von pagesturner
Nur wage lies sich die helle Nachmittagssonne hinter den schwarzen Vorhängen erahnen. Ein einziger winziger Lichtstrahl hatte sich durch ein Mottenloch gezwängt und endete als heller Fleck auf dem dunklen Umhang des Zauberers.
Sachte regte sich der junge Mann, stöhnte jedoch sogleich schmerzvoll auf. Vorsichtig tastete er nach seinem rechten Unterarm und presste die Hand auf eine rot glühende Tätowierung. Sie zeigte einen Totenkopf, aus dessen Schlund eine Schlange schlängelte.
Das Zeichen der Todesser, das Zeichen Lord Voldemorts.
Voller Schmerz verzog er das blasse Gesicht und setzte sich auf. Er blinzelte und versuchte seine Umgebung auszumachen.
Der enge Raum war gefüllt von stickiger Luft, denn die Fenster waren mit schweren Vorhängen verhangen. An den Wänden türmten sich Bücher aller Art in hohen Regalen. Hie und da stand ein großer Schrank, zugestopft mit kleinen und großen, dickbauchigen und schmalen, gefüllten oder leeren Probefläschchen, Gläsern, Töpfen, Zaubertrankflaschen…
Hier wohnte ein Zaubertränkemeister. Und da dem jungen Malfoy nur einer einfiel, der sämtliche Lektüre über die dunklen Künste sein Eigen nennen konnte, war ihm klar:
Dies war das Haus von Severus Snape,
ehemaligem Lehrer der Hogwartsschule für Hexerei und Zauberei, Todesser, engster Vertrauter des Dunklen Lords und nicht zuletzt Mörder des mächtigsten Magiers aller Zeiten – Albus Dumbledore.
Bedächtig erhob er sich und schritt nachdenklich durch den Raum. Gedankenversunken nahm er eine kleine, bauchige Flasche aus einem der Schränke. Ihr Glas schimmerte bläulich.
Wie war er hierher gekommen?
Warum war er hier?
Die Flasche drehte sich zwischen seinen Fingern. Dabei schwappte der silbrige, dickflüssige Inhalt umher.
Draco versuchte sich an die vergangenen Ereignisse zu erinnern.
Was war passiert?
Hatte Snape ihn hierher gebracht?
Er hob die Flasche an sein Ohr und schüttelte sie leicht. Ein leises Blubsen und Gluckern war zu hören.
Das Dunkle Mal hatte gebrannt, was hatte das zu bedeuten?
Wo waren die anderen Todesser?
Seine Augen huschten über den hölzernen Korken.
Hatte es mit der Sache auf dem Astronomieturm zu tun?
Wie hatte der Dunkle Lord auf seine verräterische Feigheit reagiert?
Langsam zog er an dem Korken, bis er sich mit einem Plopp löste.
War des Lordes Reaktion der Grund für seinen versteckten Aufenthalt in Snapes Gemächern?
Neugierig schnupperte er an der Flüssigkeit in der Flasche. Ein magischer, Sinne vernebelnder Geruch stieg ihm in die spitze Nase.
Was die andere Seite - der Orden, gegen dessen Pläne Voldemort sie ausgeschickt hatte - augenblicklich unternahm?
Wo wohl das „heilige“ Trio gerade war? Potter, Granger und das Wiesel. Ach und des Wiesels jüngere Schwester, diese freche Göre, wie hieß sie noch gleich? Virginia? Ginny?
- Ja, Ginny.
Hastig stöpselte er das Gefäß wieder zu und verstaute die Flasche im Schrank.
„Severus?“, zögerlich rief Draco nach dem Bewohner des Hauses. Langsam stieg er die schmale Treppe hinauf, unter seinen Füßen knarrten die hölzernen Dielen.
Die Treppe führte ihn in eine einzelne kleine Kammer.
Sie war nur spärlich eingerichtet. In der Mitte prangte ein edles Himmelbett mit dunkelgrünen, samtigen Bezügen. Ansonsten gab es noch einen Stuhl, der vor dem ebenfalls verhangenen Fenster stand und einen Tisch mit langen, dünnen Beinen, auf welchem sich eine seltsame Pflanze in einer hässlichen Vase befand. Bis auf diese wenigen Möbel war das Zimmer leer. Kein Severus, kein anderes lebendiges Lebewesen.
Langsam trotte er in den Wohnraum zurück.
Ob er das Haus verlassen dürfe?
Draco ging auf die Tür zu und versuchte sie zu öffnen. Verschlossen. Er holte seinen Zauberstab aus der Tasche, murmelte "Alohomora!" ohne Erfolg. Mürrisch schlürfte er zurück zur Coach.
Wer wollte ihn hier eingesperrt lassen?
Dann kam ihm eine Idee. Er stand auf und versuchte zu apparieren. Doch wohin sollte er gehen? Er dachte an seine Mutter, hatte aber keine Ahnung wo sie sich aufhielt.
Ratlos lies er sich in die Kissen sinken.
Dann musste er eben warten.
~~o.O.o~~
…Warten, das taten auch Harry, Hermine, Ron und Ginny – vor der Tür zum Grimauldplatz Nr. 12. Noch einmal pochte Harrys Hand gegen das spröde Holz.
Endlich hörten sie ein Geräusch und die Tür wurde einen Spalt weit geöffnet. Ein lila farbendes Auge lugte hervor.
„Wir sind es. Harry, Ron, Ginny und Hermine.“
Das Auge schien deutlich erleichtert und die Tür wurde vollends geöffnet. Dort stand eine junge Frau mit pinkem Haar und lächelte die Vier freundlich an: „Willkommen, kommt schnell herein!“
Im Flur wurden sie glücklich von einer rundlichen Dame begrüßt. Mrs. Wealsey überhäufte sie mit Fragen und Informationen. Nach einer Weile betraten sie die geräumige Küche und trafen einen müde wirkenden Mann an. Die junge Frau, Nymphadora Tonks, lag in seinen Armen und wirkte ein wenig verspannt.
Mit der Zeit kamen weitere Mitglieder des Phönix Ordens hinzu und sie setzten sich gemeinsam an den großen Tisch.
„In der letzten Zeit ist viel Unheil über England und die Welt gezogen. Voldemorts Arme greifen jetzt bis zu unseren Verbündeten nach Südamerika. Er gewinnt an Macht und es lässt sich nicht aufhalten.“, erklärte ein besorgt dreinblickenden Kingsley Shacklebolt.
Er warf einen zögerlichen Blick in Harrys Richtung.
„Die beste oder einzige Möglichkeit wäre es, das System direkt am Hauptschalter zu erwischen.“
„Mit anderen Worten, ich soll Voldemort ausschalten.“, grummelte Harry bitter.
Mrs. Weasley neben ihm schluchzte herzhaft auf.
Seit Dumbledores Tod lief nichts mehr wie es laufen sollte. Es gab keine Ordnung und keinen Mut mehr.
Die Hoffnung war gestorben und da diese bekanntlich zuletzt stirbt, hatte sich die Lage zu einem heiklen Punkt zu gespitzt. Viele der noch so mutigsten Hexen und Zauberer hatte sich der Dunklen Seite angeschlossen, bevor es zu spät war. Selbst langjährige Vertraute des Ordens dienten dem, dessen Namen nicht genannt werden darf nun mit wichtigen Informationen.
Wenn es noch einen Lichtblick in der drückenden Dunkelheit geben sollte, dann war es Harry Potter, der Auserwählte, der Junge der überlebt. Doch auch diesen Helden hatte die Zaubererwelt aufgegeben, erst war dort der Tagesprophet mit seinen Gerüchten erschienen und langsam hatte auch die restliche Bevölkerung eingesehen, dass Harry keine Wunder vollbringen konnte.
Oder doch?
„Ich werde nach Voldemort suchen. Der Entschluss steht fest. Hermine, Ron und ähm…“, er blickte fragend zu Ginny, diese setzte sich demonstrativ auf seinen Schoß.
„…und ich werden mit ihm gehen!“ Mrs. Weasley riss ihre Augen entsetzt auf. „Nein!“, entfuhr es ihr.
„Doch Mum. Sieh doch Tonks an. Wie glücklich sie ist, seit sie mit Prof. Lupin zusammen ist. Was meinst du wie mir es geht?“
„Lass das Professor mal stecken, Ginny“, zwinkerte Lupin.
Molly entgegnete streng: „Das kannst du nicht vergleichen, Nymphadora ist eine erwachsene Frau, du bist noch ein Kind, Ginerva!“
„Mama, ich bin 16 Jahre alt!“, rief Ginny empört.
„Ginny soll tun und lassen was sie will, zu dieser Zeit ist keiner mehr sicher, egal wo er sich befindet.“ Arthur Weasley stand in der Tür, trug noch seine Arbeitskleidung und sah ernst in die Runde.
Mrs. Weasley nahm ihre jüngste Tochter schluchzend in den Arm. „Ach Mum…“, flüsterte Ginny betrübt.
„Wie haben vor Draco Malfoy aufzusuchen. Wisst ihr wo er sich befindet?“ Lupin nickte stumm.
„Vermutlich bei Snape. Sein Vater wurde von Voldemort höchst persönlich umgebracht und seine Mutter ist seit mehreren Wochen verschwunden. Aber gut, sucht ihn hier. Dort wohnt Severus Snape.“
Lupin reichte Harry einen Zettel.
„Wir dürfen keinen Zeit verlieren“, antwortete dieser.
Mrs. Weasley fragte, ob die Vier nicht wenigstens zum Essen bleiben würden, so speisten sie stillschweigend zusammen. Die Stimmung war die ganze Zeit über gedrückt.
Kurz vor dem Abschied nahmen die Weasleys ihre jüngste Tochter in die Arme und versprachen immer für sie dazu sein.
Dann machten sie sich auf den Weg.
Auf in Höhle des Giftmischers.
~Bitte schreibt viiiiele Kommis! In dem nächsten Chap werden vermutlich die ersten Anzeichen des einen Pairings (GW/DM) erscheinen...=P ~
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