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Fanfiction

Unbekannte Vergangenheit - Geheimnisse und Enthüllungen - Teil 3

von ChrissiTine

Geheimnisse und Enthüllungen, Teil 3



In den nächsten Tagen verkroch sich Sarah in das Zimmer, das ihr ihre Mutter hergerichtet hatte, schon seit sie damals in das Haus eingezogen war. Sarah weigerte sich immer noch, etwas zu essen, sie fühlte sich einfach zu schlecht dafür. Langsam begann sie zu begreifen, dass sie Remus nie wieder sehen würde, auch wenn es ihr sehr schwer fiel. Sie vertraute sich nur ihrem Tagebuch an, in dem sie ihre Gefühle und Gedanken niederschreiben und sich somit etwas besser fühlen konnte.

Es war ein grauer Nachmittag Mitte November. Sarah stand vor einem großen Spiegel und schaute sich von der Seite an, besonders die Körpermitte. Ihr Bauch wölbte sich schon ein kleines bisschen, eine Hose von ihr hatte nicht gepasst.

Jetzt, da sie in Amerika war, wo andere Gesetze galten, wo es keine Umbridge gab, war es nicht mehr nötig, das Baby nicht zu behalten. Sie hatte schon Remus verloren, das Kind wollte sie behalten. So hatte sie wenigstens etwas von ihm, das sie an ihn erinnern würde, auch wenn ihr klar war, dass sie ihn sowieso nie würde vergessen können.

Zärtlich strich sie über ihren Bauch, in dem sich ein Teil von Remus befand, und lächelte ein trauriges Lächeln. Wie sehr wünschte sie sich jetzt, dass Remus an ihrer Seite wäre, so wie es bei James und Lily war. Wie es den beiden und Harry wohl ging? Ob sie sich immer noch verstecken mussten?

Es klopfte an der Tür und einen Moment später steckte ihre Mutter den Kopf zur Tür herein. Sarah ließ ihr T-Shirt schnell sinken, sie hatte ihrer Mutter noch nichts erzählt. Aber Mrs Sanford hatte den rundlichen Bauch ihrer Tochter schon gesehen und sah sich in ihrer Vermutung, die sie schon seit deren Ankunft hatte, bestätigt.

"Ich hab dir eine Tasse Tee und etwas Kuchen mitgebracht. Du hast schon seit Tagen nichts gegessen, das kann nicht gut sein.", sagte sie mit mütterlicher Fürsorge. Sie betrat das Zimmer und stellte das Tablett, das sie mitgebracht hatte, auf Sarahs Nachttisch, auf dem zwei Fotos standen. Eines zeigte Sarah mit einer rothaarigen jungen Frau, auf dem anderen war ein sympathischer junger Mann mit bernsteinfarbenen Augen abgebildet. Mrs Sanford betrachtete die Fotos einen Augenblick und überlegte, in welcher Beziehung sie zu Sarah standen.

"Ich hab keinen Hunger. Aber danke, Mum.", wehrte Sarah ab und zog ihr Shirt so weit runter wie möglich. Sie setzte sich auf ihr Bett und angelte nach der Tasse. Mrs Sanford zögerte einen Moment, dann setzte sie sich ebenfalls auf das Bett.

"Du solltest wirklich etwas essen, Sarah. Du bist zwar erwachsen, aber ich bin immer noch deine Mutter. Ich hab das Recht, ein bisschen auf dich aufzupassen.", sagte sie und hielt ihr den Teller hin.

Sarah seufzte, nahm aber schließlich den Kuchen. "Danke.", sagte sie und spießte ein kleines Stück mit der Kuchengabel auf. Sie wusste, dass es nicht gut war, wenn sie so wenig aß, aber sie hatte einfach keinen Hunger. Und es war sowieso egal, schließlich blieb eh das wenigste in ihrem Magen.

"Möchtest du mir jetzt sagen, was mit dir los ist?", versuchte es Mrs Sanford ein weiteres Mal. Vielleicht würde Sarah jetzt reden, wo sie sich schon ein paar Tage beruhigt hatte. "Warum bist du so überstürzt aus England abgereist? Dir hat es doch eigentlich relativ gut dort gefallen, oder?"

Sarah nickte leicht und starrte in ihre halbleere Tasse. Sie konnte einige Teeblätter darin herumschwimmen sehen. Der Wahrsageunterricht fiel ihr wieder ein. Sie hatte nie die Zeichen gesehen, die sie eigentlich hätte sehen sollen, der Unterricht hatte ihr nie viel Spaß gemacht. "Doch, es hat mir gefallen. Aber du hast sicher von dem Krieg gehört, der dort herrscht. Es war gefährlich, nur auf die Straße zu gehen, Angst und Schrecken haben geherrscht, täglich gab es neue Tote.", beschrieb Sarah die Situation. Sie schauderte.

"Aber dieser Krieg ist doch nicht erst seit letzter Woche in England, oder?"

Sarah schüttelte den Kopf. "Nein. Wieso?" Was sollte diese Frage?

"Dann verstehe ich nicht, wieso du ausgerechnet jetzt kommst. Bis jetzt hast du es doch auch gut in dem Land ausgehalten, in dem dieser Machtkampf stattfindet. Warum bist du denn nicht gleich zu mir nach Amerika gekommen, nachdem du mit der Schule fertig warst?"

"Es sind ... persönliche ... Gründe, wegen denen ich hier bin.", sagte Sarah schließlich und blickte immer noch in ihre Tasse. Sie fühlte sich im Moment sehr unwohl.

"Du bist schwanger, stimmt's?", fragte Mrs Sanford jetzt sehr direkt.

Sarah verrenkte sich den Hals, als sie aufsah und ließ vor Schreck ihre leere Tasse fallen. "Was?", fragte sie langsam und rieb sich den Nacken.

Ihre Mutter lächelte sanft. "Ich kenne dich, mein Kind. Und ich kenne das Verhalten von schwangeren Frauen, ich war ja selbst mal eine. Keine Krankheit der Welt, die sich nicht mit ein paar magischen Heilmitteln heilen lassen kann, würde dafür sorgen, dass du so lange über der Kloschüssel hängst. Und außerdem", sie beugte sich vor und legte eine Hand auf den Bauch ihrer Tochter, "ist das bald nicht mehr zu übersehen."

Sarahs Blick wanderte von ihrer Tasse zu der Hand ihrer Mutter und sie seufzte. Ihre Mutter war einfach zu schlau für sie oder kannte sie einfach viel zu gut. Sie fühlte sich erleichtert, weil sie es ihr nicht mehr sagen musste und vor allem, weil sie nicht sauer oder verärgert zu sein schien, sondern sich ... freute, wenn Sarah den Ausdruck, der in den Augen ihrer Mutter lag, richtig deutete. Langsam legte sie ihre Hand auf die von Mrs Sanford, die immer noch auf dem kleinen Bäuchlein lag und knüpfte somit ein sehr starkes Band zwischen sich, dem Baby und ihrer Mutter. Sie schloss für einen Moment die Augen und genoss das Gefühl, sich endlich einmal wieder geborgen zu fühlen. Dieses Gefühl war in den letzten Wochen, seit sie herausgefunden hatte, dass sie schwanger war, immer mehr verschwunden. Bei Remus war es noch besonders stark gewesen, aber sie hatte sich durch ihr Geheimnis so sehr von ihm entfremdet, wie es in dieser kurzen Zeit nur möglich gewesen war.

Ohne das sie es mitbekommen hatte, liefen ihr Tränen über die Wangen und sie wurde von ihrer Mutter zärtlich umarmt.

"Das ist der Grund, warum du weggelaufen bist, stimmt's?", fragte Mrs Sanford, nachdem sie Sarah für mehrere Minuten wie ein kleines Kind in ihren Armen gewiegt hatte. So hatte sie ihre Tochter noch nie erlebt, so verzweifelt und mutlos.

Wortlos nickte Sarah und drückte sich noch etwas mehr an ihre Mutter. Ihre Tränen waren noch immer nicht versiegt, langsam fragte sie sich, ob sie eine geheime Quelle hatte.

"Was war denn das Problem? Ist der Vater gegen das Kind? Oder ist es deine Arbeit gewesen? Hast du dich überfordert gefühlt? Hat der Vater dich gezwungen, das Kind abzutreiben?", warf Mrs Sanford alle möglichen Spekulationen in den Raum.

Sarah schüttelte entschieden den Kopf und sorgte so dafür, dass sich mal wieder alles um sie drehte. Sie löste sich von ihrer Mutter und trocknete schniefend ihr Gesicht an der Bettdecke. "Nein, ich glaub nicht, dass der Vater gegen das Baby wäre. Unter anderen Umständen hätte er sich sicher gefreut. Aber ... er wusste gar nicht, dass ich schwanger bin.", sagte sie schließlich.

"Nicht?", wiederholte Mrs Sanford überrascht. "Aber ... warum denn nicht? Wenn du doch sagst, dass er sich gefreut hätte..."

"Das ... das ist schrecklich kompliziert. Es gibt ... bestimmte Gesetze.", erklärte sie schließlich mühsam. Sie wollte ihrer Mutter nicht sagen, dass sie mit einem Werwolf zusammen gewesen und nun sogar von ihm schwanger war.

"Gesetze?", fragte sie neugierig und schaute ihre Tochter prüfend an. "Warum denn Gesetze? Ist der Vater etwa ein Verbrecher? Ein Krimineller?"

Sarah lachte auf, so komisch kam ihr die Vorstellung vor, dass Remus ein Verbrecher sein sollte. "Beim Barte des Merlin, nein. Er ist alles andere als ein Verbrecher. Er ist so verständnisvoll, hilfsbereit, zärtlich, liebevoll, einfühlsam ..." Sarah brach ab, sie konnte nicht weiter von seinen wundervollen Eigenschaften sprechen, wo er doch anscheinend tot war.

Mrs Sanford legte ihrer Tochter tröstend eine Hand auf die Schulter. "Ich verstehe immer noch nicht, warum du ihm dann nichts erzählt hast."

"Ich konnte nicht, Mum. Es ging einfach nicht. Ich kann dir die Gründe nicht sagen, das wäre zu kompliziert.", versuchte Sarah eine Erklärung zu finden, die ihrer Mutter genügte.

Mrs Sanford nickte langsam. "Wenn du es mir nicht sagen möchtest, ist das in Ordnung, Sarah.", erwiderte sie.

Sarah wischte sich eine Träne aus dem Augenwinkel. "Ich möchte nicht, dass du schlecht von dem Vater denkst. Es gibt einige Dinge in seinem Leben, die eine Zukunft zwischen uns einfach unmöglich machen, so sehr ich mir auch das Gegenteil eingeredet habe.", sagte sie. "Aber er ist oder war ein wirklich wundervoller Mann, den ich mehr liebe als ich das je für möglich gehalten habe."

"Er war ein wundervoller Mann? Willst du damit sagen, dass er ... tot ist?"

Sarah zuckte unschlüssig mit den Schultern, konnte aber nicht verhindern, dass ihr Tränen in die Augen stiegen. "Ich ... ich weiß es nicht. Im ersten Moment hab ich das geglaubt, aber wenn ich jetzt so darüber nachdenke ... kann sein, dass ich mich getäuscht habe.", sagte sie leise und sah vor ihrem inneren Auge wieder einmal die Ereignisse jenen Abends vorbei ziehen.

"Wie kann man sich bei so etwas denn täuschen?", fragte Mrs Sanford ungläubig.

"Ich war an dem Abend sehr durcheinander gewesen. Ich hatte Angst. Es war alles schrecklich unübersichtlich, Schreie, Verletzte, Tote. Ich bin gerade noch so von da weg gekommen. Der Kampf war unberechenbar, die Opfer hatte man schon gar nicht mehr zählen können. Ich war gerade ein paar Hauser entfernt gewesen, da hat es einen furchtbar lauten Knall gegeben, alles hat gewackelt, ich dachte, die Häuser um mich herum würden einstürzen. Ich wollte weg und gleichzeitig wieder zurück und bin dann hingefallen. Dabei ist mein Zauberstab kaputtgegangen, aber das war das nebensächlichste.", erzählte sie und erneut liefen ihr Tränen über die Wangen.

Mrs Sanford hörte schockiert zu. Hier in Amerika wurde noch so wenig über den Krieg in England berichtet, dass sie das Ausmaß, von dem ihre Tochter berichtete, zutiefst entsetzte. Merlin sei Dank hatte sie dieses Haus hier schon vor geraumer Zeit geerbt und war so rechtzeitig aus England weggegangen, um so wenig wie möglich von dem Krieg mitzubekommen.

"Wieso wolltest du weg und zurück zugleich, Sarah?", fragte sie und reichte ihrer Tochter ein Taschentuch, dass diese dankbar entgegennahm.

"Weil ... weil er noch dort war.", sagte Sarah schließlich und wurde von Schluchzern geschüttelt. Sie hatte in den letzten Tagen und Wochen schon so viel geweint, soviel hatte sie sonst in ihrem ganzen Leben noch nicht geweint.

"Der Vater?", hakte Mrs Sanford nach. Sarah nickte. "Er war auch bei dem Kampf?"

"Ja, das war er. Und er hat mich gerettet. Hätte er mich nicht dazu überredet, dass ich von dort verschwinde, ich wäre tot gewesen, garantiert.", sagte sie und verspürte einen Stich in ihrem Herzen. "Er war noch dort, als diese ... diese Bombe explodiert ist. Ich weiß nicht, vielleicht hat er es geschafft, von dort wegzukommen, aber vielleicht rede ich mir einfach nur ein, dass er es überlebt hat, weil ich nicht wahrhaben will, dass er tot ist.", sagte Sarah und putzte sich die Nase. "Ich hab nicht geglaubt, dass ich ihn einmal verlieren würde. Unsere Beziehung stand eigentlich nie unter einem so guten Stern, aber ich hab gedacht, solange wir uns lieben, wird alles gut.", gestand sie.

"Habt ihr euch denn geliebt?"

Sarah nickte. "Ja, haben wir. So wie ihn habe ich noch nie jemanden geliebt. Und er mich auch. Es war so schön mit ihm, wie es unter diesen Umständen nur sein konnte und wir waren glücklich, sehr glücklich. Wäre diese verdammte Schwangerschaft nicht dazwischengekommen, dann ..." Sie ließ sich traurig nach hinten fallen und strich liebevoll über ihren kleinen Bauch.

"Machst du das Kind dafür verantwortlich?", fragte Mrs Sanford besorgt.

"Nein. Nein, ganz sicher nicht. Das Kind kann nichts dafür, dass es existiert. Wir hätten besser aufpassen müssen, obwohl ich einfach nicht verstehe, wie das passieren konnte, wir haben uns so gut geschützt wie möglich, damit so etwas nicht passiert."

"Weißt du, meine Hebamme hat gesagt, Kinder, die eigentlich gar nicht sein dürften, wollen leben. Das sind die wahren Kämpfernaturen.", sagte Mrs Sanford weise. "Dieses Kind will leben, Sarah, davon bin ich fest überzeugt."

"Ich doch auch, Mum. Was denkst du denn, warum ich es nicht habe abtreiben lassen? Ich konnte nicht, ich konnte einfach nicht. Ich hab mir ganz tief in meinem Inneren ein Baby von ihm gewünscht, ganz besonders nachdem meine beste Freundin und ihr Mann auch eins bekommen haben und so glücklich waren. Ich wollte ein Kind von ihm haben, aber das ging nicht. Und als ich dann doch schwanger wurde, da musste ich mich entscheiden. Zwischen der Liebe meines Lebens und meinem Kind. Wie hätte ich das machen sollen? Wie?", versuchte sie ihrer Mutter ihren damaligen Gemütszustand klarzumachen.

"Und es gab keine Alternative? Eins von beiden musstest du aufgeben?", fragte Mrs Sanford traurig. So eine Entscheidung konnte doch keiner treffen.

"Keine einzige. Ich hab alles durchdacht, ich weiß nicht mehr wie oft, aber ich hatte keine anderen Möglichkeiten. Ich hab versucht, mich zu entscheiden, aber ich konnte nicht. Wenn er nicht tot wäre, ich wüsste immer noch nicht, wie ich mich entscheiden sollte."

"Ach Sarah.", sagte Mrs Sanford mitfühlend und umarmte ihre Tochter erneut. "Das tut mir so Leid für dich, ich kann gar nicht sagen wie. Ich hätte nie gedacht, dass dein Leben einmal so kompliziert sein würde."

Sarah lächelte leicht. "Ich auch nicht, glaub mir. Wäre nicht das Baby, ich wüsste nicht, wie ich ohne ihn leben sollte."

"So hast du immer etwas, das dich an ihn erinnern wird. Du erinnerst mich auch an deinen Vater, sehr oft."

"Ach ja?", fragte Sarah überrascht und schaute ihre Mutter an.

"Oh ja, mein Schatz.", lächelte Mrs Sanford und strich ihr eine blonde Strähne aus dem Gesicht. "Allein, wenn du mich so ansiehst. Diese Augen, das sind die Augen deines Vaters. Und wenn dein Kind auch die Augen seines Vater, die Haarfarbe, die Gesichtsform oder die Nase erben sollte, dann wirst du dich immer an ihn erinnern, glaub mir."

Sarahs Mund verzog sich zu einem Lächeln. "Dazu brauche ich kein Kind, ich werde mich auch so immer an ihn erinnern."


~Flashback Ende~

TBC...

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A/N: Jaah, es tut mir Leid, dass es immer so lange dauert, aber ich tu mein bestes und hoffe, dass es schneller geht, wenn die Theateraufführungen, an denen ich teilnehme, vorbei sind. Danke für's Lesen und die Kommentare.

Lupina3: Danke für deinen Kommentar.

heidi: Da hab ich wirklich Glück, dass die FF anscheinend so gut ist, dass sie noch nicht bei dir in der Versenkung verschwindet. Vielen vielen Dank für deinen Kommentar, ich bemüh mich, schneller zu posten.

whomping willow: Auch dir wieder vielen Dank für deinen Kommentar- Freut mich, dass dir der Flashback gefallen hat. Der in diesem Kapitel ist mein liebster. Ich hoffe, dein Urlaub war schön :-) .


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