von ChrissiTine
18. Dezember: R für RETTUNG
„Das war keine gute Idee", flüsterte Molly und linste vorsichtig um eine Ecke. Sie hätte schwören können, dass sie Peeves gehört hatte, aber im Gang sah sie nichts. Nur konnte man bei Peeves leider nie wissen. „Das ist nur deine Schuld!"
„Wieso ist das meine Schuld? Du hast doch vorgeschlagen, für Sex in den Raum der Wünsche zu gehen!", verteidigte sich Justin empört und versuchte, über ihren Kopf hinweg etwas im dunklen Gang zu erkennen.
„Ich hab vorgeschlagen, dass wir da ungestört zusammen sein können!", zischte sie zurück und schaute ihn böse an. Sicher, Sex war der Hauptgrund gewesen, warum sie in den Raum der Wünsche gegangen waren, aber Molly hatte wirklich auch einfach nur in Ruhe mit ihm zusammen sein wollen. Im Gemeinschaftsraum waren sie nie ungestört, das Badezimmer der Vertrauensschüler war einfach unbequem (und seit die Maulende Myrthe sie einmal beinahe zu Tode erschreckt hatte, traute sie sich kaum noch in das Badezimmer hinein). Das Schöne am Raum der Wünsche war, dass keiner hineinplatzen konnte, wenn sie das nicht wollten. Allerdings hatten sie an diesem Samstagnachmittag völlig die Zeit vergessen und jetzt war es schon weit nach Mitternacht. Und mitten im Winter und mitten in der Nacht war das stille Hogwarts doch irgendwie unheimlich. Dass Onkel Harry, Onkel Ron und Tante Hermine sich nie in die Hose gemacht hatten, wenn sie nachts durch die Gänge geschlichen waren!
„Ja, und dann hast du dich sofort auf mich gestürzt, als wir im Raum drin waren. Du bist hier auch nicht die Unschuld vom Lande!", widersprach Justin und trat mutig in den leeren Gang hinein. „Außerdem bist du die Vertrauensschülerin von uns beiden, wenn es einer besser wissen müsste, dann du."
„Ja, aber du bist der Ältere und hast mehr Erfahrung!"
„Du weißt genau, dass ich genauso viel Sex in meinem Leben hatte wie du!", konterte er und Molly musste trotz allem grinsen. Mit Justin waren bisher alle ihre ersten Male gewesen und mir ihr waren alle seine ersten Male gewesen und sie fand das unglaublich romantisch. Außerdem war er ihr bester Freund, seit sie hier in Hogwarts war und einer der wichtigsten Menschen in ihrem Leben. Es war nur richtig, dass er auch ihre große Liebe war. Nur dass er sie heute so die Zeit hatte vergessen lassen, das war nicht richtig!
„Ja, ich weiß." Sie nahm seine Hand und er beugte sich zu ihr hinunter, um sie zu küssen. Sie schlang die Arme um seinen Nacken und erwiderte den Kuss und hätte schon wieder alles um sich herum vergessen, wenn ein lautes Scheppern in der Nähe sie nicht plötzlich aufgeschreckt hätte.
„HHHHHuuuuuuuuiiiiiiiiiiii!", hörten sie die laute Stimme von Peeves durch die Gänge hallen.
„Scheiße!", flüsterte er gegen ihre Lippen. „Wir sollten wirklich zurück in den Gemeinschaftsraum. Bevor uns noch jemand erwischt und uns Punkte abnimmt."
„Dazu ist es fürchte ich zu spät", hörten sie eine andere Stimme hinter ihnen.
Molly und Justin schrien vor Schreck laut auf und sprangen auseinander. Angestrengt schauten sie in das Dunkel und konnten beobachten, wie Neville aus einem Geheimgang kam, von dem Molly keine Ahnung gehabt hatte, dass er überhaupt existierte.
„Hast du uns erschreckt!", sagte Molly anklagend und legte eine Hand auf ihre Brust, um ihr heftig klopfendes Herz zu beruhigen. „Warum schleichst du hier so rum?!"
„Ich?", fragte Neville amüsiert und lehnte sich an die Wand. „Warum schleicht ihr hier so herum? Ihr solltet längst in euren Betten liegen und schlafen!"
„Weißt du, Neville, das würde viel überzeugender klingen, wenn ich nicht wüsste, dass du damals mit der DA das ganze Schloss aufgemischt hättest", erwiderte Molly. Ihr Dad hatte zwar immer von der Wichtigkeit von Regeln gesprochen, aber Onkel George und Onkel Ron hatten ihr da ganz andere Geschichten über die Vorgänge in Hogwarts erzählt. Neville war zwar ein toller Lehrer und Kräuterkunde machte mit ihm richtig Spaß, aber es fiel ihr doch ziemlich schwer, ihn in diesen maßregelnden Dingen ernst zu nehmen, wenn sie doch wusste, dass er einst eine ganze Armee gegen die Todesser ins Feld geführt hatte.
„Pass auf was du sagst, junge Dame. Ich bin immer noch ein Lehrer hier und kann Ravenclaw ganz fix all die Punkte abziehen, die es im letzten Quidditchspiel dazu gewonnen hat", konterte Neville nun mit breitem Grinsen.
Ihre Augen wurden groß. „Das würdest du nicht wagen! James hast du auch noch nie Punkte abgezogen und der schleicht dauernd durchs Schloss!" Der hatte aber auch von Onkel Harry die Karte des Rumtreibers bekommen und das war wirklich mehr als unfair! Die Karte hätte sie heute sehr gut gebrauchen können.
„James hat sich aber auch noch nie erwischen lassen. Außerdem ist James James. Ich finde es doch viel überraschender, dass du hier die Regeln brichst, du bist immerhin Vertrauensschülerin. Was hast du zu deiner Verteidigung zu sagen?"
„Tante Hermine und Onkel Ron waren auch Vertrauensschüler, als sie zusammen mit dir heimlich ins Ministerium geflogen sind. Ihr habt alle eine illegale Verteidigungsgruppe gegründet. Onkel Harrys Dad war ein illegaler Animagus und der war Schulsprecher. Da darf ich ja wohl einmal mit meinem Freund ungestört ein bisschen Zeit verbringen, oder?"
„Diese Argumentation würde bei deinem Vater nie ziehen, das weißt du hoffentlich?", erwiderte Neville mit hochgezogenen Augenbrauen und verschränkte die Arme vor der Brust.
Molly verdrehte die Augen. „Tante Ginny hat gesagt, dass Dad in seiner Schulzeit mit seiner Freundin noch viel häufiger durchs Schloss geschlichen ist, als wir das jemals gemacht haben." Aber soweit sie wusste, war Penelope auch in Ravenclaw gewesen und ihr Dad war schließlich ein Gryffindor, da war das nicht so einfach. Sie konnte wenigstens jeden Tag zusammen mit Justin ihre Hausaufgaben machen.
Nevilles Augen fingen an zu leuchten. „Ach wirklich? Das sollte ich Percy gegenüber mal erwähnen, wenn wir uns das nächste Mal sehen", sagte er erfreut. Dann atmete er tief durch und setzte seinen strengen Blick auf. „Trotzdem ist das nicht in Ordnung, Molly. Die Regeln gibt es aus einem bestimmten Grund und wenn du nicht gerade gegen die Machtergreifung eines diktatorischen Zauberers kämpfst, dann ist deine Argumentation nur bedingt glaubwürdig."
Molly biss sich auf die Lippe, denn unglücklicherweise hatte Neville Recht. Sie schaute zu Justin, der genauso ratlos aussah wie sie und seufzte. „Du hast ja Recht. Dann zieh uns die Punkte ab. Wir haben uns nicht an die Regeln gehalten und dafür müssen wir die Verantwortung übernehmen." Es war scheiße, aber sie war ein Vorbild und sie musste zu ihrer Verantwortung stehen. Sie hatte die Regeln gebrochen und jetzt musste sie mit den Konsequenzen leben.
Neville seufzte. „Das ist nicht fair. Du weißt genau, wie schwer es mir fällt, wenn du so einsichtig bist. Und ich will weder mit Flitwick noch mit deinem Vater darüber diskutieren müssen, warum ich euch einen Haufen Punkte wegnehme." Er schaute sie beide nachdenklich an, während Molly sich bemühte, nicht zu hoffnungsvoll auszusehen. Sie hatte es ernst gemeint, sie hatte sich nicht an die Regeln gehalten und sie waren erwischt worden und als Vertrauensschülerin hatte sie ihren Mitschülern auch schon mal zehn Punkte abgezogen, wenn sie sie erwischt hatte. Dann musste sie konsequent sein. Aber wenn Neville ihnen lieber keine Punkte abzog, dann würde sie ihn natürlich auch nicht davon abhalten. Ihre Lektion hatte sie sowieso gelernt.
„Also schön, ich sag euch was. Die Alraunen müssen umgetopft und alle Gewächshäuser gründlich geputzt und entjätet werden. Die Hauselfen bemühen sich zwar immer, aber die kommen mit den Pflanzen nur ganz schlecht zurecht und Hagrid ist leider viel zu groß, um richtig zu helfen. In den nächsten Wochen könntet ihr euch da nützlich machen."
Erleichtert stimmten Molly und Justin zu. So verloren sie keine Punkte und sie machten wenigstens etwas Nützliches beim Nachsitzen.
„Aber euch sollte klar sein, dass ich euch nicht so glimpflich davonkommen lasse, sollte ich euch noch einmal erwischen. Ganz zu schweigen von den anderen Lehrern", fügte Neville warnend hinzu und zuckte einen Moment später zusammen, als Mrs Norris II. um die Ecke kam und die drei anfauchte. „Ach du Scheiße!"
Panisch griff Molly nach Justins Hand. Wenn Filch sie sah … die größte Befriedigung dieses Mannes war es, Nachsitzen zu verteilen.
Hektisch drehte Neville sich zu den beiden um und scheuchte sie in den noch offenen Geheimgang. Dann zog er seinen Zauberstab und einen Moment später verschloss sich der Eingang. Gerade noch rechtzeitig, bevor sie schleppende Schritte näher kommen hörten. Molly hielt vor Schreck die Luft an. Vor Filch hatte sie schon immer Angst gehabt, der Mann war einfach unheimlich.
„Ah, Professor, haben Sie hier zwei Kinder rumschleichen sehen? Mrs Norris hat welche aufgespürt. Und Peeves hat behauptet, so ein Theater zu machen, um sie zu erschrecken. Es wird mal wieder Nachsitzen fällig, ich brauche jemanden, der die ganzen Fangzähnigen Frisbees sortiert."
„Nein, tut mir Leid, Filch, die zwei haben wahrscheinlich nur mich gehört. Ich war noch im Gewächshaus und hab den Wolfseisenhut umgetopft, das ist bei Vollmond immer die beste Zeit", erwiderte Neville unbekümmert.
„So so", murmelte Filch zweifelnd. „Also haben Sie hier keine Schüler auf den Gängen gesehen?"
„Natürlich nicht. Sonst hätte ich mich schon um sie gekümmert", widersprach Neville entrüstet.
„Ja ja. Ich weiß ja, wie wichtig Ihnen die Regeln sind, Longbottom", sagte Filch skeptisch. Glücklicherweise konnte Molly kurz darauf hören, wie Filchs schleppende Schritte sich wieder von ihnen entfernten, und atmete tief durch.
Der Eingang zum Geheimgang öffnete sich wieder und Neville schaute sie an. Er verdrehte die Augen. „Was macht ihr noch hier? Der Gang endet in der Nähe vom Ravenclawturm, macht, dass ihr hier weg kommt!" Er schüttelte den Kopf. „Die Jugend heutzutage", murmelte er so laut, dass Molly und Justin ihn sogar noch hören konnten, obwohl sie sich bemühten, so schnell wie möglich wieder in ihren Schlafsaal zu kommen. „Wir wären schon vor einer Ewigkeit wieder in den Gemeinschaftsraum gerannt. Macht wohl doch was aus, wenn man sich vor Todessern und Mördern versteckt."
TBC…
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A/N: Das Wort Rettung wurde sogar zweimal vorgeschlagen, deshalb habe ich mich bemüht, etwas Passendes zu finden. Molly hatte noch keinen Auftritt und Neville als Lehrer macht mir immer mehr Spaß.
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