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Fanfiction

Momente aus dem Leben Garrick Ollivanders - Experimente

von HannaLuisa

Der Regen trommelte so heftig gegen die Scheiben, dass die Gasse unscharf wirkte. Dunkle Wolken bedeckten den Himmel, ein Blitz zuckte. Doch von all dem bemerkte der junge Lehrling nichts. In seiner Werkstatt brach Garrick der Schweiß auf der Stirn aus. Die Zungenspitze zwischen den Lippen, hielt er mit ruhiger Hand das Herzstück seiner Kunst in Händen.
Vergessen war die Brandwunde, die den größten Teil seines Oberkörpers bedeckte, vergessen waren Schmerz und Anstrengung. Endlich war es ihm gelungen, die begehrte Faser eines Drachens zu bekommen.
Nun war der Augenblick gekommen, Faser und Holz zu verbinden.
Würde seine Berechnung aufgehen?
Für einen kurzen Moment schloss Garrick die Augen, die mahnende Stimme des Vaters erklang in seinen Ohren. „Was du vorhast ist nicht einmal mehr als waghalsig zu bezeichnen, vielmehr grenzt es an typisch, jugendlichen Wahnsinn, Garrick!"
Doch dem jungen Mann war es gleich. Mochte sein Lehrmeister noch so energisch auf den bewährten Traditionen in der Herstellung von Zauberstäben beharren, Garrick wusste es besser. Entschlossen öffnete er die Augen. „Jede Generation benötigt jemanden, der etwas Neues wagt. Und dieser Revolutionäre werde ich sein“, murmelte er, hob den Zauberstab und beschwor mit vor Aufregung zitternder Stimme den Spruch, den er innerhalb des letzten Jahres so sorgsam entwickelt hatte. Ein tiefer, lang gezogener Gong ertönte, in strahlend hellem Licht, sodass Garrick beinahe die Augen abwenden musste, verschmolzen Holz und Kern miteinander.
Garrick versagten die Beine, Tränen rollten seine Wange herab. Er ließ sich auf dem Schemel sinken und schrie all seinen Triumph heraus. „Damit werde ich unwiderruflich als der größte Zauberstabmeister in die Geschichte eingehen!“
Achtlos legte Garrick seinen eigenen Stab beiseite, griff nach seinem ersten Werk und ließ ihn durch die Luft peitschen. Der Effekt war verblüffend: Kein scheuer Lichtstrahl erschien an der Spitze, nein: Es war ein in allen Farben schillernder Regenbogen, der kraftvoll genug war, die ganze karge Werkstatt leuchten zu lassen.
Ich hatte Recht, dachte er. Ich hatte Recht und mein Vater, mit seinen jahrzehntelangen Erfahrungen war im Unrecht. Ich bin zu Größerem geschaffen. Behutsam zog er sein Hemd hoch. Die Brust war mit großen, roten Brandblasen übersät. Leise stöhnend richtete er den neuen Stab auf sich und spürte binnen Sekunden, wie der heftig stechende Schmerz nachließ und die Haut sich beruhigte.
Nachdenklich ließ er den Blick über das dunkle, veredelte Holz wandern.
In seinen Fingern juckte es, die grauen Augen huschten zu dem uralten Buch des Vaters. Die Seiten waren vergilbt und augenblicklich stieg Garrick der charakteristische Duft alter Bücher in die Nase. Behutsam blätterte er Seite um Seite um.
Da war es!
Garricks Puls beschleunigte sich, ein seliges Lächeln breitete sich auf dem jungen Gesicht aus. Die beiden mächtigsten Komponenten eines Zauberstabes waren gemäß des Buches das Holz einer Eibe sowie die Feder eines Phönix.
Mit dieser Komposition werde ich dem Elderstab näher kommen, als jeder lebende Zauberer vor mir. Dies soll das Lehrstück meines Abschlusses sein und mir den Weg bereiten, für alles, was ich je ersehnte.
Ein leises Fiepen riss ihn aus den Träumereien. Er kniete sich auf den Boden und sah in einer kleinen Höhle eine Maus. Sie lag zusammen gerollt da, vier Junge an sich gekuschelt. Mit leicht geöffnetem Mund, die Stirn in Falten gelegt, zielte er auf eines der Kleinen.
„Imperio“, zischte er leise. Eines der Babys erhob sich, tapste unsicher auf ihn zu und legte sich in die ausgestreckte Hand. Garrick richtete sich auf und biss sich auf die Lippen. Ich könnte es mühelos dazu bringen, sich von der Hand zu stürzen, schoss es ihm durch den Kopf. Eine Mischung aus Furcht und Erregung überfiel ihn. Er legte den Zauberstab auf den Tisch und strich mit dem Zeigefinger vorsichtig über den winzigen Körper. Es quietschte jämmerlich und begann, heftig zu strampeln. Der Zauber wirkte nicht länger, nun, da der Stab auf dem Tisch lag.
Erschrocken stülpte Garrick seine freie Hand über das Tier, ging zwei Schritte vorwärts und legte das Mäuschen sanft zu seinen Geschwistern zurück. Das magische Wort in seinem Kopf beflügelte Garrick: Macht.

Der Morgen brach klar und kalt heran. „Wie kommst du mit deinem Lehrstück voran?“, erkundigte sich Garricks Vater und sah ihn aus strengen, klugen Augen an.
„Gut, Vater“, antwortete Garrick. Es brannte ihm auf der Zunge, von seinem ersten Stab aus Drachenherzfaser zu berichten, doch etwas hinderte ihn daran. Es war der Gedanke, eine noch größere, noch mächtigere Verbindung zu nutzen, um den stärksten aller Stäbe zu fertigen. Das würde sogar seinem Vater ein anerkennendes Nicken abringen. Er würde eingestehen, dass er Garrick all die Jahre unterschätzt und seine Talente nie ausreichend gewürdigt hatte. Die Vorstellung beflügelte Garrick so sehr, dass ein breites Grinsen über sein Gesicht glitt. Der Vater hob misstrauisch die Augenbrauen, hakte jedoch nicht weiter nach.
„Ich muss einige Besorgungen erledigen und werde vor der Dämmerung nicht zurück kehren.“ Abwesend nickte sein Vater. Wenn ich erst einmal in die Literatur eingehe, wird er mir zuhören, dachte Garrick verdrossen und schlug die Tür hinter sich mit einem lauten Krachen ins Schloss.

Der Geruch das Waldes vertrieb auch die letzten Spuren des Ärgers. Fröhlich lauschte er dem Gesang der Vögel, genoss das leise Knacken unter den Schuhen und sah immer wieder prüfend umher. Ganz allmählich verschwanden die Tannen und machten Eiben Platz. Nur nichts überstürzen, ermahnte er sich.
Im Schatten eines ungewöhnlich gerade gewachsenen Baumes ließ er sich nieder und ließ seinen Blick schweifen. Dieser Baum machte den gesündesten Eindruck. Entschlossen machte Garrick sich an die Arbeit. Während er Holz aufspaltete, erschien die Miene von Albus Dumbledore vor seinem inneren Auge. Dieser hatte den prächtigsten Phönix, der Garrick je zu Gesicht gekommen war. Dumbledore vermittelte seinem einstigen, äußerst ehrgeizigen Schüler stets das Gefühl, besonders zu sein.
Würde der Professor ihm für seine Ideen praktische Unterstützung leisten und ihm eine Feder des Vogels geben?
Garrick war geneigt, es zu glauben. Es waren Ferien, Dumbledore wäre gewiss in Schloss Hogwarts anzutreffen.

Durch die Werkstatt erscholl ein Wutschrei. So stark sein Triumph nur zwei Tage zuvor gewesen war, als so niederschmetternd erwies sich das Ergebnis nun. Wie bei dem Stab aus Drachenherz Fasern war Garrick alles gelungen, doch kein Regenbogen tauchte die dunkle Werkstatt in funkelndes Licht. Keine Verbindung war zwischen dem Stab und seinem Meister spürbar, obwohl er es doch war, dem der Stab sich unterwerfen sollte.
Das Bedürfnis, das wertlose Stück Holz zu zerbrechen, überwältigte Garrick beinahe, doch im letzten Moment beherrschte er sich.
Der Zauberstab sucht sich den Zauberer. Garrick spuckte auf den Boden und trat gegen den Tisch. Erst allmählich beruhigte er sich. Es blieb noch eine letzte Chance: Er würde den Zwilling des unwilligen Stabes erstellen. Nur so wäre er in der Lage, Ruhm und Anerkennung zu bekommen. Wenn er den Stab erschuf, der sogar dem Elderstab gewachsen war. Garrick durchquerte die Werkstatt, griff nach dem alten Buch und vertiefte sich darin.
Zwei Worte elektrisierten ihn: Stechpalme und Phönixfeder.

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Wenn euch das Kapitel gefällt und ihr es gerne mal anhören würdet, könnt ihr das hier tun:
https://www.youtube.com/watch?v=2gtZDwraUNQ


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