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Fanfiction

Umbridges Rache - Der verlorene Sohn

von Krummbein_1986

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"Es spielt keine Rolle mehr, Harry… es ist vorbei…"
Bill warf einen letzten Blick auf den besten Freund seines kleinen Bruders, bevor er sich wortlos umwandte und das Zimmer verließ.
Langsam lief er durch die verlassenen Korridore, vorbei an vielen, weißen Türen, ohne zu wissen, was dahinter vor sich ging. Vielleicht kämpfte auch hier gerade jemand um sein Leben, vielleicht saß auch hier eine besorgte Mutter am Bett ihres Kindes und hoffte inständig, dass alles gut gehen würde.
Schließlich kam er wieder bei der Tür an, hinter der sein kleiner Bruder in einem Bett lag und schlief, ohne das irgendjemand sagen konnte, ob er jemals wieder aus diesem tiefen Alptraum erwachen würde. Einen Augenblick lang verspürte Bill den unerklärlichen Drang, erneut hinein zu gehen, aber dann erinnerte er sich wieder daran, was seine Mutter gesagt hatte, an die Tränen in ihren Augen und den wütenden Gesichtsausdruck, als sie ihn rausgejagt hatte. Nein, er konnte nicht noch einmal hineingehen, er konnte seinem Bruder nicht auf Wiedersehen sagen, doch er hoffte inständig, dass er ihn vorhin nicht das letzte Mal gesehen hatte.
Er schüttelte resigniert den Kopf und wandte der Tür den Rücken zu. Es kostete ihn doch einiges an Überwindung, sich von ihr zu trennen, denn irgendwie hatte er das ungute Gefühl, dass es ein Abschied für immer war, dass er seinen Bruder nie mehr wieder sehen würde.
Und doch wusste er, dass es besser so war, es würde nichts bringen, sich weiter zu streiten, es war einfach noch zu früh… oder endgültig zu spät.
Bill achtete nicht auf die beiden Heiler, die ihm eiligen Schrittes entgegen kamen, und beinahe wäre er in sie hineingelaufen. Die beiden sahen ihm noch etwas mürrisch hinterher, als er, ohne auch nur einmal aufzublicken, einfach weiter ging.
“Frechheit!â€, rief ihm die kleine Hexe noch wütend hinterher, aber er hörte sie nicht mehr. Völlig in seinen Gedanken versunken stieg er die vielen Stufen hinab und drängelte sich schließlich durch die wie immer gut gefüllte Empfangshalle.
Nachdem er zwei ältere Zauberer, die in ein ernstes Gespräch über dauerhafte Kitzelflüche vertieft waren, und einen sehr großen Blumentopf umgangen hatte, trat er endlich wieder hinaus auf die Straße vor der ‘Reinlich & Tunkunter GmbH’.
Ein leichter Wind wehte durch die Londoner Innenstadt, die scheinbar bis auf den letzten Quadratmeter mit Menschen gefüllt war. Es war schwierig, auch nur einen Fuß vor den anderen zu setzen, und Bill war heilfroh, als er endlich eine kleinere Seitenstraße erreichte, auch wenn ‘Straße’ etwas übertrieben war, es handelte sie eher um eine sehr dunkle, dreckige Gasse. Das Sonnenlicht schaffte es kaum, einen Weg durch die hoch aufragenden Mauern der umstehenden Häuser zu finden und ein modriger Geruch hing in der Luft.
Bill war noch nicht sehr häufig im London der Muggel gewesen und er hoffte inständig, dass ihn diese kleine Straße irgendwo hinführen würde. Eine struppige, getigerte Katze saß auf einer der vielen, überquellenden Mülltonnen und putze sich ausgiebig, doch als sie Bill bemerkte, fauchte sie ihn böse an und verschwand, als wüsste sie ganz genau, was er getan hatte.
Bill beeilte sich, die dunkle Gasse hinter sich zu lassen, auch wenn er keine Ahnung hatte, was ihn am anderen Ende erwarten würde - Wahrscheinlich ein heruntergekommener Hinterhof, dachte er mürrisch.
Und so war er doch überrascht, als er schließlich auf einem kleinen, hübschen Platz landete. In der Mitte hatte jemand ein rundes Blumenbeet angelegt, das von mehreren Holzbänken umgeben war, und weiter hinten mündete der Platz in eine große, grüne Wiese die von großen Bäumen umfasst wurde.
Er hatte absolut nicht erwartete, hier so etwas vorzufinden und noch mehr wunderte er sich über die Vielzahl der Leute, die sich hier aufhielt.
Kinder rannten freudig über den Rasen, warfen sich einen Ball zu und lachten. Zwei ältere Damen, von denen die eine einen lustigen, grünen Hut auf ihr schon vor langer Zeit ergrautes Haar gestülpt hatte, unterhielten sich ausgelassen über ihre Erlebnisse der letzten Tage. Ein junger Mann, dessen Geheimratsecken ihn schon jetzt wie Ende vierzig aussehen ließen, saß auf einer der vielen Bänke und las Zeitung, doch hin und wieder sah er auf und warf einen amüsierten Blick auf die spielenden Kinder. Eine Frau mit langen, dunklen Haaren schob einen Kinderwagen vor sich her, während ihr Mann verzweifelt versuchte, das zweite Kind an der Flucht zu hindern. Die Kleine wollte unbedingt mit den anderen Kindern Ball spielen und bei dem ganzen Geziehe und Gezerre, das sie veranstaltete, um sich von ihrem Vater loszureißen, hatte sie ihren Lolli verloren. Von einer Sekunde auf die andere fing das Mädchen an zu weinen und der inzwischen vollkommen überforderte Vater stand daneben und wusste nicht, was er noch tun sollte.
Bill hatte gar nicht gemerkt, dass er schon seit fast zehn Minuten am Rande des Platzes stand und die Leute beobachtete. Der Anblick der Kinder und der glücklichen Familien versetzte ihm einen schmerzhaften Sich. Er hatte sich, seit er denken konnte, um seine jüngeren Geschwister gekümmert, hatte versucht, die Zwillinge unter Kontrolle zu halten und sich mit Percy über dessen mangelnde Hilfsbereitschaft gestritten, wenn der mal wieder nur in an seinen Schulbüchern klebte. Er hatte sich um Ron und Ginny gekümmert, wenn seine Eltern mal wieder etwas Ruhe brauchten, und sich hin und wieder mit Charlie geprügelt.
Aber mit der Zeit waren sie alle erwachsen geworden… und jetzt brauchten sie ihn nicht mehr, jetzt war das alles vorbei.
Bill warf einen angewiderten Blick zurück in die dunkle Gasse: Sollte das etwa der Weg sein, den er von nun an würde gehen müssen?
Er konnte es nicht mit Bestimmtheit sagen, denn er wünschte sich nichts sehnlicher, als die letzten paar Tage ungeschehen zu machen und einfach zu seiner Familie zurückzukehren. Doch diese Macht hatte er nicht, er konnte es nicht mehr rückgängig machen, es war einfach passiert, er konnte es nicht mehr ändern.
Seine Augen schweiften ein letztes Mal über die fröhlichen Kinder, ein letztes Mal über die kleine Familie, dann wandte er sich ab und verschwand in der schummrigen Gasse, aus der er gekommen war.

Es dämmerte bereits, als er endlich den Tropfenden Kessel erreichte. Er hatte sich mehr als einmal verlaufen, und nach dem Weg fragen konnte er nicht, es wäre mehr als nur ein wenig Glück erforderlich gewesen, um einen Zauberer zu finden der sich dann auch noch im London der Muggel auskannte.
Müde betrat er den von flackerndem Fackellicht erleuchteten Schankraum und ließ sich erschöpft auf einen der Hocker am Tresen nieder. Er kramte eine Weile in seinen Taschen nach den paar Münzen, die er noch zu besitzen hoffte, und warf sie vor sich auf die zerkratzte Holzplatte.
“Bill… auch schon wieder da?â€, fragte Tom, der Wirt, freundlich.
“Sieht wohl ganz danach aus.â€, erwiderte der Rothaarige matt.
“Was kann ich denn diesmal für dich tun?â€
“Eine Flasche Feuerwhiskey wäre nicht schlecht…â€
“Bist du sicher? Ich mein’, ich will mich da nicht einmischen, aber…â€
“Dann lass es.â€, fuhr Bill ihm dazwischen. “Gib mir einfach das Beste, was ich dafür kriegen kann!â€, sagte er schroff und deutete auf die silbernen und bronzenen Geldstücke, die immer noch vor ihm lagen. Der Wirt zählte die Münzen und stellte kurz darauf eine alte, staubige Flasche auf den Tresen, die bis oben hin mit einer braunen Flüssigkeit gefüllt war, welche im Schein der Fackeln grünlich schimmerte.
“Was ist das? Das ist doch kein Feuerwhiskey…â€, stellte Bill misstrauisch fest.
“Für den Whiskey reicht dein Geld nicht, aber das hier ist auch nicht schlecht, es wird dich jedenfalls bei Laune halten!â€
Bill sah nicht wirklich überzeugt aus, aber da er scheinbar keine andere Wahl hatte, zog er schließlich den Korken aus der Flasche und füllte das Getränk in ein Glas, das Tom ihm inzwischen hingestellt hatte.
“Auf die liebe Familie!â€, murmelte er, hob das Glas und leerte es in einem Zug.
Es brannte in seiner Kehle, als ob er gerade Feuerspucken würde, und einen Moment lang hatte er das Gefühl, nicht mehr atmen zu können. Es hätte ihn auch nicht gewundert, wenn ihm im nächsten Augenblick Dampf aus den Ohren gekommen wäre.
“Oh Mann, was ist das für’n Zeug?â€, keuchte er, nachdem er sich vom ersten Schock erholt hatte.
“Wie es wirklich heißt, weiß ich nicht, aber es ist billig und vertreibt die Sorgen. An den scharfen Geschmack gewöhnt man sich mit der Zeit…†Der Wirt wandte ihm den Rücken zu und fing an, seine Gläser zu polieren.
“Solang es hilft…†Bill schenkte sich ein weiteres Glas ein und trank es leer.
“Pass nur auf, dass das ganze nicht wieder so endet, wie gestern. Ich habs dir schon einmal gesagt, ich werde dich vor die Tür setzten! Ich kann es mir nicht leisten, meine Kunden zu verlieren, weil du mal wieder zu viel getrunken hast!â€
“Keine Sorge, ich reiß mich schon zusammen. Außerdem… so schlimm war’s ja jetzt auch nicht.â€
“Nicht schlimm?†Der Wirt drehte sich abrupt um. “Hast du schon in den Spiegel geschaut?â€
“Das ist doch gar nichts.â€, winkte er ab und schenkte sich nach.
Tom schüttelte nur den Kopf und wandte sich wieder seinen Gläsern zu.

Die Zeit verging, und wie auch der Tropfende Kessel, wurde die Flasche immer leerer, während Bill immer schiefer auf seinem Hocker saß.
“Ich glaube, du hast langsam genug!â€, sagte der Wirt und zeigte ein zahnloses Lächeln.
“Das hättest du wohl gern.†Bill lallte ein wenig, aber er machte nicht unbedingt den Eindruck, besonders betrunken zu sein.
“Oh doch, es reicht!â€
“Das werde ich ja wohl am besten wissen!†Der junge Weasley griff nach der Flasche und setzte an.
“Hör auf damit! Ich habe wirklich keine Lust, dich nachher wieder vom Fußboden kratzen zu müssen!â€
Doch Bill hörte nicht auf. Er trank die Flasche leer und stellte sie zurück auf den Tresen.
“Hast du noch mehr davon?â€, fragte er langsam.
“Bist du verrückt? Erstens hast du kein Geld mehr und zweitens würde ich dir sowieso nicht mehr geben, selbst wenn du noch welches hättest. Ich hoffe, du warst wenigstens so schlau, noch ein wenig Geld für das Zimmer zurückzulegen, ich kann dich nämlich nicht noch eine Nacht umsonst hier schlafen lassen.â€
“Wieso denn nicht?â€, fragte Bill etwas abwesend. “Hat doch wunderbar funktioniert!â€
“Für dich vielleicht. Aber das war gestern eine Ausnahme, Bill. Ich sitz auch nicht gerade auf den Galleonen und die Nachfrage ist derzeit groß. Warum also sollte ich dir ein Zimmer umsonst geben, wenn mir jemand anderes zwei Galleonen dafür zahlt?â€
“Weil wir uns schon lange kennen?â€, fragte Bill unschuldig.
“Ein Mal mag das ja in Ordnung sein, aber nachdem du mir gestern fast den ganzen Laden auseinander genommen hast und danach nicht mehr fähig warst, auch nur den einfachsten Zauber auszuführen… Ich durfte den ganzen Saustall wieder aufräumen und bezahlt hast du für das Zimmer schließlich auch nicht. Was würdest du denn an meiner Stelle tun?â€
Bill zuckte nur mit den Schultern, bevor er vom Stuhl rutschte und unsanft auf dem Boden landete. “Verdammt… so ein Mist…†Er war hart auf seiner rechten Schulter gelandet, der blaue Fleck war vorprogrammiert.
Mühsam zog er sich wieder auf die Beine und blieb einen Moment lang unschlüssig stehen. Er schwankte ein wenig und lief schon Gefahr, erneut das Gleichgewicht zu verlieren, als ihn jemand am Arm packte und gerade noch verhinderte, dass der Rotschopf erneut zu Boden ging.
Bill drehte sich halb überrascht, halb entsetz um und erwartete schon fast, seinen beiden Gegnern vom Abend zuvor gegenüber zu stehen.
Aber dort stand ein junger, kräftiger Mann mit ebenso flammend rotem Haar, wie sein eigenes. “Was willst du denn hier?â€, fragte er mürrisch.
“Dich davor bewahren, auf der Straße zu enden.â€, erwiderte Charlie ernst.
“Komm, setz dich zu mir und trink einen mit. Wenn du schon Aufpasser spielen willst, dann hab wenigstens ein bisschen Spaß dabei!â€
Bill wollte sich schon wieder auf dem Hocker niederlassen, aber sein Bruder hielt ihn zurück.
“Du hattest schon genug für einen Abend!â€, sagte er streng, und an den Wirt gewand fuhr er fort: “Wo ist sein Zimmer?â€
“Nja… er hat eigentlich keins mehr. Letzte Nacht sei ihm vergönnt, aber ich kann ihm das Zimmer nicht noch einmal umsonst geben.â€
Charlie nickte und kramte in seinen Taschen. Es dauerte eine Weile, dann hatte er 40 Sickel und ein paar Knuts hervorgekramt. “Reicht das?â€
Der Wirt zählte das Geld und nickte.
“Komm schon Bill, du solltest jetzt wirklich ins Bett.â€, sagte Charlie mit vorwurfsvoller Stimme.
“Ich denk gar nicht daran!†Bill riss sich von seinem Bruder los und setzte sich erneut an den Tresen.
“Soll ich dir ne Ganzkörperklammer verpassen?â€
“Versuchs doch…â€
“Jetzt reicht es aber!†Charlie packte seinen Bruder am Arm und zog ihn mit sich. Das nächste, was er spürte, war ein harter Schlag ins Gesicht. Er taumelte rückwärts, krachte gegen einen der umstehenden Tische und ging zu Boden.
“Du hast mir gar nicht mehr zu sagen! Halt dich einfach aus meinem Leben raus!†Bill schwankte gefährlich und klammerte sich Halt suchend an seinem Hocker fest.
Charlie rappelte sich langsam wieder auf, das Blut, dass ihm aus der Nase lief, bemerkte er gar nicht. “Sag mal, tickt du noch richtig?â€, schrie er wutentbrannt. “Ich will dir doch nur helfen!â€
“Helfen…†Bill schnaubte verächtlich. “Wie du siehst, geht’s mir blendend. Und jetzt verschwinde von hier, geh zurück zu deiner ach so tollen Familie.â€
Stille trat ein.
Charlie stand einfach da und starrte seinen Bruder völlig fassungslos an.
“Sie mich nicht so an… es ist euch doch vollkommen egal, wie es mir geht.â€
“Das stimmt doch überhaupt nicht!†Charlie konnte es einfach nicht glauben. “Was ist denn nur los mit dir?â€
Bill wandte sich langsam zu ihm um. “Was mit mir los ist? Gar nichts, ich habe nur dafür gesorgt, dass Lupin beinahe ums Leben gekommen wäre und das unser Vater in Askaban gelandet ist, aber ansonsten ist alles in bester Ordnung!â€, sagte Bill sarkastisch. Der Hocker war inzwischen umgefallen und Bill versuchte nun krampfhaft, aufrecht stehen zu bleiben. Es gelang ihm nicht.
Charlie konnte gerade noch verhindern, dass sein Bruder zu Boden stürzte. “Ich bring dich jetzt nach oben!â€, sagte er knapp und rechnete schon halb damit, dass Bill wieder um sich schlagen würde, aber nichts dergleichen geschah. Charlies Blick fiel auf die leere Flasche, die immer noch auf dem Tresen stand. “Hat er die ganz alleine leer getrunken?â€
Der Wirt, der ihrer ganzen Auseinandersetzung mehr oder weniger interessiert gefolgt war, nickte nur.
Charlie schüttelte nur enttäuscht den Kopf. So hatte er seinen großen Bruder noch nie erlebt, seinen großen Bruder, zu dem er immer aufgesehen hatte. Bill mochte ja hin und wieder etwas rebellisch gewesen sein, schon allein der ewige Streit mit ihrer Mutter über seine Haare und den Ohrring zeigte das nur allzu gut, aber er liebte seine Familie. Das er jetzt so abfällig über sie redete, war mehr als besorgniserregend. Das war nicht der Bill, den er kannte, er schien ein ganz andere Mensch zu sein.
Aber darüber würde er sich morgen Gedanken machen.
Er schlang sich Bills Arm um die Schulter und schleifte ihn mit sich die Treppe hinauf. Es schien eine halbe Ewigkeit zu dauern, bis sie endlich das Zimmer erreicht hatten und er Bill auf das kleine Bett hieven konnte.
Völlig erschöpft ließ Charlie sich in den schmuddeligen Sessel sinken, der in der dunklen Ecke stand und ehe er es sich versah, war er auch schon eingeschlafen.

Als Bill am nächsten Morgen aufwachte, erinnerte er sich nicht mehr wirklich an das, was am Abend zuvor geschehen war. Und so war er doch sehr überrascht, als er seinen jüngeren Bruder schlafend in seinem Zimmer vorfand.
Eigentlich hätte er gedacht, dass er starke Kopfschmerzen haben müsste, aber das einzige, was er verspürte, war ein dumpfer Schmerz in seiner Schulter. Aber abgesehen davon fühlte er sich einfach blendend, abgesehen von dem nagenden schlechten Gewissen, dass ihn schon seit zwei Tagen nicht mehr in Ruhe ließ.
Er schlug die Bettdecke zurück, stieg aus dem Bett und ging langsam auf seinen Bruder zu. “Charlie?â€, fragte er vorsichtig. “Hey, aufwachen.â€
Charlie schreckte hoch. “Was ist los?†Verwirrt sah er sich um, und es dauerte eine ganze Weile, bis er wieder wusste, wo er war. Er sah auf und starrte Bill vorwurfsvoll an.
Bill war einen Schritt vor ihm zurückgewichen. “Was ist denn mit deinem Gesicht passiert?â€, fragte er besorgt.
“Was damit passiert ist? Frag das deine Faust!â€, sagte Charlie mit resignierter Stimme.
“Ich… also… w-war ich das etwa?†Bill schien einen Moment schockiert.
“Nein, wie kommst du darauf?â€
Einen Moment lang herrschte betretenes Schweigen.
“Tut mir leid.â€, sagte Bill schließlich und wandte sich von seinem Bruder ab.
“Ist schon gut, du warst nicht du selbst.†Charlie hatte sich aus dem Sessel erhoben und streckte seine müden Glieder. “Wir sollten wohl besser gehen, es ist schon spät.â€, sagte er nach einem kurzen Blick aus dem Fenster. Unten in der Winkelgasse herrschte schon reges treiben, Zauberer und Hexen tummelten sich in Scharen vor den vielen Geschäften, in der Hoffnung, noch alles besorgen zu können, bevor sie wieder zu Hause sein mussten.
“Gehen? Wohin?â€
“Na, zum Grimmauldplatz natürlich!â€, erwiderte Charlie und betrachtete seine Nase vor dem schon fast vollkommen erblindeten Spiegel, der neben dem Bett an der Wand hing.
Bill antwortete nicht sofort, obwohl er schon ganz genau wusste, dass er nicht wieder dorthin zurück gehen würde. Er war sich nur nicht sicher, wie er es seinem Bruder erklären sollte. “Ich werde nicht mitkommen!â€, sagte er schließlich.
Charlie wandte sich überrascht zu ihm um. “Aber du musst! Wir brauchen jetzt wirklich jeden Mann!â€
Doch sein Bruder schüttelte nur den Kopf. “Ich kann nicht, Charlie, es geht wirklich nicht!â€
“Aber warum?â€
“Mom hat mich mehr oder weniger freundlich vor die Tür gesetzt, ich kann jetzt nicht einfach da reinschneien und so tun, als ob nichts gewesen wäre.â€
“Das sagt doch auch keiner. Aber ihr müsst euch aussprechen, das kann doch so nicht weiter gehen.â€
“Sie wird nicht mit sich reden lassen, glaub mir.â€
“Denkst du das wirklich? Denkst du wirklich, dass sie, nach allem, was mit Percy passiert ist, so scharf darauf ist, noch einen ihrer Söhne zu verlieren?â€
“Ich weiß es nicht… es sieht ganz danach aus.†Bill wandte sich von seinem Bruder ab und ließ sich auf das Bett sinken.
“Ich glaube, es war einfach alles ein bisschen viel für sie, und wahrscheinlich bereut sie es inzwischen genauso sehr, wie du.†Charlie richtete den Zauberstab auf seine gebrochene Nase und murmelte: “Episkey.†Einen Moment später war alles wieder beim Alten, abgesehen von dem getrockneten Blut, dass ihm immer noch am Kinn und am Hals klebte.
“Das mit deiner Nase tut mir wirklich leid.â€, sagte Bill erneut und hoffte inständig, dass sein Bruder ihm das nicht mehr übel nahm.
“Wie gesagt, du warst nicht du selbst und außerdem habe ich dir deine auch schon gebrochen.â€, erwiderte Charlie knapp und mit einem kurzen “Tergeo!†entfernte er das Blut aus seinem Gesicht.
“Das schon, aber du hast dir dabei zwei Finger gebrochen, es war also quasi ausgleichende Gerechtigkeit.â€
“Also, kommst du jetzt mit, oder muss ich dich dazu zwingen?â€, fragte Charlie erneut.
“Ich werde hier bleiben! Tut mir leid, aber ich muss noch etwas darüber nachdenken.â€
“Das kannst du auch unterwegs tun! Es bringt doch nichts, wenn du dich hier in deinen eigenen Gedanken vergräbst.â€, sagte Charlie aufmunternd.
“Nein… ich werde erst zurückkommen, wenn ich einen Weg gefunden habe, es wieder gut zu machen.â€
“Was willst du denn tun, ihnen den Kopf von Du-weißt-schon-wem auf dem Silbertablett servieren?â€, fragte der jüngere Weasley und schüttelte amüsiert den Kopf.
“Warum nicht?†Bill sah nicht auf, aber seine Stimme klang ernst.
“Warum nicht? Es ist glatter Selbstmord, darum. Wobei… es als Selbstmord zu bezeichnen wäre glatt untertrieben!â€
“Es muss ja nicht gleich sein Kopf sein…â€, versuchte Bill seinen Bruder zu beschwichtigen.
“Sag mal… du denkst doch jetzt nicht wirklich daran, dich in die Höhle des Löwen zu begeben, oder? Das war doch nur ein Witz… sag mir, dass es nur ein Witz war!â€, sagte Charlie unsicher.
Doch Bill schüttelte nur den Kopf. “Ich muss es wieder gut machen… es gibt keine andere Möglichkeit…â€, murmelte er leise vor sich hin.
“Bill… jetzt sei doch vernünftig!†Charlie war auf seinen Bruder zugegangen, aber der reagierte überhaupt nicht. “Bill… BILL!†Immer noch keine Reaktion. Bill schien mit einem Mal vollkommen abwesend zu sein. “WILLIAM WEASLEY!â€
Bill zuckte zusammen und starrte seinen Bruder völlig entgeistert an. Bisher hatte nur seine Mutter ihn so genannt, und das auch nur, wenn sie wirklich wütend war.
“Was auch immer du vor hast… lass es bleiben!â€, sagte Charlie mit Nachdruck in der Stimme.
Bill antwortete nicht und es sah auch nicht danach aus, als ob er noch etwas dazu sagen würde.
Charlie sah irgendwann ein, dass er seinen Bruder nicht dazu bringen konnte, mit ihm zu kommen, und obwohl er das ungute Gefühl hatte, dass er ihn lieber nicht alleine lassen sollte, so wusste er auch, dass er ihn trotz allem nicht von seinem Vorhaben abhalten konnte. Selbst wenn er versuchen würde, ihn die ganze Zeit im Auge zu behalten, würde Bill die erstbeste Gelegenheit nutzen, um zu verschwinden.
“Ich werde dir helfen, egal, was du vor hast!â€, sagte Charlie schließlich und hoffte auf Bills Zustimmung.
Aber Bill schüttelte energisch den Kopf. “Auf gar keinen Fall! Ich werde nicht zulassen, dass du da auch noch mit hineingezogen wirst!†Es war, wie schon in ihren Kindheitstagen, Bill wollte ihn beschützen, vor allem und jedem.
“Du weißt schon, dass wir keine Kinder mehr sind, oder?â€
“Das hat damit nichts zu tun. Es ist schon schlimm genug, dass Lupin beinahe umgekommen wäre… Wenn dir etwas passiert - Ich könnte mir das niemals verzeihen!â€
“Hey… ich arbeite mit Drachen, viel gefährlicher kann es ja nicht werden, oder?†Charlie versuchte ein Lächeln, aber es gelang ihm nicht.
“Das ist etwas völlig anderes, und das weißt du auch. Wenn dich ein Drache anfällt ist es wenigstens nicht meine Schuld.â€, gab Bill trocken zurück.
Charlie erkannte schließlich, dass er den Kampf verloren hatte. Er wandte sich von seinem Bruder ab und machte sich auf den Weg nach draußen. Vor der Tür hielt er noch einmal inne. “Du weißt, dass du jederzeit auf mich zählen kannst! Wenn du doch noch zur Vernunft kommst, weißt du ja, wie du mich erreichen kannst.†Und mit diesen Worten verließ er den Raum und Bill war wieder allein.
Er schaute sich noch einmal nach seinem Bruder um, aber Charlie war verschwunden. Dann fiel sein Blick plötzlich auf einen Zettel, der zusammengefaltet auf dem kleinen Nachttischchen lag. Zögernd griff er danach und faltete das Pergament auseinander. Ein Foto rutschte heraus und glitt langsam zu Boden, doch Bill beachtete es im ersten Moment gar nicht.

Damit du uns nicht vergisst!

Bill bückte sich und hob das Foto vom staubigen Boden auf. Es war schon fünf oder sechs Jahre alt und er erinnerte sich sofort wieder an den Tag, an dem sie es aufgenommen hatten. Die neun Weasleys standen vor dem Fuchsbau, der damals schon genau so instabil aussah, wie heute, und lächelten ihn an. Die Zwillinge strahlten über das ganze Gesicht, und das, obwohl sie kurz vorher von ihrer Mutter angeschrieen worden waren, weil sie beinahe das ganze Haus in Brand gesteckt hätten. Percy sah etwas gehetzt aus, wie immer, wenn er von etwas Wichtigem abgehalten wurde, und Ron war gerade kurz davor, das erste Mal nach Hogwarts zu fahren.
Bill seufzte und steckte das Foto in seinen Umhang. Die Zeiten hatten sich geändert, das Foto zeigte eine weit entfernte Erinnerung, und doch tat es irgendwie gut, in diese fröhlichen Gesichter zu sehen und er hoffte, dass es irgendwann wieder so sein würde, wie damals, dass sie irgendwann wieder eine Familie sein würden. Aber bis dahin würde noch einiges passieren müssen.
Er stand entschlossen von seinem Bett auf und verließ das Zimmer. Er hatte einen Plan, und den wollte er sofort in die Tat umsetzten.
Bill verließ den Tropfenden Kessel und betrat kurze Zeit später die Winkelgasse. Doch anstatt in eines der vielen, umliegenden Geschäfte zu gehen, bog er kurz darauf in eine Seitenstraße ein, genauer gesagt, in die Nockturngasse, um auf Beobachtungsposten zu gehen. Er konnte nicht sagen, wie lange es dauern würde, bis er der richtigen Person über den Weg lief, und so konnte er nichts weiter tun, als zu warten.

Es vergingen mehrere Tage und Bill hatte sein Verließ in Gringotts um einen erheblichen Betrag geleert. Er hatte zwar nichts mehr getrunken, aber jede Nacht im Tropfenden Kessel zu verbringen, war auf die Dauer nicht sonderlich billig.
Er sehr darauf bedacht, einen großen Bogen um den Laden seiner beiden Brüder zu machen, deren Geschäfte nicht nur auf den ersten Blick sehr gut zu laufen schienen, denn er hatte keine Lust, ihnen auch noch die ganze Sache erklären zu müssen.
Und so verbrachte er Stunde um Stunde in der Nockturngasse.
Auch hier gab es einen kleinen Spelunke, und obwohl er wusste, dass das wohl der allerbeste Ort war, um nach dem Gesuchten Ausschau zu halten, so war ihm absolut nicht wohl bei der Sache. Der Laden schien den Abschaum magisch anzuziehen und schon allein bei dem Gedanken, diesen düsteren Figuren bei Nacht über den Weg zu laufen, wurde ihm ganz übel.
Bill hatte die Hoffnung schon fast aufgegeben, dass er das Ziel seiner Beobachtungen doch noch irgendwann finden würde, doch als er den Pub an diesem Abend verließ, hörte er hinter sich eine nur allzu bekannte Stimme.
“Sieh an, ein Weasley.â€
Bill wandte sich langsam um und fand sich der wie immer überheblich wirkenden Gestalt von Lucius Malfoy gegenüber.
“Was treibt jemanden wie Sie in so eine Gegend? Sollten Sie nicht bei Ihrer Blutsverräterfamilie sein?â€
“Ich habe mir meine Familie nicht ausgesucht!â€, sagte Bill abfällig.
“Na, na, na, redet man so etwa über das eigene Fleisch und Blut?†Lucius Malfoy schenkte ihm ein bösartiges Lächeln.
“Wenn Sie es noch so nennen wollen… ich für meinen Teil bin mit denen fertig!†Bill dreht sich um und machte sich wieder auf den Weg.
“Wohin denn so eilig?â€, fragte Malfoy, packte Bill am Arm und riss ihn herum. Im selben Augenblick ließ ließ er ihn auch schon wieder los, als hätte er etwas besonders schmutziges und Ekel erregendes berührt.
“Was wollen Sie von mir?†Bill versuchte ein äußerst mürrisches Gesicht zu machen.
“Nichts.â€, erwiderte Malfoy scharf. “Ich habe mich nur gefragt, warum ein Weasley des Nachts hier herumschleicht.â€
“Ich suche nach einem Weg, um meine Sippschaft endgültig los zu werden.â€
“Oho!†Lucius Malfoy lächelte ihn hinterhältig an. “Aber irgendwie fällt es mir schwer, diese Geschichte zu glauben. Ein Weasley, der seiner eigenen Familie den Gar ausmachen will?â€
“Sie können es glauben, oder auch nicht, das ist Ihr Problem, nicht meines!â€, erwiderte er schroff.
“Ich würde es nur allzu gerne glauben, einen fähigen Zauberer könnte ich immer gebrauchen… selbst wenn es nur ein Weasley ist.â€
Bill horchte auf. Er hatte ihn soweit, jetzt war es an der Zeit, den Köder auszulegen.
“Ich kann es Ihnen beweisen!â€, sagte er knapp.
“Ach ja? Und wie? Wollen Sie ihre missratenen Brüder in Mäuse verwandeln? Ich kenne weitaus amüsantere Wege, mich unterhalten zu lassen.â€
“Nein, ich werde Ihnen Harry Potter ans Messer liefern!â€

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@marco83:

Kein Problem, wir haben ja genug Platz =)
Das mit dem Keks tut mir leid, wie wäre es mit einem Diät-Keks? (Ich weiß leider nicht, wie die schmecken *g*)

@Black Lady 66:

*umguck* *keine andere Black Lady seh*
Natürlich warst du gemeint! Was mit Bill nun genau passiert ist, wissen wir immer noch nicht (bzw. ihr wisst es immer noch nicht *fg*), dieses Kapitel gibt lediglich einen kleinen Einblick in seine Erlebnisse seit seinem Treffen mit Harry im St. Mungo (Wie man hoffentlich bemerken konnte.)
Aber soweit ich weiß, wird euch das nächste Kapitel darüber aufklären.

@Beaky:

Ja, da hast du schon Recht (wie ich auch schon im FF-Thread sagte), es ist nicht wirklich so spannend, das nächste, als das hier, auch nicht. Es ist eher eine bedrückende Stimmung, die sich hier ausbreitet. Was die Ship-Sache angeht, so verweise ich erneut auf den Thread. (Ich will mich ja nicht dauernd wiederholen *g*)

@Muggel_w:

Doch, leider... Auch wenn ich mir über den Ausgang der Sache noch nicht ganz im Klaren bin. Es wurde jedenfalls mal Zeit, dass er wieder erwähnt wurde, denn irgendwie wusste man ja überhaupt nicht, was er so gemacht hat. Dieses Kapitel sollte darüber natürlcih n bissle mehr Auskunft geben, auch wenn die fatalen Ereignisse noch etwas warten müssen. =)
Über die Zahl der Toten werde ich nichts sagen, das bleibt erst einmal mein Geheimnis. (Wenn es überhaupt zu so etwas kommt... wir werden sehen.)

@xStracax:

Willkommen zurück. Ich hoffe, dein Urlaub war erholsam =)
Schön, dass es dir noch gefällt, ich hatte schon Angst, du hättest das Interesse verloren, was ich dir angesichts der zwischenzeitlich sehr langen Wartezeiten nicht verübelt hätte.

@All: Vielen Dank fürs Lesen und Kommentieren! Bis demnächst!


Wenn Du Lob, Anmerkungen, Kritik etc. über dieses Kapitel loswerden möchtest, kannst Du einen Kommentar verfassen.

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Wenn man wie ich über Böses schreibt und wenn einer der beschriebenen Figuren im Grunde ein Psychopath ist, hat man die Pflicht, das wirklich Böse zu zeigen, nämlich, dass Menschen getötet werden.
Joanne K. Rowling