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Fanfiction

Unbekannte Vergangenheit - Schwere Entscheidungen - Teil 3

von ChrissiTine

A/N: So, hier haben wir das nächste Kapitel. Es tut mir Leid, dass es etwas länger gedauert hat, aber ich war den Großteil der Woche nicht am PC sondern sehr mit anderen Sachen beschäftigt. Es kann sein, dass das nächste Kapitel noch diese Woche kommt, vielleicht aber auch erst nach dem 24.8., da ich ab dem 17. im Urlaub bin und keinen Zugang zum Internet haben werde. Ich hoffe natürlich trotzdem auf eure Reviews, als bitte nicht enttäuschen, ja? ;)







Schwere Entscheidungen, Teil 3



"Wie lange willst du noch dort bleiben?", fragte Dora und legte ihre Hand auf ihren Bauch, um das Baby zu beruhigen. Heute trat es sie wirklich übermäßig viel. Sie saß in dem Schaukelstuhl im Kinderzimmer und schaute auf das magisch vergrößerte Ultraschallbild, das sie mithilfe von Harry an die Wand gehängt hatte. Sie vermisste Remus. Sie vermisste ihn mehr, als sie gedacht hatte. Seit über einer Woche war er weg. So lange waren sie sehr selten voneinander getrennt gewesen, seit der Krieg zu Ende gegangen war. Wenigstens dauerte es noch etwas bis zum nächsten Vollmond. Und selbst wenn er bis zum Vollmond dort bleiben sollte, den Wolfsbanntrank hatte er bei sich, also passierte hoffentlich nichts.

"Ich weiß es nicht, Dora.", erwiderte Remus mit gemischten Gefühlen. Auch er vermisste seine Frau. Er vermisste sie sehr. Aber dennoch war er gerne bei Rebecca. Und trotz der Tatsache, dass es ihr unglaublich schlecht ging, hatte die Situation wenigstens den positiven Aspekt, dass er sie ungestört näher kennen lernen und sich langsam wirklich wie ihr Vater fühlen konnte. "Becky hat sich entschlossen, das Haus zu verkaufen und Amerika zu verlassen. Ich helfe ihr dabei, einen Käufer zu finden. Ich habe Angst, dass sie das ohne mich nicht schafft, dass sie zusammenklappt, weil ihr alles zu viel wird. Der Tod ihrer Großmutter war ein unglaublich großer Schock für sie.", erklärte er besorgt. Er hatte in der Woche noch nicht die Zeit gefunden, mit Dora zu sprechen, da er ständig für Rebecca da sein musste und immer die verdammte Zeitverschiebung dazwischen kam und entweder er oder sie schlief.

"Das tut mir wirklich Leid für sie.", sagte Dora ehrlich. Das Mädchen hatte es auch nicht gerade leicht im Leben gehabt, ohne Eltern aufzuwachsen und jetzt den einzigen Elternersatz zu verlieren, den sie gehabt hatte. Sie selbst hatte wirklich Glück gehabt, ihre Eltern durch den ersten Krieg nicht zu verlieren, auch wenn der Tod ihres Vaters für sie im zweiten Krieg ein wirklich schwerer Schlag gewesen war. Sie konnte sich vorstellen, wie sehr das arme Mädchen leiden musste.

"Mir auch.", erwiderte Remus. "Es tut mir Leid, dass ich dich so lange alleine lassen muss, Dora, ich wäre wirklich gerne bei dir, bei euch, aber..."

"Ich versteh dich schon. Du musst für sie da sein und du willst für sie da sein und das bist du ihr auch schuldig, nachdem du sie in den vergangenen Monaten wegen mir so im Stich gelassen hast." Sie hatte immer noch Schuldgefühle deswegen. Beinahe hätte sie die Liebe ihres Lebens verloren, was sie jetzt kaum noch glauben konnte. In den letzten Tagen war ihr ihre Bedingung immer abwegiger vorgekommen und mittlerweile fragte sie sich, wie sie jemals so etwas von ihrem Mann hatte verlangen können.

"Bitte, Dora, denk nicht mehr darüber nach.", erwiderte Remus. "Wir haben beide Fehler gemacht."

"Ja, das stimmt...", murmelte sie. Aber ihre waren so viel schwerwiegender als seine, hatten so viel mehr Menschen unglücklich gemacht. Sie hatte den Mann, den sie über alles liebte, unglücklich gemacht, obwohl sie sich doch an ihrem Hochzeitstag fest vorgenommen hatte, dass er nie wieder unglücklich sein würde. Dass sie alles, was in ihrer Macht stand, tun würde, um ihn glücklich zu machen, und was hatte sie getan? Sie hatte dafür gesorgt, dass nicht nur sein eigen Fleisch und Blut, ihre Stieftochter, leiden musste, sondern auch er selbst. Dora würde sich das nie verzeihen, niemals.

"Wie geht es dir?", wechselte ihr Mann das Thema und schaute aus dem Fenster. Er saß auf dem Bett im Gästezimmer des Hauses und schaute dem Regen zu, der gegen das Fenster prasselte. Es waren schwere Gewitter aufgezogen, die sehr viel besser zur allgemeinen Stimmung in diesem Haus passten als die Sonne, die in den ersten Tagen nach Mrs Sanfords Tod unaufhörlich geschienen hatte, ohne auch nur von einer einzigen Wolke verdeckt zu werden.

"Mir geht es sehr gut.", sagte Dora. "Ich schlafe nur schlecht, so völlig allein in dem großen Bett mit dem dicken Bauch und einem Baby, das mich ständig in die Nieren tritt.", erwiderte sie. Normalerweise schlief sie nur eine Nacht im Monat alleine, und zwar wenn Vollmond war. Sie hatte sich so daran gewöhnt, sich an ihn zu kuscheln, in seinen Armen einzuschlafen, seine Hände beruhigend auf ihrem großen Bauch zu spüren, dass sie jetzt ohne ihn sehr viel mehr Probleme hatte einzuschlafen als sie jemals für möglich gehalten hätte. Und ihrem Kind ging es anscheinend genauso. Hätte sie nicht Angst, dass es dem Baby schaden könnte, würde sie sich den kräftigsten Schlaftrank zusammenmixen, den sie finden konnte.

Remus lachte. "Und wie geht es dem Baby?"

"Dem geht es blendend.", meinte Dora und zuckte zusammen, als es sie besonders heftig trat. "Es erweist sich nur nicht als sehr kooperativ, wenn es darum geht, sein Geschlecht zu erkennen.", sagte sie vorwurfsvoll und warf ihrem Bauch einen strengen Blick zu. "Der Arzt meint, dass es vielleicht bei der nächsten Untersuchung klappt." Langsam hatte sie wirklich genug davon, dass ihr Kind so schüchtern war und ihr und ihrem Arzt immer seinen Hintern zuwandte. Irgendwann würde es dafür bezahlen müssen, dafür würde sie schon sorgen ... Sie wollte endlich in der Lage sein, in Babygeschäften blaue oder rosa Strampelanzüge zu kaufen. Natürlich kein zu starkes rosa mit irgendwelchem Glitzer oder Federn oder sowas, das hatte sie als Kind immer fürchterlich verabscheut. Aber sie hatte es satt, immer nur grüne und gelbe Anziehsachen kaufen zu können. Sie hatte den Eindruck, schon alles in dieser Farbe in ganz London gekauft zu haben und fragte sich im Stillen, wie viele IKEA-Kommoden sie im Babyzimmer unterbringen konnte, bevor Remus vor Wut an die Decke ging und ihr vorwarf, dass sie viel zu verschwenderisch war und dass das Baby sowieso so schnell wachsen würde, dass es überhaupt nicht alle Klamotten tragen konnte. Und dabei waren rosa oder blaue noch gar nicht dabei ... Aber er war nur ein Mann, was wusste der denn schon?!

"Und selbst wenn wir es nicht erfahren, spätestens bei der Geburt werden wir es wissen.", erwiderte Remus zuversichtlich.

"Ich hoffe, ich werde es schon früher wissen, du weißt doch, wie ungeduldig ich bin.", sagte Dora quengelnd. "Ich sage dir, wahrscheinlich streckt es mir genau in dem Moment die Zunge raus und freut sich, dass es Mummy nerven kann!", regte sie sich auf. "Dieser kleine Knirps ist wirklich undankbar. Ich biete ihm schon seit Monaten einen kuscheligen warmen Aufenthaltsort, gebe ihm immer brav zu essen und zu trinken und was macht es? Nicht mal einen kleinen Gefallen kann es mir tun.", schmollte Dora. Sie nahm es ihrem Kind wirklich übel, dass es sein Geschlecht so hartnäckig für sich behielt. Aber wie gedacht, Rache war süß ...

"Na wenn es auf der Welt ist, wirst du dich dafür rächen können.", beschwichtigte Remus sie lächelnd. Dora grinste. Wie gut er sie doch kannte ... Nicht, dass sie ihrem Kind jemals wehtun könnte, diesem kleinen perfekten Wunder, der Mischung aus ihr und Remus, mit ihrem fantastischen Aussehen, seinem Verstand, seinen Augen, ihrem brillanten Sinn für Humor und bestimmt nicht ihrer Tollpatschigkeit und bloß nicht seiner bescheuerten Vernunft.

"Worauf du dich verlassen kannst!", sagte sie entschlossen. "Komm bald wieder, ja?", bat sie ihn. "Wir vermissen dich." Rebecca brauchte ihn, ohne Frage, aber sie brauchten ihn auch.

"Ich euch auch. Ich bemühe mich, so schnell wie möglich wieder zurück zu kommen, aber es wird wohl noch dauern, selbst wenn Becky auch lieber heute als morgen von hier weg will. Doch das Haus ist wirklich schön und in gutem Zustand und man kann es schließlich nicht an den Erstbesten verkaufen.", erklärte er schulterzuckend. "Dazu hat es zu großen Wert, preislich als auch sonst." Er würde nicht zulassen, dass sein Kind bei diesem Verkauf den Kürzeren zog. In ihrem Zustand würde sie es wirklich an den Erstbesten verkaufen und dazu war dieses große, gut Instand gehaltene Haus mit dem riesigen Garten wirklich zu schade.

Dora nickte, auch wenn sie wusste, dass er es nicht sehen konnte. "Das verstehe ich." Sie hörte ihren Magen knurren, gefolgt von einem weiteren Tritt und wusste, dass sie das nicht ignorieren konnte. Aber wusste sie ebenfalls, dass sie noch nicht so lebensmüde war, um sich selbst irgendetwas zu kochen. Vielleicht hatte Tom ja was Gutes im Angebot ... "Ich muss Schluss machen, ich hab Hunger.", sagte sie schließlich, auch wenn sie am liebsten noch stundenlang mit ihm gesprochen hätte. Sie vermisste ihn so sehr. Hoffentlich würde sie nicht mehr lange auf ihn verzichten müssen. "Willst du deinem Kind noch auf Wiedersehen sagen?"

Remus lachte. Auf solche Ideen konnte auch nur seine Frau kommen. "Gerne", sagte er. Dora lächelte und hielt den Hörer an ihren gerundeten Bauch. Sie hörte Remus' sanfte Stimme, spürte, wie sich das Kind beruhigte und lächelte noch mehr. Es war schon faszinierend, wie sehr das Baby auf die Stimme seines Vaters reagierte. Das würde bestimmt später einmal nützlich sein, wenn es in der Nacht oft weinte ... Wenn sie es sowieso nicht schaffte, das Baby zu beruhigen, dann konnte ruhig er sich die Nächte um die Ohren schlagen. Er war das schließlich gewohnt und wenn sie erstmal weg von den dämlichen Wochenberichten war ... sie würde jeden Schlaf brauchen, den sie kriegen konnte. Aber wenn das Baby ihn dann lieber hätte als sie ... vielleicht war das doch keine so gute Idee ...

Sie hielt sich den Hörer wieder ans Ohr, als sie hörte, wie Remus verstummte. Die Zeit des Abschieds war wohl gekommen ... Aber so einfach konnte sie ihn nicht davonkommen lassen ... "Ich liebe dich."

"Ich liebe dich auch."

/-/

~Flashback Anfang~

"Ich glaube, mir wird schlecht.", murmelte James und stützte sich, weiß wie ein Laken, an der Wand ab. "Ich schaff das nicht." Er atmete tief durch, aber das Gefühl der Übelkeit verschwand nicht. Noch nie in seinem Leben hatte er mehr Angst gehabt als heute. Ein Duell mit einem Todesser war ein Klacks dagegen und wäre ihm momentan hundert Mal lieber gewesen.

"Jetzt mal ganz ruhig, Prongs!", sagte Remus beruhigend. "Du bekommst das Kind ja nicht, sondern Lily."

"Hast du noch nie was von Phantomschmerz gehört, Moony?", fragte Sirius empört, der noch mehr mitzuleiden schien als James. Bei jedem von Lilys Schreien, der nach außen drang, verzog er das Gesicht und zuckte heftig zusammen.

"Was ist, wenn ihr etwas passiert? Wenn es dem Baby nicht gut geht, wenn Lily das nicht schafft? Sie ist zwar stark, aber das hört sich doch sehr schmerzhaft an. Ich kann nicht ohne sie leben und ich kann ganz bestimmt kein Kind alleine großziehen.", jammerte James, außer sich vor Sorge. Die Schwestern hatten ihn schon aus dem Zimmer herausgeschmissen, weil er alle verrückt gemacht hatte. Aber er brachte es einfach nicht fertig, seine Frau so leiden zu sehen.

"James", sagte Remus beruhigend und setzte sich gerade hin. "Lily schafft das. Alles wird gut laufen und am Ende des Tages werdet ihr ein gesundes Baby haben.", versicherte er seinem Freund überzeugt. James und Lily waren gute Menschen. Sie hatten es nicht verdient, so zu leiden. Lily und dem Baby würde es gut gehen. Wenigstens dieses bisschen Glück hatten die zwei sich verdient. "Es nützt keinem, sich jetzt verrückt zu machen."

"Deine Ruhe möchte ich haben.", schnaubte Sirius, der mittlerweile sein Ohr an die Tür drückte, um etwas genaueres zu hören. Remus schüttelte nur den Kopf. Er kannte seine Freunde und ihre verrückten Aktionen.

"Gibt's schon was Neues?", fragte Peter gespannt, der gerade von der Toilette gekommen war. Mittlerweile ging er jede Viertelstunde dorthin, so aufgeregt war er.

Remus schüttelte den Kopf. "Nein, noch nicht. Und das wird sicher noch ein paar Stunden dauern, Lily ist ja erst vor zwei Stunden hierher gekommen." Sobald Lily die erste Wehe gespürt hatte, hatte James sie sofort ins St. Mungos geschleppt, obwohl sie ihm hundert Mal gesagt hatte, dass es bei der ersten Geburt normalerweise länger dauerte. Aber James hatte darauf bestanden und sofort alle engsten Freunde zusammengetrommelt, nachdem sie im Krankenhaus angekommen waren. Aber die Schwester hatte sie gleich vorgewarnt, dass sie möglicherweise noch in den Morgenstunden hier sitzen würden, da der Muttermund erst zwei Zentimeter geöffnet war, was Sirius allerdings überhaupt nicht hatte wissen wollen und deshalb mit seinen Fingern in den Ohren laut singend durch den Gang gehopst war.

"War das nicht gerade ein Babyschrei?", fragte James gespannt und starrte auf die Tür.

"Nein, das war nur Lily.", erwiderte Sirius enttäuscht. Er verhielt sich so, als würde er selbst Vater werden und nicht sein bester Freund. "Mein Patenkind könnte sich ruhig mal beeilen.", sagte er eingeschnappt und verschränkte die Arme vor der Brust.

"Jetzt lass meinem Kind die Zeit, die es braucht!", verteidigte James sein Baby sofort. "Man kann es ihm nicht verübeln, so lange wie möglich den Kontakt mit solchen Hohlköpfen wie dir zu vermeiden!", sagte er eingeschnappt.

Sirius schnappte empört nach Luft. Aber bevor er etwas erwidern konnte, öffnete sich die Tür von Lilys Zimmer und Sarah kam heraus. Sofort waren die vier Männer aufgesprungen und schauten sie gespannt und fragend an.

"Lily geht es soweit gut.", sagte sie und ging zu Remus, den sie auf die Wange küsste. "Aber dich, James, wünscht sie zum Teufel, weil du ihr solche Schmerzen bereitest.", fügte sie grinsend hinzu.

"Also wirklich ..." James riss die Tür auf und eilte in das Zimmer. Die anderen konnten Lily erkennen, die mit verschwitztem Gesicht in einem Krankenhausbett lag und sich ihren großen Bauch hielt.

Sarah schüttelte amüsiert den Kopf und umarmte Remus. Er legte einen Arm um sie und strich ihr über die Schulter. "Danke, dass du Lily beistehst.", flüsterte er ihr zu. "Nur mit James und Sirius an ihrer Seite wäre sie ja völlig überfordert. Sie müsste ihnen noch helfen, nachdem sie umgekippt sind."

"Das habe ich gehört, Moony!", schnaubte Sirius und stemmte die Hände in die Hüften. "Ich möchte mal sehen, wie du dich aufführst, wenn du Vater wirst!" Er schlug sich erschrocken die Hand vor den Mund, als er die traurigen Gesichter seiner Freunde sah. "Entschuldigt! Es tut mir Leid." Es war ihm nie wirklich bewusst, wie sehr Sarah und Remus unter den Gesetzen leiden mussten, aber ihre Gesichtsausdrücke sprachen wirklich Bände, auch wenn er wusste, dass es Remus mehr zu schaffen machte, dass Sarah wegen ihm verzichten musste als dass ihm Dinge wie eine Familie und eine Ehefrau versagt wurden.

Remus seufzte und setzte sich wieder. Sarah folgte ihm und ließ sich auf seinem Schoß nieder. Sie lehnte ihren Kopf an seinen. "Ich liebe dich.", flüsterte sie ihm zu. Es fiel ihr manchmal wirklich schwer, unbeschwert mit ihm zusammen zu sein, besonders jetzt, wo ihre beste Freundin gerade Mutter wurde und ihr Wunsch nach einem Baby so übermäßig groß war, dass sie wirklich in Erwägung zog, sich von ihm zu trennen. Aber dann sah sie Remus in die Augen und ihre Liebe zu ihm war so groß, dass sie sich verfluchte, weil sie überhaupt nur an eine Trennung dachte. Sie waren schließlich erst Anfang zwanzig, hatten noch ihr ganzes Leben vor sich und wahrlich genug Zeit, um zu heiraten und Eltern zu werden. Außerdem herrschte gerade Krieg und es war doch wirklich besser darauf zu warten, dass er endete, bevor sie eine Familie gründeten. Das versuchte sie sich zumindest einzureden. Aber Remus blickte sie so liebevoll an und sie wusste, dass sie nicht auf ihn verzichten konnte. Was nützten ihr Kinder von einem Mann, den sie nicht liebte, den sie sich nicht als Vater ihrer Kinder vorstellen konnte? Sie wollte Remus, mehr als alles andere.

"Ich liebe dich auch.", erwiderte er eben so leise und strich ihr zärtlich eine Strähne aus dem Gesicht. Traurig lächelte sie ihn an.

Sie erblickte eine Frau im Morgenmantel, die ein neugeborenes Baby auf dem Arm hielt und seufzte. Remus folgte ihrem Blick und drückte ihre Hand. Sarah hasste sich dafür, diesen Wunsch, dieses Verlangen, nicht loszuwerden. Sie hasste sich dafür, Remus das Gefühl zu geben, sie wolle nicht mit ihm zusammen sein. Aber sie konnte nicht anders. Er schien ihr die Gedanken anzusehen, denn er öffnete den Mund, aber sie unterbrach ihn.

"Ich liebe dich wirklich, Remus."

Er nickte. "Es tut mir Leid.", erwiderte er und fuhr mit der Hand durch ihr Haar.

"Das muss es nicht." Sie schluckte. "Du kannst nichts dafür." Sie schloss die Augen und lehnte ihren Kopf an seine Schulter. Er war jedes Opfer wert.

Peter schaute sie verwirrt an. Ihm blieb der Sinn dieser Konversation verschlossen, während Sirius sein Ohr schon längst wieder an die Tür gepresst hatte und angestrengt lauschte. Er sprang zurück, als die Tür aufging und ein aufgebrachter James von einer korpulenten Schwester aus dem Raum geschoben wurde.

"Sie kommen mir hier nicht mehr herein, bis das Baby da ist, verstanden?!", fragte sie streng und schloss die Tür wieder.

"HEY!", riefen Sirius und James sofort und stürzten sich wieder auf die Tür.

Remus verdrehte lachend die Augen. "Wie die Kinder..."


~Flashback Ende~

/-/

"Ist das alles?", fragte Remus Rebecca zum zehnten Mal und ließ seinen Blick über die vielen Kartons schweifen, die im Wohnzimmer verteilt waren. Es kam ihr, und ihm anscheinend auch, so wenig vor, angesichts des ganzen Zeugs, das überall im Haus bei ihrer beider Ankunft verteilt gewesen war. Die meisten Möbel hatte Rebecca mittlerweile allerdings verkauft oder an Bekannte und Nachbarn verschenkt, einen Teil alter Sachen, die nicht mehr zu gebrauchen waren, weggeschmissen und den Rest mithilfe von Remus verstaut. Es war schwerer als sie gedacht hatte, sich von den Möbeln zu trennen, aber sie konnte weiß Gott nicht alles mit nach London nehmen, selbst Harrys und Ginnys Wohnung war nicht groß genug für alle ihre Möbel. Aber glücklicherweise hatte Remus ihr angeboten, einige Möbel, von denen sie sich absolut nicht trennen konnte, die aber in ihrem Zimmer momentan keinen Platz hatten, in seinem Haus im Keller zu lagern, bis sie irgendwann mal ausziehen und in eine eigene Wohnung oder ein eigenes Haus ziehen würde ... Vielleicht nicht allein, vielleicht sogar mit einem Mann ... aber so sehr sie sich auch anstrengte, sie konnte sich niemand anderen als Sam vorstellen in der Rolle ihres Ehemanns. Und das hatte sie sich doch verboten, vor Jahren schon und sie hatte es doch auch so lange geschafft, sich irgendwelche anderen Männer vorzustellen, Fernsehstars, Musiker, Gäste, die bei Tom gegessen hatten, sehr süße Gäste, die unglaublich gut aussahen ... mit dunkelbraunen Haaren, strahlend braunen Augen, einem Lächeln, das einem den Atem raubte ... Verdammt noch mal! Wieso wurde aus all diesen Männern immer wieder Sam?! Sie war doch schon viel zu alt für diese Fantasien ... oder vielleicht auch nicht ...

Sie nickte. "Ja, das ist alles. Das ist mein ganzes Leben..." Traurig schaute sie sich in dem kahlen Zimmer um. Sie hätte nicht gedacht, dass es ihr so schwer fallen würde, das alles hier aufzugeben. So viele Erinnerungen hingen an diesem Haus. Erinnerungen von ihrer Großmutter, von Sam ... Aber diese Erinnerungen waren in ihrem Herzen. Sie würde sie nie vergessen, niemals. Dazu brauchte sie kein Haus. Und ihre Entscheidung war richtig. Da war sie sich sicher. Sie mochte vielleicht überstürzt sein, aber selbst wenn sie ein Jahr Zeit gehabt hätte, sie hätte sich nicht anders entscheiden können. Ihr Leben war in England. Ihre restliche Familie war in England. Ihre Arbeit war in England und ihre Freunde waren in England. Und Sam ... Diese Freundschaft war vorbei. Es gab keine andere Möglichkeit. Sie konnte nicht mehr einfach so mit ihm zusammen sein und er wollte sicher nicht mehr einfach so mit ihm zusammen sein ... Wenn es zwischen ihnen hätte sein sollen, dann hätte sie bestimmt irgend ein Zeichen bekommen. Wenn es zwischen ihnen hätte sein sollen, dann hätten sie irgendeine Möglichkeit gefunden, zusammen zu sein ... Aber es sollte nicht sein und es war wirklich das beste, sich damit abzufinden. Und weit weg von ihm in England, auf einem anderen Kontinent, würde es ihr bestimmt auch gelingen ... hoffentlich.

"Ich frag mich, wie wir das alles nach London schaffen sollen. Wir brauchen doch mindestens zwei Flugzeuge.", sagte sie schließlich und hoffte mit Humor ihre traurige Stimmung zu vertreiben. Es funktionierte nicht.

Remus lachte. "Nichts leichter als das." Er zog seinen Zauberstab und richtete ihn auf die Kartons. Sekunden später schrumpften sie zusammen. Am Ende waren sie nicht größer als Legosteine. Rebecca schaute ihm dabei kopfschüttelnd zu. Dass sie nicht an Zauberei gedacht hatte! War sie nun eine Hexe oder was?! "So können wir jetzt alle in einem Koffer unterbringen.", stellte er zufrieden fest und öffnete einen alten Koffer ihrer Mom. Einen Moment lang starrte er gedankenverloren in das leere Gepäckstück, dann atmete er tief durch. Er und Rebecca luden die kleinen Kartons ein und versuchten gerade, ihn zuzukriegen, da sie doch sehr viel mehr Platz beanspruchten als Rebecca jemals gedacht hatte, als es an der Tür klingelte.

Überrascht schauten Remus und Rebecca sich an. Wer in aller Welt würde denn jetzt noch kommen? Die neuen Besitzer hatten vor, erst nächste Woche hier einzuziehen. Sie wohnten in Chicago und hatten dort noch einige Sachen zu klären. Während sie aufstand, versuchte Rebecca sich vorzustellen, wie jemand anderes in diesem Haus leben konnte. Es ging nicht. Sie konnte sich keine anderen Möbel in diesem Wohnzimmer vorstellen, keine anderen Blumen draußen im Garten, keine andere Tapete in der Küche, keinen Schreibtisch dort, wo einmal ihr Bett gestanden hatte, dort, wo sie mit Sam geschlafen hatte ... Sie schüttelte den Kopf, um diese Gedanken zu vertreiben. Dieses Haus war nicht mehr ihr Haus. Seit ihre Großmutter gestorben war, war es nicht mehr ihr Haus. Nicht mehr das Haus, in dem sie aufgewachsen war, das sie so geliebt hatte, das immer nach Schokoladenkeksen gerochen hatte. Es wäre nie wieder das selbe gewesen und sie hätte sich nie wieder so Zuhause gefühlt wie in den dreiundzwanzig Jahren davor. Es war das Richtige. Es war absolut das Richtige und sie war sich sicher, dass sie diese Entscheidung wirklich nicht bereuen würde. Andere Menschen hatten das Glück verdient, in diesem Haus zu wohnen, ihre Kinder hier aufwachsen zu sehen, eine Familie zu sein. Das konnte sie ihnen nicht verweigern. Und trotzdem war es schwer. Schwer, alles loszulassen. Aber sie musste weitermachen in ihrem Leben, sie konnte nicht schon wieder alles umschmeißen und das nur wegen einem Haus. Wenn sie eines Tages einmal selbst eine Familie gründen würde und ein neues Haus brauchte, dann würde sie sicher eines finden, das ebenso perfekt war wie dieses, wenn nicht sogar noch besser. Dafür würde sie sorgen. Ihr späteres Kind hatte nur das beste verdient.

Rebecca pustete gegen eine Haarsträhne und ging zur Tür. Sie hatte sich sehr gewundert, dass alles so schnell gegangen war. Remus hatte einen guten Käufer gefunden und einen sehr zufriedenstellenden Preis für das Haus erzielen können. Sie war froh, dass er sich um alles gekümmert hatte. Sie hätte gar nicht gewusst, was alles zu tun war, wenn sie es sich recht überlegte. Und selbst wenn, sie hätte nicht die Kraft gehabt, sich darum zu kümmern. Es war schon schwer genug gewesen, alle Sachen rechtzeitig einzupacken, sodass sie ihren Flieger nicht versäumten. Sie wollte so schnell wie möglich von hier verschwinden.

Sie öffnete die Tür und schaute erstaunt in Sams Gesicht. Ihr bester Freund lächelte sie unbeholfen an und vergrub seine Hände tief in den Hosentaschen. Er suchte ihre Augen, aber sie wandte den Blick sofort ab.

Was machte er hier? Warum in aller Welt war er jetzt gekommen? Wollte er es ihr noch schwerer machen als es ohnehin schon war? Dabei war er es immer gewesen, der ihr alles so leicht gemacht hatte, der ihr geholfen hatte, alle Probleme nicht so schwer zu nehmen ... Warum musste er jetzt kommen und alles so kompliziert machen? Verdammt noch mal! Warum lief nicht wenigstens einmal in ihrem Leben alles so, wie sie es sich vorgestellt hatte?!

"Hey", sagte er leise. Sie schluckte und musste sich davon abhalten, ein weiteres Mal in seine Arme zu stürzen. Das war vorbei. Für immer. Dieses Haus gehörte nicht mehr zu ihrem neuen Leben und Sam ebenfalls nicht.

"Was willst du?", erwiderte sie abweisend.

"Ich wollte nur ... ich ... stimmt es, dass du gehst?" Er klang so unglaublich verletzt. So, als ob ihn nur der bloße Gedanke daran, dass sie Amerika für immer verlassen würde, mehr als alles andere quälte ... Verstand er denn nicht, dass es sein musste, dass sie keine andere Wahl hatte, wenn sie ihre Würde und ihr neues Leben behalten wollte? Hier gab es doch nichts mehr, was sie noch hielt. Nicht wirklich.

Rebecca nickte, während sie auf seine Schuhe starrte. "Ja.", erwiderte sie nur und wollte die Tür wieder schließen. Sie konnte ihn nicht ansehen, denn sie hatte Angst, was sie in seinen Augen finden würde, sollte sie es dennoch tun. So war es besser. Ein Abschluss.

"Becky, ich...", rief er ihr nach, verstummte aber. Sekundenlang schaute sie ihn schließlich dennoch fragend an. Er klang so verzweifelt. Aber er schluckte nur und brachte schließlich ein schwaches "Auf Wiedersehen." heraus.

Rebecca versuchte die aufsteigenden Tränen zu unterdrücken. Sie wollte keine Schwäche zeigen, nicht vor ihm. Nicht vor demjenigen, vor dem es ihr sonst nie etwas ausgemacht hatte. Es befand sich eine so tiefe Kluft zwischen ihnen, wie sie es nie für möglich gehalten hatte. Und es war ihre Schuld. Ihre allein. Sie würde es nie wieder gut machen können. "Mach's gut.", presste sie mit erstickter Stimme hervor, schlug die Tür zu, bevor sie noch etwas dummes tat wie ihm zu sagen, dass sie ihn mehr liebte als alles andere auf der Welt und dass sie ohne ihn nicht leben konnte oder wollte und lehnte sich erschöpft gegen sie. Das war es gewesen. Der Abschied von Sam. Sie würde ihn nie wieder sehen, da war sie sich absolut sicher. Ihre Freundschaft war vorbei. Es war zu Ende. Sie hätte es kommen sehen sollen. Wie hatte sie nur so blind sein können?

Verschwommen sah sie, wie Remus immer näher kam. Sie spürte, wie er sie umarmte. Sie vergrub ihr Gesicht in seinem Pullover und fing schließlich hemmungslos zu schluchzen an.

TBC...




A/N: Und nicht vergessen, Review -> Zitat oder kurzer Abschnitt aus dem nächsten Kapitel.


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