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Fanfiction

Unbekannte Vergangenheit - Vergangenheit und Gegenwart - Teil 3

von ChrissiTine

Vergangenheit und Gegenwart, Teil 3



"Mom, woher genau kennst du Beckys Vater?", erkundigte sich Sam bei seiner Mutter, als sie auf dem Weg zu ihrem Haus waren. Sie hatten sich entschlossen, Remus und Rebecca alleine bei Mrs Sanford zu lassen. Sam widerstrebte es sehr, seine beste Freundin und ihre sterbende Großmutter mit diesem Werwolf alleine zu lassen, besonders weil er wusste, dass Becky ihn brauchte, aber ihre Mutter hatte darauf bestanden, die Familie alleine zu lassen.

Familie.

Ein Wort, das er nicht mal im Traum mit einem Werwolf in Verbindung gebracht hätte. Aber es war offensichtlich, dass Rebecca ihn als Familie ansah. Und er brachte es nicht über sich, noch einmal mit ihr über diese Ansicht zu diskutieren, nicht, wenn dieser Werwolf die einzige Familie war, die sie sehr bald noch haben würde. Sie liebte ihn und sie brauchte ihn, das war offensichtlich nach den letzten Stunden, selbst für Sam.

Und so schlimm, wie Sam ihn sich im ersten Moment vorgestellt hatte, als Becky ihm erzählt hatte, was ihr Vater war, war er gar nicht. Er erinnerte sich daran, dass er ihn nach ihrer ersten Begegnung sogar sympathisch gefunden hatte. Aber es wäre nicht das erste Mal, dass er sich mit dem ersten Eindruck bei einem Menschen täuschte.

Und auch wenn er nett aussah und es ihm nach allem, was er in den letzten Stunden von ihm gesehen hatte, immer schwerer fiel, dieses Monster in ihm zu sehen, dieses gefährliche, blutrünstige Monster, das sie mehr als einmal intensiv im Unterricht behandelt hatten und von dem hier in Amerika niemand eine gute Meinung hatte, konnte er dennoch nicht vergessen, dass Rebeccas Vater eines war. Diese Seite konnte nicht einfach ignoriert werden, auch wenn Rebeccas Mutter, sie selbst und auch die Frau des Monsters es anscheinend taten. Sie war das, was ihn ausmachte. Ganz egal, was Harry sagte oder was Becky dachte.

"Aus der Schule.", erwiderte Mrs Cunning. "Wir waren in verschiedenen Häusern, meistens hatte ich nicht viel mit ihm zu tun, aber kennen tat ihn eigentlich jeder, weil er zu den Rumtreibern gehörte. Vier Jungs, die sehr gerne Streiche spielten und so manchen Lehrer in den Wahnsinn trieben." Ein nostalgisches Lächeln erschien auf ihren Lippen, als sie sich an diese Zeit erinnerte.

"Tatsächlich?" Sam war überrascht. Der Werwolf schien nicht der Typ für sowas zu sein. "Das hätte ich von ihm nicht erwartet."

Sally lachte. "Er war auch nicht gerade der Drahtzieher der Aktionen, sondern eher der Vernünftigste der ganzen Gruppe. Er war es auch, der Vertrauensschüler geworden ist. Er hat immer versucht, seine Freunde von den besonders schwachsinnigen Sachen abzuhalten, aber sein Erfolg war da eher sehr mäßig."

"Und was war mit diesem Sirius, von dem ihr gesprochen habt?", fragte Sam verwirrt. Jetzt bereute er es, nie etwas von den Geschichten seiner Mutter aus ihrer Jugend gehört haben zu wollen, denn der Name sagte ihm überhaupt nichts.

"Sirius war einer der Drahtzieher. Der andere war sein Freund James. Beide waren gute Freunde von Remus. Ich bin ein paar Mal mit Sirius ausgegangen, aber dann hab ich irgendwann entdeckt, dass er noch mit mindestens fünf anderen Mädchen gleichzeitig ausgegangen ist. Ich bin sauer geworden, wollte ihn anbrüllen, er hat mich aus Versehen k.o. geschlagen und ich hatte Gedächtnisschwund. Nicht viel, aber ich hab vergessen, dass ich mich jemals mit ihm getroffen hatte."

"Ah ja", murmelte Sam. Er war sich nicht ganz so sicher, ob er das wirklich hören wollte. Aber wer wollte schon etwas über das Liebesleben seiner Mutter erfahren? Es war schon ekelerregend genug, sich vorzustellen, dass seine Eltern... es taten. Er bemühte sich, das Gesicht nicht zu verziehen.

"Ein paar Jahre später wurde er zum Junggesellen des Monats gewählt, ich hab mich mit ihm getroffen und fand ihn sehr nett. Ein paar Wochen waren wir sogar zusammen, doch bei einem Abendessen in einem Restaurant zusammen mit seinen Freunden Lily und James und Remus und Sarah, ist mir plötzlich wieder eingefallen, was damals in Hogwarts passiert ist und ich hätte ihm beinahe die Torte vom Nachbarstisch ins Gesicht geworfen. Remus konnte mich gerade noch besänftigen. Es wäre auch wirklich eine Verschwendung gewesen, die Torte von unbekannten Menschen zu missbrauchen. Also hab ich ihm die ins Gesicht geworfen, die bei uns auf dem Tisch stand." Sie lächelte erinnerungsselig. "Kurz darauf habe ich dann das Jobangebot aus Amerika bekommen, deinen Vater getroffen und Sirius aus meinem Leben gestrichen." Sie seufzte.

Das klang wirklich nach dem Temperament seiner Mutter.

"Du mochtest Remus, oder?", fragte Sam, obwohl gar kein Zweifel bestand. Sie hätte ihn nie im Leben so umarmt, wenn sie ihn nicht gemocht hätte. Aber sie wusste bestimmt auch nicht, dass er ein Werwolf war. Ein gefährliches Monster.

Sam schluckte und bemühte sich, seine Gefühle im Zaum zu halten. Ohne Becky fiel es ihm unglaublich schwer, diesen Hass zu unterdrücken. Wenn Becky dabei war, versuchte er zumindest, dieses Monster als Mensch zu sehen. Er wollte sie nicht noch mal verlieren, er konnte sie nicht noch mal verlieren. Die Stunden nach ihrem Streit waren einige der schlimmsten seines Lebens gewesen, das würde er nicht noch einmal durchstehen können.

Er hätte nicht gedacht, dass er zu so viel Hass fähig war. Aber die Berichte über diese skrupellosen Werwölfe, die vor nichts und niemandem Halt machten, gingen ihm einfach nicht aus dem Kopf. Es gab eine Zeit, in der es einige Werwölfe in der Nähe von New York gegeben hatte und er hatte selbst miterlebt, wie viel Kummer sie Menschen bereiten konnten. Er würde das Gesicht seiner damaligen Freundin nie vergessen, als diese erfahren hatte, dass ihre kleine Schwester, ihre unschuldige fünfjährige kleine Schwester einem solchen Monster zum Opfer gefallen war. Sie war nie wieder die Selbe gewesen.

Und schon allein der Gedanke daran, dass so ein Monster jetzt alleine mit Becky und ihrer hilflosen Großmutter war... Er brauchte alle Selbstbeherrschung die er hatte, um nicht wieder umzukehren. Auch wenn er wusste, dass Becky im Moment nichts passieren konnte. Der Vollmond war schließlich noch weit weg.

Sally nickte. "Ja. Ich kannte ihn nicht besonders gut, aber er ist trotzdem sehr liebenswert." Sie öffnete die Haustür. Mutter und Sohn betraten das Haus. Sam schloss die Tür hinter sich.

Liebenswert. Seine Mutter wusste definitiv nicht, was für ein Monster sie da umarmt hatte. Was für einer Gefahr sie alle ausgesetzt waren. Auch wenn diese Gefahr niemand außer ihm sehen wollte. Weder Harry, noch Rebecca, noch die Frau von diesem Monster. Die Frau, die auch noch ein Kind von diesem Etwas bekam. Ein Kind! Wie sie diesen Gedanken ertragen konnte, war ihm unerklärlich. Was das wohl für eine Missgeburt sein würde...

Siedend heiß fiel ihm dann wieder ein, dass Rebecca ja auch ein Kind von dem gleichen Monster war. Und sie war alles andere als eine Missgeburt. Sie war nett und freundlich, liebenswert, mitfühlend, großherzig, wunderschön... Ohne sie konnte er sich sein Leben nicht vorstellen. Sie war seine beste Freundin. Die Welt war definitiv besser durch sie. Und wenn durch ein Monster etwas so wunderbares leben konnte, konnte es dann wirklich solch ein Monster sein? Er sah doch wirklich nicht danach aus... Aber trotzdem, der erste Schein konnte trügen.

"Weißt du auch, dass er ein Werwolf ist?" Diese Frage konnte er sich einfach nicht verkneifen.

Sally starrte ihn mehrere Sekunden lang stumm an, dann schüttelte sie den Kopf. "Nein. Das wusste ich nicht. Aber es erklärt einiges.", sagte sie dann völlig ruhig, wandte sich zur Haustür ab und verriegelte eben diese, wie jeden Abend.

"Du bist nicht erstaunt oder hast Angst?" Diese Reaktion verwirrte ihn mehr als alles andere an diesem Tag. Sie kannte doch die ganzen Werwolfsgeschichten, kannte die Gefahr, das Unberechenbare, den Schrecken, den sie verbreiteten. Und sie war nicht mal erschrocken? Seine Mutter, die so ein Temperament hatte, dass sie Exfreunden Torten von fremden Menschen ins Gesicht werfen konnte?! Sie stand da so gelassen, als hätte er ihr mitgeteilt, dass es morgen regnen würde. Und selbst darüber konnte sie sich mehr aufregen, weil sie Angst um ihre Blumen hatten, die zu starken Regen nicht vertrugen.

Er konnte sie nicht verstehen.

"Nein. Warum sollte ich auch?", widersprach Sally verwundert. Sam riss die Augen auf. War sie wahnsinnig geworden?! Das lag ja wohl auf der Hand! "Remus ist Remus. So einfach ist das. Ich mochte ihn, bevor ich das wusste, warum sollte ich ihn danach nicht auch noch mögen?"

"Aber-" Sam fehlten die Worte. Rebecca, okay, sie war vertrauensselig, manchmal auch naiv und er war immerhin ihr Vater. Ihre Reaktion konnte er sich erklären, wenn auch nicht wirklich verstehen. Aber seine Mutter?! Seine Mutter, die sich so über den Präsidenten von Amerika aufregen konnte, diese politische Null, war so völlig ruhig. Es konnte ihr doch nicht egal sein, dass dieser Remus ein Werwolf war.

"Sam, vielleicht bist du noch zu jung, um das zu verstehen.", erwiderte sie schließlich, weil sie sein Unverständnis bemerkte. "Aber man verurteilt gute Menschen nicht wegen der Fehler, die sie haben und für die sie nichts können. Jeder Mensch hat Fehler. Und einer von Remus' ist eben, dass er ein Werwolf ist. Ich beispielsweise bin stur, sehr schnell jähzornig, sehr bestimmend und rechthaberisch. Dein Vater liebt mich trotzdem, auch wenn er mich wegen diesen Eigenschaften sicher manchmal umbringen möchte."

"Aber ... aber das kann man doch nicht vergleichen.", stotterte Sam. Er starrte sie an, als ob er sie noch nie vorher gesehen hätte. Er kannte diese Frau nicht...

"Natürlich kann man das.", erwiderte Sally nur.

/-/

Verschlafen kam Rebecca in einem großen T-Shirt und Schlafanzughosen die Treppe hinunter. Ihre blonden Haare waren noch etwas zerzaust und sie rieb sich müde die Augen. Noch nie hatte sie Remus mehr an Sarah erinnert. Noch nie hatte sie ihrer Mutter so ähnlich gesehen wie in diesem Moment. Und doch konnte er auch so viel von sich selbst in ihr erkennen. Sie war wirklich ein Wunder.

"Warum hast du denn auf dem Sofa geschlafen?", wollte Becky wissen, nachdem sie ihn auf dem Sofa im Wohnzimmer entdeckt hatte. Sie lächelte ihm schwach zu, bevor sie sich neben ihm niederließ. "Du hättest ruhig in das Gästezimmer gehen können. Oder in Moms Zimmer." Sie gähnte. Die Ereignisse der vergangenen Nacht und die Zeitverschiebung hatten ihr ganz schön zu schaffen gemacht.

Er zuckte mit den Schultern. "Ich wusste nicht, wo welches Zimmer ist.", erklärte er. "Deine Mutter hat nie etwas von diesem Haus erzählt, ich wusste gar nicht, dass es existierte. Sie hat nur mal erwähnt, dass ihre Mutter jetzt in den USA lebt. Und ich wollte dich und deine Großmutter nicht stören, deshalb dachte ich, das Sofa ist die beste Wahl." Er hatte niemandem irgendwelche Umstände bereiten wollen, besonders nicht gestern Abend. Und das Sofa war wirklich bequem. Er hatte schon wahrlich schlechtere Schlafplätze gehabt.

Rebecca nickte und lehnte ihren Kopf an seine Schulter. "Danke, dass du mitgekommen bist.", murmelte sie.

"Ich hab's wirklich gerne gemacht, Rebecca.", erwiderte Remus und streichelte ihr über den Kopf. "Sehr gerne." Sie nickte mit geschlossenen Augen. Für ihn war es ein unglaublich schönes Gefühl, zu wissen, dass sie ihn brauchte. Dass sie ihn in einer solch schweren Situation brauchte. Dass sie ihm so sehr vertraute, obwohl er in den letzten Monaten nichts getan hatte, was dieses Vertrauen rechtfertigte. Es tat ihm unglaublich Leid, dass seine Tochter im Moment so sehr leiden musste und auch, dass es sich mit Dora so hatte streiten müssen, aber wenigstens war dieses eine Problem gelöst und er konnte für Rebecca so da sein, wie es ein Vater sein sollte.

"Hast du dich noch mit deiner Grandma unterhalten?", wollte er dann wissen. Er hoffte, dass sie sich wenigstens richtig hatte verabschieden können, denn Mrs Sanford hatte nicht stark genug gewirkt, um noch sehr lange weiter zu leben. Wahrscheinlich hatte sie nur so lange durchgehalten, um ihre Enkelin noch ein letztes Mal sehen zu können.

Er bewunderte diese starke Frau, die die Kraft gehabt hatte, nach dem plötzlichen Tod ihrer Tochter so gut für ihre Enkelin zu sorgen. Diese Frau hatte keine Angst vor dem Tod. Sie hatte schon lange damit gerechnet und sie schien bereit dafür zu sein. Wie hatte Albus immer gesagt? Schließlich ist der Tod für den gut vorbereiteten Geist nur das nächste große Abenteuer. Und Mrs Sanford war gut vorbereitet. Aber trotzdem würde ihr Verlust wehtun. Der erste große Verlust in Rebeccas Leben. Er wünschte, er könnte etwas tun.

"Nicht wirklich. Sie war schon ziemlich schwach. Ich habe lange an ihrem Bett gesessen und ihr noch eine gute Nacht gewünscht. Irgendwann ist sie eingeschlafen. Dann bin ich in mein altes Zimmer gegangen. Die Schwester ist bei ihr geblieben." Sie schluckte. Remus umarmte sie etwas fester. Dankbar schloss sie die Augen. "Ich hab ein schlechtes Gewissen.", murmelte sie nach ein paar Minuten so leise, dass er sie beinahe nicht verstanden hatte. "Ich hätte öfter anrufen sollen. Ich hätte sie öfter besuchen kommen sollten. Ich hätte sie hier nicht so alleine lassen sollen mit allem. Ich hab ihr mal versprochen, immer für sie da zu sein, wie sie es für mich auch war. Ich habe es gebrochen." Sie verstummte und schaute ihn aus gequälten Augen an. Er konnte nur erahnen, wie schwer ihr diese Gedanken zu schaffen machen mussten.

Remus wischte sanft eine Träne aus ihrem Gesicht. "Du musst kein schlechtes Gewissen haben, Rebecca. Ich bin mir sicher, dass sie es versteht. So ist der Lauf des Lebens, jedes Kind zieht irgendwann aus und beginnt ein neues Leben. So war es immer und so wird es immer sein. Sie hat bestimmt schon damit gerechnet.", versuchte er sie zu beruhigen, auch wenn er wusste, dass es wenig Sinn hatte. Solche Gefühle verschwanden nicht so einfach, egal, wie ungerechtfertigt sie waren.

"Das hat sie mir auch gesagt.", murmelte Rebecca zweifelnd. Sie schien nicht überzeugt zu sein. Wie er erwartet hatte. Sie war ihm viel zu ähnlich. Seine Schuldgefühle waren auch immer noch da, egal wie oft Dora oder Harry oder auch Molly ihm versicherten, dass er nicht schuldig war. Er wünschte, er könnte ihnen glauben. Aber so einfach war das nicht.

"Na siehst du.", erwiderte Remus. "Mach dir keine Vorwürfe, wenn sie gar nicht nötig sind.", sagte er dennoch. Vielleicht, vielleicht konnte sie ihm ja glauben. Sie musste ja nicht alle schlechten Eigenschaften von ihm übernommen haben.

"Ich kann aber nicht anders. Ständig taucht dieser Gedanke auf, dass es mein Fehler ist.", widersprach sie ihm. Er schüttelte den Kopf und küsste sie sanft auf die Stirn.

"Es ist aber nicht dein Fehler. Er war es nie und wird es auch nie sein. Du kannst nichts dafür, dass sie so krank geworden ist. Es ist traurig, natürlich, aber es ist nicht deine Schuld! Das darfst du dir nicht einreden. Du kannst nichts dafür." Das war der Lauf der Natur. So sollte es sein, so war es richtig. Mrs Sanford hatte ein langes und schönes Leben, selbst wenn es manchmal bestimmt kein Zuckerschlecken gewesen war - aber welches Leben war das schon? Rebecca hätte nicht verhindern können, dass Mrs Sanford erkrankte. Sie wurde nicht viel zu jung aus dem Leben gerissen, weil sie den falschen Leuten vertraut hatte, starb nicht bei der Geburt eines Kindes, das sie nie hätte bekommen dürfen und wurde auch nicht von ihrer Cousine ermordet, obwohl sie eigentlich geschützt im Haus hätte bleiben sollen. Rebecca hätte es nicht verhindern können. Es gab rein gar nichts, was sie hätte tun können. Remus konnte nur hoffen, dass sie das irgendwann verstehen und akzeptieren würde.

"Aber ich bin für ihren Tod verantwortlich!", widersprach Rebecca stur.

Remus seufzte traurig und schaute sie ernst an. "Becky, jeder Mensch muss einmal sterben. Sterben gehört zum Leben dazu, es ist eine Erfahrung, die wir alle einmal machen müssen. Und wir können nur hoffen, dass wir sie später als früher machen. Ich kannte viele Menschen, die viel zu früh gestorben sind, die noch viel vorhatten, die ihr Leben noch längst nicht gelebt hatten. Und deine Großmutter hat ihr Leben gelebt. Und wenn wir ehrlich sind, wäre sie wahrscheinlich schon sehr viel früher gestorben, wenn du nicht gewesen wärst. Du hast ihr einen Grund gegeben zu leben, genau wie du deiner Mutter einen Grund gegeben hast." Er zweifelte nicht daran, dass Sarah aufgegeben hätte, wenn sie nicht schwanger gewesen wäre. Die Tagebucheinträge waren eindeutig. "Becky, wenn du für irgendetwas verantwortlich bist, dann dafür, dass sie nicht aufgegeben und weitergelebt haben."

Rebecca schaute ihn lange an. Dann nickte sie schließlich und umarmte ihn so fest wie noch nie zuvor.

Sie ließen sich erst wieder los, als sie Schritte auf der Treppe hörten. Auf das Schlimmste gefasst löste Rebecca sich von Remus und schaute ängstlich, aber auch entschlossen zu der Schwester, die die Treppe herunterkam. Diese wirkte sehr müde und schaute die kleine Familie mitleidig an. Langsam schüttelte sie den Kopf.

Weder Remus noch Rebecca mussten fragen, was das zu bedeuten hatte. Rebecca schaute lange auf die Frau und auf einmal fing sie hemmungslos zu schluchzen an.

TBC...


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