von kikimaus
Severus und Sirius
… „Ich glaube, es gibt auf der ganzen Welt kein fröhlicheres Kind“, hörte Harry die Stimme seiner Mutter.
Snape lachte.
Lily ging auf Snape zu und umarmte ihn. „Herzlichen Glückwunsch zum 21. Geburtstag, Severus!“
„Danke.“
„Ach…und das hier“, sagte Lily und fischte ein Blatt Papier aus der Kiste, „das ist von Harry.“
Snape nahm die „Zeichnung“ in die Hand und betrachtete sie leicht pikiert.
„Und was soll das darstellen?“
Lily tat so, als wäre sie in ihrem Mutterstolz gekränkt.
„Das lässt du dir am besten von Harry erklären!“, sagte sie und setzte ihm den Jungen auf den Schoß.
Snape wandte sich an Harry: „Also, Harry, was ist das?“
„Daaa, ah, di, di, DIEEE!“ machte Harry und blickte Snape beifallsheischend an…
Snape nickte verstehend. „Ah, ja“, und zu Lily gewandt „da hätte ich auch wirklich selber drauf kommen können:“
Lily prustete los, als sie das hörte, und Snape fing jetzt auch an zu grinsen. Es dauerte nicht lange, bis das ganze Zimmer dann auch noch von Harrys Lachen erfüllt war.
„Jetzt weiß ich, was das ist“, sagte Snape, als er wieder sprechen konnte, „dass ist eine Zeichnung, die einen zum Lachen bringen soll, stimmt's?“, und er kitzelte Harry an den Seiten. Harry quiekt vor Vergnügen.
„Diiii“, machte Harry und strahlte über das ganze Gesicht…
„Der Junge ist wirklich der pure Sonnenschein…“ stellte Snape fest.
„So wie es aussieht, hat er nicht nur Sonnenschein in mein Leben gebracht…“
„Ich bin so froh, dass du damals nicht mich geheiratet hast, sondern ihn.“
„Wieso?“
„Sonst gäbe es keinen Harry. Da hat James zum ersten Mal in seinem Leben etwas Gutes getan.“
„Wann?“
„Als er Harry gezeugt hat.“
Lily lächelte. „Es ist unglaublich, wie sehr du dich verändert hast.“
„Ich hab mich nicht verändert. Ich hab nur jemanden gefunden, bei dem ich ich selbst sein darf.“
Lily betrachtete Snape erstaunt.
„Zum ersten Mal, seit meine Eltern tot sind, gibt es zwei Menschen gleichzeitig, die mich mögen. Zum ersten Mal…habe ich wieder ein Zuhause…“. Er betrachtete Harry liebevoll, der zu seinen Füßen spielte…
…Harry war wieder auf dem Friedhof.
Er spürte, wie ihm die Tränen über die Wangen liefen…
Er ging auf Snape zu, der immer noch ohnmächtig war. Als er Snape auf den Rücken drehte, bemerkte er Spuren von Tränen in Snapes Gesicht. Irgendwie hatte Harry es immer gewusst: Nur die Menschen, die man liebt, können einem wirklich weh tun…und Harry hatte Snape schon sehr oft weh getan…Das musste anders werden…
Harry wollte ihn umarmen…
Plötzlich bemerkte er, dass die Erde leicht bebte. Er blickte auf, und ihm blieb fast das Herz stehen.
Todesser!
Harry sah sich um; Snapes Patronus strahlte weithin sichtbar wie ein Leuchtfeuer…Es half alles nichts.
Ohne lange zu überlegen, packte Harry Snape bei den Schultern…
„Professor, Sie müssen aufwachen…die Todesser…die dürfen Ihren Patronus nicht sehen!“
So benommen Snape auch war, erfasste er blitzschnell die Situation.
Nun ging alles sehr schnell: Der Patronus verschwand, und Harry saß im Dunkeln. Und ehe sich Harry versah, hatte er auch schon einen Stoß erhalten und…war auch schon in seinem Bett im Gryffindor-Schlafsaal...
Dort erwartete ihn eine freudige Ăśberraschung: Hermine war wieder zurĂĽck!
Harry erzählte Hermine und Ron von seiner Begegnung mit Snape.
„Wahrscheinlich hat er mal wieder schnell einen Portschlüssel gemacht und dich draufgeschubst, Harry. Er hat dir das Leben gerettet, wie so oft.“ Hörte Hermime eigentlich nie auf zu denken?
„Ich konnte mich noch nicht mal bei ihm bedanken“, murmelte Harry.
„Sonst hat dich das doch auch nie gestört.“
„Du predigst dem Bekehrten, Hermine.“
„Was ist los mit dir, Harry?“
„Ich habe ihn noch nie so gesehen…so verzweifelt, so…verletzbar…es hörte sich an, als würde er beten…“
„Beten? Bist du sicher?“
„Er hat lateinische Worte benutzt, aber es waren keine Zaubersprüche…“
„Versuche dich zu erinnern…“
Du hast recht, das ist Latein…aus dem Requiem…“ sie kramte die Übersetzung heraus. (Wer weiß, wo sie die wieder her hatte!) „oro supplex et acclinis…Schuldgebeugt zu dir ich schreie…cor contritum quasi cinis…Tief zerknirscht in Herzensreue…Gere curam mei finis…Sel'ges Ende mir verleihe.
„Oh mein Gott…er muss entsetzlich darunter leiden…anderen macht es Spaß zu töten…und er zerbricht fast daran…“
„Aber wieso bittet er deine Mutter um Verzeihung, Harry?“
Harry schüttelte den Kopf. „Das weiß ich auch nicht.“
Da fiel ihm ein, was er den beiden noch sagen wollte…„Ich habe seinen neuen Patronus gesehen…“ und er erzählte den beiden, was er erlebt hatte… „Jetzt weiß ich auch, warum Kreacher gelacht hat…“
Hermine und Ron schauten Harry ratlos an.
„Erinnert ihr euch? Er lachte, als er Snapes Patronus sah. Aber vor allem lachte er über die Reaktion von Sirius…Zuerst hat er für die Rache gelebt, dann, als ich sie ihm verweigert hatte, hat er für mich gelebt, das redete er sich zumindest ein…als er merkte, dass ich anders bin als mein Vater, bekam sein Selbstbewusstsein einen gewaltigen Knacks, doch damit nicht genug. Als er Snapes Patronus sah, wurde ihm klar, dass er den Kampf um mein Herz bereits verloren hatte…dass er nie die Nummer eins in meinem Leben werden würde. Er beschloss, alles auf eine Karte zu setzen…und verlor. Mein Herz zu erobern oder unterzugehen…dazwischen gab es nichts…“
Die anderen nickten nachdenklich…
Wenn Du Lob, Anmerkungen, Kritik etc. über dieses Kapitel loswerden möchtest, kannst Du einen Kommentar verfassen.
Zurück zur Übersicht - Weiter zum nächsten Kapitel
