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Fanfiction

Trip ins Ungewisse - Marvin

von lemontree

Es dauerte noch zwei weitere Tage und schlaflose Nächte, bis Snape sich nun endlich durchgerungen hatte.
Heute war Mittwoch und er hatte schon um die Mittagszeit Schluss, so dass er entschied sie sofort nach seiner letzten Stunde aufzusuchen. Er nahm an, dass sie am Wochenende vielleicht Verabredungen haben würde und es daher günstiger sei, in der Woche bei ihr zu erscheinen.

Gegen 12.00 Uhr machte er sich dann mit einem Gefühl, als hätte er 10 Kilogramm Wackersteine in seinem Bauch, auf nach Hogsmeade, um von dort aus nach Schottland zu apparieren.
Der Schulleiter hatte mit einem Lächeln auf den Lippen den Fortgang seines Tränkemeisters beobachtet und sich dann nachdenklich in seinem Sessel niedergelassen. Hoffentlich wurde es für Severus nicht ein all zu großer Schock, wenn er erfuhr, dass er Vater geworden war. Und Hermine? Würde sie Severus noch eine Chance geben? Immerhin war viel Zeit vergangen, da sie sich das letzte Mal gesehen hatten.


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Snape apparierte direkt auf das verschneite Gelände des Livingston Institut. Er fand sich in einem weitläufigen Park wieder und schaute sich erst einmal um. Wo sollte er anfangen zu suchen?
Im Universitätsgebäude? Hier draußen im Park? Irgendjemanden fragen, ob er eine Hermine Granger kannte?
Egal. Er beschloss zunächst den Park abzusuchen und war sich sicher, dass er nicht eher nach Hogwarts zurückkehren wollte, bis er sie gesehen und gesprochen hatte. Jetzt war er hier und auch fest entschlossen sie zu finden und um sie zu kämpfen.

Nachdem er eine halbe Stunde lang durch den Park geirrt war, ohne sie zu sichten, wollte er es nun doch in dem Gebäude versuchen. Er näherte sich diesem alten, sehr beeindruckenden Gemäuer, als er abrupt stehen blieb, da Hermine so eben aus diesem heraustrat.

Da war sie. Hermine! Sein Herzschlag beschleunigte sich rasant und er verspürte wieder diese Unruhe in sich. Wie würde sie wohl reagieren?
Langsam folgte er ihr. Sie las in einem Buch und hatte ihn noch nicht bemerkt. Aber sie war hier! Er hatte sie zumindest gesehen! Nun stand noch dieses unausweichliche Gespräch an, vor dem ihm Angst und Bange war.

Er beschleunigte seine Schritte und war nur noch zehn Meter von ihr entfernt.

"Hermine?", rief er, während ihm das Herz inzwischen fast aus der Brusthöhle zu springen drohte. Sie blieb stehen, drehte sich um und starrte ihn ungläubig an. Das Buch fiel ihr aus den Händen und ihr zunächst verblüffter Blick verwandelte sich im Nu in einen besonders finsteren.
Sie sagte nichts, hob ihr Buch langsam wieder auf und wandte sich dann von ihm ab, um ihren Weg fortzusetzen. Snape haderte einen Moment lang mit sich und setzte ihr dann nach.
"Hermine, warte bitte!", rief er verzweifelt aus, aber sie sagte nur ohne sich umzudrehen: "Ich wüsste nicht, warum ich jetzt warten sollte. Ich habe lange genug gewartet, Severus."

Ihre Schritte beschleunigten sich, aber Snape gab noch nicht auf. Er rannte los, holte sie ein und baute sich vor ihr auf.
Flehend sah er sie an und sagte leise: "Bitte Hermine, ich möchte mit dir reden. Ich weiß, dass ich mich wie ein Idiot aufgeführt habe. Aber, ...ich habe dich vermisst."

Hermines Augen füllten sich mit Tränen. Sie lachte bitter. "Vermisst? Das fällt dir jetzt nach einem halben Jahr ein? Nach so langer Zeit kommst du hier an und erzählst mit tatsächlich, dass du mich vermisst hast?" Ihre Stimme war immer lauter geworden und Snape biss sich verlegen auf der Lippe herum. Albus hatte zwar erwähnt, dass sie verbittert wäre, und er hatte auch geahnt, dass sie ihm nicht gleich um den Hals fallen würde, aber dies hier schien eine längere Angelegenheit zu werden. Um Einiges schwieriger, als er sich das ausgemalt hatte.

"Ich hatte Sehnsucht nach dir und habe dich wirklich vermisst, Hermine und ich möchte nicht mehr ohne dich leben."
"Oh, wie kommst du zu dieser Erkenntnis? Monatelang wollte ich eine Entscheidung von dir, aber du hast sie immer von dir geschoben." Sie musterte ihn wütend und Snape schloss voller Schmerz die Augen.
"Ich weiß, dass ich dich sehr verletzt habe", sagte er leise "und ich möchte mich bei dir in aller Form dafür entschuldigen. Es tut mir sehr leid."
"Hör auf!", schrie Hermine "ich kann es nicht mehr hören. Es tut dir leid! In Hogwarts hat dir auch schon immer alles leid getan. Nein, Severus, ich bin gerade dabei mein Leben neu zu ordnen und da tauchst du plötzlich unangemeldet hier auf und erzählst mir mal wieder, wie furchtbar leid dir alles tut. Weißt du was? Mir tut es leid, dass ich mich jemals mit dir eingelassen habe. Ich kann einfach nicht mehr und habe keine Kraft, dass alles noch einmal durchzustehen."

Es fiel ihr schwer dies zu sagen. So sehr hatte sie sich gewünscht, dass er eines Tages kommen würde! Und nun wo er vor ihr stand, fühlte sie nur noch Wut. Unermessliche Wut!
Sie war mit diesem Wiedersehen völlig überfordert und wusste nicht, was sie für ihn fühlen sollte. Auf der einen Seite verspürte sie den Wunsch, sich in seine Arme sinken zu lassen, auf der anderen Seite traten all der Schmerz und die Wut, die sie über Monate hinweg unterdrückt hatte, an die Oberfläche.

"Woher weißt du überhaupt, wo ich bin?", fragte sie kühl und ihre Blicke schienen ihn zu durchbohren.
"Ähm, nimm es ihm bitte nicht übel, aber..."
"Danke, ich ahne es schon! Harry kann was erleben!", raunte Hermine und ballte die Hände zu Fäusten. Klar, Harry war doch vor ein paar Tagen in Hogwarts!
Sie hatte jeden, der von ihnen und dem Kind wusste, angewiesen Stillschweigen zu bewahren. Von Ron hätte sie es schon eher erwartet, der stand ja noch immer auf Snapes Seite, aber dass Harry seinen Mund nicht halten konnte, ließ ihre Wut, die sie im Moment in nie gekanntem Ausmaß empfand ins Unermessliche steigen.

"Bitte gib mir noch eine Chance", hörte sie Severus verzweifelt flehen, aber sie schüttelte nur den Kopf.
"Nein, mein Lieber! Du hast mich eiskalt abblitzen lassen. Du warst es, der uns keine Chance geben wollte. Es ist zu viel geschehen in der Zwischenzeit. Irgendwann fällt dir wieder ein, dass du doch nicht der Richtige für mich bist und das Spiel beginnt von vorn. Das kann ich nicht noch einmal durchstehen!"
Snape trat nun auf Hermine zu und schaute sie mit Tränen in den Augen an.
"Hermine", flüsterte Snape mit bebendem Atem "ich bin heute hierher gekommen, weil ich dich zurückgewinnen möchte, weil ich....weil ich dich liebe."

So, nun war es raus und für einen winzigen Augenblick sah Snape ein Aufleuchten in ihren rehbraunen Augen, was aber sofort wieder verschwand, um einem eisigen Blick zu weichen.
"Liebe? Du sprichst ernsthaft von Liebe?", schleuderte sie ihm entgegen. "Du wagst es, von Liebe zu sprechen, wo du mich beim Abschlussball ohne mit der Wimper zu zucken, abserviert hast?" Sie war nun außer sich. Sie war in Rage und glaubte jeden Moment explodieren zu müssen. "Was glaubst du wohl, wie ich mich die letzte Nacht im Schloss gefühlt habe?", kreischte sie nun völlig von Sinnen durch den Park und ignorierte die Menschen, die verwundert an ihnen vorüber zogen.

Beide standen sich dann schweigend gegenüber und ließen ihre Tränen ungehindert zu Tale fließen. Beiden stand der Schmerz ins Gesicht geschrieben und Snape fand die plötzliche Stille noch unerträglicher, als ihr Geschrei. Es dauerte Minuten, bis er die Sprache wieder fand.
"Ich weiß, wie sehr du darauf gewartet hast, dass ich mich zu dir bekenne und dir sage, wie viel du mir bedeutest, Hermine" hauchte er und war fast nicht zu verstehen, "aber gerade weil ich dich so sehr geliebt habe, wollte ich dir keine unnötigen Hoffnungen machen."
Hermine putzte sich die Nase und sah ihn dann spöttisch an: "Eigenartige Logik, Severus. Ich weiß im Moment wirklich nicht, was ich denken soll. Du...du hättest nicht her kommen sollen!"

Dann drehte sie sich um und rannte los. Sie hörte, wie er ihr hinter rief, dass er sie über alles lieben würde, aber sie brauchte Abstand. Es war ihr nicht möglich, weiter in seiner Nähe zu sein, ihn zu hören und zu sehen. Sie hatte das Gefühl, dass sie sonst wahnsinnig werden würde.
Sie rannte, bis sie nicht mehr konnte und ließ sich, total außer Atem und erschöpft, an einer Mauer des altehrwürdigen Universitätsgebäudes herabsinken. Sie stützte den Kopf in ihre Hände und weinte nur noch haltlos drauf los.
Er hatte ihr nun endlich seine Liebe gestanden! Endlich! Wie lange hatte sie darauf warten müssen! Doch es war so viel geschehen. Sie wusste, dass er ihr nicht gleichgültig war. Aber im Augenblick überlagerten so viele andere Gefühle ihren Körper, dass sie nicht mit Gewissheit sagen konnte, ob dass, was sie für ihn empfand, wirklich noch die große Liebe war.

Nach einer Weile bemerkte sie, dass sie nicht mehr allein war. Auch ohne aufzublicken, spürte sie, dass es Severus war, der sich still neben ihr niedergelassen hatte. Sie war ihm sogar dankbar dafür. Auch wenn er es war, auf den sich ihre immense Wut fokussierte, so war es angenehm ihn neben sich zu wissen.

Severus wusste nicht, ob sie gleich wieder aus der Haut fahren oder weglaufen würde, wenn er es wagen sollte, einen Arm um sie zu legen. Er streckte zwar seine Hand nach ihr aus, zog sie aber gleich wieder zurück. Zunächst verhielt er sich deshalb zurückhaltend. Sicher war er aber, dass sie wusste, dass er es war, der neben ihr hockte. Auch wenn sie nicht aufgesehen hatte. Er beobachtete sie still und wertete es positiv, dass sie noch nicht die Flucht ergriffen hatte.

Irgendwann wurde es Hermine zu kalt und sie erhob sich. Ohne ihn anzusehen sagte sie leise: "Ich würde dir so gerne sagen, dass ich für dich noch genau so empfinde, aber ich kann es nicht. Ich kann meine Gefühle momentan nicht einordnen. Du hast mich zu sehr enttäuscht, Severus."
Er schluckte. Dann erhob auch er sich und stellte sich neben sie. Hermine hauchte, von einem plötzlichen Gefühl überwältigt, dass nach Trost schrie: "Halte mich bitte einfach nur fest!"
Nur zu gerne zog er sie an sich, schlang seine Arme um sie und vergrub, glücklich über diese Wendung, sein Gesicht in ihren Haaren.
Dieser glückliche Moment hielt allerdings nicht lange an, denn kurz darauf wand sich Hermine wieder aus seinen Armen heraus und ging auf Abstand. Sie wussten beide nicht, wie sie sich verhalten sollten und waren völlig verunsichert.

Snape hatte das Bedürfnis irgendetwas zu sagen.
"Harry meinte, dass der Start hier an der Universität für dich nicht sehr befriedigend war", äußerte Snape nach geraumer Zeit.
"Nicht sehr befriedigend?", Hermine starrte ihn fassungslos an. "Das halte ich noch für untertrieben. Du hast doch keine Ahnung!"
"Erzählst du es mir?", wagte Snape zu fragen.
Hermine verzog gequält ihr Gesicht. Wo sollte sie anfangen? Von der Schwangerschaft, die sie ohne Severus durchstehen musste? Von der Entbindung, die ohne ihn stattfand? Von den ganzen Strapazen, die sie sich mit Studium, Jobs, Haushalt und Sorge um ihr Kind auflud?
Er musste von dem gemeinsamen Kind erfahren. Klar! Aber wie sollte sie beginnen? Wo sollte sie anfangen, ohne sich wieder in Wut und Hass auf ihn zu verstricken?

"Hermine, ich würde dir gerne helfen", sagte Snape besorgt "aber ich weiß nicht wie. Wenn du Nachhilfeunterricht benötigst, um den Stoff wieder aufzuholen, stehe ich gerne zur Verfügung."
"Ich habe ganz andere Sorgen, Severus", fuhr Hermine auf "ich halte einfach der Doppelbelastung nicht länger stand. Ich muss nicht nur mein Studium auf die Reihe bekommen, sondern nebenbei auch noch arbeiten, um mir die Wohnung leisten zu können und etwas Geld für den Lebensunterhalt zu erwirtschaften und außerdem...."
Sie brach ab, denn sie wusste nicht wie sie ihre Rolle als Mutter ansprechen sollte. War Severus hierher gekommen, um sie persönlich zurück zu gewinnen, so konnte sie doch überhaupt nicht einschätzen, wie er reagieren würde, wenn er wüsste, dass er inzwischen Vater geworden war.
Sie begann vorsichtig. "Hör zu, Severus, ich arbeite nebenbei als Putzkraft, als Kellnerin, gebe Nachhilfe, helfe in der Bibliothek aus und noch vieles mehr, aber ich habe auch Verantwortung zu tragen, denn ich bin nicht mehr allein..."
"Du hast einen Neuen?", fragte er sogleich und bedachte sie mit einem durchdringenden Blick.
"Was? Ach so, du meinst, ob ein anderer Mann in meinem Leben eine Rolle spielt?" Er nickte grimmig.
Das sah Severus wieder ähnlich! An dieser Stelle gleich einen Nebenbuhler hinein zu interpretieren. Trotzig antwortete sie daher. "Ja, es gibt einen anderen Mann in meinem Leben, auch wenn es etwas ganz anderes ist, als du glaubst."
Nun hatte Snape seinen abweisendsten Blick aufgesetzt und meinte reserviert:
"Sicher, es ist dein gutes Recht dich anderweitig um zu sehen und ich möchte dir da auch gar nicht im Wege stehen. Du bist schließlich jung."

Snape war kurz davor, einfach nach Hogsmeade zu apparieren. Er hatte verloren! Sie hatte sich neu gebunden. Neu verliebt. Sie hatte einfach das getan, was er ihr immer nahe gelegt hatte. Prima! Das kam davon, wenn man sich immerzu in seinen Kerkern versteckte, statt gleich zu handeln! Er fühlte Übelkeit aufsteigen und unendliche Traurigkeit. Er bekam gar nicht mit, wie Hermine sich wieder an ihn wandte. Er hatte einfach nur die größte Lust, von hier zu verschwinden. Vielleicht in die drei Besen? Oder gleich in die Nocturngasse?

Hermine ahnte sofort in welche Fantasien er nun verstrickt war und wollte es ihm erklären, aber er hörte gar nicht zu und schien mit seinen Gedanken meilenweit entfernt zu sein.

"Severus, es ist anders, als du denkst", begann sie, wurde aber unwirsch von ihm unterbrochen.
"Vergiss es! Ich habe schon verstanden", zischte er aufgebracht "es wird tatsächlich besser sein, wenn ich nach Hogwarts zurückkehre. Dann hast du freie Bahn. Ich bin der Letzte, der deinem Glück im Wege stehen möchte. Ich liebe dich, aber ich akzeptiere es, wenn du dich anders entschieden hast."
Sie sah die Tränen in seinen Augen und war hin und her gerissen. Sie musste ihn nun aufklären, aber dazu musste sie es erst einmal schaffen, dass er ihr zuhörte.
"Severus, bitte!", versuchte sie es, aber er wandte sich gleich ab. Hermine schlang dann einfach ihre Arme um ihn und zeigte sich nicht gewillt, ihn wieder loszulassen, mochte er sich auch winden, wie ein Aal.

Es gab mehrere Sekunden einen Ringkampf, den Snape aber zu Gunsten der Körperwärme Hermines aufgab. Seufzend schloss auch er seine Arme um ihren Körper und hauchte sanft in ihre Haare: "Ich will dich nie wieder loslassen, Hermine. Du und nur du bist die Frau die ich liebe und die ich will."
Hermine war so angenehm überrascht über sein erneutes Liebesgeständnis, dass sie ihm spontan auf die Wange küsste und sich dann mit geschlossenen Augen eng an ihn presste.
Snape genoss geradezu diese Nähe, als sie plötzlich von einer jungen Frau mit Kinderwagen unterbrochen wurden.



"Hallo Hermine. Hier bist du also. Entschuldige, die Störung und ich weiß, dass wir erst in einer Stunde verabredet waren, aber ich habe vergessen, dass die Vorlesung heute schon eine Stunde früher beginnt. Wir müssen die Übergabe also ein bisschen vorverlegen."
Hermine sah im ersten Moment erschrocken auf und stammelte dann: "Ähm,...ja ist natürlich kein Problem, Susan. Ist alles in Ordnung mit ihm?"
"Ja, alles klar. Ich habe dir noch zwei Äpfel und zwei Sandwiches in den Wagen gelegt."
Mit einem Seitenblick auf den älteren Mann an Hermines Seite, raunte sie:" Ist das dein Vater?" Hermine verzog das Gesicht. "Nein, MEIN Vater nicht, Susan. Ich erkläre es dir später, in Ordnung?"
Verstehend nickte Hermines Bekannte und mit einem letzten Blick auf Snape eilte sie von dannen.

Hermine warf dann gleich einen besorgten Blick in den Kinderwagen, zupfte die Decke zurecht und verfiel dann ins Grübeln, aus dem sie mit den Worten: "Das du auch als Babysitter jobbst, hast du vorhin gar nicht erwähnt. Außerdem wusste ich auch gar nicht, dass Babys hier überhaupt geduldet werden", gerissen wurde.

Hermine stöhnte innerlich auf und fuhr dann herum.
"Was bitte schön sollen denn Studentinnen machen, die plötzlich schwanger werden?"
Snape antwortete in bester Lehrermanier: "Man sollte sich schon entscheiden, ob man Karriere oder Familie möchte, Hermine. Beides verträgt sich wohl schlecht. Zwangsläufig würde immer eines von beiden zu kurz kommen."
"Ach, was du nicht sagst", keifte Hermine los. "Da hat man also endlich einen Studienplatz ergattert, an einer Universität, die man schon immer ins Auge gefasst hatte, wird dann vom Vater des Kindes sitzen gelassen und muss sich dann entscheiden, ja? Du machst es dir verdammt einfach!"
Verständnislos sah Snape Hermine an. Was hatte sie denn nun wieder? Mal glaubte er, dass sie sich ihm wieder annähern würde, dann war sie wieder so abweisend.

"Was ist nun wieder los?", erkundigte er sich, als Hermine noch immer verärgert vor ihm stand. Er konnte sich langsam keinen Reim mehr auf ihr Verhalten machen.

"Du begreifst überhaupt nichts", schrie sie Snape plötzlich ohne Vorwarnung an, so dass er entsetzt zwei Schritte zurückwich.
"Was begreife ich nicht?", entgegnete er nun auch um einiges lauter "vielleicht hättest du die Güte nicht permanent in Rätseln zu sprechen? Sag einfach klipp und klar, was los ist!"

Durch die lauten Worte offenbar aus dem Schlaf gerissen, meldete sich nun auch das Baby im Kinderwagen lautstark zu Wort.
Hermine raunte Snape zu: "Danke, das hast du ja prima hinbekommen!" und beugte sich besorgt in das Wageninnere.
"Ich?", rief Snape entgeistert, "wer hat denn hier angefangen herumzubrüllen? Im Übrigen nervt das Geplärre, kannst du es nicht irgendwie abstellen?"

Wie eine Furie kam Hermine auf Snape zugeschossen und zischte bedrohlich leise:" Erstens ist es kein Es, sondern ein Junge namens Marvin und zweitens, nein es geht nicht einfach abzustellen. Wahrscheinlich hat er Hunger oder die Windeln voll und damit durchaus ein Recht, auf sich aufmerksam zu machen."

Snape stöhnte genervt. "Hermine ich würde gerne mit dir in Ruhe weiter sprechen. Kannst du dieses, ähm... ihn nicht der Mutter einfach zurückgeben?"
Hermine schaute ihn nicht an, als sie kaum hörbar sagte: "Er wurde seiner Mutter bereits zurückgegeben."
Snape regte sich nun richtig auf. "Was ist denn das hier für eine Wirtschaft, an dieser Universität? Hier lungern Mütter mit ihren Babys ungeniert herum. Hier werden Babys einfach so herumgereicht, den Müttern zurückgegeben und offenbar gleich wieder verliehen. Verdienst du wenigstens ordentlich etwas bei diesem Job?"

Marvin schrie nun mit voller Lautstärke, Hermine massierte sich angestrengt die Schläfen und Snape erwartete noch immer eine Antwort auf seine Frage.
"Hermine, was ist nun? Was verdienst du...?"
"HÖRST DU MIR ÜBERHAUPT ZU? ", schrie Hermine so laut sie konnte, das Gesicht vor Wut verzerrt, und schaffte es damit, ihren Sohn zu übertönen, "ICH SAGTE SOEBEN, DASS ER SEINER MUTTER BEREITS ZURÜCKGEGEBEN WURDE. VOR GENAU 3 MINUTEN!"

Bis auf Marvin, der noch immer schrie, herrschte Stille. Hermine sah, wie es in Severus Kopf angestrengt arbeitete. Sie bemerkte, wie ihn die plötzliche Erkenntnis mit voller Wucht traf. Er taumelte ein paar Schritte rückwärts und ließ sich auf eine Parkbank, die voller Eis und Schnee war, fallen. Er blickte entsetzt zu Hermine und schüttelte immer wieder den Kopf.

"Nein, Hermine", sagte er bestürzt, "das kann nicht wahr sein!"
"Oh, doch, das ist wahr! Meine Verhütungszauber haben offenbar nichts gebracht und du hattest keine Magie, Severus! Schon vergessen?"
"Wie alt ist er?", brachte Snape krächzend und ungläubig dreinschauend hervor.
"Er wurde am 10. September geboren, ist jetzt also drei Monate alt und ich warne dich, versuche erst gar nicht darüber nachzudenken, ob da noch jemand anderes in Betracht kommen könnte!"

Severus rutschte nervös auf der Bank hin und her. Mal lehnte er sich nach vorne und begrub sein Gesicht in den Händen, mal lehnte er sich zurück und warf den Kopf in den Nacken, um den Vögeln hoch oben in den Ästen zuzuschauen.
Hermine beruhigte derweil Marvin, indem sie ihm den Nuckel anbot, ruhig mit ihm sprach und den Kinderwagen hin und her schaukelte.
Eine Weile schaute Hermine sich das Getue von Severus mit an, dann reichte es ihr.

"Hier, schau dir deinen Sohn wenigstens mal an!", sagte Hermine fordernd und schob den Wagen zu Snape heran. "Auch wenn dir Babygeschrei zuwider ist. Marvin, darf ich dir deinen Vater Severus Snape vorstellen? Er ist leider zur Zeit weder in der Lage zu sprechen noch sich anderweitig zu rühren."
Snape schluckte nur, blickte dann aber schuldbewusst und noch immer geschockt auf seinen Sohn.
"Warum habe ich nichts bemerkt, Hermine?", fragte Snape verzweifelt und mit einer Stimme, die überhaupt nicht seine zu sein schien. "Ich hätte es doch bemerken müssen!"
"Wenn du mich auf dem Abschlussball, bei unserem Tanz, nicht mit aller Macht von dir fern gehalten hättest", sagte Hermine nun schon wieder mit einem Hauch Wut in der Stimme, "dann wäre es dir aufgefallen! Was meinst du wohl, warum ich mitten im Sommer, mit dem langen Umhang durch die Gegend spaziert bin? Verdammt Severus, ich hätte es dir so gerne gesagt, aber immer wenn ich dich auf die Zeit nach meinem Abschluss angesprochen habe, gab es keine oder eine unbefriedigende Antwort von dir! Und jetzt kommst du mir nichts, dir nichts hier an und erzählst mir, dass du mich liebst!"

Severus sah mit Erschrecken, dass Hermine wieder kurz vor einem Ausbruch stand. Ihr Atem beschleunigte sich, sie rang nach Worten und biss sich nervös auf der Lippe herum.
Dann war es soweit. Sie sprang auf ihn zu und presste mühsam hervor:
"Hast du überhaupt eine Ahnung, was ich hier alles mitgemacht habe? Die acht Wochen nach der Schule war ich bei den Weasleys. Der Schmerz darüber dass du mich nicht wolltest war unbeschreiblich groß. Molly und Ginny haben sich um mich gekümmert, ja, aber ich hätte lieber dich um mich herum gehabt. Ich hatte panische Angst davor, wie alles ab September werden würde. Meine Eltern sind fast aus den Latschen gekippt, als sie von meiner Schwangerschaft erfuhren. Mein Vater wollte gar nichts mehr von mir wissen, weil ich noch nicht einmal einen Mann präsentieren konnte, meine Mutter hat sich wenigstens dazu hinreißen lassen, mit mir in London ein paar Babysachen zu kaufen. Das war es aber auch schon!"

Hermine versuchte sich zusammen zu reißen, aber die Wut wollte einfach nicht verschwinden. Hastig lief sie auf und ab, während Severus auf der Bank hing und alles wie durch einen dichten Nebel sah und hörte. Er war von der Neuigkeit, Vater zu sein und der Erkenntnis, dass Hermine ihn so dringend gebraucht hätte und er nicht da war, wie erschlagen. Da hatte er gedacht, dass Richtige zu tun, indem er sie ziehen ließ und sie war in der Zeit in der er sich in Selbstmitleid gebadet hatte und voller Verzweiflung und Besessenheit Tränke braute, durch die Hölle gegangen. Wegen ihm! Er hatte sie in ihren Augen fallen gelassen! Das konnte er nie wieder gut machen!

"Deshalb warst du also auf der Krankenstation", stellte er dann flüsternd fest. Er hatte Tränen in den Augen, als er sich endlich erhob und Hermine in seine Arme zog. "Du musst mich hassen, Hermine. Ich werde mir das selbst nie verzeihen können. Ich versteh nun auch, warum du nie mehr mit Ron zum Nachhilfeunterricht mitgekommen bist."

Hermine konnte sich nicht dazu durchringen auch ihn zu umarmen. Sie stand stocksteif da und schaute an Severus vorbei in die Ferne.
"Ich hasse dich nicht, Severus", sagte sie leise, "auch wenn ich das gesagt habe. Aber ich brauche Zeit. Weißt du, es war ist in der Tat nicht einfach hier. Du hast vollkommen Recht, irgendetwas bleibt auf der Strecke. Ich muss jeden Tag arbeiten, habe Marvin zu versorgen und das Studium. Ich war noch nicht mal zwei Wochen hier, als die Wehen eingesetzt haben. Knapp zwei Wochen, in denen ich den abweisenden Blicken der Mitstudenten ausgesetzt war, bevor dann der Alltag mit dem Baby begann. Mein Konto bei Gringotts ist leer. Mir blieb gar nichts anderes übrig, als diverse Jobs anzunehmen. Ich war kurz davor, das Studium wirklich abzubrechen. Molly und auch Minerva haben mir geholfen, aber ich habe dich so sehr vermisst. Ich hätte dich gerne an meiner Seite gehabt."

Ihre anklagenden und verbitterten Worte taten ihm in der Seele weh und die Schuldgefühle überschritten allmählich den Zenit.
Er räusperte sich. "Warum hast du mir nicht beim Abschlussball gesagt, dass du schwanger bist?"
Hermine schüttelte den Kopf. "Ehrlich Severus, hättest du mich gehen lassen, wenn ich es dir gesagt hätte?"
"Nein, niemals", sagte Snape sofort.
"Siehst du, das dachte ich mir. Glaubst du wirklich, dass ich gewollt hätte, dass du dich nur zu mir bekennst, weil wir ein Kind bekommen?", fragte Hermine deprimiert.
"Nein, wie ich dich kenne, sicherlich nicht", sagte er traurig. "Komm mal her, Hermine!" Er zog sie wieder in seine Arme und strich ihr beruhigend durch die Haare. "Ihr seid nun nicht mehr allein. Ich werde mich um euch kümmern, versprochen."
"Du hattest mir damals auch versprochen, mich nie zu verletzen, Severus. Und doch hast du es getan."
Er nahm ihr Gesicht liebevoll in seine Hände, hauchte ihr einen Kuss auf die Stirn und sah sie dann ernst an.
"Hermine, ich bin heute ausgezogen, um dich zurück zu erobern. Dazu kommt auch noch, dass ich Vater geworden bin. Ich werde mich nicht aus der Verantwortung stehlen, dass verspreche ich dir, nein, ich verspreche es euch, beim Barte des Merlin. Ich lasse euch beide nie wieder gehen!"

Hermine war gerührt. Er akzeptierte seinen Sohn und schien sie offenbar wirklich zu lieben. Ja, er schien sich wahrhaftig vorstellen zu können, zu seiner kleinen Familie zu stehen und damit der Zukunft eine Chance zu geben. All das, was sie sich immer gewünscht hatte.
Severus! Endlich war er da. Ihre Gefühle fuhren heute Achterbahn. Im Moment schrie alles in ihr nach seiner Nähe. Ein warmes Gefühl der Zuneigung für ihn durchströmte sie und sie driftete mit ihren Gedanken ab. Gedanken, die sie schon in Hogwarts durchgespielt hatte. Wie würden sie es auf die Reihe bekommen, sich regelmäßig zu sehen? Mal könnte sie im Schloss sein, ein andres Mal könnte Severus bei ihr übernachten....

"Hermine, hast du mitbekommen, was ich soeben gesagt habe?", fragte Severus schmunzelnd. "Mir schien, dass du mit deinen Gedanken ganz woanders warst."
Hermine zuckte zusammen. "Ähm,..ich bin mir nicht sicher. Was sagtest du denn?"
"Ich habe dir versichert, dass ich dich unterstützen werde und dich gefragt, was momentan dein größtes Problem ist." Fragend sah er sie an.

Ihr größtes Problem? Wo sollte sie anfangen? Probleme gab es gewiss viele.

Marvin, der inzwischen wieder lautstark auf sich aufmerksam machte, unterbrach ihre Gedankengänge.
"Unser Sohn scheint langsam Hunger zu haben", sagte Hermine und sah Severus von der Seite an. "Kommst du mit zu uns oder musst du gleich wieder los?"
"Ich muss erst um 22.00 Uhr zur Aufsicht wieder im Schloss sein und komme daher gerne mit", sagte Snape und stand dann unsicher neben dem Wagen, unfähig noch ein weiteres Wort zu sagen.
Erst als Hermine den Wagen schon vor sich her schob, sich umdrehte und rief: "Nun Komm schon!!", setzte er sich in Bewegung und trottete ihr grübelnd hinterher.


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