von Merope Black
„Endlich sitze ich im Zug.“, dachte Sirius und wandte seinen Blick aus dem Fenster, welches das Gleis Neun Dreiviertel zeigte. Seine Mutter stand nicht mehr auf dem Gleis, also beobachtete er die anderen Familien. Ein kleiner Junge schien seine Eltern um etwas zu bitten, denn er zog seinen Vater ungeduldig am Umhang. Sirius beobachtete weiter. Nun eine Gruppe von Mädchen, die ungfär 14 oder 15 waren. Sie hatten die Köpfe zusammen gesteckt und bewunderten etwas, dass ein blondes Mädchen in der Hand hielt. Sie waren alle so fröhlich und unbesonnen. Und er?
Plötzlich ging die Abteiltür auf. Sirius drehte den Kopf in die Richtung und sah einen Jungen mit schwarzen, vollkommen zerzausten Haaren und haselnussbraunen Augen in der Tür stehen. „Kann ich mich hier hin setzen?“, fragte er unbeschwert und heiter. „Noch so einer.“, dachte Sirius verbittert und verzog keine Miene. „Ich deute das mal als ein Ja.“, sagte der Junge und kam ins Abteil. Er schien es nicht für nötig zu halten die Türe wieder zu schließen, sondern kümmerte sich um seinen Koffer, den er in eines der Gepäcknetze verstaute und setze sich dann gegenüber von Sirius. Dieser hatte den Blick nicht von dem komischen, zerzausten Jungen abgewendet und ihn aufmerksam beobachtet. „Ich bin James Potter.“, kam es von ihm, immer noch ausgelassen fröhlich.
Als von Sirius wieder keine Antwort kam, schien James ihn zu mustern. Sirius mochte nicht bis aufs kleinste Detail begutachtet werden. Seine Mutter tat das schon oft genug und jedes Mal hatte sie etwas an ihm zu kritisieren. Erst gestern hatte sie sich über seinen nicht vorhandenen Haarschnitt ausgelassen und ihm daraufhin radikal einen Kurzhaarschnitt verpasst. Außer der neuen Frisur hatte Sirius graue und wachsame Augen, die eigentlich funkelten, doch wenn seine Mutter ihn beschimpfte, wurden sie jedes Mal glasig, fast schon milchig. Seine Statur war kräftig und sportlich. Seine Familie gab viel Wert auf Äußerlichkeiten, obwohl Sirius seine Mutter nicht als eine der anmutigsten Personen der Welt empfand.
Er trug jetzt schon den schwarzen Hogwartsumhang. „Sehr gesellig bist du wohl nicht.“, meinte James und setzte eine Grimasse auf. „Das liegt an dem Familiennamen.“, meinte Sirius knapp und wandte sich wieder grimmig dem Bahnsteig zu. „Wenn ich wüsste, wie du heißt, dann könnte ich dich verstehen.“, sagte James lässig und lehnte sich in seinem Sitz zurück. Sirius warf James einen Seitenblick zu. Wollte zum Sprechen ansetzen, besann sich dann aber anders. „Dann halt nicht.“, murrte James und erhob sich. „Ich schau mal nach, wer sonst noch so im Zug ist.“, setzte er hinzu und verließ das Abteil. Wieder ohne die Tür zu schließen.
„Selbstgefälliger, kleiner Kerl.“, dachte Sirius und war drauf und dran den Koffer dieses Jungen hinauszuwerfen und die Abteiltür magisch zu verschließen, doch dann hörte er Schritte den Gang entlang und nahm die Tür ins Visier. Zum Vorschein kam wieder dieser Junge, doch dieses Mal hatte er einen weiteren Jungen im Schlepptau. „So. Du kannst bei uns sitzen, Remus.“, meinte James und half ihm mit seinem Koffer. „Aber frag ihn ja nicht nach seinem Namen. Er scheint ihn selbst nicht zu kennen.“. Sirius schoss Zornesröte ins Gesicht und er sprang so plötzlich auf, dass James und Remus den Koffer fallen ließen. „Halt deine Klappe, Klugscheißer. Merkst du nicht, wie selbstgefällig du daher kommst? Schaust auf jemanden wie mich herab und denkst dir >>ach, was für eine mitleiderregende, arme, kleine Kreatur. Ich muss ihr Gesellschaft leisten. Sonst tut es ja keiner! <<.“.
Sirius war so wütend, dass er diesen kleinen Kerl am liebsten auf der Stelle verhext hätte, doch aus Angst zu viel von sich offenbart zu haben, ließ er sich wieder auf den Sitz fallen und starrte weiter aus dem Fenster. „Ich halte mich nicht für etwas besseres.“, verteidigte sich James. Er und Remus hoben den Koffer wieder auf und ließen ihn in die Ablage gleiten. „Ich habe mich noch nie für etwas besseres gehalten.“, sprach er weiter. Sirius schnaubte unwillkürlich. Er glaubte ihm nicht. Warum auch? „Lern die Leute erstmal kennen, bevor du sie ver- oder beurteilst.“, meldete sich Remus. Sirius tat, als hätte er nicht zugehört.
Dieser Remus hatte Recht, aber das wollte er jetzt nicht zugeben. Er schaute weiter zum Fenster hinaus, aber eigentlich beobachtete er sein blasses Spiegelbild, wie es elend auf dem Sitz hier hockte. Er hörte die Abteiltür zugehen und wandte sich um. Die beiden Jungen waren verschwunden.
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