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Fanfiction

Die Weasleys warten auf Weihnachten - Dezember: Falsche Vermutungen

von ChrissiTine

11. Dezember: Falsche Vermutungen


"Und was hälst du von dem Kleid?", fragte Hermine, als sie aus der Umkleide trat. Prüfend betrachtete sie sich von allen Seiten in dem großen Spiegel.

"Ich weiß nicht, Hermine.", erwiderte Ginny und betrachtete ihre Schwägerin mit schiefgelegtem Kopf. Irgendwas stimmte an diesem dunkelroten kurzen Kleid einfach nicht. Es saß irgendwie nicht richtig, in der Taille war es so eng. "Ich glaub das ist nicht das Richtige."

Hermine nickte niedergeschlagen. Seit einer Stunde probierte sie nun schon die verschiedensten Abendkleider, aber nichts passte wirklich gut. Langsam war sie am verzweifeln.

"Wie wäre es, wenn du dir einfach einen Festumhang bei Madam Malkins kaufst?", schlug Ginny vor und schaute zu der Umkleide, an der die anderen zwanzig Kleider hingen, die Hermine schon anprobiert hatte.

Hermine schüttelte den Kopf. "Sie macht nur noch Festumhänge für Zauberer, Hexen müssen sich mit Abendkleidern aus solchen Läden begnügen." Leider hatte die weibliche Zauberergesellschaft vor Jahren entdeckt, was es für schöne Abendgarderobe es in Muggelkaufhäusern gab und so hatte Madam Malkins im Bereich der Festumhänge fiel zu wenig Umsatz gehabt und ihre Angebote aus dem Laden genommen.

"Das ist wirklich bescheuert.", murmelte Ginny. Aber auch sie hatte schon lange keinen Festumhang mehr gekauft, ihr waren diese Abendkleider auch lieber, zumindest dann, wenn sie nicht schwanger war. Im Moment passte ihr sowieso nichts richtig. "Probier doch einfach nochmal das Schwarze, das du als erstes anhattest.", schlug sie dann vor.

"Brauchen Sie vielleicht Hilfe?", fragte eine Verkäuferin, die wie aus dem nichts aufgetaucht war und Hermine mit fachmännischem Blick musterte.

"Nun ja ... ähm ... vielleicht.", sagte Hermine unsicher. Sie mochte es eigentlich nicht, wenn Verkäufer ihr bei Kleidung halfen und immer das teuerste anschleppen mussten, das ihr sowieso nicht gefiel.

"Was brauchen Sie denn? Zu welchem Anlass soll das Abendkleid sein?", fragte sie, ohne eine eindeutige Antwort abzuwarten. Sie holte ihre Brille heraus und setzte sie auf. So umkreiste sie Hermine einmal und musterte sie von oben bis unten.

"Also, der Chef meines Mannes gibt zu Silvester ein kleines Fest und dafür brauche ich ein Abendkleid. Am bestens sehr schlicht und elegant.", erklärte Hermine. Dass sie mit dem Chef ihres Mannes den Zaubereiminister meinte und das Fest für das ganze Ministerium war, erwähnte sie lieber nicht.

"Ja, das wird das beste sein. Ich werde mal schauen, was wir so im Lager haben. Umstandskleider sind meistens so verziert, aber wir haben sicher noch irgendetwas elegantes da.", sagte die Verkäuferin in geschäftsmäßigem Ton und wollte schon davoneilen, aber Hermine hielt sie auf.

"Moment noch! Was meinen Sie denn mit Umstandkleidern? Ich brauche gar kein Umstandskleid.", sagte sie verwirrt und schaute zu Ginny, die ahnungslos mit den Schultern zuckte.

"Sind Sie denn nicht schwanger?", fragte die Frau überrascht und wollte sich, wie sie das immer machte, wenn sie nervös war, die Haare aus dem Gesicht streichen, die aber gar nicht vorhanden waren, da sie ihr gefärbtes blondes Haar zu einem Knoten hochgesteckt hatte.

Hermine schüttelte den Kopf und zog ihren Bauch etwas ein, damit die Frau ja nicht auf falsche Ideen kam. "Nein ich bin nicht schwanger.", sagte sie bestimmt. "Ich habe allerhöchstens etwas zugenommen, was vor Weihnachten ja wohl nicht so ungewöhnlich ist, oder?", fragte sie leicht beleidigt. Kaum hatte man ein, zwei Gramm mehr als sonst auf den Rippen, schon war man schwanger!

"Das tut mir wirklich Leid, entschuldigen Sie, ich wollte Sie nicht beleidigen, ich dachte nur ... und Sie sind ja in Begleitung einer Schwangeren unterwegs ...", stotterte die Verkäuferin hilflos herum und wagte es kaum, Hermine in die Augen zu blicken.

"Also wenn jemand mit seiner schwangeren Freundin einkaufen geht, dann ist dieser jemand auch automatisch schwanger?", hakte Hermine nach und stemmte die Hände in ihre Hüften. Eigentlich wollte sie doch gar keine Hilfe von dieser Person haben, sie wollte nur ganz in Ruhe ein Kleid aussuchen.

"Ja ... also ich meine natürlich nein ... natürlich nicht ... ich wollte Ihnen wirklich nicht zu nahe treten ... egal was Sie aus dieser Abteilung kaufen werden, das geht auf Kosten des Hauses.", sagte die Verkäuferin mit hochrotem Kopf. "Soll ich im Lager für Sie nachschauen?"

Hermine schüttelte amüsiert den Kopf. So sehr hatte sie die Frau keinesfalls verschrecken wollen. "Nein danke, ich denke wir finden uns schon alleine zurecht."

"Okay, dann wünsche ich Ihnen noch ... einen schönen Aufenthalt." Die Frau verschwand so schnell wie sie aufgetaucht war.

Hermine sah ihr kopfschüttelnd nach, während Ginny versuchte ein Kichern zu unterdrücken. "Ich glaub ich probier nochmal das Schwarze an.", überlegte Hermine und griff sich das Kleid, was ganz hinten hing und sie vor fast einer Stunde schon einmal probiert hatte.

Ginny nickte und beobachtete, wie Hermine damit in der Kabine verschwand.

"Das ist doch unglaublich, oder?", fragte sie, nachdem sie sich aus dem roten Kleid gezwängt hatte und es so ordentlich wie möglich auf einen Kleiderbügel hängte.

"Was meinst du?", rief Ginny ihr zu und versuchte sich anders hinzusetzen, was sich als etwas komplizierter herausstellte als gedacht.

"Na dass die Verkäuferin gedacht hat, dass ich schwanger bin.", erwiderte Hermine und machte so gut es ging den Reißverschluss zu. Wenn sie das Kleid so ansah, war es doch sehr schön, obwohl sie es vorhin für "zu langweilig" gehalten hatte.

"Ach, so unglaublich finde ich das gar nicht.", widersprach Ginny und schlug die Beine übereinander. "Wirst du wohl Ruhe geben.", murmelte sie leise ihrem Bauch zu. Das Baby schien wohl geschlafen zu haben und war von ihren Bewegungen aufgewacht.

"Was?", fragte Hermine überrascht und schob den dunkelblauen Vorhang beiseite, der vor der Garderobe hing. Sie kam heraus und trat vor den großen Spiegel.

"Du kannst nicht bestreiten, dass du etwas zugenommen hast, oder?", fragte Ginny schelmisch und nahm Schwung, um aus dem Sessel aufzustehen. Sie ging zu ihrer Freundin und zog den Reißverschluss ganz hoch.

"Ich bitte dich, Ginny, jeder kann doch mal zunehmen, oder?", sagte Hermine augenverdrehend.

"Ja, das bestreite ich ja auch nicht, Mine. Aber ich meine, deshalb ist es doch nicht ganz so abwegig, dass die Verkäuferin das angenommen hat, oder?", nahm sie die Frau in Schutz und nickte. "Das solltest du nehmen."

"Ja, ich glaub das mach ich.", nickte Hermine und ging wieder in die Umkleide. Fünf Minuten später kam sie wieder raus, diesmal trug sie wieder ihre Jeans und einen Pullover vom letzten Jahr. Das Kleid hatte sie über dem Arm.

/-/

Zehn Minuten später schlenderten sie durch die Spielzeugabteilung und überlegten, was sie Cathy zu Weihnachten schenken konnten. Besonders zu dieser Zeit gab es eine große Auswahl, allerdings waren die Preise auch alles andere als billig.

"Also ich finde diese ferngesteuerte Katze niedlich.", meinte Ginny zum fünften Mal und musterte einen Hullahuppreifen. Sie fragte sich, ob der ungefähr ihren Bauchumfang hatte. "Wenn sie schon keine echte Katze kriegt ... Sie kriegt doch keine, oder?"

Hermine schüttelte den Kopf. "Nein, sie kriegt keine. Wir haben ihr oft gesagt, sie kriegt eine, wenn sie nach Hogwarts kommt. Also kriegt sie auch eine, wenn sie nach Hogwarts kommt.", erklärte Hermine bestimmend und schaute sich die Puzzle mit 1000 Teilen an. Leider war kein schönes Bild darunter.

"Was willst du Ron denn schenken?", erkundigte sich Ginny und ging weiter zu den Kuscheltieren. Einen kleinen Plüschbär nahm sie aus dem Regal und betrachtete ihn genauer. "Na, mein Süßer? So allein hier?"

"Ich hab noch keine Ahnung. Ich wäre ja für ein Buch, aber Ron ist nicht wirklich dafür zu haben.", sagte sie bedauernd und strich dem Bär über sein braunes Fell. Es war wirklich sehr schön flauschig.

Ginny schüttelte lachend den Kopf. "Nein, Bücher sind wirklich nicht Rons Schwäche. Aber von Luna hab ich gehört, dass bald eine Biographie über die Chudley Cannons rauskommt. Selbst wenn das ein Buch ist, dafür könnte Ron sich doch eigentlich interessieren, oder?"

Hermine blickte Ginny dankbar an und umarmte sie kurz. "Das wird ihn ganz bestimmt interessieren, er ist doch noch immer so scharf auf diese Mannschaft."

"Nicht schärfer als auf dich, oder?", erwiderte Ginny und nahm den Bären mit zur Kasse. Der fehlte noch in dem Kinderzimmer für das Baby. Ansonsten war alles schon komplett, bis auf die Farbe an den Wänden. Wahrscheinlich würde Harry sie erst streichen, wenn das Baby da war und sie wussten, ob rosa oder blau.

"Sollen wir noch in der Babyabteilung vorbei schauen?", fragte Hermine, als Ginny den Bären bezahlt und in einer Tüte verstaut hatte.

Sie schüttelte den Kopf. "Nein danke, wir haben schon so viele Sachen, dass wir eigentlich zehn Kinder einkleiden könnten und drei Wochen nicht waschen müssten.", erklärte sie lachend und hielt nach einer Toilette Ausschau.

"Da sei dir mal nicht so sicher, Ginny.", warnte Hermine. "Du glaubst gar nicht, wie viel ein Baby sabbern und spucken kann. Cathy musste ich manchmal fünfmal am Tag umziehen.", erzählte sie und zeigte auf ein Schild, das zu den Toiletten wies.

"Okay, danke für die Warnung.", sagte Ginny und drückte Hermine die Tüte mit dem Bären und ihrer Jacke in die Hand. Dann betrat sie die Damentoilette.

/-/

"Gehen wir noch in den Tropfenden Kessel?", fragte Ginny Hermine, nachdem sie das Kaufhaus verlassen hatten und sich unter die Menschenmassen mischten. "Ich hab irgendwie Appetit auf die Bohnensuppe von Tom."

Hermine schüttelte den Kopf. "Tut mir Leid, Ginny, ich kann nicht. Cathy hatte heute eine Theaterprobe, deshalb ist sie noch in der Schule und ich hab versprochen, sie abzuholen." Die Lehrerin hatte sich vor kurzem entschieden, das Krippenspiel mit ihrer Klasse aufzuführen. Es war nicht viel Text und relativ unkompliziert, aber trotzdem mussten sie ein paar mal proben.

"Okay", sagte Ginny. Sie wirkte etwas enttäuscht, sie hatte sich auf einen ganzen Nachmittag mit ihrer besten Freundin gefreut, aber wenn diese keine Zeit hatte, dann war daran nichts zu ändern. Musste sie eben alleine die Bohnensuppe essen gehen.

"Tut mir wirklich Leid, aber Cathy - ", fing Hermine zerknirscht an, aber Ginny winkte ab.

"Cathy geht vor, ich weiß.", sagte sie leichthin und umarmte ihre Schwägerin.

"Wir sehen uns sicher bald wieder.", erwiderte Hermine und streichelte kurz Ginnys Bauch. Sie fühlte einen kleinen Tritt.

"Wenn Harry die Nase voll hat von mir, ja.", nickte Ginny. "Grüß Cathy und Ron vorn mir und apparier vorsichtig, okay?"

Hermine nickte. "Mach ich." Sie bahnte sich einen Weg durch die Menschenmassen und verschwand in einer Seitenstraße, wo sie ungestört disapparieren konnte.

"Dann gehen wir eben nur zu dritt essen.", sagte sie zu ihrem Baby und dem Bären. Sie starrte erstaunt in die Tüte, sie hätte schwören können, dass er ihr zugezwinkert hatte.

/-/

"Mum, danke dass du mich abgeholt hast.", sagte Cathy fröhlich, als Hermine die Tür aufgeschlossen hatte. Hermine hatte mit ihr noch einen ausgedehnten Spaziergang unternommen und sie hatten an einigen Spielzeuggeschäften halt gemacht.

"Ich hab's dir doch versprochen, Prinzessin. Und wenn ich kann, dann halte ich meine Versprechen auch, das weißt du.", erklärte Hermine und hob den Schulranzen auf, den Cathy achtlos auf den Boden geworfen hatte und der aufgegangen war. Einige Bücher waren herausgefallen.

"Ich geh Hausaufgaben machen.", erwiderte Cathy, nahm ihrer Mutter die Sachen aus der Hand und stürmte in ihr Zimmer.

Hermine sah ihr lächelnd hinterher. Was für ein tolles Kind! Sie hatte wirklich allen Grund stolz auf sie zu sein, auf ihre Tochter, Ron und sich selbst. Sie hatten es wirklich geschafft, sich eine intakte, glückliche Familie aufzubauen, in der alle zufrieden waren, meistens, jedenfalls.

Sie ging in die Küche und öffnete den Kühlschrank. Konnte sie es riskieren, etwas zu kochen oder sollte sie doch wieder auf ein Tiefkühlmenü zurückgreifen? Da fiel ihr ein, dass Mrs Weasley ihnen etwas von dem gestrigen Auflauf mitgegeben hatte. Und das mit einem ziemlich mitleidigem Blick. Hatte sie etwa etwas von dem Küchenbrand erfahren? Eine leichte Röte stieg Hermine ins Gesicht, während sie im Kühlschrank nach dem richtigen Topf suchte.

Nachdem sie ihn auf drei Teller verteilt hatte, die sie nacheinander in die Mikrowelle schieben wollte, klingelte es Sturm an der Tür. Verwundert stellte Hermine den ersten Teller hin und eilte zur Tür.

Sekunden nachdem sie sie geöffnet hatte, schoss ein roter Strahl an ihr vorbei. Erschrocken griff sie nach ihrem Zauberstab und hielt in kampfbereit vor sich. Sie ließ ihn allerdings wieder sinken, als sie Ginny erkannte, die mit wutverzerrtem Gesicht vor ihr stand.

"Ginny, was -", fing Hermine überrascht an, aber da war Ginny schon eingetreten.

"Wie kannst du nur? Wie kannst du nur, Hermine? Ich dachte, du wärst meine Freundin! Ich hab dir vertraut! Ich hab dir wirklich vertraut, all die Jahre ... und Ron auch! Und dann hintergehst du mich ... warum nur? Hättet ihr es mir nicht einfach sagen können?" Sie warf Hermine einen tief enttäuschten Blick zu.

Hermine verstand nur noch Bahnhof. Was war plötzlich mit Ginny los? Warum sagte sie solche Sachen? "Ginny, was - " Aber da wurde sie schon unterbrochen.

"Spar dir dieses verlogene, scheinheilige Getue, Hermine, das kauft dir doch niemand ab!", sagte sie aggressiv. Dann fügte sie in etwas leiserem Ton hinzu: "Ich verstehe nicht, wie ich mich so lange in dir täuschen konnte, und Ron auch. Wieso müsst ihr mir das gerade jetzt antun, jetzt, wo ich schwanger bin?"

"Ginny, was ist überhaupt los? Wovon redest du?", fragte Hermine völlig verwirrt. Was hatte Ginny auf einmal, dass sie sie so beschuldigte?

Ginny schnaubte verächtlich und warf Hermine einen höhnischen Blick zu. "Als ob du das nicht wüsstest, Hermine! Aber wenn du so tun willst, als wärst du nicht allwissend, dann bitte schön! Ich möchte nur, dass du weißt, dass ich tief, wirklich sehr tief enttäuscht von dir bin und du mich sehr verletzt hast! Ich möchte dich nie, nie wieder sehen, hast du verstanden?" Ginny ging schnell zur Tür, so, als ob sie es nicht mehr in der Nähe ihrer Schwägerin aushalten könnte, und riss die Tür auf. "Und halte dich bloß von meinem Kind fern!", fügte sie noch kalt hinzu. Sie wäre fast gegen ihren Bruder geknallt, als sie raschen Schrittes davoneilte.

Ron sah seiner kleinen Schwester verwirrt hinterher. So kalt gegenüber ihrer besten Freundin hatte er sie selten erlebt und in den letzten Monaten hatte er sie auch nicht mehr so schnell laufen gesehen. "Was ist denn hier los?", fragte er Hermine, die ziemlich verstört aussah.

"Ich weiß es nicht.", sagte sie mit zitternder Stimme und fiel Ron ohne jede Vorwarnung um den Hals.

"Ist schon gut.", sagte Ron hilflos und tätschelte seiner Frau den Kopf. Er fühlte sich immer ziemlich hilflos, wenn Frauen solche Gefühlsausbrüche hatten. Tröstend drückte er Hermine an sich, der jetzt Tränen über die Wangen liefen.

"Nein, ist es nicht.", schniefte sie und klammerte sich beinahe wie eine ertrinkende an ihn. "Meine beste Freundin ist wütend auf mich und will mich nie wieder sehen und ich weiß nicht mal, was ich gemacht habe."

"Aber sie muss doch irgendetwas gesagt haben, Hermine. Selbst wenn sie schwanger ist, sie ist nie grundlos auf jemanden sauer, selbst wenn der Grund noch so bescheuert ist.", versuchte Ron zu helfen und zog Hermine mit sich auf die Couch.

Hermine schüttelte leicht den Kopf. "Ich wüsste nicht, was ich ihr für einen Grund gegeben hätte. Na schön, ich bin mit ihr nicht in den Tropfenden Kessel gegangen, weil ich Cathy abgeholt habe, aber sie sagte, sie hätte das verstanden. Ich versteh nicht, was ich gemacht haben könnte, dass so schlimm ist, dass sie mir sogar die Freundschaft kündigen will."

Ron zuckte mit den Schultern. Auch er hatte keine Ahnung, was seine Schwester zu so einer Entscheidung hätte bringen können. Selbst wenn Ginny schwanger war, so verrückt konnten ihre Hormone doch gar nicht spielen!

Er wusste nicht, was er hätte erwidern können und so begnügte er sich damit, Hermine einfach sanft über den Rücken zu streichen, bis sie sich wieder etwas beruhigt hatte. "Vielleicht sollte ich einfach mal morgen mit ihr sprechen und sie fragen, was los war. Manchmal kann so ein Gespräch unter Geschwistern schon helfen.", schlug er vor.

"Mhm", nickte Hermine und wischte sich mit ihrem Ärmel die Tränen aus ihrem Gesicht. Sie wirkte sehr niedergeschlagen.

"Hey, das wird schon wieder, Mine.", sagte Ron leise und strich ihr zärtlich über die Wange. Hermine legte dankbar ihre Hand auf seine und seufzte.

"Danke.", murmelte sie leise.

"Ach, wofür denn?", wehrte Ron verlegen ab und gab ihr einen Kuss auf die Stirn.

"Dafür, dass du da bist.", erwiderte sie leise. Nur mit diesen kleinen Gesten und seinen aufmunternden Worten hatte er ihr schon ein sehr viel besseres Gefühl gegeben. Er war wirklich ein wunderbarer Mann.

Ron, der vor Verlegenheit leicht rosa geworden war, wollte etwas erwidern, wurde aber abgelenkt als eine Eule mit dem Schnabel ans Fenster klopfte. Ron stand auf und öffnete verwundert. Die Eule flog herein, sie hatte die neueste Hexenwoche im Schnabel.

"Du kommst aber spät.", stellte er fest und kramte in seiner Hosentasche nach einem Knut. Nachdem die Eule wieder herausgeflattert und er das Fenster geschlossen hatte, faltete er die Zeitschrift auseinander. "Oh", murmelte er überrascht und starrte auf das Titelbild.

"Was?", fragte Hermine gespannt. Sie setzte sich etwas aufrechter hin und strich ihren Pullover glatt.

"Ich glaub ich weiß jetzt den Grund, warum Ginny so sauer auf dich ist.", stellte er fest und reichte seiner Frau die Hexenwoche.

Hermine nahm sie erstaunt an sich und warf nun ihrerseits einen Blick auf die Titelseite.

Harry Potter betrügt seine Frau mit der besten Freundin!


Ihre Augen wurden groß. Jetzt verstand sie, warum Ginny so wütend auf sie war. In ihrem Zustand wirkte eine Nachricht wie diese doppelt so schwer. "Das ist ja unglaublich.", murmelte sie fassungslos und blätterte schnell zu dem besagten Artikel. Sie überflog ihn.

Harry Potter, 31, bekannt als 'der Junge, der überlebte' sowie als der 'Auserwählte', hat nach jüngsten Informationen aus sehr zuverlässigen Quellen eine Affäre mit seiner besten Freundin, Hermine Jane Weasley, 32, geborene Granger, die mit Ronald Weasley, dem Bruder von Potters Frau Ginevra, 30, verheiratet ist. Es gab in den letzten Jahren schon einige Hinweise auf ein solch anstößiges Verhalten (wir berichteten), jedoch konnte sich Potter anscheinend raffiniert bei seiner Frau, die momentan im 8. Monat mit seinem Baby schwanger ist, herausreden. Auf den Fotos der nächsten Seiten sind Potter und Weasley in einer eindeutigen Pose zu sehen. Laut Augenzeugen haben sie schon eine langjährige Beziehung miteinander, die sie aus Rücksicht auf ihre Ehepartner noch nicht offenbart hatten.

Wir sind zutiefst erschüttert über dieses Verhalten eines so großen Vorbildes für die Zauberergemeinschaft und hoffen, dass auch bald Potters Frau Konsequenzen aus dem Verhalten ihres Mannes zieht.


Hermine blätterte wütend zur nächsten Seite und starrte auf das Foto, dass sie und Harry angeblich in "eindeutiger" Position zeigte. Es war ein Foto, das bei der Party zu Harrys 30. Geburtstag aufgenommen worden war und auf dem Hermine ihn geschwisterlich umarmte. Auch die anderen Fotos waren von der Party. Sie verstand nicht, was da mit "eindeutiger Position" gemeint war. Das einzig eindeutige war, dass sie Freunde waren. Freunde, die sich nahe standen und schon viel zusammen erlebt hatten.

"Das ist doch unglaublich ...", murmelte sie fassungslos und schaute sich noch die nächsten Seiten voller Fotos an. "Die scheinen wirklich keine anderen Themen zu haben, wenn die solchen Mist wieder ausgraben.", sagte sie kopfschüttelnd. "Sogar den Artikel über Harry, mich und Viktor haben sie zitiert!"

Ron verzog leicht das Gesicht bei der Erwähnung von Viktor Krums Namen. Er war immer noch nicht gut auf den internationalen Quidditschspieler zu sprechen. "Naja, bei dem Artikel hatten sie schließlich nicht ganz Unrecht. Krum hat solche Dinge zu dir gesagt."

Hermine verdrehte die Augen. Rons Eifersucht war wirklich lächerlich, nach fast zehn Jahren Ehe und einem wunderbaren Kind. "Ja, das schon, aber ich hatte ihm weder zugesagt noch hatte ich irgendeine ... romantische Beziehung mit Harry.", erklärte Hermine wieder einmal und stand auf. Sie legte ihre Hände auf seine Schultern. "Ich liebe dich und nur dich. Und Cathy. Ihr seid meine Familie und die würde ich für nichts in der Welt aufgeben, auch nicht für so eine lächerliche Affäre mit Harry, wie die behaupten."

Ron grinste. "Sag das nicht mir, sag das Ginny.", erwiderte er und zu sie näher zu sich. Hermines Blick verdüsterte sich bei diesen Worten. "Ihr tut das sicher schon wieder Leid, Mine. Ich kenne sie. Sie reagiert öfters über, schwanger oder nicht. Spätestens morgen wird sie sich beruhigt haben und entschuldigt sich bei dir. Harry wird ihr schon noch ins Gewissen reden, jedenfalls, wenn sie ihn am Leben lässt."

"Ich hoffe du hast Recht ..."

TBC...


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