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Fanfiction

Reise in die Vergangenheit - Abschied nehmen

von Ellen E.

Hallo!
Ja, es gibt mich noch^^ Ich muss zu meiner Schande gestehen, dass ich einfach nie dazu komme, hier weitere Kapitel online zu stellen, obwohl die FF schon ewig bei mir auf dem PC rumliegt und fertig ist!
Heute stelle ich einfach alle Teile rein, die ich noch habe. Seht es als ein verfrühtes Weihnachtsgeschenk, oder ein verspätetes Nikolausgeschenk. Wie auch immer...

Ich wünsche ganz viel Spaß beim Finale!
Machts gut und genießt die schöne Weihnachtszeit. Ich drück euch ganz feste!



Abschied nehmen


Der dritte Tag seiner vierten Aufgabe stand bevor. Ein wolkenverhangener Himmel kündigte Regen an, graue Wolken versteckten das sonst so strahlende Blau und Remus entschloss sich den heutigen Tag erneut in der Bibliothek zu verbringen.

Inzwischen war er der festen Überzeugung, dass am kommenden Abend erneut Besuch auf ihn warten würde, sodass er die Stunden bis zum Abendessen zählte. Die letzten zwei Abende waren so verschieden gewesen, und doch waren sie wichtig für ihn. Schon lange hatte sich Remus nicht mehr so wohl gefühlt wie an diesem Morgen.
Mit Elan schwang er sich aus dem Bett, machte sich fertig und schlenderte zum Frühstück in die Große Halle. Danach trugen

ihn seine Füße geradewegs in die Bibliothek Hogwarts. In den letzten zwei Tagen hatte Remus viel über Verteidigung gegen die dunklen Künste gelesen, ihm bisher unbekannte Flüche und Zauber herausgeschrieben und eine Liste angefertigt.

Als er nun die schwere Tür hinter sich schloss und seine Aufzeichung auf einem Tisch nahe der großen Fenster sah, entschloss er sich spontan die neuen Zauber auszuprobieren.
Mit einem Schlenker seines Zauberstabs rückten die Tische und Stühle an die Wände, eine freie Fläche in der Mitte entstand.

Remus zauberte einige weiche Matten herbei, man wusste ja nie, ob ihm vielleicht einer der Flüche misslang und zurück geworfen wurde. Zum Abschluss beschwor er einige Kissen herauf, die er nahe der Eingangstür an die Wand hexte. Sie sollten als Zielscheiben dienen und gleichzeitig die Zauber schlucken, sodass Madame Pince keinen Anfall bekam, wenn sie das nächste Mal ihre heißgeliebte Bibliothek betrat und wohlmöglich Spuren seines Trainings entdeckte.

Als soweit alles vorbereitet war, nahm sich Remus die Liste mit ca zwanzig neuen Zaubern vom Tisch. Kurz überflog er die Tabelle, doch da er keinen der Zauber in dieser Form konnte, zuckte er mit den Achseln und entschloss sich, einfach der Reihe nach vorzugehen. Etwas anderes würde genauso viel Sinn machen.
Noch ein letztes Mal sah er sich den Zauberspruch an, überflog kurz die angegebene Wirkung in einem der Bücher und stellte sich dann in die Mitte der weichen Matten.

"Reducto silentium". Ein grüner Lichtblitz schoss aus seinem Zauberstab und traf eines der Kissen direkt im Zentrum. Zuerst sah es so aus, als würde nichts geschehen und Remus wollte sich schon enttäuscht dem nächsten Zauber zuwenden, doch auf einmal explodierte das Kissen mit einer Kraft, die Remus die Haare zu Berge stehen ließ. Jedoch konnte man die Explosion nicht hören, es war noch immer totenstill im ganzen Schloss. Leider hatte Remus nicht über die Konsequenzen nachgedacht, als er sich zum Üben weiche Daunenkissen heraufbeschwor. Nun segelten die Daunenfedern seelenruhig zu Boden und hüllten die halbe Bibliothek in eine Schicht weiße Federn. Remus musste grinsen, als er das Chaos sah. Doch immerhin hat es gewirkt. Der Zauber war eine Erweiterung des bisher bekannten Reducto, er ließ Gegenstände mit der selben Kraft explodieren, jedoch vollkommen geräuschlos.

Mit einem Schlenker seines Zauberstabs waren die Daunen verschwunden und das Kissen hing wieder an seinem vorherigen Platz an der Wand.
Es folgten weitere Zauber, die allseits Bekannte verbesserten oder ein wenig umänderten. Remus ließ die Kissen implodieren, einfach verschwinden, das Innerste nach außen kehren oder sich in Wasser und Stein verwandeln. Ihm drehte sich regelmäßig der Magen um, wenn er daran dachte, dass all diese Zauber als Verteidigungszauber galten, sie somit gegen andere Menschen eingesetzt wurden und vergleichbare Resultate erzielten. Doch im Kampf durfte man nicht zimperlich sein. So riss sich Remus zusammen und wandte sich nach einer kurzen Stärkung zur Lunchzeit den Flüchen zu.

Zu den bereits vorhandenen Kissen hexte er schnell einige Ballons, die seine weiteren Ãœbungen abbekommen sollten.
Schnell waren die Flüche noch einmal im "Trockenzustand" geübt. Erst dann wandte sich Remus seinen "Gegnern" zu. Er ließ die Ballons anschwellen, bis sie unansehnliche Blasen schlugen und letztlich explodierten. Einige Flüche entstellten die Kissen so sehr, dass man sie kaum noch als solche bezeichnen konnte, andere lösten die Kissen Schicht für Schicht auf. Erneut verzog Remus angeekelt das Gesicht, während er zusah, wie sich zwei der Kissen gerade gegenseitig zerfetzten. Doch er war sich sicher, im Notfall konnten solche einfachen Flüche Leben retten. Die meisten Hexen und Zauberer wandten ausschließlich komplizierte Flüche an, doch schon vor einiger Zeit hatte Remus bemerkt, dass ein einfacher Beinklammerfluch häufig wahre Wunder wirken kann, einmal abgesehen von dem allseits beliebten Stupor.

Remus trainierte den ganzen Nachmittag die Flüche und Zauber, bis er sie in und auswendig kannte. Mit dem guten Gefühl endlich mal wieder etwas für den wohl bald kommenden Kampf getan zu haben, machte er sich auf den Weg in den Gryffindorturm. Nach einer wohlverdienten Dusche beeilte er sich, wieder hinunter in die Eingangshalle zu kommen. Fast hätte er seine heutige Verabredung vergessen, so konzentriert war er gewesen. Doch die Aufregung kam zurück, als Remus auf die breiten Flügeltüren der Großen Halle zuschritt und leise öffnete.

Mit dem Rücken zur Tür, den Blick in Richtung Lehrertisch gerichtet, stand Albus Dumbledore in der Großen Halle. Obwohl er nichts tat, einfach nur in Gedanken versunken dastand und offensichtlich wartete, merkte man sofort, dass das hier sein Reich war. Es war seine Schule, sein Hogwarts. Eine warme helle Aura lag um den Schulleiter, welcher sich nun, durch das Öffnen der Türe aufgeschreckt, langsam umdrehte. Kurz trafen sich die Blicke der beiden Männer, ein leises Lächeln breitete sich auf den Gesichtern aus.
"Remus, ich freue mich sehr dich zu sehen.", begrüßte Dumbledore den ehemaligen Gryffindor. Mit wenigen Schritten war er bei ihm und reichte ihm die Hand. Remus schlug gerne ein, freute sich über den Besuch und erwartete einen weiteren interessanten Abend. "Ich freu mich auch Albus.", antwortete er ein wenig verlegen. Die blauen Augen des Direktors schienen ihn zu durchleuchten. In diesem Moment war es Remus unendlich unangenehm, dass der Schulleiter offensichtlich so gut wie alles über sein bisheriges Leben wusste. Er kannte sein Schicksal, seine Ängste und Schwächen, seine Gefühle.
Sofern Albus Remus' Unsicherheit bemerkt hatte, ließ er es nicht nicht anmerken. Mit einem freundlichen Lächeln zeigte er auf die vier Tische.
"Wo würdest du gern sitzen? Mir ist es gleich." Remus überlegte. Er fand es merkwürdig, mit Dumbledore an einem der Haustische zu sitzen. Für ihn war er immer sein Lehrer, sein Mentor gewesen. Der gehörte nicht auf die Schülerbänke.
"Ähm, am Lehrertisch?"

Dumbledore gluckste. "Ach, dort sitz ich schon seit sovielen Jahren. Warum nicht an einem der Haustische? Wie wäre es mit Hufflepuff, dort saß ich noch nie." Remus nickte. Na gut, wenn Albus gern wollte, warum nicht?
So lief Remus ihm hinterher in Richtung Hufflepufftisch.
Kaum hatten sie sich gesetzt, veränderte sich der Ausdruck des Direktors. Remus hatte damit schon gerechnet, somit überraschte es ihn kaum.
"Wie geht es dir?", kam auch schon prompt die Frage, die Remus am meisten gefürchtet hatte. Was sollte er darauf sagen?

Die Standartantwort "gut" würde Dumbledore nicht glauben, und sie passte auch nicht zu seiner derzeitigen Verfassung. So horchte Remus erst einmal in sich hinein. Ja, wie ging es ihm?

In dem Moment, in dem er sich einzig und allein auf seine Gefühle konzentrierte, schienen eben diese mit einer Intensität über ihm hereinzubrechen, sodass Remus erst einmal tief druchatmen musste.
Er spürte noch immer tiefe Trauer, bemerkte deutlich die große Leere, die seine Freunde in ihm zurückgelassen hatten. Spürte den großen Verlust, doch gleichzeitig eine Angst vor der Zukunft, die ihm die Kehle zuzuschnüren drohte. Er war allein, seine Freunde waren im Krieg gefallen, wenn auch nicht auf einem offenen Schlachtfeld. Er musste überleben, musste kämpfen und fühlte sich doch so schwach und unwichtig.
Doch unter die Hilflosigkeit mischte sich Entschlossenheit. Er wollte kämpfen, sich an den Mördern seiner Freunde rächen, nicht zuletzt sein eigenes Schicksal rächen.

All seine Emotionen mussten ihm ins Gesicht gestanden haben, die Zerrissenheit zwischen Aufgeben und Weitermachen. Albus nickte leicht, ihm schien dies als Antwort genug zu sein. Remus atmete erleichtert aus, er hätte es nicht fertig gebracht auf Dumbledores Frage zu Antworten, nicht zuletzt weil er die Antwort gar nicht kannte.
Doch der Direktor riss Remus aus seinen Gedanken, als er ihn erneut ansprach.
"Remus, ich habe mich gefragt, ob es sinnvoll ist dich weiterhin hier im Schloss zu lassen. Ich nehme an, du hast von den Ereignissen außerhalb dieser Mauern kaum etwas mitbekommen." Seine Vermutung wurde durch ein leicht peinlich berührtes Nicken seitens Lupin bestätigt.

"Um es kurz zu machen. Es herrscht ein ziemliches Chaos da draußen. Die Menschen sind verängstigt, da die Todesser ihr Unwesen treiben. Kaum einer traut sich noch auf die Straße. Der Zaubereiminister wurde bedroht, er solle sein Amt an Voldemort übergeben, ansonsten würde ein Massenanschlag auf die Muggelwelt folgen. Wir alle sind angespannt, wissen nicht ob er seine Drohung wahr machen wird oder nicht.
Ich halte es für riskant, dich weiter davon abzuschotten, auch wenn deine Trauerarbeit mit Sicherheit noch nicht abgeschlossen ist. Je länger du dich aus den Aktivitäten des Ordens zurückziehst, desto schwerer wird eine Rückkehr. Doch im Endeffekt ist es deine Entscheidung. Du bist so lange willkommen im Schloss, wie du gern bleiben möchtest. Ich weiß, in zwei Nächten ist Vollmond, früher solltest du ohnehin nicht gehen. Aber ich bitte dich, dir danach gründlich zu überlegen, wie du die nächsten Wochen verbringen willst. Für gewöhnlich versuche ich nicht Menschen zu beeinflussen, doch in der derzeitigen Situation ist jedes Mitglied des Ordens unabkömmlich."

Remus verstand sofort, was der Direktor damit meinte. Er bat ihn, wieder in die aktive Arbeit des Ordens einzutreten, neue Aufträge zu übernehmen. Doch war er dazu bereit? Was würde passieren, wenn er einem Todesser gegenüber stehen würde.

Könnte er angemessen handeln, oder würde ihn seine Trauer leiten, ihm wohlmöglich durch eine Unachtsamkeit den Tod bringen?
Schon seit einigen Minuten sprach keiner mehr ein Wort, beide Männer wandten sich ihrem Abendessen zu.
Schließlich nickte Remus. "Ich werde mir Gedanken machen, Albus. Ich verspreche es dir."
"Das ist alles, was ich von dir verlange, mein Freund. Doch nun zu etwas anderem. Bald ist Vollmond, und wenn ich das so sagen darf, du siehst angeschlagen aus. Bitte erhol dich morgen, damit du in zwei Tagen genug Kraft gesammelt hast um deine Verwandlung zu überstehen. Wie ich von Severus erfahren habe, hat er dir den Wolfsbanntrank gebracht. Ich..." Doch weiter kam er nicht. Mit einem leisen Plopp tauchte Fawkes, Dumbledores Phoenix, aus dem Nichts aus und jagte Remus damit einen gewaltigen Schrecken ein. Albus lächelte entschuldigend, wandte sich dann aber augenblicklich Fawkes zu. Wie es aussah überbrachte der Phoenix eine Nachricht, jedoch sprach er kein Wort. Doch Dumbledore schien zu verstehen.
Mit Schwung und ernster Miene erhob er sich und wandte sich zum gehen.
"Remus, Voldemort hat seine Drohung wahr gemacht und einen Anschlag auf eine Brücke, die Brockdale Bridge, verübt. Wie es aussieht mussten viele Muggel in dieser Nacht ihr Leben lassen. Ich muss sofort dorthin." Mit diesen Worten rauschte er davon, doch in der Tür blieb er noch einmal stehen. "Ich warte auf deine Eule, Remus.", war sein letzter Satz. Kurz darauf verschwand Dumbledore mit einem für ihn so untypisch starren Gesichtsausdruck, der Remus einen Schauer über den Rücken jagte. Ein Teil von ihm wollte dem Direktor folgten, wollte helfen und am Leben teilnehmen. Doch ein anderer Teil wünschte sich nichts sehnlicher als sich zu verkriechen, hier in Hogwarts zu sein, wo er seinen Frieden hatte und weit weg war von Krieg, Hass und Zerstörung.

Remus blieb noch einen Moment in der Eingangshalle stehen. Doch dann drehte er sich mit einem Seufzen um, stieg langsam und in Gedanken versunken hinauf in den Gryffindorturm. Zwar war es noch recht früh, die Sonne versank gerade erst hinter den hohen Bergen, doch durch sein Training und die aufwühlende Unterhaltung mit Albus fühlte sich Remus wie erschlagen.
Nach einer kurzen Katzenwäsche fiel er müde in sein Bett. Sein letzter Gedanke war, dass er sich am kommenden Tag überlegen musste, wie es weitergehen sollte. Doch bevor er auch nur noch einen weiteren Gedanken daran verschwenden konnte, schlief er erschöpft ein.

***

Tanzende Sonnenstrahlen weckten einen zerzaust aussehenden Ex-Gryffindor an diesem Tag. Die Nacht war unruhig gewesen, Remus träumte von Todessern, die durch die Straßen zogen und Unschuldige quälten und folterten, ebenso von einer Brücke, die immer wieder in sich zusammenbrach, sich dann wieder aufbaute und erneut einstürzte.

Schweißgebadet erwachte Remus, ließ sich stöhnend wieder in seine Kissen fallen. Was für eine Nacht!
Doch nun brach ein neuer Tag an, so schob Remus schnell alle Gedanken an die vergangenen Stunden beiseite. Für heute gab es keine direkte Aufgabe von Dumbledore. Nichtsdestotrotz musste Remus nachdenken, musste sich endlich entscheiden.

Als der Werwolf mit bleiernden Knochen in die Große Halle schlurfte, blendete ihn eine pralle Sonne, die an diesem Tag mit ihrer ganzen Schönheit vom Himmel strahlte und jeden Winkel des Schlosses erhellte. So entschied sich Remus seine Denkarbeit nach draußen zu verlegen. Nach dem Frühstück machte er sich auf den Weg, ließ das Schlossportal schnell hinter sich und wanderte zum See hinunter.

Leise Wellen schaukelten auf dem Wasser, die Sonne ließ es glitzern. Es war ein prachtvoller Tag, doch Remus hatte kaum Augen für die Einzigartigkeit der Natur rund um Hogwarts. Er setzte sich nahe des Seeufers ins Gras, rupfte einige Halme aus und begann diese Stück für Stück zu zerkleinern. Das hatte er früher schon immer getan, wenn er nachdenken musste. Wenn seine Hände etwas zu tun hatten, dann konnte auch sein Kopf ohne Probleme arbeiten.

Zwei Wochen war er nun schon hier, an diesem Morgen brach seine vierzehnter Tag an. Sirius' Tod war noch nicht einmal drei Wochen her, und doch hatte Remus das Gefühl, seinen Freund schon seit mehreren Jahren nicht mehr gesehen zu haben. Er erinnerte sich an das bellende Lachen, welches einen jeden in seinen Bann zog, an die funkelnden grauen Augen, die früher pure Lebenslust ausstrahlen. Nach den Jahren in Askaban war das Strahlen erloschen, Remus sehnte sich trotzdem danach noch einmal in diese Augen zu sehen. Man konnte eine jede Emotion darin lesen. War er wütend, dann zog ein Sturm auf, wenn er lachte, schienen Funken zu sprühen.

Ohne es zu merken hatte Remus seine Augen geschlossen. Vor sich sah er deutlich Sirius, wie er die Tage vor seinem Tod durch das Haus am Grimmauldplatz lief, unruhig, untätig. Er kam ihm vor wie ein Tier, welches in der Falle saß. Wie schon so oft fragte sich Remus, warum er ihn nicht öfter besucht hatte. Er wusste, dass er sich mit dieser Frage nur selbst quälte, es war nun ohnehin nicht mehr zu ändern. Doch trotzallem machte er sich noch immer Vorwürfe.

Eine stumme Träne lief ihm heiß über die Wange, doch Remus merkte es kaum. Stattdessen horchte er ebenso wie am Abend zuvor tief in sich hinein. Er wusste, er würde nur so eine Antwort auf die Frage, wie seine Zukunft aussehen würde, finden können.
Noch immer tobte ein Kampf in ihm, ein Kampf, der über sein Leben entscheiden würde. Würde er aufgeben, sich abwenden, ein Leben im Exil führen, hatte er kaum Überlebenschancen. Nicht nur sein eigener Schmerz würde ihn zerfressen und letztlich umbringen, auch für die Todesser wäre es ein Leichtes, ihn zu fassen zu bekommen. Er machte sich nichts vor, sie würden ihn jagen, egal was er tat. Er war immerhin ein Mitglied des Ordens.

Würde er kämpfen, ginge er das Risiko ein nicht nur sich, sondern auch andere in Gefahr zu bringen. Er müsste seine Trauer vergraben, dürfte nicht an die Vergangenheit denken, musste alle Erinnerungen beseitigen. Ansonsten wäre er leicht angreifbar, zu emotional um siegen zu können. Doch konnte er das? Konnte er das Vergangene und somit den Inhalt seines Lebens einfach beiseite schieben? Seine Erinnerungen waren alles, was ihm geblieben war. Remus zweifelte, an sich selbst, an seiner Stärke und an seiner Kraft.

Er fühlte die Schwäche, die ihn unerbittlich gefangen hielt, noch verstärkt durch die kurz bevorstehende Verwandlung.

Remus öffnete die Augen, ließ seinen Blick über die glatte Seeoberfläche gleiten. Hogwarts, ein Ort, der sein Leben bestimmte wie kein anderer. Hier hatte er gelernt, Freunde gefunden, das erste Mal geliebt und die wohl schönsten Jahre seines Lebens verbracht. Hogwarts war eine Festung, die niemals fallen durfte. Sie verband Hoffnung mit dem Glauben an die Zukunft. Das Schloss war sein eigentliches zu Hause, er war im Herzen ein Gryffindor und würde dies immer bleiben.

Er hatte hier so viel erlebt, kannte jeden Winkel, jeden Geheimgang, ebenso wie die Ländereien rund um das Schloss.

Auf einmal wurde ihm bewusst, dass er niemals eine Entscheidung treffen könnte, solange er hier war. Hogwarts hielt ihn fest, ließ ihn nicht gehen. Wie sollte er frei entscheiden, wenn er doch beeinflusst wurde? Wie sollte er den richtigen Weg in seine Zukunft finden, wenn er mit jedem Schritt in seine Vergangenheit eintauchte?

Remus fasste einen Entschluss. Um die richtige Entscheidung zu treffen, musste er Abschied nehmen. Abschied von Hogwarts, seinem zu Hause.

Als am Mittag die Sonne hoch über ihm stand, erhob sich Remus, klopfte sich den Rasen vom Umhang und schlenderte über die Ländereien. Ja, er würde sich alles noch einmal einprägen. Er erlaubte sich selbst eine letzte kleine Reise durch seine Vergangenheit. Er streifte Hagrids Hütte, wanderte am Rand des Verbotenen Waldes entlang, bis er wieder beim See ankam. Ein letztes Mal ließ er sich unter den alten Baum nieder, der ihm so viel Schatten gespendet hatte. Dort hatte er für seine Abschlussprüfung gelernt, und nun versuchte er für sein weiteres Leben zu lernen.

Ein letzter Blick schweifte über den See, die Berge, die sich so eindrucksvoll am Horizont erhoben. Die Natur rund um Hogwarts war von einer atemberaubenden Schönheit. Remus stand einfach nur einige Minuten am Ufer des Sees und beobachtete das Spiel der Wellen. Doch dann trennte er sich, setzte seinen Weg fort.

Das Schloss spendete angenehme Kühle, als er die alten Mauern betrat. Auch hier ließ Remus nichts aus. Er begann in den Kerkern, besuchte sogar den Slytherin Gemeinschaftsraum, der ihm gleichzeitig so fremd und doch willkommen vorkam. Weiter ging es, von einem Stockwerk ins nächste. Remus ließ keinen Gang aus, besuchte alle Klassenzimmer, wenn auch meist nur für wenige Minuten.

Die Sonne sank stetig tiefer, tauchte die Räume in ein goldenes Licht, welches den Abschied noch erschwerte.
Das eine oder andere Mal verließ ihn die Kraft weiterzugehen. Remus ließ sich an den Mauern hinabsinken, brauchte eine Verschnaufpause. Immer wieder holte ihn die Vergangenheit ein, Erinnerungen kamen hoch, verursachten einen Kloß im Hals oder einzelne Tränen, die sich ihren Weg suchten.

Doch Remus kämpfte, stand immer wieder auf und ging weiter. Ein letztes Mal war es sein Schloss. Er allein durfte hier wohnen, sich alles ansehen und einprägen.
Remus wusste nicht, ob es ein Abschied für immer war, denn niemand wusste, was die Zukunft bringen würde. Doch ganz egal für wie lange er Hogwarts nicht mehr betreten würde, sein nächster Besuch wäre anders. Er musste Abstand gewinnen um sich entscheiden zu können, die alten Mauern zogen ihn zu sehr in ihren Bann.

Gegen Abend erreichte Remus die Eingangshalle. Ein letztes Abendessen in der Großen Halle stand ihm bevor. Er ließ es sich schmecken, genoss die hervorragende Küche, auch wenn ihm am Ende ein wenig übel wurde. Dies lag an der bevorstehenden Verwandlung, er kannte die Symptome. Auch der Schwindel, der ihn erfasste und zu einer Pause zwang, als er gerade die Treppen zum Gryffindorturm erklomm, war altbekannt.

Nur noch das Reich der Löwen fehlte, dann hätte er einen jeden Winkel des Schlosses verabschiedet. Doch hier fiel es Remus besonders schwer. Zu viele Erinnerungen hingen im Gryffindor Gemeinschaftsraum. Es tat weh, ein letztes Mal aus den hohen Fenstern zu sehen, die Sonne zu betrachten, die sich auch von ihm zu verabschieden schien. Zu der alten Trauer mischte sich ein neuer Abschiedsschmerz.

Nur mit letzter Kraft schaffte er es langsam die Treppe in den Schlafsaal zu besteigen. Oben angekommen zückte er seinen Zauberstab und ließ sein Hab und Gut in den leicht schäbigen Koffer schweben. Eigentlich hatte er per Hand packen wollen, doch dazu fühlte er sich nicht im Stande.

Als sich Remus bewusst wurde, dass nun seine letzte Nacht im Schloss bevor stand, erfasste ihn Kälte. Ein tiefe Trauer breitete sich in ihm aus, doch er wusste gleichzeitig, dass es keinen anderen Weg gab. Zitternd ließ er sich auf sein Bett fallen, sah der Nacht zu, die langsam aber sicher heraufzog. Stumme Tränen des Abschieds liefen seine Wangen hinunter, durchnässten die weichen Kissen seines Bettes.

Nach Stunden, wie es Remus schien, erfasste ihn die Müdigkeit und Erschöpfung. Er glaubte, keine Tränen mehr zu haben, doch kaum schloss er die Augen, weinte er sich leise in den Schlaf.

Der Morgen kam und Remus erwachte langsam. Sofort waren die Erinnerungen da, er würde nun das Schloss verlassen und so schnell nicht mehr zurückkehren.
Die Trauer über diesen Abschied schien ihn noch zu verschonen. Zwar fühlte er deutlich ihre Anwesenheit, doch nahm sie noch nicht Besitz von dem Werwolf, wofür er sehr dankbar war.

Nachdem er sich schweigend angezogen hatte, ließ er seinen Koffer neben sich her schweben, verließ schnellen Schrittes den Schlafsaal und durchquerte ebenso zügig den Gemeinschaftsraum. Er wollte nicht zurückblicken, lief mit gesenktem Blick durch die verwaisten Gänge des Schlosses. In der Großen Halle legte er eine letzte Pause ein, durchschritt gemächlich den Raum, blieb an einem jeden Tisch stehen. An Frühstück war nicht zu denken, Remus hätte keinen Bissen herunter bekommen. Zudem wollte er seiner Verzweiflung über den neuen Abschied nicht noch mehr Nahrung geben, machte einen Bogen um seinen Stammplatz.

Durch die schweren Eichentüren verließ er das Schloss, machte sich auf den Weg in Richtung Hogsmeade. Seinen Koffer schrumpfte er nun und steckte ihn in seine Tasche.
Kurz bevor er die letzte Biegung erreichte, blieb Remus doch noch einmal stehen. Er musste sich einfach noch einmal umdrehen. Das Schloss lag ruhig und majestätisch am Seeufer, wirkte so stark und kraftvoll wie Remus gern sein würde.
Es war sein zu Hause, doch nun hieß es Abschied nehmen.

Es schien als hätte er keinen Tränen mehr, nur die große Leere in seinem Innersten schien sich noch weiter auszudehnen. Bevor ihn der Schmerz in Stücke reißen konnte, wandte sich Remus wieder ab, fixierte mit glasigem Blick den Weg, der in das kleine Zaubererdorf führte.

Noch einmal sah er sich nicht um.

***tbc***


Und schwups gehts weiter...

Lieben Gruß
Eure Ellen


07.12.08 - 09.15Uhr


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Luna ist auch eine Person, in die ich mich von Anfang an verliebt habe. Sie gibt der Handlung einen wichtigen, neuen Anstrich und sie lässt Harry Dinge anders betrachten. Ich war ihr wirklich von Anfang an verfallen.
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