einen geräumigen Flur, von dem fünf Türen abgingen. Die mittleren drei trugen ihre Vornamen: Hermine, Harry und Ron. Die linke Tür war als Mädchen Bad gekennzeichnet, die rechte als Knaben Bad. Hermine steuerte die Tür mit ihrem Namen an, öffnete diese und fing an zu lachen. Harry blickte ihr über die Schulter und schmunzelte. In der Mitte des Raumes stand ein Himmelbett, alles war in rosa gehalten und man hatte den Eindruck in dem Zimmer eines kleinen Mädchens zu stehen. Selbst einige Puppen saßen auf einer rosa Frisierkommode.
Als er sein Zimmer in Augenschein nahm, musste er auch laut lachen. Alles war in hellblau gehalten, ein Vitrinenschrank war mit Modellen verschiedener Zauberbesen vollgestellt und an einer Wand hingen Poster verschiedener Quidditch Stars. Auch hier hatte man den Eindruck, dass dies das Zimmer eines kleinen Jungen war, jedoch schien wenigstens das Bett für seine Körpergröße ausreichend.
Bald holten sie noch den Rest ihrer Sachen und beim Anblick der Namensschilder an den Türen kam ihm eine Idee. Zum Mittagessen in die große Halle war Hermine vorgegangen und er zauberte ein Schild, passend zu den anderen, mit der Inschrift „Prinzessin“ herbei und brachte es über Hermines Namen an der Türe an. Mit seinem Werk war er zufrieden und beeilte sich, seine Freundin in der Halle zu treffen.

5.

Nach dem Essen saß er mit Hermine auf den Stufen vor den großen Eingangstoren. Die Sonne schien klar vom Himmel, es war warm und sie ging hinein, um sich etwas Leichteres anzuziehen. Kurze Zeit später setzte sie sich wieder neben ihn und plötzlich fing er sich einen liebevollen Rippenstoß von ihr ein.
„Flegel“, rief sie aufgebracht und musste sich das Lachen verkneifen.
Amüsiert blickten sie sich an und fielen sich dann lachend in die Arme. Dann wurde er nachdenklich und atmete tief durch.
„Hermine, ich habe dich in den letzten Wochen aufmerksam beobachtet“, begann er ernst.
„Das ist mir nicht entgangen. Ich hoffe für dich, dass du mir jetzt sagst, dass du mich gerne ansiehst“, fuhr sie ihm dazwischen.
„Ja, Liebes“, erwiderte er und nahm ihre Hand, „ich sehe dich unheimlich gerne an. Aber hast du manchmal Schmerzen, tut dir etwas weh?“
„Wenn ich meine Periode habe, dann schmerzt das manchmal etwas“, erklärte sie.
„Dann verziehst du dein Gesicht und hältst dir eine Hand an den Bauch?“
Zustimmend nickte sie.
„Gut, Punkt eins geklärt“, meinte er erleichtert und sah sie von der Seite an.
„Punkt zwei“, fuhr er leise fort, „wenn du manchmal in Gedanken bist, hast du plötzlich einen Ausdruck von Schmerz oder Wut im Gesicht, den ich früher bei dir nie bemerkt habe, kannst du mir das erklären?“
Sie warf den Kopf herum, blickte ihn direkt an und erschrocken zuckte er zurück.
„Etwa so?“, fragte sie kalt.
„Mein Gott, Hermine, so habe ich dich noch nie gesehen“, flüsterte Harry betroffen.
Ihre Augen waren eiskalt, Wut sprach aus ihnen, aber gleichzeitig war ihr Blick auch unendlich traurig. Kurz wandte sie den Blick ab und als sie ihn wieder ansah, waren ihre warmen, braunen Augen wieder da; sie war wieder seine Hermine.
„Du musst es eines Tages erfahren, lass uns gehen, da kann ich leichter Reden“, erklärte sie schaudernd.
„Versprich mir, Harry, egal, wie du dich nachher fühlst, du unternimmst nichts, ohne mich vorher zu fragen, sonst sage ich nichts“, fuhr sie eindringlich fort.
„Gut, Hermine“, willigte er leise ein, „ich verspreche es dir. Aber um was geht es eigentlich?“
Dann fiel es ihm blitzartig ein und er schlug sich vor die Stirn.
„Es geht um Ron. Hermine, geht es um Ron?“
„Du warst doch von Anfang an auf der richtigen Spur, Harry“, bejahte sie mit dunkler Stimme, „du hast doch sofort gemerkt, dass zwischen uns etwas nicht stimmt.“
Sehr deutlich konnte er sich erinnern. Seit dem Begräbnis von Dumbledore war ihm die latente Spannung zwischen seinen Freunden aufgefallen, aber er hatte das als normale Streitigkeiten zwischen den beiden abgetan.
„Hermine, was ist passiert?“ fragte er nachdrücklich, aber sie schüttelte den Kopf und atmete tief durch.
„Es ist nicht so einfach, Harry, als ich zum ersten Mal in Ruhe über die Sache nachgedacht habe, musste ich mich sofort übergeben. Habe bitte etwas Geduld mit mir“, erwiderte sie stockend.
Dann blieb sie stehen und schaute ihn an, ihr Gesicht hatte jede Farbe verloren, ihr Blick, traurig und leer, trieb ihm die Tränen in die Augen. Jemand hatte sie sehr verletzt und den Gedanken konnte er kaum ertragen.
„Sieht man es so deutlich“, fragte sie leise und er konnte nur mühsam nicken.
Liebevoll wischte sie ihm die Tränen von seinen Wangen.
„Gut“, meinte sie entschlossen, „du erinnerst dich an den Abend, als du wieder ein Treffen mit Dumbledore hattest, Ron und ich wollten auf dich warten, um zu erfahren, was mit den Horkruxen ist. Gegen elf Uhr bin ich wohl in meinem Sessel im Gemeinschaftsraum eingenickt. Ron weckte mich und fragte ob ich etwas trinken möchte. Ich sagte ihm, dass ich gerne ein Butterbier hätte und ein paar Minuten später brachte er mir eine Flasche. Nach ein paar Schlucken war ich dann augenblicklich weggetreten.“
Ihre Beine wurden weich und sie setzte sich ins Gras neben den Weg. Ihr Atem ging stoßweise und ihre Hände zitterten so, dass sie sie in die Hosentaschen steckte.
„Als ich wach wurde“, fuhr sie fort, „war ich in dem Klassenzimmer, in dem ich damals den Streit mit Ron hatte und ich...“
Er hatte sich neben ihr niedergelassen und legte beschützend die Arme um sie.
„Ich lag auf einem Tisch“, flüsterte sie leise, „und ich war nackt, Harry, ich war nackt. Ron stand vor dem Tisch und er war auch nackt und er kletterte auf….“
Zitternd legte er ihr einen Finger auf den Mund.
„Nein, Hermine, nicht, quäle dich nicht“, bat er leise.
Er hatte die Bilder in Hermines Gedanken gesehen und auch die grauenhaften Gefühle gespürt, die sie empfunden hatte.
„Er hatte nicht gemerkt, dass ich wach war“, erzählte sie weiter, „ ich richtete mich auf und warf ihn vom Tisch, bevor er mir zu nahe kommen konnte. Dann ist er mit dem Kopf auf dem Boden aufgeschlagen und war bewusstlos. Als ich mich gefangen hatte, habe ich ihn mit einem Vergessenszauber belegt; seine letzten beiden Stunden sind gelöscht. Danach bin ich sofort in meinen Schlafsaal geflüchtet.“
Sie konnte ihre Tränen nicht mehr zurückhalten und schluchzte hilflos. Harry nahm sie fest in den Arm und sagte nichts, sondern hielt sie nur fest. Nach ein paar Minuten war ihr Weinen verebbt, sie drehte sich um und sah ihn an.
„Warum, Harry?“, schniefte sie, „warum hat er mir das angetan?“
„Ich weiß es nicht, Hermine, ich kann mir nicht vorstellen warum“, flüsterte er betroffen.
Nach ein paar Minuten hatte sich der Atem von beiden wieder beruhigt, so dass sie aufstehen und weitergehen konnten. Harry nahm ihre Hand in seine.
„Du hast alles gesehen, Harry?“, fragte sie leise und er nickte zustimmend.
Es fiel ihm schwer, seine Wut nicht herauszuschreien. Wäre Ron jetzt in der Nähe gewesen, hätte er für nichts garantieren können.
„Ich danke dir, dass du es mir erzählt hast, jetzt verstehe ich vieles besser“, meinte er leise.
Einige Minuten gingen sie schweigend weiter.
„Was meinst du, hätte ich anders reagieren sollen?“, fragte sie und er überlegte kurz.
„Nein, du hast selbst in dieser Situation besonnen reagiert, ich glaube, ich wäre zum Tier geworden“, erwiderte er dann leise.
Hermine warf ihm die Arme um den Hals und drückte ihn fest.
„Liebste Hermine, ich wollte, das wäre nie passiert“, flüsterte er aufgebracht.
Sie lächelte ihn an und gab ihm einen langen Kuss.
„Sehen wir es Positiv“, meinte sie sarkastisch.
„Wie meinst du das denn jetzt?“, fragte er ungläubig.
„Ich meine, vielleicht wäre ich jetzt mit Ron zusammen, wenn das nicht passiert wäre“, erwiderte sie und er lächelte sie glücklich an, „und ich würde mich dann unendlich nach dir sehnen.“
Sein Gefühl für Hermine überwältigte ihn und er umarmte sie fest. Froh warf sie die Arme um seinen Hals und dann drehte sich Harry auf der Stelle im Kreis, so schnell, dass ihre Beine hoch in die Luft stiegen. Langsam ließ er die Bewegung ausklingen und stellte sie vorsichtig auf den Boden. Ihre Wangen waren rot, ihre Augen blitzten und sie lachte.
„Für was war denn das?“ fragte sie atemlos.
„Für deinen letzten Satz, ich musste es einfach tun“, rief er strahlend.
Eng umschlungen gingen sie zum Schloss zurück und Hermine nahm in ihrem neuen Badezimmer eine Dusche, während Harry für eine Tasse Kaffe in die große Halle ging. Ein paar Minuten später gesellte sie sich zu Ihm. Ihre nassen Haare waren zu einem Zopf geflochten und sie hatte frische Sachen angezogen. Die beiden verabredeten sich für kurze Zeit später in Hermines Zimmer und dann ging er auch unter die Dusche.

Leise klopfte er an Hermines Türe und nachdem sie ihn herein gerufen hatte, betrat er ihr Zimmer. Sie hatte es sich auf dem Bett bequem gemacht und las ein Buch.
„Du brauchst nicht anzuklopfen“, meinte sie nachdrücklich.
„Das hast du mir schon einmal gesagt“, erwiderte er ernst, „aber stell dir mal vor, ich platzte in dein Zimmer und du hast gerade nichts an?“
„Ja, Harry, was machst du dann?“, fragte sie neugierig und legte ihr Buch auf den Nachttisch.
„Ich würde mich umdrehen, das Zimmer verlassen und die Türe von außen schließen“, erwiderte er bestimmt.
„Gut“, lachte sie, „das ist mein Harry, aber man kann sich auch noch entschuldigen.“
Verträumt lächelte er sie an und sie runzelte daraufhin die Stirn.
„So, so, das ist dir also gerade durch den Sinn gegangen“, meinte sie neckend.
Sie sprang auf, legte ihm die Arme um den Hals und blickte ihm tief in die Augen.
„Wenn wir die Geschichte hier überleben, Liebster, dann kommt die Zeit von Harry und Hermine, das verspreche ich dir“, flüsterte sie.
Zart nahm er ihren Kopf in seine Hände und küsste sie liebevoll auf den Mund.
„Merlin, das kann ich kaum erwarten, ich werde alles versuchen, dass wir unbeschadet aus dem Schlamassel rauskommen“, wisperte er mit glänzenden Augen.
Hermine sprang mit einem Satz zurück auf ihr Bett und Harry setzte sich auf den Boden, mit dem Rücken an die Wand.
„Ron“, sagte er ernst und sie nickte zustimmend.
„Wie sollen wir uns verhalten?“, fragte er nachdenklich und sie musterte ihn ausdruckslos.
„Wir verhalten uns so wie immer“, erklärte sie, „oder willst du ihm Vorwürfe machen? Er weiß es doch nicht mehr.“
„Kannst du ihn anfassen, oder kannst du von ihm angefasst werden?“, fragte er und Hermine atmete tief durch.
„Ja, aber nur kurz, ich kann ihn auch kurz umarmen, ich denke dann an den Ron von früher, so geht es. Aber wenn ich längere Zeit allein mit ihm in einem Raum bin, muss ich raus, sonst wird mir übel. Ich bekomme eine Gänsehaut, wenn er mir dann zu nahe kommt“, erwiderte sie und sah ihn traurig an.
„Ist das eine Scheiße, Harry“, flüsterte sie, „vielleicht hätte ich...“
„Hermine“, unterbrach er sie scharf, „mach dir jetzt um Gottes Willen keine Vorwürfe, du kannst doch überhaupt nichts dafür.“
Sie sah ihn an und lächelte gequält.
„Ja, das sage ich mir auch immer wieder, aber Zweifel bleiben“, erwiderte sie leise.

„Ist jemand zu Hause?“, Professor McGonagalls Stimme kam aus dem Flur.
„Wir sind in Hermines Zimmer“, rief Harry.
Die Schulleiterin betrat das Zimmer und musterte es von oben bis unten.
„Ich hätte es doch selber machen sollen und bitte um Entschuldigung“, erklärte sie.
„Lassen Sie nur Professor, hier kann man sich noch einmal fühlen, als wäre man sieben Jahren alt“, erwiderte Hermine grinsend.
Die Schulleiterin setzte sich auf das Fußende von Hermines Bett und zog die Stirn in Falten.
„Ich weiß nicht wie viel Schüler morgen kommen werden“, erklärte sie, „ wir haben keinen Lehrer für Zaubertränke und keinen für Verteidigung gegen die dunklen Künste. Sie könnten sich nicht vorstellen diese Fächer aushilfsweise zu unterrichten, Miss Granger und Mister Potter?“
Lächelnd schaute er Hermine an und schüttelte den Kopf.
„Es tut mir leid Professor, uns fehlt die Zeit“, erwiderte er dann, „obwohl die Vorstellung, jetzt Lehrer für die Schüler zu sein, mit denen wir im vorigen Schuljahr zusammen die Schulbank gedrückt haben, ungemein verlockend wäre.“
Hermine prustete los und auch Professor McGonagall lachte mit. Dann stand sie auf.
„Morgen ab 11 Uhr steht das Büro des Schulleiters zur Untersuchung zur Verfügung. Es wäre schön, wenn Sie an dem Auswahlfest für die neuen Schüler morgen Abend teilnehmen würden.“
Nach einer kurzen Pause und fuhr Sie dann fort, „ Sie können ja auch gar kein Lehrpersonal werden, Liebesbeziehungen innerhalb des Lehrkörpers sind strengstens untersagt. Einen schönen Abend noch.“
Mit einem sardonischen Grinsen auf dem Gesicht verließ Sie die zwei. Weder Hermine noch Harry konnten antworten, so verdattert waren sie.

Nach dem Abendessen machten sie es sich in Harrys Zimmer gemütlich. Hermine legte sich auf sein Bett, er setzte sich auf den Boden davor und lehnte sich mit dem Rücken mittig davor. Er brauchte nur leicht den Kopf zu drehen und sah Hermine in die Augen, die sich auf die Seite gelegt hatte.
„Nimm mich mit in die Kammer des Schreckens, Liebster, als du zum erstenmal dort unten gewesen bist“, bat sie ihn.
Er schloss die Augen und ließ seine Erinnerungen an dieses Ereignis Revue passieren.
„Mein Held“, sagte sie anschließend leise und strich ihm über den Kopf.
Danach versuchte er sich möglichst genau an die Ausflüge mit Dumbleore in das virtuelle Gedächtnis zu erinnern und auch an ihre Suche nach dem Horkrux in der Höhle.
Hermine streichelte während der ganzen Zeit leicht seinen Kopf. Zum Abschluss rief er sich noch mal die Aufgabe im schwarzen See ins Gedächtnis und ihr gemeinsames Training für die dritte Aufgabe. Ihre Hand auf seinem Kopf lag still, sie war eingeschlafen. Vorsichtig schlüpfte er unter ihrer Hand hervor und betrachtete sie einige Augenblicke liebevoll. Ihr Gesicht war entspannt, friedlich und sie lächelte leicht. Ohne sie zu stören stand er auf und küsste sie ganz zart auf die Wange.
„Ich liebe dich“, flüsterte er und breitete die Decke vom Fußende des Bettes über ihr aus.
Sich selbst zauberte er eine Decke und ein Kopfkissen und machte es sich vor dem Bett bequem. Nach ein paar Minuten war er auch eingeschlafen.

6.

„Charlie“, rief Ron aufgeregt, „hallo Charlie!“
Er winkte dem Mann zu, der auf der Terrasse vor dem großen Blockhaus saß. Charlie winkte zurück und lachte, Ron lief zum Blockhaus und die Brüder fielen sich in die Arme.
„Mensch, Ron, toll, das du gekommen bist. Los setzt dich, ich hole uns eine Flasche Wein“, rief Charlie begeistert und grinste über das ganze Gesicht.
Ein paar Augenblicke später kam er mit einer Flasche Wein und zwei Gläsern zurück.
„So, Ron“, verlangte er, „jetzt erzähle mal. Ich habe vor einigen Wochen einen Brief von Vater bekommen, dass ihr auf der Suche nach den Horkruxen seid und ich vermute, ihr habt welche gefunden.“
Zustimmend nickte der Angesprochene und legte die Schlange auf den Tisch. Bei einem Schluck Wein erzählte er Charlie, was das Trio seit der Hochzeit von Bill und Fleur unternommen hatte. Sein Bruder zog mehrmals überrascht die Augenbrauen hoch und nickte dann und wann zustimmend. Charlie nahm die Schlange vom Tisch und betrachtete sie genau.
„Ihr glaubt, dass das ein Horkrux ist?“, fragte er und schaute Ron an.
„Hermine und Harry waren überzeugt, auch Professor McGonagall hat zugestimmt und überlege mal, wie er versteckt war“, antwortete Ron.
„Komm“, sagte er zu Ron und stand auf, „ich werde einige Kollegen fragen.
Gemeinsam gingen sie ins Haus, durch die Diele in die Küche. Es war ein sehr großer Raum, von der Decke hingen Pfannen und Töpfe und an einer Wandseite stand ein großer, gusseiserner Herd. Drei Zauberer saßen an dem großen Küchentisch und betrachteten Ron neugierig. Charlie sagte einiges in einer fremden Sprache, Ron verstand, dass Charlie Ihn den dreien vorgestellt hatte. Die Zauberer standen auf und uns sie begrüßten sich.
„Setz dich, Ron, wir müssen einiges bereden“, meinte Charlie.
Die drei Zauberer hatten sich gesetzt und die Brüder setzten sich dazu. Charlie erzählte den dreien etwas, von dem Ron nichts verstand, zweimal hörte er den Namen Hogwarts und einige Male erwähnte Charlie Harry Potter. Als er seine Erzählung beendet hatte, sahen die drei Ron mit Hochachtung an. Sein Bruder gab den Zauberern die Schlange und sofort entbrannte eine heftige Diskussion unter ihnen, in die sich Charlie ab und zu einmischte. Nach einigen Minuten wandte sich Charlie an Ron.
„Wir wissen jetzt, wie wir es machen, komm, wir haben einen langen Fußmarsch vor uns“, erklärte er Ron und stand auf.
Die fünf verließen das Haus und schlugen den Weg zum nahen Wald ein. Nachdem sie gut eine Stunde durch den Wald gegangen waren, kamen sie an eine trichterförmige Senke. Diese hatte einen Durchmesser von gut dreihundert Metern und war ungefähr vierzig Meter tief. Kein Baum und kein Strauch wuchs dort, der Boden war mit Geröll bedeckt.
„Hier versammeln sich jeden Abend unsere Drachen. Wir glauben, sie halten eine Versammlung ab. Die Schlange legen wir auf einen Stein in die Mitte der Senke. Drachen haben sehr gute Augen und ein hervorragendes Gedächtnis. Jede Änderung hier an diesem Platz merken sie sofort und versuchen die Änderung zu bekämpfen. Wir hoffen, das sie den Stein mit der Schlange dann mit ihrem Feuer bekämpfen“, erklärte ihm Charlie.
Die drei Zauberer gingen zur Mitte der Senke. Einer von ihnen hielt mit seinem Zauberstab einen größeren Felsbrocken in der Luft, der ihm mit jedem Schritt folgte. In der Mitte der Senke setzte der Zauberer den Felsbrocken ab und ein anderer deponierte die Schlange darauf. Die drei kamen zurück und gesellten sich zu Weasley Brüdern.
„Wir müssen uns in den Wald zurück ziehen, hier würden uns die Drachen sofort bemerken“, erklärte Charlie:
Daraufhin verließ die Gruppe den Waldrand und ging ungefähr zehn Minuten den Weg zurück, den sie gekommen waren und hielt dann auf einer kleinen Lichtung an.
„Wir warten hier“, erklärte Charlie.
Einer der einheimischen Zauberer hatte eine Flasche Wein mitgebracht und lies diese reihum gehen. Charlie fragte Ron nach der weiteren Vorgehensweise des Trios und als er ihm das erläutert hatte, lachte Charlie.
„Wir eröffnen dann hier eine Horkrux Vernichtungsstelle“, meinte er schmunzelnd.
Ron lachte mit und nachdem Charlie übersetzt hatte, stimmten auch die drei Zauberer in ihr Lachen ein.
Die Sonne ging langsam unter, als von Westen ein starkes Rauschen in der Luft vernehmbar wurde. Gebannt schauten sie zum Himmel. Ron meinte, kurz einen Ungarischen Hornschwanz gesehen zu haben und fragte Charlie danach.
„Stimmt, das war Harrys Hornschwanz, ich befürchte nur, seit dem Turnier ist er noch hinterhältiger geworden“, erwiderte Charlie grinsend.
Ron schüttelte den Kopf und lachte. Die drei Zauberer standen plötzlich auf und dann hörte Ron es. Ein tiefes, schauerliches und mehrstimmiges Gebrüll ertönte aus Richtung der Senke. Zitternd bemerkte Ron, das ihm alle Harre zu Berge standen und auch Charlie war aufgestanden. Ein Geräusch, als würden große Schmiedehämmer auf Stein geschlagen, übertönte manchmal das Gebrüll der Drachen. Plötzlich gab es einen lauten Knall, ein grüner Funkenregen erleuchtete den Himmel über der Senke und als die Funken verglüht waren stand ein dunkler Rauchpilz an dieser Stelle.
„Wow“, meinte Charlie, „das war es wohl, oder was meinst du Ron?“
Unschlüssig zuckte Ron mit den Schultern.
„Es sieht so aus. Das war der erste Horkrux den wir gefunden haben, wenn es nur ein Stück Gold gewesen wäre, hätte es keine Explosion gegeben.“
„Richtig, das war etwas anderes“, stimmte Charlie ihm zu.

Die Brüder saßen spät am Abend noch auf der Terrasse vor dem Blockhaus zusammen.
„Wie geht es Harry und Hermine? Sind die beiden in Ordnung?“, fragte Charlie.
„Klar“, erwiderte Ron, „Harry hat sich verändert, er ist so souverän geworden, das hätte ich vor einem halben Jahr bei ihm nicht für möglich gehalten. Da war ihm Quidditch das Wichtigste auf der Welt und jetzt, jetzt geht ihm das am Arsch vorbei. Er trifft von jetzt auf gleich Entscheidungen alleine, da hätte er früher Wochen für gebraucht. Ich glaube, er ist Erwachsen geworden. Mit Hermine versteht er sich ohne viele Worte, sie schauen sich nur an, und handeln dann gemeinsam, es ist mir schleierhaft, wie sie das machen.“
„Ja, ich hatte auch den Eindruck, dass sich die beiden hervorragend verstehen“, meinte Charlie leise.
„Moment, Hermine wird meine Freundin, Harry hat ja Ginny“, rief Ron aufgebracht.
Charlie sah seinen kleinen Bruder ein paar Sekunden mitleidig an.
„Tut mir leid, Ron, ich glaube, da bist du total auf dem Holzweg“, antwortete er mitfühlend.

7.

Die zunehmende Helligkeit weckte Harry. Sein Schlaf war wunderbar fest und ruhig gewesen. Langsam schlug er die Augen auf und schaute in zwei dunkelbraune, fast schwarze Augen, die ihn liebevoll musterten. Diese Augen waren ihm wohlbekannt und er lächelte.
„Jeden Tag möchte ich so aufwachen, mit einem Blick in diese Augen. Wie lange schaust du mich schon an, Hermine?“, fragte er leise.
„Einige Zeit, Harry. Wenn du schläfst, siehst du fast genauso aus, wie bei unserem ersten Zusammentreffen im Hogwarts Express. Ich danke dir für den gestrigen Abend, es war wunderschön mit dir durch deine Erinnerungen zu reisen“, antwortete sie warm.
Glücklich küsste er sie leicht auf den Mund.
„Was hältst du von Frühstück“, fragte er und sie stimmte lächelnd zu.
Beide begaben sich in ihre getrennten Badezimmer und erschienen ein paar Minuten später im Flur.
„Darf ich ihnen meine Begleitung zum Frühstückstisch anbieten, Miss Granger?“, fragte Harry, verbeugte sich leicht und bot ihr seine rechte Hand in Brusthöhe, Handteller nach oben, an.
„Ich danke ihnen, Mister Potter“, erwiderte sie formvollendet, knickste leicht und legte ihre linke Hand in seine dargebotene rechte, „lassen sie uns nun voranschreiten.“
So schafften sie nur den halben Weg zur großen Halle, als Mister Filch auftauchte und sie mit offenem Mund anstarrte. Beide prusteten hinter vorgehaltener Hand los und legten ein höheres Tempo für den Rest des Weges vor. Immer noch grinsend nahmen sie neben Professor McGonagall Platz und langten zu.
„Mister Weasley ist noch in Rumänien?“, fragte die Schulleiterin.
„Ja“, erwiderte Hermine, „wir erwarten Ron jeden Moment zurück. Wissen sie wann Hagrid hier erscheint?“
Die angesprochene schüttelte den Kopf.
„Er sollte schon hier sein“, erwiderte sie sorgenvoll, „wer soll sonst das Erstsemester über den See bringen?“
Die beiden nickten verständnisvoll.
„Wenn er nicht da ist, werden wir das übernehmen, wenn es Ihnen Recht ist“, bot Harry an und blickte zu seiner Freundin.
„Vielen Dank, Miss Granger, Mister Potter“, antwortete Professor McGonagall, „ich werde eventuell auf ihr Angebot zurückkommen, da zeigt sich was ein wahrer Gryffindor ist.“
Begeistert knuffte Hermine ihn leicht in die Seite und lachte.
„Hallo, Professor Potter“, schmunzelte sie, „geben sie auch Nachhilfestunden?“
Professor McGonagall musterte die beiden mit ihrem gewöhnlich steinernen Blick und Harry legte seinen Kopf auf Hermines Schulter.
„Ja“, wisperte er, „aber nur für dich und nur für Küssen und so etwas.“
Hermine prustete los, aber mit einem Blick auf das Gesicht der Schulleiterin beruhigte sie sich und ihre Wangen nahmen eine leicht rote Färbung an.
„Wir sehen uns nachher in meinem Büro“, meinte Professor McGonagall und verließ den Saal.
Die Verliebten blickten sich an und schmunzelten.

Ron kam durch die große Halle gelaufen und setzte sich neben Harry.
„Geschafft, genau richtig zum zweiten Frühstück“, rief er.
Grinsend sah Harry ihn an. Er hätte nicht gedacht, dass er Ron gegenüber einmal gute Laune vortäuschen müsste.
„Alles klar in Rumänien. Wie geht es Charlie?“, fragte er betont lustig.
„Alles in Ordnung“, erwiderte Ron, „Charlie geht es gut und der Horkrux war einmal.“
Ausführlich erzählte Ron von seinem Zusammentreffen mit seinem Bruder und von der Vernichtung des Horkrux.
„Das hättet ihr sehen sollen“, rief Ron begeistert, „zuerst dachte ich, dass das Ding dem Drachenfeuer widersteht, aber plötzlich ist es mit einem Knall explodiert und wir haben später absolut nichts mehr davon gefunden.“
„Schön, dass das so einfach war“, meinte Hermine munter, „dann können wir ja weitersuchen.“
Gemeinsam tranken sie zusammen noch eine Tasse Kaffee, zeigten Ron sein neues Zimmer im Bedarfsraum und verabredeten sich für halb Elf in der Großen Halle.

„Sehen Sie sich um, durchsuchen Sie alles“, meinte Professor McGonagall, „obwohl ich mir nicht vorstellen kann, dass sich hier ein Horkrux befindet, direkt unter Dumbledores Nase. Mich
entschuldigen Sie bitte, ich habe noch viel zu tun“, fuhr sie fort, „ich erwarte Sie, Miss Granger und Sie, Mister Potter, gegen siebzehn Uhr in der Großen Halle.“
Die Schulleiterin verließ ihr Büro und einen Augenblick später hörten sie, wie sich die Wendeltreppe in Bewegung setzte. Auf Rons fragenden Blick, erklärte Hermine ihm, dass sie heute das Erstsemester über den See bringen würden.
„Klar“, sagte Ron, „wenn Hagrid nicht da ist. Aber glaubt ihr wirklich, das sich hier ein Horkrux befindet?“
„Ron“, erklärte Harry sachlich, „wenn ich vor dir etwas verstecken möchte, wo ist die beste Möglichkeit dafür?“ Ihr Freund zuckte mit den Schultern.
„Wie wäre es mit der Matratze in deinem Bett?“, fragte Harry lachend, „hast du da jemals drunter geschaut?“
Ungläubig schüttelte er den Kopf und Hermine lachte.
„Das Problem in diesem Büro ist“, erläuterte Harry den beiden, „das Sneakoskop können wir hier nicht einsetzten. Dumbledore hat diesen Raum durch einige Zauber geschützt, wir müssen uns ganz auf unsere Sinne verlassen.“
„Sollen wir methodisch vorgehen?“, fragte Ron, „oder wahllos suchen?“
„Wir gehen methodisch vor“, entschied Harry, „sonst übersehen wir noch etwas.“
„Einverstanden“, erwiderte Hermine, „wir suchen einen goldenen Becher. Können wir alles, was kleiner ist, aus der Untersuchung ausschließen?“
Ron nickte zustimmend, aber Harry schüttelte den Kopf.
„Wir müssen wirklich jeden Gegenstand hier in die Hand nehmen“, erläuterte Harry.
Die nächsten fünf Stunden verbrachten sie damit, einen kleinen Schrank und ein Regal zu durchsuchen. Sie sahen sich um und konnten ungefähr ermessen, wie viel Zeit sie noch brauchen würden, um jeden Gegenstand zu untersuchen.
„Schluss für heute“, rief Harry, „geht ihr beide schon mal zum Bahnhof, ich muss noch kurz mit Professor McGonagall reden. Wir sehen uns dann am Bahnsteig.“

8.

Kurze Zeit später kam Harry am Bahnsteig von Hogsmeade an und hatte die große Laterne dabei. Ron saß auf einer Bank und grinste.
„Wir haben noch zehn Minuten Zeit“, meinte Harry, „wo ist Hermine?“
„Sie musste auf die Toilette“, erklärte Ron.
Langsam ging Harry den Bahnsteig entlang. „Alles in Ordnung, Hermine?“ fragte er in Gedanken. „Nein“, kam ihre Antwort, „Ron will mich heiraten. Er hat mich eben gefragt“. Abrupt blieb Harry stehen und drehte sich zu Ron um, der ein selbstzufriedenes Grinsen auf dem Gesicht hatte. Wut gewann die Oberhand über Harrys Denken und er wollte Ron dieses Grinsen aus dem Gesicht schlagen. Hermine sah seine Gedanken und kam aus der Toilette geschossen.
„Harry, komm bitte mit, wir müssen nach den Booten schauen“, rief sie laut.
Bewegungslos verharrte er, da schnappte sich Hermine seine Hand und zog ihn mit sich zum Seeufer.
„Harry, benimm dich bitte normal, ich will nicht, dass Ron irgendetwas merkt“, flüsterte sie, er war weiß im Gesicht, nickte aber zustimmend.
„Was hast du Ron gesagt?“, fragte er nach einigen Augenblicken und sie gab ein kurzes, sarkastisches Lachen von sich.
„Ich habe ihm noch einmal gesagt, dass ich vor Ende unserer Mission keine Entscheidung treffen werde“, antwortete sie und Harry seufzte erleichtert auf.
„Ron hat versprochen, dass er auf mich warten will und in der Zeit kein Mädchen ansieht“, fügte Hermine hinzu.
Ungläubig zog Harry die Augenbrauen hoch und sie lachte.
„Darauf würde ich auch nicht wetten“, flüsterte sie leise.
Die Reihe der Boote hatten sie abgeschritten und gingen langsam zum Bahnsteig zurück. In der Ferne konnten sie die Lockpfeife hören.
„Hast du schon einmal einen Heiratsantrag bekommen?“, fragte er interessiert.
„Das war der Erste“, erwiderte sie ernst, „und wieso bist du nicht eifersüchtig?“
„Ich vertraue dir, Hermine“, meinte er leise.
Sie blieb stehen und sah ihn mit glänzenden Augen an. Dann schloss sie zu ihm auf.
„Dafür würde ich dich gerne küssen, Liebster“, flüsterte sie.
Grinsend stellte er sich vor, wie er direkt vor Ron Hermine in seine Arme nahm und ausgiebig küsste. Hermine fing an zu lachen, auch er prustete los und beide lachten immer noch, als sie bei Ron ankamen.
„Was ist so lustig?“, fragte dieser lauernd.
„Wir haben uns vorgestellt“, erwiderte Harry, „dass wir in dein Boot ein Loch machen und mit einem Korken verschließen. Wenn wir dann mitten auf dem See wären, würden wir mit einem Zauber den Korken ziehen und dein Boot liefe langsam voll Wasser. Deinen Gesichtsausdruck hätten wir sehen wollen.“
Ausdruckslos musterte Ron die beiden an und schüttelte den Kopf. Eine Minute später lief der Hogwarts Express ein. Es dauerte einige Minuten, bis alle Schüler ausgestiegen waren.
„Erstklässler bitte hier herüber“, rief Harry mit lauter Stimme.
Gemeinsam mit Hermine und Ron hatte er sich etwas abseits gestellt, um die Gruppe besser sammeln zu können. Sie zählte schnell durch und kam auf 22 neue Schüler.
Das Wetter war gut und so bereitete die Überfahrt in den kleinen Booten keine Probleme. Am Eingang wurden sie von Professor Trelawney erwartet, die die Truppe der Erstklässler übernahm. Da Professor McGonagall jetzt Schulleiterin war, musste Professor Trelawney die neuen Schüler in die große Halle führen und die Zeremonie mit dem sprechenden Hut durchführen. Das Trio wurde zum Lehrertisch gebeten, um dort der Zeremonie beizuwohnen. Die drei warfen sich unbehagliche Blicke zu, sie hatten gedacht am Gryffindor Tisch zu sitzen. Als die Zeremonie vorbei war und das Fest begann, entließ sie Professor McGonagall vom Lehrertisch. Am Gryffindortisch wurden sie begeistert begrüßt, Ginny drückte alle drei fest und küsste Harry. Jeder wollte ihnen die Hand geben und jeder versuchte ein Gespräch mit ihnen anzufangen. Ginny hatte auf der Zugfahrt allen erklärt, was das Trio vorhat und entsprechend begeistert hatte das gesamte Gryffindor Haus reagiert. Nachdem sich die erste Wiedersehensfreude etwas gelegt hatte und auch der erste Hunger gestillt war, konnten sie sich in Ruhe mit ihren ehemaligen Mitschülern unterhalten.
Harry führte gerade ein angeregtes Gespräch mit Seamus, als er von einer bekannten Stimme angesprochen wurde.
„Hey, Harry, wie geht es dir?“ Er drehte sich um und stand überrascht auf.
„Luna, bist du es?“, fragte er fassungslos.
„Ja, ich bin es wirklich“, lachte diese und fiel ihm um den Hals.
Aus der früher etwas seltsam anmutenden Luna war eine sehr hübsche junge Frau geworden. Bei dem Kampf im Ministerium hatte sie außergewöhnlichen Mut bewiesen und seitdem hatte Harry große Achtung vor ihr.
„Wow, du siehst toll aus, Luna“, meinte er ehrfürchtig.
Man sah, dass sie sich wirklich über diese Kompliment freute.
„Danke, Harry“, erwiderte sie, „hallo, Hermine, schön dich wiederzusehen.“
Die beiden Frauen gaben sich die Hand.
„Hey, Luna, ich freue mich auch, dich wiederzusehen“, erwiderte Hermine etwas gequält.
Das Verhältnis von Hermine und Luna war früher nicht das Beste gewesen. Ron hatte während der Begrüßung Luna mit offenem Mund angestarrt.
„Hallo, Ronald, toll, dass ich dich wiedersehe“, Lunas Stimme war weich und dunkel und sie streckte ihm langsam die Hand hin.
Sein Mund stand immer noch offen. Hermine gab ihm unter dem Tisch einen Tritt vors Schienbein, der ihn aus seiner Erstarrung löste. Er nahm Lunas Hand und drückte sie fest.
„Oh...Hey, Luna, ich...äh, ja, schön dich wiederzusehen“, stotterte er und seine Gesichtsfarbe machte seiner Haarfarbe Konkurrenz.
„Ihr entschuldigt mich, ich muss zurück an meinen Tisch, man sieht sich“, bat Luna.
Sie lächelte Ron an, zog ihre Hand aus seinem Griff und ging zu ihrem Tisch. Er sah ihr unverwandt nach und sie winkte noch einmal kurz in seine Richtung. Früher war Luna für Ron Luft gewesen, er hatte sie so gut wie überhaupt nicht wahrgenommen.
„So viel zu Rons Thema, keine Mädchen mehr ansehen“, zischte Hermine in Harrys Ohr und lächelnd zwinkerte Harry ihr zu.
„Drei Tage und dann knutschen die beiden“, flüsterte er zurück, sie stieß ihn Liebevoll in die Seite und hielt zwei Finger hoch.
„Willst du Wetten?“, flüsterte er, aber sie schüttelte den Kopf.
Der weitere Abend verging wie im Flug und gegen elf Uhr beendete Professor McGonagall das Fest. Sie versprachen Ihr, morgen zum Frühstück wieder in der großen Halle zu sein und gingen in ihr Quartier.
In der Nacht wachte Hermine urplötzlich auf.
„Harry“, flüsterte sie, sprang aus dem Bett und lief in sein Zimmer.
Er saß aufrecht im Bett, hatte die Hände vor das Gesicht geschlagen und zitterte am ganzen Körper. Schnell setzte sie sich auf die Bettkante, legte seinen Kopf an ihre Brust und hielt ihn mit beiden Armen fest umschlungen. Es war sein Traum vom Friedhof, sie hatte es gesehen. Nach ein paar Minuten hatte Harry sich wieder beruhigt und legte sich hin. Liebevoll nahm sie seine Hand in ihre.
„Hermine, Liebste“, sagte er leise und lächelte sie dankbar an.
„Schlaf noch ein wenig, Harry“, flüsterte sie und legte die andere Hand auf seine Stirn.
Er schloss die Augen und war fast auf der Stelle wieder eingeschlafen. Hermine nahm ihre Hand von seiner Stirn und legte sie auf seine nackte Brust, genau auf sein Herz. Seinen langsamen Herzschlag spürend wurde sie sich gewahr, wie ein wohliger Schauer ihren Körper durchlief. In diesem Moment wünschte sie sich nur eines, das sie beide die Mission unbeschadet überstehen würden und sie wusste auch, dass sie Harry bis in den Tod folgen würde, wenn dies ihr beider Schicksal wäre. Niemals würde sie ihn alleine lassen.
Langsam nahm sie die Hand von seiner Brust, küsste ihn leicht auf den Mund und verließ leise sein Zimmer.

Am nächsten Morgen weckte ihn Hermine mit einem leichten Kuss auf seine Augen
„Mach nur weiter so“, meinte er leise, ohne die Augen zu öffnen und sie lachte ihn an.
„Komm schon, du Schlafmütze, Ron ist schon längst zum Frühstück gegangen“, erwiderte sie und zog ihn aus dem Bett.
„Kein Wunder, das Ron schon weg ist. Der Mond ist im Haus“, gähnte er.
Hermine lachte herzlich und schob ihn zur Tür.
„Los, geh dich waschen, ich warte hier auf dich“, rief sie im Befehlston.
In Windeseile beendete Harry seine Morgentoilette, gemeinsam gingen sie in die große Halle und setzten sich neben Ron an den Gryffindortisch. Der Geräuschpegel in der großen Halle unterschied sich sehr von dem in den letzten Monaten. Es war wieder richtig Leben im Schloss und den Mund von Professor McGonagall umspielte ein leichtes Lächeln. Etwas wehmütig beobachteten die Freunde ihre ehemaligen Klassenkameraden, die jetzt nach und nach die Halle verließen, um in ihre Unterrichtsräume zu gehen. Harry nahm sich noch eine Tasse Kaffee und sah seine Freunde an.
„Auf geht's“, meinte er entschlossen.
„Ich klinke mich hier aus, Harry, ich muss noch einmal in die Bibliothek, wegen dem Pokal“, erwiderte Hermine.
Zustimmend nickte er, Hermine verließ die große Halle und er ging mit Ron langsam in Dumbledores Büro.
„Hast du Luna gesehen“, fragte Ron begeistert.
„Heute Morgen noch nicht.“
„Mann, die ist vielleicht ein Knaller“, meinte Ron träumerisch.
„Voriges Schuljahr hast du sie nicht einmal angesehen“, gab er zu bedenken, aber Ron machte eine wegwerfende Handbewegung.
„Die Zeiten ändern sich, Harry, glaub mir“, erwiderte sein Freund.
Zuerst wollte er widersprechen, dachte dann aber an Hermine und nickte zustimmend.
Der nächste Schrank wartete auf sie in Dumbledores Büro. Harry öffnete ihn und pfiff durch die Zähne. Hunderte kleiner Glasphiolen standen in speziellen Haltern.
„Dumbledores Erinnerungen“, flüsterte er und nahm vorsichtig eine Phiole heraus.
„Es sind keine Markierungen daran“, meinte er perplex, „wie hat er gewusst, welche Erinnerung in welcher Flasche ist?“
„Unglaublich“, flüsterte Ron und starrte entgeistert auf die Phiolen.
Harry sah sich weiter in dem Schrank um, aber es fehlte ihnen das Gespür von Hermine, die gestern jeden Gegenstand kurz in die Hand genommen hatte. Ein Kopfschütteln, oder ein kurzes „Nein“ von ihr, hatte ihnen gesagt, das dies nicht der gesuchte Horkrux war. Es war phänomenal, mit welcher Sicherheit Hermine hier zu Werke ging, dachte Harry lächelnd. Für ihn war es nicht vorstellbar, wie sie diese Entscheidungen treffen konnte und er musste sie danach fragen. Ziemlich ratlos durchsuchte Harry weiter den Schrank. Angenommen, der Pokal hatte nicht seine ursprüngliche Größe, dann konnte er auch in jedem kleinen Gegenstand versteckt sein.
„Es bringt nichts, Ron, ohne Hermine kommen wir nicht weiter, ich gehe in die Bibliothek“, gab er ratlos zu.
„Gut, ich gehe mal runter zum See, sagt mir Bescheid, wenn ihr in der Bibliothek fertig seid“, erwiderte Ron erleichtert.
Langsam machte Harry sich zur Bibliothek auf. Er wollte Hermine überraschen, schlich sich von hinten an sie ran und legte ihr eine Hand auf die Schulter.
„Nicht hier, Filch, wenn uns jemand sieht“, zischte sie.
Dann sprang sie auf und fiel Harry, der wie versteinert da stand, um den Hals.
„Das war ein Scherz, Liebster“, beruhigte sie ihn.
„Guter Witz“, erwiderte er mit einem gequälten Lächeln, „wie lange brauchst du noch?“
„Ungefähr eine halbe Stunde“, erklärte sie, „nimm dir ein Buch und lese etwas.“
Einen frustrierten Blick gönnte er ihr und Hermine, die genau wusste, das Lesen nicht zu seinen Lieblingsbeschäftigungen gehört, blickte mit einer gewissen Schadenfreude zurück. Seufzend nahm er sich den Band, „Die Geschichte von Hogwarts“, setzte sich ihr gegenüber und fing an zu lesen. Dieses Buch kannte er nur aus Hermines Erzählungen und war überrascht, wie interessant es geschrieben war. Der Band fesselte ihn, so dass er die Zeit vergaß. Als er aufsah, hatte Hermine einen Ellbogen auf den Tisch gestützt und ihren Kopf in ihre Hand gelegt. In ihrem Blick sah er so viel Zuneigung und Liebe, das er rot wurde. Fast hatte er Angst, in ihren dunkelbraunen, fast schwarzen Augen zu ertrinken und sie lachte leise.
„Du siehst so süß aus, wenn du so konzentriert liest. Ich könnte dich dann knuddeln“, flüsterte sie und er lächelte geschmeichelt.
„Sag Bescheid, wenn du fertig bist, dann können wir in Dumbledores Büro weitermachen“, erwiderte er.
„Ich bin schon lange fertig, wir sind jetzt seit zwei Stunden hier“, meinte sie lachend.
Ungläubig sah er sie an und stand auf. Ein Blick auf seine Uhr sagte ihm, dass sie Recht hatte.
„Hermine, warum hast du nichts gesagt?“, warf er ihr leise vor.
„Ach Harry, ich sehe dich so gerne an und ich freue mich, dass du dich in einem Buch festgelesen hast, das wollte ich nicht unterbrechen“, antwortete sie flüsternd.
Wie konnte er dieser jungen Frau jemals böse sein, fragte er sich und schüttelte den Kopf.
„Komm“, flüsterte sie, nahm seine Hand und sie verließen die Bibliothek.
Als sie die Wiese vor dem Haupteingang erreicht hatten, konnten sie Ron nirgendwo sehen.
„Vielleicht ist er schon in Dumbledores Büro“, mutmaßte Harry.
„Jede Wette, dass er nicht da ist“, erwiderte Hermine sarkastisch.
Ron war wirklich nicht in Dumbledores Büro, aber da sie ihn nicht suchen wollten, machten sie mit dem Inhalt des Schrankes weiter. Hermine war von den vielen Phiolen begeistert und berührte sie nacheinander mit einer Fingerspitze.
„Woher wusste Dumbledore, welche Erinnerung in welcher Phiole war, sie waren nicht markiert?“, fragte Harry nachdenklich.
„Er wusste es“, meinte Hermine bestimmt, „hier ist eine, da kommst du drin vor, Harry.“
„Du weißt, was in den Phiolen ist?“, fragte er ungläubig und sie schüttelte den Kopf.
„Nein, keine Angst, Harry, ich kann nur ganz wenige Personen wahrnehmen, du und Voldemort, ihr seid am stärksten, Tonks und Remus, auch Luna kann ich gut wahrnehmen und noch ein paar andere“, erwiderte sie beruhigend.
„Kannst du deshalb sagen, ob es sich bei einem Gegenstand um einen Horkrux handelt?“
Zustimmend nickte Hermine und er schaute sie mit glänzenden Augen an.
„Das ist toll, Liebste“, rief er begeistert, „seit wann weißt du das?“
„Seit unserem dritten Schuljahr“, erwiderte sie lachend, „ich war mit Ron in Hogsmeade und hatte plötzlich das starke Gefühl, das du auch da bist, obwohl du gar nicht da sein dürftest und ich dich auch nicht sehen konnte.“
„Ja“, rief Harry, „ich hatte meinen Unsichtbarkeitsumhang an, weißt du noch wie erschrocken Ron war?“
Grinsend klopfte sie ihm auf die Schulter.
„Professor McGonagall hat dann einige Tests mit mir gemacht“, fuhr Hermine fort, „sie war begeistert.“
Ehrfürchtig blickte er sie an.
„Das kann man nicht lernen, oder?“, fragte er niedergeschlagen.
„So weit ich weiß, kann man es nicht erlernen, aber ich werde Professor McGonagall noch danach fragen.“
„Das würde mich schon sehr interessieren“, meinte er.

Einzeln gingen sie die anderen Gegenstände im Schrank durch.
„Was ich dich fragen wollte, Hermine, glaubst du, die Horkruxe können verkleinert sein?“, wollte er wissen.
„Deswegen war ich eben in der Bibliothek“, erwiderte sie, „ich habe allerdings keinerlei Hinweise darauf gefunden. Meiner Meinung nach kann der Horkrux nicht mehr verändert werden, sobald sich ein Teil der Seele darin befindet.“
Langsam ließ er sich das durch den Kopf gehen.
„Das ist aber nur meine persönliche Meinung“, fügte sie hinzu.
„Gut, wir nehmen ab sofort nur die Gegenstände unter die Lupe, die gleich groß oder größer als der Pokal sind“, entschied er.
Das nächste Regal erwartete sie, stattdessen schaute Harry auf seine Uhr.
„Hast du Hunger, mein Liebes? Sollen wir zum Mittagessen gehen?“
Schnell drehte sie sich um, nahm seinen Kopf in die Hände und küsste ihn zart auf den Mund.
„Ja, mein Lieber, ich habe Hunger, lass uns gehen“, flüsterte sie.
In der großen Halle hielten sie nach Ron Ausschau, er war nirgendwo zusehen und so setzten sich an den Gryffindortisch. Kurz darauf Ginny nahm ihnen gegenüber Platz.
„Hast du Ron gesehen?“, fragte Harry, aber sie verdrehte nur die Augen und schüttelte den Kopf.
Die Verliebten sahen sich ungläubig an und lachten. Das Gespräch am Tisch drehte sich hauptsächlich um die fehlenden Lehrer für die Fächer Zaubertränke und Verteidigung gegen die dunkeln Künste. Harry wurde von einigen Schülern angesprochen, ob er nicht diesen Unterricht übernehmen wolle, aber er lehnte dankend ab.
„Erinnere dich, du hast damals den geheimen Kurs geleitet und viele haben daran gedacht“, flüsterte ihm Hermine ins Ohr.
„Ich würde es ja auch gerne machen“, erwiderte er nachdenklich, „aber wir haben keine Zeit, wir haben eine andere Aufgabe.“

Als sie nach dem Mittagessen in Dumbledores Büro weiterarbeiteten, war Ron noch nicht aufgetaucht.
„Wo ist der Kerl?“, fragte Harry gereizt, „ich mache mir langsam Sorgen.“
„Das brauchst du nicht, ich wette Luna hat heute Nachmittag keinen Unterricht“, antwortete Hermine ruhig.
Seufzend blickte er sie an und sie arbeiteten weiter, bis es Zeit zum Abendessen wurde. Ron war nicht in der großen Halle und sie konnten auch Luna nirgendwo entdecken. Harry fragte wieder Ginny, die statt eine Antwort zu geben, hingebungsvoll ihren Handrücken küsste. Schmunzelnd lehnte sich Hermine an Harrys Schulter.
„Wir hätten beide unsere Wette verloren“, meinte sie leise zu ihm.
„Du warst aber näher dran, Hermine, du hättest gewonnen“, erwiderte er leise.
Sie blickten sich an und prusteten los. Nach dem Abendessen gingen die beiden nach Hogsmeade in die Kneipe „Three Bromsticks“.
„Rumpunsch, Hermine?“, fragte er und sie nickte.
Kurze Zeit später kam er mit den Getränken zurück und setzte ein Glas vor Hermine auf den Tisch. Sie stießen mit ihren Getränken an, selig verdrehte er die Augen und pfiff leise durch die Zähne. Fragend legte sie den Kopf schief, zog die Augenbrauen hoch und sah ihn an.
„Etwas neues“, erläuterte er, „Whiskey Butter Bier, probier mal Hermine.“
Vorsichtig nahm sie einen Schluck und bekam große Augen.
„Hoppla“, meinte sie ehrfürchtig, „mehr als eine Flasche würde ich nicht vertragen.“
Zustimmend lachte er, sie unterhielten sich über dies und das und als sie die Kneipe verließen, war es draußen schon dämmrig.
„Sollen wir noch eine Runde um den See machen?“, fragte er, theatralisch ließ sie den Kopf hängen und stieß ihren Ellbogen hart in seine Seite.
„Auuu!“, rief er, „gut, gut, ich habe verstanden.“
Galant bot er ihr seine Armbeuge an und sie hängte sich bei ihm ein.
„Geht doch“, meinte sie zufrieden und er lachte laut auf.
Die Dunkelheit war hereingebrochen als sie zum Schloss zurückkamen und aus Rons Zimmer ertönte lautes Schnarchen.
„Du legst einen Zauber auf deine Türe“, riet er ihr flüsternd, aber sie sah ihn aus weit aufgerissenen Augen ängstlich an und schüttelte nachdrücklich den Kopf.
„Okay“, meinte er leise, „wir schlafen in meinem Zimmer.“
Sie verschwand in ihrem Badezimmer, war nach ein paar Minuten zurück und hatte wieder den dunkelblauen Herrenpyjama an, der ihm so gefiel.
„Geh schon ins Bett, ich komme gleich“, bat er und ging ins Bad.
Diesmal war sie mit ihren Erinnerungen dran und zeigte ihm das erste Hogwartsjahr aus ihrer Sicht. Verlegen schüttelte er oft den Kopf und schlug sich einmal die Hände vor die Augen.
„Das darf doch nicht wahr sein, so einen Blödsinn habe ich gemacht“, flüsterte er ungläubig und leise lachend streichelte sie liebevoll seinen Kopf.
„Du hast das anders gesehen als ich, mach dir bitte wegen dieser alten Sachen keine Vorwürfe“, wisperte sie.
Beide wurden sie müde und beschlossen zu schlafen. Er fand es nicht schlimm auf dem Boden zu schlafen, in dem Bewusstsein, das die Frau, die er liebte, im Bett neben ihm schlief.

Gerade saßen sie beim Frühstück, als Ron hereinkam und sich zu ihnen setzte.
„Morgen, Ron“, meinte Harry säuerlich, „es wäre gut, wenn du einem von uns Bescheid sagen würdest wo du bist, bevor du dich verkrümelst. Wir haben uns schon Sorgen gemacht.“
„Okay, ich hatte etwas wichtiges vor“, erwiderte er geschäftig.
„Hört, hört“, Hermine konnte sich diesen sarkastischen Einwurf nicht sparen.
Der Rothaarige warf ihr einen vorwurfsvollen Blick zu, dem sie jedoch standhielt. Nach einigen Augenblicken sah Ron weg.

Die nächsten vier Tage verbrachten sie wie gehabt mit der Suche in Dumbledores Büro. Ron verabschiedete sich immer nach dem Mittagessen unter dem Vorwand, etwas Wichtiges vorzuhaben. Abends blieb er meistens lange weg. Hermine schlief in Harry Bett und er davor auf dem Boden.
Am nächsten Mittag, nach dem Essen, standen die beiden wieder in Dumbledores Büro.
„Ich möchte etwas ausprobieren, Harry“, meinte sie nachdenklich, „kannst du mich eine Stunde hier alleine lassen?“
„Du willst auf mentaler Ebene vorgehen?“, fragte er und sie nickte lächelnd.
Kurz küsste er sie und verließ das Büro. Da das Wetter noch gut war, ging er hinunter zum See, setzte sich auf den Boden und lehnte sich mit seinem Rücken an einen großen Baum. Kurze Zeit später setzte sich Neville Longbottom neben ihn, voriges Jahr noch ein Klassenkamerad. Neville erkundigte sich genau nach ihren Plänen und wollte auch wissen, wie sie ihre bisherige Zeit nach Schulende verbracht hatten.
„Ron ist euch im Moment keine große Hilfe?“, schmunzelte Neville, „der hat wohl andere Pläne.“
„Es sieht ganz so aus, zum Glück kann ich das im Moment mit Hermine alleine machen“, erwiderte Harry bitter.
„Du bist nicht mehr mit Ginny zusammen?“ fragte Neville neugierig.
„Nein“, erwiderte er, „ich habe erkannt, dass ich für jemand anderen mehr empfinde.“
„Hermine“, rief Neville sofort und Harry schaute ihn perplex an.
„Mir war das klar, ich habe das bei euch beiden schon lange erwartet“, fuhr Neville fort. Fragend zog Harry die Augenbrauen hoch.
„Bei deinem Kampf gegen den Drachen habe ich neben Hermine gestanden“, erklärte Neville,
„sie hatte dermaßen Angst um dich, ich musste ihre Hände festhalten, sonst hätte sie sich mit ihren Fingernägeln die Wangen aufgekratzt. Bei unserer zweiten DA Stunde, Hermine hatte gerade die Sache mit den gleichen Münzen erklärt, da hast du sie angesehen, als wolltest du ihr um den Hals fallen und sie küssen, ich war richtiggehend enttäuscht, dass du es nicht gemacht hast.“
Harry lachte, er konnte sich an den Moment gut erinnern. Er war unheimlich stolz auf Hermine gewesen, die eine Superidee gehabt hatte und hätte in diesem Moment Cho nicht neben ihm gestanden, hätte er es vielleicht auch getan.
Hermine war unbemerkt seitlich an sie herangetreten und klopfte beiden auf die Schulter. Mit glänzenden Augen sah sie Harry an und er nahm ihre Hand.
„Superklasse, Hermine“, rief er begeistert und Neville schaute beide fragend an.
„Ich habe den Eindruck, dass ihr euch auch ohne Worte versteht“, meinte er verblüfft.
Die beiden sahen sich an, lachten und nickten Neville zu.
„Macht mal Platz, die Lady möchte gerne in die Mitte“, meinte sie schmunzelnd.
Ein Stück rückte Harry und sie setzte sich zwischen die beiden Jungs. Neville fing mit ihr ein Gespräch über Pflanzenkunde an, ein Thema bei dem Harry nicht so gut mitreden konnte. Es störte ihn jedoch nicht, er war zufrieden, hier draußen an Hermine angeschmiegt zu sitzen und ihrer Stimme zu lauschen.
Plötzlich nahm er eine Bewegung am rechten Rand seines Gesichtsfeldes war und drehte den Kopf. Zwei Personen standen eng umschlungen, dort wo der Weg eine Biegung machte und dann hinter Büschen verschwand und diese zwei küssten sich innig. Fast sofort erkannte er Ron an seinen Haaren und auch Luna war einfach zu identifizieren. Hermine, die seinem Blick gefolgt war, zog kurz die Augenbrauen zusammen und wandte sich dann wieder Neville zu.
„Neville, begleitest du Hermine bitte ins Schloss zurück“, bat Harry, „ich muss noch kurz mit Ron reden.“
Zusammen standen sie auf, Hermine fasste Harry kurz am Arm an und warf ihm einen fragenden Blick zu.
„Es ist nur wegen des Horkrux“, erklärte er beschwichtigend und sie nickte erleichtert.
Mit Neville ging sie zum Schloss zurück und Harry wanderte langsam auf das Pärchen zu.
„Harry“, rief Ron überrascht, „was ist passiert?“
„Hermine hat den Horkrux gefunden“, erklärte er zufrieden, „kannst du heute noch zu Charlie apparieren?“
Ron lachte erleichtert und nickte zustimmend.
„Wir treffen uns in einer Stunde im Büro, ich kann dann sofort los“, erwiderte er.
„Gut, Ron, bis gleich“, meinte er zufrieden.
Nachdenklich ging er zum Schloss zurück und Hermine erwartete ihn an der Eingangstüre.
„Gut, wenn wir das Ding heute noch los werden“, meinte sie erleichtert und Hand in Hand gingen sie zu Dumbledores Büro.
„Da sind wir. Wo ist er, Harry?“, fragte sie schmunzelnd
„Hermine, ohne dich bin ich verloren!“, rief er und drehte sich im Kreis, „was den Horkrux angeht und auch was mich angeht.“
Ungewohnt ernst sah sie ihn an, dann wurde ihr Blick weich und sie stellte sich direkt vor ihn.
„Harry, Liebster“, flüsterte sie, nahm sein Gesicht in ihre Hände und küsste ihn leidenschaftlich.
Als Ron kurz darauf kam, deutete sie auf ein großes Regal voller Bücher.
„Schraubst du bitte den hinteren, mittleren Fuß ab, Harry“, bat sie und hob den Schrank mit einem Zauberspruch hoch.
Als er den Fuß abgeschraubt hatte, drehte er ihn um und der Pokal fiel in seine Hand. Er schraubte den leeren Fuß wieder unter den Schrank und Hermine ließ diesen langsam zu Boden schweben. Er war sprachlos und schaute sie fasziniert an. Leicht rot werdend, sah sie zu Boden.
„Klasse“ rief Ron, „das war toll, Hermine.“
Geschmeichelt lachte sie und begleitete Ron gemeinsam mit Harry wieder bis an den Waldrand. Dort umarmten sie ihn kurz und dann war Ron verschwunden. Hermine atmete tief durch und seufzte.
„Hoffentlich nur noch einer, dann wäre das erledigt“, murmelte sie.

Gemeinsam gingen sie zu Hagrids Hütte, aber auf ihr Klopfen erfolgte keine Reaktion.
„Hagrid ist jetzt schon ein paar Tage überfällig“, meinte er nachdenklich, „ich möchte wirklich wissen, wo er steckt.“
Langsam gingen sie zum Schloss zurück und in Hermines Zimmer. Erschöpft legte sie sich auf ihr Bett, er setzte sich auf den Boden und lehnte sich mit dem Rücken daran.
„Das war unglaublich, Hermine, wie du den Horkrux gefunden hast“, meinte er rückblickend. Wie machst du das?“
„Weißt du, ich kann es dir nicht plausibel erklären“, antwortete sie langsam, „ich habe mich ganz stark auf Voldemort konzentriert und sah den Pokal unter dem Schrank sehr deutlich. Ich habe, glaube ich, auch Voldemort gesehen, aber undeutlich, wie durch Nebel.“
Ruckartig drehte sich Harry zur ihr um.
„Du hast Voldemort gesehen?“, fragte er elektrisiert, „wo?“
„Ich meine, er wäre es gewesen“, erwiderte sie stockend, „aber ich weiß nicht wo das war.“
Ungläubig rieb Harry sich die Augen.
„Ich habe schon lange nicht mehr von ihm geträumt“, flüsterte er. „Mein Gott, Hermine, wenn du Recht hast, dann regt er sich langsam.“
Nachdenklich und betroffen schauten sie sich an.
„Wir müssen abwarten, Harry“, antwortete sie, „solange wir nicht den letzten Horkrux haben, ist er in der besseren Position.“
Zustimmend nickte er und atmete tief durch.
„Aber“, gab sie zu bedenken, „wenn ich ihn gesehen habe, müsste er hier in der Nähe sein. Meine Reichweite ist nicht hoch.“
Nachdenklich musterte er sie mit heruntergezogenen Augenbrauen.
„Vielleicht war es jemand anderes“, meinte er leise und sie zuckte mit den Schultern.

Nach dem Abendessen gingen sie zusammen in den Gryffindor Gemeinschaftsraum. Seamus hatte Geburtstag und die beiden beim Abendessen überredet, an einer kleinen Feier teilzunehmen. Der Abend war sehr lustig und das Liebespärchen kam erst nach Mitternacht ins Bett.

Am nächsten Morgen erschien Ron rechtzeitig zum Frühstück. Er berichtete ihnen, dass sie diesen Horkrux auf die gleiche Weise vernichtet hatten, wie den ersten. Nachdem sie in Ruhe gegessen hatten, fragte Ron, wie es weitergehe.
„Wir apparieren nach Godric Hollow“, erklärte Harry, „von da aus dann nach Spinners End. Wir werden uns in Godric Hollow noch Gedanken über unsere Strategie machen müssen.“
„Gut“, erwiderte Hermine, „wir haben ja genug Zeit, ich informiere noch Professor McGonagall, wie wir weiter vorgehen.“
Sie stand auf, ging zum Lehrertisch und setzte sich neben die Schulleiterin.
„Ron, schreibst du bitte einen Brief an deine Eltern, sowie einen an Tonks und Remus und erläuterst, was wir bis jetzt erreicht haben und was wir weiter vorhaben. Sende die Briefe dann mit Schuleulen“, bat Harry und Ron zog sich zum Schreiben auf sein Zimmer zurück.

Harry verließ die große Halle und ging runter zu Hagrids Hütte. Dieser war immer noch nicht da und er beschloss eine Nachricht zu hinterlassen. In der Hütte schrieb er Hagrid einen kurzen Brief, in dem er ihn bat, ihm Hedwig mit einer Nachricht zu schicken sobald er zurück war. Zurück in seinem Zimmer warteten seine Freunde schon auf ihn. Sie packten ihre Sachen zusammen und gingen zum See, um von dort aus zu apparieren.


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Emma ist eine natürliche Schönheit – wenn sie also die ,normale‘ Hermine in ihrer Schuluniform spielt, müssen wir ihr Aussehen unter dem Make-up eher herunterspielen. Aber der Weihnachtsball erfordert natürlich das genaue Gegenteil – da konnten wir uns mit dem Make-up richtig austoben.
Amanda Knight, Maskenbildnerin