von Schneeflocke
(Anm.: Vielen Dank erst einmal fĂŒr eure Reviews, habe mich wirklich sehr darĂŒber gefreut. An dieser Stelle sei gesagt, dass es kein Pairing Severus/Remus in der Form geben wird, dass in dieser FF Slash vorkommt, das wird es bei meinen Fanfiktions wohl niemals geben. Ansonsten⊠der gute Severus wird noch sehr viel zu leiden haben⊠)
RĂŒckblende, Teil 1 - 2 Monate zuvor
Der Schnee unter seinen HĂ€nden war ebenso weiĂ wie das Grab, das er bedeckte. Jenes Grab, welches er sich erst jetzt zu besuchen wagte. Im Schutz der Dunkelheit, wie ein Verbrecher. AndĂ€chtig, fast zĂ€rtlich strich seine Hand ĂŒber den weiĂen Marmor, nachdem er den Grabstein vom Schnee befreit hatte. Der Schmerz der ihn dabei ĂŒberkam, zwang ihn, mit einem gequĂ€lten Stöhnen in die Knie. All die Wochen hatte er es sich nicht erlaubt darĂŒber nachzudenken, hatte die Trauer unterdrĂŒckt, den Schmerz nicht zugelassen. Ebenso wenig das Denken, das Denken an das was er getan hatte, an das, was noch folgen wĂŒrde.
âWurde auch langsam Zeit, dass du kommstâŠâ
Severus zuckte unwillkĂŒrlich zusammen, als er eine Stimme, eine leise, ruhige Stimme hinter sich vernahm und sich wie in Zeitlupe umwendete. Einige Sekunden sah er den Mann, der hinter ihn getreten war ohne dass er es mitbekommen hatte, verwirrt an, ehe er seine Schultern straffte und sich langsam wieder aufrichtete.
âLupin⊠Sie haben die unglaubliche FĂ€higkeit mir immer dann, wenn ich glaube es könnte nicht mehr schlimmer kommen genau das Gegenteil zu beweisen. Ausgerechnet Sie haben mir gerade noch gefehlt.â
Remus verbot sich ein schmales LĂ€cheln, das sich in diesem Moment um seine ZĂŒge legen wollte. Auch wenn er mehr als froh war, dass Severus endlich aufgetaucht war, so konnte die Erleichterung, die ihn ob der Tatsache, dass es ihm körperlich offensichtlich gut ging nicht ĂŒber die Sorge hinwegtĂ€uschen, die ihn ĂŒberkam als er die Verzweiflung sah, die Severus - zumindest fĂŒr das geschulte Auge - ins Gesicht geschrieben stand.
Dennoch bemĂŒhte er sich, Severus diese Sorge nicht anmerken zu lassen. Dies war sicher das Letzte, das dieser Mann nun brauchen konnte.
âEs freut mich auch dich zu sehen, Severusâ, erwiderte er statt dessen mit einem schmalen LĂ€cheln und ging gleichzeitig einige Schritte auf den Todesser zu. âWeiĂt du, im Sommer ging es ja noch jede Nacht hier rumzustehen, aber zur Zeit wird es zunehmend unangenehmer muĂ ich zugeben.â
War er im ersten Moment auch verunsichert ĂŒber Remusâ Worte, erstaunt darĂŒber, dass jemand auf ihn gewartet hatte, vielleicht sogar mit ihm hatte sprechen wollen ĂŒber das, was vorgefallen war, so lachte Severus im nĂ€chsten Moment spöttisch auf. âNun Lupin, der Fang dĂŒrfte doch die MĂŒhe wert gewesen sein, nicht wahr? Nun gehen Sie schon, holen Sie die anderen, ich werde nicht weglaufenâŠâ
Die Resignation, die in Severusâ Stimme mitschwang, lieĂ einen leichten Schauer ĂŒber Remusâ RĂŒcken laufen. âNatĂŒrlichâ, schoĂ es ihm durch den Kopf, âguten Morgen Remus Lupin, fang mal an zu denken!â
âWie kommst du darauf, dass ich das vor hĂ€tte SeverusâŠâ
Severusâ Blick war forschend auf Lupins Gesicht gerichtet. Wieso erachtete es dieser Mann fĂŒr nötig ihn auch noch zu verspotten? Wollte er ihn hinhalten, sich darin weiden, ihn im Ungewissen lassen zu können was mit ihm geschehen sollte?
âLassen Sie Ihre Spielchen Lupin, wir beide wissen, was geschehen wird.â
KopfschĂŒttelnd atmete Remus tief durch. Aber muĂte er sich wirklich wundern? Jahrelang hatten sie alle Severus mehr als nur spĂŒren lassen, dass sie ihm nicht vertrauten und nach Dumbledores Tod war auch er in der ersten Zeit von Severusâ Schuld ĂŒberzeugt gewesen, ebenso wie alle anderen. Genau so lange, bis er angefangen hatte nachzudenken und er zu der Ăberzeugung gekommen war, dass es so einfach nicht sein konnte. Niemals hĂ€tte Severus Dumbledore einfach kaltblĂŒtig ermordet. Jeden anderen vielleicht, aber nicht Dumbledore. Ebenso wenig wie Dumbledore sich so in einem Menschen hĂ€tte tĂ€uschen können, wie es der Fall wĂ€re, hĂ€tte Severus sie alle verraten. Zumindest forderten diese Zweifel eine KlĂ€rung und diese Zweifel gaben Severus mindestens das Recht die Dinge klarzustellen.
âDann bist du mir ein StĂŒck voraus Severusâ, erwiderte er leise, mit einem Schulterzucken. âIch habe keine Ahnung was ich tun soll.â
Schweigend lieĂ er in den folgenden Augeblicken seinen Blick auf dem Grabstein Dumbledores ruhen, wĂŒnschte sich in diesem Moment nichts mehr als dessen vertraute Stimme wieder zu hören, die ihnen sagte, was sie zu tun hatten.
âIch sollte die anderen rufen, ich weiĂ⊠aber ich weiĂ ebenso, dass es nicht richtig wĂ€re. Frag mich nicht woher ich das weiĂ Severus, das kann ich dir nicht beantworten.â
Ein unwilliges Knurren kam ĂŒber Severusâ Lippen, als er Lupins Worte hörte.
âSie sind ein hoffnungslos naiver Gutmensch Lupin!â
Langsam zog er seinen Zauberstab, richtete ihn auf Remus und ging noch einen Schritt auf ihn zu, bis die Spitze des Stabes sich in Lupins Hals bohrte. Nur mit dem Kopf lehnte Severus sich weiter vor, bis sein Gesicht ganz nah an dem Lupins war.
âIch könnte sie jetzt töten, ebenso wie ich ihn getötet habe, ist Ihnen das eigentlich klar?â
Remus konnte nicht verhindern, dass in dem Moment in dem er Snapes Zauberstab an seinem Hals fĂŒhlte fĂŒr einen Moment ein leichtes Schaudern durch seinen Körper zog. Dennoch bemĂŒhte er sich um einen festen Ton in seiner Stimme, wĂ€hrend er Severus an sah und leise erwiderte:
âDoch Severus, das ist mir durchaus klar⊠aber ebenso ist mir klar, dass du es nicht tun wirstâŠâ
Einen Moment noch lieĂ Severus seinen Blick auf Remus gerichtet, verstĂ€rkte noch einmal den Druck seines Zauberstabs auf Lupins Hals, ehe er ihn mit einem leisen Seufzen wieder sinken lieĂ.
âĂndert nichts an der Tatsache, dass ich es hĂ€tte tun sollenâŠâ, murmelte er dabei leise, wandte sich von Lupin ab und wieder Dumbledores Grab zu.
Langsam atmete Remus tief durch, vergrub die HĂ€nde in der Hosentasche und gab Severus und sich einfach einen Moment, um die Situation einordnen zu können. Er hatte ihn gefunden. Wie er es erhofft hatte, war Severus gekommen. Doch was nun? Weiter hatte er nie gedacht als an die Tatsache, dass er ihn finden, erfahren muĂte, was wirklich geschehen war. Was sollte er nun tun? Den Orden rufen? Unmöglich, sie wĂŒrden ihn an das Ministerium ĂŒbergeben. Nichts tun? Ihn einfach wieder gehen lassen? Nein, irgend etwas sagte ihm, dass dies ebenso falsch wĂ€re. Als was machen?
âErzĂ€hl es mir Severus⊠sag mir einfach, was ihr euch dabei gedacht habtâŠâ
Wieder lachte Severus freudlos auf, ohne den Blick dabei von dem weiĂen Marmor zu nehmen, der Dumbledores Grabstein formte. Was âsieâ sich dabei gedacht hatten⊠Gerade als hĂ€tte er eine Wahl gehabt. Doch was sollte es⊠er wĂŒrde kaum etwas verlieren, wenn er es Lupin erzĂ€hlte. Vor allem wenn man bedachte, dass er ihm vermutlich ohnehin kein Wort glauben wĂŒrde.
âSie wollen es hören Lupin? Bitte⊠Er wĂ€re gestorben, verstehen Sie? Er wusste, dass er sterben wĂŒrde. Der Trank hat ihn am Leben erhalten, mehr nicht. Dieser vermaledeite Ring hĂ€tte ihn frĂŒher oder spĂ€ter das Leben gekostet. Albus hielt es fĂŒr eine gute Idee, dass ich ihn töten könnte um meine Treue dem Dunklen Lord gegenĂŒber zu beweisen, Draco vor dessen Zorn zu schĂŒtzen. Typisch Dumbledore, nicht, wahr? Er hat immer in allem das Praktische gesehenâŠâ
Remus zuckte leicht zusammen. Nicht das, was Severus da sagte lieĂ ihn erschaudern sondern die Bitterkeit, mit der dieser die Worte aussprach und der tiefe Schmerz in seinen Augen, der ĂŒber seine bemĂŒht gleichgĂŒltige Haltung nicht ĂŒbertĂŒncht werden konnte.
âAber ich dachte, ich könnte es umgehen. Ich wusste, dass ich ihn nicht töten könnteâŠâ, fuhr Severus leise fort, fest entschlossen nun alles zu erzĂ€hlen, wo er schon einmal angefangen hatte. Zumindest konnte er sich so die Schuld von der Seele reden und vielleicht, vielleicht lastete sie dann nicht mehr ganz so schwer auf seinem Herzen, dass er jeden Moment glauben muĂte es wĂŒrde ihm den Dienst versagen.
âIch hatte einen hervorragenden Plan, wollte Draco hier wegbringen, vor dem Dunklen Lord in Sicherheit bringen undâŠâ Severus Stimme versagte. HĂ€tte er nicht so lange gezögert genau das zu tun, wĂ€re vielleicht alles anders gelaufen.
âIch habe es nicht getan, Sie wissen was passiert ist. Draco hat die Todesser ins SchloĂ gelassen und als ich in den Turm kam⊠Ja, auch da hatte ich noch eine hervorragende Idee! Ich wollte Albus betĂ€uben und dann erst den Fluch aussprechen. Sie wissen ebenso gut wie ich, dass man töten wollen muĂ, damit der Fluch seine Wirkung hat und ich wusste die ganze Zeit, dass ich genau das nicht wollte. Aber Albus hat mir einen Strich durch die Rechnung gemachtâŠâ
Remus schwieg, als Severus sich erneut unterbrach. Zu deutlich konnte er sehen, wie schwer es seinem GegenĂŒber fiel ihm das zu erzĂ€hlen, dadurch gezwungen war die Ereignisse des Sommers noch einmal zu durchleben. Es dauerte dieses Mal eine ganze Weile, in der Severus immer nur weiter den Grabstein anstarrte, ehe er fortfuhr.
âEr hat mich angesehen und in dem Moment wusste ich, dass er Recht hatte. Er wĂ€re gestorben. Er war mĂŒde, nur noch ein Schatten seiner selbst, seine Augen waren so gequĂ€lt, ich möchte nicht ausdenken, welche Schmerzen er gehabt haben muĂte und dann⊠hat er mich noch gebeten. In diesem Moment wollte ich ihn töten und habe es getan.â
Remus brauchte einen Augenblick, um die Informationen verarbeiten zu können, die Severus ihm soeben gegeben hatte. Auch wenn er sich auf Grund von Harrys Aussage so etwas in der Richtung gedacht hatte, so traf es ihn nun dennoch. Wie sehr Severus unter dieser Last in den letzten Wochen gelitten haben muĂte, mochte er sich gar nicht vorstellen.
âHarryâŠâ, begann er schlieĂlich, nachdem er sich leise gerĂ€uspert hatte, âHarry war recht lange weg nach Albusâ Tod. Wir wollten ihn aus dem Grimmauldplatz abholen, da war er aber nicht. Vor zwei Wochen tauchte er wieder auf und⊠war seltsam.â
Fast glaubte Remus in diesem Moment ein LĂ€cheln ĂŒber Severus Gesicht ziehen zu sehen, doch dieser Moment war ebenso schnell wieder vorbei, wie er gekommen war. Wenn es sich nicht gĂ€nzlich um eine SinnestĂ€uschung gehandelt hatte.
âDie Horkruxe muĂten zerstört werdenâ, erwiderte Severus knapp, nicht bereit jetzt und hier diesem Werwolf auch hierĂŒber noch Rechenschaft abzulegen. âSie muĂten zerstört werden und sie sind zerstört. Nun gibt es nur noch Voldemort, nur noch diesen einenâŠâ
âAuch er muĂ vernichtet werden Severusâ, wandte Remus sich wieder an seinen ehemaligen Kollegen. âUnd irgend etwas sagt mir, dass wir dafĂŒr deine Hilfe brauchen.â
Bei Remus leise, sanfter Tonlage wandte Severus sich ein wenig zu diesem um und gestattete sich ein schmales, freudloses LĂ€cheln.
âGlauben Sie ernsthaft Lupin, Albus wĂ€re gegangen ohne Vorbereitungen fĂŒr âallesâ zu treffen?â
Wenn Du Lob, Anmerkungen, Kritik etc. über dieses Kapitel loswerden möchtest, kannst Du einen Kommentar verfassen.
Zurück zur Übersicht - Weiter zum nächsten Kapitel