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Fanfiction

Harry Potter und die Erkenntnisse des Lebens - Kapitel 1: Das Trio

von Jean Nevi

DAS TRIO


DAS TRIO

1.

Das ganze Abteil hatten sie für sich allein.
Links am Fenster saß eine junge Frau, die auf die vorbeiziehende Landschaft hinaus schaute. Schönes, langes, gewelltes, mittelbraunes Haar umrahmte ihr Gesicht, aus dem kluge, dunkelbraune Augen den Betrachter anblickten. Man würde sie auf vielleicht 17 Jahre schätzen. Ihr hübsches, intelligentes Gesicht war aber momentan von Trauer gezeichnet.
In dem Sitz ihr gegenüber hatte ein ungefähr gleichaltriger junger Mann mit intensiv grünen Augen die Beine übereinandergeschlagen. Seine schwarzen Haare standen ihm in allen Richtungen vom Kopf ab und eine Brille mit runden Gläsern gab ihm ein pfiffiges Aussehen. Eine blitzförmige Narbe auf seiner Stirn wurde teilweise durch die darüber hängenden Haare verdeckt. Auch sein trauriger Blick verweilte auf der am Zugfenster vorbeiziehenden Landschaft.
Neben der jungen Frau saß ein anderer Mann, auch etwa im gleichen Alter, aber mit leuchtend roten Haaren. Seine Wimpern und seine Augenbrauen waren so hellblond, dass man diese nur sah, wenn man sein Gesicht aus der Nähe betrachtete. Sein Blick war leer und ausdruckslos auf den Boden des Zugabteiles gerichtet.

Die Namen der jungen Leute waren: Hermine Granger, Harry Potter und Ron Weasley.

Diese drei waren seit ihrem ersten Jahr in Hogwarts, der Schule für Zauberinnen und Zauberer, fast unzertrennliche Freunde. Gewiss, als sie sich kennen lernten, waren sie sich wirklich unsympathisch. Hermine konnte leicht für hochnäsig und altklug gehalten werden, sie hatte ein aufbrausendes Temperament und war rechthaberisch, aber sie hatte ihr Herz auf dem rechten Fleck. Harry und Ron waren ihr im Wissen deutlich unterlegen und das ließ sie die beiden auch spüren. Auch Ron hatte ein aufbrausendes Temperament, während Harry ausgeglichener war.
Zu einer richtigen Gemeinschaft wurden sie dann durch die Begegnung mit dem Bergtroll im Waschraum der Mädchen, während ihres ersten Schuljahrs. Es gab auch später noch Spannungen zwischen ihnen, speziell zwischen Hermine und Ron, aber im Grunde verstanden sich die drei prima.

Der Hogwarts Express war auf dem Weg nach London, er brachte sie nach Hause und ihr sechstes Schuljahr war damit abgeschlossen. Normalerweise wäre dieses Schuljahr erst in einigen Wochen vorbei gewesen. Mit dem überraschenden Tod des Schulleiters, Professor Albus Dumbledore, wurde das Schuljahr vorzeitig beendet. Sein Begräbnis hatte am Vormittag stattgefunden. Der Schulleiter war allgemein hochgeschätzt und beliebt und ein besonderer Freund und Berater von Harry; die Stimmung im Abteil war deshalb sehr bedrückt. Auch vom Service Wagen, der regelmäßig durch die Zuggänge gefahren wurde und allerlei Leckereien und Kuchen anbot, nahmen die drei Freunde diesmal keine Notiz. Wenn ein Mitschüler die Abteiltüre aufmachte um mit ihnen zu reden, reichte ein Blick in ihre traurigen Gesichter und die Türe wurde wieder von außen geschlossen.
Eine Stunde waren sie unterwegs, ohne dass ein Wort gefallen war, da räusperte sich Harry.
„Ihr wollt euch nicht umstimmen lassen?“, nacheinander schaute er seine Freunde mit ernster Miene an.
„Denkt an die Zukunft, in einem Jahr hättet ihr euren Abschluss.“
Ron sah ihn kurz an, aber seine Stimme war fest:
„Vergiss es, Freund, ich bin dabei, durch dick und dünn.“
„Hermine, für dich war der Abschluss doch immer das Ziel, du wolltest doch etwas wirklich Wichtiges machen“, drängte Harry.
„Sag mir etwas, dass wichtiger ist als die Vernichtung von Lord Voldemort“, antwortete sie ihm nachdrücklich.
Bei der Erwähnung von Lord Voldemorts Namen zuckte Ron zusammen.
„Wirklich, Ron, tu endlich etwas dagegen, das ist ja kaum zum Aushalten!“, rief sie vorwurfsvoll.
Den Namen Voldemort konnten nur eine handvoll Leute aussprechen, fast alle anderen zuckten bei der Erwähnung des Namens zusammen, schüttelten sich oder stöhnten.
„Soll ich weiter zur Schule gehen und meinen Abschluss machen, mit der Gewissheit, dass Voldemort immer stärker wird?“, fragte Hermine und blickte Harry durchdringend an.
Der Rothaarige zuckte noch einmal zusammen und kommentarlos bedachte sie ihn mit einem Blick, der eine heiße Tasse Tee in Sekunden hätte gefrieren lassen.
„Okay, Hermine, du hast Recht, Voldemort wird sich nicht zurücklehnen und die Hände in den Schoss legen, jetzt, da Dumbledore tot ist“, erwiderte Harry zustimmend.
Ron verbarg sein Gesicht in den Händen, damit die Anderen sein Zucken nicht sahen. Aber sie hatte es gesehen und blickte mit einem Lächeln kurz zu Harry.
„Viel eher wird er versuchen, alles seiner Macht unterzuordnen“, fuhr er nachdenklich fort.
„Ja, und wir werden ihn daran hindern“, mischte sich Ron ein.
„Es wird extrem schwierig werden Voldemort zu vernichten, wenn wir es überhaupt schaffen“, meinte Hermine leise ohne einen Blick auf Ron zu werfen, „immerhin sind wir ein Trio, uns kann er nicht so leicht überwältigen wie einen Einzelnen.“
„Es ist gut, wenn man Freunde um sich hat, die zusammen halten. Ich hatte schon geglaubt, dass ich das alleine durchziehen muss“, erwiderte Harry leise und schaute seine Freunde nacheinander glücklich an.
„Gut, dann ist das erledigt“, sagte Hermine mit fester Stimme „hast du schon einen Plan, Harry?“
„Ja, wir werden uns morgen Mittag bei den Dursleys treffen“, erwiderte er und zog eine Grimasse, als ob er Bauchschmerzen hätte.
Harry war ein Jahr alt, als seine Eltern von Voldemort getötet wurden und seit dieser Zeit lebte Harry bei der Familie der Schwester seiner Mutter. Tante Petunia, Onkel Vernon und ihr Sohn Dudley. Die Dursley waren Muggel, Leute ohne magische Fähigkeiten und verachteten alles was mit Magie zusammenhing.
Professor Dumbledore hatte ihn nach dem Tod seiner Eltern zu den Dursleys gebracht, da Sie seine einzigen Verwandten waren. Da Harry nicht Ihr leibliches Kind war und dazu auch noch Zauberer als Eltern gehabt hatte, konnten Sie ihn nicht ausstehen und ließen ihn das auch sehr oft spüren.
In den ersten Jahren bei den Dursleys, war sein Zimmer ein Verschlag unter der Treppe gewesen und Harry musste alle Hilfsdienste im Haushalt erledigen. Onkel und Tante ließen ihn über den Beruf seiner Eltern, Zauberer, ebenso im unklaren wie über die Art ihres Todes. Ein Verkehrsunfall, hatten sie ihm erzählt. Erst mit der Einladung nach Hogwarts zu seinem ersten Schuljahr, kurz vor seinem elften Geburtstag, erfuhr er von Hagrid, dem Wildhüter von Hogwarts, etwas mehr über seine Vergangenheit. Seitdem konnte er seine Stiefeltern nicht mehr ausstehen.

„Ich habe mir überlegt, dass wir bei den Dursleys einen Rückzugplatz haben. Wir wissen nicht, ob wir irgendwann einmal kurz von der Bildfläche verschwinden müssen. Dann wäre es gut, solche Plätze zu haben“, meinte er nachdenklich.
„Gute Idee, ich werde meine Eltern auch fragen“, Ron war begeistert.
„Tja, ich glaube, dass ich viel Zeit brauchen werde, um meinen Eltern zu erklären, dass ich die Schule abbreche, um mit zwei Jungs zusammen die Welt von einem Bösewicht zu befreien“, meinte Hermine mit einem gequälten Lächeln.
„Glaubst du, dass du es schaffst?“, fragte Ron neugierig.
„Ja, ich denke schon“, antwortete Hermine mit einem leichten Stirnrunzeln und zuckte mit den Schultern.
„Okay, treffen wir uns morgen Mittag bei den Dursleys“, meinte Harry entschlossen.

Dann verfielen die drei wieder in Schweigen und hingen ihren Gedanken nach. Harry gab die Stille im Abteil die Gelegenheit, über vieles nachzudenken. Wie und wo sollten sie Voldemort suchen, wer konnte ihnen helfen? Wo waren die Horkruxe, magische Gegenstände auf die Voldemort seine Seele verteilt hatte? Was war mit dem Hauptquartier des Phönix Ordens am Grimmauld Place in London? Wo konnten sie weitere Fluchtorte finden? Wie konnten sie Voldemort endgültig vernichten? Die letzten Male als Harry auf ihn traf, war er ganz knapp an seinem eigenen Tod vorbeigeschrammt.
Die Fahrt wurde langsamer und das holte sie in die Wirklichkeit zurück. Zwei Minuten später hielt der Zug im Bahnhof Kings Cross. Es dauerte noch einige Zeit bis sie ihr Gepäck zusammen gesucht hatten und das Abteil verlassen konnten. Auf dem Bahnsteig warteten Hermines und Rons Eltern. Die junge Frau drückte kurz ihre zwei Freunde, begrüßte Rons Eltern und verließ dann hastig mit ihren Eltern den Bahnsteig. Rons Eltern, selber Zauberer, wussten vom Tod des Schulleiters und waren dementsprechend deprimiert. Trotzdem drückte Rons Mutter Harry ganz fest.
„Ich weiß, dass du einen guten Freund verloren hast, Harry, es tut mir sehr Leid“, meinte sie leise. Dann nahm sie ihren Sohn in den Arm und umarmte auch ihn fest.
Derweil begrüßte Harry Rons Vater.
„Hallo, Mister Weasley, wissen Sie schon neues aus dem Ministerium für Zauberei? Hat man Snape und Malfoy schon gesehen?“
„Nein, leider nichts, Harry, aber darüber sprechen wir ein anderes Mal. Sag mir, wo willst du jetzt hin? Du kannst gerne mit zu uns kommen, wir haben immer ein Zimmer für dich“, antwortete Mr. Weasley traurig.
„Vielen Dank, aber ich muss zuerst zum Grimmauld Place und wir sehen uns auf jeden Fall morgen“, erwiderte er mit einem leichten Lächeln.
In drei Tagen würde die Hochzeit von Rons Bruder Bill und Fleur Delacour gefeiert werden und Hermine und Harry hatten ihr Kommen schon für den nächsten Tag zugesagt.
Er winkte den drei Weasleys zu, verließ den Bahnhof, durchquerte die Wartehalle und nahm sich auf dem Bahnhofsvorplatz ein Taxi. Auf dem Bahnsteig schüttelte Mrs. Weasley traurig den Kopf.
„Da wird der Junge noch lange dran zu knabbern haben“, murmelte sie.

2.

Als das Taxi am Grimmauld Place hielt, sah er erleichtert, dass das Haus Nr.12 sichtbar war und nicht durch einen Zauberspruch geschützt wurde. Obwohl es seit ungefähr einem Jahr ihm gehörte, hatte er es dem Phönix Orden weiterhin zur Verfügung gestellt. Er selbst war erst zweimal im Haus gewesen und hatte total vergessen wie er ins das Haus kommen sollte, wenn dieses durch einen Zauberspruch unsichtbar gemacht worden war. Ächzend nahm er seinen großen Koffer, ging die Eingangsstufen hinauf und pochte an die Haustür. Ungefähr eine Minute wartete er und wollte gerade noch einmal klopfen, als die Tür mit einem Ruck geöffnet wurde.
Vor ihm stand Nymphadora Tonks, genannt Tonks, eine junge Zauberin und Gestaltwandlerin.
Ihm fiel der Unterkiefer herunter, denn er hatte sie schon einige Male gesehen und immer war sie durch ihr schockierendes Äußeres aufgefallen. Lila Haare und Kleidung in allen Regenbogenfarben waren normal, die Haare konnten auch schon mal dunkelblau oder giftgrün sein, immer gepaart mit schrillbunter Kleidung.
„Mach den Mund zu, ich weiß wie ich aussehe“, knurrte sie ihn an, aber dann umspielte ein breites Lächeln ihren Mund.
„Komm herein, Harry, toll, das du hier bist.“
Ein paar Sekunden blieb er noch stehen und starrte sie an. Dann nahm er seinen Koffer und folgte ihr in die Halle.
„Was hast du…ich meine… wie siehst du denn aus?“, fragte er fasziniert.
„Ist das die ganze Begrüßung und überhaupt, gefalle ich dir so nicht?“, maulte sie. „Ähm…entschuldige bitte, Tonks, du siehst einfach Klasse aus“, meinte er lächelnd.
Vor ihm stand eine schlanke junge Frau mit glatten, langen, blonden Haaren und einem ebenmäßigen, schönen Gesicht. Ein enges, hellblaues Leinenkleid, welches sie trug, brachte ihre Figur richtig zu Geltung.
„Nun, ich glaube, ich habe mein richtiges Erscheinungsbild gefunden, oder, was meinst du?“, fragte sie lächelnd.
„Ja, das hast du wirklich“, erwiderte er begeistert.
„Komm, gehen wir in die Küche, ich habe gerade Tee gemacht“, schlug sie vor.
Zusammen gingen sie durch die Halle zur Küche. Dieser Raum war Dreh- und Angelpunkt im Haus, hier wurden die Versammlungen abgehalten und natürlich wurde hier auch gespeist. Das Gebäude war ihm von seinem Paten, Sirius Black, nach dessen Tod vererbt worden. 18 Monate war es ungefähr her, seit dem er zum letzten Mal hier gewesen war. Damals waren ihm die Räume dunkel und schmutzig vorgekommen und alle Bilder stießen Verwünschungen aus, immer, wenn man daran vorbeiging.
Es war auch viel Ungeziefer im Haus gewesen und obwohl alle mitgeholfen hatten, war es ihnen nur gelungen, das Haus einigermaßen bewohnbar zu machen. Er war deshalb mehr als überrascht, dass die Eingangshalle einen hellen, freundlichen Eindruck bei ihm hinterließ.
Als er die Küchentür öffnete, fiel sein Blick auf Remus Lupin.
„Hallo, Professor Lupin“, rief er freudig, ging zum Tisch und schüttelte ihm die Hand.
„Schön, das du da bist“, antwortete Remus mit einem Lächeln, „und wenn du mich noch mal Professor nennst, rede ich kein Wort mehr mit dir. Für dich bin ich Remus, ist das klar?“
„Ja, gut, Prof…ja, gut, Remus“, erwiderte er verlegen.
In seinem dritten Schuljahr war Remus Lupin sein Professor für die Verteidigung gegen die dunklen Künste gewesen, von ihm hatte Harry mehr gelernt, als von allen anderen Lehrern, die er in diesem Fach gehabt hatte. Remus sah jetzt wesentlich besser aus, als das letzte Mal, seit Harry ihn gesehen hatte. Gewiss, die grauen Haare waren mehr geworden, aber er sah insgesamt gesünder aus und war auch wesentlich besser gekleidet. Tonks und Harry setzten sich mit an den Tisch und Remus schüttete ihm eine Tasse Tee ein.
„Wir haben dich, Hermine und Ron bei der Beerdigung gesehen“, meinte Remus ernst.
„Ihr wart auch da?“, erwiderte Harry verblüfft, „wir haben euch nicht gesehen, allerdings hat auch keiner von uns auf die anderen Besucher geachtet, wir waren wohl zu sehr mit unseren Gedanken beschäftigt.“
„Klar, das können wir verstehen, es tut uns ehrlich Leid, das Dumbledore tot ist, er war ein außergewöhnlicher Mann und dir, Harry, auch ein sehr guter Freund“, erwiderte Tonks einfühlsam.
Der Angesprochene konnte nur nicken, ihm kam es vor, als würde ein großer Kloß in seiner Kehle stecken.
„Was hast du als nächstes vor, Harry?“, fragte Remus neugierig und wechselte damit das Thema.
„Ich weiß es noch nicht so genau, ich treffe mich morgen mit Hermine und Ron bei den Dursleys, zum Abschied“, erläuterte Harry wahrheitsgemäß.
„Dann willst du dich bei den Dursleys von deinen Freunden verabschieden?“, fragte Remus stirnrunzelnd.
„Nein nein, ich werde mich von den Dursleys für „Immer“ verabschieden“, antwortete er mit einem Lächeln.
„Schlage keine Türen hinter dir zu, solange es nicht unbedingt nötig ist“, sprach Tonks ernsthaft in die Runde.
„Na ja, vielleicht hast du Recht, wir werden sehen“, meinte er unentschlossen.
„Harry, bitte erzähle uns alles von dem Moment an, als du mit Dumbledore die Schule verlassen hast, bis zu dem Zeitpunkt, wo Snape geflohen ist“, forderte Remus ihn auf.
Also erzählte er den Beiden die ganze Geschichte. Es dauerte weit über eine Stunde und nur Tonks stand zwischendurch einmal auf, um eine neue Kanne Tee zu kochen. Als er geendet hatte, herrschte für einige Minuten Schweigen in der Küche.
„Also, der Horkrux eine Fälschung, Dumbledore tot und Snape ein Verräter, wie du und Sirius immer vermutet haben. Das sind zu viele schlechte Nachrichten auf einmal“, fasste Remus zusammen, schlug mit der Faust auf den Tisch und Harry konnte nur zustimmend nicken.
„Wir haben Voldemort und seinen Gefolgsleuten immer weniger entgegen zu setzen“, fuhr Remus zerknirscht fort.
„Ach Harry, was wollte eigentlich der Minister der Zauberei, Rufus Scrimgeour, von dir, als ihr am Seeweg spazieren gegangen seid?“, fragte Tonks neugierig.
„Er suchte ein neues Maskottchen für sich und meinte wohl, ich sei der Richtige. Ich habe ihm dann meine Meinung gesagt und wundere mich jetzt noch, dass er mich nicht verhaften ließ.“
Er grinste breit, Tonks und Remus lachten laut auf und kurze Zeit später fiel er in ihr Lachen mit ein.
„Was ich wissen muss, kann Snape hier ins Haus?“, unterbrach er die Beiden.
„Nein, keine Sorge, Harry. Als wir hörten was vorgefallen war, haben wir den Schutzzauber für das ganze Haus geändert“, beruhigte ihn Remus.
„Wieso kommt mir hier alles viel freundlicher vor, als das letzte Mal?“, fragte er sich umschauend, „auch die Küche wirkt viel heller, man fühlt sich jetzt richtig wohl hier.“
„Der Verdienst gebührt hauptsächlich Misses Weasley, wir haben ein wenig geholfen und noch viele andere Freunde auch“, schmunzelte die blonde Zauberin.
„Wie habt ihr die sprechenden Portraits entfernen können, die waren absolut widerwärtig?“, neugierig blickte er Tonks an.
„Ja, das war ein schönes Stück Arbeit, aber mit dem richtigen Zauberspruch schafft man fast alles“, lachte sie.
„Apropos Zauberspruch, haltet ihr es für möglich, Voldemort ohne Todesfluch zu vernichten? Wir haben vor zwei Jahren bei dem falschen Mad Eye Moody die unverzeihlichen Flüche kennen gelernt und seit diesem Zeitpunkt frage ich mich, ob man Ihn ohne diesen Fluch vernichten kann?“, wollte er wissen.
Die beiden Älteren sahen sich lange an.
„Wir sind der festen Überzeugung, dass das die einzige Möglichkeit ist, Voldemort zu vernichten, nachdem die Horkruxe zerstört wurden. Ich kann mir nicht vorstellen, dass Er es zulassen würde, Ihn zu entwaffnen. Dann müsstest du Ihn noch wirksam mit einem Spruch fesseln, Er müsste nach Askaban gebracht werden und ich glaube felsenfest, dass Er da innerhalb kürzester Zeit ausbrechen würde“, Remus Stimme war entschlossen.
„Kannst du dir vorstellen, Ihn alleine zu entwaffnen, zu fesseln und dann den Dementoren zu übergeben, ohne das du eine Schramme abbekommst?“, fragte sie ungläubig.
„Natürlich nicht, bei unserem Duell auf dem Friedhof waren wir dank der Zauberstäbe ungefähr gleich stark, aber als die Verbindung der Zauberstäbe abbrach, hätte Er mich wahrscheinlich mit Leichtigkeit töten können“, erwiderte Harry nachdrücklich.
„Wir sehen die einzige Möglichkeit Voldemort zu vernichten in der Anwendung des Todesfluchs, denn Er selbst wendet ihn auch an“, stellte Tonks fest.
„Ja, genau das war mir auch durch den Kopf gegangen“, seufzte Harry.
„Und du willst wirklich Voldemort suchen und vernichten?“, fragte sie ungläubig.
„Ja, Dumbledore war der festen Überzeugung, dass das meine Bestimmung sei und je früher ich damit beginne, desto besser“, antwortete er mit verzweifelter Stimme.
Dann fielen ihm seine Freunde ein und er lächelte.
„Aber, ich bin nicht alleine“, fügte er hinzu.
Tonks und Remus sahen sich sprachlos an und blickten dann zu Harry.
„Hermine und Ron sind mit dabei.“
„Die beiden schmeißen die Schule und helfen dir?“, fragte sie ungläubig.
„Ja, wir sind ein Trio“, erwiderte er stolz.
„Hermine Granger, die beste junge Zauberin die ich seit langem kennen gelernt habe“, murmelte Remus verträumt, „Harry, du hast großes Glück, dass Hermine dabei ist. Ich hoffe, das ist dir klar.“
„Ja, ich weiß, ihr habe ich sehr viel zu verdanken“, meinte er ehrlich.
„Ich fasse es nicht“, rief Tonks freudig, „das ist eine tolle Freundschaft“, und schlug ihm vor Begeisterung fest auf die Schulter.
Sie bereitete ein kleines Abendessen vor, während Remus Harry über die Aktivitäten der anderen Mitglieder des Phönix Ordens unterrichtete. Zum ersten Mal an diesem Tag konnte Harry etwas essen und langte auch dementsprechend zu.
Danach fühlte er sich schläfrig, wünschte den Anderen eine gute Nacht und ging in das Gästezimmer im ersten Stock. Schmerzlich wurde ihm die Abwesenheit seiner beiden Freunde bewusst, aber mit der Gewissheit, sie morgen wieder zu sehen, schlief er beruhigt ein.

Früh wachte er auf, zog sich an und schlenderte hinunter. Tonks frühstückte gerade.
„Guten Morgen“, meinte er fröhlich.
„Ja, auch dir einen guten Morgen, komm, setzt dich und frühstücke mit mir. Ich habe noch etwas Zeit bevor ich ins Ministerium muss“, erwiderte sie lächelnd.
„Wo ist Remus?“, fragte er und goss sich eine Tasse Tee ein.
„Arbeiten“, antwortete die Blonde geheimnisvoll.
„Wo arbeitet Remus denn? Doch nicht im Ministerium?“
„Nein, nicht im Ministerium, das würden Die nicht zulassen. Er arbeitet im St. Mungos Hospital als freier Mitarbeiter, diese werden nicht genau überprüft. Also weiß keiner dort, dass er ein Werwolf ist. Snape hat ihm vor einigen Monaten das Rezept für den Trank zur Verhinderung der Verwandlung gegeben, das ist also auch kein Problem mehr“, antwortete sie ernst.
„Es ist schön für Remus, dass er eine Aufgabe hat“, dachte Harry laut.
„Ja“, meinte sie verträumt „er hat sich sehr zum Guten verändert. Wo wir gerade davon sprechen, was ist mit dir und Hermine?“
„Wie meinst du das, Tonks?“, fragte er verwundert.
„Ich frage, seit wann du mit Hermine zusammen bist?“, erwiderte sie ungeduldig.
„Wir sind nicht zusammen“, erwiderte er perplex, „wie kommst du darauf?“
„Da hätten Remus und ich darauf gewettet, weil, ihr beide passt doch so gut zueinander“, rief sie ungläubig.
Harry seufzte und nickte zustimmend.
„Du liebst sie nicht, ist es das?“, grollte Tonks.
„Das weiß ich nicht, ich mag sie schon seit langer Zeit. Ich glaube allerdings, dass ich Ginny liebe“, erwiderte Harry verträumt.
Ungläubig blickte die Blonde ihn an und schüttelte vehement den Kopf.
„Nein, Harry, das glaube ich dir nie und nimmer, du musst nur noch auf den Trichter kommen, was Hermine für dich bedeutet. Sie hat viel mehr für dich übrig, als nur Freundschaft, das kannst du mir glauben“, rief sie.
Er ließ die letzte Bemerkung von ihr ohne Antwort im Raum stehen.
„Es gibt da noch ein Problem“, erklärte er nachdrücklich, „ich weiß, oder ich fühle, wenn es eine Liebesbeziehung zwischen uns dreien gibt, dann ist das Trio gefährdet. Wir verlassen uns blind aufeinander, wir verstehen uns ohne viele Worte und jeder weiß fast wie der Andere reagiert. All das ist in Gefahr, wenn eine Beziehung unter uns da mit reinspielt. Kannst du das verstehen?“
Nachdenklich schaute sie ihn einige Zeit an und nickte dann zustimmend.
„Ja, Harry, du hast Recht, wenn man zu einem Menschen eine Liebesbeziehung hat, verhält man sich ganz anders, als wäre der andere nur ein guter Freund. Ich weiß das. Entschuldige bitte, dass ich dich so angefahren habe, ich habe dabei auch an Hermine gedacht.“
„Ja klar, verstehe ich“, erwiderte er leise, „ich weiß nur nicht so richtig, wie ich mich verhalten soll, ich glaube, Hermine und Ron sind zusammen.“
Kopfschüttelnd blickte sie ihn an, so als könne sie nicht fassen, was er eben gesagt hatte.
„Harry“, sagte sie dann mit Nachdruck, „lass alles wie es im Moment ist, das ist das Beste.“

Danach räumten sie gemeinsam die Küche auf und Harry legte auch das Bettzeug im Gästezimmer ordentlich zusammen. Er durchstreifte einmal das ganze Haus und war erfreut wie hell und sauber es überall war. In der Eingangshalle traf er mit Tonks zusammen.
„Ich muss los“, sagte sie lustlos.
„Gut, viel Spaß“, grinste er, „wann kommt Ihr nach „The Burrows?“
Das große Haus der Wealeys hieß „The Burrows“.
„Ich weiß noch nicht genau, entweder heute Abend oder morgen am Vormittag. Die Hochzeit von Fleur und Bill ist übermorgen, wir haben also genug Zeit“, nachdenklich legte sie die Stirn in Falten.
„Okay“, antwortete er, „wir sehen uns dann.“
Tonks lächelte ihm zu und verließ das Haus. Es war etwa elf Uhr und Harry beschloss sogleich zu seinen Stiefeltern zu disapparieren. Er schloss die Augen, konzentrierte sich auf seinen Ankunftspunkt und war innerhalb von Sekunden im-

3.

Garten von Haus 4, Privet Drive, Little Whinging, dem Heim der Dursleys angekommen. Die Terrassentür stand offen, er betrat das Wohnzimmer und rief laut:
„Hallo, jemand zu Hause?“
Niemand meldete sich. Harry war erstaunt, setzte sich in der Küche an den Tisch und sah sich um. Alles war wie immer, er stand auf und überprüfte durch das Küchenfenster die Einfahrt, das Auto war da. Die Dursleys gingen nicht zu Fuß, sondern fuhren immer im Auto und niemals hätten sie die Terrassentüre aufgelassen, wenn sie vorgehabt hätten, das Haus zu verlassen. Beim Apparieren hatte er einen lauten Knall erzeugt, das wusste er. Sollte dieses die Dursleys erschreckt haben?
Auf Zehenspitzen schlich er in den Flur und schlug hart mit der Faust gegen die Tür unter der Treppe. Dieser Raum war einige Jahre lang sein Zimmer gewesen und er wusste, dass der Raum leer stand. Das Ergebnis war hörenswert. Mehrere spitze Schreie drangen unter der Tür her und er klopfte noch einmal an die Tür.
„Ich bin's nur, Harry, kommt bitte heraus.“
Die Tür öffnete sich vorsichtig und nacheinander verließen Petunia und Vernon Dursleys den Verschlag. Harry ging voraus in die Küche und setzte sich wieder. Tante Petunia und Onkel Vernon folgten ihm, setzten sich ihm gegenüber und starrten ihn an.
„Was willst du Junge und wieso bist du nicht in dieser Schule?“, fragte Onkel Vernon lauernd, „das Schuljahr ist noch nicht abgeschlossen.“
In Kurzfassung erzählte Harry den Beiden, wieso das Schuljahr früher geendet hatte.
„Das heißt, das du diesen Sommer länger hier bleibst als sonst?“, meinte Tante Petunia kalt.
„Nein, keine Sorge, meine Freunde kommen gleich, um mich abzuholen. Ihr seht mich wahrscheinlich nie wieder“, erwiderte er lachend, „ Tante Petunia, könntest du bitte etwas Tee zubereiten? Ich möchte nicht, das ihr als Gastgeber eine schlechte Figur macht.“
Zweifelnd blickte sie Ihren Mann an, dieser fuchtelte ungeduldig mit seiner rechten Hand in Richtung Herd und sie stand auf und begann Tee zuzubereiten.
„Was heißt das, wir sehen dich nie mehr wieder?“, fragte Onkel Vernon arglistig, „was willst du machen, wovon willst du leben und wo willst du leben?“
„Ach, Onkel Vernon, das ist euch doch egal wie es mir geht“, stellte Harry richtig, „mein Zimmer brauche ich nicht mehr und ich habe all meine Sachen in meinem Koffer. Eine Bitte habe ich noch. Es kann passieren, dass meine Freunde und ich hier bei euch zu einem kurzen Besuch auftauchen. Weder kann ich euch sagen wann das sein wird, noch zu welcher Tageszeit. Ich kann euch nur sagen, das diese Besuche, wenn überhaupt, sehr selten und kurz sein werden.“
Onkel Vernon musterte ihn stechend mit seinen Schweinsäugelein, sagte aber nichts und Harry zog die Küchenuhr zu Rate.
„Es wird gleich zweimal laut knallen.“
Nach ungefähr zwei Minuten knallte es tatsächlich in Sekundenabständen vor der Haustür.
Onkel Vernon stand bolzengrade vor seinem Stuhl, vor Schreck hatte Tante Petunia die Hände vors Gesicht geschlagen und gleichzeitig klingelte es an der Haustür.
Harry lief in den Flur und öffnete. Draußen standen seine beiden Freunde und stritten.
„Wir sind zusammen disappariert“, warf Ron Hermine vor, „wieso bist du früher hier?“
„Ronald, dass weiß ich nicht, vielleicht kann ich besser apparieren als du“, antwortete sie eisig.
Wenn Hermine Ron Ronald nannte, dann war „dicke Luft“. Bevor der Disput weitergeführt werden konnte, zog Harry die beiden in den Hausflur.
„Hallo Hermine, hallo Ron, kommt jetzt bitte zuerst mal auf den Teppich runter“, forderte er und schaute die beiden eindringlich an.
„Hallo, Harry“, erwiderte Hermine zaghaft.
Ron grummelte nur. Harry schob die Streithähne vor sich ins Esszimmer und stellte alle untereinander vor: „Hermine Granger und Ronald Weasley“, ging dann rüber zu den Dursleys, „Tante Petunia und Onkel Vernon.“
Hermine begrüßte sie, „Angenehm“ und gab beiden Dursleys die Hand. Ron brummte nur etwas.
„Am besten setzen wir uns, meine Tante hat Tee gemacht“, rief Harry freudig.
Er holte Tassen aus dem Schrank und verteilte diese auf dem Tisch. Hermine, Ron und die beiden Dursleys setzten sich. Harry holte noch die Teekanne, Zucker und Milch und setzte sich dann auch dazu. Die Dursleys verfielen in Schweigen. Harry erzählte seinen Freunden kurz, wie es ihm ergangen war, nachdem sie sich am Bahnhof getrennt hatten.
„Bei dir Zuhause alles klar, Ron?“, fragte er.
„Na ja, alles steht Kopf wegen der Hochzeit. Ich darf auf keinen Fall vergessen, euch mitzubringen. Fleur würde mir sonst glatt den Kopf abreißen“, antwortete Ron.
„Und bei dir Hermine?“, wollte er wissen.
„Das ist ein Problem, wir unterhalten uns am besten später darüber“, erwiderte sie leise.
Bevor irgendwer etwas sagen konnte, knallte die Haustür ins Schloss und sein Cousin Dudley stand in der Küche. Dieser hatte sich nicht zu seinem Vorteil verändert.
„Hallo, Big D., wie geht's dir?“, fragte Harry grinsend.
Dudley ignorierte ihn und starrte Hermine mit offenem Mund an.
„Hallo, Dudders“, sagte diese abschätzig, „mach den Mund zu, oder hast du noch nie ein Mädchen gesehen?“
Dudley schluckte, glotzte aber weiterhin Hermine an.
„Wahrscheinlich kein so hübsches“, feixte Ron, „na, Dudley, Zunge wieder in Normalgröße?“
Das lenkte Dudley von Hermine ab und er setzte sich auf einen freien Stuhl. Die Weasley Zwillinge hatten Dudley einmal ein Bonbon untergeschoben, das seine Zunge auf die zehnfache Größe anschwellen ließ.
„Sollen wir mit zu deinen Eltern kommen, Hermine?“, fragte Harry einfühlsam, dankbar blickte sie ihn an und nickte zustimmend.
„Ich habe den Dursleys gesagt, dass wir sie eventuell kurz besuchen“, erklärte er seinen Freunden, während er Tee ausschenkte, „als Überraschung.“
Hermine grinste und Ron schaute die Dursleys schadenfroh an. Dann plauderten die drei noch eine Weile, ohne dass sich Harrys Verwandten an dem Gespräch beteiligten.
„So, dass war's“, entschied Harry, nachdem sie Ihren Tee getrunken hatten.
Er stand auf gab den drei Dursleys die Hand und sagte:
„Man sieht sich“, und nahm seine Freunde mit in den Garten.
„Ron“, bat Hermine ihn, „spring du bitte zurück zu deinen Eltern, ich muss mit Harry noch bei meinen Eltern vorbeischauen.“
„Warum kann ich nicht mit?“, wollte Ron schmollend wissen.
„Das habe ich dir bereits erklärt und jetzt geht es los“, rief Hermine ungehalten, sie fasste Harry an den Händen und eine Sekunde später waren sie mit einem Knall verschwunden. Ron, mit einem gekränkten Gesichtsausdruck, verschwand ebenfalls mit einem Knall.
Vorsichtig gingen die Dursleys in den Garten, schauten sich um und Onkel Vernon atmete erleichtert auf.
„Ich kann nur hoffen, dass die uns nicht allzu oft besuchen.“

4.

Erstaunt schaute Harry sich um, hier war er noch nie gewesen. Hermine ließ seine Hände los und schaute ihm fragend ins Gesicht.
„Es ist schön hier, nicht wahr?“
Nicht weit entfernt konnte er das Meeresrauschen hören und schmeckte die salzige Luft. Ihr Landepunkt befand sich in einer Dünensenke, nur die Meeresvögel konnte man am Himmel erkennen und lächelnd schaute er nach oben.
„Komm! Ich mache dich mit dem Meer bekannt“, rief sie ausgelassen.
Lachend stieg sie den Dünenkamm hinauf und er folgte ihr langsam. Oben angekommen blieb er unvermittelt stehen und starrte auf den Atlantik hinaus. Noch nie hatte er das Meer gesehen und blinzelte aufs Wasser, wo sich das Sonnenlicht in den Wellen brach.
„Das ist wunderschön, Hermine, ich könnte hier stundenlang stehen und nur auf das Meer schauen“, meinte er begeistert.
„Früher war ich jeden Tag hier, ob Sommer oder Winter, es ist schön, dass es dir gefällt“, erwiderte Hermine verträumt und er fühlte, das sie diesen Platz liebte.
„Ja, aber mir fehlen einfach die Worte, um meine Empfindungen auszudrücken“, gab er begeistert zu.
Verständnisvoll schaute sie ihn an.
„Es tut mir Leid, Harry, aber wir müssen weiter“, meinte sie dann traurig und deutete auf eine Ansammlung von Häusern, die ungefähr einen halben Kilometer entfernt etwas hinter den Dünen lag.
„Schade, ich wäre gerne mit dir noch hier geblieben und hätte aufs Meer geschaut“, meinte er wehmütig, während sie auf die Häuser zugingen.
„Sag, Hermine, warum haben wir Ron nicht mitgenommen?“, fragte er neugierig.
„Weißt du, Ron ist in letzter Zeit so aufbrausend, fast unbeherrscht und ich möchte nicht, dass meine Eltern einen falschen Eindruck von unserem Trio bekommen“, erwiderte sie und blickte ihn traurig an.
„Das heißt, du möchtest mich als den besseren männlichen Teil des Trios deinen Eltern vorstellen“, lachte er.
Dann wurde er plötzlich ernst, „was ist zwischen dir und Ron?“
„Harry, bitte frag mich jetzt nicht, ich kann dir darauf keine Antwort geben.“
Traurig schaute sie ihm in die Augen und er wandte den Blick ab. Fünf Minuten später hatten sie die Häuser erreicht. Gemeinsam gingen sie zum Eingang eines hübschen, gelb gestrichenen Hauses und sie klingelte an der Tür. Eine etwa 45 jährige Frau öffnete und lachte, als sie Hermine sah. Ihm fiel sofort die Ähnlichkeit der Beiden ins Auge. Hermine umarmte ihre Mutter und stellte ihn vor.
„Mama, das ist Harry Potter.“
Ernst gab Harry ihr die Hand.
„Ich freue mich Sie kennen zulernen, Misses Granger.“
„Na, Harry, nun mal nicht so förmlich, ich heiße Barbara. Kommt doch bitte herein“, lachte Mrs. Granger.
Sie ging vor, durch den Flur und das Wohnzimmer hinaus auf die Terrasse. Der Tisch war für vier Personen gedeckt. Es gab Tee und Kaffee und jede Menge Sandwichs.
„Greift bitte ordentlich zu, es ist genug da“, erklärte sie und beobachtete Harry genau.
„Ich weiß allerdings noch nicht, wann dein Vater aus der Sprechstunde kommt.“
Die jungen Leute hatten Hunger und langten ordentlich zu. Harry trank gerade seine zweite Tasse Kaffee, als die Haustür ins Schloss fiel und eine laute Stimme rief:
„Hallo, ich bin da!“
Ein großer Mann mit sympathischen Zügen und grauem Haar kam auf die Terrasse. Er küsste seine Frau und seine Tochter, gab Harry, der aufgestanden war, die Hand.
„Du musst Harry Potter sein. Ich freue dich kennen zu lernen, Hermine hat schon viel über dich erzählt.“
„Die Freude ist ganz auf meiner Seite, Mister Granger, aber bitte sagen Sie einfach Harry zu mir.“
„Nur wenn du Robert zu mir sagst“, meinte Mr. Granger mit einem Schmunzeln.
Harry warf einen kurzen Seitenblick auf Hermine, die einen erleichterten Eindruck machte. Nach ein paar allgemeinen Sätzen über das Wetter und seine Arbeit kam Robert zur Sache.
„Harry, wieso soll euer junges Trio diesen dunklen Herrscher vernichten, habt ihr in euren Kreisen keine Erwachsenen, die das erledigen könnten?“
Kurz überlegte er, wie er das Hermines Eltern am besten erklären konnte.
„Das Problem ist“, begann er, „das auch viele große Zauberer bisher nicht in der Lage waren Voldemort zu vernichten und den größten Zauberer haben wir gestern beerdigt. Es ist meine Bestimmung, da ich ihm mehrmals widerstehen konnte und auch die Prophezeiung sagt das gleiche.“
Tief durchatmend versuchte er seinen Puls etwas zu verlangsamen.
„Wovor wir Angst haben ist“, mischte sich Barbara ein, „das unser einziges Kind dabei getötet werden könnte. Harry, kannst du uns garantieren, das unsere Tochter da lebend herauskommt?“
Eindringlich sah Harry die Eltern an.
„Nein, es wäre eine Lüge, wenn ich das garantieren würde. Ich weiß nicht was uns erwartet und wann das sein wird. Ich weiß nur, wenn wir Voldemort nicht vernichten, wird auch eure Welt nicht mehr so sein, wie sie früher war“, sagte er mit Überzeugung.
„Wie meinst du das?“, fragte Robert aufgeregt, „seit wann greifen Zauberer auf unsere Welt über? Ich habe davon noch nichts gehört.“
„Das kann ich mir denken, so etwas wird geheim gehalten“, überlegte Harry laut, „aber erinnert euch an den Einsturz der Brücke, Ende des vorigen Jahres, das war völlig unerklärlich. Fakt ist, es waren Gefolgsleute von Voldemort, die das aus Spaß gemacht haben.“
Das brachte Hermines Eltern für einige Minuten zum Nachdenken.
„Aber Harry, muss Hermine denn unbedingt dabei sein?“, flehte Barbara leise.
„Mama, das war alleine meine Entscheidung, Harry hat doch versucht, mir das auszureden“, rief Hermine ungeduldig.
„Ja, ich weiß Kind, das hast du uns schon alles erklärt“, erwiderte sie matt.
„Harry, kannst du uns versprechen, wirklich versprechen, dass du alles in deiner Macht stehende tun wirst, um Hermine bei eurem Auftrag zu beschützen?“, fragte Robert mit schwankender Stimme.
„Ja, das verspreche ich euch“, erwiderte Harry mit Nachdruck und sah Barbara und Robert lange an.

Die beiden machten sich zurück auf den Weg in die Dünen, um dort zu apparieren.
„Danke, Harry, du hast sie wirklich überzeugt, vor allem du als Mensch“, sagte Hermine leise.
Erleichtert umarmte sie ihn und drückte ihn fest an sich. Er konnte nicht anders und erwiderte die Umarmung freudig.
„Mit Ron wäre das nicht so einfach gewesen“, sagte sie mehr zu sich selbst, als die beiden weitergingen.
„Jetzt halt mal, Hermine, was ist mit dir und Ron?“, fragte er, fasste ihre Schultern und drehte sie herum, so dass er ihr ins Gesicht sehen konnte.
„Harry, nachdem Ron mit Lavender Schluss gemacht hatte, hat er mich gefragt, ob ich nicht seine Freundin werden möchte“, antwortete sie kläglich und schaute zu Boden.
„Und jetzt weißt du nicht, was du tun sollst“, ergänzte er.
Traurig blickte sie ihn an und schüttelte unsicher den Kopf.
„Es ist noch etwas Schlimmes passiert, Harry, aber darüber kann ich jetzt nicht sprechen, vielleicht später“, flüsterte sie.
Gequält sah sie ihn an und zitterte am ganzen Körper. Beschützend legte er ihr die Arme um die Schultern und zog sie an sich. Ein paar Minuten standen sie schweigend da und ihr liefen einige Tränen die Wangen herunter.
„Danke, es tut gut, wenn ich weiß, dass du da bist, Harry“, sagte sie leise und löste sich aus seiner Umarmung.
Mit einer Hand strich sie ihm leicht über die Wange.

„Ich kann nicht Rons Freundin werden, das ist absolut unmöglich“, ihre Stimme war hart und schneidend geworden.
Das verblüffte ihn nun doch, er hatte den Eindruck gewonnen, das Hermine und Ron sich sehr gut verstünden. Aber Hermines Reaktion gerade, deutete genau auf das Gegenteil.
„Ich habe Ron gesagt, dass ich im Moment keine Entscheidung treffen werde. Das Trio geht vor. Ich habe allerdings den Eindruck, dass meine Entscheidung Ron nicht interessiert. Er benimmt sich, als wäre ich sein Eigentum“, erklärte sie ihm.
Traurig sah sie ihn an und dieser Blick schmerzte ihn sehr.
„Ich hasse das!“, rief sie aus tiefstem Herzen.
„Das heißt“, fasste er zusammen, „du willst nicht, er will, aber du sagst es ihm nicht direkt, um unser Trio nicht zu gefährden?“
Zustimmend nickte Hermine.
„Deswegen fliegen bei euch in der letzten Zeit die Fetzen“, vermutete Harry.
„Ich kann nicht und ich will nicht nahe bei ihm sein“, rief Hermine aufgewühlt und er fragte sich besorgt, was das Schlimme sei, das sie so reagieren ließ.

5.

Sie apparierten auf der großen Wiese hinter dem Haus von Rons Eltern. Die Dunkelheit brach langsam herein und aus der großen Küche der Weasleys war ein Stimmengewirr zu hören.
„Meinst du, sollen wir schon reingehen?“, fragte Hermine.
„Nein, lieber nicht, ich möchte noch etwas die Ruhe hier draußen genießen“, erwiderte Harry versonnen.
Also machten sie noch einen Spaziergang ohne viel zu reden. Kurz bevor Sie „The Burrows“, erreichten, fragte sie nach seiner Eule.
„Wo hast du eigentlich Hedwig gelassen?“
„Tonks und Remus bringen sie mit, wenn sie nach hier kommen“, antwortete er, „und ich schätze, Crookshank ist bei deinen Eltern?“
„Ja, klar, ich hoffe nur, sie füttern ihn nicht zu Tode“, erwiderte sie mit einem Lächeln.
„Na dann, hinein ins Vergnügen“, meinte er sarkastisch, öffnete die Tür und schob sie in den Raum.
Alle begrüßten die beiden mit lautem Hallo und Harry sah sich um. Da waren die Weasley Eltern, Fred und George, Ginny und Ron, Fleur und Bill und einige Leute die Harry noch nicht kannte. Ginny umarmte ihn fest und stellte den beiden die Fremden vor. Da waren Fleurs Eltern und zwei Schwestern, eine warf Harry die Hände um den Hals, drückte ihn fest und küsste ihn auf die Wange, was Ginny mit einem Stirnrunzeln quittierte. Ein Bruder von Mr. Weasley, ein pensionierter Heiler aus dem St. Mungos Hospital, sah aufmerksam auf Harrys Narbe, als Sie sich die Hände schüttelten. Eine Schwester von Mrs. Weasley mit Tochter und zwei Freunde von Bill, sowie drei Arbeitskollegen von Mr. Weasley waren auch gekommen.
Rons Mutter hatte wieder jede Menge zu essen gemacht und so tafelten sie ohne viel zu sprechen. Danach ging die Unterhaltung hin und her, über Familie, Freunde Verwandte und alles Mögliche und bald zeigte die Uhr Mitternacht. Mrs. Weasley erklärte Hermine und Harry in welchen Zimmern sie schlafen sollten, Hermine mit Ginny und Harry mit Ron und kurz darauf ging Hermine zu Bett. Harry und Ron unterhielten sich noch etwas über die letzte Quidditch Meisterschaft und gingen dann auch schlafen. Der Tag war für Harry anstrengend gewesen, deshalb fiel er sofort in einen tiefen Schlaf.

Als er am nächsten Morgen aufwachte, stand die Sonne schon hoch am Himmel. Schnell kleidete er sich an und ging hinunter in die Küche. Nur Mrs. Weasley war da.
„Guten Morgen“, sagte er noch etwas müde, „warum habt ihr mich nicht geweckt?“
„Nein, Harry“, antwortete Mrs. Weasley, „du musstest dich einmal richtig ausschlafen und aufgepasst, jetzt kommt das Frühstück.“
Ein Tablett mit Sandwichs und einer Kanne Tee stellte Sie vor ihm auf den Tisch. Lächelnd dankte er Ihr und frühstückte in Ruhe. Als er fertig war trug er das Tablett zur Spüle.
„Sind die anderen draußen?“, fragte er und schaute gleichzeitig aus dem Küchenfenster in den Garten.
„Ja, geh nur raus und schau was sie machen“, erwiderte Rons Mutter.
Durch die Hintertür ging er in den Garten und musste bei dem Anblick, der sich ihm bot, lachen. Fünf Mädchen auf Besen! Ginny vornweg, dann die beiden Schwestern von Fleur, gefolgt von Hermine und der Tochter von Mrs. Weasleys Schwester. Ginny, selbst eine hervorragende Quidditch Spielerin, versuchte den anderen Flugmanöver beizubringen. Das gelang ihr jedoch nur teilweise. Entsprechend hoch war allerdings der Geräuschpegel den die fünf produzierten, da jede Richtungsänderung mit Gekicher und Kommentaren verbunden war.
„Guten Morgen“, rief er in den Garten.
Ron war sein Ziel und er fand ihn liegend unter dem Apfelbaum.
„Hallo, Morgen Harry, auch schon aufgewacht?“, begrüßte ihn Ron mit einem Grinsen, „hattest du Frühstück?“
„Ja, danke“, erwiderte er mit einem Schmunzeln und deutete auf die Mädchen, „wer hatte denn diese Idee?“
„Ginny, ich habe ihr gesagt, dass ich heute Nachmittag etwas Quidditch spielen möchte und da meinte sie, dass sie noch ein Training mit ihrer Mannschaft ansetzen muss“, erwiderte Ron.
„So, so, Training, mit ihrer Mannschaft“, lachte Harry.
Er beobachtete, wie die jüngste Schwester von Fleur fast vor Lachen vom Besen gefallen wäre, während Hermine nur knapp dem Zusammenstoss mit dem Apfelbaum entging. Harry schüttelte den Kopf und ging zur Vorderseite des Hauses. Hier traf er auf Mr. Weasley und seinen Bruder, Bill, Fred und George und zwei der Kollegen von Rons Vater. Sie saßen auf zwei Bänken vor der Küche, Harry wünschte einen Guten Morgen und setzte sich dazu.

„Schön, dass du da bist, Harry“, rief Mr. Weasley, „wir warten noch auf Tonks und Lupin, die müssen auch jede Minute hier sein.“
Die Kollegen von Mr. Weasley unterhielten sich mit Fred und George über die Möglichkeiten eines Geschäfts in Hogsmeade, als es an der Gartenseite krachte.
„Das müssen Tonks und Remus sein“, rief George im Aufstehen begriffen, „ich schaue einmal nach“, und ging zur Rückseite des Hauses.
Kurz darauf kehrte er mit den Erwarteten zurück. Tonks hatte Hedwig im Käfig dabei. Harry dankte ihr, brachte die Eule auf sein Zimmer und gesellte sich wieder zu den anderen.
„Alle da“, begann Mr. Weasley, „dann können wir anfangen. Mad Eye ist mit einigen Leuten in Albanien, es sollen dort eine Anzahl Death Eater gesehen worden sein. Ich habe im Moment noch keine direkte Nachricht von Ihm.“
„Was ist im Ministerium, was ist mit Scrimgeour, dem Minister, kann man Ihm vertrauen?“, fragte Harry.
„Das sollten wir nicht tun, wir wissen nicht woran wir bei Ihm sind. Ich hoffe, dass sich das in nächster Zukunft ändert“, erwiderte Mr. Weasley dunkel.
„Es gibt keine Anzeichen das sich der, dessen Name nicht genannt wird, im Lande befindet“, sagte der Freund von Mr. Weasley aus dem Ministerium, „Snape und Wormtail sind wie vom Erdboden verschluckt.“
(Die Personen, die den Namen Voldemort nicht aussprechen konnten sagten: der dessen Name nicht genannt wird, oder: du weißt schon wer.)
„Wenn die drei zusammen agieren, haben wir extrem schlechte Karten“, warf Remus in die Runde.
„Dumbledore riet mir, zuerst die Horkruxe zu vernichten, wir kamen gerade von einer solchen Expedition zurück nach Hogwarts, als es passierte“, erklärte Harry.
Da keiner der Anwesenden, außer Tonks und Lupin, die Geschichte kannte, erzählte er sie noch einmal.
„Zwei oder drei Horkruxe sind vernichtet“, fuhr Harry fort, „von dreien weiß ich wie sie aussehen, einer wird Voldemort selbst sein, und der Letzte ist mir unbekannt.“
Bei der Erwähnung von Voldemorts Namen zuckten die Meisten zusammen.
„Gott, Harry“, stöhnte Mr. Weasley, „musste das sein?“
„Mein Plan ist, unser Trio wird noch ein paar Wochen trainieren, unsere Fähigkeiten verbessern, unseren Selbstschutz ausbauen und weitere Zaubersprüche ausprobieren. Dann werden wir auf die Suche nach den Horkruxen gehen, sie aufspüren und versuchen zu zerstören“, erklärte er fest.
Nach seiner Ankündigung herrschte einige Minuten Schweigen in der Runde.
„Gut“, erwiderte Mr. Weasley dann, „wir werden versuchen im Ministerium Informationen zu sammeln, sowohl was die Horkruxe betrifft, als auch aller noch freien Untertanen von, du weißt schon wem. Ich hoffe, das wir in paar Wochen einiges an Neuigkeiten zusammentragen können.“
Es wurden noch verschieden Fragen gestellt und Anregungen gegeben. Hitzige Vieraugen Gespräche wurden geführt und kurze Zeit später beendete Mr. Weasley die Gespräche.
„Lasst uns nun die Alltagssorgen etwas beiseite schieben“, rief er fröhlich, „wir sind ja hier um zu feiern.“

Die Gruppe löste sich auf, einige gingen zurück in die Küche und andere brachen zu einem Spaziergang auf. Harry schlenderte zurück in den Garten hinter dem Haus, das Quidditchtraining war soeben beendet worden und die jungen Damen hatten es sich unter dem Apfelbaum bequem gemacht.
„Weißt du, wo Ron ist?“, fragte Harry Hermine und sie blickte ihn ärgerlich an.
„Wahrscheinlich sucht er wieder Gabriele“, erwiderte sie leise grollend und ihm fiel auf, dass die junge Schwester von Fleur nicht mehr im Garten war.
„Meinst du wirklich?“
„Ja, das glaube ich“, erwiderte sie trotzig.
Er erinnerte sich an das Gespräch mit Hermine vom Vortag und war verwirrt.
„Aber ich dachte…“
„Mensch, Harry, bist du naiv“, unterbrach sie ihn aufgebracht, „willkommen in der Wirklichkeit. Ron ist in der Erprobungsphase, was das heißt, brauche ich dir ja wohl nicht zu sagen.“
„Was meinst du denn jetzt damit, Hermine?“, fragte er ungehalten, denn er hatte sich bei Mädchen nie in der Erprobungsphase gefühlt.
Hilfesuchend blickte Hermine Ginny an.
„Entweder ist Harry wirklich naiv, oder er tut nur so und schwindelt uns an“, sagte Hermine leise zu ihrer Freundin.
Er hatte es aber gehört, und das Blut stieg ihm in den Kopf.
„Okay, Harry, vergiss das Gespräch und geh wieder in den Sandkasten mit deinen Förmchen spielen“, meinte Hermine resigniert.
Es war nicht das, was Hermine gesagt hatte, sondern der Tonfall in dem sie es gesagt hatte, das ihn knallrot werden ließ. Gerade wollte er ihr eine heftige Erwiderung an den Kopf werfen, besann sich dann jedoch und beschloss es mit Humor zu versuchen.
„Ja, klasse, wenn ich drei Sandkuchen fertig habe, bekomme ich dann ein Eis von dir?“, rief er begeistert und schaute Hermine an.
Die Mädchen kugelten sich vor Lachen, da drehte er sich um und ging zur Küche. Hermine hatte Recht gehabt, Ron saß neben Gabriele am Küchentisch und versuchte ihr Flugmanöver mit dem Besen zu erklären. Gabriele schaute Ron unverwandt in die Augen, Harry schüttelte den Kopf und wandte sich zur Spüle um ein Glas Wasser zu holen. Mrs. Weasley hatte die beiden beobachtet und auch Harrys Reaktion gesehen.
„Nein“, flüsterte sie, als er neben ihr stand, „nicht noch ein Kind an die Delacours verlieren.“
Momentan fand er die Atmosphäre in der Küche für sein Gemüt nicht zuträglich und verließ diese schulterzuckend wieder in Richtung Garten.
Von den Mädchen war nichts zu sehen, deshalb setzte er sich in den Schatten unter den Apfelbaum, schloss die Augen und döste eine wenig. Es war wunderbar hier in der lauen Luft zu sitzen, keine Gedanken an die Zukunft zu verschwenden und einfach das Jetzt zu genießen. Plötzlich war ihm, als hörte er Dumbledores Stimme in seinem Kopf. „Irgendwann musst du dich entscheiden, Harry, für den einfachen oder den richtigen Weg.“
„Ja, Professor, ich entscheide mich für den richtigen Weg“, murmelte er.
„Was sitzt du denn hier rum und führst Selbstgespräche?“, fragte Hermine erstaunt, „und welchen Professor meinst du?“
Erschrocken fuhr Harry herum. Hermine und Ginny waren durch eine Lücke in der Hecke hinter dem Apfelbaum zu ihm getreten.
„Sei nicht so neugierig, Hermine“, erwiderte Harry betont sachlich, „meine Sandkuchen sind fertig, wo bleibt mein Eis?“
„Das will ich erst mal kontrollieren“, lachte sie und ging zur Küche.
„Bringst du mir bitte noch ein Glas Wasser mit“, rief er ihr hinterher.
Sie winkte, ohne sich umzudrehen. Ginny setzte sich zu Harry ins Gras und lehnte sich an ihn.
„Harry, wie geht's dir?“, fragte sie leise und schaute ihn an.
„Im Moment geht's mir hervorragend“, erwiderte er und lachte, „aber wenn ich an die Zukunft denke“, er atmete tief durch, „weiß ich nicht, was uns erwartet.“
„Sei froh, das Hermine und Ron dabei sind“, meinte Ginny leise, „ich wollte es zuerst nicht glauben, als Ron uns das erzählte und Mama ist fast die Wände hochgegangen. Aber die Weasley Söhne machen ja alle was sie wollen. Ich habe Mama übrigens nichts von uns beiden erzählt“, fuhr sie leise fort, „ich glaube, wenn ich ihr erzählt hätte, das ich deine Freundin bin, und nur wegen, du weißt schon wem, nicht mit dir zusammensein kann, hätte sie mich im Keller eingemauert.“
Harry hatte mit ihr die Vereinbarung getroffen, offiziell nicht zusammen zu gehören, damit Voldemorts Diener in Ginny kein Ziel sahen. Sie hatte das nach anfänglichen Protesten eingesehen und hatte Harry gesagt, dass sie auf ihn warten würde, bis ihre Mission beendet sei.
„Oha, wenn du ihr das gesagt hättest, dann dürfte ich bestimmt keinen Fuß mehr über eure Schwelle setzen“, antwortete er verlegen.
Hermine kam aus der Küche, ihr Blick abwesend, als wäre sie nicht da. Sie gab Harry das Glas ohne Kommentar und ging weiter durch die Lücke in der Hecke in den hinteren Teil des Gartens.
„Danke, Hermine“, sagte Harry, aber es kam keine Antwort.
„Mist“, flüsterte Ginny und er schaute fragend, „Hermine hat in der Küche Bill und Fleur gesehen, dann Ron wie er Gabriele anbaggert und jetzt noch uns beide.“
„Du meinst“, flüsterte Harry, „sie ist eifersüchtig auf uns?“
„Nein, Eifersucht ist das falsche Wort“, versuchte sie zu erklären, „aber stell die vor, alle deine Freunde um dich herum hätten momentan Partner, ich an Hermines Stelle wäre auch deprimiert. Ich hoffe allerdings, das Gabriele nicht auf das Gesülze von Ron hereinfällt, dieser Idiot könnte gegenüber Hermine etwas zartfühlender sein.“
„Ganz meine Meinung“, erwiderte er zustimmend.
Und nicht zum ersten Mal fragte er sich, wieso er sich nicht in ein Mädchen hineindenken konnte. Das was Ginny ihm gerade gesagt hatte, wäre ihm so nicht in den Sinn gekommen. Deshalb fragte er sie jetzt ganz offen danach.
„Weißt du“, lächelte sie verschmitzt, „Jungs denken meistens rational, Mädchen sind emotionaler, sie gehen mehr nach dem Gefühl.“
„Hast du dafür mal ein Beispiel?“, fragte er verständnislos.
„Hm“, sie dachte nach, „lass mich mal kurz überlegen. Ja, Weihnachtsball in Hogwarts, nachdem du deine Scheu überwunden hast, konntest du Cho fragen, ob sie mit dir zum Ball geht. Fast alle Jungen haben Mädchen gefragt, ob sie mit zum Ball gehen. Glaubst du, ein Mädchen hat einen Jungen gefragt? Ich habe jedenfalls von keiner gehört.“
Fragend schaute sie ihn an.
„Nein“, bemerkte sie dann, „du hast es noch nicht kapiert. Sieh mal“, fuhr sie erklärend fort, „ein Mädchen möchte im Normalfall nicht, das der Junge mit der Tür ins Haus fällt. Ein Mädchen möchte Aufmerksamkeit, ein Kompliment zum richtigen Zeitpunkt, eine Einladung für Hogsmeade und vielleicht mal ein paar Blumen oder Süßigkeiten. Sie muss merken, das sie dem Jungen etwas bedeutet, sonst wird das nichts, klar?“
„Ja, das habe ich jetzt verstanden“, nickte Harry.
„Es gibt natürlich noch die Möglichkeit“, fuhr Ginny fort, „das ein Mädchen ganz stark in einen Jungen verliebt ist. Dann wirft sie sich ihm an den Hals, wie man so sagt. Es gibt auch charmante Männer, da stehen Mädchen und Frauen drauf.“
„Ach, so wie Professor Lockhart“, erinnerte sich Harry.
„Genau“, sagte sie, „das war ein charmanter Mann.“
„Äh“, fragte Harry, „ist Ron jetzt auch ein Charmeur?“
„Mein Gott, Harry“, rief sie und hielt sich den Bauch vor Lachen, „manchmal bist du ein richtiges Nebelhirn und bekommst nichts mit.“
Beleidigt stand er auf, ging vors Haus und setzte sich dort auf eine der Bänke. Ginny kam ihm nach und lehnte sich neben ihm über die Rückenlehne der Bank.
„Entschuldige“, sagte sie und wischte sich die Lachtränen aus den Augen, „aber das war ein Hammer. Ron und charmant. Charmant ist jemand der Zartgefühl hat, der Zuhören kann, der allein schon durch seine Ausstrahlung wirkt und von dem man erwartet, das er einen versteht.“
Sie fing wieder an zu lachen.
„Kannst du das mit Ron in Verbindung bringen?“
„Nein, nicht wirklich“, erwiderte er ebenfalls lachend.
Ron trat aus der Küchentüre, sah sie und kam zu ihnen herüber.
„Und, was gibt es bei euch zu lachen?“, fragte er neugierig und setzte sich neben Harry auf die Bank.
Ginny gluckste leise vor sich hin.
„Harry hat gerade festgestellt, dass du der charmanteste Knilch im weiten Umkreis bist“, prustete Ginny los und bevor Ron etwas erwidern konnte, lief sie zum Durchgang in der Hecke neben dem Apfelbaum und war verschwunden.
„Muss ich das jetzt verstehen?“, fragte Ron gereizt.
„Ja, Ron. Fest steht, wir sind nicht charmant“, erläuterte Harry mit einem Seufzer.
„Weißt du, wie egal mir das ist“, stieß Ron hervor.
„Komm, Alter, lass uns einen Spaziergang machen“, rief Harry und sprang auf.

6.

Ginny fand Hermine, die im hinteren Teil des Gartens auf dem Rücken im Gras lag und in den Himmel schaute.
„Darf ich mich zu dir setzen?“, fragte sie vorsichtig.
„Natürlich“, antwortete Hermine.
Ein paar Minuten schwiegen die beiden, dann siegte Hermines Neugier.
„Über was hast du denn eben so gelacht? Man konnte dich bis hierher hören.“
Ginny gab das Gespräch mit Harry Wort für Wort wieder.
„Harry ist manchmal wirklich naiv“, stellte Hermine lächelnd fest, „aber das ist ja auch kein Wunder. Schließlich kommt er kaum mit Erwachsenen zusammen, um sich Meinungen bilden zu können und Erfahrungen zu sammeln. Die Dursley haben ihn fast unter Verschluss gehalten. Mit Sirius hat er leider nur ganz wenig Zeit verbracht, von dem hätte er sich richtig etwas abschauen können.“
„Stimmt, wenn ich das so betrachte, dann wundert es mich nicht, das er manchmal etwas naiv ist“, erwiderte Ginny nachdenklich.
Sie legte sich auf den Bauch und schaute Hermine von der Seite an.
„Darf ich dich etwas fragen, Hermine?“, begann sie leise, „und wenn du nicht antworten möchtest, sagst du einfach nichts, okay?“
Hermine nickte, sah aber Ginny nicht an.
„Was bedeutet dir Harry eigentlich?“
Hermine legte den rechten Arm über ihre Augen und erwiderte lange Zeit nichts. Als Ginny schon dachte, das Hermine ihr nicht antworten wollte, seufzte Hermine, wandte ihren Kopf und sah Ginny traurig an.
„Es gibt niemanden auf der Welt, der mir mehr bedeutet als Harry“, in ihren Augen glitzerten Tränen, es hatte sie große Überwindung gekostet, sich ausgerechnet Harrys Freundin anzuvertrauen.
Tief atmete Ginny durch, insgeheim hatte sie es gewusst. Obwohl sie Harrys Freundin war, schlug sein Herz für jemand anderen, das konnte sie deutlich spüren. Das Problem war, das er selbst das nicht wusste, oder sich eingestehen wollte.
Lange Zeit sprachen die beiden Freundinnen nicht.
„Danke, dass du es mir gesagt hast“, sagte Ginny leise.
„Ändert das etwas?“, fragte Hermine traurig, „er sieht mich nicht als Frau, sondern als guten Freund, der mit ihm durch dick und dünn geht. Ich glaube, ich könnte ihm sagen: Harry, küss mich, und er würde sagen: Gute Freunde küsst man nicht. Er ist auf dich fixiert, Ginny, du bist seine Freundin, mich nimmt er nur am Rande wahr.“
„Nein, ich glaube, da irrst du dich gewaltig, Hermine“, erwiderte die angesprochene fest.
Vom Haus her wurde laut zum Mittagessen gerufen. Die beiden erhoben sich und schlenderten langsam zum Haus zurück.
„Harry hat wirklich gesagt, er hält Ron für charmant?“ fragte Hermine ungläubig und als Ginny nickte, prusteten beide los.

„Warum, zum Teufel, sollen wir plötzlich charmant sein?“, fragte Ron hitzig.
„Wir brauchen nicht charmant sein“, erwiderte Harry schnell, „es geht darum, zu den Mädchen netter zu sein, etwas Einfühlungsvermögen zu zeigen und taktvoll zu sein. Wir sollten uns nicht mehr aufführen als wären wir zwölf Jahre alt.“
„Hat Ginny dir diesen Blödsinn erzählt?“, fragte sein Freund gereizt und Harry hob verzweifelt die Arme.
„Darum geht es doch nicht, Ron“, versuchte er zu erklären, „wie lange dauert es, bis es Streit gibt, wenn du dich mit einem Mädchen unterhältst? Sei ehrlich, Ron.“
„Zwei Minuten“, erkannte Ron sachlich. „Aber ich unterhalte mich normalerweise nicht solange. Ich möchte küssen, nicht reden.“
„Ron“, versuchte es Harry, „welche Mädchen magst du richtig gerne?“
„Na ja“, erwiderte der Rothaarige mit einem Lächeln, „Gabriele scheint richtig nett zu sein. Lavender war auch süß, aber die wollte soviel reden.“
„Was ist mit Hermine?“, hakte er nach.
„Hermine, was soll mit Ihr sein?“ fragte sein Freund argwöhnisch.
„Mein Gott, Ron, magst du sie?“ fragte Harry unwirsch.
„Natürlich“, rief Ron, „aber sie muss ja immer das letzte Wort haben. Hör sie dir mal an, sie hat immer Recht, immer.“
Er ballte seine Hände zu Fäusten, Harry sah es und schüttelte ungläubig den Kopf.
„Du solltest versuchen, etwas netter zu Hermine zu sein“, riet Harry leise, „versuch ihr zu zeigen, das du sie richtig magst und versprich mir, das du versuchst einem Streit mit ihr aus dem Wege zu gehen.“
„Gut, Harry, ich verspreche es dir“, erwiderte Ron niedergeschlagen.

Zum Mittagessen kamen sie etwas zu spät. Mrs. Weasley hatte unter den Apfelbaum einen großen Tisch gezaubert, der überladen war mit Speisen und Getränken. Die Jungs setzten sich und griffen zu. Auf der gegenüberliegenden Seite des Tisches saßen Ginny und Hermine. Die beiden tuschelten zusammen und prusteten dann los. Harry, der ahnte um was es ging, konnte sich das Lachen kaum verkneifen. Während des Essens wurde viel erzählt, die Gespräche liefen kreuz und quer über den Tisch. Immer wenn Harrys Blick auf Ginny und Hermine fiel, tuschelten die beiden und deuteten auf Ron. Harry sah den Ärger kommen und warf Hermine einen vorwurfsvollen Blick zu, den sie aber ignorierte. Ron hatte auch mitbekommen, dass die beiden Mädchen über ihn lachten.
„Harry, vergiss es“, meinte sein Freund dunkel, „ich ziehe mein Versprechen zurück.“
Nach dem Essen drängte Harry Hermine zur Seite.
„Hermine, muss das denn sein?“, sagte er vorwurfsvoll, „kein Wunder, das Ron schlechte Laune hat, so wie ihr ihn behandelt?“
„Ihn so behandeln“, ihre Stimme war extrem wütend, ihre Augen zu Schlitzen verengt, „hast du überhaupt eine Ahnung, wie er mich behandelt hat. Mach dir erst mal ein Bild davon, Harry, bevor du mir Vorwürfe machst.“
Mit einem letzten bösen Blick bedachte sie ihn und ging in die Küche.

Es war nicht das erste Mal, das er sich fragte, ob ihr Trio überhaupt Bestand haben könne, angesichts der inneren Querelen. Er lachte angewidert bei dem Gedanken, sie würden Voldemort gegenüber stehen und zuerst einmal ihre Beziehungen diskutieren.
„Was gibt's zu lachen, oder fandest du das Mittagessen auch so lustig?“, fragte Ron.
„Nein“, erwiderte Harry mit einem gefährlichen Lachen, „ich habe mich gefragt, wenn wir drei Voldemort Auge in Auge gegenüberstehen, ob er uns vor dem Kampf zehn Minuten Zeit gibt, damit wie unsere Streitigkeiten ausdiskutieren können?“
„Harry, was meinst du damit?“, rief der Rothaarige alarmiert.
„Ich meine“, raunte Harry leise, „dass wir uns gegenseitig das Leben schwer machen, anstatt uns auf den Krieg vorzubereiten.“
„Ich meine“, sagte er lauter und atmete tief durch, „dass wir so etwas wie Krieg in den eigenen Reihen betreiben. Wenn Voldemort das wüsste, würde er sich so freuen, dass wahrscheinlich meine Narbe platzen würde.“
Er packte Ron an den Schultern und hielt ihn fest.
„Ich meine“, rief er jetzt wütend, „dass es mir absolut reicht. Ich habe die Nase gestrichen voll. Wenn das nicht aufhört, werde ich alleine losziehen. Wenn du dich mit Hermine immer nur streiten kannst, dann lass sie einfach nur in Ruhe.“
„Aber“, entgegnete Ron eingeschüchtert, „sie fängt doch…“
„Ron!“, schrie Harry ihn an, „es reicht wirklich.“
Harry ließ seine Schultern los, sah ihm noch einmal wütend ins Gesicht und stapfte in den hinteren Teil des Gartens.

Hermine und Ginny hatten die Szene vom Küchenfenster aus beobachtet.
„Das Gespräch hätte ich gerne mitbekommen“, sagte Ginny sehnsüchtig.
„Nein, Ginny, das ganz bestimmt nicht“, erwiderte Hermine ahnungsvoll.
Hermine, die Harry sehr gut kannte, wusste, dass es besser war, ihm aus dem Weg zu gehen, wenn er richtig wütend wurde. Andererseits hätte sie der Inhalt des Gesprächs aber auch interessiert.

Eine halbe Stunde später rief Ginny zum Quidditch. Die fünf Mädchen standen schon bereit. Die Mannschaft der Jungs bestand aus Ron, Fred, George, Bill und Harry. Als Tore wurden zwei Kübel jeweils an das Ende des provisorischen Spielfeldes gestellt. Das Match dauerte ungefähr eine Stunde und machte allen sehr viel Spaß. Selbst Ron, der am Anfang der Partie noch beleidigt dreinschaute, taute innerhalb der ersten Minuten auf und widmete sich mit Begeisterung dem Match. Harry spielte als Verteidiger und da das nicht seine normale Position in der Mannschaft war, konnten die Mädchen einige Bälle in seinem Tor unterbringen.
Auf der Seite der Mädchen spielte Hermine, die noch nie gut auf einem Besen fliegen konnte, die Verteidigerin und musste auch einige Tore hinnehmen. Trotzdem hatten sie einen Heidenspaß und oft genug klang ihr Lachen über das ganze Spielfeld. Ginny, als Sucherin der Mädchenmannschaft, konnte schließlich den „Golden Snitch“ fangen und damit hatten die Mädchen das Spiel gewonnen.
Nach dem Match lagen alle im Gras und gönnten sich kalten Apfelsaft als Erfrischung. Die Partie wurde noch einmal ausführlich durchdiskutiert und dabei kamen Fred und George zu dem Ergebnis, das Harry schuldig an Ihrer Niederlage gewesen sei, da er einfach zu viele Bälle der Mädchen durchgelassen habe. Der Angesprochene erklärte, dass er noch nie Verteidiger gespielt habe, aber mit einem Lachen nahm er alle Schuld auf sich.
Kurz danach zogen sich die Mädchen ins Haus zurück, um sich für das Abendessen frisch zu machen. Die Jungs räumten das Spielfeld auf und verstauten die Besen im Schuppen neben dem Haus.
Harry ging vor das Haus und setzte sich auf die Bank. Ron kam kurze Zeit später, und setzte sich neben ihn.
„Ich habe überlegt“, begann Ron, „dass du Recht hast. Wir dürfen unser Trio nicht von innen heraus gefährden. Ich werde Hermine zukünftig ganz in Ruhe lassen. Was hältst du eigentlich von Gabriele?“ fuhr er munter fort, „ich meine, sie sieht einfach traumhaft aus.“
Harry nickte und obwohl er Gabriele damals aus dem schwarzen See gerettet hatte, konnte er sich nicht erinnern, mehr als zehn Sätze mit ihr gewechselt zu haben.
„Doch“, sagte er leise, „sie sieht sehr gut aus, ich glaube auch, dass sie Veela Blut in den Adern hat.“
„Da kannst du von ausgehen Kumpel“, erwiderte Ron stolz, „das habe ich sofort gemerkt.“

Das Küchenfenster wurde mit einem Ruck aufgestoßen und Ginnys Kopf erschien in der Öffnung.
„Die Verlierer des Spiels werden gebeten, sich fertig zu machen“, rief sie lachend, „in einer halben Stunde ist das Abendessen fertig.“
„Meine Schwester“, rief Ron ärgerlich, „muss sie das so hinausposaunen?“
„Ach, Ron“, sagte Harry mit einem Kopfschütteln, „stärkt das etwa deinen Minderwertigkeitskomplex, oder warum soll das keiner hören?“
Ron murmelte nur etwas Unverständliches hinter zusammen gebissenen Zähnen, die beiden erhoben sich und gingen hinein.

Das Abendessen war einmalig. Mrs. Weasley hatte keine Mühe gescheut, um verschiedenste Speisen auf den Tisch zu bringen. Fleur hatte einige französische Gerichte zubereitet, man konnte fast von einer internationalen Tafel sprechen. Alle griffen mehrmals zu und in der ersten halben Stunde des Essens wurde kaum gesprochen. Harry war froh, das Ginny neben ihm saß und Hermine gegenüber, so konnten die beiden wenigstens nicht über Ron tuscheln. Trotzdem hatte Harry den Eindruck, dass sie sich mit Blicken verständigten, denn einige Male konnte Hermine ihr Lachen nur hinter der vorgehaltenen Serviette verstecken. Die meisten Unterhaltungen drehten sich natürlich um die morgige Hochzeit.
„Hast du ihr Kleid gesehen?“
„Nein, natürlich nicht, das hat noch keiner gesehen.“
„Wo werden sie wohnen, wisst ihr das schon?“
„Ich glaube, sie wollen sich eine Wohnung in der Diagon Alley mieten, aber sicher bin ich mir nicht.“
„Will sie denn weiterarbeiten, hat sie das gesagt?“
„Ich glaube schon, dass sie weiterarbeiten wird.“
„Müssen wir zu Fuß bis zur Kirche laufen?“
Harry wusste, dass die Hochzeit in der Kirche von St. Catchpool gefeiert werden sollte, einem Dorf etwa fünf Meilen entfernt.
„Keine Sorge“, beruhigte Mr. Weasley die Anwesenden, „morgen Früh wird ein Portschlüssel da sein, mit dem sind wir ganz schnell in der Nähe der Kirche.“
Harry und Ron begannen eine Partie Zauberschach, während Hermine, Ginny und die Weasley Zwillinge eine Partie Snape Explodiert spielten. Der weitere Abend verlief ruhig und harmonisch und um Mitternacht waren die meisten, auch Harry, in ihren Betten verschwunden.

Ganz früh erwachte Harry, im ganzen Haus war es still und Ron schnarchte noch leise vor sich hin. Er überlegte, ob er sich noch einmal umdrehen sollte, besann sich aber anders und kleidete sich leise an. Er verließ das Zimmer, schlich auf Zehenspitzen die Treppe herunter und ging in die Küche. Da hier auch noch niemand war, öffnete er die Tür zum Garten und blieb wie verzaubert stehen.
Nebelschwaden zogen langsam durch das Tal. Die Sonne, nur als kleiner weißer Ball zu erkennen, stand knapp über dem Horizont. Harry ging einige Schritte in den Garten hinaus.
Der Nebel dämpfte alle Geräusche, seine Schritte waren kaum zu hören. Die Bäume, die hinter der Hecke standen, wurden durch den Nebel fast verschluckt, man hätte Sie leicht für große Geister halten können. An jedem Grashalm auf dem Boden befanden sich unzählige Wassertropfen, die die kleine Sonnenscheibe wiederspiegelten. Alle Spinnennetze, und erst jetzt konnte man erkennen wie viele es waren, wurden durch unzählige Wassertröpfchen nach unten gezogen. Langsam drehte er sich um. Das Haus sah im Nebel verwunschen aus. Wie im Zauberland, dachte er, ging in die Knie und betrachtete einige Augenblicke lang interessiert ein Spinnennetz am Boden.
„Es ist wie im Traum“, hörte er eine leise Stimme hinter sich.
„Ja, es ist wunderschön“, erwiderte er ebenso leise.
Langsam stand er auf und drehte sich um. Hermine stand vor ihm, er hatte sie nicht kommen hören. Sein Blick wurde von ihren Augen gefangengenommen und er sah darin Verstehen, Vertrauen und noch etwas, was er im Moment nicht deuten konnte.
Und plötzlich hatte er einen großen Kloß im Hals und musste mühsam schlucken. Sie hielt seinen Blick gefangen. Einige Augenblicke standen sie so da, ineinander versunken, bewegungslos, ohne ein Wort zu sagen.
Dann wurde im Haus eine Tür zugeschlagen, sie zuckten zusammen und der Zauber war verflogen.
„Diesen Augenblick werde ich niemals vergessen, Hermine“, flüsterte er ergriffen.
Ganz zart nahm sie seine Hand, schaute ihm in die Augen und erwiderte leise:
„Ich auch nicht, niemals.“
Dann zog sie ihn zum Haus.
„Wir sind richtig nass geworden, wir müssen uns umziehen“, rief sie.
Der Nebel hatte seine Kleidung durchnässt, es war ihm nicht aufgefallen.

Als sie in die Küche kamen, bereitete Mrs. Weasley das Frühstück vor.
„Wir ziehen uns nur eben um, dann helfen wir Ihnen“, rief Hermine.
Gemeinsam gingen sie die Treppen hoch, dann jeder in sein Zimmer, Ron schnarchte noch. Harry zog sich schnell um und war kurz danach wieder zurück. Hermine kam einen Augenblick später.
Sie trug einen mittellangen, dunkelblauen Rock mit weißer Bluse. Er hatte Hermine, außer in der Schuluniform, nur zum Weihnachtsball einmal im Kleid gesehen. Angenehm überrascht schaute er sie an, lächelte dann über das ganze Gesicht und warf ihr einen fragenden Blick zu. Lächelnd blickte sie zurück und zuckte die Schultern.
„Hermine, du siehst umwerfend aus, ehrlich“, flüsterte er ihr zu.
„Danke, Harry“, wisperte sie erfreut und wurde leicht rot.
„Sagt mir, was ihr zwei schon so früh im Garten gemacht habt“, fragte Rons Mutter, während sie einen großen Topf auf die Feuerstelle hob.
Die beiden tauschten einen kurzen Blick aus.
„Ich konnte nicht mehr schlafen und der Garten im Nebel sah einfach wundervoll aus“, antwortete er wahrheitsgemäß.
„Ich sah Harry oben vom Fenster aus und fragte mich, was er da machte“, sagte Hermine verträumt, „also bin ich auch in den Garten gegangen. Es war einfach traumhaft.“
Mrs. Weasley war wahrscheinlich zu beschäftigt, um die einmalige Stimmung zwischen den jungen Leuten zu bemerken.
„Harry, stellst du bitte Tassen und Teller auf den Tisch und du, Hermine, legst bitte das Besteck aus.“
Nachdem alles auf dem Tisch verteilt war, setzten sich die drei und fingen an zu frühstücken.“ „Kommt ihr beiden nachher mit in die Kirche?“ fragte Rons Mutter sah und die Freunde an.
„Nein, ich nicht, dass könnte ich momentan noch nicht ertragen“, erwiderte Hermine traurig.
„Ich bleibe auch hier“, sagte Harry bestimmt.
„Das ist schade, ich hätte euch gerne dabeigehabt“, meinte Mrs. Weasley bedauernd.

Nach und nach kamen die anderen zum Frühstück, nur Fleur war nicht dabei.
„Sie ist viel zu aufgeregt, sie sagt, dass sie keinen Bissen herunterbringt“, erzählte Gabriele.
Das rief bei allen ein leichtes Lächeln hervor. Mr. Weasley schaute auf seine Uhr.
„Wir haben noch eine Stunde Zeit“, rief er, „ich bitte alle, sich langsam fertig zu machen.“
Hermine und Harry drängten Mrs. Weasley aus der Küche, die tatsächlich noch aufräumen wollte. Fred und George blieben noch einen Moment bei ihnen.
„Ihr bleibt auch hier?“, fragte George und Harry bejahte
„Gut“, bemerkte Fred, „wir müssen mal eben kurz ins Geschäft. Wenn die Gesellschaft aufgebrochen ist, sind wir wieder da. Bis später.“
Die Zwillinge verließen die Küche in Richtung Garten und wenige Augenblicke später gab es von dort einen leichten Knall. Harry sah Hermine an.
„Also, dann machen wir hier mal klar Schiff“, meinte er mit einem Seufzer.

7.

Die Hochzeitsgesellschaft war fort. Kurze Zeit später apparierten Fred und George und kamen gut gelaunt in die Küche. Hermine und Harry hatten die Küche aufgeräumt und sich zu einer Tasse Tee am Tisch niedergelassen.
„Da kommen wir gerade richtig“, rief George, holte noch zwei Tassen und die Zwillinge setzten sich zu den Beiden.
„Wieso bist du nicht mit dabei?“, fragte Fred Hermine, „ich dachte, normale Mädchen stehen auf Hochzeiten und alles was damit zusammenhängt.“
„Wie du vielleicht erkannt hast, bin ich kein normales Mädchen“, erwiderte Hermine brüsk, „nein“, fuhr sie dann dunkel fort, „ich hätte das heute nicht ertragen.“
Bevor die Zwillinge eine weitere Frage an sie richten konnten, hob Harry die Hand.
„Themenwechsel“, rief er und sie warf ihm einen dankbaren Blick zu.
„Was ist mit der „Diagon Alley?“, fragte Harry neugierig, „als wir das letzte Mal da waren, wirkte die Strasse richtig runtergekommen.“
„Ja, das ist richtig, unser Geschäft läuft nach wie vor gut, aber es haben noch einige andere Läden zugemacht“, antwortete George nachdenklich.
„Dafür blüht die „Knockturn Alley“ auf, es treibt sich allerhand dunkles Volk in den beiden Strassen rum“, berichtete Fred.
Die „Knockturn Alley“ lag etwas unterhalb der „Diagon Alley“ und hatte schon immer etwas zwielichtige Geschäfte beherbergt. Normalerweise gab es dort nichts, was man irgendwie gebrauchen konnte. Trotzdem hatte Harry zweimal die Malfoys beobachtet, wie Sie einen bestimmten Laden dort aufsuchten. Aus Versehen war Harry auch einmal in diesem Laden gewesen und er hatte sich gefragt, womit der Ladenbesitzer seinen Umsatz erzielte. Die ganze Ware war staubig und schmutzig und Harry hatte nichts gesehen, was ihn in irgendeiner Weise angesprochen hätte.
„Ich habe den Laden von „Borgin and Burkes“ im Verdacht“, erklärte er den Zwillingen und erzählte von den Besuchen der Malfoys dort. „Ich glaube, dass sich Voldemorts Gefolgsleute da die Klinke in die Hand geben, dieser Laden müsste überwacht werden.“
Die Zwillinge blickten sich an.
„Das müsste möglich sein, lass uns mal ein paar Tage Zeit, wir checken das ab“, antwortete George nachdenklich.
„Und zu Beginn des nächsten Schuljahres, eröffnen wir einen Laden in Hogsmeade“, berichtete Fred stolz, „nicht nur Scherzartikel, sondern auch Bücher und vor allem Schreibwaren aller Art.“
„Wirklich gut“, nickte Hermine anerkennend, „so etwas hat in Hogsmead gefehlt. Könnt Ihr euch auch vorstellen, Kleidung zu verkaufen?“
„Platz haben wir genug“, dachte George laut nach, „wie kommst du darauf, Hermine?“
„Das ist doch klar, geht dir irgendetwas während des Schuljahres kaputt, musst du eine Eule in die „Diagon Alley“ schicken. So könntest du einfach mal eben von der Schule aus nach Hogsmeade gehen und dir was Neues kaufen“, erwiderte sie.
„Klasse, wirklich tolle Idee“, sagte Fred übertrieben ehrfürchtig, „Deduktiver Geist, absolut ungewöhnliches Mädchen. Darf ich Ihre Hand schütteln?“
Fred nahm Hermines Hand, bevor diese sie wegziehen konnte.
„Spinner“, meinte Hermine nicht unfreundlich und lief leicht rot an.
Ein Lachen konnte sich Harry nicht verkneifen.

Die Zwillinge hatten sich das Schachbrett geholt und schauten zu, wie sich die Figuren von selbst aufstellten.
„Komm, Hermine, gehen wir ein wenig spazieren“, schlug Harry vor.
Die Sonne hatte den Nebel aufgelöst und schien ungehindert in das Tal. Nur da, wo sie noch nicht hingekommen war, glitzerten die Wassertröpfchen im Gras und auf den Zweigen. Lange Zeit gingen sie schweigend nebeneinander her, sie genossen die Stille. Noch nie hatte Harry ihre Anwesenheit als so angenehm empfunden.
„Was machen wir als nächstes, Harry?“, fragte sie plötzlich.
„Wir werden morgen Vormittag zum Grimmauld Place wechseln und dort unser Trainingslager aufschlagen“, erwiderte er langsam, „oder möchtest du vorher noch etwas anderes erledigen?“
„Nein, das ist gut so“, antwortete sie zufrieden.
Ohne ein weiteres Wort zu wechseln spazierten sie zum Haus zurück. Hermine ging kurz auf ihr Zimmer, um sich die Haare auszubürsten. Harry setzte sich an den Tisch zu den Zwillingen und Fred blickte ihn aufmerksam an.
„Was ist mit Hermine?“, fragte er leise, „früher bekam man bei ihr kein Bein an die Erde, aber jetzt...“ Den Satz ließ er unvollendet.
„Freunde, Hermine ist mit den Nerven runter, bitte seid vorsichtig mit ihr, versprecht mir das“, bat Harry leise.
Die Zwillinge nickten zustimmend und spielten ihre Partie Schach weiter. Als Hermine zurückkam, lächelte sie den dreien zu und fragte:
„Ich mache Kaffee, wer möchte auch eine Tasse?“
Drei Hände gingen gleichzeitig hoch und Harry beobachtete sie aus dem Augenwinkel, sein Gesicht war dem Schachbrett zugewandt. Als sie mit dem Kaffee fast fertig war, stand er auf, nahm die Teetassen vom Tisch, ging zur Spüle und wusch sie aus.
„Da haben wir uns das Spülen gespart, Hermine“, meinte er leichthin.
„Ja“, erwiderte sie lachend, „du entwickelst ja ungeahnte Fähigkeiten, Respekt.“
Die Zwillinge warfen sich einen vielsagenden Blick zu, bedankten sich, als Hermine ihnen Kaffee einschüttete. Mit hochgezogenen Augenbrauen taxierte sie die beiden kurz, sagte aber nichts, ging dann zum Fenster und schaute in den Garten.
„Wir werden das Mittagessen nach draußen verlegen“, bestimmte sie, „es ist warm und der Himmel ist wolkenlos. Fred und George, wenn ihr mit dem Spiel fertig seid, schafft ihr bitte schon mal den Tisch unter den Apfelbaum.“
Das Besteck sammelte sie in einem großen Korb und Harry stellte das Geschirr auf einem Beistelltisch zusammen. Die Zwillinge beendeten ihr Schachspiel und das Brett mit den Figuren verschwand bei der Berührung mit Freds Zauberstab auf dem Küchenschrank. George gab dem Küchentisch mit seinem Zauberstab einen kurzen Tipp, der Tisch schwenkte in die Vertikale, nur so passte er durch die Tür und flog mit beachtenswerter Geschwindigkeit in den Garten. Harry erwartete einen Aufschlag, als er jedoch aus dem Fenster sah, stand der Tisch unversehrt unter dem Apfelbaum.
„Hast du das gesehen, Harry, gedachte Zaubersprüche und es funktioniert. Das müssen wir unbedingt üben“, rief sie beeindruckt.
Aus dem Schrank holte sie ein Tischtuch heraus und lief damit in den Garten. Danach zauberte George das Geschirr und den Besteckkorb auf den Tisch im Garten. Fred ließ die Stühle hinterher fliegen. Harry hatte noch Schwierigkeiten mit dem Bewegen von Gegenständen und nahm Hermines Anregung mit auf seinen imaginären Stundenplan.

Kurz darauf kehrte die Hochzeitsgesellschaft zurück und begab sich nach draußen. Alle waren guter Laune und Mrs. Weasley bereitete mit Hilfe von Ginny und Gabriele das Mittagessen zu. Als alle gesättigt waren, räumte Fred den Tisch mit Hilfe des Zauberstabes ab und Remus bat Harry mit ihm einen kleinen Spaziergang zu machen.
„Du weißt, Harry“, begann Remus, „das Ministerium beobachtet alle Sprünge der Zauberer über ihr Flugnetzwerk. Ich habe keine Ahnung, ob dein apparieren irgendwelche Konsequenzen hat. Trotzdem solltest du es nach Möglichkeit vermeiden, das gilt übrigens für alle von euch.“
„Meinst du, diese Informationen könnten Voldemort erreichen, es wäre ja nicht auszudenken, wenn er über jede Bewegung von uns Bescheid wüsste“, fragte Harry fassungslos.
„Ich glaube nicht, das Voldemort diese Informationen erhält“, fuhr Remus nachdenklich fort „aber ich kann es auch nicht ganz ausschließen.“
Eine Weile dachte Harry nach.
„Wir könnten uns natürlich auf Besen beschränken, aber bei dem Pensum, das wir vorhaben, wäre das ganz schön zeitaufwendig“, erwiderte er zögernd.
„Ich werde morgen noch mit einigen Leuten sprechen“, meinte Remus, „vielleicht haben die eine Idee.“
„Gut“, Harry war erleichtert, „ es eilt auch nicht so. Wir werden die ersten Wochen hauptsächlich üben.“
Langsam gingen sie zur Gesellschaft zurück.
Der Rest des Tages verging wie im Fluge und als die Nacht hereinbrach, verabschiedeten sich Tonks und Lupin von allen.
„Bis morgen, Harry“, lächelte Tonks und mit einem leichten Knall disapparierten die beiden.
Kurze Zeit später ging Harry als erster zu Bett, denn er war so müde wie seit langem nicht mehr.
Hermine und Ginny saßen noch lange in der Küche zusammen.
„Was ist mit Harry? Ist er krank?“, fragte Ginny leise.
„Das ist es nicht, aber der Tod von Dumbledore nimmt ihn mehr mit, als er zugibt. Ich glaube auch, dass die Streitereien zwischen Ron und mir, für sein Wohlbefinden nicht gerade förderlich sind“, antwortete Hermine dunkel.
„Stimmt“, erwiderte Ginny resolut, „aber du kannst dir von Ron, diesem Knilch, auch nicht alles gefallen lassen.“

Harry wachte am nächsten Morgen sehr früh auf, erfrischt und ausgeschlafen kleidete er sich an und ging in die Küche hinunter. Er wünschte sich, dass wieder der Nebel wie am Vortag im Garten lag, wurde aber beim Blick durch die Tür enttäuscht. Er machte sich Tee und ein paar Sandwichs, setzte sich an den Tisch und frühstückte gemütlich. In seinen Gedanken ließ er die letzten Wochen noch einmal Revue passieren. Dumbledore würde ihm sehr fehlen, seine Ratschläge und Hinweise, allein die Gewissheit, dass er ihn nie mehr um Rat fragen konnte, trieb Harry das Wasser in die Augen. Nein, dachte er für sich, das ist nicht fair, jetzt, wo eine so große Verantwortung auf ihn wartete.
Ein Paar Arme legten sich sanft um seine Schultern und seine Wange wurde zart gegen eine andere gedrückt.
„Dumbledore?“, flüsterte eine Stimme.
Er konnte nur nicken und dann liefen ihm die Tränen über die Wangen. Hermine hielt ihn fest, sagte kein Wort, hielt ihn nur fest. Allein ihre Berührung war ihm schon Trost. Nachdem seine Tränen versiegt waren, ließ sie ihn los, nahm ihr Taschentuch und trocknete seine Wangen.
„Danke, Hermine, ich weiß nicht, was mit mir los ist“, murmelte er.
Sie lächelte verständnisvoll und sah Ihm tief in die Augen.
„Du hast zwei sehr gute Freunde verloren, Sirius und Dumbledore, ich glaube, ich wäre daraufhin verrückt geworden.“ erwiderte sie kaum hörbar und er sprang auf.
„Möchtest du Frühstück?“, fragte er ablenkend, „ich mache dir auch ein paar Sandwichs und Tee ist noch da.“
„Ja, gerne. Danke, Harry“, erwiderte sie mit leichtem Stirnrunzeln.
Er stellte ein paar Sandwichs zusammen und fragte beiläufig:
„Hermine, du warst gestern und heute Morgen zum richtigen Zeitpunkt hier bei mir.“
„Ja“, erwiderte sie nachdenklich, „ ich wurde wach und meinte, dich rufen zu hören.“
Ihr Gespräch wurde unterbrochen, denn Mrs. und Mr. Weasley erschienen in der Küche.
„Was ist denn mit euch los“, rief Mrs. Weasley, „seid ihr in der letzten Zeit unter die Frühaufsteher gegangen?“
Die zwei zuckten die Schultern und halfen Mrs. Weasley bei den Frühstücksvorbereitungen. Die anderen kamen ein paar Minuten später herunter. Nach einem ausgiebigen Essen gingen die Freunde auf Ihre Zimmer und packten die großen Koffer. George war so nett, diese mit einem Zauberspruch in die Diele zu befördern.
„Mit dem Gepäck nehmt ihr am besten den „Nightbus“, riet Mr. Weasley, „da seid ihr auch in ein paar Minuten in London.“
Die drei verabschiedeten sich von allen, nahmen Ihre Koffer und stellten sich vor das Haus. Harry holte seinen Zauberstab und hielt ihn in die Luft. Ein paar Sekunden später hörte man schon die charakteristische Hupe des „Nightbus“ und einen Augenblick später hielt dieser mit kreischenden Bremsen vor Ihnen. Die drei winkten noch einmal zum Haus und stiegen ein.


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