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Fanfiction

blackout. - Die Spiegelung all seines Lichts.

von SaphiraMalfoy

Ehm, bei mir spielt Sirius als Hüter im Gryffindor Quidditch-Team, weil ich der tiefen Fehlüberzeugung unterlag, dies sei Canon. Ich habe zu spät bemerkt, dass er das laut Buch gar nicht tut. Whatsoever.

___________________________________




Wie alle gut situierten, reinblĂĽtigen Zaubererfamilien Englands pflegt auch Familie Steel die Beziehungen zu ihresgleichen, strebt nach Aufrechterhaltung der reinen, altehrwĂĽrdigen Blutlinien und sinnt danach, das Vermögen in der Familie zu halten. Ihr ältester Sohn Adair, der Stammhalter, ist bereits im sicheren Hafen einer standesgemäßen Ehe verortet, ist dem Wunsch der Eltern gefolgt und hat vor einem Jahr seine Cousine Richelle Steel zur Frau genommen.

Diskutabel bleibt nur mehr die Zukunft ihrer Tochter Cecilia, welche mit der ersten Wahl ihrer Eltern kreuzunglĂĽcklich ist. Doch sind es nicht die geradezu mit strategischem KalkĂĽl angestellten hypothetischen Ăśberlegungen ĂĽber die vorteilhafteste Verbindung, aus welcher ihre Eltern Lucy und Humbert Steel nie ein Geheimnis gemacht haben, die Cecilia Magenschmerzen bereiten, sondern der scheinbar so ideale Kandidat.
Alles in Cecilia sträubt sich, als der Name Sirius Black fällt. Vor Entsetzen versteift sich ihre Haltung und die Leere in ihren dunkelblauen Augen ist nur das Spiegelbild ihrer Ablehnung, doch verbirgt sie ihren Unmut sorgfältig, lässt keinen Mucks des Widerwillens verlauten. Schweigt, lächelt, fügt sich.

Sirius Black, ältester Sohn von Orion und Walburga Black und Haupterbe des Black'schen Vermögens. Natürlich versteht Cecilia die Wichtigkeit des richtigen Partners in ihren Kreisen, den wirtschaftlichen Aspekt, die Bedeutung des reinen Blutes. Argumente, welche die junge Hexe keinesfalls infrage stellt.
Doch ist ihr der aufmüpfige, laute, ungezogene Bengel derart zuwider, dass sie ihre Euphorie kaum zu verbergen vermag, als der zwei Jahre ältere Junge nicht nur dem Hause Gryffindor zugeteilt wird, sondern auch absolut inakzeptable Beziehungen mit unwertem Blutsverräterpack eingeht, was ihre Eltern dazu veranlasst, von der Idee Abstand zu nehmen.

Ganz im Gegensatz zu seinem Bruder ist der JĂĽngere der beiden - ein Slytherin, genau wie sie - ihr wesentlich angenehmer, obgleich sie auch zu ihm (der wenn ĂĽberhaupt nur mit seiner Cousine Narzissa spielt) keine engere Bindung besitzt. Regulus` ruhiges Wesen, die höfliche ZurĂĽckhaltung, welche er an den Tag legt, sind ihr weitaus sympathischer. Eine mitreißende Stille umgibt ihn. Er ist interessant und unergrĂĽndlich wie ein tiefes Gewässer, zieht sie schon immer magisch an, und noch lange bevor sie die finstere Spiegelung all seines Lichts, die hässliche Grimasse seiner Selbstverleugnung in all ihrer Abscheulichkeit gesehen hat, ist sie gefangen in seinem Blick, lechzt nach der Aufmerksamkeit, welche er ihr so selten schenkt.

+

Das kollektive Desinteresse Cecilias an der menschlichen Spezies wird nur von zwei Menschen durchbrochen. Regulus - und Bellatrix. Doch indes die Inklination, hinter Regulus` Fassade zu blicken, einseitiger Natur bleibt, vereinnahmt Bellatrix die JĂĽngere ganz fĂĽr sich allein. In Hogwarts kapselt sich Cecilia von den Gleichaltrigen ab (oder ist es Bellatrix, die ihr Eigentum nicht teilen will?), geht keine Freundschaften ein, bleibt ganz und gar Bellas SpielpĂĽppchen; angepasst, folgsam und von der Unberechenbarkeit der Ă„lteren scheinbar leicht zu beeindrucken.

+

Cecilia ist dreizehn, als Sirius seinen letzten Sommer auf dem Landsitz der Blacks verbringt und sie Zeugin einer verstörenden Szenerie wird, deren Bedeutung sich ihr erst drei Jahre später in ihrer schrecklichen Wahrheit erschließt.
Dem gemeinsamen Nachmittagspicknick der Familien Black und Steel - das etwas außerhalb der in Cornwall gelegenen Ortschaft Gweek stattfand - hat Sirius nicht beigewohnt, doch vor dem Abendessen darf er sich nicht drĂĽcken. Obgleich seine pure Anwesenheit und sein vorlautes, unzĂĽgelbares Mundwerk der Stimmung wohl kaum zuträglich sein werden.

Das Gästebadezimmer, in welchem die junge Hexe sich von einer Hauselfe die Abendgarderobe anlegen lässt, ist in seichtes Kerzenlicht getaucht, das jedem Erscheinungsbild schmeichelt, sich wie ein weichzeichnender Filter über die Netzhaut des Betrachters legt.
Mit angehaltenem Atem und geradem Rücken beobachtet Cecilia ihr Spiegel-Selbst auf der Suche nach dem richtigen Lächeln. Jeder Moment im Leben hat sein ganz spezielles Lächeln, verlangt nach einem eigens für ihn entworfenen Grad der Tiefe, Aufrichtigkeit, Wärme und Verbindlichkeit; und während die kleine Elfe ihr Korsett immer fester zurechtzurrt, übt Cecilia sich darin, die verschiedenen Nuancen und feinen Abstufungen zu präzisieren und perfektionieren.

Nachdem sie vollständig eingekleidet ist, prĂĽft sie redundanterweise den korrekten Sitz ihres strengen blonden Haarknotens, als die gedämpften Stimmen zweier Jungen an ihr Ohr dringen, die unverkennbar miteinander streiten. Verwundert wendet Cecilia sich zum Gehen und drĂĽckt vorsichtig die TĂĽrklinke herunter, späht hinaus auf den dunklen Korridor und entdeckt im schummrigen Schein der wandsäumenden Fackeln die Black-BrĂĽder, deren einzige Gemeinsamkeit nicht nur optisch die dunklen Haare zu sein scheinen. Konnte sie zuvor anhand der guten Isolierung akustisch nicht verstehen, was Regulus` GemĂĽt derart erhitzt, hört sie nun jede Silbe mit ohrenbetäubender Deutlichkeit. Sirius` beißende Beleidigungen stehen im Widerspruch zu seinem lässigen Tonfall, und es ist einzig und alleine Regulus, der die Nerven verliert, dessen Wut mit jedem Wort ĂĽberschäumt, eine Energie offenbart, die Cecilia an ihm zuvor nur unterschwellig, gezĂĽgelt, tief in seinem Innern verborgen wahrgenommen hat.

„Du bist doch krank!“, speit Sirius seinem Bruder entgegen und will sich gerade wegdrehen, als der Kleinere urplötzlich von blindem Jähzorn gepackt auf ihn zustĂĽrmt und den breitschultrigen HĂĽter des Gryffindor-Quidditch-Teams mit einem lauten Krachen gegen die holzvertäfelte Wand schubst.
„Nimm das zurĂĽck“, knurrt er mit tiefer, kehliger Stimme, die nicht im Geringsten zu seinem ruhigen Wesen passt und Cecilia durch Mark und Bein geht.


Erschrocken beobachtet sie die Situation aus zwei Metern Entfernung, ohne einen Laut von sich zu geben, schreitet weder ein noch will sie, dass die Jungen ihre Anwesenheit ĂĽberhaupt bemerken, doch kann sie den Blick auch nicht von ihnen abwenden.

Zunächst erweckt es den Anschein, als sei bloß das Ăśberraschungsmoment auf Regulus` Seite gewesen, denn gegen seinen muskulösen, zwei Jahre älteren Bruder wirkt er fast lächerlich klein, beinahe zart. Als er jedoch die Hand an Sirius` Gurgel legt und ihn mit einer Heftigkeit gegen das dunkle Holz drĂĽckt, dass der Ă„ltere tatsächlich MĂĽhe hat, sich dem Griff des schmächtigen Jungen zu entwinden, wird deutlich, welch ungeheure Kraft sein Zorn in Regulus geweckt hat.
„Lass ihn in Ruhe“, raunt er boshaft und schwer atmend. Sein ganzer Leib bebt, als verlange es ihm alles ab, den Bruder festzuhalten (oder ihm nichts Schlimmeres anzutun?). „Wag es noch einmal, ihn nur schief anzusehen, und du wirst es bereuen.“

Ruckartig macht Sirius sich von ihm los und schubst ihn von sich fort.
„Ihn?“, keucht er aufgebracht und reibt sich die gerötete Kehle. „Von welchem ihn genau redest du? Du hast sie doch echt nicht mehr alle, du gestörter Irrer!“

Mit diesen Worten wendet Sirius sich endgültig von seinem Bruder ab, der zitternd zurückbleibt, die Hände auf die Knie stützt und den Kopf auf höchst eigentümliche Weise hin und her wiegt. Cecilia bemerkt er zunächst nicht, ganz im Gegensatz zu Sirius, der dem Mädchen im Vorbeigehen einen augenrollenden Blick zuwirft, als diese sich Regulus langsam und mit besorgter Miene nähert.
Sirius` gemurmelten Kommentar: „Bin ich hier nur von Schwachsinnigen umgeben?“, ignorierend beugt sie sich ein wenig zu der gekrĂĽmmten Gestalt des Jungen herab, der sich mit der Hand durch die zerzausten pechschwarzen Haare fährt und unnatĂĽrlich oft blinzelt.
„Ist alles in Ordnung?“, erkundigt sie sich behutsam und schreckt leicht zurĂĽck, als Regulus ohne jedwede Vorwarnung hochfährt und sich zu voller Größe aufrichtet. Er ĂĽberragt sie nur um wenige Zentimeter, doch der Blick, mit welchem er sie bedenkt, ist so stechend, dass Cecilia unwillkĂĽrlich den Kopf einzieht.
FĂĽr einen Moment starrt er sie an, als handle es sich bei ihr um ein Gespenst, eine kuriose Erscheinung, die nicht hier sein sollte, ehe er mit hohler Stimme erwidert:
„Alles bestens. Warum sollte es nicht bestens sein? Bestens …“

Ohne ein weiteres Wort zu verlieren entfernt er sich wackligen Schrittes von ihr, dreht sich auf halber Strecke jedoch auf dem Absatz um und sieht das blonde Mädchen mit nunmehr vollkommen veränderter Miene an. Ratlosigkeit und unschuldige Verwirrung stehen ihm buchstäblich ins Gesicht geschrieben und sein beinahe fragend gehauchtes: „Entschuldige“, trägt nicht zu Cecilias Verständnis der Situation bei.
Sprachlos sieht sie ihm nach, als er endgĂĽltig in der Dunkelheit eines Zimmers am Ende des Korridors verschwindet, und weiß sich keinen Rat.

+

Eine halbe Stunde später sitzt Cecilia tief in Gedanken versunken an der langen Tafel im Speisezimmer des Anwesens und nimmt den köstlichen Geschmack des Essens kaum wahr. Auch folgt sie den Gesprächen der Erwachsenen nicht, horcht erst auf, als Sirius die Stimme gegen das leise Klirren von Besteck auf Porzellan erhebt und frustriert schnaubend seinen Stuhl zurückschiebt.

„Das war Notwehr!“, bringt er zwischen zusammengebissenen Zähnen hervor und Cecilia braucht einen Moment, um zu begreifen, dass Walburga ihren älteren Sohn fĂĽr die Prellung verantwortlich macht, welche sich langsam immer deutlicher auf Regulus` blasser, straff ĂĽber den hohen Wangenknochen gespannter Haut abzeichnet.
Regulus schweigt, hat das Thema nicht einmal selbst angeschnitten, und seine ausdruckslose Mimik verrät nichts ĂĽber seinen GemĂĽtszustand. Beinahe erschreckend gleichgĂĽltig sieht er aus, kein Vergleich zu seinem Wutausbruch und der anschließenden Hilflosigkeit zuvor.
„Ihr hättet sehen sollen, wie er ausgetickt ist“, spricht Sirius weiter, ohne auf Walburgas RĂĽgen einzugehen, mit denen sie dem Blutsverräter den Mund zu verbieten sucht.

„Du hast es doch auch gesehen, Cecilia“, schreit Sirius fast in dem verzweifelten Versuch, seiner Rechtfertigung Gehör zu verschaffen. Konsterniert hebt Cecilia den Kopf und sieht direkt in das schmale Gesicht Regulus`. Sein Blick hält sie gefangen, indes Sirius langsam und klar vernehmbar verlauten lässt:
„Er hat von sich selbst in der dritten Person gesprochen. Er hat einen gewaltigen Dachschaden.“
Fast unmerklich deutet Regulus ein Kopfschütteln an und in seinen hellblauen Augen liegt ein stummes Flehen, das Cecilias Herz berührt. Obwohl der Rest seiner Miene neutral bleibt, wirkt er beinahe verletzlich in der angespannten Stille, die sich urplötzlich über den Tisch gelegt hat. Ein leises Husten Mr Steels, der sich offenbar an seinem Elfenwein verschluckt hat, dröhnt unangenehm laut durch die fast greifbare Disharmonie.

„Ich habe nicht die geringste Ahnung, was du meinst“, entgegnet Cecilia ruhig an Sirius gewandt und beobachtet ungerĂĽhrt, wie dessen Schultern in sich zusammensinken, als sie ihm das letzte FĂĽnkchen Hoffnung auf UnterstĂĽtzung nimmt.
Augenblicklich ist der Bann gebrochen. Sirius hat man ohnehin kein Sterbenswörtchen geglaubt und Walburga setzt ihre Schimpftirade auf ihn fort, als habe diese unschöne Unterbrechung nie stattgefunden.
„Vielleicht halluzinierst du, schon einmal darĂĽber nachgedacht?“, raunt Cecilia dem Ă„lteren gehässig zu, der resignierend den Raum verlässt, ohne der giftigen Stimme seiner Mutter Beachtung zu schenken, die ihn anweist, sich gefälligst wieder hinzusetzen.

Nur für die Dauer eines Wimpernschlages verzieht sich Regulus` schmaler Mund angesichts ihrer Worte zu einem winzigen Lächeln, das sich in Cecilias Netzhaut einbrennt, als habe sie stundenlang nichts anderes betrachtet, und sie von der Richtigkeit ihrer Lüge vollends überzeugt.


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