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Fanfiction

Unbekannte Vergangenheit - Keine Geheimnisse - Teil 2

von ChrissiTine

A/N: Das Buch, das Ginny gelesen hat, war Zeit im Wind von Nicholas Sparks. Der Film zum Buch heißt Nur mit Dir. Auf Englisch ist das Ganze unter dem Titel A Walk to Remember bekannt. Herzlichen Glückwunsch an alle, die das richtig erraten haben und schon einen Auszug aus dem neuen Kapitel genießen durften.






Keine Geheimnisse, Teil 2



Kurz darauf klingelte es bei Harry und Ginny an der Tür. Harry öffnete. Er hatte vor ungefähr einer Minute das Gespräch mit einem Bekannten aus dem Ministerium beendet, der ihm versprochen hatte, innerhalb von zehn Minuten ein paar Tickets für den nächsten Flug nach Amerika vorbeizuschicken. "Hey, Remus, gut, dass du so schnell gekommen bist.", sagte er erleichtert und schüttelte sich etwas Asche aus den Haaren.

"Ich habe mich beeilt.", erwiderte Remus. Schon lange hatte er auf Harry nicht mehr so alt gewirkt. Seit er mit Tonks verheiratet war wirkte er wieder jünger, glücklicher, sorgloser. Seit sie schwanger war, meinte Harry zwar, manchmal einen dunklen Schatten in seinen Augen zu sehen, aber da konnte er sich auch täuschen. Nur heute sah er ziemlich fertig aus. Er musste wohl sehr mit seiner Tochter mitfühlen. "Ich hatte deswegen zwar eine kleine Auseinandersetzung mit Dora, aber das war es mir wert." Das erklärte natürlich, warum er so schlimm aussah. Obwohl er in den letzten Wochen öfters kleine Auseinandersetzungen mit seiner Frau hatte, die durch ihre Hormone unumgänglich waren, hatte er noch nie so mitgenommen ausgesehen. Das heute Abend konnte nie im Leben eine "kleine Auseinandersetzung" sein. Aber jetzt hatte Harry nicht die Zeit, genauer nachzuforschen. Und Remus wusste das. "Wie geht es Rebecca?", wollte er wissen.

"Sie steht unter Schock.", erwiderte Harry. Er machte sich Sorgen um die Freundin, aber er wusste nicht wie er ihr helfen konnte, abgesehen davon, dass er und Ginny das Organisatorische regelten. Und Sam war bei ihr und der kannte sie schon ihr ganzes Leben lang. Er wusste besser, wie er Rebecca helfen konnte.

"Ja, okay, wir sehen uns.", sagte Ginny. Sie war aus der Küche gekommen und hatte das Telefon am Ohr. Harry schaute sie fragend an. Er hatte nicht die geringste Idee, mit wem sie telefonierte. Er hatte gerade erst sein Gespräch via Flohnetzwerk beendet und da hatte sie schon telefoniert. Sie schüttelte nur den Kopf und formte ein "Später" mit ihren Lippen. Jetzt legte sie auf, ging auf Remus zu und umarmte ihn. "Danke, dass du gekommen bist.", flüsterte sie ihm zu. "Das bedeutet ihr viel." Harry wusste, dass es auch Ginny selbst viel bedeutete, dass Remus jetzt für Rebecca da war. Sie war für Ginny in den letzten Wochen und Monaten zu einer Schwester geworden, fast so wie Hermine. Und obwohl alle seine Beweggründe verstehen konnten, wusste Harry, dass Rebecca diese Entscheidung, nur mit Remus zu telefonieren, doch mehr mitnahm, als sie nach außen hin zeigte und das wiederum nahm Ginny auch mit. Sie hatte schon öfters versucht, auf Tonks einzuwirken, aber die wechselte meistens sehr schnell das Thema, wenn Ginny sie auf Remus' Tochter ansprach.

Remus nickte. "Ich weiß. Mir auch.", sagte er mit erstickter Stimme. Ihm schien das alles auch ziemlich nahe zu gehen. Aber wem würde das nicht nahe gehen, wenn er Rebecca nur halbwegs gut kannte? Ginny trat zurück und ging zu Harry. Er legte einen Arm um ihre Schulter und zog sie näher zu sich. An diesem Abend wurde ihm wieder einmal schmerzlich bewusst, wie zerbrechlich ein Leben doch war. Er wollte Ginny in seiner Nähe wissen. Aus irgendeinem Grund beruhigte es ihn.

"Sie ist in ihrem Zimmer und packt.", sagte er zu Remus und deutete mit dem Kopf auf ihre Tür. "Klopf einfach an, sie wird sich freuen, dich zu sehen. Es war schließlich ihr Wunsch." Er schaute ihn auffordernd an. Remus nickte. Harry wurde bewusst, dass Remus Rebecca zum ersten Mal seit Monaten wieder sah. Seit er ihr gesagt hatte, dass sie sich wegen Dora nicht sehen konnten. In genau dem Zimmer, in dem sie jetzt hastig ihre Sachen packte...

Remus schluckte und klopfte schließlich sachte an Rebeccas Tür. Es dauerte ein paar Sekunden, dann wurde die Tür geöffnet und Sam stand vor ihnen. "Sie?", fragte er überrascht und musterte Remus. Der schien nicht minder erstaunt.

Harry schluckte. Er hatte vergessen, dass Sam eine Abneigung gegen Werwölfe hatte. Er war zwar überzeugt davon, dass Rebecca seine Reaktion etwas übertrieben dargestellt hatte, aber etwas musste ja trotzdem dran sein. Sam hatte Vorurteile und war noch keines Besseren belehrt worden. Aber Harry hatte eigentlich gedacht, dass diese Abneigung im Moment sowieso nebensächlich wäre, immerhin gab es im Moment viel wichtigere Dinge. Sam und Rebecca hatten sich nach ihrem Streit schließlich wieder versöhnt, so wie es aussah. Warum sonst hätte Sam herkommen und ihr helfen sollen?

Rebecca, die dabei war, Kleidung querbeet in ihren Koffer zu pfeffern, drehte sich bei Sams verwunderten Ausruf um. Ihr angespannter Gesichtsausdruck wich unglaublicher Erleichterung, als sie ihren Vater in der Tür stehen sah. Sie flog buchstäblich in seine Arme. "Daddy", murmelte sie unter Tränen.

Remus hatte mit diesem Ausbruch an Gefühlen offensichtlich nicht gerechnet. Unbeholfen strich er ihr über den Kopf. Aber diese Unsicherheit dauerte nur Sekunden, dann schloss er sie fest in die Arme und drückte sie an sich. "Alles wird gut", flüsterte er ihr zu.

Harry warf Ginny einen überraschten Blick zu. Er hätte nicht gedacht, dass Remus und Rebecca sich so nahe standen, selbst wenn sie mehrmals in der Woche miteinander telefonierten. Aber sie waren Vater und Tochter und das konnte man nicht leugnen.

Harry fiel ein, dass auch er sich Sirius sehr nahe gefühlt hatte, obwohl er ihn nur kurz gesehen hatte und sie ansonsten anfangs nur einige wenige Briefe ausgetauscht hatten. Aber Sirius war sein Pate gewesen, der beste Freund seines Dads, eine lebendige Verbindung zu seinen Eltern. Jemand, der sich um sein Wohl gesorgt hatte, der sich um ihn hatte kümmern wollen. Harry hatte ihn nur wenige Stunden gekannt und wäre sofort bei ihm eingezogen.

Und Remus war Rebeccas Vater. Ein Vater, den sie sich immer gewünscht hatte, den sie gesucht und gefunden hatte. Der sie liebte. Das konnte er unweigerlich erkennen. Eigentlich sollte Harry über Rebeccas Wunsch nach Nähe zu ihrem Vater gar nicht überrascht sein. Ginny war es auf jeden Fall nicht. Sie sah zumindest ziemlich zufrieden aus in Anbetracht der Umstände.

Sam allerdings schaute mit weit aufgerissenen Augen auf Remus und Rebecca. Er schien entweder nicht damit gerechnet zu haben, dass Remus hier auftauchte oder er war einfach nur überrascht, weil dieser harmlos aussehende Mann ein Werwolf war.

"Danke, dass du gekommen bist.", sagte Rebecca schließlich, wischte sich einige Tränen aus den Augen und lächelte ihn an, so gut es ging. Allerdings wurde ihr Lächeln eher eine schiefe Grimasse. Sie schien sich unglaublich zu bemühen, ihre Fassung wenigstens ein bisschen zu bewahren.

"Hab ich gern gemacht.", erwiderte Remus verlegen. Er strich ihr über den Kopf. Ein melancholischer Ausdruck trat in seine Augen, als er sie mehrere Sekunden lang bewegungslos betrachtete. Dann trat er einen Schritt zurück und schaute in ihr Zimmer. "Na los, du musst dich beeilen. Nicht, dass du deinen Flug verpasst.", forderte er sie auf. Rebecca nickte, nahm seine Hand und zog ihn hinter sich in das Zimmer. Die Tür fiel hinter Vater und Tochter ins Schloss.

Sam stand immer noch mit offenem Mund im Flur. "Das war ... da-da-das war ... war das wirklich ...", stotterte er verwirrt.

Harry grinste.

Ginny lachte. "Ja, das war das blutrünstige Monster, das immer über alles und jeden herfällt, der sich nicht in Sicherheit bringt.", sagte sie amüsiert. An der ganzen Situation war eigentlich nichts komisches ... und dennoch ... Es tat gut zu lachen.

"Aber ... aber ..." Sam hob die Hände, um zu verdeutlichen, was er sagen wollte.

"Er sah gar nicht so furchtbar aus?", ergänzte Harry. "Da bist du nicht der erste, der das denkt. Aber du wärst einer der wenigen, der seine vorgefasste Meinung über Remus nicht ändern würde. Dieser Mensch ist herzensgut. Für die Menschen, die er liebt, würde er alles tun. Für seine drei besten Freunde in der Schule wäre er gestorben, genau wie sie für ihn. Für Rebeccas Mutter hätte er das auch getan, genau wie für Rebecca selbst oder seine Frau. Er kann nichts dafür, dass er ist, was er ist. Es ist ein Teil von ihm, den man einfach akzeptieren muss. Es gehört dazu. Aber es ist eben auch nur das - ein Teil. Nicht er. Und es lohnt sich wirklich, ihn kennen zu lernen. Denn dann weiß man, was für ein wunderbarer Mensch er ist. Wir, Rebecca, Rebeccas Mutter und seine Frau haben das erkannt. Und du müsstest schon sehr stur und vorurteilsbehaftet sein, um das nicht auch eines Tages zu erkennen." Harry beendete seine kleine Rede. Er hoffte, dass Sam Remus eines Tages akzeptieren konnte. Er wusste, wie viel es Rebecca bedeutete, selbst wenn sie es nicht laut ausgesprochen hatte. Es wäre wirklich schade, wenn eine solche Freundschaft an bescheuerten Vorurteilen zerbrechen würde.

Ginny lächelte und nahm Harrys Hand. Sie stellte sich auf Zehenspitzen und küsste ihn auf die Wange. Er seufzte und zog sie näher zu sich. Allerdings wich er erschrocken zurück, als er eine Stimme hörte, mit der er heute Abend garantiert nicht gerechnet hatte.

"Entschuldigt, dass ich so spät komme.", unterbrach eine aufgekratzte und schuldig klingende Stimme die Stille, die sich im Wohnzimmer ausgebreitet hatte. Dora stieg mit einer großen Reisetasche aus dem Kamin. "Aber mir war nicht gut. Ich hab wohl zu viel Asche eingeatmet, deshalb musste ich kurz Pause machen."

Harry schaute Tonks überrascht an. Er hatte keine Ahnung, was es zu bedeuten hatte, dass Remus' Frau plötzlich mit einer Tasche bei ihnen auftauchte. Hatte sie Remus rausgeschmissen, oder was sollte das? War diese "kleine Auseinandersetzung", die Remus vorhin erwähnt hatte vielleicht wirklich alles andere als klein gewesen?

In seiner Ratlosigkeit schaute er wieder zu Ginny, die schon wieder alles andere als überrascht aussah. Im Gegenteil. Sie lächelte zufrieden, löste sich von ihm und ging zu Dora, um ihr die Tasche abzunehmen.

"Schon in Ordnung. Du kommst noch rechtzeitig."

"Gut", seufzte sie erleichtert und ließ sich in den nächsten Sessel sinken. "So eine Schwangerschaft ist kein Zuckerschlecken", stellte sie fest. "Apropos Zucker - Habt ihr vielleicht ein paar Chips da?", wollte sie wissen und legte eine Hand auf ihren rundlichen Bauch.

Harry war versucht zu fragen, was sie hier machte, aber er erinnerte sich noch mit Schrecken daran, wie sie erst gestern Vormittag in der Zentrale vor lauter Wut einen Praktikanten in eine Schildkröte verwandelt hatte, weil er ihr die falschen Schokoladenkekse besorgt hatte. Mit dieser Frau war nicht zu spaßen, jetzt, wo ihre Hormone Überhand nahmen. Remus hatte oft genug davon berichtet. "Na klar." Er ging in die Küche und bedeutete Ginny, ihm zu folgen. Harry war klar, dass sie genau wusste, was hier gespielt wurde und was Dora hier wollte.

Ginny lächelte Dora aufmunternd zu und ging dann hinter ihm in die Küche. Wo er schon eine Packung Chips mit einem Aufrufezauber aus dem Schrank gezaubert hatte. Sie beugte sich nah zu ihm und erklärte ihm im Flüsterton, warum Tonks jetzt plötzlich in ihrer Wohnung war.

Harry nickte verstehend. Auch wenn in Anbetracht dieser Situation momentan nicht alles wieder gut werden konnte, so würden zumindest ein paar Dinge in Zukunft besser laufen. Hoffentlich.

Harry und Ginny kamen gerade wieder ins Wohnzimmer, als Dora Sam im halbdunklen Flur entdeckt hatte. Erstaunt musterte sie ihn. "Was machen Sie denn hier?"

Sam blickte sie unbehaglich an. Er schien sich langsam von dem Schock erholt zu haben, dass Remus Rebeccas Vater war.

Harry allerdings kam sich so vor, als wäre er selbst heute Abend der unwissendste Mensch in dieser Wohnung. Er verstand jetzt zwar, warum Tonks hier war, aber woher sie jetzt schon wieder Sam kannte, war ihr völlig schleierhaft. Wieder schaute er fragend zu Ginny und stellte erleichtert fest, dass sie diesmal genauso unwissend war wie er.

"Ich bin Beckys Freund.", erklärte Sam. "Also jetzt nicht das, was Sie sicher denken, ich bin ihr Kumpel. Wir sind zusammen groß geworden.", fügte er schnell hinzu, als er ihren wissenden Gesichtsausdruck gesehen hatte.

"Ach so", erwiderte Tonks. "Und wie geht es Rebecca?", erkundigte sie sich nach ein paar Sekunden zögerlich. Es schien ihr sehr schwer zu fallen, Beckys Namen auszusprechen.

"Den Umständen entsprechend.", erwiderte Ginny und setzte sich auf die Sofalehne. "Remus gibt ihr Kraft, glaube ich."

Dora nickte nachdenklich. "Ja.", sagte sie. "Das kann er sehr gut." Sie schluckte.

Harry erinnerte sich an die Chipstüte, die er immer noch in der Hand hielt und warf sie seiner Kollegin zu. Sie fing sie dankbar auf und öffnete sie. In diesem Augenblick kam ein Waldkauz zum offenen Fenster hereingeflattert, ließ einen Umschlag auf Harrys Kopf fallen und flog auf dem gleichen Weg wieder aus der Wohnung heraus. "Super", murmelte Harry, nachdem er den Umschlag geöffnet hatte. "Die Flugtickets.", erklärte er und hielt drei Stück in die Höhe. Dora hatte es also noch geschafft, den Verantwortlichen zu erreichen. Sie war wirklich gut. Und schnell.

Harry sah Sam auffordernd an. "Du solltest besser in den Tropfenden Kessel und deine Sachen holen, damit nicht unnötig viel Zeit vertrödelt wird." Sam nickte und verschwand durch die Haustür. Ein leiser Knall war zu hören, kurz bevor die Tür ins Schloss fiel. Sie hatten wirklich keine Zeit zu verlieren. Der Flug ging in knapp einer halben Stunde, selbst mit Apparieren und Zauberei wurde das noch sehr knapp.

"Danke, Tonks.", sagte Ginny und griff nach Harrys Hand. "Das wird Remus unglaublich viel bedeuten." Harry nickte. Er hatte zwar nicht allzu viel Kontakt mit seinem ehemaligen Lehrer gehabt in den letzten Wochen, aber er wusste, wie sehr der Werwolf unter der jetzigen Situation litt. Er wünschte sich sehr, dass seine Frau und seine Tochter sich verstanden. Diese Heimlichkeiten waren ihm zuwider.

Dora zuckte mit den Schultern und schaute auf ihre Füße. "Das schulde ich ihm", murmelte sie.

Ehe Harry oder Ginny fragen konnten, was sie damit meinte, ging Rebeccas Tür auf und die junge Frau trat heraus, dicht gefolgt von Remus. Rebecca hatte ihre blonden Haare in einem unordentlichen Knoten zusammengebunden, in ihren Augen lag blanke Angst. Sie wirkte unglaublich klein und schwach und hatte wenig Ähnlichkeit mit der Frau, die Harry vor wenigen Monaten im Ministerium zum ersten Mal getroffen hatte.

Remus hatte ihren Koffer in der Hand, seine andere lag tröstend auf Beckys Schulter. Harry fragte sich, ob Becky ohne irgendeine Unterstützung überhaupt noch irgendeinen Schritt machen konnte. Er wünschte, er könnte noch etwas für sie tun.

Ãœberrascht schaute Remus seine Frau an, nachdem er sie in dem Sessel entdeckt hatte. "Dora, was machst du denn hier?"

Tonks stand langsam auf, eine Hand immer noch auf ihrem Bauch, der unter dem langärmligen schwarzen Shirt deutlicher zu sehen war als sonst. Normalerweise mochte sie es nicht, wenn ihre Schwangerschaft zu sichtbar war und sie deshalb alle wie eine Schwerkranke behandelten. Sie verfluchte Kingsley jeden Tag aufs Neue, weil er sie zur Büroarbeit verdonnert hatte.

Sie deutete auf die Reisetasche, die auf dem Boden stand. "Ich wollte das nur schnell herbringen", erklärte sie.

Remus ging auf seine Frau zu, nachdem er Rebeccas Koffer auf den Boden gestellt hatte. Rebecca selbst blieb stehen, obwohl Harry einen Moment lang Angst hatte, sie würde zusammensacken. Sie sah so zerbrechlich und instabil aus.

"Warum? Willst du, dass ich ausziehe?", fragte der Werwolf verwundert. Harry konnte die Angst in seiner Stimme hören. Glücklicherweise war diese Angst völlig unbegründet. Und würde es hoffentlich bis in alle Ewigkeit bleiben.

Dora schüttelte lächelnd den Kopf. "Ich dachte nur, dass du nicht ohne Klamotten nach Amerika fliegen solltest.", erklärte sie. Harry konnte aus den Augenwinkeln sehen, dass Ginny jetzt grinste. Sie wusste natürlich viel besser als er, wie sehr Rebecca wirklich darunter gelitten hatte, ihren Vater nicht sehen zu dürfen und von seiner Frau nicht akzeptiert zu werden und wie sehr es sie freuen würde, dass sie Remus ab jetzt sehen konnte, wann sie wollte. Auch wenn das jetzt für sie wahrscheinlich mehr als nebensächlich war...

"Nein, natürlich ni - was?", unterbrach Remus sich und schaute sie erstaunt an. "Du meinst, ich soll ... ich darf ..." Ihm fehlten die Worte.

Dora nickte. "Du sollst nicht nur, du musst.", sagte sie, schüchtern lächelnd. Sekunden später umarmten sich die beiden. "Es tut mir Leid, Remus. Es tut mir so Leid, dass ich das von dir verlangt habe und dass ich dir - euch - so weh getan habe. Es war wirklich nicht meine Absicht.", murmelte sie. Tränen liefen ihr über die Wangen. Sie klammerte sich fest an ihn und vergrub ihr Gesicht in seiner Schulter.

"Ich weiß, Dora, ich weiß. Und mir tut es Leid, dir nicht eher von Rebecca erzählt und heimlich mit ihr telefoniert zu haben.", erwiderte Remus mit erstickter Stimme und fuhr ihr zärtlich durch die bonbonrosafarbenen Haare. "Ich wollte dich nicht hintergehen."

"Schon okay, Remus. Ich hätte das nicht verlangen dürfen."

"Danke." Remus löste sich wieder von seiner Frau und wischte sanft die Tränen aus ihrem Gesicht. "Danke.", murmelte er und küsste sie.

Harry wandte den Blick ab und schaute zu Rebecca. Er wollte Tonks und Remus jetzt nicht stören.

Rebecca allerdings starrte Dora nachdenklich an. "Mrs Andromeda?", fragte sie schließlich zögerlich und legte den Kopf schief. Harry seufzte und warf Ginny einen weiteren fragenden Blick zu. Konnte er nicht einmal sofort verstehen, was die Leute heute Abend in seiner Wohnung mit ihren Aussagen meinten?!

Dora errötete leicht und nickte. "Schuldig", murmelte sie und schaute beschämt zu Boden. Ihre Haare erröteten ebenfalls und nahmen den gleichen Farbton an wie ihre Wangen.

Was in aller Welt hatte Tonks jetzt schon wieder angestellt?

"Was?" Remus blickte verwirrt von seiner Frau zu seiner Tochter. Und wieder war Harry erstaunlicherweise erleichtert, nicht alleine im Dunkeln zu stehen, sondern Ginny und diesmal auch noch Remus bei sich zu haben.

"Ich ... ähm ... ich habe ... Bitte nicht sauer sein, Remus ...", fing Tonks plötzlich, nachdem sie mehrere Male tief durchgeatmet hatte, sehr schnell an zu sprechen. "Ich ... ich ... ähm ... also, ich habe wöchentlich im Tropfenden Kessel gegessen, um mir Rebecca mal etwas näher anzuschauen. Ich weiß, es ist unglaublich unfair von mir, dich zu bitten, sie nicht zu sehen und ich selbst sehe sie ... aber ich war neugierig ... und ich wollte einfach sehen, wie sie ist, ohne dass sie weiß, wer ich bin, ohne Vorurteile, ohne, dass sie vielleicht einen guten Eindruck bei mir machen will oder was weiß ich ... Es tut mir leid, dass ich dir das verschwiegen habe, ich hätte dir das schon viel eher sagen müssen, ich hätte schon viel früher akzeptieren sollen, dass sich zwischen uns nichts ändert, dass du mich und das Baby lieben wirst, auch wenn du eine Tochter mit deiner ersten großen Liebe hast und -" Remus unterbrach ihr Geplapper mit einem weiteren Kuss.

Harry schüttelte den Kopf. Tonks war wirklich unglaublich. Aber Remus schien ihr die Aktion nicht übel zu nehmen und wenn er Rebeccas Blick richtig deutete, dann war sie wahrscheinlich einfach froh, nicht ganz verrückt geworden zu sein, weil die Stimme, die für sie zu dieser Mrs Andromeda gehörte, auch aus dem Mund ihrer Stiefmutter kam. Die Stimme war das einzige, was Dora nicht so ohne weiteres verändern konnte.

"Dann sind wir quitt, oder?", fragte Remus schließlich. Sie blickte ihn verwirrt an. Was meinte er damit? "Du hast mich angelogen und ich dich. Wir sind quitt.", erklärte er lächelnd. Dora lachte erleichtert und nickte.

"Ja, das sind wir." Sie umarmte ihn. Ihr rotes Haar wurde wieder rosa. "Aber ich glaube, ihr solltet langsam gehen, sonst verpasst ihr noch den Flug.", schlug sie mit einem Blick auf ihre Armbanduhr vor. Nach all dem Trubel wäre es wirklich schlecht, wenn sie jetzt das Flugzeug nicht kriegen würden. Wer wusste schon, wie viel Zeit Mrs Sanford noch blieb? Minuten? Stunden? Vielleicht Tage, Monate? Zu wünschen wäre es ihr ...

"Melde dich, wenn ihr angekommen seid, ja?", ermahnte sie ihn und trat einen Schritt zurück. Remus nickte und ging langsam wieder zurück zu seiner Tochter, der er wieder eine Hand auf die Schulter legte. Dora schluckte, lächelte aber tapfer und griff nach der Chipstüte, die auf dem Sessel liegen geblieben war.

"Wo ist eigentlich Sam hin?", wollte Rebecca dann plötzlich wissen und wandte sich an Harry und Ginny.

"Der holt nur seine Sachen. Er wird gleich wieder da sein.", erwiderte Harry und überreichte ihr die Tickets, die er immer noch in seiner Hand hielt. "Leider nicht erste Klasse, dazu war zu wenig Zeit.", sagte er bedauernd. Er wusste, wie wenig Beinfreiheit es in den Flugzeugen gab und wie unbequem es sein konnte. Nach diesem Tag war es wichtig, dass sich Rebecca wenigstens ein bisschen ausruhte. Denn obwohl sie doch stärker war, als sie aussah, wie er gerade gesehen hatte, wusste er nicht, wie viel sie in den nächsten Stunden noch zu verkraften hatte. Hoffentlich klappte sie irgendwann nicht einfach zusammen vor lauter Erschöpfung.

"Macht nichts", erwiderte Rebecca und verstaute die Tickets sicher in ihrer Jackentasche. "Ich wäre auch im Gepäckraum mitgeflogen."

/-/

"Ok, da sind wir.", sagte Sam und sah sich um. Rebecca und ihr Vater waren sicher neben ihm erschienen. Er hatte Angst gehabt, dass sie es nicht schaffen würden, in einem Stück vom Flughafen hierher zu apparieren. Er alleine hätte kein Problem, aber Rebecca kam ihm nicht sicher genug vor. Er wäre ja gerne mit ihr zusammen appariert, um beruhigt zu sein, aber ihr Vater hatte ja leider keine Ahnung, wo er hinmusste. Und mit zwei Personen konnte er nicht apparieren. Außerdem wollte er weder sie noch ihn am Flughafen zurücklassen, um ihn später zu holen. Aber glücklicherweise hatte alles geklappt. Becky war stärker, als er dachte.

Sam hätte nicht geglaubt, dass er diese Siedlung so schnell wieder sehen würde. Die Häuser hier standen fein säuberlich aufgereiht, jedes mit einem hübschen Vorgarten und einem Kiesweg. Typisch amerikanisch würden viele sagen. Aber ihm gefiel es hier sehr gut, was aber vielleicht auch daran lag, dass er sein ganzes Leben hier in dieser Siedlung verbracht hatte. Nur einer der Gärten war nicht mehr so ordentlich wie die anderen. Unkraut wucherte langsam zwischen Pflanzen. Tante Petunia hätte kopfschüttelnd die Nase gerümpft.

Es war mitten in der Nacht. Einige Sterne waren am Himmel zu sehen, und der Mond. Vor wenigen Tagen war erst Vollmond gewesen. Zumindest würde sich Rebeccas Vater in den nächsten Wochen nicht verwandeln. Hoffentlich würde er nicht allzu lange in diesem Land bleiben. Er wusste immer noch nicht, ob es ihm jetzt recht war, dass der Werwolf mitgekommen war oder nicht. Er selbst hätte natürlich gut und gerne auf seine Anwesenheit verzichten können, aber Rebecca schien ihn mehr zu brauchen, als er erwartet hatte. Leider!

Rebecca schaute mit leerem Blick auf das Haus ihrer Großmutter. Es war das mit dem unordentlichen Garten. Die Fenster waren auch schon lange nicht mehr geputzt worden, die Gardienen nicht gewaschen. Rebecca schluckte. Ihre Großmutter musste schon länger krank gewesen sein. Abgesehen vom Dachboden hielt sie alles immer so sauber wie möglich. Sie liebte Ordnung.

"Wir sollten gleich zu ihr.", meinte Sam und nahm sie an der Hand, weil er sich nicht sicher war, ob sie ohne ihn auch nur einen einzigen Schritt tun würde. Seit sie das Flugzeug verlassen hatte, hatte sie keinen Ton gesagt, reagierte wie in Trance. Ihr Vater schien ihr einziger Halt zu sein, sehr zu Sams Missfallen. Sie kannte diesen Mann erst seit ein paar Monaten, ihn kannte sie fast ihr ganzes Leben. Und von wem ließ sie sich eher helfen? Sam hatte nie gedacht, dass es möglich wäre, aber er war wirklich und wahrhaftig eifersüchtig auf diesen Werwolf, der bedauerlicherweise ein viel zu guter Mensch zu sein schien, als dass er ihn wirklich hassen könnte.

Rebecca folgte ihm langsam, stoppte aber wieder, als sie eine Frau aus einem der anderen Häuser kommen sah. Sie ging die Veranda hinunter und eilte über den knirschenden Kies. "Ihr seid schon da?", fragte sie überrascht und öffnete das Türchen. "So schnell?" Ganz leicht konnte man ihren englischen Akzent heraushören.

Sam nickte. "Ja, wie du siehst, Mom.", sagte er und umarmte seine Mutter. "Wie geht es Mrs Sanford?" Er hatte seine Mutter noch in England angerufen und ihr gesagt, dass Rebecca und er so schnell wie möglich nach Hause kommen würden, um Mrs Sanford zu sehen. Genaueres hatte er ihr nicht mitteilen können, da er keine Ahnung gehabt hatte, wann das Flugzeug landen und wann sie hier ankommen würden. Mit der Zeitverschiebung hatte er immer Probleme. Und nachfragen hatte er auch nicht können, weil sie mitten im Einchecken gewesen waren und keiner für solche Fragen Zeit gehabt hätte. Er hoffte nur, dass sie noch rechtzeitig kamen.

Sams Mutter seufzte. "Schlecht", erwiderte sie. "Die Ärzte haben sehr wenig Hoffnung." Ihr Blick fiel auf Rebecca, die wie ein Häufchen Elend dastand. "Es tut mir so Leid, Rebecca.", sagte sie und ging auf die junge Frau zu. Sie umarmte sie. Sams Mutter, Mrs Cunning, kannte Rebecca, seit diese ein Baby war. Sie war so etwas wie eine Ersatzmutter für das Mädchen geworden und hatte an ihrem Leben schon immer viel Anteil gehabt. Keine Woche war vergangen, in der die Kinder nicht mindestens einmal bei ihr gewesen waren. Sonst waren sie bei Mrs Sanford.

"Danke, Mrs Cunning.", murmelte Rebecca und versuchte tapfer, die Tränen zurückzuhalten. Diesen Satz ständig zu hören machte nichts besser, sondern wühlte sie nur noch mehr auf. Schließlich war ihre Großmutter noch nicht tot, warum taten dann alle so, als wäre sie es doch?

Mrs Cunning ließ sie wieder los und wandte ihre Aufmerksamkeit nun der letzten Person zu. Erst dachte sie, es wäre ein Fremder, denn Sam hatte niemanden erwähnt, der mit ihnen reisen würde, aber der Mann stand viel zu nahe bei ihrem Sohn und vor allem bei Rebecca, um nicht zu der Gruppe zu gehören. Außerdem trieb sich um diese Zeit niemand mehr hier auf der Straße herum. Und dann drehte der Fremde den Kopf und Mrs Cunning fiel beinahe aus allen Wolken, als sie erkannte wer es war.

"Remus!"

Remus, der die drei nicht hatte stören wollen, hatte sich die Straße näher angeschaut. Er erinnerte sich daran, dass Sarah ihm einmal ein Foto gezeigt hatte, das ihre Mutter ihr geschickt hatte, als sie hierher gezogen war. Trotz der Dunkelheit war Remus sich sicher, dass sich nichts verändert hatte. Als er seinen Namen hörte und noch dazu diese Stimme, die ihm doch noch ziemlich bekannt vorkam, hob er überrascht den Kopf. Er hätte nicht gedacht, dass ihn hier irgendjemand kannte.

Sam und Rebecca schauten sich verwirrt an. Woher kannte denn nun Sams Mutter Remus? Sie hatten angenommen, dass er noch nie hier gewesen war, besonders, weil Mrs Sanford sonst sicher seinen Namen gewusst hätte ... und sie hätte Rebecca sicher nicht angelogen. Aber woher wusste Sams Mutter diesen Namen? Sie hatte Rebeccas Vater in ihrer Gegenwart mit keiner einzigen Silbe erwähnt ...

Ungläubig schauten sich die beiden älteren Erwachsenen an. So ein Wiedersehen hatten sie nicht erwartet. Mrs Cunning hatte immer gedacht, er wäre tot. Dass er jetzt leibhaftig vor ihr stand ...

"Sally ...", murmelte Remus. Ein kleines Lächeln stahl sich auf sein Gesicht.

TBC...

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A/N: Ja, da ist sie wieder, die gute Sally. Ich hoffe, ihr könnt euch noch an sie erinnern (ansonsten einfach mal ein bisschen bei Let's Dance stöbern ;-))


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