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Fanfiction

Der mysteriöse Muggel - Das Treffen

von f.thoele

4. Kapitel: Das Treffen

Er saß wieder in seinem Wohnzimmer. Jetzt war Freitagabend, morgen Nachmittag würde er nach London fahren. Zum ersten Mal nach über zehn Jahren. Doch bis dahin wollte er das Buch, das er grade halb durchgelesen hatte, noch beenden. Er würde nicht mehr ruhen, bevor er nicht am Ende angelangt war.

Harry sah Ginny dabei zu, wie sie dreimal vor einer leeren Wand hin und her ging. Plötzlich erschien eine Tür. Schweigend gingen beide in den Raum der Wünsche, der sich in ihr gewohntes Kaminzimmer mit gemütlichem breiten Sofa und vielen decken und Kissen verwandelt hatte. Schweigend setzten sich beide nebeneinander auf das Sofa.
Harry starrte wieder mit leerem Blick ins Feuer.
Ginny sah ihn traurig an. Schließlich legte sie ihm die Hand auf die Schulter und drehte sich langsam zu ihm. Zärtlich legte sie ihm die Hände um den Hals und zog ihn zu sich heran. Vorsichtig kam sie ihm näher und küsste ihn zärtlich. Harry erwiderte ihren Kuss, wenn auch halbherzig. Langsam küsste sie ihn immer intensiver, mit ihren Händen über ihren Rücken streichend. Mit fortschreitender Zeit schob sie Harry ihre Hände unter das Hemd und streichelte ihn zärtlich.
Doch auf einmal drehte Harry seinen Kopf zu Seite,
„Ginny ... ich kann nicht ... noch nicht ... es geht mir nicht aus dem Kopf ... Erinnerst du dich? Ich habe es geahnt ... Ich habe geahnt, dass da irgendetwas faul ist ...“
Ginnys Zärtlichkeit war mit einem Schlag verflogen.
„Ach, das schon wieder? Ich dachte, damit ist Schluss! Dumbledore ist gerade verschwunden, ich sitze hier und.. naja ... Und du willst nur darauf hinaus, dass du Recht hattest? Jetzt will ich dir mal etwas sagen: Das hast du garantiert nicht geahnt!! Damit konnte niemand rechnen!!! Du bist nur ein rechthaberischer Egoist!!!“
Ginny war aufgestanden und vor den entkräfteten Harry getreten. Sie machte ihrer Mutter alle Ehre.
„Ginny, so mein ich das doch nicht! Du meintest, er-“
„Ach, jetzt bin ich auch noch schuld?!?! Du tickst ja wohl nicht mehr ganz richtig!!! Ich gebe mir alle Mühe, dich von diesen Dingen abzulenken, und du beschuldigst, mich auch noch, den ganzen Schlamassel verursacht zu haben?“
Ginny liefen die Tränen über das Gesicht, aber sie schrie unvermindert weiter.
„Harry, ich weiß nicht, was ich davon halten soll!!! Ich gehe ins Bett! Wenn du dich entschuldigen willst, weißt du, wo du mich findest!!!“ Und mit diesen Worten war sie schluchzend aus der Tür gerannt.
Nur Harry – er saß weiter auf dem Sofa und starrte mit leerem Blick in die Flammen. Tränen erfüllten die leuchtend grünen Augen und liefen ihm über das Gesicht.


Er konnte nichts anderes mehr tun, als laut aufzustöhnen. Diese Sache hatte er über dem Treffen im Tropfenden Kessel längst vergessen. Nunja. Es war passiert, jetzt hatte er es wieder gelesen. Er würde damit schon fertig werden.

„Kannst auch nicht schlafen, was Gin?“
Sie kannte diese Stimme ... doch sie konnte sie nicht zuordnen. Leise war sie. Leicht zitterig. Es schien, als müsse diese Person alle Kräfte zusammennehmen, um diese Worte auszusprechen.
Langsam öffnete sie die Augen und drehte sich um vorsichtig, nicht wissend, ob ihr Gegenüber dies richtig deuten würde, streckte sie ihre Arme nach vorne. Sanft legte sie ihre Arme um die andere Person. Sie spürte zwei Hände auf ihrem Rücken sie zitterten leicht. Immer fester umarmten die beiden sich. Irgendwann verlor Ginny ihr Zeitgefühl.
Sie spürte es ganz genau, ihr Gegenüber weinte. Sie hörte nichts, aber einzelne Tränen tropften auf ihren Kopf. Wer auch immer das war, er hatte mindestens solche Probleme wie sie.
Irgendwann begann sie, ihrem Gegenüber sachte über den Rücken zu streichen. Ein leises Wimmern ertönte.
„Danke Ginny ... ich, danke dir ...“
Die gleiche Stimme wie eben. Leise, brüchig und zitternd. Zögernd und ruhig sprach sie auf ihn ein.
„Schon OK ... ich habs wahrscheinlich genauso nötig wie du ... was ist denn passiert, Neville?“
Nervös schreckte der Angesprochene zurück.
„Ginny ... Hast du gestern keine Zeitung gelesen? Es gab einen Überfall ... Die Todesser haben das St. Mungo ...“
Nevilles Stimme erstarb und er ließ ein Mitleid erregendes Wimmern ertönen.
Ginny legte ihm ihre Hand um den Rücken und führte ihn mit sanfter Bestimmtheit zur Bank. Beruhigend sprach sie auf ihn ein.
„Neville ... ich lese den Tagespropheten schon lange nicht mehr. Seitdem Rita Kimmkorn Chefredakteurin geworden ist, geht der Prophet den Bach runter. Aber der Überfall ...“
Sie sah ihm fragend in die Augen. Ihm liefen die Tränen über das Gesicht.
„Oh mein Gott ...“
Ginny schlug sich die Hand vor den Mund, als sie die Erkenntnis traf, was Neville meinen konnte. Ihr stiegen noch mehr Tränen in die Augen, aber sie versuchte, es nicht zu zeigen.
„... sie wurden umgebracht, oder?“
Ginnys Stimme war kaum noch ein Flüstern. Sie brauchte seine Antwort gar nicht. Sie kannte die traurige Wahrheit.
„... ja ... Die Todesser sind in das Krankenhaus gestürmt und haben nichts sonst gemacht ... sind nur zu ihnen und ... und haben sie ...“
Neville fing an zu wimmern.
„... und haben sie umgebracht ... meine Eltern ...“
Ginny war erschüttert. Und da dachte sie, ihr ging es schlecht. Sicher, der grausame Tod von Ron und Hermione verfolgte sie weiterhin, aber was Neville durchmachte ... Spontan beschloss sie, Neville zu helfen. Egal, was kommen möge.


Er wusste nicht, ob er sich noch wundern sollte ... So war das damals mit Neville also gewesen. Er war so sauer gewesen, aber hierdurch konnte er ihr Verhalten damals fast verstehen.

„Harry Potter ist da!“
Dobby war aufgesprungen und zu Harry gerannt.
„Dobby soll Harry Potter einen Brief geben! Und jetzt muss Dobby wieder arbeiten! Dobby wünscht Harry Potter noch einen guten Tag!“
Und bevor Harry etwa sagen konnte, war Dobby schon wieder verschwunden.
Er sah sich den Brief an. Er war einfach nur an „Harry Potter“ adressiert, in einer Handschrift, die Harry bekannt vorkam, er konnte sie aber nicht einordnen. Nur eines war sicher, es war nicht von Dumbledore. Das hätte er sofort erkannt.
Er ging zu einem Sessel, setzte sich hin und öffnete den Brief. Neugierig begann er zu lesen.

Lieber Harry,
jetzt ist endlich der Zeitpunkt gekommen, an dem ich mich bei dir melde. Du hast meine Initialen sicher schon des Öfteren gesehen und ich versichere dir, auch mein Name wäre dir ein Begriff. Doch ich werde ihn dir nicht nennen. Ich muss meinen Namen geheim halten.
Ich schreibe dir aus einem ganz bestimmten Grund. Ich möchte dich über einige Dinge aufklären. Es ist nämlich nicht immer alles so, wie es zu sein scheint.
Zuerst musst du wissen, dass ich in gewisser Weise sehr viel Macht habe. Zumindest in der Theorie, denn ich nutze sie nicht. Ich habe großen Einfluss auf dein Leben, genauso wie auf das von Ginny. Nicht, dass du das jetzt falsch verstehst. Ich gebe euch keine Befehle. Ich bin kein Herrscher. Ich bin vielmehr ein Wegweiser. Immer, wenn du an einer Abzweigung stehst, komme ich, und lenke dich in die richtige Richtung. Das sollte dich jetzt nicht erschrecken. Du selbst merkst davon ja nichts.
Ich schreibe dir noch aus einem weiteren Grund. Das Folgende schreibe ich aber nicht nur dir. Du hattest damit nie solche Probleme wie der Minister. Lieber Herr Minister: Das hier ist für sie.

Manchmal muss man Prioritäten setzen. Im Leben allgemein, im Unterricht oder auch in der Liebe. Das ist völlig klar. Doch ich möchte euch ein Beispiel nennen:
Quidditch. Das ist ein Beispiel, das ihr beide verstehen solltet. Frauen haben manchmal Probleme, eure Begeisterung dafür zu verstehen. Erinnert euch doch nur mal an die langen Diskussionen über Quidditch, während eure Freundinnen sich langweilten.
Das gibt es natürlich auch andersherum, wenn sich eben diese Freundinnen über Klamotten unterhalten.
Das ist alles völlig normal und auch in Ordnung. Doch manchmal muss man weiter gehen. Manchmal stehen Entscheidungen an, die das Leben in vielen Bereichen verändern. In vielen Bereichen vieler Menschen. Doch manchmal gibt es Probleme. Manchmal wird die Entscheidung nicht akzeptiert.
Ich zum Beispiel habe in meiner Schulzeit den tragischen Tod von zwei meiner besten Freunde miterleben müssen. Seit diesem Moment war mein Leben, wie ich es kannte, vorbei. Ich hatte immer noch einen guten Freund. Ein Freund, mit dem ich später auch eine Beziehung hatte. Doch er ist lange nicht über diesen Zwischenfall hinweggekommen. Wir haben uns immer weiter auseinander gelebt. So beschloss ich schließlich, ihn zu verlassen. Ich hatte mich nicht mehr wohlgefühlt.
Es war damals eine richtige Entscheidung gewesen. Doch jetzt bereue ich es. Ich bereue es schon seit Jahren. Ich hoffe, ich finde ihn irgendwann wieder.

Ist euch klar geworden, was ich euch sagen möchte? Man muss tolerant sein. Jeder Mensch hat seine eigene Meinung. Man muss sie akzeptieren. Man muss sie nicht verstehen. Manchmal kann man sie nicht verstehen.

Lieber Harry, ich hoffe, ich habe dir helfen können.
Ich werde mich demnächst erneut bei dir melden!

Liebe Grüße
H. G.


Da war sie wieder. Wieder griff die Autorin in die Handlung ein, erteilte ihm Ratschläge, eingebaut in eine Geschichte, in seine eigene Geschichte. Doch er hatte das dumme Gefühl, dass noch mehr solche Ratschläge folgen würden.

Lieber Harry, lieber Minister,
so, da bin ich wieder. Und wieder möchte ich euch eine kleine Geschichte erzählen. Also macht es euch so bequem wie möglich und lest.
Es ist die Geschichte eines Ministers. Eines ehemaligen Zaubereiministers, um genau zu sein. Es handelt sich um Cornelius Fudge. Ein Mann, der sich nie um die Wahrheit bemüht hat. Ein Mann, der nie das Ende eines Satzes hatte hören wollen. Er hat viele Jahre die Gemeinschaft der Zauberer regiert; viele Jahre und er hat keinerlei Fortschritte bewirkt. Er war ein Spielball seiner Untergebenen. Dolores Umbridge, Percy Weasley, Lucius Malfoy und in letzter Konsequenz sogar Lord Voldemort. Er hat seine Position ausgenutzt – nichts weiter. Er hat sich von den Vorteilen locken lassen, die Nachteile auf andere abgewälzt. Er hat nicht mal gemerkt, dass dies ausgenutzt wurde.
Er hat sich lenken lassen. Er hat Macht ausgeübt, obwohl er keine hatte. Er hat den Mund aufgemacht, ohne etwas zu sagen zu haben.
Das ist jetzt sicherlich ein Extrembeispiel. Doch es sollte euch eines sagen. Wer redet, läuft auch leicht Gefahr, zu viel zu reden. Man muss nicht alles und jeden kommentieren. Manchmal ist es besser, den Mund zu halten.
Und noch wichtiger ist es, nicht auf dem eigenen Standpunkt zu verharren. Wenn man das unnachgiebig tut, kommt es zum Streit.
Viele Beziehungen sind daran zerbrochen, wie ich aus eigener Erfahrung berichten kann.
Das wars schon wieder von mir. Ich hoffe, ich konnte euch ein wenig helfen.
Aber seit euch versichert, ich werde wieder mit euch Kontakt aufnehmen.
Liebe Grüße
H. G.

Harry war verwirrt. Langsam wurde ihm das unheimlich. Das, was diese H. G. Ihm hier schrieb, passte wie die Faust aufs Auge. Es spiegelte genau seine derzeitigen Probleme wieder. Um den Minister wollte er sich lieber noch keine Gedanken machen.
Seufzend sah er auf die Uhr. In einer halben Stunde würde der Unterricht wieder anfangen. Er würde einfach noch kurz in die Bibliothek gehen, um endlich etwas nachzuschlagen, was er für seine Hausaufgaben für Verwandlung noch dringend benötigte.
Mit gesenktem Blick lief Harry die Stufen hinunter. Ohne besondere Eile durchquerte er die Gänge in Richtung Bibliothek.
Dort angekommen lies er sich auf einen Stuhl fallen. Möglichst unauffällig beobachtete er die anderen. Die Lust zum Nachschlagen war ihm schon wieder vergangen.
„Hallo Harry.“
Jemand hatte sich neben ihn gesetzt. Er schaute verdutzt auf.
„Hallo Padma. Was ist denn?“
Sie schaute ihn direkt an.
„Ich wollte mit dir reden. Aber zuerst wollte ich dir sagen, dass ich nichts gegen dich habe und dich verstehe. Das was Ginny und Dean da treiben, ist nicht in Ordnung.“
Interessiert schaute Harry sie an. Was hatte sie vor?
„Und was sollen wir deiner Meinung nach tun?“, fragte er neugierig.
Sie lächelte verlegen.
„Wir sollten den beiden eine Lektion erteilen. Du darfst nicht den Eindruck erwecken, dass du Ginny brauchst. Genauso darf ich nicht so aussehen, als ob ich Dean brauchen würde. Verstehst du, was ich meine?“
Harry überlegte kurz. Dann grinste er.
„Du meinst also, wir sollten den beiden vorspielen, dass-“
Harry konnte den Satz nicht beenden. Denn in diesem Moment hatten Ginny und Dean die Bibliothek betreten. Padma hatte ohne zu Zögern das, was er schon ahnte, direkt in die Tat umgesetzt. Ungestüm hatte sie die Hände um seinen Rücken geschlungen, um ihn anschließend intensiv zu küssen. Harry wollte sie noch wegdrücken, doch dann spielte er das Spiel mit und erwiderte hingebungsvoll ihren stürmischen Kuss. Aus dem Augenwinkel konnte er gerade noch Ginny und Dean aus der Bibliothek stürmen sehen. Dem Blick nach zu urteilen hatte ihre kleine Vorstellung die beabsichtigte Wirkung gehabt. Harrys Laune hob sich und er hatte plötzlich gar keine Lust, die Vorstellung schon zu beenden. Wie es schien, war Padma da ganz seiner Meinung ...


Der Mann vergrub sein Gesicht in seinen Händen. Das, was damals mit Padma geschehen war – er hasste sich selbst immer noch dafür, am liebsten würde er sich im Minutentakt in den Hintern beißen.
Doch die Geschichte seines Vorgängers ... tja ... anscheinend hatte er doch nicht alles falsch gemacht in seiner eigenen Amtszeit.

7. Kapitel: Von Museen und Legenden

(aus „Das mysteriöse Museum“ von H. G.)


Museen? Dieses Wort wird den einen oder anderen Leser vielleicht verwundern. Die allermeisten wissen nichts von Zauberermuseen. Nur einige von einem Kesselmuseum. Doch lassen sie sich gesagt sein, dass es noch weitere gibt. Vom wichtigsten soll hier die Rede sein.
Es geht um das so genannte „mysteriöse Museum“. Es ist in der Tat ein echtes Museum für Geschichte der Zauberei, faszinierend für alle, die diesem Themengebiet nicht abgeneigt sind. Doch haben bisher nur sehr wenige Personen Zugang zum Museum erhalten.
Das Problem ist nämlich, es zu finden. Man muss genau wissen, wo es sich befindet, sonst ist es absolut unauffindbar. Um es also zu finden, ist für den ersten Besuch das Wissen um seine Koordinaten unerlässlich. Doch gibt es nur drei Personen, denen diese Koordinaten bekannt waren, als das Museum erbaut wurde. Die drei Geheimniswahrer.
Einer ist bekannt. Es handelte sich um den Propheten „Jesus Christus von Nazareth“, der vor etwa 2000 Jahren verstorben ist, bevor er sein Geheimnis weitergeben konnte.
Aber auch über den zweiten Geheimniswahrer ist so viel bekannt geworden, dass wir davon ausgehen können, dass es sich um eine gewisse „Madame Rosmerta“ aus Hogsmeade handeln sollte.
Nur über den dritten Geheimniswahrer wissen wir nicht viel. Genau genommen gar nichts. Hier ist der Ansatzpunkt für die Legende des „mysteriösen Muggels“. Doch wie wir alle wissen, wohnt Legenden auch immer ein Fünkchen Wahrheit inne. Man kann davon ausgehen, dass es diesen Muggel tatsächlich gibt. Nur wer dahinter steckt, ist absolut unerklärbar.
Doch eines ist sicher: Dieser Muggel ist ein sehr einflussreicher Mensch. Und damit er möglichst unauffindbar bleibt, ist es nur logisch, dass er sich zumeist in diesem Museum aufhält.
Doch das ist noch nicht alles. Das mysteriöse Museum hält noch viele weitere Überraschungen bereit. So kann von Zeit zu Zeit eine ungewöhnliche Lichterscheinung wahrgenommen werden. Einige Räume werden nämlich in unregelmäßigen Abständen von einem quellenlosen grünlichen Licht durchflutet. Dieses Licht scheint sehr ungewöhnliche Auswirkungen auf einige Menschen zu haben; es scheint so, als on Leute, die sich von vornherein in einer menschlich kritischen Situation befinden, auf dies Licht sehr anfällig reagieren. So scheinen manche in eine Art dauerhafte Schockstarre zu fallen, andere wiederum zeigen Anzeichen von Wahnsinn und handeln ohne jeden Grund vollkommen irrsinnig. Dieses Licht ist sicherlich das Gefährlichste in diesem Museum.
Interessant ist ebenfalls noch, dass sich die Reihenfolge der Räume, und somit auch der Zugang zu diesen, in unregelmäßigen Abständen ändert. So etwas ist vielen sicherlich bekannt, da auch andere Institutionen wie zum Beispiel die Hogwartsschule für Hexerei und Zauberei solche Phänomene aufweisen. Nur besteht der entscheidende Unterschied zum Museum darin, dass dort diese Veränderungen unbemerkt geschehen. Daher kann man sich in diesem Museum wirklich ausgezeichnet verlaufen.
Als Letztes ist noch zu erwähnen, dass sich sowieso viele Dinge im Museum ständig ändern, auch kann es vorkommen, dass zwei Personen Dinge unterschiedlich wahrnehmen. Dabei ist allerdings keinesfalls sichergestellt, dass eine dieser Sichtweisen auch nur ansatzweise der Realität entspricht.
Eigentlich kann man sagen, dass man am besten sämtliche Vorstellungen von Realität und Wahrheit über den Haufen werfen sollte, wenn man sich mit dem mysteriösen Museum befasst. Alles andere erweist sich meist relativ bald als störend.
[...]


Es wurde wirklich immer verwirrender. Jetzt zitierte die Autorin schon aus einem erfundenen Buch in einem Buch gleichen Namens. Aber es ist eine Erklärung für das, was im mysteriösen Museum geschehen war.

Liebe Ginny,
endlich komme ich dazu, mich auch bei dir zu melden. Zuerst möchte ich dir kurz etwas über mich erzählen, auch wenn ich meine eigentliche Identität nicht verraten kann. Diese muss ich aus bestimmten Gründen geheim halten.
Dir muss klar sein, dass ich praktisch unbeschränkte Macht habe. Erschrick nicht, es ist nicht so, dass ich über alle Entscheidungen Bescheid weiß und all deine tiefsten Geheimnisse kenne. Ich könnte sicher – wenn ich wollte. Aber ich tue solche Dinge nicht. Wirklich nicht. Ich bin auch kein Ratgeber. Ich sehe mich eher als eine Art Zuschauer, auch wenn ich sicher einigen Einfluss habe und diesen auch ausübe.
Naja, wie auch immer. Du solltest auch noch wissen, dass auch Harry schon Briefe von mir erhalten hat. Und so wie ich das sehe, habe ich ihn mit diesen Briefen zum Nachdenken angeregt, exakt das, was ich wollte. Ich hoffe, ich kann auch dich zum Nachdenken anregen. Du darfst dich übrigens nicht darüber wundern, wenn ich in meinen Briefen des Öfteren auch einen sogenannten „Minister“ anspreche. Er erhält dieselben Briefe ebenfalls. Du musst dir aber keine Sorgen machen, wie er sie erhalten soll. Das ist alles geregelt.

Liebe Ginny, lieber Minister,
sicher kennt ihr diese Situationen. Man weiß einfach nicht mehr, was man machen soll. Man ist alleine mit seinen Gedanken, und langsam aber sicher versteht man die Welt nicht mehr. Alle, die man früher als Freunde angesehen hatte, verhalten sich merkwürdig, irgendwie scheint alles schief zu gehen. Oder andersherum ist eine Freundschaft viel intensiver, als es eigentlich gut für einen ist. Beides sind Dinge, die jeder Mensch kennt und die kein Mensch mag.
Da ist dann die große Frage: Was ist zu tun?
Es gibt grundsätzlich drei Möglichkeiten.
Man könnte zum Beispiel argumentieren, dass, wenn man das Leben nicht mehr versteht und auch keine Besserung in Sicht ist, man dem Ganzen doch einfach ein Ende setzen sollte. Der Gedanke, dass man seine Sorgen dadurch beendet, ist logisch und nachvollziehbar. Doch ich hoffe für keinen von euch beiden, dass jemand von euch über diese Möglichkeit ernsthaft nachdenkt.
Eine weitere Möglichkeit wäre gutgläubige Hoffnung. Konkret würde das bedeuten, dass man einfach weiter in die Situation eintaucht und sich durch den Sumpf durchquält, in der Hoffnung, irgendwann werden sich die Probleme schon verflüchtigen. Doch dieser Ansatz ist - mit Verlaub - einfach dämlich.
Man sollte nämlich nie davon ausgehen, dass immer „die Anderen“ schuld sind. Wenn man selbst völlig unschuldig wäre, würden einen die Probleme gar nicht betreffen.
Das führt zu dem logischen Schluss, dass man alle Probleme dadurch lösen kann, indem man bei sich selbst anfängt. Man ist niemals völlig unschuldig.
Oder anders gesagt ist die einzige Möglichkeit mit den angesprochenen Situationen fertig zu werden, das Problem an der Spitze zu packen und jeden einzelnen Ast langsam von all den spitzen Nadeln zu befreien, bis am Ende nur noch der nackte Stamm dasteht.
Weiterhin ist es wichtig, dass man sich vertraute Leute sucht. Man ist nie völlig verlassen.
Lasst es euch von einer durchaus lebenserfahrenen Frau gesagt sein. Es gibt immer Hoffnung. Ich spreche da aus Erfahrung.
Ach und Ginny: Ich werde mich demnächst wieder bei dir melden!

Liebe Grüße
H. G.


Ja, er hatte alle Briefe erhalten bisher. Doch er war immer noch der Meinung, es würden noch weitere folgen.

Liebe Ginny (und auch lieber Herr Minister),
sicher wunderst du dich über den Brief, den du eben bekommen hast. Und jetzt wunderst du dich sicher erst recht darüber, dass ich davon weiß. Aber ich hab dir doch gesagt, du sollst dich nicht über mich wundern. Es bringt einfach nichts. Ich weiß es sowieso.
Nun wirst du dich sicherlich fragen, warum der Brief deiner Mutter nicht so ausgefallen ist, wie du erwartet hast.
Du hast ihr doch bisher immer alles anvertrauen können, wirst du jetzt denken. Wieso denn jetzt nicht mehr? Verstehst du es wirklich nicht? Du hast sie über 15 Jahre lang mit allen Problemen zugeschüttet und immer hat sie getan, was sie tun konnte. Wahrscheinlich denkt sie, du musst deine Probleme auch endlich einmal alleine lösen. Ich gebe zu, dass ihre Antwort doch sehr unhöflich ausgefallen ist, da muss ich wohl nochmal mit ihr reden.
Nuja, das war eigentlich alles, was ich dir noch sagen wollte.
Ärger dich nicht zu doll.
H. G.


Und da war schon der Nächste. Auch wenn er den Brief nur bedingt verstand. Ihm persönlich hatte der Brief nicht weitergeholfen.

„Hallo Ginny.“
Ginny schreckte auf. Vor ihr stand Neville und sah sie lächelnd an.
„Ha ... Hallo Neville. Was machst du denn hier? Hier kommt doch sonst kaum jemand her!“
Neville sah sie scheu an, ging zu ihr und setzte sich neben sie auf das Sofa.
„Dasselbe wollte ich dich auch fragen. Ich bin oft hier, wenn ich meine Ruhe haben möchte.“
Ginny hatte „Gammeln mit Ghulen“ beiseite gelegt und warf Neville einen überraschten Blick zu.
„... Neville ... ich doch auch ...“
Ginny räusperte sich und hatte ihre Stimme wiedergefunden.
„Neville, hör mir zu. Ich muss mit dir reden. Es geht um ...“
Ginny brach ab. Sie konnte es einfach nicht. Sie konnte es ihm nicht sagen. Ihr Blick huschte unruhig über sein Gesicht. Er war offenbar genauso unsicher, wo er seine Augen hinwenden sollte. Doch schließlich nahm er seinen ganzen Mut zusammen.
„Ginny? Was denn? Gibt es da etwas, was ich wissen müsste?“
Ginny nickte stumm.
Ja, das gab es. Dass sie ihn nicht liebte. Oder zumindest nicht so, wie sie Harry liebte. Das war es, was sie ihm unbedingt erklären musste. Sie musste es ihm sagen, ob sie wollte oder nicht. Sie schaute ihn an. Er schien sie mit seinen großen Augen anzulächeln. Er mochte sie sehr und das schon seit Langem, da war sie sich sicher.
Neville hatte in seinem Leben schon genug Ärger gehabt. Sie wollte ihm nicht noch mehr wehtun. Doch er durfte einfach keinen falschen Eindruck gewinnen.
Sie holte tief Luft.
„Pass auf, Neville, es geht um dich. Um dich und um mich. Ich muss dir etwas sagen, was dir nicht gefallen wird. Aber ich ...“
Sie brach wieder ab. Sie ertrug es einfach nicht, ihm das zu sagen. Wieder kreuzten sich ihre Blicke.
Sie wollte ihm sagen, dass sie ihn nicht liebte. Doch das konnte sie einfach nicht. Einerseits aus Mitgefühl, andererseits aus Mutlosigkeit. Doch sie war sich nicht mehr sicher, ob es die Wahrheit war.
Wenn sie genau darüber nachdachte, dann war Neville wahrscheinlich einer ihrer besten Freunde; ja sogar der Beste. Warum konnten sie nicht einfach so weiter machen wie bisher?
Ihr kam grade ein Gedanke den sie, wenn auch nicht ganz unangenehm, schnell wieder verdrängte. Nein, das ging nicht. Es ging einfach nicht.
„Ginny, ich ...“
Nevilles Stimme war nur ein leises Flüstern, auch er brach wieder ab.
Ginny schaute auf ihre Hände und dachte angestrengt nach. Sie wusste einfach nicht mehr, was sie ihm sagen sollte. Was konnte sie nur tun?
Während sie weiter ihr Hirn zermarterte, spürte sie eine Hand auf ihrer Schulter.
Plötzlich fühlte sie, dass Neville seinen Arm zögernd um sie legte. Als sie ihren Blick hob, trafen ihre Augen auf die Nevilles. In seinem Blick lag eine unbestimmte Zärtlichkeit.
Ginny wusste nicht mehr, was sie noch tun konnte. Eine einzelne Träne lief ihr die Wange hinunter.
Sie spürte Nevilles Hand auf ihrer Schulter, sie spürte seine Wärme, seine Nähe ...
Ginny rückte näher an Neville heran und versank in seinen Augen. Seine Augen, aus denen er sie fortwährend anlächelte.
Langsam hob sie die Hände und legte sie um seinen Hals. Sie zog ihn näher an sich ran. Sie spürte seine Hände, wie sie sanft über ihren Rücken streichelten.
Langsam kam sie ihm näher; sie zog ihn noch ein Stück weiter zu sich heran.
Sanft berührten sich ihre Lippen, Neville streichelte weiter liebevoll ihren Rücken.
Immer intensiver und liebevoller küssend gab Ginny sich ihm hin.
Es war ihr egal, was Harry dachte. Es war ihr egal, was Dean dachte. Es war alles egal. Sie waren hier und jetzt und sie waren glücklich.
Beide öffneten kurz die Augen und sahen sich an. Nevilles Freude schien regelrecht aus ihm heraus zu strahlen.
Ginnys Hände begannen, über Nevilles Körper zu fahren. Vorsichtig fuhr sie über seinen Rücken, während sie sich weiter küssten.
Sie wusste, dass es nicht richtig war. Sie war sich sicher, dass ihre Beziehung zu Harry jetzt völlig verloren war. Aber darüber wollte sie jetzt nicht nachdenken. Das war nicht mehr wichtig. Eng umschlungen lagen sie auf dem Sofa und ließen ihren Gefühlen freien Lauf. Sie wollte auch nicht an Madame Pince denken. Sie hatte all ihre Gedanken auf Neville konzentriert.
Leise hörte sie ein Schniefen, daher öffnete sie kurz ihre Augen. Aus dem Augenwinkel sah sie Harry, der vor dem Sofa stand. Sie sah, wie ihm einzelne Tränen über das Gesicht liefen. Doch dann schloss sie ihre Augen wieder und gab sich Neville vollkommen hin.


Daran erinnerte er sich noch sehr gut. Er war damals an Harrys Stelle gewesen. Doch jetzt, nachdem er auch ihre Seite der Geschichte kannte, begann er langsam, zu verstehen. Sicher – er war immer noch sauer. Doch lange nicht mehr so stark.

„Rubeus, du hast einen großen Fehler gemacht. Nun siehst du, wie es denen ergeht, die sich mit mir anlegen. Merk es dir: Verärgere nie den mysteriösen Muggel!“
Und noch während der Mann diese Worte mit seiner ruhigen, rauen Stimme sprach, hatte er das Schwert gehoben und es Hagrid kraftvoll direkt ins Herz gestochen. Hagrid stöhnte nur noch einmal kurz. Kurz darauf sank sein Kopf vollends auf seine Brust. Der Mann im Umhang hatte das angesehen und mit einem Fingerschnippen seinerseits war er weg; mit ihm das Holzkreuz. Hagrid fiel mit einem lauten Aufprall herunter; die Nägel immer noch in den Gliedern. Ginny lief weinend zu seinem Leichnam. Ihre Tränen flossen ihr in Bächen über das Gesicht, während sie sich über den toten Halbriesen beugte.
Nein! Das konnte einfach nicht sein! Und wer war dieser mysteriöse Muggel? Und warum, um alles in der Welt hatte er Hagrid umgebracht?
Ginny sah auf. Sie würde noch Zeit haben, um darüber nachzudenken, aber nicht jetzt. Jetzt musste sie schleunigst zusehen, dass sie Raum gewann. Aus dem Wald war ein Rudel von Thestralen aufgetaucht, die Ginny und Hagrid mit heraushängenden Zungen ansahen.
Ginny stand auf und rannte. Sie rannte, so schnell sie konnte. Sie rannte auf das Schloss zu. Während sie über die Lichtung rannte, wagte sie einen letzten Blick zurück. Hemmungslos weinend sah sie aus dem Augenwinkel, wie die Thestrale langsam auf Hagrid zugingen.


So war der Wildhüter also gestorben. Er hatte sie nie gefragt, wie genau es passiert war. Jetzt wusste er es. Von dieser brutalen Tat war er nur noch schockiert und angewidert.

Es waren sehr viele Stufen, die sie noch vor sich hatte. Und nur wenige, die bereits hinter ihr lagen.
Es war alles zu viel für sie. Sie wusste nicht mehr, wo ihr der Kopf stand. Langsam, Schritt für Schritt ging sie die lange Treppe weiter hinauf.
Wieder und wieder versuchte sie festzumachen, ab wann ihr Leben aus dem Ruder gelaufen war. Schritt für Schritt ging sie zurück durch all die Ereignisse, die in den letzten Wochen und Monaten passiert waren.
Sie konnte nichts machen, es lief immer auf dasselbe Ergebnis hinaus. Ihr Leben hatte an dem Tag angefangen, sich zu wenden, als sie mit Harry alleine in der Kutsche gewesen war.
Sie wollte, nein sie konnte es nicht wahr haben, dass ihre Beziehung zu Harry der Grund für all die schrecklichen Dinge gewesen war. Aber es war ganz eindeutig der Grund, dass sie in diese Ereignisse so mit hineingezogen worden war.
Sie fragte sich, wie es wohl gewesen wäre, wenn sie Harry niemals so gut kennen gelernt hätte. Wenn sie ihn einfach als den Freund ihres Bruders hingenommen hätte. Was wäre gewesen? Sie wäre vermutlich niemals mit in das Museum gekommen und würde sich jetzt nicht solche Sorgen machen. Obwohl ... Hermione und Ron wären trotzdem gestorben ... Oder? Wenn sie sich nie mit Harry angefreundet hätte, dann wäre all das ja vielleicht nie passiert?
Es war sowieso zu spät, noch etwas zu ändern. Es war passiert.
Sie war fast am Ziel. Nur noch wenige Stufen bis zur Tür. Zur Tür nach draußen.
Oben angekommen verschnaufte sie erstmal. Es war immer ein sehr weiter Weg hier her, aber ein Weg, der sich lohnte. Sie öffnete die Tür und trat hinaus in die eisige Frische.
Hier oben auf dem Astronomieturm war die Welt noch in Ordnung.
Wie so oft ging sie an das Geländer und sah in die Ferne. Über die Ländereien, den See, den Verbotenen Wald, Hagrids Hütte ...
Bei diesem Gedanken stiegen ihr die Tränen in die Augen. Was sie gesehen hatte, war unglaublich, unfassbar und schrecklich zugleich. Würde sie all diese Dinge jemals vergessen oder auch nur verarbeiten können?
Was war nur los? Nichts schien mehr, wie es war, alles schien sich umgekehrt zu haben. Ihre anfangs noch so übersichtliche Welt war schrecklich und undurchschaubar geworden. Sie wusste nicht mehr, was sie noch tun sollte ...
Langsam ging sie um den Turm herum, ihre Hand am Geländer entlangschleifend; in die Ferne blickend.
Das Museum, ja da war es passiert. Seitdem war Ginny nicht mehr zur Ruhe gekommen. Schreckensbilder und Albträume plagten sie seitdem; der Tod von Ron und Hermione war etwas, was sie sicher nie vollständig verarbeiten könnte.
Dann die Sache mit Dumbledore. Was war nur geschehen? Er war weg. Einfach weg. Dumbledore, der alte, weise und freundliche Mann; Dumbledore, der immer da gewesen war, der sich immer um alles gekümmert hatte. Der Mann, dem die Zaubererwelt so viel zu verdanken hatte, der Mann, der Grindelwald besiegt und auch gegen Lord Voldemort gekämpft hatte, war weg. Und niemand wusste, wo er jetzt war.
Ginny ging vom Geländer hin zur Wand, lehnte sich an und ließ sich an der Wand hinuntergleiten, bis sie auf dem Boden saß.
Sie dachte an Harry und fing an zu weinen. Sie konnte das alles nicht mehr ertragen. Harry war ihr ein und alles gewesen, er war es, der ihr Leben lebenswert gemacht hatte. Sie gehörten zusammen, da war sie sich sicher. Doch was war passiert? Sie hatten sich gestritten und hatten kein Wort mehr miteinander geredet.
Ginny ließ ihren Kopf auf die Knie sinken, die Tränen tropften auf den kalten Steinboden.
Und dann hatte sie angefangen, Harry mit Dean zu betrügen. Sie hatte ihn doch bloß noch ein wenig ärgern wollen. Aber das hatte alles nur noch viel schlimmer gemacht. Er hatte gezeigt, dass er dieses Spiel auch beherrschte. Schlimmer noch, auch Dean und Padma schienen dieses Spiel zu beherrschen und besonders Padma hatte das ausgenutzt. Was Padma damit hatte bezwecken wollen, war Ginny auch nicht klar. Wollte sie Dean ärgern? Oder war sie wirklich an Harry interessiert?
Ginny wusste es nicht und es war ihr auch egal. Was geschehen war, war geschehen.
Dann Neville, er war so ein netter Junge aber ...
Sie wusste nicht weiter. Sie hatte herausfinden wollen, wie sie zu Neville steht. Aber es war nicht möglich. Sie fand sich in ihren eigenen Gefühlen und Gedanken nicht mehr zurecht.
Die Bilder aus Hagrids Hütte und aus dem Verbotenen Wald hatte Ginny noch nicht einordnen können. Es war widerlich gewesen. Die Erinnerung an die Waldlichtung kam wieder hoch.
Ginny konnte nicht über Sinn und Unsinn des Gesehenen nachdenken, Ihr Kopf war angefüllt von all den vielen Dingen, die sie belasteten ...
Und niemand konnte ihr helfen!
Leise wimmernd stand Ginny auf und ging an das Geländer.
Eine andere Erinnerung stieg auf.
Sie hatte früher häufig diesen Traum gehabt, diesem Traum vom Fliegen ...
Sie wünschte sich, dieser Traum würde Wirklichkeit werden. Sie könnte dann einfach die Flügel ausbreiten und losfliegen. Weg – Weg von all ihren Sorgen, von all ihren Problemen, weg von allem, was sie bisher kannte, weg von der Welt, einfach nur Fliegen.
Sie stand am Geländer, die Hände abgestützt und streckte den Kopf in den Wind. Sie stellte sich vor, wie es wäre, sie stellte sich vor, wie der Wind an ihr entlangbrauste, wie sie dahin flog, die Landschaft unter ihr vorüberzog.
Alles, was sie tun müsste, wäre die Flügel auszubreiten und über das Geländer zu steigen ...
Sie könnte vor all ihren Sorgen davon fliegen, und das wäre nur einen kleinen Schritt entfernt ...

Der Gedanke war faszinierend und erschreckend zugleich.
Sie stellte sich vor, wie schön es wäre, wenn es Wirklichkeit wäre, während sie ein Bein über das Geländer geschwungen hatte.
Ein kleiner Schritt, nur ein kleiner Schritt ...
Sie saß auf der dünnen Metallstange des Geländers und schaute hinunter.
Es waren die hinteren Ländereien von Hogwarts, die sie erspähte, abgewandt vom Haupttor. Weite Felder und Wiesen erstreckten sich vor ihr, in der Ferne waren Berge ...
Sie war nur einen kleinen Schritt davon entfernt, nur einen ganz kleinen Schritt.
Vorsichtig ließ sie sich nach vorne gleiten, die Hände fest am kalten Geländer.
Ihre Füße fanden ein wenig Halt am Rande des Abgrunds. Weinend und schluchzend blieb sie stehen.
Nur ein kleiner Schritt für einen Menschen, aber eine große Erleichterung für ihr Leben ...
Sie sah hinaus auf die weiten Felder. Es war ein schöner Gedanke; ein Gedanke, der sie fesselte. Einfach davonfliegen ...
Langsam ließ sie ihre Hände vom Geländer gleiten. Sie stand frei auf dem schmalen Streifen, dem Streifen, der sie vom Abgrund trennte ...
Sie stand hier. Bereit zum Flug.
Wimmernd breitete sie ihre Arme aus, und machte einen Schritt nach vorne. Einen Schritt in Richtung Abgrund.


Nun konnte der ehemalige Minister nichts anderes mehr tun, als zu weinen. So hatte sie sich also damals gefühlt. Sie hatte sich absichtlich vom Astronomieturm gestürzt. Das hatte er nie geahnt.

Er ließ Ginny hinter sich hereinschweben; Madame Pomfrey kam schon auf sie zugerannt.
„Meine Güte, was ist denn los?!“
„Ich hab sie auf den hinteren Ländereien gefunden. Sie scheint sich vom Astronomieturm gestürzt zu haben“
Harry schwitzte unter der geistigen Anstrengung. Madame Pomfrey hatte in höchster Eile die Decke von einem der Betten gezogen und gestikulierte Harry zu ihr.
„Hier her, aber vorsichtig. Lassen Sie sie einfach landen.“
Harry tat wie ihm befohlen, atmete tief aus und wollte sich schon auf ein leeres Bett setzen.
„Nix da, Mr. Potter! Würden Sie bitte gehen?“
Harry sah sie flehentlich an, er wollte bei Ginny bleiben.
„Nix da, Mr. Potter. Ich muss Miss Weasley umgehend behandeln!“
Harry schluchzte.
„W-Wird sie denn durchkommen??“
„Wir werden sehen, Mr. Potter. Würden Sie jetzt bitte gehen?“
Und schweren Herzens verließ Harry den Krankenflügel.


Ja, diesen Teil kannte er. Doch jetzt, da er auch den Hintergrund kannte ... jetzt hatte es eine ganz andere Wirkung.

Harry war erschrocken von dieser ganz ungewohnten Verhaltensweise des alten Mannes.
„Wer ist eigentlich der mysteriöse Muggel ...“
Alle sahen zu Neville. Seitdem sie das Büro betreten hatten, hatte er kein Wort gesagt und jetzt stellte er unvermittelt diese Frage.
Dumbledore behielt seinen Flüsterton bei und fixierte Harry weiterhin.
„Ja. Genau. Das ist die Frage. Der mysteriöse Muggel ist ein Mann. Ein Mann von ganz besonderer Macht, von ganz besonderen Fähigkeiten ...“ Er machte eine Pause und blickte einem nach dem anderen in die Augen. Dann fuhr er ebenso leise fort: „Der mysteriöse Muggel ist meine Vergangenheit, meine Gegenwart und meine Zukunft ...“
Harry, Ginny und Neville sahen sich schockiert an. Damit hatte keine von ihnen gerechnet. Sie sahen sich gegenseitig mit schockierten Gesichtern an, keine war fähig, etwas zu sagen. Das konnte nicht die Wahrheit sein. Und trotzdem saß der alte Mann weiter ihnen gegenüber, sich Tee nachschenkend und Kekse knuspernd als wäre nichts geschehen. Eine Eule war zu hören, das Ticken der großen Uhr in der Ecke, das Knistern des Kaminfeuers. Und mitten in dieser so vertrauten Atmosphäre saß Albus Dumbledore wie immer und offenbarte, dass all dies nicht die Wahrheit war.
Schließlich war es Ginny, die erneut anfing, zu reden. Sie sah ihren ehemaligen Schulleiter an, wandte die Augen aber schnell wieder ab und sah auf ihre Füße. Heftig ein- und ausatmend rang sie um ihre Fassung. Mit erstickter Stimme sprach sie zu Dumbledore, weiter ihre Füße anschauend.
„Sie waren es. Sie haben Hagrid umgebracht. Sie haben Lord Voldemort umgebracht. Sie haben Professor McGonagall umgebracht. Sie haben alle umgebracht, die ihnen im Wege standen. Alle, die sie davon hätten abhalten können, an die Macht zu kommen.“
Dumbledore nickte leicht. Er sah irgendwie zufrieden aus. So als hätte Ginny eine besonders schwere Frage im Unterricht korrekt beantwortet. Harry atmete heftig ein und aus.
„Aber das heißt ja das ... sie sind gar nicht auf unserer Seite ... Sie sind auf der Seite von Voldemort ... ja noch schlimmer, sie sind noch schlimmer als er!!!“
Dumbledore lachte leise auf und lehnte sich bequem zurück. Er schien sich zu amüsieren. Eigentlich wie immer, doch irgendwie schien es ein bösartiges Lachen zu sein.
„Es war immer dein größter Fehler, alles unter einen von zwei Teppichen zu kehren, Harry. Du kannst nicht alle Menschen in zwei Gruppen unterteilen. Du kannst nicht allen einen von zwei Stempeln aufdrücken. Es gibt nicht nur Gut und Böse, mach dir das klar Harry.“
Harry wurde sichtlich nervös, noch mehr als sowieso schon.
„Aber ... aber auf welcher Seite sind sie dann?“, fragte Harry, der offenbar immer noch nicht begreifen konnte, dass Dumbledore nicht das war, was er jahrelang zu sein schien.
„Du hast es noch immer nicht verstanden, Harry. Ich bin auf der Seite von niemandem, denn niemand ist auf meiner Seite. Du kannst nicht davon ausgehen, dass man jeden Menschen eindeutig einer Richtung zuordnen kann.“
Die drei sahen sich an. Sie mussten etwas tun. Sie konnten doch nicht einfach hier sitzen bleiben und alles über sich ergehen lassen! Doch keiner stand auf. Sie fühlten sich nicht an den Stuhl gefesselt, aber doch war etwas da, was sie daran hinderte, einfach auszustehen. Mit Sicherheit hatte Dumbledore sie verhext. Professor Dumbledore hatte sich neuen Tee eingefüllt.
Und wieder war es Ginny, die das Wort ergriff. Mit Tränen in den Augen war sie kurz davor, die Fassung zu verlieren. Sie sprach leise.
„Sie werden uns umbringen, oder?“
„Nein, wird er nicht.“
Ein Mann war in der Tür erschienen, den Zauberstab ausgestreckt. Es war Professor Slughorn.
„Seht ihn euch an. Achtet auf seine Augen, seine Gestik, all seine Bewegungen.“
Der alte Schulleiter, der immer so liebenswürdig gelächelt hatte, der immer alles getan hatte, um die Schule zu beschützen, schien sich immer langsamer zu bewegen, bis er schließlich vollständig erstarrte. Professor Slughorn ging langsam um den Schreibtisch.
„Ein einfacher Lähmtrank, mehr nicht. Einfach, aber effektiv. Das ist alles. Ich musste nur den richtigen Moment abwarten, ins Büro kommen und ihn in den Tee tun. Euer Glück, dass ihr keinen Tee getrunken habt. Der Trank ist zwar nicht schädlich, aber es wäre doch recht unangenehm für euch gewesen, denke ich.“
Er wandte sich dem gelähmten Schulleiter zu.
„Siehst du Albus? Du magst ein noch so mächtiger Magier sein, du magst ein noch so begabter Zauberkünstler sein, ein begnadeter Verwandler und noch einiges mehr. Doch eines warst du nie. Ein Tränkemeister. Schon damals in unserer Schulzeit hast du dich nie um die Zaubertränke geschert. Und du wirst alt. Oder vielleicht bist Du wie immer einfach nur überheblich. Ich hätte wirklich erwartet, dass du dein Büro besser schützt. Es war mir ein Leichtes, hier einzudringen. Nur das Passwort, mehr nicht. Sogar die Tür stand offen.
Woher ich gewusst habe, dass du kommen würdest? Woher ich gewusst habe, was dein Plan ist? Du warst zu unaufmerksam, Albus. Hast du dich nie gefragt, was es mit Fawkes auf sich hat? Hast du dich nie gewundert, warum er dir überallhin gefolgt ist? Er ist ein Animagus... ich bin ein Animagus.
Du wirst verstehen, dass ich dich nicht am Leben lassen kann, Albus. Die Gefahr für uns alle wäre ein wenig groß, fürchte ich.“
Professor Slughorn zog ein Kristallfläschchen aus der Tasche seines Umhangs, es enthielt eine golden leuchtende Flüssigkeit. Er nahm den Deckel ab und tröpfelte einige Tropen in Albus' Mund. Das Gesicht des Schulleiters zeigte keinerlei Regung. Professor Slughorn wandte sich um.
„Ein Trank, der sein Blut in kürzester Zeit gerinnen lässt ...“
Mit diesen Worten war Horace Slughorn verschwunden.
Harry, Ginny und Neville saßen nur da und waren nicht fähig, sich zu regen. Was grade passiert war, war unglaublich, erschreckend und beruhigend zugleich. Sie konnten jetzt nicht darüber nachdenken. Es war einfach absolut unglaublich. Die drei sahen nach vorne. Da saß er, Albus Dumbledore, der alte, gutmütige Schulleiter, der sich rührend um alles und jeden kümmerte, bekannt für seine Sucht nach Zitronenbrausebonbons. Und doch saß gleichzeitig ein anderer Mann da. Der mysteriöse Muggel, böse, hinterhältig und überaus mächtig. Trotz allem besiegt durch seine eigene Unachtsamkeit.
Sie konnten nicht hier sitzen bleiben und den Leichnam vor ihnen ansehen. Harry nickte den anderen beiden zu. Sie standen auf und gingen aus dem Büro.


Ja. Da war es passiert. Da hatten sie die wahre Identität von Albus Dumbledore erfahren. Doch nur sehr wenige Personen hätten diese Geschichte erzählen können. Ja, es gab keinen Zweifel, sie war es doch. Sie hatte sich nach so vielen Jahren wieder an ihn gewandt. Er wusste, wen er morgen Nachmittag treffen würde.
Es war schon sehr spät in der Nacht. Zum Lesen hatte er doch länger gebraucht, als er geplant hatte.
Voller Erwartungen an seinen morgigen Ausflug ging er schlafen.

~~~


Ich muss wirklich verrückt sein, das hier zu tun. Es war Samstagmorgen, der ehemalige Minister für Zauberei stand in London. Im London der Muggel. Doch er hatte ihn erkannt, den Tropfenden Kessel. Auch nach so vielen Jahren hatte er sich nicht verändert. Er nahm all seinen Mut zusammen und ging hinein.
Ja, selbst das Innere war noch genauso wie früher. Trotz allem war er sehr verwundert, dass sogar Tom noch am Tresen stand. Er sah noch älter und klapperiger aus als früher, doch weiterhin schien er mit Freude seinen Job zu machen.
Langsam ging er durch den Raum. Er wusste, wen er suchte. Doch würde er sie auch erkennen? Langsam ging er zwischen den Tischen hindurch, bis er, versteckt hinter einem Pfeiler, einen kleinen Tisch mit zwei Stühlen und zwei Kaffeetassen sah. Auf einem der Stühle saß sie. Langsam, das Herz laut pochend, ging er auf sie zu. Sie sah immer noch fast genauso aus, wie damals. Der durchdringende Blick, die Haare ... alles war so wie früher. Insgesamt wirkte sie ein wenig älter, was ja auch kein Wunder war. Schließlich stand er vor ihr, er bemühte sich, ruhig zu reden.
„Hallo ... Es ist schön, dich wiederzusehen ...“
Sie lachte kurz auf.
„Ich freue mich auch ...“
Sie war aufgestanden, ging langsam auf ihn zu, schlang ihre Arme um seinen Hals und drückte ihn fest an sich. Dann drückte sie ihm einen Kuss auf.
Der Mann wusste nicht, was er sagen sollte. Er war völlig von den Socken.
„Du kannst ruhig was sagen, Ron. Ich beiße immer noch nicht!“
„Ich ... Ich ... hab dich vermisst, Hermione.“


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