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Fanfiction

Trip ins Ungewisse - 83. Hermine am Boden

von lemontree

Der Zaubereiminister wachte am nächsten Morgen mit schwerem Kopf auf. Mit Schrecken dachte er daran, dass dieser penetrante Schulleiter Hogwarts, der ihm seit Jahren schon ein Dorn im Auge war, seine Drohung, wieder vorbeizuschauen, wahr machen würde. Nicht auszudenken, wenn sich dieser wirklich an die Presse wenden sollte!

Eilig kleidete er sich an, apparierte zum Ministerium und gab einigen seiner Beamten schweren Herzens die Anweisung, sich in den Gemäuern Askabans gründlich umzuschauen. Er wusste auch so, dass diese fündig werden würden, doch wenn er noch eine Chance haben wollte, weiterhin auf seinem Posten zu bleiben, und das wollte er mit aller Macht, dann musste er reagieren. Wenn er alle Faktoren gegeneinander abwog, dann war es besser, einen Mr. Malfoy kurzweilig vor den Kopf zu stoßen, als sich seines Amtes enthoben zu sehen. Dazu liebte er seinen unbestrittenen Einfluss, den er in der Zaubererwelt ausübte, zu sehr.

Und wenn sich der Herr Gefängnisdirektor, den er wegen seiner kompromisslosen Art eigentlich schätzte, zu sehr danebenbenommen hatte, dann musste dieser eben über die Klinge springen. Jeder, außer ihm persönlich, natürlich, war zu ersetzen! So einfach war das! Und außerdem, er rieb sich grinsend die Hände, hatte er ja noch einen Trumpf im Ärmel: Bradley, den guten, alten Bradley.

Mit seiner Entscheidung im Großen und Ganzen zufrieden, eulte er im Voraus schon mal nach einigen Vertretern der Presse. Bald gab es Gelegenheit, sich ins rechte Licht setzen zu können. Er, der humane, um Gerechtigkeit bemühte Zaubereiminister, rettet die Gefangenen des Zauberergefängnisses vor weiteren brutalen Übergriffen, eines nach Macht gierenden, trunkenen Gefängnisdirektors! Ja, das gefiel ihm. So ein bisschen Publicity kam ihm gerade recht! Und die Sache mit diesen einflussreichen Geschäftsleuten, worunter auch einige Todesser waren, wie er selbstverständlich wusste, renkte sich auch wieder ein. Im Verborgenen arbeiteten diese ohnehin weiter. Also, was sollte es? Über alles wuchs irgendwann Gras. Über alles!

Selbstzufrieden lehnte er sich in seinen gemütlichen, außerordentlich gut gepolsterten Ledersessel zurück, bleckte seine gelben Zähne und griff summend nach dem aktuellen Tagespropheten.




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Hermine machte sich schreckliche Sorgen um Severus und kämpfte noch immer mit ihrem schlechten Gewissen, ihn dort so einfach zurück gelassen zu haben. Immer und immer wieder fragte sie sich, ob sie nicht doch hätte bleiben sollen. Bleiben müssen! Diese Ungewissheit, was man nun mit ihm oder Heiler Browning in der Zwischenzeit angestellt hatte, ließ ihr keine Ruhe. Von daher fiel es ihr auch extrem schwer, sich auf Marvins und ihren Geburtstag zu konzentrieren, der nun mal in den September fiel. Von der Uni ganz zu schweigen. Sie war einmal mehr froh, mit dem Stoff schon so weit voraus zu sein, dass es nichts ausmachen würde, wenn sie ein paar Tage lang weniger tat.


Seit dem Besuch in Askaban waren drei Tage vergangen und sie hatte ständig, bei Tag und bei Nacht, das Bild von Severus vor sich, wie er geschunden und abwesend am Boden hockte und das Bild anstarrte. Seine Worte hallten permanent in ihrem Kopf nach. Sie hatten so flehend geklungen, sie waren so voller Schmerz gewesen, dass sie ihr im Nachhinein noch sämtliche Eingeweide zu zerreißen drohten.

Für Hermine stand fest, dass sie ihren Geburtstag nicht feiern würde, denn ohne Severus an ihrer Seite, sah sie keinen Grund es zu tun. Für Marvin allerdings, der nichts von dem ahnte, oder besser noch, zum Glück noch nicht alles verstand, was um ihn herum vorging, sollte es eine kleine Feier geben. Sie selbst sah sich zwar außer Stande diesbezüglich etwas auf die Beine zu stellen, denn jeglicher Frohsinn war ihr abhanden gekommen, doch Minerva, Poppy, die Weasleys und auch Albus, versprachen, alles zu organisieren.


Und da saßen sie dann an Marvins Ehrentag zusammen in ihrer Wohnung, nippten betreten an ihren Teetassen, knabberten Gebäck und versuchten sich gegenseitig Mut zu zusprechen. Ginny und Ron waren bemüht mit Marvin zu spielen und ihn zu erheitern und wechselten sich von Zeit zu Zeit mit Molly und Poppy dabei ab. Der Kleine gluckste vor Vergnügen und hatte, inmitten seiner neuen Spielzeuge seinen Spaß, den ihm die Erwachsenen bescherten. Hermine konnte die Dankbarkeit gegenüber ihren Freunden kaum in Worte fassen. Was hätte sie nur ohne diese getan, wie hätte sie diese schwierige Zeit nur ohne die Menschen, die ihr am Herzen lagen, überstehen sollen? Wenn sie daran dachte, dass noch nicht einmal die Hälfte der Haftzeit vorüber war und auch das Weihnachtsfest trostlos werden würde, denn ohne ihren geliebten Tränkemeister war es nicht das Selbe, dann wurde ihr schon im Vorfeld schlecht.

"Kommt Albus auch noch vorbei?", wollte Molly plötzlich wissen, als sie gerade mal wieder ihrem Sohn und ihrer Tochter das Feld der Kinderbetreuung überlies.
"Ja, ganz bestimmt", erwiderte Hermine, und als wenn dies das Kommando gewesen wäre, klopfte es an der Tür.
Es war Albus, begleitet von Remus, der da mit einem riesigen Paket unter dem Arm eintrat und sofort auf Marvin zusteuerte, um dann mit ihm gemeinsam das knisternde Papier von dem Geschenk zu entfernen. Der Schulleiter blühte jedes Mal auf, wenn er auf Marvin traf, hatte dann ein unbeschreibliches Glitzern in den Augen und vergaß mitunter auch schon mal die Welt um sich herum.

Remus nahm derweil zwischen den Anwesenden Platz, ließ sich von Hermine Tee einschenken und holte dann unter dem Umhang mit geheimnisvoller Miene einen zerknitterten, offenbar schon mehrmals an diesem Tage gelesenen Tagespropheten hervor. Fragend sahen ihn die anderen an.

"Habt Ihr heute schon einmal hineingeschaut?", wollte er mit fast schon heiterem Gesicht wissen und entblätterte, ohne eine Antwort abzuwarten, die aktuelle Ausgabe des Zaubererblattes. Etwas verwirrt über des Wehrwolfs Gebaren, schüttelten sie alle den Kopf und waren nun sehr neugierig.

"Hier", meinte Remus, nun wieder ernst, und hielt Molly die Zeitung direkt unter die Nase. Diese griff verwundert danach und begann vorzulesen:


Gefängnisdirektor Askabans begeht Selbstmord


"Meine lieben Leser, heute habe ich eine besonders pikante Geschichte für Sie aufgetrieben. Im berüchtigten Zauberergefängnis sollen, Dank
unseres hoch verehrten und umsichtigen Zaubereiministers, chaotische
Zustände aufgedeckt worden sein. Gefangene wurden auf Anweisung
des korrupten, alkoholsüchtigen Direktors von Askaban, unter unmenschlichen
Bedingungen gequält und gedemütigt. Doch sofort als unser oberster Minister
davon erfuhr, setzte er dem Treiben ein Ende. Er ordnete erschüttert über diese
Tatsache, umgehend eine Untersuchung im Gefängnis an.

Den Beamten bot sich ein Bild des Grauens und bestätigte damit die Gerüchte.

Dem Gefängnisdirektor hätte für diese eigenmächtige Überschreitung seiner
Kompetenzen ganz gewiss der eisige Kuss des Dementors gebührt,
aber feige entzog er sich dieser Strafe und setzte seinem Leben ein
unrühmliches Ende.
Die Zaubererwelt, liebe Leser, wurde von einem Übel befreit und dafür
sollten wir alle dankbar sein.
Ein Hoch auf unseren Zaubereiminister! Nur durch sein schnelles Handeln
wurde den armen Gefangenen, wofür sie auch immer einsitzen, weiteres Leid
erspart.

Wie ich weiterhin erfuhr, werden alle Angestellten Askabans nun mehreren
Verhören durch Auroren und Ministeriumsangestellten unterzogen.
Ihnen drohen, insofern sich herausstellen sollte, dass sie maßgeblich an den
Gräueltaten beteiligt waren, nunmehr selbst einige Jahre in Askaban.

Des Weiteren wurde mir, selbstverständlich durch unseren gütigen
Zaubereiminister veranlasst, versichert, dass sich einige Heiler in
die Haftanstalt aufmachen werden, um sich von dem Gesundheitszustand
der Gefangenen persönlich zu überzeugen.

Liebe Leser, wenn zu Beginn des neuen Jahres eine erneute Wahl des
Zaubereiministers zur Diskussion stehen wird, dann wissen sie hoffentlich,
wem sie Ihre Stimme geben werden.

Ihre, sie immer auf dem Laufenden haltende, Rita Kimmkorn



"Ja, was sagt man dazu?", murmelte Molly vor sich hin und ließ die Zeitung langsam sinken, während Hermine aufsprang und nicht wusste, ob sie nun vor Freude, das der Spuk dort vorüber war und es Severus nun besser gehen würde jubeln sollte, oder ob die Wut auf diesen verdammten Zaubereiminister überwog. Dieses Miststück ließ sich jetzt feiern! Das war doch wohl die Höhe!

"Na bitte, die Gerechtigkeit hat gesiegt!", rief Ron laut. "Hey, das ist doch ein Grund zum Feiern!" Während Ron mit zufriedenem Gesicht ein Butterbier köpfte, wandte sich Hermine an Remus.
"Meinst Du wirklich, dass Heiler nach Askaban entsandt werden, Remus", fragte sie und sah den Wehrwolf zweifelnd an. "Ich denke nicht, Hermine", antwortete Remus seufzend. "Das wird wohl nur eine der unzähligen Lügen gewesen sein, um die Gemüter zu beruhigen und dem Herrn Minister ein paar weitere Pluspunkte zu verschaffen..."
"...genau so sehe ich das auch", mischte sich nun Dumbledore ein und erhob sich ächzend vom Boden. "Ich erhielt von Harry vorhin eine Eule. Er musste eilig zu einem Einsatz nach Askaban und wird sich heute noch melden. Hoffentlich gelingt es ihm auch, zu Severus zu gelangen."

Hermines Hände begannen zu zittern und Molly, die dies bemerkte, zog sie tröstend in ihre Arme.

Sie diskutierten eine Ewigkeit herum, wobei das Für und Wider abgewogen wurde, was die geänderte Situation nun für den Tränkemeister bedeuten mochte und warteten ungeduldig darauf, dass Harry endlich positive Nachrichten überbrachte.

Erst spät in der Nacht, Poppy hatte sich schon längst auf die Krankenstation geflüchtet und Marvin schlief tief, fest und glücklich, kam Harry erschöpft und müde bei Hermine an und brachte die so sehnsüchtig erwarteten Neuigkeiten mit.

Alle bestürmten ihn sofort mit Fragen, jeder wollte wissen, was es mit den Meldungen des Tagespropheten auf sich hatte und ob ihm ein Besuch bei Severus möglich gewesen war.

Harry trank, bevor er Rede und Antwort stand, einen Tee und ließ sich dabei geschafft in die Polster sinken. Er sah ziemlich mitgenommen aus und Ginny strich ihm mehrmals liebevoll über den Kopf, bis er sich endlich äußerte:

"Mann, Ihr glaubt gar nicht, was da los gewesen ist!", brachte er sichtlich geknickt hervor und sah dann Hermine mit einem gezwungenen Lächeln direkt an. "Mine, ich war bei Snape", sagte er mitfühlend, "nur kurz, aber ich kann Dir sagen, dass es ihm so ganz gut geht. Ich soll dich grüßen und dir für das Bild danken. Und du sollst gefälligst kein schlechtes Gewissen haben, weil du flüchten musstest! Er meinte, dass er dich sehr liebt und du durchhalten sollst."
"Hat er das wirklich gesagt?", wisperte Hermine und kämpfte mit den Tränen. Sie bemerkte dabei noch nicht einmal, dass sie sich an Mollys Arm festklammerte und ihre Fingernägel tief ins Fleisch des Oberhaupts der Familie Weasley grub.

"Ja, das hat er!", bestätigte Harry seufzend, "und er erwähnte auch, dass man diesen Browning vor seinen Augen zusammen geschlagen und dann hinaus geschliffen hätte. Ich bin dieser Sache dann nachgegangen, aber nichts deutet auf diesen Heiler hin. Er ist nicht in Askaban, aber auch nicht im St. Mungos. Der ist spurlos verschwunden."

"Was?", schrie Hermine erschrocken auf, "er muss doch irgendwo sein! Ich ...ich habe ihn praktisch gezwungen Severus zu helfen. Oh, nein! Das gibt es doch nicht. Ich ...ich habe ihn auf dem Gewissen...ich..."
"Hermine!"
Plötzlich redeten sie alle auf sie ein. Dass sie dies nicht hätte vorhersehen können, dass sie sich die Schuld nicht geben sollte, dass man ihn schon finden würde...

An Hermine prallte alles ab. Sie, sie allein hatte ihn überredet, ihnen zu helfen! Er war es, der sie von dem nun toten Gefängnisdirektor befreit hatte, er war es gewesen, der ihr den Weg in die Freiheit wies, er war es, der schon zuvor Todesängste ausgestanden hatte, er war es, der ihr trotzdem half...und der nun verschwunden war!

Der Schock saß tief bei Hermine. Severus hatte sie helfen wollen und dabei jemand anderen, der selbstlos half, ins Unglück gestürzt. Sie sank in sich zusammen und konnte auch nicht mit irgendwelchen Argumenten getröstet werden. Man versicherte ihr, dass man alles daran setzen würde, ihn ausfindig zu machen, doch sie wollte davon nichts wissen, denn sie ahnte bereits Schlimmes.

Harry berichtete auch von den verängstigten, restlichen Gefangenen, den sich gegenseitig beschuldigenden Wärtern, die allesamt gefangen genommen und durch neues Personal ausgetauscht worden waren, von der Leiche des Direktors, von den rigoros durchgreifenden Auroren… aber an Hermine rauschte dies vorbei. Sie sah nur kurz hoch, als der Name Malfoy fiel und konnte sich ein fieses Grinsen nicht verkneifen, als sie mitbekam, dass auch Draco unter den Gräueln zu leiden gehabt hatte. Sein eigener Vater sollte dafür sogar verantwortlich gewesen sein! Ein Hauch von Mitleid durchflutete Hermine, welches sich aber in Schall und Rauch auflöste, als sie Severus flehende Worte wieder im Ohr hatte.

Worte, die sie noch immer nicht losließen. Worte, die sie, wo auch immer sie war, auf Schritt und Tritt verfolgten. Worte, die ihr so unendlich viel bedeuteten, da sie so voller Sehnsucht, Schmerz und von Resignation durchsetzt waren. Worte, die sie immer in ihrem Inneren bewahren würde.
Was wäre, wenn auch Severus spurlos verschwand? Verschwand, wie Heiler Browning nun spurlos verschwunden war? Was, wenn sie ihn nie wieder in ihren Armen halten durfte? Immerhin mussten noch fünf Monate, neue Wärter hin oder her, der Haft überbrückt werden. Oh, bei Merlin! Hermine vergrub das Gesicht in ihren Händen. Sie wollte nichts sehen und von niemandem gesehen werden. Sie wollte am liebsten, bis sie Severus wieder bei sich hatte, eingefroren werden. Den Zustand des Alleinseins, obwohl sie ja ihre Freunde und gar ihren Sohn um sich herum hatte, überstehen, bis sie sich wieder mit dem Mann, den sie über alles liebte, vereinigen konnte.

Nun war auch Hermine von tiefer Resignation befallen und froh, dass sich nach und nach alle, bis auf Ginny empfahlen, die ihr in dieser, für sie schwierigen Nacht Gesellschaft leistete. Zwar schlief ihre Freundin nebenan auf dem Sofa, aber die Gewissheit, dass sie nicht gänzlich allein in ihrer Wohnung, abgesehen von Marvin, war, bedeutete ihr sehr viel. Im Falle eines wiederholten Alptraumes, welche sie in den letzten zwei Nächten heimgesucht hatten, und von einem leidenden Severus oder schwieligen Händen eines grobschlächtigen Gefängnisdirektors geprägt waren, die sich um ihren Hals wanden, war sie nicht auf sich allein gestellt. Dies gab Sicherheit. Da hatte sie jemanden, der sie tröstete, auch wenn Severus dies besser gekonnt hätte, und dieser Umstand vermittelte Zuversicht.

Morgen, wenn Ginny zur Nachtschicht musste, würde man weitersehen müssen, aber diese Nacht war jemand für sie da. Erfreulicherweise.



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In den kommenden Tagen kontaktierte Hermine jeden Tag Harry per Eule und Albus in seinem Büro, um zu erfahren, ob man etwas über einen gewissen Heiler namens Browning in Erfahrung hatte bringen können. Schon am frühen Morgen, wenn sie übermüdet aus Severus Bett krabbelte, da sie mal wieder nicht hatte durchschlafen können, weil grässliche Träume sie quälten, schickte sie ihre Eule ins Aurorenquartier zu Harry, und kaum war sie von der Uni zurück, begab sie sich zu Albus. Jeden Tag das Selbe! Der Schulleiter hatte sich daran gewöhnt, wusste er doch, wie hartnäckig Hermine war und ahnte außerdem, dass sie sich noch immer mit Schuldgefühlen herumplagte.

Und dann, nach fast einer Woche, kam nicht wie üblich eine Nachricht Harrys per Eule zurück, sondern er erwartete sie höchstpersönlich vor der Tür zu Severus Räumen.

"Harry, hallo", sagte Hermine und schluckte, als sie sein betrübtes Gesicht registrierte. "So wie Du aussiehst, möchtest Du mir bestimmt keine frohe Botschaft überbringen. Habe ich Recht?"
Harry nickte betreten. "Ja, leider, Mine. Machst Du mir einen Tee?"

Ein paar Minuten später hockten sie dann in Severus bequemen Sesseln, hielten ihre Tassen mit dampfendem Inhalt in der Hand und musterten sich angespannt. Harry wusste nicht, wie er Hermine die Nachricht schonend beibringen sollte und Hermine wiederum ahnte, was Harry ihr übermitteln wollte und spürte, wie sich ihr schon im Vorfeld der Magen zusammen zog.

"Na los, nun fang schon an!", forderte Hermine nach einigen Schweigeminuten. "Ich habe das Urteil von Severus bislang überlebt und werde nun auch das überstehen...zumal ich ahne, worum es geht." Ihre letzten Worte waren kaum zu verstehen gewesen, denn der plötzliche Knoten in ihrem Hals schnürte ihr geradezu die Kehle zu.

Harry räusperte sich verlegen. "Mine, zwei unserer Mitarbeiter haben heute Morgen einen grausigen Fund gemacht... Nun, ich war nicht dabei, aber es handelte sich zweifelsfrei um Browning..."

Es klirrte und schepperte, denn Hermine war die Tasse entglitten. Völlig ausdruckslos und leichenblass hockte sie im Sessel. Zu weinen vermochte sie nicht mehr. Zu viele Tränen waren schon vergossen worden. Auf Harrys besorgten Einwand hin reagierte sie nicht. Sie war geschockt. Browning war durch ihre Schuld gestorben! Sie hatte ihn nun eindeutig auf dem Gewissen!

"Mine, ich...es tut mir leid", stammelte Harry, "ich wünschte, ich hätte Dir sagen können, dass er am Leben ist, aber..."
"Schon gut, Harry", antwortete Hermine mit leiser Stimme. "Ich bin Schuld an seinem Tode..."
"Nein! Das bist Du nicht!", rief Harry laut aus. "Verdammt noch mal, gebe Dir nicht immer für alles die Schuld! Du hast ihn darum gebeten, ok, aber es war letztendlich seine eigene Entscheidung."
Hermine schüttelte energisch den Kopf und sprang auf.
"Nein, ich habe ihn quasi dazu gezwungen, sein eigenes Todesurteil zu unterschreiben. Ich habe ihn nicht nur gebeten, sondern ich habe ihn regelrecht erpresst, Harry. Ich sagte ihm, dass er noch etwas gut zu machen hätte und...und er sah es vielleicht als Chance an, als Möglichkeit sich für sein Versagen bei Marvin zu rehabilitieren. Er half Severus, weil er sich von seiner Schuld reinwaschen wollte. Er wünschte, sich wieder ins Gesicht sehen zu können. Weil er leben wollte, ohne sich schämen zu müssen. Leben, verstehst Du? Er wollte leben!"

Dann sank Hermine an der Wand herab und starrte ins Leere. Ohne eine Träne zu vergießen. Ohne Harrys weitere Anwesenheit zu bemerken. Sie reagierte nicht, als ihr langjähriger Freund sie ansprach, sie rührte sich nicht, als Harry sie sacht an der Schulter rüttelte und sie zeigte keine Reaktion, als Poppy hinzukam, da Harry diese in seiner Not über den Kamin herbeigerufen hatte.

War Hermines Leben schon mit der Inhaftierung von Severus arg ins Trudeln geraten, so war sie jetzt völlig aus der Bahn geworfen worden. Sie hätte Browning bitten können, Severus zu helfen, aber sie hätte ihm niemals so direkt die Pistole auf die Brust setzen dürfen!



Die nächsten zwei Tage verbrachte Hermine zwangsweise im Bett. Albus und Poppy hatten sich beratschlagt und sahen es als notwendig an, Hermine mittels, noch von Severus gebrauten Schlaftränken, ruhig zu stellen.
Mrs. Brown, kümmerte sich derweil rund um die Uhr um Marvin. Sie kam gut mit ihm zurecht und bewohnte auf Wunsch Dumbledores eine eigene, kleine Gästewohnung im Schloss.

Nach zwei weiteren Tagen, die Hermine, auf Grund ihres Zustandes, von Albus und Poppy gezwungen wurde, sich zu schonen und daher auch der Universität fernblieb, hatte sie genug von den mitleidigen Blicken und den guten Ratschlägen. Entschlossen suchte sie den Schulleiter nach dem Mittagessen in seinem Büro auf.

"Albus, egal was Du sagst, völlig egal, wie lange Du mich noch schonen möchtest, ab morgen werde ich mein Leben in die eigene Hand nehmen und als erstes damit beginnen, mein Studium fort zusetzen!", rief sie schon von der Tür aus mit fester Stimme. Sie erwartete eigentlich, dass sie nun gefragt werden würde, ob sie sich das auch gut überlegt hätte, aber Albus schwieg und musterte sie über seinen Schreibtisch hinweg nur eindringlich.

Dadurch leicht verunsichert, wagte sie nun doch den Schritt zum Sessel und ließ sich abwartend nieder. Die Stille, die noch immer vorherrschte, war erdrückend. Für beide. Und hielt unvermindert an.

Hermine wusste, dass Albus sich nur um sie sorgte, aber dass er nun gar nichts, überhaupt nichts erwiderte, machte sie allmählich wütend. Sie versuchte gegen die Wut anzukämpfen, aber je mehr sie sich mühte, desto mehr trat diese zu Tage.
Irgendwann hielt sie diese Anspannung nicht mehr aus, sprang auf und schrie: "Warum sagst Du nichts dazu?"
"Was sollte ich dazu sagen, Hermine?", wollte Dumbledore mit ruhiger Stimme wissen, "Du hast Dich bereits entschieden. Es wird Dir gut tun, wieder unter die Menschen zu kommen."
"Was? Das ist alles? Gestern hättest Du mir am liebsten für die ganze Woche Bettruhe verordnet und nun ermunterst Du mich ab Morgen zur Uni zu gehen!"
"Du weißt sehr gut, mein Kind, dass ich es um jeden Preis verhindern möchte, dass du dich übernimmst. Doch wenn du munter genug bist, mir deine Meinung auf diese Art mitzuteilen, dann halte ich dich auch für fähig, dein Studium fortzusetzen."

"Und ob ich das tun werde", zischte Hermine aufgebracht, erhob sich, um sich auf den Schreibtisch aufzustützen und Albus direkt ins Gesicht starren zu können und fügte giftig hinzu: "Aber ich werde mich ab sofort nicht nur in mein Studium stürzen, sondern ich werde ab sofort auch keine einzige Träne mehr weinen. Damit Du dies nur weißt! Das ewige Herumgeheule hat mich nämlich keinen Schritt weitergebracht. Severus kommt dadurch auch nicht schneller wieder und Browning wird dadurch nicht wieder zum Leben erweckt. Schlimm genug, dass ich ihn in den Tod getrieben habe..."

Albus öffnete schon den Mund, um etwas einzuwenden, schloss ihn aber umgehend wieder, da Hermine nach einer winzigen Pause in ihrem Redefluss schon lautstark fort fuhr: "Nein, hier muss sich etwas ändern! Es sind noch fast fünf Monate hin, bis Severus entlassen wird und es macht mich fertig, ständig daran denken zu müssen, jeden verdammten Tag zu zählen, jeden Tag zu hoffen, dass sie ihn dort in Ruhe lassen. Ich will das nicht mehr! Ich kann dass nicht mehr!" Wiederum pausierte sie, straffte sich und fügte energisch hinzu: "Und deshalb, möchte ich ab sofort nicht mehr wie eine Kranke behandelt werden! Ich schaffe das schon. Lasst mich nur in Ruhe! Lasst mich einfach nur in Ruhe!"

"In Ordnung", erwiderte Dumbledore leise, "aber sollten dennoch irgendwelche Probleme auftauchen, weißt du, wo du mich finden kannst. Und nun würde ich gerne wissen, ob unten im Labor noch etwas von diesem äußerst wirksamen Trank gegen Sodbrennen vorrätig ist."
Fragend sah er Hermine an, die sich nun bewusst wurde, wie sie sich hier aufführte. Dennoch konnte sie sich von ihrer nun wieder erwachten Rolle als Kämpfernatur noch nicht verabschieden. Entschlossen richtete sie sich auf, begab sich zur Tür, an der sie sich langsam umdrehte, den Schulleiter ansah und mit ernster Miene sagte: "Ich werde die Bestände durchsehen, Albus. Wenn ich fündig geworden bin, werde ich dir den Trank sofort überbringen lassen. Sollte er aber wider erwarten zur Neige gegangen sein, werde ich heute noch einen frischen ansetzen."

Dann nickte sie zum Abschied stumm und verschwand. Der Direktor aber saß noch lange Zeit grübelnd in seinem Sessel und vertilgte angespannt unzählige Zitronenbrausedrops, bis er in der Lage war, sich anderweitigen Dingen zuzuwenden.




Inzwischen waren mehrere Wochen ins Land gezogen. Dumbledore kam an Hermine kaum noch heran. Ebenso wenig jemand anderes. Sie wirkte auf alle ihre Freunde kühl, beherrscht und verbissen, doch jeder, der Hermine persönlich kannte, wusste, dass sie in der Tat eine starke Persönlichkeit war, aber trotzdem nicht mehr die Selbe....und litt. Sie hatte sich verändert. Sie ließ ihren Schmerz nicht mehr nach außen dringen. Sie gab sich alle Mühe jedem zu beweisen, dass sie eine Gryffindor mit Leib und Seele war und sich nicht unterkriegen ließ.

Ihre Freunde waren ratlos. Jeder Versuch sie auf andere Gedanken zu bringen schlug fehl. Selbst Ginny gegenüber trat sie reserviert auf, stimmte kaum einem Treffen zu, und wenn dann doch eines verabredet wurde, brachte sie tausend gute Gründe hervor, um die kurze Begegnung so schnell wie möglich unter Dach und Fach bringen zu können.

Hermine lebte nur noch für ihr Studium und für ihren Sohn. Marvin war der einzige Mensch, für den sie mehr Zeit als nötig aufbrachte. Doch selbst dies fiel ihr in manchen Momenten äußerst schwer. Das Gefühl, ihren Mutterpflichten nicht in ausreichender Form nach zu kommen und die Scham, die sie darüber empfand, entfernten sie nur noch mehr von ihrer Umwelt. Sie wusste es, sie empfand es instinktiv, aber sie kam aus diesem Teufelskreislauf nicht mehr heraus. Das einfachste wäre gewesen, sich jemandem anzuvertrauen, jemanden um Hilfe zu bitten, aber damit hätte sie praktisch auch zugegeben, überfordert zu sein. Ihr Vorsatz keine Schwäche mehr zu zeigen, nicht zu heulen, nicht zu trauern, nicht zu jammern, wäre damit hinfällig geworden. Doch dieser Vorsatz war das Einzige, was sie derzeit am Leben erhielt. Dieser Vorsatz hielt sie davon ab, sich mit Schuldgefühlen Severus und Browning gegenüber herum zu quälen.

Es war zum Verzweifeln, sie drehte sich im Kreis. Und das Schlimme daran war, dass sie sich bewusst in diesen Strudel der Isolation begab, der sie immer weiter hinunter zog. Sie wollte nach Hilfe schreien, sie wollte sich ihren, um sie sehr besorgten Freunden offenbaren, ihnen von ihrer Qual berichten, ihnen ihre Ängste gestehen, doch sie hatte Angst, dass sie dann wieder bemitleidet werden könnte, dass man ihr suggerieren könnte, eine schlechte Mutter zu sein, Angst davor, wegen ihrer derzeitigen Gefühlslage Verständnislosigkeit zu ernten.

Wie sie es auch drehte und wendete, so sehr sie den alten, engen Kontakt zu ihren Freunden auch herbeisehnte, so sehr fürchtete sie auch, nicht verstanden und dann irgendwie gemieden zu werden. Sie fürchtete sich davor, gute Ratschläge zu bekommen, bemitleidet zu werden...und unterschwellig auch, dass man ihr durch die Blume zu verstehen gab, Schuld am Tode Brownings zu sein.

Nein, es war für sie besser zu wissen, dass man sich um sie sorgte, da wusste sie, woran sie war, als dass man sie mied, weil man in Erfahrung brachte, dass sie ihrer Mutterrolle manchmal nicht gewachsen war und einen Menschen indirekt auf dem Gewissen hatte. Je weniger Kontakt zur Außenwelt bestand, desto geringer war die Chance direkt auf ihre Vergehen angesprochen werden zu können.


Gegen ihre Alpträume hatte sie im Labor ein Mittelchen kreiert, was ganz gut half, wenigstens die halbe Nacht lang schlafen zu können. Wie lange sie dies einnehmen konnte, bevor die Dosis erhöht werden musste, um noch wirksam zu sein, wusste sie nicht genau, aber damit konnte sie sich auch befassen, wenn es soweit war. Momentan verhalf es ihr jedenfalls zu einem traumlosen, wenn auch kurzen, Schlaf. Und dies war schließlich die Hauptsache!


Weiteres Besuchsrecht für Severus bestand nicht. Noch nicht einmal Post durfte er empfangen. Daher schrieb Hermine ihm Briefe, die sie in einer kleinen Kiste verstaute. Fast jeden Tag legte sie ihre Gedanken darin ab. Immer wenn Marvin schlief, las sie eines seiner unzähligen Bücher, schrieb besagte Post, die nicht versandt werden durfte oder braute unermüdlich einen Trank nach dem nächsten.

Für das Herstellen der benötigten Arzneien der Krankenstation Hogwarts war eigentlich der jeweilige Tränkemeister verantwortlich, doch Poppy übergab ihr heimlich, und nur zu gerne, einige Aufträge, denn auch sie traute Bradley nicht über den Weg.

Bradley! Dieser war für Hermine noch immer ein rotes Tuch. Da sie oft im Labor anwesend war, traf sie auch permanent auf diesen unmöglichen Menschen. Konfrontationen blieben daher nicht aus. Bislang war es ihr jedoch immer gelungen, einer Eskalation aus dem Weg zu gehen. Als sie aber das Gefühl bekam, dass er ihre Arbeit zu sabotieren begann, wuchs ihre Anspannung. Noch konnte sie ihm nichts beweisen, fand es aber immer merkwürdiger, dass von Zeit zu Zeit Unterlagen verschwanden, Materialien fehlten oder gar von ihr schon verkorkte Phiolen plötzlich anderweitig deklariert am nächsten Tag auf sie warteten.

Zunächst dachte sie noch, dass der Fehler bei ihr liegen würde, dass sie überarbeitet wäre, was sie ja auch war, aber bei der Masse an groben Schnitzern, die da immer häufiger auftauchten, kam ihr immer öfter der Verdacht, dass Bradley seine Hände im Spiel haben musste.

Als sie ihn eines Tages zur Rede stellte, stritt er sofort alles ab.

"Miss Granger, es scheint Ihnen nicht sonderlich gut zu gehen", raunte er amüsiert und betrachtete sie abfällig von oben bis unten. "Ich habe ihnen doch schon einmal zu verstehen gegeben, dass Sie nur auf Grund meiner Gutmütigkeit Zutritt zu diesem Labor haben. Mir aber nun, solche Ungeheuerlichkeiten zu unterstellen, ziemt sich wirklich nicht."

"Bradley, Sie wissen, dass ich Recht habe", erwiderte Hermine scheinbar gelassen. "Und ich schwöre Ihnen, dass ich Sie eines Tages stellen werde."
"Sicher, Granger!", höhnte er. "Das wollten Sie vor Monaten schon tun...doch irgendwie haben Sie da ganz schlechte Karten. Sie können mir nichts beweisen. Im Übrigen weiß ich sehr wohl, dass Sie für Madame Pomfrey diverse Tränke herstellen, was Sie eigentlich gar nicht dürften. Stellen Sie sich nur vor, wie es wäre, wenn jemand ernsthaft erkrankt...nach der Einnahme Ihres Gebräus...oder sogar daran stirbt..."

Hermine ballte ihre Fäuste. Dieses Miststück drohte ihr! Dann lächelte sie aber und raunte: "Sie sagen es Bradley! Da Sie für die Versorgung der Krankenstation zuständig sind, würde alles auf Sie fallen. Ich bin offiziell nicht befugt, Tränke für Madame Pomfrey herzustellen."

"Clever, Granger!", zischte Bradley, "doch sollten Sie demnächst ein besonderes Augenmerk auf Ihre privaten Studien haben! So überfordert und übermüdet Sie so manches Mal hier aufkreuzen, schleichen sich schnell ein paar Fehler ein, die die Arbeit von Wochen zunichte machen können. Man könnte es ihnen nicht verübeln, wo Sie sich doch so sehr mit Schuldgefühlen dem guten Heiler Browning gegenüber herumplagen, sich so sehr nach dem Versager und Verräter Snape sehnen... Da kann man sich eben nicht so richtig konzentrieren. Und zack, sind ein paar gravierende Fehlerchen getan. Sie werden diese Woche das Labor nicht mehr betreten, Granger, ansonsten kann ich nicht dafür garantieren, dass der Fehlerteufel nicht schon kommende Nacht zuschlägt. Ich denke, wir haben uns verstanden!"


Bradley verschwand nach seiner Ansage eilig, forderte aber im Hinausgehen noch, dass er innerhalb einer Stunde wieder hier eintreffen würde und dann einen vollständig geräumten Arbeitsplatz vorzufinden gedenke.


Für Hermine war dies eine Katastrophe. Das Labor erinnerte sie nicht nur an Severus und war ein Teil ihres Zuhauses, sonder es war ihre Zuflucht. Was sollte sie denn den Rest der Woche tun? Lesen, Briefe schreiben, sich um Marvin kümmern, waren das Eine, die vielen Stunden, die sie täglich hier verbrachte, das andere, das Wichtigste in ihrem Leben.

Eigentlich müsste sie nun zu Albus gehen, aber davor scheute sie sich. Natürlich würde dieser Bradley zu sich bitten und ihm die Meinung sagen, aber was würde Bradley dann tun? Hermine musste die privaten Versuche für ihr Studium durchführen. Doch er hatte gedroht, sie zu manipulieren, wenn sie sich nicht an seine Anweisungen hielt. Er wollte die ganze Woche das Labor für sich. Verdammter Mist aber auch! Wozu brauchte er eigentlich das Labor?
Hermine grübelte. Ansonsten blieb ihr noch die Alternative das Labor auf dem Universitätsgelände zu benutzen. So sehr sie die Uni in Wales auch mochte: Länger als nötig wollte sie dort auch nicht sein. Es zog sie nach den Vorlesungen immer so schnell wie möglich nach Hogwarts zurück, trotzdem sie hier, im Schloss, immer wieder in Depressionen verfiel. Hier war auch Marvin, um den sie sich zu kümmern hatte und der sie brauchte. Versuche im Unilabor bedeuteten, dass sie immer erst spät abends wieder hier sein konnte.

Schön, dieses Mal ließ sie sich auf das Spielchen Bradleys ein. Zum Schein. Irgendwann musste auch dieses Ekel das Labor verlassen und dann...ja und dann konnte sie vielleicht zwischendurch schnell das eine oder andere fertig stellen. Oder schauen, was Bradley hier so trieb.



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Wie Bradley es verlangt hatte, räumte Hermine alles, was sie zur Zeit im Begriff war zu brauen und was ihr sonst noch so gehörte in dem Labor, bei Seite. Es fiel ihr schwer, denn ihr Herz hing sehr daran. Doch dieser Professor für Zaubertränke, der der gesamten Belegschaft Hogwarts suspekt vorkam, hatte momentan die Oberhand gewonnen. So lange sie nichts gegen ihn in der Hand hatte, so lange sie keine eindeutigen Beweise erbringen konnte, dass er ihre Arbeiten sabotierte, so lange konnte er seine Macht ausspielen.

Sie brauchte keinen Albus Dumbledore, der ihr hilfreich zur Seite stand. Hermine war fest entschlossen, sich nicht unterkriegen zu lassen. Mit einem Bradley würde sie schon fertig werden! Nicht umsonst war sie einst dem Hause Gryffindor zugeteilt worden und mit dem gefürchteten Tränkemeister Hogwarts so gut wie verheiratet. Das Leben hatte sie bereits mehrfach auf die Probe gestellt und sie war oft genug als Siegerin hervorgegangen! Gegen all das, was sie mit Severus schon durchgemacht hatte, die ganzen Strapazen in Amerika, das Theater in Askaban... dagegen war dieser Mistkerl Bradley ein Spaziergang. Glaubte sie zumindest!

Hermine war kaum mit dem Forträumen fertig gewesen und nebenan in Severus Wohnung, da hörte sie schon, wie es im Labor geheimnisvoll zu rumoren begann. Bradley wollte offenbar keine Zeit verlieren. Sie hätte zu gerne gewusst was er dort mysteriöses trieb!


In der Nacht, Hermine konnte ohnehin nicht schlafen, versuchte sie in das Labor zu gelangen, aber sie bekam die Tür einfach nicht auf. Aha, Bradley hatte Sicherheitsvorkehrungen getroffen! Sehr interessant! Das deutete dann wohl daraufhin, dass er an einem Trank braute, den er nicht hätte brauen dürfen. Ein schwarzmagischer Trank vielleicht? Oder arbeitete er an etwas völlig legalem und wollte ihr bloß ihre Grenzen aufzeigen? Hermine war es im Grunde genommen egal, sie wollte diesem Miststück nur ein für alle Mal das Handwerk legen.

Auch die nächsten zwei Tage gelang es ihr nicht, den Zauber für die Tür zum Labor zu brechen. Sie wälzte für diesen Zweck, in ihrer knapp bemessenen Zeit, denn die Uni und Marvin standen noch immer an erster Stelle, unzählige Bücher, aber sie kam auch weiterhin nicht in das Labor hinein. Eigentlich hätte sie nun Albus informieren müssen, aber noch immer hatte sie ihren Stolz und was noch viel gravierender war, Angst vor dem Vorwurf, jemand zu sein, der kompromisslos Menschen in den Tod trieb oder in der Erziehung ihres eigenen Kindes versagte.

Bradley hatte ihr nur für die laufende Woche untersagt in Severus Heiligtum zu arbeiten. Ab nächster Woche musste er sie wieder hinein lassen, oder sie würde wirklich beginnen müssen, das Labor auf dem Universitätsgelände zu nutzen. Davor graute ihr allerdings.


Ihre schlimmsten Befürchtungen wurden am nächsten Tage wahr, denn da erhielt sie am frühen Morgen, noch ehe sie zu ihrem Studium aufbrechen konnte und noch ehe sie Marvin an Mrs. Brown übergeben hatte, eine amtliche Eule des Ministeriums.
Darin wurde ihr mitgeteilt, dass sie, da sie nicht zu der Professorenschaft gehörte, nicht befugt wäre, das besagte Labor, in dem Zaubertränke hergestellt wurden, weiterhin zu nutzen.

Bradley, war das erste, was ihr dazu einfiel. Bestimmt hatte der sich im Ministerium beschwert und diese Verfügung veranlasst. Sie stützte den Kopf in die Hände und dachte angestrengt nach. Albus müsste dieses Schreiben eigentlich auch zugegangen sein. Immerhin war es amtlich. Sollte sie sich nun an ihn wenden? Nein, den Gedanken verwarf sie sofort wieder, denn wenn es so wäre, würde Albus früher oder später von sich aus nach dem Rechten sehen.

Also blieb vorerst alles wie gehabt.


Am nächsten Tage, es war schon früher Abend, kam Hermine gerade völlig genervt und übermüdet, ins Schloss zurück, hatte nur noch den Wunsch, Marvin abzuholen, ins Bett zu stecken und dann ein heißes Bad zu nehmen, da stand ihr wie aus heiterem Himmel plötzlich Bradley gegenüber.

"Granger, gut dass ich Sie treffe", raunte er und hatte dabei schon wieder dieses nichts gutes verheißende, schmierige Grinsen im Gesicht. "Ich nehme an, dass Sie vom Ministerium darüber in Kenntnis gesetzt wurden, dass Sie ab sofort nichts mehr in dem Labor zu suchen haben?"
Sie antwortete nicht und das schien auch nicht nötig zu sein, denn Bradley war sich seiner Sache augenscheinlich sicher. Er rieb sich siegesgewiss die Hände und schnarrte: "Schön, dann sind wir uns ja einig. Ich freue mich, dass Sie so einsichtig sind... und Granger, eines lassen Sie sich noch gesagt sein", dabei trat er ganz dicht an sie heran, "sie sollten ihre Energien anderweitig nutzen, als während des Nachts zu versuchen ins Labor einzudringen. Wissen Sie, die Neugier hat schon so manch einem das Genick gebrochen."

Hermine kochte inzwischen. Wie lange gedachte dieses Arschloch sie eigentlich noch zu demütigen? Konnte der sie nicht einmal in Ruhe lassen? Reichte es ihm nicht, sie offiziell auszusperren, musste er auch noch darauf herumreiten?
"Ich hoffe für Sie", fuhr Bradley mit eisiger Stimme fort, "dass sie nun ein liebes Mädchen sind und in der Lage, gut gemeinte Ratschläge zu beherzigen. Widmen Sie sich lieber ihrem Sohn! Was meinen Sie wohl, wie die Menschen über Sie denken werden, wenn sie erkennen müssen, dass die strebsame Miss Granger ihren Sohn zu Gunsten von völlig unnötigen Schnüffeleien vernachlässigt...und wie soll ich sagen, sich damit in Gefahr begibt?"

"Sie arrogantes Miststück", fauchte Hermine, sich nun, da er ihre Mutterrolle ansprach, nicht länger beherrschen könnend, "was glauben Sie eigentlich wer Sie sind? Das Labor gehört immer noch Severus und er hat..."
"...er hat, ja was hat er denn nun?", zischte Bradley, packte Hermine grob unter dem Kinn und war ihr dabei mit einem Male so nah, dass es Hermine, ob sie wollte oder nicht, mit der Angst zu tun bekam.
"Na los, Granger, raus mit der Sprache!", forderte Bradley und fuhr ihr mit der anderen Hand über die Wange.
Sie wollte sich angeekelt von ihm lösen, aber er presste sich nun mit dem ganzen Gewicht seines Körpers an sie heran und schaute lüstern auf sie herab. "Ich mache Dir einen Vorschlag, meine Süße, da Du so sehr darum bettelst, endlich ins Labor zu gelangen...nun es lässt sich einrichten. Ich bin ja kein Unmensch."

Er öffnete mit dem Zauberstab die Tür zum Labor, sah sich kurz nach links und rechts um und zerrte die völlig überrumpelte Hermine rasch hinein. Anschließend verriegelte er die Tür magisch, riss Hermine an sich und säuselte: "Nun, da wären wir. Wenn Du Dich mir erkenntlich zeigst, kann ich über die Anweisung unseres verehrten Zaubereiministers hinwegsehen. Ist es das, was Du möchtest?" Bradley ignorierte Hermines verzweifelte Gegenwehr und flüsterte keuchend gegen ihren Hals: "So sexuell ausgehungert wie Du inzwischen sein musst, kommen wir ganz bestimmt ins Geschäft."

"Bastard!", schrie Hermine und wollte sich wiederholt losreißen, aber Bradley fühlte sich dadurch nur noch mehr erregt, drückte sie nun mit Gewalt auf den Labortisch und fuhr ihr laut stöhnend mit der Hand zwischen die Beine. Sie strampelte und schrie, versuchte ihn zu treten und verfluchte sich dafür, ihm nicht aus dem Weg gegangen zu sein.

"Ja, so liebe ich das, los wehr Dich noch mehr!", forderte Bradley heiser und versuchte Hermine zu küssen. Sie wandte angewidert ihren Kopf zur Seite und schrie aus Leibeskräften. Bradley holte, nun sichtlich Spaß an der Sache empfindend, weit aus und schlug ihr die flache Hand ins Gesicht. Dabei entblößte er seinen Arm etwas und Hermine erkannte aus den Augenwinkeln und mit Schrecken das Todessermal.

Jetzt hatte Hermine nicht nur Angst, sondern empfand Panik pur. Ein Todesser! Dieser Mann, dieses Scheusal, war zu allem fähig. Noch einmal schrie sie, so laut wie sie konnte, da hörte sie zu ihrer Erleichterung, draußen vor der Tür, Mrs. Brown, rufen.
Hermine witterte umgehend Hoffnung. Na klar, sie war gekommen, um Marvin zu übergeben! Mrs. Brown musste sie einfach gehört haben!
Auch Bradley nahm die Rufe wahr. Er hob seinen Kopf an und lauschte. Dann kniff er seine Augen ärgerlich zusammen, richtete sich auf und packte Hermine derb am Kragen.

"Hör mir mal gut zu, Du kleines Flittchen!", raunte er drohend, "ich würde mir an Deiner Stelle ausgesprochen gut überlegen, was ich anderen gegenüber äußere. Zumindest, wenn mir mein Sohn wichtig ist. Und...", er machte eine bedeutungsvolle Pause und grinste dann fies "wenn ich meinen Mann während seiner Haft noch einmal besuchen möchte. Ich mag gar nicht daran denken, wie schlecht es ihm im Moment gehen muss. Dementoren, Kälte, keine Nahrung oder andere kleine Nettigkeiten...Du hast doch gewiss Kenntnis von dem Verbleib des unglückseligen Heilers, oder? Wie hieß er doch gleich? Na ja egal... Wie wäre es, wenn ich es arrangiere, dass Du zu Weihnachten nach Snape sehen darfst? Nur eine kleine Gefälligkeit von Dir und..."

Dieses Mal klatschte es überraschend in Bradleys Gesicht. Hermine riss sich los, sprintete zur Tür und versuchte diese panisch zu öffnen. Sie rüttelte verzweifelt am Knauf, da war Bradley auch schon hinter ihr und hauchte mit Grabesstimme in ihren Nacken: "Angst, Granger?", und noch bevor sie den Zauberstab ziehen konnte, öffnete er mit einer lässigen Handbewegung die Tür und stieß sie hinaus. Genau in Dumbledores Arme hinein.

"Hermine?", rief Albus überrascht aus und betrachtete sie mit wachsendem Unbehagen eingehend.
"Oh, Albus", murmelte diese sichtlich erschrocken und riss sich dann hastig von ihm los, um zu Mrs. Brown und Marvin zu eilen, die vor Severus Wohnung warteten. Dem Schulleiter kam dies nicht ganz geheuer vor, daher wandte er sich fordernd an seinen Lehrer für Zaubertränke: "Professor Bradley, wie kommt es, dass Miss Granger Hals über Kopf aus dem Labor flieht? Haben Sie dafür eine Erklärung?"

"Professor Dumbledore, es ist doch immer wieder eine Freude, mit Ihnen plaudern zu dürfen", erwiderte Bradley mit einem schmierigen Grinsen im Gesicht, "ich versichere Ihnen, Miss Granger kein Härchen gekrümmt zu haben. Sie war nur so sehr entsetzt, über die vom Ministerium verhängte Untersagung der Laborarbeit, dass sie doch glatt begann, mich zu beschimpfen. Dabei kann ich doch auch nichts dafür. Ich hätte mit einer weiteren Zusammenarbeit selbstverständlich kein Problem, aber behördliche Anordnung ist nun einmal Gesetz. Da kann man leider nichts machen."

Misstrauisch beäugte Dumbledore den Mann vor sich. Er traute ihm nicht über den Weg. Und seinen Worten schon gar nicht.
"Ich möchte für Sie hoffen, dass Sie sich Miss Granger gegenüber angemessen benehmen, Professor Bradley", raunte Albus mit dunkler Stimme und ließ allein schon durch seinen forschen Blick keinen Zweifel daran aufkommen, dass er ihn im Auge behalten würde.

"Selbstverständlich, Professor", antwortete Bradley höflich, neigte zum Gruße sein Haupt und zog sich, die Tür langsam hinter sich schließend, in das Labor zurück.

Der Schulleiter holte tief Luft. Irgendetwas lief hier gewaltig schief. Hermine war seines Erachtens nicht nur wegen dem Verbot, weiterhin ihre Versuche auszuführen, davon gelaufen. Sie war schon über einen längeren Zeitraum völlig in sich gekehrt. Genau genommen seit dem Tod von Heiler Browning; und dieses erschütternde Ereignis lag nun schon mehrere Wochen zurück. Albus seufzte. Warum lehnte das Mädchen jede Hilfe ab? War es nur die Sorge um Severus? Gab sie sich immer noch die Schuld am Tode des Heilers?

In Gedanken versunken stand Dumbledore im düsteren Gang, als sich die Tür zu Severus Räumen öffnete und eine den Kopf schüttelnde Mrs. Brown heraustrat. Als sie den Schulleiter erblickte, wandte sie sich an ihn: "Professor, langsam mache ich mir wirklich Sorgen um Miss Granger. Es ist ja nicht nur so, dass sie wortkarg ist...wenn es dies nur wäre, nein, heute ist sie besonders schlecht drauf. Soeben hat sie sogar den Jungen angeschrieen. So kenne ich sie gar nicht. Sie war doch sonst nicht so..."
"Ist schon gut, Mrs. Brown, ich kümmere mich darum", antwortete Dumbledore bedrückt. "Wissen Sie, Hermine hat es nicht leicht. Machen Sie ruhig Feierabend!"
"Das wollte ich ohnehin...ach als ich vorhin kam, da hörte ich Schreie und sie schienen aus dem Labor zu kommen..."
"Wie ich schon sagte, ich werde mich darum kümmern, gehen Sie ruhig!"

Dumbledore wartete noch, bis die Babysitterin verschwunden war und klopfte dann energisch an die Tür zu Severus Privaträumen. Schreie! Das wurde ja immer eigenartiger. Hermine musste ihm jetzt eine Erklärung abgeben!

Mit ängstlichem Gesicht öffnete Hermine die Tür einen Spaltbreit und starrte Albus fragend an.
"Hermine, kann ich einen Moment hinein kommen?"
"Albus, ich bin furchtbar müde. Können wir vielleicht ein anderes Mal..."
"Nein! Ich bin mir sicher, dass Du mich beim nächsten Mal auch abwimmeln wirst. Warum nicht jetzt?", entgegnete Albus resolut, schob sich einfach an Hermine vorbei und sagte nachdem er beim Kamin angekommen war und sich umgedreht hatte: "Hermine so geht das nicht weiter. Du weichst mir aus, Du meidest Deine Freunde, Du scheinst mittlerweile in einer eigenen Welt zu leben."
"Bist Du gekommen, um mir Vorwürfe zu machen? Dann kannst Du nämlich gleich wieder gehen", antwortete Hermine kühl und starrte den Schulleiter herausfordernd an.
"Kind, versteh doch! Ich will Dir keine Vorwürfe machen. Ich mache mir Sorgen um Dich."
"Das brauchst Du nicht. Es geht mir gut..."

"...ja, das sehe ich!", brummte Albus ärgerlich. "Dir geht es überhaupt nicht gut. Mache Dir doch nichts vor! Warum lässt Du Dir nicht helfen?"
Hermine schnaubte. "Weil ich keine Hilfe benötige!", und wurde dann lauter: "Ich komme sehr gut klar. Akzeptiere das bitte!"
Auch der Schulleiter erhob seine Stimme. "So, dann kommst Du wohl auch mir der Tatsache klar, dass Du ab sofort nicht mehr nebenan experimentieren darfst? Bist Du eben deshalb so schnell fortgerannt? Was wäre denn die Alternative? Laborarbeit auf dem Universitätsgelände?"

"Ich bin müde, Albus und wäre Dir sehr dankbar, wenn Du nun gehen würdest", presste Hermine mühsam hervor und schrie nur den Bruchteil einer Sekunde später Marvin lautstark an, der sämtliche Studienunterlagen vom Tisch gerissen hatte und nun inmitten der Blätter saß und sie zerpflückte.

"Marvin kann nun wirklich nichts dafür, Hermine", tadelte Albus und nahm sich der zerrissenen Unterlagen an. Hermine starrte schuldbewusst auf die Schnipsel, beobachtete mit einem Kloß im Hals, wie sie sich ruck zuck wieder in unversehrte Blätter verwandelten und verspürte das große Bedürfnis, sich Albus anzuvertrauen, der mit Marvin auf dem Arm, zu Severus Lieblingssessel steuerte und sich seufzend setzte. Gleichzeitig schämte sie sich aber auch für Bradleys Übergriff, den sie selbst provoziert hatte und da waren noch immer die Ängste, die sie nach wie vor davon abhielten, sich jemandem zu offenbaren. Und neue, Marvin und Severus betreffende, waren sogar noch hinzugekommen. Sie nahm Bradleys Drohung ernst, sie konnte die beiden einfach nicht in Gefahr bringen!

So schwieg sie mit ausdruckslosem Gesicht und verbot es sich darüber zu sprechen, was sie bewegte. Ebenso wie sie es vermied, Tränen zu zulassen. Heulen brachte nichts! Und verwundert stellte sie fest, dass sich gar keine Tränen einstellen wollten, obwohl ihr eigentlich nach Heulen zu Mute war. War sie schon so sehr abgestumpft? Es war irgendwie nur noch Leere in ihr. Und sie war entsetzlich müde. Wie lange gedachte Albus denn noch zu bleiben? Ruhe, sie brauchte einfach nur Ruhe. Starr lehnte sie an der Tür zum Schlafzimmer und wartete ungeduldig darauf, dass sich der Schulleiter endlich aus dem Staub machte. Mit anzusehen, wie Marvin auf Albus Schoss vor sich hin plapperte und Albus ihm lächelnd durch die Haare fuhr, war mehr als sie derzeit ertragen konnte. Was gab es zu lachen? Sie konnte momentan weder lachen noch weinen. Alles wuchs ihr über den Kopf...
Als sie es gar nicht mehr aushielt, ging sie einfach ins Schlafzimmer hinein und knallte die Tür laut hinter sich zu. Irgendwie war ihr jetzt alles scheißegal. Sie hatte ihren absoluten Tiefpunkt erreicht. Beinahe wäre sie heute vergewaltigt worden, ihr war von einem Todesser gedroht worden, sie hatte ihren Sohn angeschrieen, Severus war nicht da... Das reichte erst einmal!

Sie lag im Bett, konnte aber auch nicht schlafen. Also stand sie wieder auf, holte die Kiste mit dem ansehnlichen Stapel Briefe für Severus heraus und schrieb den nächsten, der nicht abgeschickt zu werden brauchte, weil er ohnehin nie angekommen wäre.

Hermine hatte nicht bemerkt, wie Albus ins Zimmer getreten war, zu sehr war sie in ihren Gedanken verstrickt, die danach schrieen zu Papier gebracht zu werden. Sie erschrak im ersten Moment sehr, als er sich räusperte und ihr Gesicht verfinsterte sich zunehmend, als sie fassungslos den riesigen Tintenklecks auf dem Pergament entdeckte, der sich, je länger sie darauf starrte, immer mehr zu vergrößern schien.
Da hatte sie gerade so wunderschöne Worte gefunden, in denen sie Severus über ihren Seelenzustand berichtete und sich dabei sogar wohl gefühlt und dann platzte Albus unverhofft hier herein und zerstörte alles! Mit einem Wisch fegte sie alles vom Bett und schrie Albus wütend an: "Was hast Du hier zu suchen? Musst Du alles kaputt machen? Darf ich nicht einmal meine Ruhe haben?"

Entsetzt schaute der Schulleiter sie an. Er war sich keiner Schuld bewusst. Was war mit dem Mädchen los? Mrs. Brown hatte Recht: Hermine hatte zwar manchmal eine impulsive Art an sich, aber SO kannte er sie auch nicht.

"Hermine, Dein Sohn ist müde und ich wollte ihn nur zu Bett bringen", erwiderte er aufgewühlt und versuchte auch gar nicht erst, seinen unterschwelligen Ärger mitschwingen zu lassen.
"Das kann ich auch allein", keifte sie zurück, sprang vom Bett herunter und ergriff Marvin, der sofort anfing zu weinen und sich an Albus Robe fest krallte.
Erschrocken über ihr eigenes Geschrei und der Reaktion Marvins darauf, wollte sie ihren Sohn nun trösten, doch dieser schrie nur noch lauter und wollte partout bei dem Schulleiter bleiben.

Hermine starrte ein paar Sekunden voller Entsetzen auf ihren Sohn und stürmte dann ohne Worte aus dem Zimmer. Marvin mochte sie nicht mehr, war alles, was ihr im Kopf herum surrte. Er hatte sich von ihr abgewandt. Sie war eine schlechte Mutter! Ihr Sohn hatte es ihr soeben vor Augen geführt. Sie wollte schreien, sie wollte weinen...aber weder ein Ton, noch eine Träne löste sich... Ihr erster Impuls in ihrer Verzweiflung war es, sich zu Hagrids Hütte aufzumachen, sich Severus Pferd zu schnappen und dann so lange zu reiten, bis sie ohnmächtig vom Pferd kippte.

Mit klopfendem Herzen schaute sie zu der Tür, hinter der Albus es inzwischen geschafft hatte, Marvin zu beruhigen. Hinter dieser Tür befand sich ihr Sohn, dem sie eine schlechte Mutter war und hinter dieser Tür brachte der mächtige Zauberer Albus Dumbledore ihren Sohn ins Bett, wozu sie nicht mehr in der Lage gewesen war! Wie mochte Albus nun von ihr denken? Gewiss verabscheute er sie nun ebenso wie Marvin.

Hermine grub vor Anspannung, ohne es zu bemerken, ihre Fingernägel tief ins Fleisch der geballten Hände, während sie noch immer unverwandt auf die geschlossene Schlafzimmertür starrte. Sie spürte nur noch dieses dumpfe Pochen an ihren Schläfen. Weiter nichts. Alles andere schien, je länger sie starrte, in weite Ferne zu rücken. Ein dichter Nebel hüllte sie ein, sie fühlte sich in Watte gepackt und es kam ihr plötzlich alles ringsumher so fremd vor....


Hermine erwachte wesentlich später auf der Couch im Wohnzimmer. Neben ihr, im Sessel saß Albus und musterte sie besorgt.
"Wie geht es dir jetzt, Hermine?", fragte er leise. Augenblicklich erinnerte sich die Gryffindor an alles. Sie fürchtete, nun von Albus zur Rechenschaft gezogen zu werden und wollte hastig aufspringen. Doch ein ziehender Schmerz im Kopf zwang sie umgehend in die Polster zurück.
"Poppy hat schon einige Heilzauber auf Dich gelegt, Hermine", flüsterte der Direktor mit Rücksicht auf die offensichtlich bestehenden Kopfschmerzen Hermines, leise. "Du hattest einen Zusammenbruch und bist gestürzt, meine Liebe, und es wird Dir nicht gefallen zu hören, dass strenge Bettruhe angebracht ist."

"Ganz recht, es gefällt mir nicht", murmelte Hermine schwach und setzte sich trotz der Schmerzen, die ihren gesamten Körper durchzogen, mühsam auf. "Ich bleibe...auf keinen Fall im Bett! Das Studium", presste sie mit vor Schmerz verzogenem Gesicht stöhnend hervor, "das Studium...ich muss die Versuche...nun dort machen..."

"Nein musst Du nicht", versicherte ihr Dumbledore. "Ich nehme an, dass dieser Bradley die Anweisung des Ministeriums zu verschulden hat. Aber wie dem auch sei: Ich stelle Dir einen anderen Raum zur Verfügung."
Hermine saß wie versteinert da. Bei der Nennung des Namens Bradley war sie zusammen gezuckt...und Albus aufmerksamen Blick war es nicht entgangen.
"Hermine", begann er daher vorsichtig und erwiderte ihrem scheinbar gleichgültigen Blick, "Mrs. Brown berichtete mir von Schreien, die aus dem Labor gekommen sein sollen." Sofort wandte Hermine den Blick ab und biss sich nervös auf der Lippe herum, was Dumbledore nur noch misstrauischer werden ließ.

"Was ist dort vorgefallen, Hermine?", wollte er nun mit finsterem Gesichtsausdruck wissen.
Hermine schloss kurz die Augen, sammelte sich und erwiderte dann ahnungslos tuend: "Schreie? Nicht dass ich wüsste..."
"Hermine!"
"Lass es Albus! Es gibt nichts zu sagen."
"Das glaube ich Dir nicht, Hermine! Und Du weißt, dass ich Recht habe!"

"Geh bitte, Albus!", forderte Hermine nun aufgebracht und hielt sich mit beiden Händen den schmerzenden Kopf. "Geh! Danke, dass Du Marvin ins Bett gebracht hast, aber tue mir den Gefallen und geh endlich!"

Widerwillig erhob sich Albus und bedachte sie mit einem prüfenden Blick. "Du tust Dir, dem Kleinen und Severus keinen Gefallen, wenn Du Bradley deckst", raunte er leise.
"Lass Severus aus dem Spiel!", zischte Hermine, aber Albus setzte ärgerlich nach: "Wie könnte ich ihn aus dem Spiel lassen, wo Du mich doch gerade an ihn erinnerst? Eure Sturheit bringt Euch beide noch ins Grab. Na schön, ich werde jetzt gehen, aber sei Dir gewiss, dass ich schon noch heraus bekommen werde, was hier gespielt wird! Ich habe es satt, Dich offenen Auges ins Unglück rennen zu sehen. Schlafe Dich nun aus!" Und ein wenig sanfter fügte er hinzu: "Ach ja, Poppy meinte, Du solltest gegen 22.00 Uhr noch zwei Teelöffel von dem Trank nehmen, der auf dem Tisch steht. Kann ich mich darauf verlassen?"
Hermine nickte kurz und Albus verabschiedete sich ebenfalls mit einem kurzen, unauffälligen Kopfnicken von ihr.

Leise wurde die Tür ins Schloss gezogen und Hermine fröstelte umgehend. Es war, als wenn Albus durch sein Gehen jegliche Wärme aus dem Raum abgezogen hätte. Sie fühlte sich ausgebrannt und leer. Kraftlos legte sie sich wieder hin und starrte benommen an die Decke. Sie wusste nicht, wie das alles werden sollte, sie hatte keine Ahnung, was Bradley noch von ihr verlangen könnte, wenn sie sich weigern sollte, auf seine Forderungen, seine unverschämten Absichten, einzugehen. Sie wusste gar nichts mehr, nichts mehr... Es begann sich wieder alles um sie herum zu drehen und verzweifelt hoffte sie, dass das Karussell irgendwann zum Stillstand kam, wenn sie nur lange genug die Augen geschlossen hielt...


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Meike Bruhns, Berliner Zeitung