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Fanfiction

Unbekannte Vergangenheit - Zu spät - Teil 2

von ChrissiTine

A/N: Dieses Kapitel widme ich issi.







Zu spät, Teil 2



"Er tut mir Leid."

Sam und Rebecca fuhren auseinander und schauten auf Doras Zimmertür, die Ron und Ginny hinter sich schlossen. Rebecca trat einen Schritt zurück und schüttelte verwirrt den Kopf. Das war doch jetzt nicht wirklich passiert ... Sam hatte sie doch nicht wirklich küssen wollen, er hatte das doch nicht wirklich tun wollen ... er wollte doch nicht wirklich sie, er wollte doch nicht ... oder wollte er sie doch? Wirklich? Aber ... aber nein, das konnte nicht sein. Das war nicht möglich ... oder?

"So hab ich ihn noch nie gesehen. Selbst nach Sirius' Tod ... er war so stark, aber vielleicht war das auch nur wegen Harry. Oder weil Dumbledore ihn auf diese Mission geschickt hat."

"Ja, das hat ihn bestimmt abgelenkt.", stimmte Ron seiner Schwester zu und schaute traurig auf die geschlossene Tür. "Ich wünschte, wir könnten ihm helfen.", seufzte er.

Das Baby nieste. Rebecca schaute besorgt zu der Kleinen. Ron und Ginny drehten sich überrascht um, sie hatten Sam und Rebecca gar nicht bemerkt. Rons Blick fiel auf das Kind. "Ist sie das?", wollte er wissen und zeigte auf das Bündel in Rebeccas Armen. "Ist das die Tochter von Remus und Tonks?"

Rebecca nickte und reichte sie Ron. So ein Kind war sehr viel schwerer als es auf den ersten Blick aussah und ihre Arme waren langsam müde geworden. Außerdem fühlte sie sich sehr wackelig auf den Beinen, aber ob das von Sams Nähe kam oder von diesem Virus wusste sie nicht. Ron lächelte die Kleine an und Ginny schaute ihm über die Schulter. Ein trauriges Lächeln erschien auf ihrem Gesicht. Das Positive konnte das Negative in dieser Situation nicht aufwiegen. Das würde es nie können.

"Sie ist wirklich toll.", stellte Ron dennoch fest.

"Schlag doch Hermine vor, auch so eins zu bekommen.", grinste Ginny und strich ihr über die Wange.

Ron drehte den Kopf und schaute sie entsetzt an. "Sag mal, spinnst du? Hermine würde mich umbringen, wenn ich ihr sowas jetzt vorschlagen würde! Ihre Karriere geht im Moment vor." Er schüttelte den Kopf. Es war offensichtlich, dass mehr als nur Hermines Karriere gegen ein Baby sprach. Rebecca konnte ihn verstehen. Sie waren noch jung und hatten in ihrem Leben schon so früh so viel Verantwortung tragen müssen, dass sie noch eine Weile entlastet sein wollten von der Verantwortung, die ein Kind mit sich brachte. "Aber was ist mit dir und Harry? Ihr solltet zuerst allerdings heiraten, Sex hat man schließlich erst nach der Hochzeit.", fügte er überzeugt hinzu.

Rebecca hielt sich eine Hand vor den Mund, um nicht loszuprusten. Ron war doch sicher nicht so naiv und glaubte, dass Harry und Ginny, die schon lange zusammenwohnten und sich auch ein Schlafzimmer teilten, noch nicht miteinander geschlafen hatten, oder doch? Als ob er und Hermine noch nie Sex gehabt hätten. Aber Ginny hatte oft genug betont, dass ihre älteren Brüder es alle vorzogen, das Sexleben ihrer kleinen Schwester zu ignorieren und sich einzureden, dass ihre und Harrys Intimitäten sich auf Händchen halten beschränkten. Rebecca war sich sicher, dass die Weasleybrüder von allen Drachen fallen würden, wenn Ginny irgendwann ein Baby bekam, selbst wenn sie mit Harry verheiratet sein würde, wenn sie schwanger wurde.

Ginny verdrehte die Augen. "Natürlich, Ron. Ich werde dann auch mal Hermine von deiner Einstellung unterrichten, nicht, dass sie noch etwas mit dir versucht, was gegen deinen Willen passiert..."

Jetzt musste Rebecca wirklich losprusten. Aus den Augenwinkeln konnte sie sehen, dass auch Sam grinsen musste, obwohl er ihre neuen Freunde nicht kannte.

Rons Augen waren so groß wie Klatscher, als er mit offenem Mund unentwegt den Kopf schüttelte. "Ginny, wenn du das tust, dann ... dann werde ich ..."

"Mich anstottern?", fragte Ginny grinsend und nahm ihrem Bruder das Kind ab. "Du weißt, dass ich das nicht tun würde. Aber Harry und ich planen im Moment genauso wenig wie Hermine und du, ein Kind zu bekommen, also ganz ruhig." Die junge Frau wiegte das Baby in ihren Armen und Rebecca konnte sehen, wie das bisschen Haare, was es auf dem Kopf hatte, den gleichen Farbton annahm, den Ginnys Haarschopf hatte, bevor ihm die Augen zufielen.

Ron nickte, halbwegs beruhigt. Sein Blick wanderte von seiner kleinen Schwester zu Rebecca und Sam. "Wer sind Sie denn?", fragte er, als er Sam bemerkte, der ihm völlig unbekannt war. Er kannte nur Rebecca und mochte sie gerne. Rebecca konnte sich nicht erinnern, Sam vor Ron jemals erwähnt zu haben, also war es nur allzu verständlich, dass Ron überhaupt keine Ahnung hatte, wer da vor ihm stand.

"Das ist Sam", beeilte sie sich, ihn vorzustellen. "Sam Cunning. Er war ... ist mein ... mein bester Freund." Warum fielen ihr diese Worte so schwer? Sie hatte Sam unzählige Male so vorgestellt und nur, weil sie sich einmal hatten hinreißen lassen, hatte das ihre Beziehung nicht verändert. Zumindest nicht ganz. Er war immer noch ihr bester Freund, schließlich war er immer noch hier und wollte für sie da sein und es war eigentlich überhaupt nicht seine Art, nur hierzubleiben, weil er das Gefühl hatte, etwas Gutmachen zu müssen. Er war hier, weil er für sie da sein wollte und das zeigte doch, dass ihre Freundschaft noch nicht verloren war. Dass sie trotz Sex überleben konnte. Er würde seine eingeredeten Gefühle schon noch überwinden und sie konnten wieder Freunde sein, wie vor drei Monaten, so als ob nichts passiert wäre ... Aber wollte sie das überhaupt noch? Wollte sie das wirklich?

"Freut mich", sagte Ron und schüttelte Sams Hand. "Ich bin Ron, der Bruder von Ginny."

"Freut mich auch", erwiderte Sam. Sein Blick verdüsterte sich und das Lächeln wich von seinem Gesicht. "Schade, dass wir uns bei so einem traurigen Anlass kennen lernen.", fügte er hinzu und deutete auf Tonks' Zimmertür.

Ron seufzte und nickte. "Ja. Ich hätte gedacht, dass alles gut gehen würde. Ich hab nicht geglaubt, dass sowas passiert. Und die Heiler waren sich doch so sicher, dass alles gut gehen wird. Wer rechnet schon mit sowas?" Er zuckte mit den Schultern und lehnte sich gegen die Tür. Er schloss die Augen und schluckte.

"Sie schafft es.", sagte Ginny überzeugt. "Schon allein wegen Remus wird sie es schaffen." In Doras Zimmer hatte sie noch ganz anders geklungen, aber das Kind in ihren Armen schien ihr Hoffnung zu geben. Wenigstens ein kleines Bisschen.

"Wir können sowieso nichts tun.", wandte Rebecca ein. Remus brauchte sie nicht und Dora konnten sie auch nicht helfen. "Wir können nur warten." Das hatte sie jetzt akzeptiert. Remus brauchte nur seine Frau, niemanden sonst, kein anderer konnte ihm helfen. Egal, wie sehr sie alle das auch wollten. Zum Teil wahrscheinlich auch, damit sie sich nicht ganz so hilflos fühlten, damit sie wenigstens irgendetwas tun konnten.

"Okay, wenn dass so ist ...", begann Sam und legte ihr wieder den Arm um die Schultern. Rebecca schluckte und spürte, wie sie eine Gänsehaut bekam. "Dann gehst du jetzt nach Hause und legst dich hin, Becky.", sagte er bestimmend. Rebecca öffnete protestierend den Mund, aber er schüttelte nur streng den Kopf. "Du bist nicht in Ordnung. Dir geht es nicht gut. Niemandem ist damit geholfen, wenn es dir schlecht geht oder du umkippst."

"Aber Remus -" Sie wollte ihn nicht im Stich lassen, sie wollte da sein, sollte er sie wider Erwarten doch brauchen.

"Du hast selbst gesagt, dass wir nichts tun können.", widersprach Sam und grinste sie triumphierend an. Langsam schob er sie mit sanfter Gewalt zur Treppe. Rebecca seufzte. Er hatte Recht. Sie fühlte sich wirklich nicht gut und die Heilerin hatte gesagt, sie solle sich hinlegen. Und leider konnte sie wirklich niemandem helfen. Und wenn hier irgendetwas passieren sollte, dann konnte man sie benachrichtigen und sie konnte innerhalb von Sekunden wieder hier sein. Aber so leicht wollte sie sich trotzdem nicht geschlagen geben, den Triumph gönnte sie ihm nicht.

Sie wandte sich aus seinem Arm heraus und ging zu Tonks' Zimmertür. "Du hast gewonnen.", sagte sie zu ihm und hob abwehrend die Hände, als er ihr folgen und sie wieder zur Treppe ziehen wollte. "Aber ich muss mich noch von Remus verabschieden. Ich kann nicht einfach so gehen." Sie wollte ihn zumindest wissen lassen, dass sie für ihn da war.

Sam nickte. "Das verstehe ich." Er beobachtete, wie sie an die Tür klopfte und im Raum verschwand. Seufzend sah er ihr nach.

/-/

"So, bitte sehr." Sam reichte Rebecca ein Glas Wasser, das sie dankbar entgegen nahm. Schwach lächelte sie ihn an. Sam schluckte. Es war schwerer als er gedacht hatte, sie zu sehen. Ihr ging es schlecht und er konnte ihr nicht helfen. Sie war traurig und er konnte sie nicht trösten. Und ganz besonders wollte er sie berühren, sie küssen, sie wirklich im Arm halten, aber das durfte er schon gar nicht. Er hatte nicht gewusst, wie schwer das war. Und er empfand große Bewunderung für Becky, dass sie es so lange geschafft hatte, ihre damaligen Gefühle zurückzuhalten. Er hatte nichts gemerkt. Überhaupt nichts. Und dabei hatte er immer gedacht, seine beste Freundin würde vor ihm nichts verbergen können. Er hatte gedacht, er kannte sie in- und auswendig. Und dann erfuhr er, dass sie in ihn verliebt gewesen war. Er wünschte, er hätte es gewusst. Nicht, weil er ihre Gefühle damals hätte erwidern können, das wusste er, da hatte sie Recht. Seine Gefühle für Victoria waren so stark gewesen, dass keine anderen Platz gehabt hätten. Aber er hätte von ihren Gefühlen gewusst, hätte ihr nicht so viel von Victoria erzählt. Ihm wäre nicht im Traum eingefallen, sie zu bitten, mit ihm den Verlobungsring auszusuchen, um sie nicht noch weiter zu verletzen. Wenn er jetzt an diese Zeit zurück dachte, wurde ihm ganz schlecht, wenn er sich erinnerte, wie oft er ihr mit einer unbedachten Bemerkung hatte wehtun müssen.

Aber hatte sie ihn wirklich so überwunden, wie sie behauptete? Liebte sie ihn wirklich nur noch wie ihren besten Freund und nicht mehr wie den Mann, mit dem sie zusammen sein wollte? Denn sie hatte ihn einmal wie diesen Mann geliebt. Und wenn sie es schon so lange nicht mehr tat, warum hatte sie dann mit ihm geschlafen? Um zu wissen, wie es war? Aber so war Becky nicht. Sie hatte mit ihm schlafen wollen, sonst hätte sie es nicht getan. Aber warum? Wenn sie ihn doch nicht mehr liebte?

Und vorhin? Sie war nicht zurückgewichen. Sie hätte ihn gewähren lassen, sie hätte sich von ihm küssen lassen. Das machte man doch nicht, wenn man keine Gefühle mehr für den anderen hatte. Aber wieso sagte sie ihm dann nicht, dass sie ihn noch liebte? Sie hatte Angst, das konnte er sehen, aber die hatte er auch. Und trotzdem war er bereit, dieses Risiko einzugehen. Aber warum zögerte sie so? Nur wegen dieser blöden Geschichte mit Victoria? Wie konnte sie denn nur etwas ernst nehmen, was er vor fünf Jahren leichtsinniger Weise von sich gegeben hatte? Er war jung und verletzt gewesen und seine Träume von einer gemeinsamen Zukunft mit Victoria waren mit einem Schlag zerstört worden. Aber sie konnte doch nicht wirklich glauben, dass er sich nie wieder verlieben würde, wenn ihm eines Tages die Richtige begegnete. Und Rebecca war die Richtige, das wusste Sam. Er wusste, dass er mit ihr glücklich werden würde, dass sie sich einmal ein gemeinsames Leben aufbauen konnten. Er konnte sie sich ohne Probleme als die Mutter seiner Kinder vorstellen, eine wundervolle Mutter. Und er war sich sicher, dass er liebend gerne jeden Morgen neben ihr aufwachen würde.

Wenn sie das nicht wollte, dann würde er das verstehen, dann würde er das auch akzeptieren. Denn er wollte sie nicht verlieren. Er konnte sie nicht verlieren. Aber sie weigerte sich, ihm zu glauben. Sie weigerte sich, die Möglichkeit, mit ihm zusammen zu sein, überhaupt in Erwägung zu ziehen. Sam würde erst dann aufgeben, wenn sie seine Gefühle nicht mehr abstritt, wenn sie sie akzeptierte. Wenn sie ihn dann nicht wollte, in Ordnung, dann konnten sie wenigstens versuchen, ihre Freundschaft zu retten, wenn sie das wollte. Denn sie überhaupt nicht mehr in seinem Leben zu haben kam Sam viel schlimmer vor als zu beobachten, wie sie sich irgendwann ein Leben mit einem anderen Mann aufbauen würde. Wenigstens war sie dann glücklich. Und er hatte sie nicht ganz verloren. Aber er würde nicht aufgeben, solange sie seine Liebe noch anzweifelte.

Und er würde für sie da sein. Weil er trotz allem noch ihr Freund war und er sie jetzt auf keinen Fall im Stich lassen durfte. Er war zwar genauso hilflos wie alle anderen, aber er war längst nicht so emotional involviert in die ganze Sache wie Becky, Remus oder Harry und Ginny. Er konnte an Dinge denken, die den anderen jetzt im Traum nicht einfallen würden durch die Verzweiflung, den Schmerz und die Todesangst, die sie alle um Remus' Frau hatten. Wie zum Beispiel Beckys kleine Schwester. Das Baby brauchte auch von irgendjemandem Aufmerksamkeit, damit es nicht am Ende noch das Gefühl bekam, ganz alleine auf der Welt zu sein. Und auch Becky selbst. Sie hatte keinen Selbsterhaltungstrieb. Sie wollte so sehr für Remus da sein, dass ihr ihre eigene Gesundheit überhaupt nicht mehr wichtig war und sie sich viel zu sehr verausgabte. Sie sah so fertig, so erschöpft aus, wie sie jetzt in ihrem Bett lag. Es wäre nur noch eine Frage der Zeit gewesen, bis sie im Krankenhaus zusammengeklappt wäre.

"Danke.", sagte Becky schließlich und gab ihm das halbvolle Glas zurück. Die Augen fielen ihr beinahe zu. Sie war so wunderschön.

"Keine Ursache", erwiderte Sam lächelnd und stellte den Trinkbehälter auf Rebeccas Nachttisch, neben ein Bild ihrer Großmutter, die lächelnd winkte, ein Bild von Rebeccas Mutter Sarah und einem sehr viel jünger aussehenden Remus, der eng umschlungen mit ihr tanzte, und ein Bild, das Rebecca und Sam an ihrem ersten Tag in ihrer neuen High School zeigte. Sie waren beide so jung gewesen, so unbeschwert, ohne gebrochenes Herz und irgendwelche Streitereien. Damals waren sie wirklich die besten Freunde gewesen. Dieses Bild stand für ihre Freundschaft und es zeigte ganz offensichtlich, dass zumindest ihre Freundschaft Becky noch etwas wert war. Wenigstens das war zu retten. "Ist doch selbstverständlich."

"Nein." Rebecca schüttelte den Kopf. "Nein, es ist alles andere als selbstverständlich, dass du noch da bist. Nach allem, was heute zwischen uns passiert ist ... Nicht viele wären immer noch da, Sam." Sie nahm seine Hand. Ja, ihre Freundschaft war ihr noch wichtig. Es war richtig, dass er noch hier war, es war richtig, dass er nicht aufgab. Aber er durfte sie nicht mehr bedrängen. Und das hatte er ursprünglich ja auch gar nicht vorgehabt. Er hatte ihr Zeit lassen wollen, bis sie sich über ihre Gefühle im Klaren war, aber als es dann die Komplikationen mit Remus' Frau gegeben hatte ...

Er verdrehte die Augen. "Becky, bitte. Das hatten wir doch schon. Du brauchst mich und ich bin für dich da." Egal, was sonst zwischen ihnen passiert war, er war für sie da. Das war immer so gewesen. Sie hatten sich noch so streiten können, wenn es einem von ihnen schlecht gegangen war, war der Streit vergessen und sie hatten sich geholfen. So war es immer zwischen ihnen gelaufen und selbst wenn er sich jetzt in sie verliebt hatte und sie diese Liebe nicht erwidern sollte, dann sollte sich das nicht ändern.

"Trotzdem", beharrte sie. "Du hättest allen Grund, einfach zurück nach Amerika zu gehen, nach all den Dingen, die ich heute zu dir gesagt habe."

Sam seufzte und strich ihr mit seiner freien Hand ein paar Haarsträhnen aus dem Gesicht. "Ich liebe dich. Und ich bin für dich da. Außerdem hatte ich heute auch nicht gerade das perfekte Timing, als ich dir, direkt nachdem du erfahren hast, dass du nicht schwanger bist, meine Liebe gestanden habe." Es war alles so ungünstig gelaufen, aber es war auch noch nicht alles verloren.

Sie nickte. "Da hättest du dir wirklich einen besseren Zeitpunkt aussuchen können.", stimmte sie ihm zu und lächelte schwach. Sie gähnte und war kurz darauf eingeschlafen.

Sam strich ihr zärtlich über die Wange. Er beugte sich zu ihr herunter und küsste sie sanft auf die Stirn. "Schlaf gut, Becky." Er lächelte. "Ich liebe dich. Ich liebe dich wirklich."

/-/

~Flashback Anfang~

"Was ist denn los?", fragte Sarah verschlafen und rieb sich die Augen. Gerade hatte sie so einen schönen Traum gehabt und dann hatte sie ein plötzliches Schaukeln geweckt. Erschrocken schrie sie auf, als sie bemerkte, dass sie sich nicht mehr auf festem Boden befand.

"Ganz ruhig", hörte sie Remus' Stimme. Verwundert drehte sie den Kopf und bemerkte, dass sie sich in seinen Armen befand. "Du bist nur auf der Couch eingeschlafen.", erklärte er ihr beruhigend. "Ich dachte, das Bett wäre vielleicht ein bequemerer Schlafplatz für dich."

"Ich war mit dem Sofa ganz zufrieden, danke.", murmelte Sarah und lehnte sich mit geschlossenen Augen an seine Schulter. Der Tag war unglaublich anstrengend gewesen und alles, was sie wollte, war schlafen, egal wo und wie.

"Aber für mich alleine ist dein Bett doch viel zu groß.", widersprach Remus. Er öffnete mit dem Ellbogen die Schlafzimmertür und trat sie mit dem Fuß auf. Sanft legte er seine Freundin auf dem großen Bett ab, wo sie sich innerhalb von Sekunden zusammen rollte. Remus lächelte und zog seinen Zauberstab, um Sarah ihre Jeans und ihr T-Shirt magisch aus- und ihr ihren kurzen Schlafanzug anzuziehen. Nachdem das erledigt war und auch er sich umgezogen hatte, legte er sich neben seine Freundin, die sich im Halbschlaf zu ihm drehte und einen Arm um ihn schlang. Er seufzte. Sie war wundervoll. Das Beste und Schönste und Fantastischste in seinem Leben und er hatte keine Ahnung, warum er sie überhaupt verdient hatte.

"Ich bin froh, dass Lily das Baby heute endlich bekommen hat.", murmelte Sarah schließlich. Remus blickte sie verwundert an, er hatte gedacht, sie wäre schon längst wieder im Land der Träume verschwunden.

"Ich auch.", stimmte er zu und streichelte ihren nackten Oberarm. "Lange hätte James wirklich nicht mehr durchgehalten." Das Baby von Lily und James hatte sich ziemlich viel Zeit gelassen und Lily hatte fast zwei Tage in den Wehen gelegen. Alle waren mit den Nerven am Ende gewesen, aber niemand wollte das Krankenhaus verlassen, aus Angst, dass Lily genau dann das Baby bekommen würde. James war ein komplettes Nervenbündel gewesen und Sirius am Ende nicht viel besser. Nur Peter hatte sich von dieser ganzen Nervosität nicht wirklich anstecken lassen.

"Schwer zu glauben, dass Lily und James jetzt wirklich ein Baby haben.", fuhr Sarah fort und rutschte näher zu Remus, sodass sie letztendlich praktisch auf ihm lag. "Ich seh immer noch vor mir, wie sie sich im Raum der Wünsche an die Gurgel hatten gehen wollen. Das war das Blödeste, zu dem Lily mich je überredet hatte."

"Ich kann auch nicht fassen, dass sie wirklich Eltern sind.", nickte Remus. "Das ist so etwas... erwachsenes. Mir kommt es manchmal so vor, als wären wir noch siebzehn oder achtzehn und unsere größte Sorge ist der Aufsatz für McGonagall, der in zwei Tagen fällig ist. Und wenn man sich Sirius so ansieht, hat sich auch gar nichts verändert. Er ist nicht anders als mit siebzehn."

"Das Leben war damals noch so viel einfacher. Voldemort hatte längst nicht so viel Macht und ... wenn diese Prophezeihung wirklich stimmen sollte, Remus, und am Ende Harry ..." Sie brach ab. Der Gedanke war schrecklich. Wie sehr sie sich wünschte, dass alles einfach nur vorbei war, dass es endlich wieder Frieden geben würde ... "Ich frag mich, wie unser Baby aussehen wird.", wechselte sie das Thema. Sie wollte über etwas Erfreulicheres nachdenken. Den Krieg hatte sie schließlich ständig vor Augen.

Remus schaute sie mitleidig an und gab ihr einen Kuss auf die Stirn. "Sarah, du weißt doch..."

Sie legte ihm ihren Zeigefinger auf die Lippen. "Natürlich weiß ich, Remus. Aber niemand kann mir verbieten, davon zu träumen." Bevor er sie an diesem Abend aus dem Schlaf gerissen hatte, hatte sie tatsächlich davon geträumt. Sie hatte ihm ein kleines Baby mit bernsteinfarbenen Augen in den Arm gelegt. Er hatte es mit Tränen in den Augen und einem glücklichen Lächeln betrachtet ... "Und diese Gesetze werden nicht bis in alle Ewigkeit bestehen. Irgendwann werden wir heiraten dürfen und irgendwann werden wir auch ein wunderschönes Baby haben, davon bin ich fest überzeugt, Remus.", sagte sie, beugte sich zu ihm und gab ihm einen zärtlichen Kuss. "Du darfst nicht immer alles so schwarz sehen. Der heutige Tag hat uns allen gezeigt, dass es noch Dinge gibt, für die es sich zu leben lohnt. Du darfst nicht aufgeben, Remus. Versprich mir das. Egal was passiert, egal, was noch kommen mag, du darfst nicht aufgeben. Kämpf weiter. Halte durch. Es wird immer etwas im Leben geben, für das es sich lohnt, weiter zu machen."

Er nickte zögerlich. "In Ordnung, Sarah. Ich verspreche dir, nicht aufzugeben." Überzeugend klang er allerdings nicht

"Egal, was passiert.", sagte sie streng.

"Egal, was passiert.", stimmte er zu. "Und so lange ich dich habe, werde ich sowieso nicht im Traum daran denken, aufzugeben." Er legte die Arme um ihren schmalen Körper und sog ihren Duft ein. "Aber dann versprich du mir das Gleiche, Sarah.", fügte er hinzu. "Gleiches Recht für alle."

"Ich habe noch nie aufgegeben, Remus.", behauptete sie lächelnd. "Sonst lägen wir hier nicht zusammen. Aber schön, ich verspreche dir, dass ich, egal was passiert, niemals aufgeben werde. Zufrieden?"

Er nickte. "Ja, zufrieden." Er küsste sie lange. "Mehr als zufrieden."


~Flashback Ende~

/-/

Lustlos schaltete Sam von einem Kanal zum nächsten. Es lief absolut nichts sehenswertes, weder im Muggel- noch im Zaubererfernsehen. Vielleicht sollte er einfach in den Tropfenden Kessel gehen und nach einem Zimmer fragen. In der ganzen Aufregung war er dazu noch nicht gekommen, sich um eine Unterkunft zu kümmern. Sein Gepäck steckte immer noch kleingezaubert in seiner Jackentasche. Aber er wollte Becky nicht alleine lassen. Er wollte nicht, dass sie aufwachte und dann niemand da war. Und was wäre, wenn irgendetwas im Krankenhaus passierte, jemand anrief, oder über das Flohnetzwerk Bescheid sagen wollte und dann niemand hier war, der die Nachricht entgegen nehmen konnte? Nein, er würde hier bleiben, bis Becky wieder wach war. Oder bis Harry und Ginny zurück waren.

So blieb ihm wohl nichts anderes übrig als mit dem schlechten Fernsehprogramm Vorlieb zu nehmen. Erschrocken bemerkte er, dass etwas in seiner Hosentasche vibrierte, aber dann fiel ihm ein, dass er den Ton seines Handys abgeschaltet hatte. Er zog es heraus und sah, dass seine Mutter ihn anrief. Er hatte völlig vergessen, sich bei ihr zu melden, als er heute morgen in London gelandet war. Er hatte so schnell wie möglich zu Becky fahren wollen, aus Angst, dass ihn der Mut verließ.

"Hey, Mom."

"Samuel Benjamin Cunning, was denkst du dir eigentlich!", hörte er die wütende Stimme seiner Mutter. "Du hast mir versprochen dich zu melden, wenn du in London bist und was passiert? Ich höre kein Sterbenswörtchen von dir, junger Mann! Ich hab schon nach Rauchzeichen Ausschau gehalten! Haben dein Vater und ich dich so erzogen?! Ist das der Dank?"

Sam verdrehte die Augen und hielt das Handy von seinem Ohr weg. Bei der Lautstärke, die seine Mutter an den Tag legte, riskierte er einen sehr schweren Hörschaden. Er ließ sie noch eine Minute so weiterschimpfen. Er kannte seine Mom, sie musste immer erst Dampf ablassen, bevor man vernünftig mit ihr reden konnte.

"Es tut mir Leid, dass ich mich nicht gemeldet habe, ich hab's vergessen.", sagte er beschwichtigend und hielt das Handy gleich wieder von sich weg.

"Vergessen! Vergessen! Wie kann man so etwas wichtiges vergessen! Du weißt, dass ich mir Sorgen mache, wenn du dich nicht meldest, besonders nach so einem langen Flug. Und du weißt, dass ich wissen will, was Becky gesagt hat. Liebt sie dich auch?"

Jetzt bereute Sam es, mit seiner Mutter über sein Vorhaben gesprochen zu haben. Aber er hatte sonst niemanden, mit dem er wirklich sprechen könnte. Die Person, mit der er immer über alles gesprochen hatte, war Rebecca, und mit der hatte es ja schwer darüber sprechen können. So blieb nur seine Mutter und sie hatte ihm den letzten Anstoß verpasst, mit Becky zu reden. Sie war auch der Meinung, dass sie ihn glücklich machen konnte, und dass auch er sie glücklich machen konnte und sie hatte auch gemeint, dass er schon viel zu lange alleine war. Nur ob Becky ihn liebte, da war sie sich nicht ganz sicher gewesen. Becky war seiner Mutter gegenüber im Bezug auf ihre Gefühle immer verschlossen gewesen, obwohl seine Mom für sie so etwas wie eine Ersatzmutter gewesen war.

"Ich weiß es noch nicht, Mom.", seufzte Sam und schaltete den Ton des Fernsehers ab.

"Wie, du weißt es noch nicht?", fragte seine Mom verständnislos. "Hast du denn noch nicht mit ihr gesprochen? Was hast du denn den ganzen Tag gemacht?"

"Ich hab schon mit Becky gesprochen, das war das Erste, was ich getan hab, was denkst du denn von mir?!", sagte Sam entrüstet. Beim Merlin, seine Mutter traute ihm auch gar nichts zu, wie es aussah. "Aber ich hab sie ziemlich überrumpelt." Von der vermeintlichen Schwangerschaft sagte er besser nichts, denn dass er mit Becky geschlafen hatte, hatte er seiner Mutter wohlweißlich verschwiegen. "Und dann haben sich die Ereignisse ziemlich überschlagen. Bei der Frau von Beckys Vater musste ein Kaiserschnitt gemacht werden und dann gab es Komplikationen und jetzt liegt sie im Koma und alle hier sind ziemlich durch den Wind. Außerdem hat Becky sich irgendeinen Virus eingefangen und ihr geht es sowieso nicht besonders toll."

"Na das klingt ja gar nicht gut.", seufzte Sally betroffen. "Der arme Remus hat doch schon so viel durchmachen müssen. Wenn du ihn siehst, dann grüß ihn doch bitte von mir, ja? Und sag ihm, dass alles gut wird. Das sagt mir mein inneres Auge."

Sam musste unwillkürlich lachen. "Seit wann hast du denn ein inneres Auge, Mom? Ich dachte, du glaubst nicht an den ganzen Quatsch und hälst das alles für Schwachsinn."

"Das tu ich auch, Sam, aber vielleicht hilft es Remus ja. Obwohl ich mich nicht erinnern kann, ob er jemals an solche Sachen geglaubt hat. Eigentlich kommt er mir dafür viel zu vernünftig vor. Aber in Anbetracht der Umstände ... Sag's ihm einfach, Sam, ja? Und grüß Becky auch von mir."

"Becky, ja ..." Sam schaute auf ihre Zimmertür. Warum musste alles nur so kompliziert und schwierig sein? Warum hatte er sich nicht schon mit sechzehn in sie verlieben können, vor Victoria? Dann wären sie jetzt schon glücklich, vielleicht sogar verheiraten und er müsste nicht darum kämpfen, dass sie seine Gefühle überhaupt ernst nahm.

"Was hat sie denn gesagt, Sam? Erwidert sie deine Gefühle nicht? Oder will sie sich erst über ihre eigenen klar werden?", bohrte seine Mutter nach.

"Sie glaubt mir nicht, Mom. Sie glaubt mir nicht. Weil ich ihr vor fünf Jahren anscheinend gesagt hab, dass ich mich nach Victoria nicht wieder verlieben kann. Kannst du das glauben, Mom? Ich kann mich nicht mal mehr wirklich an diesen Moment erinnern und sie zweifelt deshalb an meinen Gefühlen! Und ich hab keine Ahnung, was ich tun kann, um sie vom Gegenteil zu überzeugen. Sie ist überzeugt davon, dass ich sie nie werde lieben können, aber ich werde doch wohl besser als sie wissen, ob ich sie liebe oder nicht! Ich hab ja noch Glück, dass ihr wenigstens unsere Freundschaft noch etwas zu bedeuten scheint." Frustriert fuhr Sam sich durch die Haare. Er wollte ihr Zeit lassen, er wusste, dass sie Zeit brauchte, obwohl er keine Ahnung hatte, ob diese Zeit ihm irgendetwas nützen und sie ihre Meinung ändern würde. Und trotzdem fühlte Sam sich wie ein Grindeloh auf dem Trockenen, denn er hatte wirklich keine Ahnung, was er sonst noch tun konnte.

"Ganz ruhig, mein Sohn, ganz ruhig." Sam konnte direkt hören, wie Sally über seinen Wutausbruch lächelte. Er war eben doch ihr Sohn. "Ich kann Becky verstehen. Ihr bester Freund kommt doch nicht jeden Tag mal so aus Amerika rüber um ihr seine Liebe zu gestehen. Lass ihr Zeit, das alles zu verarbeiten, steh ihr bei, wenn sie dich in dieser schwierigen Situation mit ihrer Stiefmutter braucht und dräng sie nicht. Wenn die richtige Zeit gekommen ist, dann wird sie schon die richtige Entscheidung treffen."

"Und wenn sie zu dem Schluss kommt, dass sie mich nicht liebt und nicht mit mir zusammen sein möchte, was dann, Mom?", fragte er besorgt. Auch wenn er ihr gesagt hatte, dass es ihm egal war, ob sie seine Gefühle erwiderte oder nicht, weil er sie um keinen Preis verlieren wollte, hatte er trotzdem höllische Angst davor, dass sie ihn wirklich nicht wollte, dass sie ihn auch so verletzte wie Victoria es getan hatte, dass er sie doch verlieren würde, dass er sie nie wieder würde küssen können, sie nie wieder so im Arm halten können würde wie in der Nacht vor drei Monaten, nie wieder neben ihr einschlafen konnte. Das wollte er nicht. Aber obwohl er versuchte, sich einzureden, dass die Chance noch bestand, obwohl er dachte, dass sie sich nicht gegen einen Kuss von ihm gewehrt hätte, musste er doch realistisch sein. Sie hatte ihm nicht gesagt, dass sie ihn liebte. Sie hatte ihm allerdings gesagt, dass sie ihn überwunden hatte, dass er gehen sollte, dass sie daran zweifelte, dass eine Beziehung zwischen gut gehen würde. Hatte es dann überhaupt einen Sinn, an diesen Hoffnungen festzuhalten? Wäre es nicht einfacher, sich jetzt schon damit abzufinden, dass er das Gefühl, einmal neben Becky aufzuwachen, nie kennen lernen würde? Dann konnte er sich schon langsam mit dem Schmerz anfreunden und es würde ihn nicht mit voller Wucht treffen. Er würde in London bleiben, solange sie ihn brauchte, das hatte er ihr versprochen und er wäre nicht er selbst, wenn er nicht für sie da sein würde. Er würde es sich nie verzeihen, sie im Stich gelassen zu haben. Es war schon schlimm genug, dass er sie nach dem Tod seiner Großmutter so alleine gelassen hatte, aber weder er noch sie wären nach dieser Nacht wirklich zu einer normalen Unterhaltung fähig gewesen.

Aber er würde sich damit abfinden müssen, dass er immer nur ihr bester Freund bleiben und niemals mehr sein würde für sie. Diese Chance hatte er verspielt. Vor fünf Jahren schon. Als er noch gar nicht gewusst hatte, dass er diese Chance je würde haben wollen. Und jetzt war es zu spät. Es war einfach zu spät.

"Becky wäre ziemlich dumm, wenn sie so jemanden wie dich nicht wollen würde, Sam. Glaub mir, du bist ein toller Mann und so ziemlich jede Frau könnte sich glücklich schätzen, mit dir zusammen zu sein. Und das sage ich nicht nur, weil ich deine Mutter bin. Ich war mit einigen Jungs zusammen, als ich noch in der Schule war und ich hätte mir jemanden wie dich gewünscht, glaub mir. Becky wird das auch noch erkennen, da bin ich mir sicher."

Die traurige Wahrheit war, dass sie es schon längst erkannt hatte. Und jetzt wollte sie es nicht mehr haben. Wie hatte er nur so dumm sein können, wie hatte er sich nur in Victoria verlieben können und nicht in Becky? Es hätte ihm viel Kummer erspart. Aber es war zu spät. Viel zu spät.

"Außerdem müsst ihr irgendwann heiraten, Sam. Das habe ich Sarah schon vor Beckys Geburt prophezeit und ich gönne ihr die Genugtuung nicht, die sie sicher haben wird, wenn ich tot bin und sie im Himmel über mich lachen kann, weil ich Unrecht hatte!"

Sam musste grinsen. Seine Mutter schaffte es wirklich immer wieder, ihn zumindest ein bisschen aufzuheitern. Aber langsam wurde ihm klar, dass er seiner Mutter Sarahs Genugtuung wohl nicht würde ersparen können.

Es war zu spät.

TBC...


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