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Fanfiction

Umbridges Rache - Auf der Suche nach der Wahrheit

von Krummbein_1986

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Eigentlich hatte Harry erwartet, dass er in dieser Nacht augenblicklich wieder in den dunklen Korridor fallen würde, sobald er die Augen schloss und in die Welt der Träume zurücksank. Aber er hatte sich getäuscht. Er träumte in dieser Nacht überhaupt nichts - jedenfalls konnte er sich am nächsten Morgen nicht daran erinnern.
Als er zusammen mit Ron zum Frühstück hinunter kam, herrschte schon rege Aufbruchsstimmung. Tonks und Moody würden die Weasleys zum St. Mungo begleiten, wie sie es auch schon vor Weihnachten getan hatten. Tonks, die sich wie immer äußerst ungeschickt anstellte, hatte es doch tatsächlich geschafft, Sirius Mutter dreimal in nicht allzu großen Abständen aufzuwecken und so hallten ihre Schreie ein ums andere Mal durch das Haus um auch noch den letzten aus dem Schlaf zu reißen.
Ron und Harry befolgten Sirius’ Anweisung, sich gleich in die Küche zu begeben und als sie endlich den kühlen, düsteren Raum betraten, war Harry einigermaßen überrascht, Fred schon am Küchentisch vorzufinden. Er hatte nicht erwartet, ihn schon zu sehen, bevor die Weasleys zum St. Mungo aufbrechen würden.
Fred schien in etwas besserer Stimmung, als an dem Abend, als sie nach London gekommen waren. Er wirkte nicht mehr so verstört und verschlossen und hatte scheinbar auch einen Hauch mehr Farbe im Gesicht. Doch seine Haare standen fast so schlimm in alle Richtungen ab, wie die von Harry und die dunklen Ringe unter seinen Augen waren nicht zu übersehen. Er sah auch nicht auf, als Harry und Ron eintraten, sondern stocherte weiter lustlos in seiner Müslischale herum.
Mrs. Weasley, die einen Augenblick später ebenfalls in die Küche kam, machte ihnen wortlos Frühstück und verschwand dann auch schon wieder, bevor einer von ihnen auch nur ein Wort mit ihr hatte wechseln können.
Alles in allem war die Situation doch recht angespannt, als sich Ron und die anderen eine halbe Stunde später auf den Weg machten. Harry sagte Ron noch auf Wiedersehen und wollte gerade die Treppe hinauf zurück in sein Zimmer gehen, als Mrs. Weasley ihm eine Hand auf die Schulter legte. Er zuckte regelrecht zusammen, wandte sich zu ihr um und sah sie fragend an.
"Beeil dich Harry, wir wollen gleich los.", sagte sie hastig und wollte sich schon wieder ihren Kindern zuwenden, als sie bemerkte, dass Harry sie nun noch verdutzter anstarrte. "Harry, mein Schatz, was ist denn?", fragte sie und runzelte die Stirn. "Du wusstest doch, dass du mitkommst, oder nicht? Ich meine… schließlich gehörst du ja so gut wie zur Familie…" Ein aufmunterndes Lächeln breitete sich auf ihrem Gesicht aus.
Harry war etwas unwohl bei dem Gedanken, die Familie zu begleiten. Er hatte wieder einmal das Gefühl, nicht wirklich dazu zu gehören. Es kam ihm vor, als würde er in etwas eindringen, in dem er nichts zu suchen hatte.
Doch schließlich löste er sich aus seiner Starre und zog sich eilig die Schuhe an um die anderen nicht noch weiter aufzuhalten.
Als sie das Hauptquartier verließen, herrschte noch einigermaßen gute Stimmung. Man redete, erzählte sich von Diesem und Jenem, hin und wieder konnte man sogar ein Lachen vernehmen, auch wenn es fast sogleich wieder erstarb. Sie machten gute Miene zum bösen Spiel. Vor allem Ginny schien ihr Unbehagen, angesichts dessen was ihnen bevorstand, mit einem Lächeln überspielen zu wollen - doch es gelang ihr nicht wirklich.
Harry unterhielt sich mit Tonks und versuchte ganz beiläufig zu klingen, als er fragte: "Weißt du, wo Mr. Weasley vorletzte Nacht so dringend hin musste?"
Tonks, deren Haare in einem grellen Bonbonrosa erstrahlten, musterte ihn etwas misstrauisch. Sie hatte sofort erkannt, dass er das nicht ohne Grund gefragt hatte, aber im Gegensatz zu den andern versuchte sie gar nicht erst, ihm eine Lüge aufzutischen, sondern sagte mit ehrlicher Stimme: "Es tut mir leid Harry, aber das kann ich dir nicht sagen." Allerdings war sich Harry nicht sicher, ob sie es ihm nicht sagen wollte, oder es einfach nur nicht wusste. Während er nun schweigend neben ihr her lief, lauschte er mit gespitzten Ohren dem Gespräch von Moody und Ginny, die versuchte, ihm eine Antwort auf die Frage zu entlocken, wie er denn zu seinem magischen Auge gekommen war. Moody schien jedoch nicht sehr auskunftsfreudig. Er versuchte die ganze Zeit, die Frage zu ignorieren und Ginnys Aufmerksamkeit auf etwas anderes zu lenken. Schließlich gab Ginny es auf und wandte sich an Tonks, in der Hoffnung, dass sie vielleicht eine Ahnung hatte, was da geschehen war. Doch Tonks zuckte nur mit den Schultern und fing dann an, über ihre bisherigen Abenteuer als Aurorin zu reden, denn obwohl sie, nach ihrem Alter zu schließen, noch nicht sehr lange in diesem Metier arbeitete, schien sie schon eine ganze Menge erlebt zu haben. Harry lauschte sehr interessiert ihrer Unterhaltung und stellte sich vor, wie es wohl sein würde, selbst ein Auror zu sein. Komisch war es schon, sich in diese Lage zu versetzen und er erinnerte sich daran, dass McGonagall gesagt hatte, sie würde ihm helfen ein Auror zu werden, und wenn es dass Letzte wäre, was sie tue.
Es schien schon eine halbe Ewigkeit her, dass sie das gesagt hatte, aber eigentlich waren es nur zwei Tage.
Und schon wieder prasselten die Erinnerungen an das, was nach diesem Gespräch passiert war, auf ihn ein und unwillkürlich fiel sein Blick auf Fred, der die ganze Zeit noch kein Wort gesagt hatte. Er lief mit ausdrucksloser Miene und hängenden Schultern neben ihnen allen her. Es war ein ganz seltsamer Anblick, ihn ohne seinen Zwillingsbruder zu sehen, irgendwie befremdlich, als ob etwas sehr wichtiges fehlte.
Harry beobachtete ihn eine Weile und fing an sich zu fragen, was wohl in diesem Augenblick in dem rothaarigen Jungen vor sich gehen mochte. Immer wieder sah er eine Spur von Angst und Entsetzten in seinen Augen aufflackern, auch wenn der Rest seines Gesichts keinerlei Gefühlsregung zeigte. Er muss es immer wieder durchleben, dachte Harry traurig. Es ist ein Teufelskreis, aus dem es kein entrinnen gibt. Er kannte dieses Gefühl, dieses beklemmende Gefühl, dass es keinen Ausweg mehr gibt. Den ganzen Sommer über hatte er sich davon hinreißen lassen - und irgendwann hatte er erkannt, dass er selbst einfach keinen Ausweg finden wollte. Jede Nacht, in der er den Friedhof besucht hatte, in der Voldemort ihn in seinen Träumen heimsuchte, jede Nacht hatte er sich gewünscht, dass es endlich aufhörte, dass er endlich davon loskam - bevor ihm klar wurde, dass dieser innerliche Schmerz, diese Wut, dieses Leid ihm nur zeigen wollte, dass er immer noch am Leben war, dass er dem Grauen entkommen konnte.
Diesen Teil von ihm, der auf jenem Friedhof gestorben war, hatte er endlich begraben und sein Blick war nun auf die Zukunft gerichtet und auf die Schlacht, die ihn dort erwarten würde.
Harry hatte überhaupt nicht mitbekommen, wie schnell sie vorangekommen waren, bis sie plötzlich wieder vor dem Schaufenster der ' Reinlich und Tunkunter GmbH' standen und Mrs. Weasley die Schaufensterpuppe um Einlass bat. Augenblicklich erstarb alles Gerede und gespannt warteten sie darauf, dass die Puppe ihnen den Durchgang gewährte.
Wie selbstverständlich traten sie einer nach dem anderen durch die Glasscheibe und tauchten einen Moment später in der Eingangshalle des St. Mungo Hospitals für magische Krankheiten und Verletzungen wieder auf. Wie bei ihren letzten beiden Besuchen, war die Halle gefüllt mit Menschen. Manche von ihnen sahen sehr merkwürdig aus oder gaben komische Laute von sich, aber viele warteten wohl einfach nur auf eine Antwort der Heiler, wie es ihrem Ehemann, Geliebten, Freund, Kind oder Geschwistern ging. Sie saßen verstreut in dem großen Raum, lasen den Tagespropheten, die Hexenwoche oder auch gelegentlich den Klitterer. Harry musste grinsen, als er sah, wie eine ältere Hexe mit graumelierten Haaren, die sie zu einem festen Knoten zusammengebunden hatte, über das Magazin gebeugt dasaß und immer wieder mürrisch das Gesicht verzog. Harry trat etwas näher heran, um einen Blick auf das Titelblatt zu erhaschen und einen Augenblick später sah er sich selbst, wie er sich lächelnd zuwinkte. Er wunderte sich ein wenig, dass diese Dame in einer so alten Ausgabe las - und was sie las, schien ihr nicht wirklich zu gefallen. Sie schnaubte verächtlich auf und warf das Magazin mit einem angewiderten Gesichtsausdruck neben sich auf einen kleinen Tisch, auf dem auch noch mehrere andere Zeitschriften herum lagen, die allem Anschein nach ebenfalls schon etwas älter waren. Die Seiten waren zum Teil zerknickt, es wimmelte von Eselsohren und das Papier war mit fettigen Fingerabdrücken und Kaffeeflecken übersät.
Ein sehr verwirrt aussehender Mann stieß Harry im vorbeigehen schmerzhaft mit dem Ellenbogen in die Rippen.
"Schöner Tag heute, nicht wahr?", sagte der Mann und starrte ihn aus seltsam schielenden, blauen Augen an. "Sie wissen nicht zufällig, wo wir hier sind? Ich bin mir nämlich nicht mehr ganz sicher, wie ich hierher gekommen bin. Meine Mutter hat mich zum Milchholen geschickt, wissen Sie, und…" Seine Stimme wurde zu einem Flüstern. "Sie weiß nicht, dass ich mich heimlich mit meiner Freundin treffe…" Er kicherte vergnügt vor sich hin. Harry war nun vollkommen durcheinander. Der Mann war sicher schon über dreißig und Harry konnte sich nicht vorstellen, dass er noch bei seiner Mutter wohnte. In diesem Augenblick kam eine gehetzt aussehende, blonde, junge Frau angelaufen. Sie war hoch gewachsen und auf den ersten Blick sehr hübsch, doch ihr Gesichtsausdruck vermittelte sofort das Gefühl, dass mit ihr nicht gut Kirschen essen war.
"Komm jetzt, Sam, du hast mich schon genug Zeit gekostet. "Sie packte den Mann am Handgelenk und zog ihn mit sich in Richtung der Treppen. Einen Moment später waren sie auch schon in der Menge verschwunden.
Mrs. Weasley seufzte, als sie versuchte, die kleine Gruppe beieinander zu halten. Moody und Tonks hatten sich schon kurz zuvor von ihnen gelöst um in der Besuchercafeteria auf sie zu warten. Als Harry sich umsah, fiel ihm auf, dass nur Ginny noch fehlte. Einen Moment später entdeckte er auch schon ihren roten Haarschopf, der weiter hinten im Raum aus der Menge hervorstach. Mrs. Weasley schien sie jedoch nicht gesehen zu haben, denn sie schaute immer noch suchend umher. Also lief Harry auf Ginny zu, um sie zurück zu ihrer Mutter zu bringen, die kurz davor war, durchzudrehen. Als er bei Ginny angelangt war, blieb er stehen und wollte sie gerade dazu bewegen, mit ihm zu kommen, als er ihren faszinierten Gesichtsausdruck wahrnahm. Er folgte ihrem Blick und sah nun zu einem kleinen Jungen hinüber, der es doch tatsächlich irgendwie geschafft hatte, sich mit einer großen Zimmerpflanze und einem kleinen, gelben Kanarienvogel zu verschmelzen. Jedenfalls schien es auf den ersten Blick so. Der Junge stand in einem überdimensionalen Blumentopf, aus seinem Rücken und der rechten Hand wuchsen lange Äste, die mit dicken, grünen Blättern versehen waren. Sein linker Arm war eigentlich kein Arm, sondern ein Flügel, der mit flaumigem, gelbem Gefieder überdeckt war. Und ein kleiner, zwitschernder Vogel, dessen linker Flügel irgendwie Ähnlichkeit mit einem menschlichen Arm hatte, umkreiste unruhig seinen Kopf. Harry starrte vollkommen verwirrt zu dem Kind hinüber. Wie um alles in der Welt kann ein Vogel mit einem menschlichen Arm noch fliegen?, schoss es ihm augenblicklich durch den Kopf. Das ist doch albern, dachte er, die Frage sollte vielmehr lauten: Wie hat der Junge das nur angestellt?
Just in diesem Moment trat ein kleiner untersetzter Mann auf den Jungen zu und mühte sich, den schweren Topf hoch zu hieven um in der Schlange der wartenden am Empfangspult einen Schritt weiter zu kommen.
"Hier steckt ihr also" Harry zuckte zusammen als er Mrs. Weasleys Stimme direkt neben sich vernahm. Hastig wandte er sich zu ihr um. "Kommt schon, wir müssen weiter."
Bei diesen Worten drehte sie sich eilig um und bahnte sich einen Weg durch die Menge. Ginny und Harry folgten. Kurz darauf stießen sie wieder auf Fred und Ron, die nahe des Empfangspultes auf sie gewartet hatten.
Dieses Mal reihten sie sich jedoch nicht in der Schlange ein, sondern gingen schnurstracks auf die Treppen zu und einen Augenblick später konnte Harry das merkwürdige Pärchen wieder vor sich erkennen. Scheinbar hatte es die Frau nicht geschafft, Sam auch nur ein Stück weit vorwärts zu bewegen.
Eigentlich müssten sie schon viel weiter gekommen sein, dachte Harry.
Die Frau schrie Sam mit lauter Stimme an, packte ihn schließlich rigoros am Arm und schleifte ihn die Treppe hinauf.
Also stiegen die vier Weasleys und Harry hinter ihnen die Stufen hinauf und Harry stellte beunruhigt fest, dass Sam sich immer wieder umdrehte und ihn mit seinem Silberblick musterte, als hätte er noch nie etwas so faszinierendes gesehen. Erst als die beiden im dritten Stockwerk in einen Korridor einbogen und seine Begleiterin ihn mühsam hinter sich herzog, wandte Sam den Blick ab und betrachtete nun aufmerksam seine Umgebung. Harry atmete erleichtert auf. Er wusste nicht, wie lange er den stechenden Blick des Mannes noch ertragen hätte und war sichtlich erleichtert, nicht mehr von ihm auf die Probe gestellt zu werden.
Kurze Zeit später erreichten sie den fünften Stock. Mrs. Weasley wandte sich nach links und die anderen folgten ihr.
Harry wurde nun leicht nervös und das Gefühl verstärkte sich, je näher sie dem Zimmer kamen, in dem George seit nun beinahe zwei Tagen behandelt wurde. Was würde ihn dort drinnen erwarten?
Schlagartig tauchten die schrecklichen Bilder wieder vor seinem inneren Auge auf: George, wie er blutüberströmt im Gemeinschaftsraum zusammengebrochen war, wie er reglos auf dem kleinen Sofa gelegen hatte, wie er geschrieen hatte, als Bill ihn ins St. Mungo bringen wollte - und ihm wurde klar, dass ihn das nicht mehr so schnell los lassen würde.
"Es ist die letzte Tür auf der linken Seite", sagte Mrs. Weasley mit heiserer Stimme, als sie ungefähr die Hälfte des Korridors hinter sich gelassen hatten. Harry hob den Kopf und schaute nach vorne. Von weitem konnte er erkennen, dass der Korridor in einen weiteren mündete. In diesem Moment kam eine Heilerin mit kurzen, braunen Haaren und Brille aus Georges Zimmer. Ihr Blick war auf ein Klemmbrett geheftet, das sie in der Hand hielt. Mrs. Weasley beschleunigte ihre Schritte, scheinbar um die Heilerin noch abzufangen, aber diese hatte die Gruppe wohl nicht kommen hören, denn ohne ein einziges Mal aufzublicken, erreichte sie das Ende des Ganges, wandte sich nach rechts und war verschwunden, noch ehe Mrs. Weasley die Tür des Krankenzimmers erreicht hatte.
"Das fängt ja schon gut an.", flüsterte Ginny, die ihre Mutter nervös musterte. Mrs. Weasley hatte einen etwas empörten Blick aufgesetzt und eine leichte Röte breitete sich auf ihrem Gesicht aus, als sie die Türklinke ergriff. Sie atmete noch einmal tief durch und öffnete dann die weiße Holztür, deren freundliche Farbe scheinbar besänftigend wirken sollte, aber Harry mehr wie eine Lüge vorkam, die das Grauen im Innern zu verschleiern suchte.
Nacheinander traten sie ein und als sie langsam auf das scheinbar einzige, belegte Bett am Fenster zugingen, hielt Harry sich im Hintergrund. Er fühlte sich überhaupt nicht wohl. Er fühlte sich wie ein Eindringling, der ohne zu Fragen in ihrer Mitte Platz genommen hatte. Am liebsten wäre er bei Sirius am Grimmauldplatz geblieben - oder wenigstens mit Tonks und Moody in die Besuchercafeteria gegangen. Er gehörte hier einfach nicht her.
Harry starrte auf seine Füße hinab, doch nach einer Weile schienen sie nicht mehr genug Ablenkung zu schaffen. Also hob er erneut den Kopf, doch aus Angst, was er zu sehen bekommen würde, wandte er seinen Blick bewusst von George‘s Bett ab und schaute sich im Zimmer um. Es war etwas kleiner, als das von Mr. Weasley und das Licht, dass durch das schmale Fenster fiel, ließ es etwas heller wirken und machte es um einiges freundlicher, als die Räume auf der Station für Verletzungen durch Tierwesen. Doch im Gegensatz zu Mr. Weasleys Krankenzimmer gab es hier keine weiteren Patienten. Die beiden anderen Betten waren leer und das Weiß der Laken und der Wände war so strahlend, dass es ihn schon fast blendete. Auch sie erzählten eine Lüge. Alles hier war verlogen. Nichts von dem, was dieses Strahlen und dieses Weiß ihm sagen wollten, war die Wahrheit. Hier drinnen gab es kein Strahlen, hier gab es kein Licht, hier gab es nur Angst... nichts als die Angst davor, dass es schief gehen könnte, dass George doch noch aus ihrer Mitte gerissen wurde.
Doch dann meldete sich eine ganz leise Stimme in seinem Innern: Vielleicht ist es auch keine Lüge, vielleicht ist es nicht das Strahlen des Glücks, sondern einfach nur ein Funken Hoffnung...
Die ganze Zeit über war er einfach hinter den anderen hergetrottet, tief in seinen Gedanken versunken, sodass er gar nicht bemerkt hatte, dass sich außer ihnen noch jemand im Raum befand. Ein junger Mann saß auf einem Stuhl beim Fenster und schlief, die langen, roten Haare zu einem unordentlichen Pferdeschwanz zusammengebunden.
Fast im selben Augenblick, als Harry klar wurde, wer es war, schrak Bill aus dem Schlaf hoch und schaute sich verschlafen um. Doch als er erkannte, wer da gerade hereingekommen war, lenkte er den Blick rasch zu seinen Füßen hinunter, als könnte er es nicht ertragen, seine Mutter anzusehen. Harry runzelte die Stirn. Er hatte Bill nicht mehr gesehen, seit er einen Tag zuvor aus der Küche gestürmt war und mit interessiertem Blick betrachtete er die Gestalt von Ron's ältestem Bruder. Und was er sah versetzte ihm einen schmerzlichen Stich. Bill wirkte abgespannt und war scheinbar am Ende seiner Kräfte. Ein kräftiges Veilchen zeichnete sich um sein rechtes Auge ab und auch seine Nase sah ganz danach aus, als wenn er sich vor kurzem geprügelt hätte.
"Raus hier!", sagte Mrs. Weasley mit bebender Stimme und starrte mit eisiger Miene auf ihren Sohn hinab.
Einen Moment lang war der Raum von donnerndem Schweigen erfüllt bis Bill schließlich den Kopf hob und seine Mutter mit traurigem Gesicht ansah.
"Können wir das nicht irgendwie klären, Mom?" Wieder wurde es still und es kam Harry so vor, als würde Mrs. Weasley im nächsten Augenblick explodieren.
"Nein, können wir nicht.", presste sie hervor. "Und jetzt verschwinde von hier… RAUS HAB ICH GESAGT…"
Harry merkte, wie die anderen bei diesen Worten zusammenzuckten. Noch nie hatte er Mrs. Weasley so wütend gesehen, nicht einmal, als sie herausgefunden hatte, das Fred und George Mr. Weasleys fliegenden Ford Anglia benutzt hatten um Harry aus den Klauen der Dursleys zu befreien. Und erneut fragte er sich, was der Grund für diesen Streit war.
Bill hatte sich inzwischen von seinem Stuhl erhoben und ging nun wortlos an ihnen vorbei zur Tür. Als er an seiner Mutter vorbeikam blieb er kurz stehen und schaute sie bedrückt an, scheinbar unsicher, ob er noch etwas erwidern sollte, oder nicht. Doch sie starrte mit ausdrucksloser Miene in die andere Richtung und würdigte ihn keines Blickes. Mit hängenden Schulter und gesenktem Kopf lief ihr Sohn weiter und erreichte schließlich die Tür. Erneut hielt er inne, offenbar hin und her gerissen zwischen dem Drang, den Streit zu klären und der Angst vor einem erneuten Wutausbruch seiner Mutter. Schließlich wandte er sich noch ein letztes Mal zu ihnen um.
"Ich habe einen Fehler gemacht und es tut mir leid... ich hoffe, du weißt das." Seine Stimme war ganz ruhig, aber Harry glaubte die Verzweiflung herauszuhören, die hinter diesen Worten steckte. Keiner sprach ein weiteres Wort, als Bill einen letzten Blick auf seinen verletzten Bruder warf und dann das Zimmer verließ.
Harry sah zu Mrs. Weasley hinüber, die immer noch in die entgegengesetzte Richtung starrte. Doch nun konnte er Tränen erkennen, die in ihren Augen glitzerten. Was hatte Bill nur getan, dass seine Mutter sich ihm gegenüber so kalt und unnahbar verhielt? Warum zerbrach diese Familie, die er doch so gerne mochte und die ihm so viel bedeutete?
Harry's Verlangen, den Grund für diese Auseinandersetzung zu erfahren, wurde mit jeder Minute stärker.
Die anderen drei standen mit offenen Mündern zwischen ihnen und starrten ihre Mutter fassungslos an. Mrs. Weasley schluchzte leise und wandte sich dann George zu, der immer noch vollkommen regungslos da lag. In diesem Augenblick fasste Harry einen Entschluss. Langsam drehte er sich um und ging zurück zur Tür. Er musste jetzt erfahren, was da vor sich ging, oder er würde keine ruhige Minute mehr haben. Er befürchtete schon halb, dass die anderen ihm folgen würden, dass auch sie herausfinden wollten, was geschehen war - ihnen allen musste doch inzwischen klar sein, dass sie von Mrs. Weasley keine Antwort erhalten würden. Doch keiner der drei hatte sich vom Fleck gerührt, sie schienen nicht einmal gemerkt zu haben, dass Harry drauf und dran war, den Raum zu verlassen. Und als er die Tür öffnete und sich vorsichtig hinaus schlich, wandte sich keiner von ihnen zu ihm um.
Leise schloss er die Tür wieder hinter sich und sah sich um. Aber Bill war nirgends zu sehen. Was hatte er denn auch erwartet? Dass Bill vor der Tür auf ihn warten würde? Ganz bestimmt nicht. Also wandte er sich nach links und traf gleich darauf auf den Korridor, der quer zu dem verlief, aus welchem er gekommen war. Nach rechts endete er in einer Sackgasse, also hielt er sich erneut links und hastete den Gang entlang. Nur, wo sollte er suchen?
Er war schon halb durch den Korridor gelaufen, als ihm mit einem Mal etwas ins Auge fiel. Rechts von ihm war ein kleiner Raum, der mit mehreren bequem aussehenden Stühlen und kleinen Tischen bestückt war. ‘Für Besucher’ stand in großen, goldenen Lettern auf einer Glastür.
Der Raum war nur spärlich beleuchtet und Harry dachte schon, dass er leer wäre. Aber dann erkannte er eine Gestalt, die auf dem Boden zwischen den Stühlen hockte, den Rücken an die kahle Wand gelehnt, das Gesicht in den Händen vergraben. Langsam ging er auf die schlichte Glastür zu und trat leise ein. Eine drückende Stille lag in der Luft und ein dumpfes Gefühl der Beklemmung ergriff von ihm Besitz. Wie angewurzelt blieb er stehen, den Blick fest auf das Häufchen Elend gerichtet, das vor ihm in der Dunkelheit saß.
"Bill?", fragte er leise
Die Gestalt hob den Kopf und sah ihn mit finsterer Miene an.
"Was machst du denn hier?"
Es war nur ein kaum hörbares Flüstern und doch schien es so unerträglich laut, als wenn er geschrien hätte. Harry wusste im ersten Moment nicht, was er darauf antworten sollte, aber schließlich entschied er sich für die Wahrheit, denn die Wahrheit war es, die er hier zu finden hoffte.
"Ich habe dich gesucht."
Erneut trat Stille ein. Bill schien es mit einem Mal unangenehm zu sein, vor ihm auf dem Boden zu sitzen, denn er rappelte sich hastig auf und blickte unsicher an Harry vorbei zur Tür, als wollte er sicherstellen, dass der Fluchtweg nicht versperrt war.
Und dann fiel Harry etwas ein, das Dumbledore einst gesagt hatte: "Angesichts der Rückkehr Lord Voldemorts sind wir so stark, wie wir einig, und so schwach, wie wir gespalten sind."
Und diese Worte waren es, die Harry den Mut gaben, die Frage zu stellen, die er schon die ganze Zeit hatte loswerden wollen: "Was ist passiert?"
Ein dunkler Schatten huschte über Bills Gesicht und als sich ihre Blicke sich trafen, erkannte Harry einen tiefen Schmerz, eine kaum zu ertragende Hoffnungslosigkeit. Doch in Bills Augen lag auch etwas Rastloses, etwas das ihn scheinbar immer weiter vorangetrieben hatte, das ihn stark gemacht hatte. Doch dieses Funkeln wurde mit jedem Augenblick schwächer, bis es schließlich fast gänzlich erloschen war. Ihm wurde mit einem Mal klar, dass es nichts mehr gab, das Bill aus seinem tiefen Sturz in die Dunkelheit herausholen konnte, er hatte nichts mehr zu verlieren.
Harry hatte nicht erwartet, dass Bill ihm antworten würde. Sein Blick war Antwort genug. Es war egal, was zwischen den beiden vorgefallen war, egal, was Bill getan hatte… Harry wusste, dass Bill es sich niemals verzeihen würde. Dieser Selbsthass und diese unbändige Wut, ließen Harry erschaudern und er wandte den Blick ab, weil er diese Verzweiflung nicht mehr ertragen konnte.
Die ganze Welt schien auf den Kopf gestellt. Die Zwillinge lachten nicht mehr, Mrs. Weasley war von einer unbändigen Wut erfüllt... und Bill war nicht mehr wieder zu erkennen. Was war aus dem jungen Fluchbrecher geworden, der sich einst mit seinem Bruder Charlie einen Tischkampf geliefert hatte? Der sich bei der Weltmeisterschaft den Todessern entgegestellt hatte? Der sich seiner Mutter immer rigoros widersetzte, wenn es mal wieder darum ging, dass seine Haare zu lang waren? War dies alles eine Folge der Rückkehr Lord Voldemorts? War das der Preis, den sie dafür zahlen mussten?
Er sah nicht auf, als er schließlich Bills traurige Stimme vernahm.
"Es spielt keine Rolle mehr, Harry… es ist vorbei…" Der Schmerz, der in diesen Worten lag, zerriss Harry fast das Herz.
Bill warf einen letzten Blick auf den besten Freund seines kleinen Bruders, bevor er sich wortlos umwandte und das Zimmer verließ.
Doch Harry stand noch eine Weile in der Dunkelheit, die langsam von ihm Besitz ergriff. Bills Worte hallten in seinem Kopf nach und ihre Bedeutung wurde ihm nur allzu schnell bewusst, auch wenn er verzweifelt versuchte, sie zu verdrängen: Bill hatte aufgegeben. Den Orden, ihre Mission, und was am schlimmsten war, sich selbst…

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So... wie ihr vielleicht schon gemerkt habt, wird es langsam richtig düster... Aber lasst euch versichert sein, es wird nicht ewig so weitergehen !!
Und natürlich möchte ich mich an dieser Stelle auch nochmal für die Reviews bedanken! Danke!


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