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Fanfiction

Harry Potter und die Erkenntnisse des Lebens - Kapitel 2: Zauber, Spruch und Fluch

von Jean Nevi

Kapitel 2

Kapitel 2

Zauber, Spruch und Fluch

1.

Der „Nightbus“ hielt ca. 10 Minuten später am Grimmauld Place. Die drei jungen Zauberer packten ihre Koffer, gingen die Stufen zum Eingang hoch und Harry klopfte. Wie das letzte Mal, öffnete Tonks auch diesmal die Tür.
„Toll, das ihr da seid, kommt rein“, rief sie begeistert.
Das Trio betrat die Eingangshalle und Hermine und Ron blieben wie angewurzelt stehen.
„Wahnsinn, das hat sich ja alles komplett verändert“, rief er begeistert und lief durch die Halle.
„Sehr schön“, meinte Hermine und hielt Harry an der Schulter zurück, „ich hatte zuerst große Bedenken, hier unser Trainingslager aufzuschlagen, aber wenn ich es jetzt sehe muss ich zugeben, das ist wirklich spitze.“
„Das haben wir hauptsächlich Misses Weasley, Tonks und Remus zu verdanken, aber auch andere haben mitgeholfen“, erklärte Harry den beiden.
„Ich habe euch die drei Zimmer rechts neben der Treppe im ersten Stock vorbereitet, bringt bitte eure Sachen nach oben. Inzwischen werde ich Kaffee machen, wenn ihr fertig seid, kommt ihr herunter“, erklärte Tonks.
Die drei trugen ihre Koffer nach oben. Hermine belegte wie selbstverständlich das linke Zimmer, Harry nahm das mittlere und Ron das rechte. Alle Zimmer waren aufgeräumt, hell und sauber. Harry stellte seinen Koffer vor das Bett, hatte aber noch keine Lust seine Sachen auszuräumen. Deshalb ging er in den Flur und setzte sich auf die Treppe, um auf seine Freunde zu warten. Die beiden kamen fast gleichzeitig aus ihren Zimmern.
„Was haltet ihr davon? Wie gefallen euch eure Zimmer?“, fragte er neugierig.
„Klasse“, rief Ron, „wenn ich daran denke, wie die vorher ausgesehen haben.“
„Sehr gut, ich glaube, hier fühle ich mich richtig wohl“, erwiderte Hermine.
Ein Stein fiel Harry vom Herzen, „Okay, dann…“
„Moment noch“, unterbrach sie ihn schnell, „folgendes möchte ich klarstellen. Wenn jemand von euch in mein Zimmer möchte, klopft er an, und wartet auf meine Antwort. Ist das bei euch angekommen?“
„Selbstverständlich, Hermine, kein Problem“, erwiderte Harry.
Ron legte die Stirn in Falten und schaute sie vorwurfsvoll an.
„Was soll den der….“, und mit einem Seitenblick auf Harry fuhr er fort, „okay, okay, klar.“
„Prima, dann lasst uns in die Küche gehen“, rief Hermine.
Die Freunde gingen die Treppe herunter, durchquerten die Halle und betraten die Küche. Tonks und Remus saßen am Tisch.
„Hallo, ich freue mich, dass ihr da seid“, sagte Remus und lächelte ihnen zu.
Gemeinsam setzten sie sich an den Tisch und Tonks goss ihnen brühendheißen Kaffee ein.
„Wo wollt ihr trainieren?“, fragte Remus. „Der obere Speisesaal würde sich anbieten.“
„Ja“, stimmte Harry zu, „das hatte ich mir auch überlegt. Er ist groß genug, stehen dort noch viel Sachen drin?“
„Nein, aber wir gehen am besten am nach oben, da können wir dann entscheiden, was mit den Sachen passiert“, warf Tonks ein.
Also verließen alle die Küche, gingen die Treppe hoch, wandten sich nach links und standen vor der großen Doppeltür des Speisesaales. Ein ungutes Gefühl beschlich Harry, in diesem Zimmer wäre Mrs. Weasley fast einem „Boggart“ zum Opfer gefallen. Einen schnellen Seitenblick warf er auf Hermine, ihr Gesicht war angespannt und ihre rechte Hand lag auf ihrem Zauberstab. Remus öffnete die Doppeltüre mit einem Ruck und helles Licht flutete ihnen entgegen. Erstaunt betraten sie den Saal. Früher war es hier dunkel und stickig gewesen, alte Vorhänge hatten die Fenster verdeckt und die Wände waren mit einer schmutzig dunklen Tapete bekleidet gewesen.
Die Vorhänge an den Fenstern waren verschwunden, helle Holzvertäfelungen schmückten die Wände und der Boden bestand aus Eichenparkett. Das Schönste aber war die Decke, diese zeigte im Moment einen wunderbar blauen Himmel mit langsam vorbeiziehenden Wolken.
„Tonks, das hast du wunderbar gemacht“, meinte Remus mit einem anerkennenden Blick nach oben.
Die Freunde kamen aus dem Staunen nicht mehr heraus. Ein Tisch mit acht Stühlen war das Einzige, was in dem Saal noch störte. Eine Bewegung mit Tonks Zauberstab und der Tisch mit den Stühlen verschwanden.
„Wenn ihr diese Sachen braucht, findet ihr die auf dem Dachboden wieder“, meinte Tonks mit einem zufriedenen Lächeln.
„Wir bräuchten Kissen, damit wir uns beim Training nicht verletzen“, gab Hermine zu Bedenken.
„Kommt sofort“, Tonks machte eine kurze Bewegung mit dem Zauberstab und in einer Ecke des Saales waren plötzlich einige große weiche Matten und jede Menge kleine Kissen aufgetaucht.
„Das ist unglaublich“, rief Hermine begeistert, „wie unser DA Saal in Hogwarts. Tonks, meinst du, wir könnten Bücher bekommen?“
„Ja, natürlich, darum kümmere ich mich nachher“, lächelte die Angesprochene.
Mit einem letzten Blick auf die Decke verließen alle den Saal und gingen zurück. Tonks wollte etwas zum Mittagessen bereiten, aber die Freunde hatten die letzten Tage soviel gegessen, das keiner von ihnen Hunger verspürte. Am frühen Nachmittag verließen Remus und Tonks das Haus, sie mussten beide noch zur Arbeit.

„Harry, du bist noch keine siebzehn Jahre alt. Wenn du hier zauberst, haben wir sofort das Ministerium auf dem Hals“, rief Hermine alarmiert.
„Keine Angst, Hermine, die Erlaubnis habe ich vom Ministerium bekommen, von Rufus Scrimgeour persönlich“, erwiderte er beruhigend, holte ein Stück Pergament und einen Federhalter mit Tinte.
„Wir legen jetzt fest, was wir trainieren müssen“, erklärte er dem verdutzten Ron.
„Zuerst Zauber, der Selbstschutz ist wichtig“, meinte Hermine bestimmt.
„Ja klar“, erwiderte Harry, „welche Zauber sind wichtig?“
„Selbstschutz- und Verwandlungszauber und zwar in dieser Reihenfolge“, erklärte sie nach kurzem Nachdenken und er schrieb mit.
„Jetzt die Zaubersprüche“, schlug er vor, „sollen wir eine bestimmte Reihenfolge einhalten, und was ist mit den Sprüchen aus dem Buch von Snape?“
„Die Reihenfolge nicht so wichtig ist. Wir sollten jedoch so viele wie möglich lernen. Die Zaubersprüche von Snape können wir nicht gegen ihn verwenden, wir wissen auch nicht, ob er diese an Voldemort weitergegeben hat“, erwiderte Hermine.
Bei dem letzten Kampf in Hogwarts, bei dem Dumbledore getötet wurde, hatte Harry versucht, Snape mit seinen eigenen Zaubersprüchen zu treffen. Dieser hatte die Sprüche ausnahmslos abwehren können.
„Ja, wir können momentan nicht entscheiden, ob wir diese Zaubersprüche verwenden werden“, meinte er nachdenklich.
„Nächster Punkt wären die unverzeihlichen Flüche“, seufzte er und blickte seine Freunde an und Hermine musterte ihn ungläubig.
„Nein, auf gar keinen Fall“, rief sie entrüstet.
„Ron?“ fragte er leise.
„Ja, sicher“, meinte dieser leichthin, „warum nicht?“
„Ron, diese Flüche sind unverzeihlich und das aus gutem Grund. Derjenige, der sie anwendet geht direkt nach Askaban“, rief sie aufgebracht, fassungslos schaute Ron seine Freundin an und schwieg.
„Harry“ rief Hermine entrüstet, „warum hast du das Thema überhaupt angeschnitten?“
„Es ist wichtig, Hermine“, versuchte er sie zu beruhigenHarry sie zu beruhigen und erzählte den beiden von dem Gespräch, das er mit Tonks und Remus über dieses Thema geführt hatte.
„Dumbledore war übrigens auch dieser Meinung“, fügte er hinzu.
„Das hast du uns aber nie erzählt“, klagte sie ihn an.
„Ja, Hermine“, erwiderte er leise, „mit Absicht, ich weiß doch wie sensibel du auf das Thema Flüche reagierst. Aber wir müssen wenigstens mit dem „Imperius“ und dem „Crutiatus“ arbeiten, um uns davor schützen zu können.“
„Ja gut, einverstanden“, meinte Hermine niedergeschlagen, „aber bei dem Todesfluch, „Avada Kedavra“, werde ich nicht mitmachen, merkt euch das.“
„Das reicht erst mal, wir haben uns eine kleine Pause verdient. Ich gehe nach oben und packe meinen Koffer aus“, meinte er genervt.
„Gute Idee, das mache ich auch“, stimmte sie ihm zu.
Die beiden verließen die Küche, gingen die Treppe hinauf und verschwanden in ihren Zimmern. Ron blieb allein zurück. Viel Mühe gab sich Harry seine Sachen ordentlich zu verstauen und seinem Zimmer einen wohnlichen Charakter zu verleihen. Er zauberte sich auch die gleichen Vorhänge um sein Bett, wie in Hogwarts. Zu guter Letzt zauberte er auf eine ganze Wand den Ausblick, den er von seinem Fenster in Hogwarts hatte. Wenn man in sein Zimmer kam, schaute man auf den Schwarzen See mit dem verbotenen Wald und Hagrids Hütte davor. Zufrieden legte er sich auf sein Bett.
„Hallo, Harry“, weckte ihn eine laute Stimme.
Er war eingeschlafen und setzte sich mit einem Ruck auf. Tonks stand vor seinem Bett.
„Du hast dir dein Zimmer aber hübsch eingerichtet, das hätte ich dir ja gar nicht zugetraut“, meinte sie anerkennend.
„Ja, ich wollte es ein wenig wohnlicher haben, dabei bin ich bin wohl eingeschlafen“, meinte er gähnend.
„Den Eindruck hatte ich. Übrigens, die Bücher stehen unten in der Halle“, schmunzelte sie.
„Sehr schön, das wird Hermine sicher freuen“, meinte er zufrieden und erhob sich.
An Hermines Zimmertür klopfte er.
„Ja“, rief sie, „was gibt's?“
„Tonks ist hier und hat die Bücher mitgebracht“, rief er, „kommst du, Hermine?“
„Ja, danke, ich komme gleich.“
„Seit wann klopfst du bei Hermine an?“, wollte sie erstaunt wissen.
„Sie möchte das so“, erwiderte er leise, „und warum soll ich ihr nicht den Gefallen tun?“
„Aber früher brauchtet ihr bei Hermine nicht anklopfen, da konntet ihr einfach so in ihr Zimmer gehen, oder?“ fragte sie und zog die Stirn kraus.
„Richtig, bei den Weasleys hat sie nichts davon gesagt, aber da war auch Ginny mit im Zimmer. Leider kann ich dir nicht sagen, warum sie das seit neuestem so wünscht“, bestätigte er nachdenklich.
Ihr Gespräch wurde unterbrochen, denn Hermine kam aus ihrem Zimmer geschossen. „Wo sind die Bücher?“, rief sie blickte sich suchend um.
Ohne eine Antwort abzuwarten, lief sie die Treppe herunter, denn sie hatte einen großen Karton in der Eingangshalle gesehen. Tonks und Harry folgten ihr langsam. Hermine kniete vor dem Karton.
„Ja, ja, ja“, murmelte sie leise, während sie mit dem Finger über die Buchrücken glitt, klasse, Tonks, fast alles da.“
„Mach bitte eine Liste, was dir noch fehlt“, riet ihr Tonks, „die besorge ich dann auch noch.“
„Die Liste mache ich gleich. Harry, dann haben wir fast alles zusammen“, rief Hermine mit glänzenden Augen.
Er nahm den Karton mit den Büchern auf.
„Wo möchtest du die hinhaben?“, fragte er mit einem Blick auf Hermine.
„Stellst sie bitte in den Trainingsraum, danke, Harry.“
Vorsichtig trug er den Karton die Treppe hinauf und stellte ihn im Trainingsraum ab. Tonks war ihm mit Ihrem Blick gefolgt und schüttelte jetzt fragend den Kopf. Als er die Treppe wieder herunter kam, nahm er Tonks am Arm und führte sie zur Küche.
„Ich mache uns jetzt mal einen Kaffee“, schlug er vor, als er die Küchentür öffnete, „Hermine kommst du auch?“
„Komme gleich“, ertönte es aus der Halle.
Währenddessen saß Ron am Tisch, über ein Schachspiel gebeugt.
„Wer gewinnt?“, erkundigte sich Harry interessiert.
„Immer ich, das ist das Problem, wenn man mit sich selber spielt“, erwiderte sein Freund lachend.
Hermine kam aus der Halle herein, mit einem Stück Pergament in der einen, einem Buch in der anderen Hand und einem Federhalter zwischen den Zähnen.
Mit Hilfe von Tonks deckte Harry den Tisch, brühte Kaffee auf und zauberte noch eine ansehnliche Kuchenplatte dazu. Der Duft nach frischem Kaffee durchzog die ganze Küche, Tonks füllte ihre Tassen, während Hermine schon eifrig an der Bücherliste schrieb. Kurze Zeit später schlug die Haustür ins Schloss und Remus kam herein.
„Guten Abend zusammen, es ist schön, das wir alle zusammen sind. So kommt doch wieder etwas Leben ins Haus“, begrüßte er sie und gab Tonks einen Kuss.
Harry holte noch eine Tasse und Remus goss sich einen Kaffee ein.
„Hmm, das tut jetzt gut. Ich muss euch noch zeigen, wie Ihr ins Haus kommt“, erklärte er, „sollte mal keiner von uns da sein. Denkt bitte auch daran, momentan nicht zu apparieren, bis wir genau wissen, wie es im Ministerium aussieht.“
„Das ist schlecht, speziell Ron muss das Apparieren noch üben, er hängt immer hinterher“, meinte Hermine nachdenklich.
„Das ist kein Problem, wir legen einen Zauber um das Haus, der vom Flugnetzwerk nicht durchdrungen werden kann. Zum Üben reicht ja der Platz im Hause aus“, meinte Remus.
„Ja, sicher, es geht ja um die Frage, warum Ron hinterher hängt und da ist es besser, man appariert auf kurze Entfernung“, meinte Harry erleichtert.
Ron war rot angelaufen, sagte aber nichts. Die jungen Frauen bereiteten ein kurzes Abendessen vor, Tonks steckte sich Hermines Bücherliste ein und versprach, die Bücher so schnell wir möglich zu besorgen. Nach dem Mahl saßen sie noch lange zusammen. Remus erzählte einige Geschichten über Harrys Eltern, James und Lilly, die sich am Anfang nicht leiden konnten und natürlich über die Streiche, die James Potter, Sirius Black, Peter Pettigrew und er gemeinsam ausgeheckt hatten. Die Strafen, die die vier erhalten hatten, unterschieden sich kaum von den heutigen Bestrafungen, dachte Harry. Den ganzen Abend über gab es für alle viel zu lachen, aber noch vor Mitternacht waren sie in ihren Zimmern verschwunden.

Remus las noch ein Buch, während Tonks neben ihm lag und nachdachte.
„Hast du dir Hermine angeschaut?“, fragte sie nach einer Weile.
„Ja, sie kam mir sehr nervös vor, so als hätte sie vor irgendetwas Angst“, antwortete er und legte sein Buch weg.
„Jeder, der in ihr Zimmer möchte, muss zuerst klopfen und auf Antwort warten, bevor er eintreten darf“, ergänzte sie.
„Na ja, sie ist jetzt eine Frau“, bemerkte er.
„Als ich in dem Alter war, stand meine Schlafzimmertür immer offen, ich hätte ja etwas verpassen können. Ich glaube nicht, dass das der Grund ist“, meinte sie.
„Und sie schützt ihre Tür zusätzlich durch einen Zauber“, fuhr sie fort, „kannst du dir das vorstellen?“
Remus sah sie ungläubig an.
„Du solltest mal versuchen, mit ihr zu reden“, meinte er ernst.

2.

Ausgeruht erwachte Harry am nächsten Morgen, erledigte seine Morgentoilette, kleidete sich an und begab sich nach unten. Ein Zettel auf dem Tisch besagte, das Tonks und Remus auf ihrer Arbeit seien. Der Zauber um das Haus war gelegt und des Weiteren war aufgeführt, wo sie die Sachen für das Frühstück finden konnten.
Um Tee zu kochen setzte er Wasser auf und wollte das Geschirr aus dem Schrank holen. Lächelnd besann er sich jedoch und dachte, zu einem Training könnte auch das Vorbereiten des Frühstücks gehören. Seinen Zauberstab erhoben, murmelte er den entsprechenden Zauber und das Geschirr flog aus dem Schrank auf den Tisch, ohne zu zerbrechen. Das Wasser zum Kochen zu bringen, bereitete ihm schon etwas mehr Schwierigkeiten. Das Besteck war wiederum einfach, aber die Butter, das Brot und der Brotbelag wollten ihm einfach nicht gelingen. Konzentriert kniff er die Augen zusammen, sagte den Zauberspruch und nichts passierte.
Stattdessen vernahm er ein herzliches Lachen und wandte er sich verlegen um. Hermine stand in der Tür, hielt sich mit einer Hand am Rahmen fest, die andere Hand hatte sie vor ihren Bauch gedrückt und lachte, dass ihr die Tränen über die Wangen liefen.
„Seit wann stehst du denn da, Hermine?“, fragte er schüchtern.
„Oh, Harry, das war so süß“, meinte sie, immer noch lachend, „wie du so ernst geschaut hast, gerne hätte ich ein Foto davon.“
Sie trat zu ihm, schaute auf den Tisch, nahm ihren Zauberstab und sofort waren Brot, Butter, Marmelade und Aufschnitt aus dem Nichts aufgetaucht.
„Toll“, meinte er neidisch, „schweigender Zauberspruch, welchen hast du genommen?“
„Das werden wir alles in den nächsten Tagen üben“, erklärte sie sachlich, „ist alles da?“
„Ja, ich glaube doch, wenn nicht, kannst du es ja herbeizaubern.“
Er ging zur Küchentür, pfiff einmal durch die Zähne und rief laut:
„Ron, Frühstück“
„Wie hast du geschlafen, Hermine?“, fragte er, „ich hab geschlafen wie ein Murmeltier, bin nicht ein mal in der Nacht wach geworden.“
„Ich auch nicht, es ist etwas anderes, ob du alleine im Zimmer bist, oder wie im Schlafsaal in Hogwarts. Dort wird man des Öfteren in der Nacht gestört“, erwiderte sie zufrieden.
Gähnend erschien Ron in der Küche.
„Guten Morgen, Leute“ sagte er vergnügt.
„Morgen, Ron, wie war die erste Nacht?“ Wollte Harry wissen.
„Sehr gut, keinen einzigen Spinnentraum“, antwortete sein Freund.
Rons Phobie waren Spinnen, manchmal schreckte er mitten in der Nacht auf, sah dann wild um sich und erst wenn er überzeugt war, dass keine Spinnen da waren, konnte er weiter schlafen.
„Morgen, Schlafmütze, komm setz dich zu uns“, forderte sie ihn auf.
Während sie aßen, besprachen sie ihren Tagesablauf. Die Jungs würden in der Eingangshalle apparieren üben. Währenddessen wollte Hermine die Bücher in das Regal im Trainingszimmer einsortieren.
„Seid ihr fertig mit dem Frühstück?“, fragte sie und die beiden bejahten.
Es folgte eine Bewegung von Hermines Zauberstab, der Tisch war abgeräumt und Harry schaute fasziniert.
„Es wird Zeit, dass ich das lerne“, meinte er zu sich selbst und als er sich umwandte, sah er eine schmunzelnde Hermine.

Zusammen mit Ron ging Harry in die Eingangshalle, während Hermine die Treppe zum ersten Stockwerk hinaufstieg und im Trainingssaal verschwand.
„Erste Lektion“, meinte Harry, „konzentriere dich, Ron und appariere zur Eingangstür. Los, auf mein Zeichen.“
Sein Freund schloss die Augen und sammelte sich.
„Jetzt“, rief Harry.
Zwei Sekunden lang passierte nichts, dann stand Ron plötzlich am gewünschten Platz.
„Was hast du gefühlt, nachdem ich „jetzt“ gesagt habe?“, fragte Harry.
„Zuerst nichts, dann als würde man durch einen engen Flaschenhals gezogen, dieses Gefühl ist beim Apparieren immer da“, überlegte Ron.
„Und du bist sofort los, als ich „jetzt“ gesagt habe?“ fragte er.
„Ja, genau dann“, bestätigte Ron.
Sie probierten es ein paar Mal, immer disapparierte Ron ein bis zwei Sekunden nach dem Signal.
„Ich verstehe es nicht“, Ron war verzweifelt, „sind denn diese Sekunden so wichtig?“
„Sie können über Leben und Tod entscheiden“, meinte Hermine ernst, sie stand auf der Empore des ersten Stocks und hatte den beiden zugesehen.
„Wenn jemand mit dem Zauberstab auf dich zeigt, können diese Sekunden zuviel sein.“
„Ich kann nicht erkennen, woran es liegt? Wir werden Remus fragen, vielleicht hat er einen Tipp“, meinte Harry ratlos.
„Gute Idee, kommt rauf, wir werden Zaubersprüche üben“, rief Hermine.
Die beiden Freunde stiegen die Treppe hinauf und folgten ihr in den ehemaligen Speisesaal. Die Decke zeigte einen wunderschönen Nachthimmel, mit der Milchstrasse und dem Sternbild des Orion in der Mitte.
„Wechselt der Zauber von selbst?“, fragte Harry erstaunt, den Blick nach oben gerichtet.
„Nein, aber ich dachte ein anderer Himmel wäre auch mal ganz schön“, antwortete sie stolz.
„Ich glaube, dass wir uns auf die Zaubersprüche beschränken sollten, die wir noch nicht in der DA geübt haben. Andererseits brauchen wir auch keine Haustiere in Trinkgefäße umwandeln, es sei denn, wir wollen Voldemort überwinden, indem wir Ihm einen Lachanfall an den Hals zaubern“, überlegte sie und kicherte leise.
Ron zuckte zusammen. Hermine holte gerade Luft, um Ron eine Bemerkung zuzurufen, sah dann aber Harrys, auf seinen Mund gelegten Zeigefinger und schwieg.
„Das mit dem Lachanfall wäre eine Idee“, begeisterte sich Harry, „gibt es dafür einen Zauberspruch?“
Grinsend verneinte Hermine.
„Schade, aber den Spruch für den Frühstückstisch musst du mir noch beibringen“, bat er.
„Versprochen“, erwiderte sie prompt, „und jetzt „Alarte Ascendare.“
Hochkant stellte sie ein Buch auf den Boden.
„Los, Ron, lass es unter die Decke fliegen“, rief sie.
Der Rothaarige zog seinen Zauberstab, richtete ihn auf das Buch und rief:
„Alarte Ascendare.“ Das Buch fiel um und sie stellte es wieder hochkant hin.
„Harry, dein Versuch“.
Der Angesprochene zog den Zauberstab, konzentrierte sich, richtete den Zauberstab auf das Buch und sagte im Geiste „Alarte Ascendare“.
Das Buch stieg ungefähr drei Meter hoch und fiel dann zu Boden. Ron starrte ihn mit offenem Mund an.
„Seit wann beherrschst du stille Zaubersprüche?“, fragte dieser erstaunt.
„Alles Übung, Ron“, erwiderte er einfach.
„Gut gemacht, Harry“, lobte Hermine und strahlte Ihn an.
Er wurde rot und verlegen stellte er das Buch wieder hochkant auf den Boden.
„Wie hoch können wir kommen?“, fragte Ron eifrig, „ich glaube nicht, dass irgendjemand das Buch bis zur Decke steigen lassen könnte.“
Daraufhin zog Hermine ihren Zauberstab, deutete auf das Buch und nur einen Augenblick später knallte es unter die Decke, schlug dann hart auf dem Boden auf, gefolgt von Putzbrocken und Staub.
„Reparo“, rief sie laut und deutete auf die Decke, „Reparo“, wiederholte sie die magischen Worte und deutete mit ihrem Zauberstab auf das Buch, das nun wieder wie neu war. Harry fing Hermines Blick ein, formte mit Daumen und Zeigefinger einen Kreis und nickte anerkennend. Hermine wurde leicht rot und warf Harry einen stolzen Blick zu. Der Rothaarige stierte währenddessen unverwandt zur Decke.
„Ich glaub das nicht“, rief er, „Hermine, seit wann kannst du das?“
„Während ihr Quidditch trainieren wart, habe ich Zaubersprüche geübt“, antwortete sie mit Genugtuung.
„Du hast wieder einmal Recht gehabt“, lobte Harry.
„Was soll das denn jetzt heißen?“, fragte Ron gereizt.
„Was können wir beide nun mit unseren Quidditch Erfahrung anfangen?“, erwiderte Harry. „Und was kann Hermine alles mit ihren Zaubersprüchen erreichen? Ist das jetzt bei dir angekommen, Ron?“
Der Angesprochenen murmelte etwas hinter zusammengebissenen Zähnen. Er und Harry versuchten, das Buch so hoch wie möglich zu bekommen. Nach ungefähr einer Stunde berührte Harrys Buch die Decke, während Ron es immerhin auf Schulterhöhe schaffte.
„Das reicht erst mal, machen wir eine Pause“, entschied Harry.
„Ich nicht, ich kriege das Buch bis unter die Decke“, rief ihr Freund entschlossen.
Hermine und Harry grinsten sich an und verließen Ron. In der Küche zauberte sie eine Kanne Tee und Tassen auf den Tisch.
„Entschuldige, Harry, ich habe es vergessen; das nächste Mal bist du dran“, sagte sie entschuldigend, aber schmunzelnd blickte er sie an und nickte dann zustimmend.
„Weißt du, Hermine, als ich gestern Abend im Bett lag, ist mir was durch den Kopf gegangen, was mich schon seit einiger Zeit beschäftigt“, begann er vorsichtig.
Neugierig legte sie ihre Stirn in Falten.
„Hast du jemals versucht, meine Gedanken zu lesen, oder versucht mir Gedanken zu schicken?“, begann er leise.
Mit einem unergründlichen Blick musterte sie ihn, schwieg aber.
„Es war vor ungefähr drei Jahren, in Verteidigung gegen die dunklen Künste, beim falschen Mad Eye Moody. „Er“ hatte mich mit dem Befehlsfluch belegt und ich sollte mich dagegen wehren“, fuhr er fort.
„Ja, an diese Stunde kann ich mich erinnern“, antwortete sie zögernd.
„Moody gab mir den Befehl, auf den Tisch zu springen und dann hatte ich plötzlich eine Stimme in meinem Kopf die sagte: „tu es nicht, nein tu es nicht, bleib stark.“ Ich glaube, diese Stimme hat mir geholfen, zu widerstehen. Du wirst jetzt sagen, dass du gar nicht dabei warst, Moody hatte dich rausgeschickt, weil du ihn wegen der Flüche angegriffen hattest. Aber ich glaubte und glaube es jetzt auch noch, dass es deine Stimme war“, erinnerte er sich.
Wie vom Donner gerührt schaute sie ihn an.
„Ja, ich stand hinter der Tür und hörte was im Klassenzimmer vorging. Es kann auch sein, das mir diese Worte durch den Kopf gingen als ich an dich dachte. Aber, Harry, das ist unmöglich, das kann nicht sein“, meinte sie ungläubig und starrte ihn lange an.
„Nein, Harry, das ist so, als wenn du Ron beim Quidditch zusiehst, und dir dann denkst: „Los, Ron, den Ball kriegst du, den kriegst du bestimmt“, meinte Hermine weiter.
„Dann versuch dich bitte zu erinnern“, bat er ernst, „vor ungefähr anderthalb Jahren, wir hatten gerade die DA gegründet und waren auf der Suche nach einem Übungsraum. Ich war abends noch im Aufenthaltsraum, du und Ron, ihr wart schon im Bett, da kam Dobby und ich fragte ihn nach einem Raum. Er schlug mir den Bedarfsraum vor und ich wollte direkt mit ihm gehen und mir den Raum ansehen. Da hatte ich wieder deine Stimme im Kopf, kannst du dich erinnern?“
Sie hatte sich halb von Harry weggedreht, ihr Gesicht war kalkweiß und sie nickte leicht.
„Ich habe dich gehört, wie du mit Dobby sprachst, ich habe nur ein Wort gedacht.“
„Genau“, sagte er bestimmt, „Unvorsichtig.“
Betroffen starrte sie ihn an.
„Warum hast du mir das nicht gesagt?“, fragte er und nahm vorsichtig ihre Hand.
„Ich dachte nicht, das du es verstanden hattest, ich war der Meinung, das es sei ein Zufall gewesen sei, dass du nicht mit Dobby gegangen bist“, erwiderte sie flüsternd.

3.

„Wir können es ja mal probieren“, meinte Hermine skeptisch, „wie hast du es dir vorgestellt?“
„Ich hatte mir gedacht, das du dich in eine Ecke des Trainingsraums stellst und ich in die andere, dann konzentrierst du dich ganz stark auf mich und denkst an etwas. Ein Bild zum Beispiel“, antwortete Harry eifrig.
„Nein, wir machen es hier unten und wollen Ron nicht stören. Du gehst an das Ende der Eingangshalle, okay?“
Zustimmend nickte er und ging zu der Stelle.
„Ich bin da.“
So stark sie konnte konzentrierte Hermine sich auf ihn und dachte an Crookshank, ihren Kater. Aus der Halle kam ein leises Geräusch, aber Harry sagte nichts.
„Siehst du, ich wusste, es geht nicht“, rief sie vorwurfsvoll.
Da er immer noch nicht antwortete, ging sie zur Küchentür und sah ihn am Ende der Halle bewegungslos auf dem Boden liegen.
„Harry!“, rief sie verzweifelt und rannte zu ihm. Neben ihm ließ sie sich auf den Boden fallen und nahm seinen Kopf auf ihren Schoß.
„Harry, mein Gott, was ist mit dir?“, rief sie erschrocken.
Seine Augenlieder flatterten und aus seinem linken Nasenloch sickerten ein paar Tropfen Blut.
„Volltreffer, das war Wahnsinn, Hermine“, flüsterte er benommen.
Und bevor sie Zeit hatte zu antworten, rappelte er sich hoch, deutete in Richtung Küche und bat sie inständig:
„Mach das noch einmal, Hermine, aber bitte mit weniger Intensität.“
„Auf gar keinen Fall!“, rief sie aufgebracht „was soll noch alles passieren? Was ist denn gerade geschehen, sag's mir bitte.“
„Hermine, es war ein Gefühl, als wäre ein großes, weißes Feuerwerk lautlos in meinem Kopf explodiert.“
Er gab ihr die Hand und half ihr beim Aufstehen.
„Bitte, Hermine, versuche es noch einmal.“
Mit einer Grimasse verschwand sie in der Küche.
„Los“, rief er.
Sie dachte einfach nur an Harry und holte sich das Bild von ihrem Kater ins Gedächtnis.
„Crookshank“, rief er aus der Halle und sie dachte an Buckbeak.
„Buckbeak“, kam sofort die Antwort, sie holte sich die Liste der DA Mitglieder ins Gedächtnis.
„Mitgliedsliste DA Kurs“, lachte Harry.
Etwas tiefer ging sie in ihre Erinnerung und nahm sich das Bild vor, als sie Harry zum ersten Mal gesehen hatte. Kurz darauf stand er in der Tür.
„Das hast du nicht vergessen. Unser erstes Treffen im Hogwarts Express, durch deine Augen gesehen, das war unglaublich“, meinte er gerührt.
„Das kann nicht sein“, flüsterte sie fassungslos und schüttelte mehrmals den Kopf.
„Harry, das kann nicht sein“, ungläubig blickte sie ihn an, „weißt du, wie selten das ist? Wie lange man dafür normalerweise üben muss?“
„Nein“, antwortete er nachdenklich, „aber Snape kann es und ich glaube auch Dumbledore konnte es. Was mich interessiert ist, ob das auch umgekehrt geht?“
Er ging zurück in die Halle, stellte sich neben den Eingang, dachte intensiv an Hermine und stellte sich seinen Besen vor.
„Harry“, rief sie, „ich sehe deinen Besen, stimmt das?“
„Ja, das stimmt. Achtung das nächste.“
Er holte sich die gleiche Szene, wie eben Hermine ins Gedächtnis, nur durch seine Augen gesehen.“
„Harry“, rief sie und kam auf ihn zu, „das ist unglaublich, das war ich selbst, durch deine Augen gesehen.“
„Komm bitte in die Küche, Hermine, wir müssen reden.“
Gemeinsam setzten sie sich an den Tisch.
„Harry, wo soll das hinführen, wenn jeder von uns die Gedanken des anderen lesen kann? Ich will nicht, dass ich ein offenes Buch für dich bin“, meinte sie ernst.
„Das ist verständlich, aber ich glaube nicht, dass wir einfach in die Erinnerungen des anderen eindringen können. Was wir gesehen haben, hat sich der andere gerade vorgestellt oder mit seinen Augen gesehen. Hermine, versuche jetzt einfach in meinen Erinnerungen etwas zu sehen, ich werde an nichts denken.“
Harry setzte sich ihr gegenüber hin und schaute sie unverwandt an. Er hoffte, dass er mit seinen Mutmaßungen Recht hatte, denn er wollte Hermine nicht sein Gespräch mit Tonks offenbaren, das ganz speziell sie betraf.
Mit geschlossenen Augen konzentrierte sich Hermine auf ihn. Einmal streckte sie kurz die Zunge heraus. Dann, nach mehreren Minuten lachte sie.
„Hey, ich sehe nur mein Gesicht durch deine Augen, sonst nichts.“
„Gut, ich glaube, dass wir richtiges Training bräuchten, um in die Erinnerungen des anderen eindringen zu können. Ich werde trotzdem Remus danach fragen“, meinte er aufatmend.
„Warum?“, fragte sie und runzelte die Stirn, „ich habe dir gesagt, dass ich das….“
„Nicht um dein Gehirn zu durchforsten“, unterbrach er sie, „aber es wäre gut, die Gedanken seines Feindes zu kennen.“
„Verständlich“, erwiderte sie, „dann sollten wir auch „Occlumensy“ lernen.“
„Genau, solange der Unterricht nicht bei Snape ist.“
Mit Grausen erinnerte sich Harry der Stunden bei Snape, als dieser in seine Erinnerungen einbrach und ihm beibringen wollte, dies zu verhindern.

Plötzlich stand Ron mit einem breiten Grinsen in der Tür.
„Bis an die Decke“, rief er fröhlich.
„Klasse, Ron“, riefen die beiden wie aus einem Munde.
Harry zwinkerte Hermine zu und dachte: „Wir sollten das Ron im Moment noch nicht sagen.“
Zwinkernd dachte sie zurück: „Ja, das ist besser so.“
„Und, was habt Ihr gemacht?“, fragte Ron die Beiden.
„Wir haben überlegt, mit welchem Spruch wir weitermachen“, erwiderte Hermine schmunzelnd.
„Arresto Mementum“, dafür können wir wieder das Buch verwenden und später zu schwereren Sachen übergehen“, rief Harry.
„Bitte nicht mit mir, denkt bitte daran, ich hasse es zu fliegen“, meinte sie lachend.
Eine Weile saßen sie noch zusammen und gingen dann wieder in Ihren Übungsraum.

„Passt auf, ich schicke das Buch bis zur Decke und du, Harry, lässt es dann langsam wieder herunterkommen“, forderte Hermine.
Er konzentrierte sich. Hermine machte eine Bewegung mit ihrem Zauberstab und das Buch stieg bis knapp unter die Decke. Harry deutete mit seinem Zauberstab auf das fallende Buch und sagte im Geiste „Arresto Mementum.“ Das Buch schlug mit einem Knall auf dem Boden auf, er hatte es verfehlt.
„Moment“, rief er, lief in die Ecke und holte eine weiche Matte, „so können wir uns den Reparo Zauber sparen. Ron, dein Versuch.“
Aber auch Ron verfehlte das Buch. Hermine dagegen konnte das Buch beim ersten Versuch langsam auf die Matte schweben lassen.
„Gibt es eigentlich etwas, was du nicht kannst?“, fragte Ron säuerlich.
„Ja, im Quidditch bin ich eine Niete, aber sonst fällt mir nichts ein“, erwiderte Hermine überheblich.
Bevor Ron eine weitere Bemerkung machen konnte, hatte Harry das Buch schnell unter die Decke gezaubert.
„Los, Ron, versuche es noch einmal“, rief er und warf Hermine einen tadelnden Blick zu.
Die nächsten beiden Stunden brachten die Freunde mit intensivem Üben zu, dann konnten Harry und Ron, wie vorher Hermine, das Buch langsam zu Boden schweben lassen.
„So, jetzt brauchen wir etwas schwereres“, meinte Harry entschlossen und holte aus seinem Zimmer den großen Koffer.
„Kannst du den fliegen lassen, Hermine?“
Sie deutete mit ihrem Zauberstab auf den Koffer und sofort hob sich dieser bis fast zur Decke. Die Jungs waren so erstaunt, dass keiner von ihnen versuchte den Koffer schweben zu lassen.
„Nun seid ihr dran, Harry, probiere es mal“, rief Hermine.
Harry gelang es ohne Probleme den Koffer langsam zum Boden schweben zu lassen. Auch Ron hatte es nach seinem zweiten Versuch geschafft.
„Ihr habt gemerkt, es kommt nicht so sehr auf die Größe oder das Gewicht des Gegenstandes an, sondern vielmehr auf eure Konzentration“, erklärte sie.
Ron deutete von hinten mit seinem Zauberstab auf Hermine.
„Wag es nicht, Ron, sonst lernst du mich kennen“, rief sie wütend.
„Ist ja schon gut“, erwiderte Ron entschuldigend und trat neben Harry.
Hermine bedachte ihn noch mit einem wütenden Blick während Harry den Koffer in sein Zimmer zurück brachte. „Hermine, bitte bleib ruhig“, dachte er und schickte ihr diesen Gedanken.
Als er wieder in den Raum kam zwinkerte ihm Hermine kurz zu. „das kannst du leicht sagen“, empfing er von ihr. Er runzelte die Stirn, was meinte sie wohl?
„Ich hatte mir überlegt, dass wir uns einen Hindernislauf aufbauen, so ähnlich wie damals der Abschluss bei Remus in der dritten Klasse“, begann Harry.
„Nicht schlecht, wir könnten diesen Lauf durch alle Zimmer machen und in jedem wartet eine andere Prüfung auf uns“, erwiderte Hermine begeistert.
„Ja, allerdings sollten wir vorher noch einige Sachen üben, sonst stehen wir nachher da und wissen nicht weiter“, auch Ron war von der Idee angetan.
„Wir müssen uns darüber klar sein“, fuhr Harry sehr ernst fort, „dass wir irgendwann auf Voldemort oder seine Gefolgsleute treffen werden. Wir haben dann keine Zeit lange zu überlegen, welchen Zauber wir anwenden sollen. Wir müssen uns innerhalb eines Augenblickes entscheiden, am besten wäre, die Entscheidung fällt intuitiv.“
Ron schaute seinen Freund verständnislos an.
„Das bedeutet, Ron, dass du den ersten Zauberspruch, der dir in den Sinn kommt, anwendest. Aus dem Bauch heraus, sozusagen“, erklärte Harry.
„Wie damals im Ministerium, ich habe versucht auf die Sprüche der Feinde zu reagieren, dadurch war ich zu langsam und es hat mich erwischt, ich hätte besser zuerst einen Zauberspruch angewandt“, erinnerte sich Hermine nachdenklich.
Ganz kurz kam Harry die Erinnerung an das damalige Geschehen in den Sinn. Wie Hermine auf dem Boden lag und Harry dachte, sie wäre tot. Den Schmerz, den er damals empfand, konnte er heute noch genauso intensiv fühlen, wenn er an die Szene zurückdachte. Das überglückliche Gefühl als er bemerkte, das sie noch lebte, erzeugte eine wohlige Wärme im seinem Bauch, damals wie heute. Hermine drehte sich abrupt weg.
„Ich bin mal kurz auf der Toilette“, sagte sie schnell und lief aus dem Raum.
„Was meinst du, wie wird unsere erste Begegnung mit V…du weißt schon wem, aussehen?“ Rons Stimme hatte einen leicht ängstlichen Unterton.
„Ich glaube nicht, dass wir zuerst auf Voldemort treffen werden“, erwiderte Harry nachdenklich, während Ron mal wieder zusammenzuckte.
„Er wird viel eher versuchen, uns seine Gefolgsleute auf den Hals zu hetzen, um uns klein zu kriegen. Ich sage dir, Ron, das wird nicht einfach werden.“
„Du meinst Snape und Malfoy?“
„Ja, dazu Death Eater und wahrscheinlich auch Dementoren“, antwortete Harry.
„Wir müssen unbedingt noch den Patronus üben, das ist sehr wichtig für uns“, meinte Ron kleinlaut.
Harry lächelte, er wusste, dass Hermines und sein Patronus absolut vollkommen waren, aber bei Ron war er sich da nicht so sicher. Hermine gesellte sich wieder zu ihnen.
„Kommt, lasst uns noch eine Tasse Tee trinken“, schlug sie den beiden vor.
Gemeinsam verließen sie ihr Übungszimmer und setzten sich in der Küche an den Tisch. Der Tee war kalt geworden, aber sie tranken ihn trotzdem. Kurze Zeit später schlug die Haustür ins Schloss und Tonks erschien. Sie stellte einen kleineren Karton auf den Tisch.
„Deine Bücher, Hermine.“
„Tausend Dank, Tonks“, erwiderte diese glücklich und öffnete den Karton.
„Ja, alles da, ihr entschuldigt mich bitte, ich werde die Bücher einsortieren und ein wenig schmökern“, meinte sie und verschwand mit dem Karton.
„Wie war der Tag, habt Ihr Fortschritte gemacht?“, fragte Tonks.
In ein paar Sätzen erzählte Harry ihr kurz den Tagesablauf von ihnen.
„Ich werde noch etwas lesen, wenn ihr mich sucht, ich bin in meinem Zimmer“, meinte Ron,
erhob sich und verließ die Freunde.

„Was ist mit Hermine?“, fragte Tonks, sobald Ron außer Hörweite war, „Ihr müsst bei ihr anklopfen und sie hat die Tür mit einem Zauber belegt, wenn sie in ihrem Zimmer ist?“
„Das mit dem Zauber wusste ich nicht, aber irgendetwas ist zwischen Hermine und Ron vorgefallen, ich habe sie gefragt, aber sie wollte es mir noch nicht anvertrauen. Ich weiß allerdings, dass Ron sie gefragt hat, ob sie nicht seine Freundin sein möchte“, antwortete Harry erstaunt.
„Hermine und Ron? Nein, alles was recht ist, Harry, aber das geht nicht gut“, lachte Tonks.
„Wie meinst du das?“, fragte er vorwurfsvoll „Ron ist doch ein netter Kerl.“
„Meinst du, Nettsein reicht? Er ist zwar gewachsen, aber im Grunde ein Kind geblieben. Hermine Wiederum, steckt mit ihrem Wissen und ihren Fähigkeiten die meisten Erwachsenen in die Tasche und du meinst, eine Verbindung zwischen den beiden ginge gut? Nein, Harry, nie und nimmer“, erwiderte sie leise.
„Hermine will auch nicht seine Freundin sein, kann ihm das aber im Moment nicht sagen“, erklärte er.
„Tja, so einfach liegt der Fall nicht. Ich glaube, Hermine hat ein großes Bedürfnis nach Zuneigung und Zärtlichkeit und Ron ist, theoretisch gesehen, der einzige Junge, den sie im Moment bekommen kann“, erwiderte Remus Freundin nachdenklich.
„Obwohl sie ihn gar nicht will“, fügte sie als Nachsatz hinzu.
„Du meinst, Hermine ist hin und her gerissen zwischen ihren Gefühlen und ihrem Verstand?“ Fragte Harry sie nachdenklich.
„Gut ausgedrückt, aber das erklärt nicht, warum sie sich so abschottet, wenn sie alleine in ihrem Zimmer ist“, meinte Tonks.
„Zwischen den beiden gibt es eine latente Spannung, das war fast vom ersten Tag an so, aber dadurch, das wir in der Schule waren, wurden die zwei oft genug von ihren Streitereien abgelenkt. Jetzt sitzen wir drei hier aufeinander und ich muss den Puffer zwischen beiden spielen. Ich habe bemerkt, das Hermine voll mit den Nerven runter ist und bemühe mich halt, sie zu verstehen und ein wenig zuvorkommend zu behandeln“, erklärte er.
„Das habe ich an deinem Verhalten bemerkt, ich glaube, wenn du nicht da wärst, würden sich die zwei über kurz oder lang an die Gurgel gehen.“
„Da hast du wahrscheinlich Recht, Tonks“, stimmte er ihr zu und fuhr sarkastisch fort, „da wir aber sonst keine Probleme haben, spielt das überhaupt keine Rolle.“
Lachend schlug sie ihm auf die Schulter.
„Das nennt man Galgenhumor, Harry“, feixte sie.
Hermine erschien und schaute sie fragend an.
„Wieso hat Harry Galgenhumor?“
„Er erzählt hier Witze und draußen wartetet Voldemort, um ihn zu töten“, erklärte Tonks.
„Aha“, erwiderte Hermine, sie klang nicht überzeugt.
Kurz darauf kam Remus nach Hause. Er sah abgespannt und müde aus. Tonks ging zu ihm, und küsste ihn.
„Guten Abend zusammen“, grüßte er mit einem schwachen Lächeln, „ich hoffe, ihr hattet alle einen guten Tag?“
„Wollen wir gleich essen?“, fragte seine Freundin.
Keiner erhob Einwände und sie hatte den Tisch in Sekundenschnelle gedeckt und mit Speisen versehen. Harry bat Ron zum Essen herunter.

Später saßen sie noch gemütlich beisammen und dann kam Harry auf die Fragen zu sprechen, die sich im Laufe ihres Trainings angesammelt hatten. Remus wusste auch keinen Rat zur Thematik von Rons spätem dispparieren und Harry fiel auch noch etwas ein zu diesem Thema.
„Remus, wie können wir vermeiden, dass es jedes Mal einen Knall gibt, wenn wir apparieren oder disapparieren? Wir wollen doch das Überraschungselement auf unserer Seite haben“, fragte er nachdenklich.
„Ich würde versuchen, das Apparieren mit einem „Silentio“ Spruch zu kombinieren. Probiert habe ich das allerdings noch nie“, überlegte Remus.
„Es könnte funktionieren, wir werden das gleich morgen ausprobieren“, meinte Harry entschlossen.
„Gibt es einen Raum im Haus, den ihr noch nicht gesäubert habt?“, mischte sich Hermine neugierig ein.

„Was hast du vor, Hermine?“, fragte er interessiert und zog eine Augenbraue hoch.
„Ich denke, es könnte nicht Schaden, zum Training in einen Raum zu kommen, ohne zu wissen, was einen dort erwartet.“
„Nicht schlecht gedacht, Hermine, du erstaunst mich immer wieder. Ja, die Räume im Keller, ich glaube, da ist noch keiner von uns gewesen“, meinte Remus nach kurzem Nachdenken.
„Aber“, fuhr er ernst fort, „das Schlimmste, was wir bis jetzt hier im Haus hatten, war ein „Boggart“. Es kann sich alles Mögliche in den Kellerräumen aufhalten, seid also vorsichtig. Wenn einer von euch einen unbekannten Raum betritt, bleibt ein anderer an der Tür stehen, um eingreifen zu können. Ich kann mich doch darauf verlassen?“
Die Freunde nickten zustimmend, Ron überredete Remus zu einem Schachspiel, während Tonks und Hermine eine lebhafte Diskussion über die neuen Bücher begannen.
Harrys Gedanken drifteten langsam weg, und er erinnerte sich an ein Gespräch mit Dumbledore vor einigen Jahren. Damals hatte Harry ihn gefragt, wieso seine Narbe auf der Stirn ihm manchmal Schmerzen bereitet, aber meistens nicht zu spüren sei. Dumbledore hatte ihm damals erklärt, das seine Narbe direkt mit Voldemort zusammen hängt. Wenn er sich ruhig verhält, spürt auch Harry nichts, aber wenn er große Empfindungen erlebt, würde Harrys Narbe schmerzen. Die Vermutung hatte sich im Lauf der letzten Jahre bestätigt, allerdings hatte er die Narbe seit Dumbledors Tod nicht mehr gespürt.
Er schreckte auf und schlug sich mit der flachen Hand auf die Stirn.
„Was ist, Harry?“ Hermine war aufgesprungen und starrte ihn alarmiert an.
„Nein, nichts, ich habe mich nur an ein Gespräch vor ein paar Jahren mit Dumbledore erinnert“, beruhigte er sie.
„Es scheint so, das Voldemort sich absolut ruhig verhält“, fuhr er fort.
„Ja, er wird sich nicht zeigen, bevor er seine Leute gesammelt und neu gruppiert hat“, stimmte Remus ihm zu.
Dieser erzählte ihnen dann noch einige Geschichten, speziell über die Heilung von Verwundungen durch Voldemorts Gefolgsleute und der Abend neigte sich dem Ende zu.

4.

Mit einem Ruck wachte Harry schweißgebadet auf. Draußen war es noch dunkel, eine Kerze brannte auf dem Nachttisch. Hermine saß an seinem Bett, hielt seine Hand und mit der anderen Hand streichelte sie sanft seine Wange.
„Danke, Hermine“, flüsterte er matt, „seit wann sitzt du hier?“.
„Nur ein paar Minuten“, erwiderte sie leise und schaute Harry besorgt an. Wie immer in der letzten Zeit, war sie von seinen grünen Augen fasziniert.
„Plötzlich bin ich aufgewacht, ich glaubte, dich rufen zu hören und dann habe ich deine Gedanken gesehen. Ich bin sofort herüber gekommen“, tief durchatmend schaute sie ihn an.
„Ich habe gesehen, wie Cedric starb und wie Voldemort dich gefoltert hat, Harry, es war absolut grauenvoll.“
„Diesen Traum habe ich zum Glück seit ein paar Monaten nicht mehr geträumt, Hermine.“
„Meinst du, Voldemort hat etwas mit deinem Traum zu tun, vielleicht versucht er dich zu beeinflussen?“, mutmaßte sie leise.
„Nein, das sähe ganz anders aus. Diesen Traum von eben, den werde ich wahrscheinlich noch lange träumen, vielleicht mein Leben lang. Oder, falls wir Voldemort töten, kann es sein, das dieser Traum aufhört. Dumbledore hat mir das so erklärt“, erwiderte er wispernd.
„Aha, du kannst die Erlebnisse auf dem Friedhof noch nicht richtig verarbeiten. Solange wird der Traum wiederkehren“, verstand sie.
Zustimmend drückte er Ihre Hand.
„Danke, dass du da warst, Hermine. In der letzten Zeit bist du immer da, wenn ich dich brauche“, meinte er froh.
Sie lächelte, strich noch einmal mit Ihrer Hand über seine Wange und ging zur Tür.
„Schlaf noch etwas, Harry“, flüsterte sie, hob grüßend die Hand und verließ sein Zimmer.
Er fühlte sich beruhigt und entspannt. Diesen Traum hatte er des Öfteren gehabt, immer war er mit einem Ruck aufgewacht und konnte sich dann stundenlang nicht richtig beruhigen. Jetzt war er innerhalb von Minuten so entspannt, das er direkt wieder einschlafen konnte.

Die Sonne schien in sein Zimmer und langsam wachte er auf. Ausgeruht schwang er die Beine aus dem Bett und empfing gleichzeitig einen Guten Morgen Gruß von Hermine, mit dem entsprechenden Zauberwort für den Frühstückstisch. Er lächelte, schickte ein „Guten Morgen“ zurück, mit der Bemerkung, dass in fünfzehn Minuten der Tisch gedeckt sei. Im Badezimmer machte er sich fertig und ging dann hinunter in die Küche. Das Frühstück war eine Sekundensache. Wenige Momente später kam Hermine lächelnd herein.
„Ich wollte dir noch einmal für heute Nacht danken, normalerweise konnte ich nach diesem Traum nicht wieder einschlafen, aber ich glaube, ich schlief schon, bevor du in deinem Zimmer warst“, erklärte er.
„Harry, wenn du mich brauchst, bin ich da“, sanft blickte sie ihn an und verlegen schaute er zu Boden. In der letzten Zeit brachten ihre Blicke sein Gefühlsleben richtig durcheinander.

„Ron wird gleich hier sein, ich habe ihn geweckt“, berichtete sie.
Nach dem Essen probierten sie das disapparieren und apparieren ohne Geräusch. „Silentio“ vor dem disapparieren brachte nichts, „Silentio“ während des apparierens auch nicht, aber es schien so, als wäre der „Silentio“ Zauber ganz kurz vor Ende des apparierens gesprochen, der richtige Weg, um ohne Geräusch zu erscheinen. Sie probierten das den ganzen Vormittag und hatten alle das Gefühl auf dem richtigen Weg zu sein. Zum Mittag gönnten sie sich nur eine Tasse Kaffee und eine Portion Fish and Chips.
„Sollen wir mal den Keller erkunden?“, fragte sie die beiden Jungs und ihre Augen leuchteten erwartungsvoll.
„Warum nicht? Aber wir machen nur eine Bestandsaufnahme. Ich erstelle einen Kellergrundriss, auf dem wir die verschiedenen Türen und Gänge einzeichnen. Wir werden Handschuhe tragen, lach nicht, Ron, und zwei Laternen mitnehmen. Brauchen wir sonst noch etwas?“, fragte Harry.
Seine Freunde blickten sich kurz an und schüttelten die Köpfe.
„Gut, dann treffen wir uns in zehn Minuten hier in der Küche“, entschied er.
Die drei gingen auf ihre Zimmer. Als Harry seine Handschuhe aus dem Koffer holte, fiel ihm das Sneakoskop in die Hände und er steckte es in seine Hosentasche. Dieses Instrument hatte Ron ihm aus Ägypten mitgebracht und angeblich sollte es schwarze Magie anzeigen können. Er war als Erster wieder unten und durchsuchte die Schränke nach Laternen. Im Spülenschrank wurde er fündig. Fünf Laternen standen dort. Er nahm zwei heraus und zündete die Kerzen in den Laternen an, überlegte kurz und nahm noch eine dritte Laterne heraus und zündete auch hier die Kerze an.
Hermine hatte sich umgezogen, trug eine alte Jeans und einen alten Pullover und hatte ihre Haare schnell zu einem Zopf geflochten, der ihr weit über den Rücken herunter hing.
„Vorsicht ist der bessere Teil der Tapferkeit“, meinte er zu ihr, als sie fragend auf die drei Laternen zeigte.
„Mensch, Harry, das ist doch nur ein Keller“, belustigte Ron sich, als er in die Küche kam.
„Ja, Ron, das stimmt, in dem aber seit Jahren kein Mensch mehr gewesen ist. Du weißt auch, wer hier vorher gelebt hat“, erwiderte Harry ruhig.
Sie gingen durch die Küchentür nach links und standen nach ungefähr fünf Metern vor der Kellertür. Harry drehte den Griff.
„Verschlossen“, murmelte er, „Alohomora“, und mit einem lauten Knacken sprang die Tür auf.
„Hermine, kennst du einen Spruch, der die Tür offen hält?“, fragte er und nach kurzem Nachdenken deutete sie mit ihrem Zauberstab auf die Tür.
Direkt hinter dem Türrahmen begann eine steinerne Treppe, deren untere Stufen sich in der Dunkelheit verloren. Harry, die Laterne in der linken Hand und den Zauberstab in der rechten, stieg langsam die Stufen hinab.
„Bleibt stehen und wartet, bis ich unten bin“, rief er.
Er schaute bei jedem Schritt auf die nächste Stufe, alle schienen unversehrt. Nach 26 Stufen hörte die Treppe auf und er schaute auf einen kurzen Gang, der sich in der Finsternis verlor.
„Ich bin unten, ihr könnt kommen“, rief er.
Kurze Zeit später standen Hermine und Ron neben ihm. Der Boden war trocken und trotzdem roch es feucht und moderig und die Luft kam ihnen schwer und stickig vor. Sie hatten den Eindruck, als könnten die Laternen kaum die Finsternis, die vor ihnen lag, durchdringen.
„Wir sind 26 Stufen hinuntergegangen“, erklärte Harry, „das heißt, dass der Keller ungefähr sechs Meter hoch ist, das ist ungewöhnlich für einen Keller.“
Eine Laterne stellte er auf die vierte Stufe von unten und zog ein Stück Pergament und einen Federhalter aus der Tasche.
„Merkt euch bitte, wo die Laterne steht, falls wir hier schnell raus müssen“, forderte er die beiden auf.
Er zeichnete die Treppe auf das Pergament ebenso den Gang, der weiter nach vorne lief. Rechts und links des Ganges waren jeweils zwei Türen, auch diese wurden in seinen Plan übernommen.
„Hermine, prüfst du, ob die Türen durch einen Zauber geschützt sind und zieh bitte Handschuhe an“, bat er.
Grinsend zeigte sie ihm ihre Hände, die Handschuhe hatte sie schon längst an und dann trat sie zu der ersten Tür auf der rechten Seite. Mit der rechten Hand hielt sie Ihren Zauberstab und mit der linken berührte sie vorsichtig die Türoberfläche und dann den Türgriff.
„Kein Zauber“, erläuterte sie sachlich.
Harry ging zu ihr und schrieb mit Kreide eine 1 oberhalb des Griffes auf die Tür. Er übertrug die Zahl dann auf seinen Plan, zog sein Sneakoskop aus der Tasche und hielt es an die Türe. Das Instrument zeigte keine Reaktion.
„So, Ron, jetzt bist du dran“, forderte er ihn auf.
Hermine und Harry gingen zwei Schritte zurück. Ron trat an die Tür, zog ein Paar verlängerte Ohren aus der Tasche, drückte sich die Stöpsel in die Ohren und die Muscheln gegen die Tür. Einige Augenblicke horchte er und schüttelte dann verneinend den Kopf. Er zog sich die Stöpsel aus den Ohren und hängte sich die verlängerten Ohren um den Hals. Mit einem Ruck drehte er den Türgriff und die Türe schwang nach außen auf. Gerade wollte er in den Raum eintreten, Harry hielt ihn jedoch an der Schulter zurück.
„Es könnte sich etwas über der Tür befinden“, sagte er leise.
Ron nickte und führte seinen Zauberstab in vertikalen Linien ein paar Mal vom Boden bis zur Oberkante der Türöffnung.
„Keine Stolperfallen“, murmelte er und hielt seinen Zauberstab in den Raum, „Lumos Maxima.“
An der Spitze von Rons Zauberstab erschien eine gleißend weiße Flamme, die den Raum dahinter in blendend weiße Helligkeit tauchte. Der Raum war absolut leer. Hermine atmete tief durch und wischte sich den Schweiß von der Stirn.
Bei der hinteren Tür auf der rechten Seite und der Vorderen auf der linken Seite, war es das Gleiche. Beide waren absolut leer. Harry bezeichnete die Türen mit den Nummern zwei und drei und übertrug das auf seinen Plan.
Hermine trat zu der vierten Tür, berührte die Oberfläche und den Türgriff und dann noch einmal die Oberfläche.
„Kein Zauber, aber etwas ist hier anders“, meinte sie nachdenklich.
Harry ging zur Tür und hielt das Sneakoskop daran. Dieses drehte sich sofort schnell und fing an zu pfeifen, daraufhin trat er zwei Schritte zurück.
„Okay, Ron, du bist dran, sei vorsichtig.“
Ron trat zur Tür, hielt die Muscheln seiner verlängerten Ohren an die Türoberfläche und horchte mindestens eine Minute. Dann schüttelte er verneinend den Kopf, drehte sich zu den anderen um und diese hoben daraufhin ihre Zauberstäbe auf Augenhöhe. Er drehte den Griff und brachte sich mit einem Hechtsprung zur Seite in Sicherheit. Die Tür sprang mit einem leisen Knall auf und sie erkannten sogleich, dass der Raum nicht leer war. Hermine und Harry traten an die Öffnung und Ron war mit erhobenem Zauberstab hinter sie getreten. Harry führte seinen Zauberstab in vertikalen Linien ein paar Mal vom Boden bis zur Oberkante der Türöffnung.
„Keine Fallen“, bemerkte er kurz, „Lumos Maxima“, und hielt seinen Zauberstab in den Raum, der sofort in weiße Helligkeit getaucht war.
An der hinteren Wand stand ein schwarzer Schrank, mehr ein Buffet, ungefähr drei Meter breit mit sechs Türen, während der Aufsatz etwas schmaler war. Auch dieser hatte sechs Türen, wobei die mittleren beiden aus Glas waren. Hinter dem Glas befanden sich Gegenstände aus Kristallglas, die das Licht von Harrys Zauberstab in den Regenbogenfarben reflektierten. In der Mitte stand ein größerer kristallener Becher mit Deckel, der mit einer dunklen Flüssigkeit gefüllt zu sein schien. Daneben standen verschieden große Gläser und Schalen, alle aus dem gleichen Kristall. Harry wollte zu dem Büffet vorgehen, Hermine hielt ihn jedoch zurück.
„Ich mache das“, flüsterte sie und ging mit erhobenem Zauberstab langsam auf den Schrank zu.
Als sie noch ungefähr einen Meter von dem Schrank entfernt war, sprangen plötzlich blaue Funken von der Spitze Ihres Zauberstabes. Schnell zog sie ihren Arm zurück und verzog schmerzhaft das Gesicht.
Harry trat zu ihr, nahm ihre rechte Hand und sah sie fragend an.
„Nein, nichts passiert, das ist auf jeden Fall ein Schildzauber, aber diesen kenne ich überhaupt nicht“, erläuterte sie den Jungs.
Interessiert betrachtete Harry die Gegenstände in dem Glasschrank genauer. Auf dem größeren Becher mit Deckel, war das Familienwappen der Blacks zu erkennen.
„Es hätte mich interessiert, ob Sirius von diesem Schrank wusste. Kannst du den Zauber brechen?“, fragte er sie leise.
Nachdenklich schüttelte Hermine den Kopf.
„Nein, da müsste ich zu viel probieren“, bedauerte sie.
Nachdem sie den Raum verlassen hatten, kennzeichnete er die Tür mit der Zahl vier.
Der Gang verlief noch ein kurzes Stück weiter und mündete dann in einer T Kreuzung. Der Gang nach rechts ging noch ungefähr vier Meter weit und endete an einer Tür. Links und rechts an den Wänden befand sich jeweils eine weitere. Der Gang nach links lief nur einen Meter weit und endete an einer ganz anderen Tür. Während alle anderen Türen ungefähr gleich aussahen, einfache Holztüren, war diese Tür wesentlich breiter und höher und aus Eisen gearbeitet.

5.

Harry deutete mit einen Kopfnicken nach rechts. Wie bei den ersten drei Türen, befanden sich hinter den Türen fünf, sechs und sieben nur leere Räume. Er markierte diese und zeichnete seinen Plan weiter. Dann standen die drei wieder an der T Kreuzung und schauten auf die Eisentür. Das Blatt war aus schwarzem Stahl gearbeitet. Verzierungen, hauptsächlich Schlangenkörper, aus Messing waren kunstvoll in die Oberfläche eingearbeitet. Der Griff, ein Schlangenkopf, befand sich genau in der Mitte des Blattes. Hermine bewegte sich langsam auf die Tür zu und streckte ihre linke Hand zum Griff hin aus. Es gab einen lauten Knall und Hermine flog rückwärts. Gleichzeitig gingen alle Laternen aus und es war mit einem Schlag stockdunkel.
„Lumos Maxima!“, schrie Harry und an der Spitze seines Zauberstabes erschien die gleißend weiße Flamme.
Anders als zuvor konnte er jedoch kaum etwas sehen. Es schien, als wäre die Dunkelheit dichter geworden, man konnte sie fast greifen und gleichzeitig überkam ihn eine sehr starke Empfindung hier unerwünscht zu sein.
„Ron, Licht“, befahl er laut, drehte sich um und schaute nach Hermine. Sie lag an der stirnseitigen Tür des rechten Ganges.
An der Spitze von Rons Zauberstab erschien jetzt auch eine weiße Flamme. Harry lief zu Hermine, sie war ohne Bewusstsein. Er löschte seinen Zauberstab mit einem kurzen „Nox“, steckte ihn in die Jeans und nahm sie auf seine Arme.
„Raus hier, aber schnell“, rief er Ron zu
Seinen Zauberstab hochhaltend, bildete Ron die Nachhut, während Harry auf die Treppe zueilte. Mühsam stieg er die 26 Stufen hoch und war froh, die Eingangshalle wieder erreicht zu haben. Schnell ging er in die Küche und bettete Hermine auf den Tisch. Ron war ihm dichtauf gefolgt, hatte aber noch die Kellertür mit einem Spruch geschlossen und versiegelt. Beide waren völlig aus der Puste und mussten sich zuerst einen Moment setzen, um wieder zu Atem zu kommen. Dann stand Harry auf, ging zur Spüle, machte ein Handtuch nass und legte es ihr über die Stirn.
„Was ist mir ihr?“, fragte sein Freund besorgt.
„Ohnmächtig, sie ist wohl mit dem Kopf gegen die Türe geprallt, als sie rückwärts flog“, erwiderte er leise und betrachtete sie besorgt.
Vorsichtig nahm er ihre linke Hand und streichelte diese zärtlich. Nach ein paar Augenblicken zuckte Hermine und ihre Augenlieder flatterten. Langsam richtete sie sich auf, hielt ihre rechte Hand an den Hinterkopf und verzog schmerzvoll ihr Gesicht. Vorsichtig nahm Harry ihr Gesicht in seine Hände und lächelte sie an.
„Geht es wieder?“, fragte er und die Erleichterung stand ihm ins Gesicht geschrieben.
Langsam nickte sie, stieg vom Tisch und setzte sich auf einen Stuhl. Harry deutete mit seinem Zauberstab auf den Tisch und einen Augenblick später stand eine heiße Kanne Kaffee mit drei Tassen dort. Er schenkte aus und die drei nahmen zuerst einmal einen großen Schluck Kaffee.
„Was war das da unten?“, fragte Ron ängstlich.
„Ein doppelter Zauber“, erwiderte Hermine nachdenklich, „der erste verhindert, dass du in die Nähe der Tür kommst, der zweite beschützt den Türgriff. Ich habe mich selbst durch einen Zauber geschützt, aber trotzdem ist es passiert. Hast du mich getragen, Harry?“
„Ja, das war der schnellste Weg, um da unten raus zukommen.“
Dankbar lächelte sie ihn an.
„Habt ihr zwei da unten vor der Tür etwas bemerkt?“, fragte sie eindringlich.
Ron schüttelte verneinend den Kopf.
„Ich hatte das Gefühl, das wir an dem Ort absolut nicht erwünscht waren“, antwortete Harry nachdenklich.
Zustimmend nickte sie und stand auf.
„Ich lege mich noch einen Moment hin.“
„Mein Gott, Harry, was ist hinter dieser Tür? Wir sind doch hier in deinem Haus und nicht irgendwo beim Feind“, meinte Ron leise und blickte ihn hilflos an.
„Ho, ho, Ron, das ist doch nur ein Keller“, feixte Harry, wurde dann aber wieder ernst. „Ich weiß nicht was hinter dieser Tür ist, ich vermute, dass die früheren Bewohner dort ihre Versammlungen abhielten. So eine Art Heilige Stätte war das wohl für sie.“
„Ja, Sirius hat etwas ähnliches mal erwähnt, seine Mutter war den dunklen Künsten zugewandt“, erwiderte Ron.
„Deshalb sind im ganzen Haus auch Schlangensymbole“, bemerkte Harry.
„Aber…, aber, wenn es hier schon so schlimm ist, wie soll es erst werden, wenn wir auf V.., Du weißt schon wen, treffen?“
Harry konnte nur die Schultern zucken. Um Ron etwas aufzuheitern, spielte er eine Partie Schach mit ihm. Kurz vor Ende des Spieles, kamen Tonks und Remus und setzten sich zu den Beiden an den Tisch.
„Gibt es was neues?“, fragte Remus und Harry stand auf.
„Erzähle du mal, Ron“, forderte Harry ihn auf, „ich schaue einmal, was Hermine macht.“

Nachdem er die anderen verlassen hatte, ging er die Treppe hoch und hob den Arm um an Hermine Tür zu klopfen.
„Komm herein, Harry“, rief sie von innen.
Einen Moment stutzte er und lachte dann, Hermine hatte seine Eindrücke gesehen, als er auf dem Weg zu ihrem Zimmer war. Sprachlos blieb er stehen, nachdem er die Tür geöffnet hatte. Sie saß auf ihrem Bett, hatte sich umgezogen und ihre Haare fluteten wieder ungebändigt über ihre Schultern. Aber das sah er nur aus dem Augenwinkel. Die ganze Wand hinter dem Bett nahm ein Bild ein, an das er sich sehr gut erinnern konnte. Der Anblick des Meeres, als er mit Hermine auf den Dünenkamm gestiegen war. Das Bild bewegte sich, Harry konnte die Wellen sehen, die am Ufer ausliefen, und auch die Sonne erzeugte unzählige Reflexe auf dem Wasser.
Die ganze gegenüberliegende Wand nahm ein anderes Bild ein, das er auch nicht vergessen würde. Der Garten hinter „The Burrows“ im Morgennebel, auch dieses Bild bewegte sich, die Nebelschwaden zogen langsam vorüber. Er schaute hoch zur Decke und sah die Planeten, Jupiter mit seinen sieben Monden, Saturn mit seinen Ringen und die Venus, ganz in Wolken eingehüllt. Die Monde des Jupiters zogen langsam Ihre Bahnen um den Planeten. Lächelnd blickte er sie an und konnte kaum glauben, was er sah.
„Hermine, das ist unbeschreiblich. Nie hätte ich geglaubt, dass du, der absolute Vernunftmensch, dir dein Zimmer so einrichtest“, meinte er begeistert und trat ins Zimmer.
„Ich hätte von dir eine Sammlung von Zaubersprüchen an der Wand, vergrößerte Buchseiten oder ein Bild von Crookshanks erwartet, aber dass hier, ich weiß nicht was ich sagen soll“, und
geschmeichelt lächelte sie ihn an.
„Vor kurzem hast du mir gesagt, das sich alles ändert, erinnere dich, Harry. Wir sind nicht mehr in der Schule. Meine Prioritäten habe ich jetzt anders gesetzt, das habe ich von dir übernommen.“
Fragend schaute er sie an.
„Dumbledors Tod hat dich verändert, Harry, zum Guten. Für dich sind jetzt Einfühlungsvermögen, Zuvorkommendheit und Ausgeglichenheit wichtig. Nichts bringt dich mehr so leicht aus der Ruhe und unbedachte Äußerungen verkneifst du dir. Das muss ich mir auch noch verinnerlichen“, erklärte sie leise
Gegen seinen Willen wurde er rot im Gesicht, so sehr freute er sich über Hermines Kompliment.
„Danke, Hermine. Was macht dein Kopf?“
„Brummt noch ein wenig.“
„Kommst du runter, Tonks und Remus sind gekommen?“
„Geh bitte schon vor, Harry, ich komme gleich nach.“
Als er zurück in die Küche kam, setzte er sich und bekam den Schluss von Rons Erzählung über die Ereignisse im Keller mit.
„Hermine kommt gleich“, kam er Remus Frage zuvor.
Sie hörten Hermine auf der Treppe und einen Augenblick später stand sie, immer noch etwas blass, im Raum. Nachdem sie Tonks und Remus begrüßt hatte, nahm sich ein Glas Wasser und setzte sich dazu.
„Ron hat uns von der Tür im Keller erzählt“, begann Remus „welchen Schutzzauber hast du verwendet Hermine?“
„Protego“ und „Finite Incantatem.“
„Und trotzdem hat es dich so erwischt?“, fragte Remus ungläubig und blickte Tonks an.
„Das schauen wir uns gleich mal an“, rief er und stand auf, „Ron, du öffnest die Kellertür und bleibst oben stehen, Hermine du bleibst bitte unten an der Kellertreppe stehen, Harry, Tonks und ich werden die Tür untersuchen.“
Remus nahm einen schweren Eisenkessel aus dem Schrank und alle gingen in Richtung Keller. Ron öffnete die Tür und leuchtete mit seinem Zauberstab nach unten. Die vier gingen runter, Remus an der Spitze. Hermine blieb am Fuß der Treppe stehen, den leuchtenden Zauberstab erhoben. Die undurchdringliche Dunkelheit war verschwunden. Harry, Tonks und Remus gingen bis zur T Kreuzung vor. Harry erzeugte die grellweiße Flamme an der Spitze seines Zauberstabes.
„Was meinst du, Tonks?“, fragte Remus.
„Hermine hat Recht, zwei Schildzauber, aber keine die ich kenne“, erwiderte Tonks.
„Tonks, Harry, geht ein Stück zurück auf die Treppe zu“, forderte Remus sie auf und warf den schweren Eisenkessel gegen die schwarze Tür.
Es gab einen ohrenbetäubenden Krach und rotglühende Eisenstücke flogen durch die Gegend. Schlagartig war auch die undurchdringliche Finsternis zurückgekehrt. Remus schaute noch einmal auf die Tür, diese war völlig unbeschädigt.
„Merkwürdig, lasst uns gehen“, wunderte sich Remus.
Nacheinander verließen sie den Keller, Remus sicherte die Tür noch mit einem Zauber ab, dann versammelten sich alle oben und Remus atmete tief durch.
„Erstens, keiner geht mehr in den Keller, ich will, das Mad Eye sich das anschaut. Zweitens, es scheint, dass sich keine Personen in dem Raum befinden, sonst wäre die Sicherung von außen nicht so stark. Drittens, ich weiß leider sehr wenig über Sirius Eltern und kann mir nicht vorstellen, was sich in dem Raum befinden könnte“, bestimmte er.
Streng schaute er Hermine an, die ihn fragend anblickte, dann lächelte er.
„Und viertens, wäre unsere Miss Granger hier nicht so klug und vorsichtig gewesen, hätten wir ihre Einzelteile vom Boden abkratzen können. Ihr habt gesehen, was mit dem Eisenkessel passiert ist“, fuhr er ernst fort.
Er stand auf und verbeugte sich leicht vor Hermine.
„Hermine, extra großes Kompliment für dich.“
Die Angesprochene stand auf und verbeugte sich ebenfalls.
„Danke“, hauchte sie verlegen und schaute zu Boden.
„Ihr seht, man muss immer mit dem Schlimmsten rechnen“, sagte Remus in die Runde.
„Constant Vigilance“, flüsterte Harry nachdenklich, „ständige Wachsamkeit, so hat es uns der falsche Moody beigebracht.“
„Da hatte er vollkommen Recht. Aber das bedeutet nicht, dass ihr ab jetzt mit einem offenen Auge schlafen sollt, dieses Haus ist sicher. Ich weiß, dass auch Dumbledore den Keller besichtigt hat. Er hatte keine Zeit, sich alles genau anzusehen, aber er war der Meinung, dass aus dem Keller keine Gefahr drohte“, erwiderte Remus.
„Zum Glück, dann können wir wenigstens in Ruhe schlafen“, meinte Ron erleichtert.
„Nun noch eine gute Nachricht“, rief Remus, „ich habe heute mit Arthur Weasley gesprochen, Apparieren ist ohne Gefahr möglich. Das Flugnetzwerk überwacht zurzeit hauptsächlich unbekannte Sprünge. Wenn ihr sichergehen wollt, solltet ihr ungefähr zwei bis drei Kilometer von eurem Zielpunkt entfernt ankommen und dann sofort noch einmal zum Zielort apparieren. Der zweite Sprung kann dann nicht mehr geortet werden.“
Nach dem Abendessen ließen sie den Tag mit Kartenspielen ausklingen.

6.

Der nächste Tag war ein Samstag, Tonks und Remus waren zu Hause und gefrühstückt wurde etwas später, da alle länger schliefen.
Den Morgen verbrachten sie im Trainingszimmer und übten unter Tonks und Remus Anleitung Selbstschutzzauber. Danach setzten sie sich für eine Tasse Tee und ein paar Sandwichs in der Küche zusammen.
„Ich wollte gleich zu Hagrid apparieren, kommt jemand mit? Ich möchte mit ihm über einen Fluchtpunkt sprechen“, sagte Harry.
Hermine und Ron stimmten zu und gingen mit ihm zusammen in die Halle.
„Wir springen zuerst nach Hogsmeade“, erklärte Harry, „dort, wo wir Sirius getroffen haben und sofort danach an den Waldrand hinter Hagrids Hütte. Noch irgendwelche Fragen?“
Seine Freunde schüttelten verneinend den Kopf.
„Auf drei, eins, zwei, drei“, rief Harry.
Er sah kurz das Höhleninnere wo sie sich mit Sirius getroffen hatten, bemerkte aus dem Augenwinkel, dass Hermine gleichzeitig mit ihm angekommen war und konzentrierte sich direkt auf den nächsten Sprung mit dem „Silentio“ Zauber als Abschluss. Er erreichte den Waldrand mit einem leisen Plopp, Hermine, neben ihm war geräuschlos angekommen. Nach drei Sekunden apparierte Ron mit einem leichten Knall.

„Sehr gut, wir werden immer besser“, lobte Hermine und schaute die Jungs stolz an.
Sie gingen den kurzen Weg zu Hagrids Hütte und Ron klopfte an. Fang bellte, aber sonst war kein Geräusch zu hören.
„Er wird wohl im Wald sein, kommt, wir gehen ihn suchen“, meinte Ron.
Die beiden angesprochenen tauschten einen unbehaglichen Blick.
„Nein, Ron, in den Wald bekommst du mich nicht mehr und ich glaube, Hermine auch nicht“, erwiderte Harry entschlossen.
Er erinnerte sich noch gut an den Vorfall, als Hermine und er Professor Umbridge in den Wald gelockt hatten, um ihr dort entfliehen zu können. Eine Herde Centauer hatte sie gestellt, die sie nicht mehr als Kinder ansahen und über ihre Todesart beratschlagten, was besonders in Hermines Fall sehr grausam gewesen wäre. Gerettet hatte sie letztendlich Hagrids Halbbruder Grawp, der die Versammlung der Centauer sprengte und ihnen die Flucht ermöglichte.
„Nein, um keinen Preis“, rief sie aufgebracht und wich vor Ron zurück.
Vom Schloss her kamen zwei Personen die Treppen zu Hagrids Hütte herunter. Eine war zweifellos Hagrid selber, die andere konnten sie auf diese Entfernung noch nicht erkennen. Sie nahmen auf der Bank vor Hagrids Hütte Platz und warteten.
Professor McGonagall begleitete Hagrid. Er strahlte über das ganze Gesicht, als er die drei erreichte und drückte alle nacheinander, was nicht ganz ohne blaue Flecken abging. Die Schulleiterin lächelte, was auch nicht oft vorkam.
„Miss Granger, Mister Potter, Mister Weasley, was machen Sie hier in Ihren Ferien? Ich hatte sie erst zu Schulbeginn erwartet“, sagte Sie zur Begrüßung und gab ihnen die Hand.
„Tja, Professor, wir wollten Hagrid besuchen. Das nächste Schuljahr werden Sie wohl ohne uns beginnen müssen“, begann Harry langsam und schaute verlegen zu Boden.
„Dann ist es also wahr, ich habe so etwas gehört. Sie ziehen gegen Voldemort in den Krieg?“, fragte die Schulleiterin leise, Ihre Augen wurden feucht und sie sah die jungen Leute lange an.
„Harry Potter“, rief sie, „seien Sie froh, dass Sie Hermine Granger dabeihaben und Ronald Weasley, hören sie auf, immer nur rumzunörgeln. Wenn ich ihnen in irgendeiner Weise helfen kann, fragen sie mich bitte.“
„Ja, wir müssten vielleicht einmal Zugang zur Bibliothek haben, und es könnte sein, das sich Horkruxe auf dem Gelände der Schule befinden“, erwiderte Hermine sofort.
Harry schaute sie ungläubig an, hielt aber den Mund.
„Jederzeit, Miss Granger, kommen Sie nur zu mir. Das gilt für die beiden Herren natürlich auch“, erwiderte die Schulleiterin.
Sie verabschiedete sich von allen und ging die Treppen zum Schloss hoch. Dann waren sie mit Hagrid alleine.
„Los, rein mit euch“, rief er und öffnete die Tür seiner Hütte.
Sie traten ein und suchten sich ein gemütliches Plätzchen, während Hagrid Tee kochte. Als der Tee fertig war, setzte er sich zu ihnen und schüttete die Tassen voll.
„Was habe ich da eben mit einem Ohr gehört“, fragte er neugierig und schaute die drei erwartungsvoll an.
Harry erzählte ihm, wie es ihnen seit Dumbledores Begräbnis ergangen war und was sie jetzt vorhatten. Während Harrys Schilderung schüttelte Hagrid mehrmals ungläubig den Kopf.
„Wenn Dumbledore noch leben würde, hätte er euch das verboten, er hätte es selbst getan“, meinte Hagrid nachdrücklich und starrte ihn vorwurfsvoll an.
„Nein, Hagrid“, erwiderte Harry bestimmt und erzählte ihm von seinem Gespräch mit Dumbledore.
„Entweder töte ich Voldemort, oder er tötet mich, so einfach ist das.“
Hermine warf ihm einen ängstlichen und irgendwie wütenden Blick zu.
„Für dich gab es doch immer nur die Schule und du hast nur noch ein Jahr bis zum Abschluss, bist du sicher, dass du das Richtige tust?“, wandte sich Hagrid an sie.
„Ich war mir noch nie bei einer Entscheidung so sicher“, versuchte sie ihn zu überzeugen und ihr Blick zeigte Entschlossenheit.
„Dich brauche ich ja dann nicht gar nicht mehr zu fragen, oder?“, meinte Hagrid mit einem Kopfnicken in Rons Richtung.
„Nein, die Sache ist beschlossen“, lachte Ron.
Hagrid kamen die Tränen, trotzdem versuchte er zu lachen.
„Ich sehe euch hier noch, als ihr zum erstenmal vor meiner Hütte standet, immer auf der Suche nach des Rätsels Lösung, immer neugierig“, meinte Hagrid träumerisch.

„Was wir dich eigentlich fragen wollten“, unterbrach ihn Harry, „ob wir eventuell ab und zu bei dir vorbeischauen dürfen. Es kann sein, das wir schnell einmal apparieren müssen und dann würden wir gerne zu dir kommen?“
„Jederzeit, ihr könnt in meine Hütte wenn ich nicht da bin, fühlt euch bitte wie zu Hause hier“, antwortete dieser bereitwillig.
„Danke, Hagrid“, rief Hermine erleichtert, „wie geht es Grawp?“
„Sehr gut, er versucht mit den Centauern Frieden zu schließen, aber das ist nicht ganz einfach.“
„Er hat uns damals gerettet.“ Sagte Hermine nachdenklich. „Meinst du, die Centauer hätten uns das wirklich angetan, was Sie uns androhten?“
„Ich weiß nicht, Hermine, die waren zu dem Zeitpunkt in einer Stimmung, ich hätte Ihnen alles zugetraut.“
Daraufhin wurde sie blass im Gesicht und blickte Harry an.
„Na ja, es ist ja noch mal gutgegangen“, meinte dieser erleichtert.
Den Rest des Nachmittags verbrachten sie mit Geschichten aus den vergangenen Jahren und oft genug schallte ihr Lachen aus Hagrids Hütte. Als es dunkel wurde, verabschiedeten sie sich von ihm. Er trug ihnen auf, alle zu grüßen, die sich an ihn erinnerten. Das Trio ging zum Waldrand und verschwand.


7.

Tonks und Remus saßen beim Abendessen, als die Freunde den Raum betraten.
Mit einem Lächeln blickte Tonks sie an, „setzt euch und esst mit.“
Die drei ließen sich nicht zweimal bitten, denn sie hatten richtig Hunger bekommen. Hermine berichtete Tonks und Remus über den Besuch bei Hagrid.
„Wir sollen euch auch Grüße bestellen“, Hermine lächelte, „ihr erinnert euch doch noch an Hagrid, oder?“
Tonks und Remus lachten sich an und nickten. Schon wurde gegenseitig erzählt, wer was mit Hagrid erlebt hatte. Es wurde viel gelacht, speziell, wenn das Trio erzählte, wie es ihnen gelungen war, Hagrid auch die letzten Geheimnisse zu entlocken. Dann spielten sie noch bis Mitternacht Karten und gingen zu Bett.

Am nächsten Morgen wachte Harry als letzter auf, er hatte schlecht geschlafen und viel geträumt, konnte sich aber nicht an die Träume erinnern. Als er in die Küche kam, wünschte er allen einen guten Morgen und setzte sich mit an den Tisch.
„Was ist los, Harry?“, fragte Tonks, „du bist doch morgens sonst immer der Erste.“
„Ich weiß nicht“, erwiderte er gähnend, „ich habe schlecht geschlafen.“
Hermine warf ihm einen nachdenklichen Blick zu, sagte aber nichts.
„Wenn ihr einverstanden seid“, warf Remus ein, der inzwischen auch gekommen war, „werden wir den heutigen Sonntag für die Selbstschutzzauber verwenden.“
Die anderen stimmten zu. Nach dem Essen gingen sie in den Trainingsraum. Es wurden zehn harte Trainingsstunden für das Trio, nur unterbrochen für eine kurze Verschnaufpause. Speziell Ron musste sich mächtig anstrengen, um mit den anderen mitzuhalten. Dieser Abend endete zeitig, denn alle waren sehr müde und wollten ins Bett.

Diese Nacht hatte Harry wunderbar geschlafen. Er ging ins Bad, um sich für das Frühstück fertig zu machen. Sein Spiegelbild gefiel ihm nicht besonders, da vor einigen Monaten sein Bartwuchs begonnen hatte und er entschloss sich, am Abend Remus zu fragen, wie man sich rasiert.
„Hast schon mal besser ausgesehen, Alter“, murmelte er zu sich selbst, zog eine Grimasse und ging dann runter in die Küche.
„Morgen, Harry“, meinte Hermine und prustete los.
Er ließ sich von ihrem Lachen anstecken, ohne zu wissen, warum sie so lachte.
„Morgen, Hermine, ich weiß zwar nicht warum du so lachst, aber es ist ansteckend“, rief er atemlos.
Sie ließ sich in einen Stuhl fallen und hielt sich mit beiden Händen den Bauch.
„Das war Göttlich, Harry. Wann hast du denn schon einmal besser ausgesehen?“ Amüsiert lachte sie.
„Na, ja, mich hat doch mal die „Moaning Myrtle“ besucht, als ich nackt in der großen Badewanne im Präfektenbad lag, ich glaube so rot wie ich da wurde, wird nur ein Hummer beim Kochen. Sie sagte, ich sähe gut aus“, witzelte er.
Hermine schlug ein paar Mal mit der flachen Hand auf den Tisch und lachte aus vollem Halse. Auch er konnte nicht anders und lachte mit.
„Beim Merlin, tut das gut, so richtig lachen zu können“, rief sie und trocknete sich die Tränen.
Nach einigen Augenblicken hatte sie sich beruhigt, sah ihm prüfend ins Gesicht und strich leicht mit ihrem Daumen über sein Kinn. Er sah sie an und ihr Blick und ihre Berührung ließen seinen Magen einen Purzelbaum schlagen.
„Ja, du kannst dir ja auch einen Bart wachsen lassen, obwohl ich mir im Moment nicht vorstellen kann, wie du damit aussiehst“, meinte sie leise.
Während sie sprach hielt er ihren Blick gefangen. So hatte er sie noch nie angesehen, ein wohliger Schauer lief ihr den Rücken hinab und eine leichte Röte überzog ihr Gesicht.

„Weißt du, ob es einen Zauber gegen Bartwuchs gibt?“, fragte er und sah verlegen zur Seite,
einen Moment dachte sie nach und prustete dann wieder los.
„Für einen solchen Zauber hatte ich bis jetzt noch keinen Bedarf, Harry“, lachend legte sie ihm eine Hand auf die Schulter
„Gut, gut, ich werde Remus fragen“, erwiderte er schmunzelnd und legte kurz seine Hand an ihre Wange. Sie blickte ihm tief in die Augen und küsste kurz die Innenseite seiner Hand.

Nachdem sie zusammen gefrühstückt hatten, tauchte Ron auf.
„Guten Morgen, ihr zwei“, meinte er schlaftrunken, „warum habt ihr mich nicht geweckt?“
„Nach dem gestrigen Tage wollten wir dich ausschlafen lassen“, erwiderte Hermine und
Harry stand auf.
„Ich gehe schon vor ins Trainingszimmer und werfe einen Blick in die Bücher“, meinte er.
„Vielleicht gibt es noch weitere Selbstschutzzauber, die wir noch nicht kennen. Kommt ihr nach?“
„Wir kommen gleich, Harry“, erwiderte sie zustimmend.
Er ging nach oben, nahm sich den siebten Band der Zaubersprüche und setzte sich im Schneidersitz auf eine weiche Matte. Einzeln ging er die Zaubersprüche durch, um sicherzustellen, dass er keinen wichtigen übersah und er bemerkte nicht, dass weder Hermine noch Ron im Trainingsraum auftauchten.
Ungefähr ein Drittel des Buches hatte er durchgearbeitet, als er laute Stimmen von unten aus der Küche hörte. Er konzentrierte sich kurz auf Hermine und erkannte, dass die beiden wieder einmal Streit hatten. Da ihm im Moment nicht der Sinn nach Streit schlichten stand, nahm er sich wieder das Buch vor und studierte weiter die Zaubersprüche. Kurze Zeit später knallte auf dem Flur eine Tür und kurz darauf stand Hermine neben ihm. Er blickte auf und sah, dass sie vor Wut zitterte.
„Hallo, Harry“, sagte sie mit schwankender Stimme und lächelte gezwungen, „wie weit bist du gekommen?“
„Knapp die Hälfte des Buches, ich kenne allerdings nur einige Sprüche“, erwiderte er.
Sie nahm ihm das Buch aus der Hand, setzte sich neben ihn und blätterte die Seiten durch.
„Wichtig sind, „Locomotor, Immobulus“ und „Petrificus Totalus“, diese sollten wir unbedingt können“, erklärte sie nachdenklich.
„Petrificus Totalus“, damit hast du Neville auf Eis gelegt, als wir den Stein der Weisen gesucht haben“, erwiderte er grinsend
„Das hast du nicht vergessen?“ Sie lächelte gerührt, „aber das ist Jahre her, den muss ich selbst auch wieder üben.“
„Ich hole eben Ron“, meinte er, stand auf, aber sie hielt ihn am Ärmel fest und schüttelte den Kopf.
„Du lässt ihn jetzt besser in Ruhe“, bat sie.
Er wandte sich zu ihr um und schaute ihr fest in die Augen.
„Es geht mich zwar nichts an, wenn ihr beide über euer Verhältnis Streit bekommt, wie ich vermute, aber…“, begann er leise.
„Richtig, es geht dich nichts an“, schnitt sie ihm das Wort ab und stand auch auf.
„Aber für unsere Arbeit ist es nicht förderlich“, fuhr er lauter fort.
„Ja, ich weiß, entschuldige bitte, Harry, aber was soll ich machen. Ron will mir verbieten, dass ich die Brieffreundschaft mit Viktor weiter pflege“, erwiderte Hermine niedergeschlagen.
Vorwurfsvoll blickte er sie an, sah die Tränen in ihren Augen und aus einem inneren Impuls heraus umarmte er sie. Sofort erwiderte sie seine Umarmung und einige Augenblicke standen sie schweigend zusammen, bevor er sie vorsichtig losließ.
„Und über deine Antwort war er so begeistert, dass er sich in sein Zimmer zurück ziehen musste“, meinte er dann verlegen.
Zustimmend nickte sie und sah zu Boden.
Also übten die beiden die drei Zaubersprüche, die Hermine ausgesucht hatte bis zur Mittagszeit und gingen dann für einen kleinen Imbiss nach unten. Während sie aßen, beschlossen sie am Nachmittag nicht zu trainieren und zogen sich auf ihre Zimmer zurück. Harry legte sich auf sein Bett und war innerhalb kurzer Zeit eingeschlafen.

Das Geräusch der zuschlagenden Haustür weckte ihn, gähnend erhob er sich und ging die Treppe runter. Hermine saß in der Küche und trank Kaffee. Tonks und Remus waren gerade gekommen, verstauten einige Einkäufe in den Schränken und setzten sie sich dann zu den Beiden. Kurz danach kam auch Ron von oben und setzte sich dazu. Harry blickte kurz zu seinen Freunden, aber nichts mehr deutete auf den Streit der beiden vom Vormittag hin. Er räusperte sich kurz.
„Äh, Remus, kannst du mir erklären wie man sich rasiert, oder kannst du es mir zeigen?“, fragte Harry leise.
Ron horchte auf, denn das Thema betraf ihn auch. Remus dachte kurz nach.
„Ja, ich habe noch meinen alten Nassrasierer, Tonks hat mir einen neuen geschenkt. Die Nassrasur ist für den Anfänger sowieso besser“, erwiderte er.
Remus lächelte Tonks zu, die leicht errötete.
„Dann wollen wir das mal angehen. Die Gentlemen kommen bitte mit mir, die Ladys können sich derweil anders die Zeit vertreiben“, rief Remus entschlossen.
Die Männer gingen die Treppe hoch ins Badezimmer. Remus holte seinen alten Rasierapparat aus dem Schrank und erklärte den beiden Jungs, wie der Apparat funktioniert. Dann produzierte er mit Hilfe von Rasiercreme und Pinsel eine Tasse voll Schaum, die sich Harry auf die zu rasierenden Gesichtsflächen auftragen musste.
Es dauerte einige Zeit, bis Harry sich traute mit dem Rasierapparat über seine Bartstoppeln zu fahren. Nach ungefähr zwanzig Minuten war seine erste Rasur abgeschlossen und Ron ließ sich auch nicht zweimal bitten.

„Tonks, was weißt du über Gedankenlesen?“ fragte Hermine währenddessen unten, „Harry und ich haben da etwas herausgefunden.“
Sie erzählte Tonks, wie Harry auf den Einfall mit dem Gedankenlesen gekommen war und wie sie es gegenseitig ausprobiert hatten.
„Harry ist ohnmächtig geworden, als du dich stark auf ihn konzentriert hast?“, fragte Tonks ungläubig.
„Ja, er war komplett weggetreten und ich brauche jetzt nur an ihn denken…“, erwiderte Hermine, brach ab und lachte.
„Er sieht lustig aus mit dem Schaum im Gesicht, wie ein Clown, Remus muss sich das Lachen aber auch verkneifen“, berichtete sie leise.
Tonks setzte sich an den Tisch, ihr Gesicht war etwas blass geworden.
„Das heißt, du kannst Harry jetzt zusehen?“, fragte Tonks mühsam.
„Ich sehe das, was er jetzt mit seinen Augen sieht, da er im Moment vor dem Spiegel steht, sehe ich sein Gesicht und auch die Gesichter der anderen Beiden“, berichtete Hermine.
„Seit wann weißt du das, Hermine?“ Fragte Tonks interessiert.
„Sicher bin ich erst seit ein paar Tagen, aber den Verdacht hatte ich schon seit Jahren. Wenn ich mich stark auf Menschen konzentrierte, konnte ich bei ganz wenigen manchmal Bilder sehen, oder Gedanken lesen, so auch bei Harry. Ich habe dann versucht, ihm Gedanken zu schicken. Aber da er mich nicht darauf angesprochen hatte, war ich der Meinung gewesen, dass es nicht geht. Du kannst dir vorstellen, wie überrascht ich vor ein paar Tagen war, als er mir das sagte.“
Tonks nickte zerstreut, dann schaute sie Hermine fragend an.
„Ihr könnt aber nicht in die Erinnerungen des anderen eintauchen, oder?“
„Nein, das haben wir ausprobiert. Wir können nur das wahrnehmen, was der andere in dem Moment sieht oder denkt. Harry wollte Remus noch fragen, ob man das Eindringen in ein anderes Gedächtnis üben kann“, antwortete Hermine.
„Ich kenne nur zwei Menschen, die in die Erinnerungen anderer eindringen konnten, Dumbledore konnte es und Snape kann es wahrscheinlich noch immer und ich kenne noch einige andere, die wie ihr, Bilder oder Gedanken von anderen sehen können“, meinte Tonks.
Fassungslos schüttelte sie den Kopf, sah Hermine an und lächelte.
„Ihr seid zwei Glückspilze“, meinte sie neidisch, „ich drücke euch die Daumen.“
„Wofür drückst du uns die Daumen?“, fragte Hermine verwundert.
„Einfach für alles“, erwiderte sie ausweichend.
„Ron ist auch mit seiner Rasur fertig, sie kommen jetzt wieder herunter. Bitte erwähne das Gedankenlesen nicht vor Ron, wir haben ihm das verschwiegen“, bat Hermine.
Tonks nickte und zwinkerte ihr verständnisvoll zu.

Sekunden später stand das Rasiertrio wieder bei ihnen und die Jungs grinsten.
„Dann lasst mal sehen“, rief Hermine und erhob sich.
Sie sah sich die Gesichter von Harry und Ron sehr genau an und blickte dann lachend zu Remus.
„Sehr gut, Herr Professor“, rief sie, „und wie oft müssen das die Jungs jetzt machen?“
„Am Anfang müsste einmal in der Woche reichen und dann werden die Abstände immer kürzer. Ich muss mich täglich rasieren“, erwiderte Remus schmunzelnd.
„Es fehlt noch etwas“, sagte Hermine und schnüffelte an Rons Gesicht, „wenn ich das nächste Mal in der „Diagon Alley“ bin, denke ich daran.“
Die Jungs sahen sich an und zuckten die Schultern, „Frauen“, dachten sie.
„Okay, jetzt kommt die schlechte Nachricht. Ich habe vier Tage frei, ab Morgen werden wir die Abwehr gegen die unverzeihlichen Flüche üben und dann gehen wir zum Todesfluch über“, sagte Remus ernst.
Die Jungs sahen sich unbehaglich an und Hermine legte ihr Gesicht in die Hände. Mit diesen Worten wurde dem Trio bewusst, das jetzt eine entscheidende Phase in ihrem Trainingsprogramm begonnen hatte.
Damit der Abend nicht in bedrückter Stimmung ausklang, zauberte Tonks nach dem Abendessen ein neues Kartenspiel auf den Tisch: Uno. Die Regeln waren schnell erklärt, und so spielten die fünf mit viel Gelächter bis weit nach Mitternacht.

Wie so viele Male davor, träumte Harry diesen einen Traum und wie immer wachte er mit einem Ruck auf, gerade als Voldemort seinen Zauberstab auf ihn richtete und „Avada Kedavra“ rief. Eine kühle Hand strich langsam von seiner Stirn über seine rechte Wange. Seine Brille brauchte er nicht, er spürte Hermine, die an seinem Bett saß.
„Danke, Hermine“, flüsterte er leise, nahm ihre Hand von seinem Gesicht und drückte diese leicht „wenn du da bist, kann ich den Traum viel besser ertragen.“
„Schlaf gut, Harry“, erwiderte sie und strich noch mal liebevoll über seine Stirn. Dann stand sie auf und verließ leise das Zimmer.
Ihr Bett war noch angenehm warm, aber der Schlaf wollte lange nicht kommen. Seit etwa zwei Jahren wurde sie regelmäßig wach, wenn Harry einen Alptraum hatte. Sie hatte das überprüft, indem sie Ron nach seinen Alpträumen fragte, aber meistens hatte Harry ihr das selbst erzählt.
In der Schule durfte sie allerdings nicht mitten in der Nacht in den Schlafsaal der Jungen gehen, um Harry beizustehen. Erst seit einigen Tagen konnte sie sich ungefähr erklären, wieso sie wach wurde. Eine Art Gedankenaustausch musste zwischen ihnen stattfinden, auch wenn sie schliefen. Diese Nacht war sie wieder aufgewacht und meinte ihn rufen zu hören. Sofort konzentrierte sie sich auf ihn und sah wieder, wie Cedric von Peter Pettigrew getötet wurde. Das musste also der Moment sein, in dem er im Schlaf rief, allerdings hatte sie noch nicht gehört, was Harry rief. Sie versuchte sich zu erinnern, und darüber schlief sie ein.

8.

Am Morgen kamen sie nacheinander in die Küche. Remus war als erster aufgestanden und hatte das Frühstück zubereitet. Alle sahen noch ein wenig müde aus, aber nach einem starken Kaffee fühlten sie sich gerüstet für den Tag und betraten ihren Trainingsraum.
„Wir beginnen mit dem Imperius Fluch“, begann Remus, „wer von euch hat Erfahrung damit?“
„Ich, der falsche Mad Eye hat mir beigebracht, zu widerstehen“, antwortete Harry.
„Gut, versuch uns so genau wie möglich deine Empfindungen in diesem Moment zu schildern und was du gemacht hast, um zu widerstehen“, verlangte Remus.
Harry warf einen kurzen Blick auf Hermine und schilderte dann so genau wie möglich den Vorgang von damals, ohne Hermines Stimme zu erwähnen.
„Harry, stell dich bitte vor die Matte, ich werde dir befehlen, nach hinten umzufallen“, erklärte Remus.
Er stellte sich vor die Matte, Remus zog seinen Zauberstab und deutete auf ihn. Wie damals hatte er zuerst einen sehr glücklichen Eindruck, der aber schnell in eine schmerzhafte Empfindung umschlug. Hermines Stimme brauchte er nicht mehr, der Wunsch zu widerstehen entstand in ihm selbst.
„Imperio“, rief Remus laut und Harry schwankte nur leicht. Remus steckte den Zauberstab wieder in seine Tasche und schaute ihn perplex an.
„Ich habe eben den Imperius Fluch mit all meiner Macht an Harry geschickt und er schwankt nur ein bisschen. Das habe ich bei einem so jungen Zauberer noch nicht erlebt“, erklärte er ratlos.
„Ihr werdet zuerst ein Glücksgefühl erleben“, erläuterte Harry mit Blick auf Hermine und Ron.
„Ihr dürft das nicht an euch heranlassen, sonst seid ihr gegen die schmerzhafte Empfindung danach wehrlos. Ron, du als nächster.“
Ron stellte sich vor die Matte und Remus zog wieder seinen Zauberstab. Ein Lächeln glitt über Rons Gesicht und im nächsten Moment lag er mit dem Rücken auf der Matte.
„Ron, du hast das Glücksgefühl an dich heran gelassen, versuch es abzuwehren“, rief Harry.
Ron stellte sich wieder vor die Matte und jetzt dauerte es ein paar Sekunden, bis er auf dem Rücken lag.
„Das wurde ganz schön laut in meinem Kopf, Remus“, meinte Ron ehrfürchtig.
Jetzt stellte sich Hermine vor die Matte und Remus hob den Zauberstab. Hermine lächelte nicht. Tu es nicht Hermine, widerstehe, tu es nicht, hör nicht auf ihn, dachte Harry und schickte Hermine immer wieder seine Gedanken.
„Imperio“, rief Remus laut und plötzlich lag sie auf dem Rücken.
„Du hast noch nie unter dem Imperius Fluch gestanden, Hermine?“, fragte Remus ungläubig und sie schüttelte verneinend den Kopf.
„Unglaublich, dir fehlt noch ein kleines Quäntchen Widerstandskraft, dann bist du so gut wie Harry“, bemerkte er.
Hermine lächelte dankbar und dachte: „Was wäre, wenn ich keinen Vorsager gehabt hätte?“ Sie blickte Harry an und schickte ihm diesen Gedanken. Er zuckte leicht mit den Schultern und sah sie an. „Das nächste mal brauchst du meine Stimme nicht mehr, dann kannst du es selber“, dachte er und sie zwinkerte ihm zu.
Remus übte noch ein paar Mal mit Ron, der von Versuch zu Versuch besser wurde.
„So, das war die Abwehr, jetzt kommt die Anwendung des Fluchs selber“, erläuterte Remus.
Er zauberte ein paar große Schnecken mit Häusern herbei.
„Versucht bitte, dass sie ihr Haus zurücklassen, freiwillig würden sie das nicht tun“, rief er den dreien zu.
Die Freunde suchten sich jeweils eine Schnecke aus und belegten diese mit dem „Imperius“ Fluch. Nach einiger Zeit ließen zwei Schnecken Ihre Häuser zurück und krochen nackt weiter, während Rons Schnecke ziemlich unbeeindruckt weiter ihr Haus mit sich trug.
Remus lächelte.
„Hermine und Harry, ihr werdet mich jetzt mit dem „Imperius“ Fluch belegen. Bitte macht das mit aller Intensität, die ihr aufbringen könnt.“
Remus stellte sich vor die Matte und deutet auf Harry.
„Imperio“, rief Harry, den Zauberstab auf Remus gerichtet.
Ein leichtes Zittern durchlief Remus Körper und auch Hermine erzielte den gleichen Effekt bei Remus.
„Das reicht, Hermine und Harry, ihr übt zusammen, ich werde es mit Ron weiter probieren“, erklärte Remus entschieden.
Sie trainierten bis zum Abend, dann hatten alle drei den Imperius Fluch und seine Abwehr gelernt.
„Besser geht es nicht mehr“, sagte Remus stolz, und schaute in die Runde.
Den nächsten Tag widmeten sie mit Eifer dem „Crutiatus“ Fluch und am Ende des zweiten Tages waren sie auch darin perfekt.
Den dritten Tag übte Remus mit Harry und Ron den Todesfluch, Hermine hatte sich geweigert und war in ihrem Zimmer verschwunden. Trotzdem hatte Harry den Eindruck, dass sie manchmal, durch ihn, interessiert zuschaute. Als Opfer des Todesfluchs mussten leider die Schnecken herhalten, die Remus herbeigezaubert hatte.

9.

Die nächsten sechs Wochen verliefen für das Trio ziemlich monoton, waren aber auch extrem anstrengend. Alle Zaubersprüche, die sie gelernt hatten übten sie wieder und wieder, bis sie diese perfekt anwenden konnten. An den Wochenenden halfen ihnen Tonks und Remus und diese mussten auch oft genug als Versuchspersonen die Zauber über sich ergehen lassen.
Hermine und Harry lernten bei Remus zusätzlich „Occlumensy“, das Verschließen der eigenen Gedanken und Empfindungen, zum Schutz gegen das Eindringen von anderen Personen, Ron verzichtete darauf. Tonks brachte den beiden bei, wie sie in die Erinnerung anderer eindringen konnten, aber weder Hermine noch Harry war ganz wohl bei diesen Übungen und sie waren froh, vorher die Abwehr dieser Fähigkeit gelernt zu haben.

Die schönste Abwechslung während dieser sechs Wochen war Harrys Geburtstag am
31. Juli. Er war früh aufgewacht, kleidete sich schnell an und ging hinunter. Einigermaßen enttäuscht, dass keiner der anderen da war machte er sich etwas zu essen. Den ganzen Tag über verhielten sich Hermine und Ron ganz normal, es schien, als hätten sie seinen Geburtstag vergessen. Tonks und Remus erschienen, begrüßten die drei und verschwanden in der Küche. Hermine schleppte die Jungs wieder in den Trainingsraum, um noch einmal die Abwehr des „Imperius“ Fluchs zu üben. Nach einer halben Stunde hatte Harry genug.
„Jetzt reicht es mir, ich trinke eine Tasse Kaffee“, rief er atemlos.
Hermine und Ron blieben im Trainingsraum zurück. Als Harry die Küchentür aufstieß, blieb vor Überraschung stehen. Ein großer Kuchen thronte mitten auf dem Tisch und überall standen Schalen mit Leckereien bereit.
„Herzlichen Glückwunsch zum Geburtstag, Harry!“, riefen Tonks und Remus einstimmig, und umarmten ihn.
„Überraschung geglückt“, rief Ron hinter ihm, Harry drehte sich um und die beiden fielen sich in die Arme.
„Alles Gute für dich, mein Freund“, sagte Ron leise.
Hermine stand vor ihm und schaute ihn mit glänzenden Augen an. Dann umarmte sie ihn so heftig, dass er meinte seine Rippen krachen zu hören.
„Danke, Hermine“, flüsterte er ihr ins Ohr und sie gesellte sich zu den anderen.
„Los jetzt, Harry, Geschenke auspacken“, rief sie.
Gerührt ging er zum Tisch und entfernte vorsichtig das Geschenkpapier. Von Tonks und Remus hatte er einen neuen Halter für seinen Zauberstab bekommen. Dieser wurde am Hosengürtel befestigt und man brauchte den Zauberstab nicht mehr nach oben herausziehen, sondern konnte ihn mit einer kleinen Seitwärtsbewegung aus dem Halter lösen. Ron schenkte ihm ein neues Sneakoskop.
„Das Alte hat ja nicht richtig funktioniert“, erklärte Ron, „das haben wir hier im Keller festgestellt.“
Er lächelte gerührt. Von Hermine hatte er eine neue Armbanduhr bekommen, seine Alte ging nicht mehr, seit er sie im Wasser getragen hatte. Diese hier war ganz aus Edelstahl gearbeitet, mit Ziffern und Zeigern die im Dunklen leuchteten und sie sah so aus, als würde ihr auch Tiefseetauchen nichts anhaben.
„Ich danke euch allen“, sagte er leise und umarmte seine Freunde, „ich hatte schon gedacht, ihr hättet meinen Geburtstag vergessen.
Die fünf lachten und dann wurde der Kuchen angeschnitten. Als alle gesättigt waren, holte Remus einige Flaschen Butterbier und sie feierten fröhlich bis Mitternacht.


Einen Nachmittag verbrachte Tonks mit Hermine in der „Diagon Alley“, sie wollten einkaufen und den Laden der Weasley Zwillinge besuchen. Als die beiden zurückkamen saßen Harry und Ron in der Küche und spielten Schach. Hermine gab den Jungs jeweils ein kleines Päckchen.
„Für euch“, meinte sie schmunzelnd.
Die Jungs bedankten sich und öffneten die Päckchen. Hermine hatte ihnen verschiedene Sorten After Shave geschenkt, Harry öffnete die Glasflasche und nahm einen tiefen Atemzug.
„Ich glaube, da hast du genau meinen Duft erwischt“, meinte er begeistert.
Lächelnd warf sie ihm einen lieben Blick zu.
„Übrigens“, erzählte Tonks, „Fred und George waren gar nicht da. Die Verkäuferin im Laden hat uns gesagt, das die zwei jetzt die meiste Zeit über in Hogsmeade sind um den neuen Laden aufzubauen. Hast du das gewusst, Ron?“
Der Angesprochene schüttelte den Kopf und schaute Hermine und Harry fragend an.
„Sie hatten so etwas erwähnt, aber ich hätte nicht gedacht, dass das so schnell etwas werden würde“, erinnerte sich Hermine.
Kurze Zeit später schlug die Haustür ins Schloss und Remus kam herein.
„Morgen Nachmittag kommt Moody und Ron, du kannst die nächsten Tage mit ins Hospital gehen“, verkündete er lächelnd.
Die anderen sahen Ron fragend an.
„Ich habe mir überlegt, dass es nicht schaden könnte, wenn einer von uns etwas von Heilung versteht“, erklärte er.
„Sehr gute Idee“, pflichtete Hermine ihm bei und sah Ron stolz an.

Am nächsten Morgen, als Tonks, Remus und Ron das Haus verlassen hatten, saßen Hermine und Harry noch am Frühstückstisch und tranken Kaffee. Er bedankte sich noch mal bei ihr für das After Shave.
„Keine Ursache, Harry, aus Jungen werden langsam Männer“, erwiderte sie lachend.
„Und aus Mädchen werden Frauen“, ergänzte Harry, „ist das der Grund, warum du deine Tür mit einem Zauber belegt hast?“
„Nein, ich will nur nicht, das Ron so einfach in mein Zimmer platzt, und meint, er kann sich jetzt alles erlauben“, antwortete sie ernst.
„Kannst du das vielleicht etwas genauer ausdrücken, ich verstehe es nicht?“
„Mein Gott, Harry“, erwiderte Hermine ungehalten, „wir sind keine Vierzehnjährigen mehr, wenn ein Mädchen und ein Junge in unserem Alter zusammen sind, bleibt es normalerweise nicht beim Küssen.“
Verständnislos blickte er sie an.
„Gut, Harry, fangen wir ganz von vorne an“, begann sie entschlossen, „wer hat dich
aufgeklärt? “
„Über was?“
„Über Sexualität, über das Verhältnis zwischen Frauen und Männern, über ihre körperliche Beziehung.“
Er schaute sie fragend an und schüttelte dann verneinend den Kopf.
„Wo kommen die Babys her?“, fragte sie, weiterhin sachlich.
„Darüber habe ich mir noch keine Gedanken gemacht“, erwiderte er und wurde rot.
„Das heißt“, resümierte Hermine, „die Dursleys haben dich nicht aufgeklärt, das hätte ich mir denken können. In der Schule lernten wir leider nichts darüber, das Thema wurde vermieden. Ich war der Meinung gewesen, dass Ron dich aufgeklärt hätte.“
„Wieso Ron und wer hat dich aufgeklärt?“, fragte er verwundert.
„Ron hat jede Menge ältere Brüder, eine Schwester und seine Eltern sind sehr offen eingestellt, Ron konnte sie jederzeit fragen“, erwiderte Hermine sachlich, „bei mir waren es meine Eltern, die mich aufgeklärt haben, da sie Ärzte sind, fiel Ihnen das leicht. Ich hätte von Ron, als deinem besten Freund erwartet, dass er dich aufklärt.
Er wusste nicht was er darauf sagen sollte und ließ den Kopf etwas hängen. Sie holte ein Buch aus dem Trainingsraum und setze sich ihm gegenüber. In der nächsten Stunde gab es einen Schnellkursus in Aufklärung, mit Bildern aus dem Buch über die Unterschiede in der Anatomie des weiblichen und männlichen Körpers. Hermine schaute Harry danach einige Zeit still an.
„Du hast jetzt bestimmt eine Menge Fragen“, meinte sie ernst.
„Sicher, ich weiß nur nicht, wo ich anfangen soll“, erwiderte er.
Die nächste halbe Stunde fragte er und sie antwortete so gut sie konnte. Alles konnte sie ihm auch nicht erklären, aber nach der halben Stunde wusste er im großen und ganzen Bescheid und war mit der Verarbeitung des Gehörten beschäftigt.

„Wenn ich das jetzt alles richtig verstanden habe, dann willst du nicht, dass Ron in dein Zimmer kommt und mehr möchte als nur küssen?“, begann er.
„Nein, ich habe Ron noch nie geküsst und ich will ihn nicht ermutigen, es zu tun, indem ich meine Türe für ihn offen lasse“, erwiderte sie nachdrücklich.
„Du meinst, wenn du deine Tür offen ließest, würde Ron das so verstehen, dass du es von ihm willst, obwohl du es nicht willst?“, fragte er nachdenklich.
„Richtig“, antwortete sie knapp.
„Und wie soll das weitergehen?“
„Ich weiß es nicht. Du hast gesagt, dass es falsch wäre, in unserer Situation eine Beziehung in unserem Trio zu beginnen“, erwiderte Hermine bedächtig.
Langsam nickte er und sie schaute ihn fragend an.
„Hermine, es tut mir sehr leid, wenn ich dich in irgendeiner Weise…“, meinte er schuldbewusst.
„Blödsinn, Harry, es war ganz alleine meine Entscheidung, diese Sache mit dir durchzuziehen. Das hat mit Ron überhaupt nichts zu tun“, schnitt sie ihm das Wort ab.
Einige Minuten schwiegen beide, aber es war kein verlegenes oder peinliches Schweigen, sondern jeder hing nur seinen eigenen Gedanken nach.
„Ich habe heute keinen Nerv auf üben, ich gehe auf mein Zimmer, ein bisschen lesen“, meinte Hermine plötzlich.
„Gut, wenn du etwas brauchst, rufe einfach“, erwiderte er.
Lächelnd verließ sie Harry.
Immer wieder holte er sich die Erklärungen von Hermine ins Gedächtnis. Es sollte etwas geben, das besser war als Küssen. Bis jetzt hatte Harry gedacht, das Küssen sei das Höchste der Gefühle. Vergeblich versuchte er zwei seiner Gefühle oder Empfindungen zu vergleichen.
Einerseits war da der letzte intensive Kuss mit Ginny, bis dato, das höchste der Gefühle für ihn. Andererseits die Empfindung, als er erfuhr, das Hermine nicht tot, sondern nur bewusstlos war. Damals im Ministerium, hätte er schreien können vor Glück.
Diese beiden Empfindungen konnte er nicht vergleichen. Allerdings hatte Hermine ihm auch erklärt, das Küssen und das körperliche Zusammensein nicht unbedingt etwas mit Liebe zu tun haben musste. Seine Gedanken wurden immer konfuser und er entschloss sich, sie noch einmal zu fragen.
Als er die Treppe hochkam, war er überrascht, ihre Tür offen vorzufinden. Bäuchlings lag sie auf ihrem Bett und las.
„Das verstehe ich jetzt nicht“, meinte er verwundert und blieb im Rahmen stehen.
„Du bist nicht Ron“, erwiderte sie ehrlich, „du würdest das nicht tun, komm rein.“
Er betrat das Zimmer und setzte sich auf einen Stuhl neben ihrem Bett.
„Hermine, kann ich dich mal etwas fragen?“, begann er vorsichtig.
„Schieß los“, sie drehte sich auf die Seite, um ihn ansehen zu können.
Er erzählte von seinen unterschiedlichen Gefühlen beim Küssen und bei der Entdeckung im Ministerium, das Hermine nicht tot war.
„Kannst du mir das erklären?“, fragte er ratlos.
Hermine drehte sich wieder auf den Bauch.
„Harry, das darfst du mich doch nicht fragen“, antwortete sie gequält und holte tief Luft, „und jetzt raus mit dir, mach die Tür von außen zu.“
Völlig durcheinander sprang auf, machte ihre Tür von außen zu und ging auf sein Zimmer. Ratloser als zuvor legte er sich auf sein Bett und starrte die Decke an. Wenn das Gefühl für Hermine so tief ging, war es dann falsch Ginny zu küssen? Andererseits, was wäre, wenn Harry nur die beiden Mädchen in seiner Vorstellung tauschte? Der Gedanke an das Gefühl Ginny zuerst verloren zu haben und dann zu wissen, das sie nicht tot war, im Vergleich mit dem Gefühl Hermine zu küssen. Harry zog die Stirn kraus und versuchte sich beide Situationen vorzustellen.
Einerseits konnte er sich das Gefühl bei Ginny recht einfach vorstellen, aber irgendwie wollte ihm die Vorstellung, Hermine zu küssen, nicht so recht gelingen. In Gedanken versuchte er herauszufinden, warum das so war. Fast vom ersten Tag an hatte er sie gemocht. Er war gerne mit ihr zusammen, aber es wäre ihm im Traum nicht eingefallen, sie zum Weihnachtsball einzuladen, Warum? Sie war wahrscheinlich das hübscheste Mädchen auf dem Ball gewesen, so war es ihm zu mindest vorgekommen. Was wäre passiert, wenn er sie eingeladen hätte?
Blitzartig schoss ihm ein Gedanke durch den Kopf. Er hatte unterschwellige Angst. Angst, dass ihr jetziges Verhältnis in die Brüche gehen könnte und dann nichts mehr so sein würde wie früher. Dass ihre gute und vertrauensvolle Freundschaft für immer zerstört würde. Deshalb konnte er sich nicht vorstellen, wie es sein würde Hermine zu küssen. Er wollte es nicht, er wollte den jetzigen Zustand für immer beibehalten. Aber wenn Hermine und Ron zusammen wären, hätte die Freundschaft von Hermine und Harry auch keinen Bestand. Jedes Verhältnis von Hermine zu einem Mann, würde auch ihre Beziehung grundlegend ändern. Seine Gefühle für Hermine hatten sich in den letzten Wochen grundlegend geändert, das musste er sich eingestehen, sie gingen jetzt weit über eine enge Freundschaft hinaus.

Stöhnend hielt er sich den Kopf, ich muss sie fragen, sagte er zu sich selbst. Dann kam ihm ein anderer, furchtbarer Gedanke. Was ist, wenn sie mich überhaupt nicht mag? Sicher, als sie sich vor zwei Jahren hier in den Sommerferien getroffen hatten, war ihm Hermine um den Hals gefallen und hatte ihn fast erdrückt und wollte ihn nicht mehr loslassen. Sie verstanden sich ohne viele Worte, meistens reichte ein Blick. Aber war diese vertrauensvolle Freundschaft auch der Garant für ein Verhältnis? Er meinte auch, dass sie ihn in den letzten Wochen anders behandelte als sonst und auch ihre Blicke, die sie ihm zuwarf, waren anders. Harry steckte in einer gedanklichen Sackgasse und wusste nicht mehr weiter. Eines war sicher, er musste Hermine fragen, egal wie die Antwort ausfallen würde. Aber er würde den Zeitpunkt, sie zu fragen, so weit wie möglich hinauszögern.
Vordringlich musste er das Ginny jetzt erklären, sie wartete ja auf ihn und er entschloss sich, gleich morgen nach „The Burrows“ zu springen. Mit glasigen Augen stierte er an die Decke. Alles ändert sich dachte er, ich habe es selbst gesagt und nichts wird mehr so sein wie früher.

„Harry, es tut mir leid, das ich dich so angefahren habe“, meinte Hermine leise.
Angelehnt am Türrahmen seines Zimmers stand sie und hatte die Arme vor Brust verschränkt.
„Aber versteh mich bitte, die Frage kann ich nicht beantworten.“
„Entschuldige dich nicht, Hermine, es war dämlich von mir, dir diese Frage zu stellen“, erwiderte er und schaute zu ihr herüber.
„Nein, es war nicht dämlich. Für dich war diese Frage in dem Moment wichtig und es war kein anderer da, dem du sie hättest stellen können.“
Sie setzte sich an das Fußende von seinem Bett.
„Ich werde morgen zu Ginny apparieren, das ist das Erste was ich tun muss“, erklärte er.
„Was willst du ihr sagen?“
„Die Wahrheit. Dass ich lange überlegt hätte und zu dem Schluss gelangt sei, dass ich für eine andere Frau mehr empfinde.“
„Das wird Ginny hart treffen“, meinte sie einfühlsam.
Zustimmend nickte er und seufzte.
„Ja, das wird wahrscheinlich so sein, aber da ich das jetzt erkannt habe, muss ich es ihr sagen, alles andere wäre unfair ihr gegenüber.“
Sie zog die Augenbrauen hoch und sah ihn erstaunt an.
„Respekt, Harry, du hast einen Entschluss gefasst und anstatt ihn auf die lange Bank zu schieben, machst du Nägel mit Köpfen, das hättest du vor einiger Zeit auch noch nicht so gemacht“, sagte sie langsam.
„Ja, stimmt, aber das ist meine Entscheidung, ob richtig oder falsch. Ich bin für meine Entscheidungen verantwortlich und je schneller ich diese umsetzte, desto besser ist es für alle Beteiligten.“
Zustimmend nickte sie und Harry stand auf.
„Ich gehe runter, noch einen Kaffe trinken, kommst du mit?“, fragte er.
„Nein, geh du nur, ich werde noch etwas lesen.“
Zurück in ihrem Zimmer legte sich Hermine auf ihr Bett, lesen konnte sie jetzt nicht, zu viele Gedanken gingen ihr durch den Kopf. Harry würde sein Verhältnis mit Ginny beenden und sie selbst war der Grund dafür. Dieser Gedanke ließ sie fast schweben. Ob er sich ihr während ihrer Mission offenbaren würde wusste sie nicht, das musste sie abwarten.

Unten setzte sich Harry mit einer Tasse Kaffee und der gestrigen Ausgabe des „Daily Prophet“ an den Tisch und begann zu lesen. In der Zeitung wurde nichts Außergewöhnliches erwähnt. Voldemort und sein Gefolge hielten sich absolut im Hintergrund. Er war gespannt, was Moody neues zu berichten hatte. Wie auf das Stichwort klopfte es an der Haustür, er öffnete und Moody stand grinsend vor ihm.
„Hallo, Harry Potter, wir haben uns ja lange nicht mehr gesehen“, begrüßte er ihn mit seiner unnachahmlichen Reibeisenstimme.
„Immer rein in die gute Stube“, rief Harry erfreut und ließ Ihn eintreten.
Der alte Haudegen ging in die Halle und dann auf die Treppe zu. Hermine stand am Fuß der Treppe und lachte Ihn an.
„Guten Tag, Mister Moody“, meinte sie erfreut.
„Ha, Miss Granger, schön Sie hier zu sehen“, röhrte er.
Zusammen gingen sie in die Küche und Harry bereitete eine Kanne frischen Tee.
„Wie ist es Ihnen ergangen? Wie war es in Albanien?“, fragte Hermine neugierig.
„Ich glaube“, erwiderte Moody und schlürfte seinen Tee, „wir warten bis alle da sind, dann brauche ich nicht alles doppelt zu erzählen, einverstanden?“
Die jungen Leute nickten zustimmend.
„Dann erzählt mir mal, was ihr den ganzen Tag macht“, fragte er neugierig.
Die beiden erzählten abwechselnd, wie sie ihre Zeit hier am Grimmauld Place genutzt hatten. Moody war überrascht, was sie sich in dieser Zeit alles angeeignet hatten. Harry erzählte auch den Vorfall aus dem Keller und Moody wurde hellhörig. Er fragte Hermine genau nach Ihrem Selbstschutz und schüttelte den Kopf.
„Wenn das alte Zauber sind, dann kann es sein, das neuere Schutzzauber nicht richtig wirken. Normalerweise hätte Miss Granger überhaupt nichts passieren dürfen. Schauen wir uns die Sache mal an“, murmelte er.
Er stand auf, Hermine und Harry warfen sich einen unbehaglichen Blick zu und folgten ihm. Hermine hob den Zauber der Kellertür auf und nacheinander gingen sie die Treppe hinab. Moodys magisches Auge surrte hin und her und scannte jeden Winkel des Kellers ab. Als Sie an die T-Kreuzung der Gänge kamen, bedeutete er ihnen zurück zubleiben. Vorsichtig näherte er sich der Eisentür. Ungefähr einen Meter davor blieb er stehen und sein magisches Auge rollte hin und her, rauf und runter. Dann kam er zurück.
„Gut, das wäre es erst mal“, meinte er entschieden.
Sie gingen wieder hinauf und setzten sich an den Tisch. Moody trank nachdenklich in kleinen Zügen eine Tasse Tee.
„Keine Personen in dem Raum, ein Tisch mit dreizehn Stühlen und drei große Schränke an den Wänden. Ich kann nicht sehen, was in den Schränken ist“, murmelte er.
Er nahm noch einen Schluck, während die Beiden ihn neugierig musterten.
„Ja“, sagte er und rieb sich mit einer Hand das Kinn, „stimmt, zwei Zauber sind an der Tür, sehr alte, wer weiß wann die ausgesprochen wurden. Ich bin demnächst des Öfteren hier, dann werde ich mich der Sache annehmen.“

Kurz darauf kamen Tonks, Remus und Ron von der Arbeit. Es gab ein großes Hallo und nach einem schnellen Imbiss saßen die Sechs bis spät in der Nacht zusammen. Moody berichtete von seiner Zeit in Albanien, wie er mit anderen Auroren Death Eater gejagt hatte.
„Acht von ihnen sind tot, Bellatrix Lestrange war auch da, sie konnte uns allerdings entwischen“, berichtete er sachlich.
Harry zog die Augenbrauen erstaunt hoch. Das war eine interessante Neuigkeit, Sie war die Zauberin, die seinen Paten, Sirius Black, getötet hatte.
„Wir haben allerdings weder Snape noch irgendeinen der Malfoys auffinden können“, fuhr Moody weiter fort, „ich vermute deswegen, dass sie sich mit Voldemort hier im Land aufhalten.“
„Haben Sie irgendetwas über die Horkruxe in Erfahrung bringen können?“, fragte Hermine gespannt.
„Nein, Miss Granger, leider nicht. Voldemort hat sich lange Zeit an diesem Ort in Albanien versteckt gehalten, aber wir können jetzt mit Sicherheit davon ausgehen, dass sich dort keine Horkruxe befinden“, erwiderte Moody entschuldigend.
„Wie waren die Death Eater formiert, die ihr vernichtet habt?“, wollte Remus wissen.
„Sie waren überhaupt nicht formiert, überhaupt keine Verteidigung, kein Zauber. Von unserem Angriff wurden Sie regelrecht überrascht. Sie lebten in dem Haus, scheinbar in dem Glauben, das der Phönix Orden nicht mehr existent sei. Es war fast ein Kinderspiel“, röhrte Moody angriffslustig.
„Nun kann es natürlich sein, das sie der Meinung sind, das wir nach Dumbledores Tod führungslos sind und wie aufgescheuchte Hühner durch die Gegend laufen“, meinte Remus nachdenklich.
Moody zuckte die Schultern.
„Möglich, aber dann weiß Voldemort jetzt Bescheid, der Tod der acht wird ihm nicht verborgen bleiben“, grummelte er.
Remus nickte und schaute das Trio an.
„Ihr habt das Überraschungsmoment nicht mehr auf eurer Seite, denkt bitte daran“, sagte er ernst.
„Kann einer etwas mit den Initialen R.A.B. anfangen?“, fragte Harry und erzählte, was auf dem Pergament geschrieben stand, das er zusammen mit Dumbledore bei dem falschen Horkrux gefunden hatte.
Alle dachten nach, aber keiner wusste zu den Initialen etwas zu sagen
Harry erklärte, dass sie am übernächsten Tag aufbrechen würden.
„Wir werden unsere Suche in Godric`s Hollow beginnen, ich hoffe, das wir dort etwas finden, was uns weiterhilft.“
Bis tief in die Nacht diskutierten sie über die weitere Vorgehensweise des Trios und der anderen Mitglieder des Phönix Ordens. Es war lange nach Mitternacht, bevor sie ins Bett kamen.


10.

Am nächsten Morgen saß Harry beim Frühstück, als Hermine und Ron nacheinander in die Küche kamen. Sie setzten sich mit an den Tisch und langten ordentlich zu. Tonks, Remus und Moody hatten schon früh das Haus verlassen.
„Ich werde gleich nach „The Burrows“ springen, möchte jemand mitkommen?“, fragte Harry die beiden.
Hermine verneinte und senkte ihren Blick, aber Ron blickte ihn erfreut an.
„Klar komme ich mit. Aber was willst du denn dort?“
„Ich muss unbedingt mit Ginny reden“, antwortet Harry rau und hob die Hand, um einer Frage Rons zuvorzukommen, „es ist wichtig, bitte keine Fragen, Ron.“
Dieser zuckte mit den Schultern und stand auf.
„Wie du meinst, Harry.“
„Ich gehe mich eben umziehen“, rief er und lief auf sein Zimmer.
Harry stand ebenfalls auf und wollte in die Eingangshalle gehen.
„Bitte warte, Harry“, bat Hermine ihn leise.
Sie stand auf und umarmte ihn einige Sekunden lang ganz fest. Auch er legte seine Arme um sie. Als sich ihre Wangen berührten, merkte er, dass sie weinte. Plötzlich ließ Hermine ihn los und lief auf ihr Zimmer. Verwirrt schaute er ihr nach. Ein paar Augenblicke später stand Ron neben ihm.
„Springen wir direkt vor die Haustür?“, fragte Ron und er nickte zustimmend.
Fast lautlos verschwanden sie. Hermine erlebte das Springen von Harry mit, aber als sie die Haustüre von „The Burrows“ in seinem Blickfeld sah, blendete sie die Gedanken an ihn aus.
„Tu ihr nicht weh, Harry, bitte“, flüsterte sie.

Zusammen betraten die Jungs die Küche. Mrs. Weasley stand am Tisch und war überrascht sie hier zu sehen, umarmte zuerst ihren Sohn und dann Harry.
„Hätte ich nicht durch Zufall auf die Uhr geschaut, dann hätte ich nicht bemerkt, dass Ron kommt“, lächelte sie.
Die Weasleys hatten eine Küchenuhr, die neben den normalen Zeigern, für jedes Familienmitglied einen zusätzlichen Zeiger hatte, der oben aus der Uhr herausschaute. Verschiedene Felder, im Halbkreis angeordnet, konnten von Zeigern berührt werden. Auf diesen Feldern stand: Schule, Arbeit, Reise, Krank und viele weitere Begriffe bis hin zu Todesgefahr.
„Was treibt euch beide denn zu so früher Stunde hierher?“, fragte sie neugierig.
„Ich muss mit Ginny reden“, sagte Harry und senkte verschämt den Blick.
„Aha, sie ist noch im Bett, bleibt sitzen, ich hole sie“, meinte Mrs. Weasley vielsagend beim Blick auf die Uhr.
Fünf Minuten später kam sie mit ihrer Tochter die Treppe herunter. Ginny begrüßte Ron und Harry.
„Hast du Zeit für einen kleinen Spaziergang, Ginny?“, fragte Harry leise.
Zustimmend nickte sie und die beiden verließen die Küche. Mutter und Sohn sahen sich fragend an und Ron schüttelte nur den Kopf, als wollte er „ich weiß auch nicht“ sagen.

„Was gibt es so wichtiges, Harry, das du hier am frühen Morgen auftauchst?“, fragte Ginny.
Schweigend gingen sie nebeneinander her und er versuchte die richtigen Worte zu finden.
„Es ist nicht so einfach zu erklären“, begann er, „ich habe in der letzten Zeit viel über uns nachgedacht.“
Er räusperte sich und versuchte nicht unsicher zu klingen.
„Ich glaube, das ich dir und mir etwas vorgemacht habe, ich empfinde für eine andere Frau mehr als für dich Ginny, es tut mir leid“, fuhr er fort.
Ginny hatte den Blick gesenkt und ließ sich mit ihrer Antwort Zeit.
„Danke, dass du so ehrlich zu mir bist. Ich habe immer gemerkt, dass da noch jemand zwischen uns stand. Ich weiß, das hört sich jetzt blöde an, aber wenn wir uns küssten, hatte ich den Eindruck, du küsst jemand anderen. Wenn du mich in den Arm genommen hast, kam es mir so vor, als wäre noch jemand zwischen uns. Du warst dann nie richtig du selbst.“
Sie blieb stehen und sah ihn an. Ein paar Tränen liefen ihr über die Wangen.
„Ich hatte gehofft, dass dein Gefühl für mich im Laufe der Zeit stärker werden würde, aber ich wusste auch, dass man das nicht erzwingen kann.“
Schweigend gingen sie weiter.
„Darf ich dich fragen, wer die andere ist? Ich glaube, es ist Hermine“, meinte Ginny leise.
Er nickte nur und sie sah ihn unter Tränen an.
„Ich frage mich schon seit mehr als drei Jahren, wann du endlich das Brett vor deinen Kopf ablegst und merkst, was für ein tolles Mädchen sie ist. Ich habe überhaupt nicht verstanden, warum du hinter Cho und mir her warst, Hermine ist uns doch haushoch überlegen und verflucht hübsch dazu“, bemerkte sie traurig.
„Du hast Recht und es tut mir leid Ginny, ich habe das gestern erst richtig erkannt und du hast noch mal Recht, ich bin jahrelang mit einem Brett vor dem Kopf rumgelaufen“, versuchte er zu erklären.
„Bitte versprich mir, das du alles versuchst um sie glücklich zu machen, ich weiß, sie ist gewiss nicht einfach, aber wenn es einer kann, dann du, Harry.“
Dankbar lächelte er sie an.
„Danke, Ginny, wenn unsere Aufgabe erfüllt ist, dann wird die Zeit von Hermine und Harry anbrechen, das verspreche ich dir“, erwiderte er erleichtert.
Sie drückte ihn kurz und nahm seine Hand.
„Komm“, wechselte sie plötzlich das Thema „wir gehen zurück, ich habe noch nicht gefrühstückt und du siehst aus, als könntest du auch eine Tasse Kaffee vertragen.“
„Ginny, bitte sag Ron nichts.“
„Bestimmt nicht, verlass dich auf mich“, versprach sie ihm ernsthaft.

Kurz darauf saßen die Zwei mit Mrs. Weasley und Ron zusammen am Tisch. Rons Mutter warf ihnen fragende Blicke zu, aber sie schwiegen beharrlich.
„Ich habe Mama gesagt, dass es morgen losgeht“, versuchte Ron ein Gespräch anzufangen, „das Training ist ja beendet.“
„Nun, ich hoffe doch sehr, das ihr euch hier möglichst oft sehen lasst“, meinte sie hoffnungsvoll.
„Das machen wir bestimmt“, rief Harry im Aufbruch, „du kommst nach, Ron?“
Ron nickte und er verabschiedete sich von Mrs. Weasley.
Ginny ging mit ihm vor die Tür.
„Harry, alles Gute für dich und denk bitte daran, was ich dir gesagt habe“, flüsterte sie.
„Ich verspreche es, ich wünsche dir auch alles Gute, Ginny“, erwiderte er.
Die zwei umarmten sich herzlich und dann war er ohne ein Geräusch verschwunden. Ginny blieb noch ein paar Minuten draußen stehen, versuchte dann eine heitere Miene aufzusetzen und ging zu Mutter und Bruder zurück.
„Was wollte Harry eigentlich?“, fragte Ron neugierig.
„Er wollte mir Leb Wohl sagen“, erwiderte Ginny und lächelte versonnen.

Als Harry am Grimmauld Place ankam, fühlte er sich ziemlich ausgelaugt, ging in die Küche und machte Tee. Er setzte sich an den Tisch und ging in Gedanken noch einmal das Treffen mit Ginny durch. Zufrieden, dass ihr Gespräch so ruhig und harmonisch verlaufen war, nippte er an seinem Tee. Kurz darauf hörte er Schritte auf der Treppe und dann setzte sich Hermine neben ihn
„War es schlimm?“, fragte sie einfühlsam.
„Es ging, ich hatte den Eindruck, dass sie das erwartet hatte. Sie sagte, etwas hätte immer zwischen uns gestanden“, erwiderte er leise.
Hermine nickte und seufzte. Sekunden später tauchte Ron plötzlich in der Küchentür auf.
„Sag mal, Harry, was war denn das für ein Auftritt?“, rief er vorwurfsvoll.
„Wieso, hat Ginny etwas gesagt?“
„Nein, nichts, sie hat gar nichts gesagt, das ist es ja gerade“, brummte Ron aufgebracht.
„Schön, dann hast du sicher Verständnis dafür, wenn ich auch nichts sage“, erwiderte Harry betont ruhig.
Sein Freund warf ihm einen vorwurfsvollen Blick zu und stürmte beleidigt die Treppe hinauf in sein Zimmer.
„Sehr gut, Harry, vielleicht lernt er so, das er seine Nase nicht überall Reinzustecken hat“, meinte Hermine lächelnd.
Befreit nickte er und die beiden spielten Schach, bis die anderen von der Arbeit kamen. Nach einem langen Abendessen, saßen sie noch bis Mitternacht zusammen, erzählten alte Geschichten und lachten viel. Bevor sie ins Bett gingen verabschiedeten sie sich voneinander. Tonks und Remus würden schon aus dem Haus sein, bevor die drei erwachen würden.

Am nächsten Morgen frühstückten die Freunde zusammen und gingen dann gestärkt das Abenteuer an. Sie fassten sich an den Händen und waren fast geräuschlos verschwunden.

Die Mission konnte beginnen.


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