von Seamus ODonnell
Das Verhör
Hermine und Harry halfen dem unsicher wirkendem Mann auf die Beine und McGonagal schritt voran und zeigte den Weg. Fortescue folgte ihr, wie sie es ihm befohlen hatte. Harry und Hermine gingen hinter ihm, beide hatten ihre Zauberstäbe auf Florean gerichtet. Zusammen gingen sie runter in die Richtung der Kerker, wo auch der Gemeinschaftsraum der Slytherins war. Nach wenigen Minuten erreichten sie die Räumlichkeiten von Professor Slughorn. Professor McGonagal klopfte an und ohne auf eine Antwort zu warten öffnete sie die Tür.
Slughorn rief erstaunt: „Minerva, Welche Freude Sie hier unten in meinen Gemächern willkommen zu heißen. Was führt Sie denn zu mir?“
„Wir haben ein kleines Problem, bei dessen Lösung wir Ihre Hilfe benötigen.“
„Was ist denn los?“
„Harry wurde angegriffen und er hat den Täter gefasst. Jetzt wollen wir wissen, weshalb er das Opfer eines feigen Angriffs sein sollte.“
Das Gesicht von Slughorn wurde kreidebleich auf Grund dieser Nachricht und meinte: „Das darf doch nicht wahr sein. Wie geht es Harry denn?“
„Das fragen Sie ihn doch besser selbst.“
McGonagal betrat nun den Raum und Hermine und Harry folgten ihr. Fortescue fügte sich den Anweisungen und trat noch vor den beiden in den Raum. Slughorn erkannte den Mann sofort. Er war einst einer seiner Schüler gewesen und konnte es nicht glauben, dass ausgerechnet Florean, der einer der friedlichsten Menschen war, die er kannte, Harry angegriffen hatte. Langsam kam er Näher und schaute in das Gesicht des Mannes. Bei einem Blick in dessen Augen stutzte er. Es schien, als ob Wolken den Blick Fortescues trüben würden.
„Minerva, es scheint so, als ob Florean hier unter dem Einfluss des Imperius Fluches steht.“
„Ach ja? Wenn dem so ist, dann sollte das was ich jetzt mache doch helfen.“ McGonagal richtete ihren Stab auf Fortescue und rief: „FINITE INCANTATE!“
Florean schüttelte den Kopf wie ein nasser Hund und fragte nun mit vollkommener Verwirrung: „Was ist denn los? Wieso bin ich gefesselt und wieso bin ich bei Mr. Slughorn?“
„Sie, mein Lieber, sind hier, weil Sie Harry Potter angegriffen haben.“
„Was soll ich getan haben? Das kann nicht sein. Ich würde dem Jungen nie etwas antun. Ich erinnere mich noch sehr gut an den einen Sommer, als er im Tropfenden Kessel gewohnt hat. Damals ist er jeden Tag zu mir gekommen und hat mindestens einen großen Eisbecher von mir geschenkt bekommen. Das ist doch unsinnig zu behaupten, ich würde ihm Schaden zufügen. Wenn ich es gewollt hätte, dann hätte ich damals die beste Gelegenheit dafür gehabt.“
„Das mag ja sein, aber dann erklären Sie mir bitte, wo Sie die letzten drei Jahre gesteckt haben“, verlangte McGonagal.
Florean ließ die Schultern hängen und erwiderte: „Ich bin nicht stolz darauf, dass ich wie ein Feigling einfach abgehauen bin, aber ich dachte, es wäre besser, das Land zu verlassen. Ich habe einige Verwandte in Frankreich und dort habe ich die letzten Jahre verbracht, nachdem das Gerücht umging, das er, der nicht genannt werden darf, wieder am Leben sei. Wie Sie ja wissen, war einer meiner Vorfahren Direktor in Hogwarts. Durch sein Portrait habe ich davon erfahren, habe meinen Laden geschlossen und bin geflohen. Wahrlich keine Glanzleistung von mir.“
Nun griff Harry ein und fragte: „Wann sind Sie denn zurück gekommen?“
„Gestern am Nachmittag. Erst ein paar Stunden zuvor hatte ich vom Tod des Namenlosen erfahren und hielt es für sicher, wieder mein Geschäft zu öffnen.“
„Was haben Sie gestern, nachdem Sie wieder in London waren, gemacht?“
„Ich habe mich sofort auf den Weg in die Winkelgasse gemacht. Kaum hatte ich meinen Laden betreten, hörte ich, wie jemand hinter mir eintrat. Ab dem Zeitpunkt kann ich mich an nichts erinnern.“
„Das klingt sehr glaubhaft. Sie haben sicher doch nichts dagegen, wenn wir Ihre Aussage mit Hilfe des Verita Serums überprüfen?“
McGonagal hatte diese Frage nur pro Forma gestellt und erwartete keine Antwort darauf. Umso erstaunter war sie, als Fortescue sagte: „Natürlich habe ich nichts dagegen. Ich möchte auch, dass das ganze aufgeklärt wird.“
Zusammen mit Harry ging Professor McGonagal einige Schritte von Fortescue weg und sie flüsterten miteinander. „Was meinen Sie, Mr. Potter? Sagt er die Wahrheit?“
„Für mich klingt es so, denn als ich ihn entdeckt hatte, habe ich die Mauer, hinter der er sich versteckt hatte, zum Einsturz gebracht und Remus hat ihn darauf entwaffnet. Außerdem war er bewusstlos. Also kann er Tonks nicht verletzt haben. Daraus kann man schließen, dass noch jemand anwesend gewesen sein muss. Aber es wäre wahrscheinlich besser, wenn seine Aussage unter dem Einfluss des Tranks überprüft würde. Sicher ist sicher.“
„Das denke ich auch.“
Professor McGonagal wandte sich nun Professor Slughorn zu und fragte ihn: „Horace, haben Sie per Zufall noch etwas von ihrem Verita-Serums vorrätig? Wir könnten es hier und jetzt brauchen.“
„Aber Minerva! Niemand außer dem Ministerium darf das Serum verwenden.“
„Ãœber die Konsequenzen machen Sie sich keine Gedanken. Sie sollen mir nur das Gebräu geben. Der Rest ist meine Angelegenheit.“
Nur widerwillig rückte Slughorn eine Phiole des Tranks heraus.
„Danke Horace.“
McGonagal nahm das Gefäß, öffnete es und hielt es an Fortescues Mund. Dieser schluckte bereitwillig den Inhalt.
Kurz darauf begann die Befragung erneut. Auch unter dem Einfluss des Wahrheitsserums ergab sich fast nichts Neues.
Nur ein kleines, aber wichtiges Detail kam zum Vorschein. Derjenige, der Florean mit dem Imperius Fluches belegt hatte, war jemand mit blonden, fast schon weißen Haaren.
Sofort hatte Harry einen Verdacht. Auch Hermine und McGonagal dachten an diese eine Person. Wenn jemand zu so etwas in der Lage wäre, dann der.
'Wenn es wirklich der ist, an den ich denke, dann steckt da noch mehr dahinter, als ich vermute. Bei Merlin, bitte lass es nicht soweit kommen', dachte Harry. Ein Schatten zog über sein Gesicht und Hermine sah das. Sie nahm Harry an der Hand und drückte sie ganz fest.
„Ãœberleg doch mal. Ich glaube nicht, dass jemand aus dieser Familie jemals wieder Hand an Dich legen wird. Du hast alle Mitglieder dieser Familie gerettet.“
„Ja, Hermine. Du hast ja Recht. Ich sollte mich vielleicht nicht so da hineinsteigern. Das hat mir schon früher Schwierigkeiten gebracht.“
Unterdessen hatte Professor McGonagal Florean Fortescue von seinen Fesseln befreit. Erleichtert ging er auf Harry zu und entschuldigte sich für das, was passiert war.
„Sie brauchen sich nicht bei mir zu entschuldigen, schließlich hat Ihnen jemand einen Imperius auf den Hals gehetzt. Es ist nicht Ihre Schuld.“
Einige Momente danach verließen alle den Raum und gingen zurück in die Eingangshalle.
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