von Tonx
Als Ron und Hermine am nĂ€chsten Morgen aufwachten, war Ginny nirgends zu sehen und ihr Bett schien unberĂŒhrt.
âWahrscheinlich war sie die Nacht bei Harryâ, sagte Ron, der Hermines suchenden Blicken gefolgt war.
âDas wage ich zu bezweifeln murmelte Hermine vor sich hin. Ron antwortete nicht. Er hoffte auf keine weiteren ErklĂ€rungen und hatte auĂerdem schlechte Laune wegen Harry. Hermine hatte seinen Gesichtsausdruck beobachtet und als Ron grummelnd aus dem Zimmer verschwinden wollte um sich umzuziehen, hielt sie ihn am Ărmel fest und sah ihm in die Augen. Ron entspannte seine GesichtszĂŒge etwas und bekam sogar ein LĂ€cheln ĂŒber die Lippen. Er fand, Hermine sah einfach wundervoll aus, obwohl es eine unruhige Nacht gewesen war und sie gerade erst aufgestanden waren. Und er? Ron fuhr sich nervös durch seine rote, zerstrubbelte MĂ€hne. Hermine kam mit ihrem Gesicht langsam dem seinen nĂ€her und er wagte es nicht sich zu wehren, auĂerdem konnte er es auch gar nicht. Hermine genoss Rons NĂ€he und nach einiger Zeit fragte sie sich, wie viel Ăberwindung es Harry wohl gekostet haben musste Ginny zurĂŒckzuweisen. Die beiden waren inzwischen wieder auf dem Bett gelandet und sie fĂŒhlte seinen schnellen Herzschlag, als sie ihren Kopf auf seine Brust legte.
Plötzlich klopfte es an der TĂŒr, was Ron und Hermine hochschrecken lieĂ und Ron dazu veranlasste schnell einen Meter weiter zur Seite zu rutschen. Hermine, die ĂŒber sein Verhalten doch etwas schmunzeln musste, verging das Lachen, als sie Ginny zur TĂŒr reinkommen sahen und auch Rons Gesichtsfarbe wandelte sich von eben noch knallrot in ein helles weiĂ um. Ginny war kreidebleich, hatte tiefe schwarze Ringe unter den verquollenen Augen und schrecklich zerzauste Haare. Hermine warf Ron einen flĂŒchtigen Blick zu, der daraufhin sofort den Raum verlieĂ. Hermine ging auf Ginny zu, doch diese wandte sich ab.
âNein, nicht. Mir gehtâs gut!â
Mit diesen Worten ging sie hinĂŒber zu ihrem Bett und legte sich hin. Hermine ĂŒberlegte kurz, was nun zu tun sei, dann ging sie abermals in Richtung ihrer Freundin und setzte sich an ihr Bett. Ginny, die mit dem Gesicht zur Wand lag, fing leise an zu schluchzen, als Hermine ihr sanft ĂŒber den RĂŒcken streichelte.
âIch bin an allem Schuldâ, sagte sie mit gebrochener Stimme. Hermine fuhr weiter mit ihrer Hand auf Ginnys RĂŒcken auf und ab, sagte aber nichts. Ginny hatte leider durchaus Recht. Wobei Hermine sich wie so oft seit gestern fragte, ob Malfoy sich jetzt nun wirklich eher an ihr vergangen hatte oder ob Ginny seine körperlichen AnnĂ€herungen in irgendeiner Weise erwidert hatte.
âWarum hab ich mich nicht gewehrt? Ich⊠ich hĂ€tte einfach⊠meinen Zauberstab nehmen können und⊠und⊠und⊠ihm einen⊠einen Fluch auf den⊠den Hals hetzen können. Aber ich hab einfach⊠einfach gar nichtsâŠâ, weiter kam Ginny einfach nicht. Sie wurde nun so heftig von KrĂ€mpfen geschĂŒttelt, dass sich Hermine ernsthaft Sorgen machte, doch sie wusste auch nicht, wie sie Ginny hĂ€tte helfen können. So fuhr sie einfach fort sie tröstend zu streicheln und flehte innerlich, dass Ginny sich bald beruhigen wĂŒrde, um wenigstens mal ein paar Stunden schlafen können.
Langsam wurde das zitternde BĂŒndel neben ihr ruhiger und nach einiger Zeit war es Hermine so, als ob sie sich in den Schlaf geweint hĂ€tte. Sie wartete noch etwas und erhob sich dann leise und vorsichtig. Als sie fast an der TĂŒr angelangt war, kam ein âNein, bitte nicht!â von Ginny und sie kehrte zurĂŒck an ihr Bett, um noch einmal nach ihr zu sehen. Doch Ginny schien nur im Schlaf geredet zu haben.
Als Hermine aus ihrem Zimmer kam, stieĂ sie beinahe mit Ron zusammen, der offenbar gerade auf dem Weg zu ihr gewesen war.
âGeh mal zu Harryâ, sagte er ihr und lĂ€chelte sie an, doch sie sah, dass er sich sehr dazu zwingen musste. #
âEr ist wach. Er hatâs mir erzĂ€hltâ, fĂŒgte er dann noch hinzu. Hermine nickte, doch bevor sie sich zu Harry begab, ermahnte sie ihren Freund mit Nachdruck:
âRon, sei nicht zu hart mit Ginny. DU hast nur Harry Sichtweise gehört. Ich kenne ihre und ich sage dir, verlier kein Wort ĂŒber sie und denke nicht zu schlecht von ihr.â
Ron, der sie fragend ansah, wartete offenbar auf weitere ErklÀrungen, doch Hermine wollte schnell zu Harry.
âSpĂ€ter, okay? Und mach, was ich dir gesagt hab!â Ron klappte bei diesem etwas harscheren Ton der Mund leicht auf, doch er nickte kurz und sah sie noch einmal traurig an, bevor er sich abwandte und nach unten verschwand.
Harry war halb liegend, halb sitzend auf einem Kissen in seinem Bett platziert. Er sah zwar immer noch schlimm zugerichtet aus, doch um einiges besser als am Vorabend und so schaffte es Hermine ihm ein LĂ€cheln zu schenken, bevor sie sich auf den Stuhl neben seinem Bett niederlieĂ. Sie wusste, dass Harry es nicht mochte, bemitleidet zu werden, trotzdem konnte Hermine ihren Blick kaum verbergen und sich nicht zurĂŒckhalten ihn zu fragen, wie es ihm ginge.
âBesserâ, antwortete er knapp.
âWie ist dasâŠâ, setzte Hermine nach einiger Zeit des Schweigens an, doch Harry viel ihr ins Wort.
âIch wurde von Todessern angegriffen, als ich alleine drauĂen war.â Er setzte kurz ab.
âJa, ich weiĂ! ĂuĂerst kluger Schachzug von mirâ, fĂŒgte er leicht lĂ€chelnd hinzu, als er Hermines tadelnden Blick sah, den sie nicht vor ihm verstecken konnte.
âUnd wie ist dasâŠ?â Hermine zeigte auf die Stelle, an der am Vorabend die groĂe Platzwunde gewesen war, die jetzt allerdings von einem dicken Verband, der um Harrys Kopf gewickelt war, verdeckt wurde.
âGreybackâ, knurrte Harry.
âWenn man sich Bill anschaut, habe ich ja noch GlĂŒck gehabt.â Er schnaubte verĂ€chtlich.
âAber bis zur Hochzeit nĂ€chste Woche werde ich sicher wieder fit sein.â Hermine blickte ihn traurig an.
âHör zu, ich will nicht drĂŒber reden, okay?â, meinte Harry einen Tick zu laut, als er den Gesichtsaudruck seiner Freundin sah. Hermine, die gerade den Mund geöffnet hatte, schloss ihn wieder und wandte ihr Gesicht von ihm ab.
âTut mir leidâŠâ, murmelte er nach kurzer Zeit. âEs isâ nur, dassâŠâ
Doch Hermine, die mit Schrecken in Harrys feuchte Augen schaute, lĂ€chelte ihn gĂŒtig an. Er erwiderte ihre Freundlichkeit mit einem dankbaren Nicken seinerseits. Sie schwiegen wieder eine Weile. Dann erhob sich Hermine. Vor der TĂŒr blieb sie zögernd stehen.
âGib ihr âne Chance sich zu erklĂ€ren, Harry!â, sagte sie- dann war sie verschwunden.
Die Tage bis zu Bills und Fleurs Hochzeit waren sehr anstrengend fĂŒr Hermine. Sie musste vielen Aufgaben gerecht werden: Mrs. Weasley, die alle mit in die Hochzeitsvorbereitungen mit einbezog, teilte ihr stĂ€ndig kleine Aufgaben zu, die sie erledigen musste, auĂerdem waren Fleurs Eltern mit Fleurs kleiner Schwester Gabrielle angereist (Hermine fragte sich, wie eigentlich ĂŒberhaupt noch Leute ins Haus passten) und Harry, der schon wieder einigermaĂen fit war, beschĂ€ftigte sich immer öfter und eindringlicher mit dem doch sehr gereiften jungen MĂ€dchen, was Ginny regelmĂ€Ăig heulend zusammenbrechen lieĂ und somit Hermines Trost und Anteilnahme gebraucht wurde. ZusĂ€tzlich wollte sie natĂŒrlich noch irgendwie Zeit mit Ron alleine haben, doch um die zu bekommen, mussten sie sich meistens irgendwo tief im Garten verstecken und selbst dort war man nicht mehr allzu sicher vor Unterbrechungen. Eine gute Sache hatte es ja gegeben: wenigstens Malfoy hatte sich kein einziges Mal blicken lassen.
Bill und Fleur heirateten an einem Dienstag und der Garten, in dem ein kleiner Traualtar und einige BĂ€nke aufgestellt worden waren, war mit GĂ€sten gefĂŒllt. Obwohl nur Leute aus dem Orden, die Familie Weasley, Fleurs Eltern, Gabrielle, Harry und Hermine da waren und der Rasenteil des Garten nicht gerade klein war, wurde es doch schon sehr eng zeitweise. Besonders eng wurde es fĂŒr Harry und Ginny, die Probleme bekamen sich aus dem Weg zu gehen. Hermine konnte die Trauung gar nicht richtig mit verfolgen, da sie die meiste Zeit damit beschĂ€ftigt war, Ginny Hand zu halten, die sich immer verzweifelter, um ihre klammerte, als Fleurs Schwester, eine der Brautjungfern, Lupin, der die Hochzeit vollzog, die Ringe reichte.
Hermine war heilfroh, als der Tag endlich vorbei war, was sie traurig machte, denn eine Hochzeit war eigentlich etwas Fröhliches. Doch wirklich glĂŒcklich waren an diesem Tag wohl nur Mrs. Weasley, der das Leid ihrer Tochter durch den Stress völlig entgangen war, und Bill und Fleur. Fleurs Eltern wirkten auch nicht mehr ganz so freudig, da Harry sich die meiste Zeit fast nur mit Gabrielle beschĂ€ftigte, obwohl sie gerade erst 12 war, jedenfalls nach Hermines SchĂ€tzung.
Am Abend, als Mrs. Weasley sie endlich hatte gehen lassen und Bill und Fleur fĂŒr ihre Hochzeitsnacht im Kamin verschwunden waren, um in ein Hotel zu reisen, saĂen Hermine und Ron unter einem groĂen Baum, der leise im lauen Sommerwind ĂŒber ihnen raschelte, im Garten und lieĂen den doch sehr anstrengenden Tag ausklingen. Hermine hatte Ron inzwischen Ginnys Sichtweise erzĂ€hlt und war froh gewesen zu hören, dass er sie bereits an Harry weiter gegeben hatte. Doch in Hermines Augen gab es im Moment kaum Hoffnung fĂŒr die beiden.
âEr hat doch genug Lasten zu tragen. Warum musste das mit Ginny jetzt auch noch passieren?â Sie seufzte. Ron sah sie traurig an.
âIch hoffe, dass das alles bald vorbei istâŠâ, sagte Ron leise nach einer Weile. Hermine legte ihre Hand auf sein rechtes Bein und lehnte sich an seine Schulter. Ron kippte jedoch zur Seite und zog sie auf sich herauf. Hermine gluckste leise und lieĂ sich auf dem in letzter Zeit so selten auftretendem GlĂŒcksgefĂŒhl treiben. Langsam wanderte Rons Hand unter ihr Top, doch dieses Mal gab sie ihrem Verlangen nach und dachte nicht einmal daran ihn aufzuhalten.
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