von Mary Lestrange
Cheyenne lag benommen in der Ecke des Raumes.
Ihre Kleider waren zerschlissen; ihre Haut zerschunden.
Nur halb nahm sie das Geschehen wahr, das sich vor ihr abspielte.
Männer und Frauen - hauptsächlich Männer - gingen ein und aus. Manche blieben, um sich kurz zu unterhalten, andere verschwanden sofort wieder.
Ab und zu warf ein Todesser Cheyenne einen spöttischen oder verächtlichen Blick zu, doch sie -sofern sie es mitbekam- ignorierte die Blicke einfach.
Eine widerspenstige Haarsträhne fiel ihr ins Gesicht. Verärgert wollte sie die Hand heben um sie wegzustreichen, aber ihre Hände ließen sich nicht bewegen. Seile schnitten in ihre Haut und banden ihre Handgelenke fest aneinander.
Sie gab es bald auf an den Fesseln zu zerren, denn je mehr sie daran zog, desto fester wurden sie.
Cheyenne seufzte tief und ergab sich ihrem Schicksal.
Sie hatte einen schweren Tag hinter sich.
Gegen Mittag waren mehrere Männer erschienen und versuchten sie auszufragen, doch Cheyenne konnte keine ihrer Fragen zufrieden stellend beantworten. Wütend gaben sie es schließlich auf, jedoch nicht ohne Cheyenne ihren Zorn spüren zu lassen…
Doch der Tag war noch jung und die Schrecken sollten noch kein Ende haben…
Zum zweiten Mal saß Cheyenne in dem viel zu engen Verhörraum. Nun besser gesagt, sie lag -halb aufgerichtet- an der Wand während sich drei Männer vor sie stellten. Alle drei gehörten zu denen, die in jener Nacht am Tode der Jones beteiligt waren. Es waren Roockwood, Rabastan und Macnair. „da du uns ja offensichtlich keine Antworten geben kannst, fangen wir noch einmal ganz von vorne an. Bei dir!“, der Spott, der in Roockwoods Stimme lag, war nicht zu überhören. „Nun…wie ist dein Name?“ Cheyenne wich seinem Blick aus. „Ich…ich…weiß es ja selbst nicht…“, murmelte sie leise. „Du willst uns doch nicht etwas weismachen, dass du nicht einmal deinen Namen kennst?!“, fuhr Roockwood auf und alle drei lachten hämisch. „Wer weiß...“, meinte Macnair und klang amüsiert. „…vielleicht hast du vorhin zu fest zugeschlagen“ Roockwood grinste höhnisch. „Scheint fast so…"
An Cheyenne gewandt fügte er hinzu: „Du tätest besser daran uns zu antworten! Zum letzten Mal: Nenn uns deinen Namen!“
Cheyenne schluckte, mied noch immer seinen Blick und begann stockend: „Ich…ich kenne meine Eltern nicht…vor dreizehn Jahren wurde ich in Askaban geboren…Erst letztes Jahr konnte ich raus. Und das…weil…weil…meine Eltern… zu euch gehören“, sie sprach nun hastig, als würde es ihr weniger Schmerzen bereiten es schnell zu erzählen. Nur die letzten drei Worte flüsterte sie so leise, dass man sie kaum verstehen konnte.
Auf ihre Erklärung hin herrschte Schweigen. Dann hob Roockwood seinen Zauberstab, doch Rabastan hielt seinen Arm fest. „Warte!“, zischte er mit scharfer Stimme. „Was?“, fauchte Roockwood, „Du kaufst ihr das doch nicht etwa ab?!“
Rabastan sah ihn ernst an. „Doch. Denn es gab diesen Fall wirklich. Den Fall Lestrange…“
„Wie bitte?!, Roockwood starrte ihn perplex an, doch Rabastan warf ihm nur einen kurzen, warnenden Blick zu und ging dann vor Cheyenne in die Hocke.
Seine Hand schob sich unter ihr Kinn und drĂĽckte ihren Kopf nach oben, so dass ihre saphirblauen, leuchtenden Augen direkt in die forschenden Rabastans blickten.
„Sie sagt die Wahrheit…“, stellte er sachlich fest und richtete sich wieder auf.
„Aber dann…“, begann Macnair. „Ist sie…“
„Meine Nichte“, beendete Rabastan den Satz und nickte. „und Rodolphus Tochter…“
*~*~*~*
Kurze Zeit später war sie mit Rabastan und Rodolphus alleine.
Rodolphus Miene verhärtete sich, als er ihr Gesicht betrachtete und Angst in ihren Augen sah.
Minutenlang herrschte Schweigen, dann brach Rodolphus die Stille; seine Stimme klang schneidend. „Anstatt dich darum zu kümmern, mehr über deine Familie zu erfahren, hieltest du es also für besser gleich zu den Auroren zu rennen?!“ Er spuckte dieses Wort förmlich aus, als wäre es unter seiner Würde, sich mit ihnen zu beschäftigen.
Cheyenne presste die Lippen fest aufeinander und schwieg.
Rodolphus erhob sich aus seinem Stuhl und blickte sie mit einem so wĂĽtenden Blick an, der sie zusammenzucken lieĂź.
Er lachte verächtlich und ging auf Cheyenne zu, bis er schließlich direkt vor ihr stand. „Du hast deine Familie verraten!“, zischte er leise und mit eisiger Kälte in der Stimme.
Seine Hand packte sie an den Haaren und riss ihren Kopf brutal zurĂĽck.
„Was sollen wir mit dir machen? Welche Strafe ist für eine Verräterin angemessen? ANTWORTE!“
Cheyenne fuhr zusammen und öffnete den Mund um zu Antworten, doch ihre Stimme versagte.
Auf den Gesichtern beider Brüder lag jetzt der unverkennbare Ausdruck von Hass und Verachtung. Beider Augen blitzten gefährlich; jetzt blieb auch Rabastan nicht länger sitzen, er sprang auf und stellte sich neben seinen Bruder.
Cheyenne konnte in ihren Gesichtern lesen, dass keiner von beiden auch nur im Entferntesten daran dachte, sie zu einfach zu töten.
Eine plötzliche Welle von Angst überkam Cheyenne, als die Hand ihres Vaters bedrohlich nahe an ihren Hals wanderte.
„Du willst also nicht antworten?“ Rodolphus ließ ihre Haare los und drückte stattdessen ihr Kinn -wie es Rabastan zuvor tat- in die Höhe. „Nun gut…“, seine Stimme war fast nur noch ein Flüstern, doch seine nächsten Worte trafen Cheyenne heftiger, als wenn er sie angeschrieen hätte.
„Wenn wir mit dir fertig sind, weißt du was Schmerz ist, was es heißt…zu leiden…“
Zärtlich strich er ihr eine Haarsträhne zurück.
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