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Fanfiction

Unbekannte Vergangenheit - Die unbekannte Frau

von ChrissiTine

Die unbekannte Frau

"OK, Leute. Wer bleibt heute länger hier, um den Bericht der letzten Woche zu schreiben?", rief Kingsley Shacklebold laut und blickte seine Auroren der Reihe nach an. Alle bemühten sich, so unbeteiligt wie möglich drein zu blicken. "Potter.", rief Kingsley dann und brachte damit alle anderen dazu, erleichtert aufzuatmen, bis auf den schwarzhaarigen jungen Mann, der entnervt dreinblickte und leise so etwas wie "Verdammt!" vor sich hinmurmelte.

In den nächsten zehn Minuten leerte sich die Aurorenzentrale sehr schnell, viele warfen Harry mitleidige Blicke zu, feixten aber hinter seinem Rücken. Nur einer bleib noch bei Harry stehen und meinte es mit seinem Mitleid ernst. Er hatte rote Haare und viele Sommersprossen. "Tut mir Leid, Mann." Er schlug ihm tröstend auf die Schulter.

"Da bist du aber der einzige.", sagte dieser missmutig.

"Ich würde ja hier bleiben und dir helfen, aber Hermine und ich haben seit langen mal wieder am selben Tag frei..." Er blickte leicht beschämt zu Boden.

Harry schüttelte den Kopf. "Schon gut, Ron, nächste Woche ist jemand anderer der Dumme. Kannst du Ginny bitte sagen, dass sie heute nicht auf mich warten muss?", erwiderte er.

"Ja, klar. Vielleicht leiht mir Hermine ja ihr Handy. Diese Dinger sind klasse, Dad ist auch ganz begeistert von ihnen."

"Na super.", grinste Harry. "Ich würde sie ja selbst anrufen, aber hier hab ich keinen Empfang, das Zaubereiministerium ist leider in einem sehr großen Funkloch."

Ron runzelte die Stirn. "Aha. Ich frage Hermine, was das bedeutet."

"Ja, tu das. Ich sollte vielleicht mit dem Bericht anfangen, sonst sitze ich noch bis morgen hier.", seufzte Harry und blickte Ron auffordernd an. "Na los, geh schon. Und grüß Hermine von mir."

Ron nickte erleichtert, weil Harry anscheinend nicht sauer auf ihn war und verließ dann die Zentrale. Jetzt war nur noch Harry in der Abteilung. Er suchte ein neues Pergament aus seinem großen Aktenberg und kramte nach einer passenden Feder. Manchmal wünschte er sich, auch eine Flotte Schreibe Feder zu haben, genau wie Rita Kimmkorn. Allerdings sollte die keine Berichte schreiben, die vollkommen an den Haaren herbeigezogen waren.

Es war ganz angenehm, die Stille, die hier herrschte. Ansonsten war hier immer hektisches Treiben, viele hetzten umher, manchmal waren auch Leute aus anderen Abteilungen hier, die irgendetwas zu irgendeinem Fall wissen wollten, über den keiner etwas wusste und der, der ihn bearbeitete, hatte ungünstigerweise gerade frei oder er war krank oder, im schlimmsten Fall, er war tot.

Jetzt hatte Harry mal Ruhe, auch wenn er die gerne woanders genossen hätte als an seinem Arbeitsplatz. Aber er musste da durch, dann mal los.

Eine Stunde später hatte Harry zwei Seiten geschrieben und überlegte, ob er etwas vergessen hatte oder zu viel zu einem unwichtigen Beitrag geschrieben hatte, aber er beschloss, dass Kingsley sich darüber Gedanken machen sollte und nicht er. Er schrieb noch einen letzten Satz, dann schmiss er zufrieden seine Feder auf den Schreibtisch, besser gesagt auf einen Papierberg, der gefährlich schwankte, aber es war ihm schlichtweg egal. Er war froh, dass er fertig war, und nur darum ging es.

Er stand auf, nahm sich seinen Umhang, den er über seinen Stuhl gehängt hatte, tippte anschließend mit dem Zauberstab auf das Pergament, murmelte etwas und wartete darauf, dass es verschwand, was Sekunden später auch der Fall war. "Na endlich.", murmelte er zufrieden. Vielleicht hatte er Glück und Ginny schlief noch nicht. Sie wohnten schon relativ lange zusammen in einer Wohnung, sie hatten sich schon sehr gut eingespielt. Meistens wartete sie auf Harry, aber wenn er der Blöde war, der den Bericht schreiben musste, dann ging sie schlafen, bevor er kam.

"Nox maxima!", sagte er dann laut, das Licht in der Abteilung erlosch und Harry tastete sich zur Tür durch. Er vergaß immer wieder, dass er das Licht erst auszaubern sollte, wenn er an der Tür war, so hatte er sich schon einige blaue Flecken geholt. Und auch dieses Mal blieb er nicht verschont, denn er machte in unangenehmer Weise Bekanntschaft mit einem der Schreibtischstühle, besonders sein Schienbein kam in Kontakt mit dem Möbelstück.

Aber dann hatte er es geschafft und den Ausgang erreicht, wo er beinahe in eine andere Person hineingelaufen wäre.

"Oh, Entschuldigung.", sagte eine Frauenstimme zerstreut und die Person wollte an Harry vorbei in die dunkle Abteilung laufen.

Harry versuchte sie aufzuhalten. "Die Abteilung ist jetzt geschlossen. Sie treffen da niemanden mehr an. Falls Sie einen Auroren brauchen, wenden Sie sich an den Notdienst, im Atrium ist ein Schalter dafür. Außerdem ist es da drin jetzt verdammt dunkel, mein Schienbein musste auch schon darunter leiden."

"Ach so, danke.", sagte die Frau und ging wieder in den Gang zurück, Harry folgte ihr. Als sie im beleuchteten Flur waren, konnte er sie genau erkennen, sie hatte lange blonde Haare, ein hübsches offenes Gesicht und bernsteinfarbene Augen, die Harry irgendwie bekannt vorkamen. Er schätzte sie etwas jünger als er selbst es war, vielleicht ein oder zwei Jahre. Sie hatte sicher ein sehr nettes Lächeln, allerdings war ihr Gesichtsausdruck jetzt sehr angespannt.

"Wen suchen Sie denn?", erkundigte sich Harry freundlich und folgte ihr in Richtung Aufzug. Er überlegte, ob er sie schon einmal hier gesehen hatte, aber bezweifelte es. Sie wäre ihm bestimmt aufgefallen, besonders, weil sie einen starken amerikanischen Akzent hatte.

Sie drückte auf den Knopf für den Aufzug und fuhr sich durch die Haare. "Ich weiß nicht, ob Sie ihn kennen. Ich weiß nicht einmal, ob er auch wirklich noch hier arbeitet, aber einen anderen Anhaltspunkt habe ich nicht. Vielleicht war es auch eine Schnapsidee, einfach hierher zu kommen. Was habe ich mir nur dabei gedacht. Wahrscheinlich gar nichts, wie meine Grandma immer sagt. Ich sollte wieder verschwinden, das hat doch keinen Sinn."

Harry hatte diesen Redefluss über sich ergehen lassen, ohne den wirklichen Sinn davon wirklich zu verstehen. "Vielleicht sagen Sie mir einfach, wen Sie suchen. Möglicherweise kann ich Ihnen doch helfen."

"Vielleicht haben Sie ja Recht. Und Sie sehen dem Mann, den ich suche, sehr ähnlich, wenn ich es mir genau überlege.", sagte sie und musterte Harry ganz genau.

"Also, wen suchen Sie?", fragte Harry jetzt und wunderte sich wieder darüber, dass ihm ihre Augen so bekannt vorkamen.

"Ich suche James Potter.", sagte sie und stieg in den Aufzug, der gerade gekommen war. Harry glaubte, sich verhört zu haben und folgte ihr schnell.

"Wen suchen Sie?", fragte er erneut, um sich zu vergewissern.

"James Potter. Oder auch Lily Potter. Einer von beiden.", erwiderte sie.

Harry wurde etwas blasser bei der Erwähnung seiner Eltern. Die Frau schien nicht zu wissen, dass seine Eltern bereits tot waren. "Ich bin ihr Sohn, vielleicht kann ich Ihnen weiterhelfen?", sagte er erst mal.

Sie blickte ihn erleichtert an. "Oh Merlin sei Dank, dann bin ich doch nicht umsonst gekommen.", seufzte sie und wäre Harry beinahe um den Hals gefallen. Er wiederum überlegte, was diese junge Frau von seinen Eltern wollte und wer sie überhaupt war.

"Was ... ähm ... was wollen Sie denn von meinen Eltern.", fragte er schließlich.

"Ach so, ja richtig. Nun, es ist so, ich suche meinen Vater."


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