von Tonx
Hermine lieĂ nervös ihre Blicke ĂŒber das HogwartsgelĂ€nde schweifen, das sie sonst nur zur Schulzeit sah.
âAlles okay mit dir?â, fragte Ron, der links neben ihr saĂ und sie fragend ansah.
âJaja, sicherâŠâ, erwiderte sie hastig. Sie wollte ja keinen allzu mĂ€dchenhaften Eindruck machen.
âMeint ihr es geht bald los?â, fragte sie in die Runde.
âSieht so ausâ, antwortete nun Harry und zeigte mit dem Finger in Richtung des Altars, der ein kleines StĂŒck entfernt vom See platziert war und hinter den gerade ein Ă€ltlicherer Zauberer in einem weiĂen Umhang mit rotem Kragen getreten war.
âWarst du schon mal auf einer Zaubererhochzeit?â, flĂŒsterte Hermine Harry ins Ohr, da die ĂŒbrigen GĂ€ste alle ihre Unterhaltungen unterbrochen hatten, sich hinsetzten und nun gebannt nach vorne blickten.
âNeinâ, wisperte Harry zurĂŒck, worauf er und Hermine sich einen argwöhnischen Blick von Ron einfingen.
âWas gibtâs denn da zu tuscheln?â, wollte er sofort von Hermine wissen und lehnte sich zu ihr hinĂŒber, wobei sein Oberschenkel den ihren berĂŒhrte. Das brachte sie einen kleinen Moment aus dem Konzept, was Ron dazu veranlasste sie etwas grimmig dreinblickend in die Seite zu kneifen, um die Antwort auf seine Frage schneller aus ihr herauszubekommen, was aber eher den Gegeneffekt hatte.
âWas habt ihr geredet?â, bohrte er weiter nach und sah Hermine prĂŒfend direkt in die Augen, was ihren Magen einen Salto machen lieĂ.
âIch hab ihn nur gefragt, ob er schon mal auf einer Zaubererhochzeit war⊠Warst du denn schon mal bei einer dabei?â, versuchte sie ihn zu beruhigen. War es wirklich Eifersucht, die da aus seinen Augen gesprochen hatte oder hatte sie es sich nur eingebildet?
âJa, aber da war ich noch ganz kleinâŠâ, sagte er nachdenklich. âIch glaube, das war bei einem entfernten Cousin meiner Mutter oder soâŠâ
âHey, da kommt sieâ, flĂŒsterte Harry aufgeregt von rechts und, wie alle andern GĂ€ste, drehten die drei sich um.
Dort kam Fleur in einem eleganten, mit Perlen bestickten, weiĂen Brautkleid, das sich spielend um ihren Körper wandte und ihre zierliche Figur betonte.
âSie sieht wunderschön ausâ, hauchte Hermine, die bei ihrem Anblick doch kurz die Luft angehalten hatte.
âJaâ, meinte Harry und Hermine war froh, dass Ginny eine der Brautjungfern war und sein Kommentar nicht gehört hatte.
Ron hatte nichts gesagt, doch als Hermine sich zu ihm umdrehte, sah er etwas gleichgĂŒltig in Richtung des Altars, vor dem ein in einen schwarzen Umhang gehĂŒllter, breit lĂ€chelnder Bill auf seine Braut wartete.
Hermine konnte sich gerade noch ein Seufzen verkneifen. Sie versuchte möglichst normal und vom Geschehen unberĂŒhrt auszusehen, doch es kostete sie einiges an MĂŒhe. Ihre Gedanken schweiften wĂ€hrend der ĂŒblichen Prozedur, die sich vor dem Altar vollzog und der der Muggel doch sehr Ă€hnelte, immer wieder ab. Meistens zu Ron und ihr selbst, wenn sie vielleicht mal⊠Aber nein, das hatte ja nun wirklich keinen Sinn!
Als sich Bill und Fleur das Jawort gaben und man ein lautes Schluchzen aus der ersten Reihe hören konnte, wo Mrs. Weasley saĂ, konnte aber auch Hermine ein LĂ€cheln nicht unterdrĂŒcken. Ron, den sie aus den Augenwinkeln die meiste Zeit beobachtete, wirkte eher zusehends nervös und wackelte unaufhörlich mit dem rechten Bein.
Das Ă€nderte sich auch nicht, als sie spĂ€ter beim Esstisch in der groĂen Halle saĂen. Harry saĂ ihnen mit Ginny gegenĂŒber. Die beiden flĂŒsterten sich immer wieder etwas ins Ohr und mussten dann immer verschmitzt grinsenâŠ
âAlso ihr zwei flirtet ja wirklich wie die Weltmeisterâ, beschwerte sich Ron irgendwann, als er gerade seinen dritten Teller verputzt hatte. Hermine hatte schon nach einem halben schlapp gemacht. Besonders Hunger hatte sie in letzter Zeit nie.
âWĂŒrde dir auch mal gut tun, Ronâ, erwiderte Ginny lĂ€chelnd und sah Hermine fĂŒr einen Bruchteil einer Sekunde in die Augen, was diese leicht erröten lieĂ. Harry warf grinsend ein paar Blicke zwischen Ron und ihr hin und her und widmete sich dann wieder Ginny.
âOhman, das kann man ja nichâ mit ansehnâ, grummelte Ron etwas verdrieĂlich.
âBist du schon fertig?â, fragte er Hermine dann, die noch die Reste auf ihrem Teller liegen hatte.
âJa, habe nicht so viel Hunger heut irgendwieâ, erwiderte sie und wurde noch etwas röter.
âKomisch⊠Du isst in letzter Zeit so wenig. Du bist schon richtig dĂŒnn gewordenâŠâ Mit diesen Worten griff er nach ihrem Teller und verschlang auch noch ihre Reste. Als er fertig war, legte er sich stöhnend die HĂ€nde auf den Bauch.
âOhman, ich glaub ich muss mal âne Runde rausâŠâ
âEinen Verdauungsspaziergang könnte ich auch gebrauchenâ, meinte Hermine dankbar und rutschte mit ihrem Stuhl zurĂŒck (in der groĂen Halle standen zur Feier des Tages StĂŒhle an den langen Tischen) um aufzustehen. Ron zuckte etwas verdutzt mit den Schultern, erhob sich dann aber ebenfalls und folgte ihr aus der GroĂen Halle.
Hermine war in die Eingangshalle gelaufen und dann die Treppe aufs SchlossgelÀnde hinabgestiegen, Ron dicht auf ihren Fersen.
âNicht so schnell, Hermineâ, keuchte er, als er sie am FuĂ der vielen Stufen, die hinauf zum Schloss fĂŒhrten endlich eingeholt hatte. âMein Magen braucht auch noch Energie zum VerdauenâŠâ
Sie musste lachen und sah ihn kurz an. Ron grinste etwas verlegen und kratzte sich nervös am Kopf.
âWo willst du denn hin?â, fragte er dann um die Stille zu durchbrechen. Nun zuckte Hermine mit den Schultern.
âVielleicht zum See?â Sie sah ihn fragend an.
âVon mir ausâŠâ, meinte er nur und sie gingen ein paar Minuten schweigend nebeneinander her. Irgendwann konnte Hermine es nicht mehr ertragen und sie versuchte wieder wenigstens etwas Konversation auf die Beine zu stellen.
âWie findest du es, dass die Hochzeit hier in Hogwarts ist?â
âOch, eigentlich fast besser. Hier haben wir viel mehr Platz und wir sind sicherâ, antwortete er ihr hastig.
âJa, da hast du rechtâŠâ, meinte Hermine nach kurzer Zeit, um die wieder drohende Stille fernzuhalten, doch es gelang ihr nicht. Schweigend liefen sie weiter, bis sie irgendwann an den Baum am See kamen, unter dem sie im Sommer fĂŒr gewöhnlich saĂen, wenn schönes Wetter war.
âHast du vorerst genug verdaut?â, fragte Hermine Ron und lĂ€chelte ihn an.
âJa, erstmalâ, sagte er, zuckte mit den Mundwinkeln und lieĂ sich dann ins Gras plumpsen. Sie lieĂ sich vorsichtig neben ihm nieder, bedacht darauf nicht allzu viel von dem, was unter ihrem Kleid versteckt war zu enthĂŒllen, aber auch darauf achtend, dass nicht alles darunter verschwand.
Eine Weile starrten sie beide auf den See hinaus. Dann konnte Hermine aus den Augenwinkeln sehen, wie Ron den Kopf in ihre Richtung drehte. Sie wartete, ob er etwas sagen wĂŒrde, doch als nichts geschah, wandte sie ihm ihr Gesicht zu und lĂ€chelte ihn an. Ron biss sich auf die Lippen.
âWas ist denn los?â, fragte sie ihn, hörte aber nicht auf zu lĂ€cheln.
âAch, was sollâsâ, murmelte Ron dann und ehe sich Hermine versah, war sein Gesicht nur eine Handbreite von dem ihren entfernt. Er sah ihr genau in die Augen. Das erste Mal in ihrem Leben spĂŒrte sie seinen Atem auf ihren Lippen. Sie schloss die Augen und kĂŒsste ihn. Dann hielt sie fĂŒr einen Moment inne.
Die Augen immer noch geschlossen, streckte sie ihre linke Hand nach ihm aus und zog ihn an seinem Hemdkragen nĂ€her zu sich heran. Er wehrte sich nicht und sie kĂŒsste ihn nochmals. Dann sah Hermine etwas verlegen, aber lĂ€chelnd auf den Boden hinab, doch jetzt hob Ron sanft mit seiner Hand ihr Kinn an und sie schaute ihm wieder in die Augen. In ihrem Innern schien alles zu tanzen. Sie dachte nicht einmal daran sich zu wehren, als er ihren Oberkörper langsam ins Gras schob und sie wieder kĂŒsste. Selbst ihr teures Kleid hatte sie völlig vergessen. Das einzige, was sie noch wahrnahm, war seine, Rons NĂ€he, nach der sie sich seit ĂŒber einem Jahr gesehnt hatte.
âDu bist wunderschönâ, hauchte Ron ihr nach einer Weile ins Ohr und legte sich neben sie ins Gras. Ihr lief nun vor Freude eine TrĂ€ne die Wange hinunter und sie schluchzte kurz.
âTut mir leidâ, sagte sie mit etwas erstickter Stimme. Ron sah sie erst etwas verwirrt an, merkte dann aber, dass sie lachte und kĂŒsste sie noch mal. Dann half er ihr auf und schaute sie eine Weile an. Er wischte ihr die TrĂ€ne von der Wange und fasste sie an der Hand.
âIch denke, ich habe jetzt genug verdautâ, meinte er schmunzelnd und grinste sie nervös an. Ron zog zu sich heran und schlenderte, den Arm um sie gelegt, mit ihr zurĂŒck zum Schloss hoch.
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