von Khira
Melody hatte ihren Koffer in der Hand, sog die Luft tief ein und hatte die Augen geschlossen. Ihr Tag der Entlassung war nun endlich da. Ihr ging es so gut, dass die Ärzte sie ohne Bedenken in die Freiheit entlassen konnten. Und nun stand sie vor dem Krankenhaus und wartete auf Thora. Sie wollten noch gemeinsam ein Kleid für den Maskenball kaufen gehen. Lucius hatte ihr dafür Geld im Krankenzimmer hinterlassen. Doch sie würde es nicht ausgeben. Sie hatte selbst genügend Geld. Geld, welches eigent-lich ihren Eltern gehörte. Doch ein Mitarbeiter des Ministeriums hatte ihr gesagt, dass durch die Ent-eignung ihrer Eltern deren ganzes Hab und Gut auf sie zurückfiel. Ein Erbe. Als wären ihre Eltern schon tot…
Melody scheuchte den Gedanken beiseite. Darüber konnte sie später nachdenken. Später, wenn ein Jahr vergangen war und sie ihre Eltern endlich besuchen durfte. Am traurigsten war allein die Tatsache, dass ihre Eltern bis zum Schluss hinter dem Lord gestanden hatten und sich dann einfach festnehmen ließen. Als hätten sie es letzten Endes doch noch bereut. Nur viel zu spät.
„Melody! Süße!“ Thora kam über die Straße gerannt und hatte ein breites Lächeln auf den Lippen.
„Hey!“, erwiderte Melody und ließ sich von ihrer Freundin umarmen. Wie hatte sie das vermisst! In ordentlichen Klamotten, bei bester Gesundheit und außerhalb des Krankenhauses umarmt zu werden, fühlte sich besser an als sie je angenommen hätte.
„Bist du bereit? Ich hab bereits den ganzen Laden für uns reserviert. Wir haben also den ganzen Tag Zeit.“ Thora war ganz von den Socken. Melody konnte nicht anders als zu lächeln.
„Dann lass uns aufbrechen.“
In dem kleinen Braut- und Abendmodegeschäft war es hell erleuchtet und trotz des geringen Platzes wirkte der Raum durch das viele Licht und den hellen Wänden groß und freundlich.
„Herzlich Willkommen, meine Damen. Haben Sie denn schon eine Vorstellung was sie zum dem Maskenball anziehen möchten?“, fragte die kleine rundliche Frau noch bevor sie die Tür hinter sich schließen konnten. Die beiden sahen sich fragend an.
„Wir würden erstmal mit den Masken anfangen. Dann finden wir vielleicht auch schneller das passende Kleid.“, sagte Thora und ließ sich von der Verkäuferin Tasche und Jacke abnehmen.
„Wie Sie wünschen.“ Sie half auch Melody aus der Jacke und führte die beiden dann zu zwei großen Vitrinen, die voller hübscher, venezianischer Masken waren. Manche schlicht, andere verspielt.
„Sie haben die freie Auswahl. Sehen Sie sich ruhig um.“ Die kleine Frau stellte sich etwas abseits und beobachtete still wie Thora und Melody eine Maske auswählten.
„Hast du schon in etwa eine Vorstellung welche Farbe und Form dein Outfit haben soll?“, fragte Thora und war sichtlich mit der riesigen Auswahl überfordert.
„Ja. Aber du wirst mich für geisteskrank halten.“ Thora sah sie erwartungsvoll an. Melody räusperte sich.
„Ich hatte an ein komplett weißes Outfit gedacht.“, sagte sie leise und erwartete eine verbale Sintflut.
Doch Thora tat einen Moment lang gar nichts, außer sie anzusehen. Dann sah sie in die Vitrine zurück.
„Eigentlich eine hammergeile Idee. Die Leute werden sich das Maul zerreißen, wenn du wie eine Braut da auftauchst.“
„Genau das hatte ich mir auch gedacht.“, sagte Melody und grinste diabolisch.
„Dann lass uns dich zur Braut machen!“, entgegnete Thora verschwörerisch und grinste ebenso teuflisch zurück.
***
Lucius sah auf von einer Empore hinunter auf seine Gäste. Es waren Leute aus sämtlichen Gesellschaftsschichten und sämtlichen Abstammungen. Sehr gut. Vielleicht konnte dieser Abend ihn ein Stück weit rehabilitieren. Er vermisste nur ein paar Leute. Und zwar seinen Sohn und seine Freundin. Und vor allem Melody. Er hatte sie gefragt wie er sie erkennen konnte. Und sie hatte ihm mit „Halte nach roten Haaren Ausschau.“ geantwortet. Er hatte gedacht es sei ein Scherz. Und bei jedem Weasley, der den Raum betreten hatte, hatte er aufgesehen und jedes Mal über sich selbst den Kopf geschüttelt.
Auf einmal zog eine Bewegung der Massen hinten am Eingang des Saals seine Aufmerksamkeit auf sich. Er musste sich beherrschen, dass ihm nicht der Mund offenstehen blieb. Jetzt hatte er keinen Zweifel mehr, dass Melody soeben den Raum betrat. Sie hatte feuerrote Haare, rot wie Blut. Doch noch viel beeindruckender war ihr weißes Kleid, die lange Schleppe, die weißen Handschuhe… Sie sah aus wie eine Braut. Die roten Haare lagen glatt und leuchtend auf ihrem Rücken und eine weiße, hübsche Maske bedeckte ihr Gesicht. Die Menge teilte sich ehrfurchtsvoll vor ihr und ein Gemurmel erfüllte den ganzen Saal. Jedes Augenpaar war mittlerweile auf sie gerichtet. Dann blieb sie stehen, hob den Blick und sah hinauf zu Lucius. Ihre Augen leuchteten rot. Ihr Anblick jagte ihm einen Schauer über den Rücken.
Dann breitete sich ein Lächeln auf ihren Lippen aus und sie hob die Hand und lockte ihn verführerisch mit einem Finger zu sich. Eins musste man ihr lassen: Sie wusste, wie man einen großen Auftritt hinlegte.
Jetzt war es an ihm, seine Braut willkommen zu heißen.
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