von kikimaus
…Lily sah, dass die Tür zum Zaubertrank-Unterrichtsraum offen stand. Neugierig wagte sie einen Blick hinein…Es war nur ein Schüler dort…Severus war in seinem Element…
Gespannt beobachtete sie, wie er eine neue Rezeptur ausprobierte…Das Gebräu nahm eine Farbe an, die Lily in ihrem Leben noch nie gesehen hatte…Au weia dachte sie…Aber offenbar war es die richtige Farbe gewesen, denn auf Snapes bleichem Gesicht erschien ein zufriedenes Lächeln…
Schon früher hatte sie bemerkt, dass Snape die Rezepte aus dem Lehrbuch eigenmächtig veränderte…mit dem Ergebnis, dass er grundsätzlich eher mit seiner Arbeit fertig war und seine Tränke auch qualitativ deutlich besser waren als die Vorgaben des Lehrers…
Ganz leise, um ihn nicht zu stören, betrat sie den Raum…Snape bedeutete ihr mit einem Kopfnicken, dass er ihre Anwesenheit wohlwollend zur Kenntnis genommen hatte. Waren eigentlich alle Wissenschaftler so wortkarg?
„Deine Mutter ist sicher sehr stolz auf dich…“, meinte Lily nicht ohne Bewunderung in ihrer Stimme…sie hatte erfahren, dass Snapes Mutter, eine gewisse Eileen Prince, eine begnadete Zaubertrankbrauerin gewesen war.
Snape fuhr zusammen und starrte Lily an, als hätte sie ihn gerade mit einem Schwert durchbohrt…
Lily bekam es mit der Angst…Sie hatte ihm doch nur ein Kompliment machen wollen…etwas Nettes sagen…aber offenbar konnte er damit nicht umgehen…„Was hast du?“ fragte sie ängstlich.
„Meine Mutter ist tot! Tot, verstehst du! TOT, TOT, TOT! UND JETZT HAU AB!“
Lily war schockiert. Mit allem hatte sie gerechnet, nur nicht mit diesem Ausbruch…Offensichtlich hatte sie ein Talent dazu, immer die unpassensten Bemerkungen zu machen. Eine Wunde aufreißen, bei der eine Heilung unmöglich war…
Sein magerer Körper wurde von Schluchzern erschüttert. Sie hatte ihm nur ein kleines Lächeln entlocken wollen…und nun hatte sie das genaue Gegenteil erreicht…ein Häufchen Elend hatte sie aus ihm gemacht…
Vorsichtig, ganz vorsichtig näherte sie sich der Stelle, wo er zusammengekauert lag…
„Es tut mir so leid“, flüsterte sie. „Ich wollte dir nicht wehtun…“ Lily hockte sich zu ihm und nahm ihn in seine Arme…er wehrte sich nicht…
„Es ist noch nicht sehr lange mehr, nicht wahr?“
„Nein…erst zehn Jahre…“ schluchzte er.
Sie sah den Schmerz in seinen Augen, die bloße Erinnerung an die tote Mutter schien ihm nicht nur seelische Qualen zu verursachen…
Lily betrachtete ihn liebevoll und streichelt sein Haare, sein nasses Gesicht…er fing an, ihre Haare zu streicheln…
Der Kessel kochte über, und das Gebräu begann, den Fußboden zu bedecken. Aber davon bemerkten die beiden nichts…
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