von ChrissiTine
13. Dezember: M für MINISTERIUM
2030
„Wie oft soll ich euch das noch sagen, ich werde euch auf gar keinen Fall über die Planungen der nächsten Saison informieren! Ihr habt sie wohl nicht alle!", sagte Fred aufgebracht und kreuzte abwehrend die Arme vor der Brust.
James und Dominique tauschten einen enttäuschten Blick und ließen deprimiert die Köpfe hängen.
„Noch nicht mal ein Hinweis?", fragte James dennoch hoffnungsvoll.
„Nein!", widersprach Fred vehement und stand auf. „Ich hab doch nicht in der Abteilung angefangen, um euch unfaire Insiderinformationen zukommen zu lassen! Ihr erfahrt den neuen Plan, wenn der neue Plan fertig ist, so wie der Rest der Teams auch. Und wenn ihr ein paar Spiele zu blöden Zeiten erwischt, dann ist das euer Problem! So ein Scheiß!" Fred warf ihnen noch einen bösen Blick zu und ging zum Erfrischungstisch, um sich einen Kürbissaft einzuschenken.
„Ich weiß gar nicht, was er hat", murmelte James kleinlaut. „Ich wollte doch nicht, dass er uns detaillierte Pläne zukommen lässt, er hätte doch nur ein paar zweideutige Andeutungen machen können. Oder verschwörerisch blinzeln. Wir hätten auch das Morsealphabet lernen können, wenn er sich damit wohler fühlt."
Dominique schaute ihren Cousin kopfschüttelnd an. „Du bist ein Idiot, Potter." Sie stand ebenfalls auf und ging zu ihrem Großvater, der gerade ein großes Stück seiner Geburtstagstorte verspeiste.
„Hey!", rief James ihr beleidigt hinterher. Dabei hatte sie doch angefangen, Fred über die Planungen der nächsten Quidditchsaison zu löchern. Es war zwar erst Februar, aber die Abteilung für Magische Spiele und Sportarten begann immer schon zeitig damit, die nächste Saison zu planen, weil viel bürokratischer Aufwand nötig war. Nicht, dass James irgendwas davon verstand, er tauchte bei den Spielen auf und gewann einfach. Meistens. Und so einen großen Unterschied machte es wirklich nicht, früh genug zu wissen, in welcher Reihenfolge sie in der nächsten Saison auf die anderen Mannschaften treffen würden, vor allem, weil es nach der Saison immer mehr als genug Transferverhandlungen gab. Aber Fred war manchmal sehr leicht auf die Palme zu bringen und Dominique hatte auch so ihren Spaß, ihren kleinen Cousin zu provozieren.
Aber dass Fred sie gleich so ernst nehmen würde! Dabei war das doch eigentlich nur ein harmloser Spaß gewesen. Seufzend folgte James ihm zu den Getränken, um sich zu entschuldigen. Er würde niemanden zwingen, gegen seine Prinzipien zu agieren, um sich einen unfairen Vorteil zu verschaffen.
„Wer hätte das gedacht", raunte Percy seinem kleinen Bruder George zu.
George, der gerade auf einem großen Stück Torte herumkaute, schaute Percy verwirrt zu. „Wieso? Weil Fred, Nicki und James sich mal wieder über Quidditch streiten? Wach auf, Perce, das machen sie schon seit Jahren." Als die Kinder noch klein waren, hatten sie sich darüber gestritten, wer gegen wen auf welcher Position spielte. Als sie etwas älter wurden und sich mehr mit der Quidditchliga beschäftigten, hatten sie alle unterschiedliche Quidditchteams, die sie unterstützten. Das hatte manchmal zu lautstarken Auseinandersetzungen geführt. Es wurde nicht einfacher, als sie in Hogwarts in unterschiedlichen Häusern und Teams waren und jetzt, wo sowohl Dominique als auch James seit einigen Jahren professionell Quidditch spielten, bemühte sich die Familie, zwar unterstützend zu sein, aber keine zu gegensätzlichen Meinungen mehr kundzutun, um eine weitere Essensschlacht zu vermeiden, wie letztes Jahr, als ein Streit beim Festessen zur Feier von Roxannes Abschluss eskaliert war. Und seit seinem Abschluss arbeitete Fred in der Abteilung für Magische Spiele und Sportarten und das machte alles nur noch komplizierter.
George fand das ganze Chaos eigentlich sehr amüsant, aber Percy war verständlicherweise nicht glücklich über diese anhaltenden Streitereien. (Wobei Percy in Hogwarts auch ein sehr passionierter Quiddtichfan gewesen war. Nachdem Gryffindor einmal verloren hatte, hatte er eine Woche nicht mit seiner damaligen Freundin Penelope gesprochen, weil sie sich mehr um die Chancen für Ravenclaw gesorgt hatte als Mitleid mit Percy zu haben.)
„Nein, ich meine eigentlich, dass dein Sohn im Ministerium gelandet ist, während meine Tochter in deinem Laden arbeitet", erklärte Percy und klaute George mit seiner Gabel so schnell ein Stück von der Torte, dass der gar nicht reagieren konnte.
„Wieso?", erwiderte George schulterzuckend, bedachte Percy aber mit hochgezogenen Augenbrauen für den Tortenklau. Sollte er sich doch ein eigenes Stück nehmen, ihre Mutter hatte schließlich nicht umsonst acht Torten zum achtzigsten Geburtstag von Arthur gebacken, damit für jeden genug übrig blieb. „Lucy hat unglaublich viel Talent und Fred wollte schon lange für die Spiele und Sportarten arbeiten. Du würdest dich wundern, wie leidenschaftlich er schon in der ersten Klasse den Koboldsteinclub organisiert hat. Der hat sogar richtige Tourniere veranstaltet." George hatte dem Spiel zwar nie viel abgewinnen können, aber Freds Freude war schon immer ansteckend gewesen.
„Ach ja? Aber ich dachte, er hatte sogar ein Angebot von James' Team, bei ihnen professionell zu spielen. Will nicht jeder Quidditchprofi werden?", fragte Percy verwundert.
„Er hat schon lange überlegt. Und er hätte es auch fast gemacht." Fred hatte ihn und Angelina nach dem Angebot mehr als einmal gefragt, ob er nicht doch Quidditch spielen sollte und ob er verrückt war, weil er nicht sofort ja sagte. Andere würden sich ein Bein für eine solche Chance ausreißen. Dominique und James hatten nie etwas anderes gewollt und sich abgerackert, um in ein Team zu kommen. Und Fred überlegte, ob er nicht lieber ins Ministerium gehen sollte anstatt den Traum von hunderten Hexen und Zauberern zu leben.
„Und wieso hat er nicht? Hat Angelina es ihm ausgeredet?", fragte Percy neugierig. George wunderte sich ein bisschen, warum er nicht schon eher gefragt hatte, aber Percy hatte im letzten Jahr andere Sorgen gehabt. Sein Schwiegervater hatte einen Schlaganfall gehabt und war zu einem Pflegefall geworden. Audrey hatte viel Zeit bei ihren Eltern verbracht und Percy hatte sie so gut unterstützt, wie er nur konnte. Leider konnte er nicht viel machen und sein Schwiegervater ist ein paar Monate später gestorben. Die Weasleys hatten versucht, so gut es ging zu helfen, aber Audrey war die Großfamilie verständlicherweise ein bisschen zu viel gewesen und sie hatte ein paar Familientreffen ausfallen lassen. Percy hatte sie nicht alleine lassen wollen und war deshalb nicht immer auf dem Laufenden, was die ganzen Details anging. Mittlerweile hatte Audrey den Tod ihres Vaters ganz gut verarbeitet und konnte auch wieder mit den Weasleys lachen. Im Moment saß sie mit Hermine und Ginny zusammen und unterhielt sich über die Wechseljahre, ein Gespräch, an dem George unter keinen Umständen teilhaben wollte.
„Nein, Angelina hat ihm gar nichts ausgeredet. Ich hab ihm gesagt, dass er ins Ministerium gehen soll", erklärte George und genoss den Ausdruck purer Überraschung, der auf dem Gesicht seines großen Bruders erschienen war.
„Du?"
„Wieso nicht?", erwiderte George grinsend.
„Du wolltest doch nie was mit dem Ministerium zu tun haben!"
George lachte. „Weißt du, Perce, nur weil das Ministerium nichts für Fred und mich war, heißt das noch lange nicht, dass ich das den anderen madig machen wollte. Du hast immer schrecklich genervt, weil du dich für was Besseres gehalten hast, als du dort angefangen hast, mit deinem tollen Crouch." George verdrehte die Augen und Percy biss sich auf die Lippe. Crouch war vielleicht kein schlechter Mitarbeiter gewesen, aber wenn er die Regeln gebrochen hatte, dann richtig, und ohne seine Handlungen hätte Voldemort es um einiges schwerer gehabt, wieder an die Macht zu kommen. Aber Percy hatte sich schon genug gequält mit dieser Phase seines Lebens und George hatte keine Lust, diesen ganzen Mist wieder aufleben zu lassen. „Aber wir haben immer gewusst, dass das Ministerium der richtige Platz für dich ist. Genau wie für Hermine. Und Harry. Sogar Ron. Fred und ich wussten nur, dass wir zwei nie so sein würden und wir haben gehasst, dass Mum und du uns das aufzwingen wolltet. Das wäre für keinen von uns gut ausgegangen."
„Da hast du wohl Recht", seufzte Percy. Er hatte die selbe Lektion vor ein paar Jahren lernen müssen, als er versucht hatte, Lucy zur Ministeriumsarbeit zu überreden, während die, starrköpfig wie sie war, nur im Scherzartikelladen arbeiten wollte.
„Aber Fred wollte schon lange dorthin. Er ist ein guter Jäger und ich bin mir sicher, dass er es wirklich weit hätte bringen können, aber für ihn ist Quidditch nur ein Spiel. Ein Spiel das Spaß macht, aber kein Spiel, das er mit jahrelanger Disziplin und Entschlossenheit in der Liga spielen möchte." George war unendlich stolz darauf gewesen, dass die Liga Fred für gut genug gehalten hatte, es professionell zu machen, aber er hatte gesehen, wie schwierig es für Ginny, Dominique und James war und wie viel es ihnen abverlangte und er kannte seinen Sohn gut genug, um zu wissen, dass für Fred der Spaß nicht groß genug war, um diese harte Arbeit aufzuwiegen. Er war ein Organisationstalent, und er war ein Vermittler und Schlichter und das Ministerium konnte ihn wirklich gut gebrauchen.
„Ich hab ihm damals gesagt, er soll das machen, was ihn glücklich macht und nicht versuchen, die Erwartungen von irgendwem anders zu erfüllen. Aber ich hab ihm auch gesagt, dass ich nicht glaube, dass Quidditch ihn auf Dauer so glücklich machen würde wie die Arbeit im Ministerium. Ich hoffe, ich hab Recht."
Percy schaute ihn eine Weile stumm an und nickte schließlich. „Ja, das glaub ich auch. Letzte Woche hab ich seinen Chef gesprochen, weil wir bald über die Logistik für die nächste Weltmeisterschaft sprechen müssen, und er hat gesagt, dass Fred fantastische Arbeit macht."
„Ja?", fragte George glücklich. Er war sich ziemlich sicher, seinem Sohn das Richtige geraten zu haben. Aber seit er bemerkt hatte, wie unglücklich Fred sich als kleiner Junge gemacht hatte, weil er versucht hatte, so zu sein wie sein Namenspate, obwohl er ganz anders war als Georges Zwillingsbruder, versuchte George, ihn nicht noch einmal unabsichtlich so unter Druck zu setzen. Vom Temperament war Fred wirklich anders, aber er sah seinem Dad sehr ähnlich und damit auch seinem toten Onkel und manchmal war es nicht so leicht gewesen, wie George es gerne hätte, zwischen ihnen zu unterscheiden. Aber mit den Jahren wurde es einfacher und George hoffte inständig, dass er seinem Sohn oft genug versichert hatte, dass er in niemandes Fußstapfen treten musste, damit er es endlich glaubte.
Doch eines hatte er sich schon als Teenager vorgenommen und das war, dass seine Kinder einmal werden konnten, was sie wollten, und er nichts dagegen sagen würde. Er hatte es gehasst, dass seine Mutter seinen großen Traum früher nicht ernst genommen hatte und ihr nie wirklich verzeihen können, dass sie ihm und Fred ihre Erwartungen hatte aufzwingen wollen, obwohl sie sich hätte denken können, dass sie niemals das werden würden, was sie wollte. Nur ihrem großen finanziellen Erfolg war es zu verdanken gewesen, dass sie das Ministerium endlich auf sich beruhen ließ und als schließlich die Todesser die Kontrolle übernommen hatten, war sie sogar ziemlich dankbar gewesen, dass außer Percy und ihrem Vater niemand im Ministerium arbeitete.
Deshalb hatte er Fred eigentlich überhaupt nicht in seine Entscheidung reinreden wollen, aber als der sich wochenlang damit herumgequält hatte, hatte er es schließlich doch getan und er war froh, dass er sich nicht zu weit aus dem Fenster gelehnt hatte. Fred schien es bisher glücklicherweise nicht bereut zu haben und wenn Percy sagte, dass sein Chef gut von ihm sprach, dann hatte das schon was zu bedeuten.
„Oh ja. Er hat gesagt, dass Fred einer der engagiertesten Mitarbeiter ist, die er in den letzten Jahren bekommen hat. Du kannst wirklich stolz auf ihn sein."
Georges Grinsen wurde noch breiter. „Das bin ich, das kannst du mir glauben." Er kratzte den letzten Rest Torte vom Teller und ließ ihn genüsslich auf der Zunge zergehen. „Und du kannst stolz sein auf Lucy. Erst vor ein paar Tagen hat sie zusammen mit Hugo den Durchbruch bei der Singenden Blume geschafft. Daran haben wir seit Monaten getüftelt."
„Wirklich?", fragte Percy erfreut. „Letzte Woche hat sie sich noch darüber beschwert, dass Charlies Drachendung als Düngemittel alles nur schlimmer gemacht hat."
„Ja, da waren wir auf dem Holzweg. Der Dung war schon der richtige Ansatz, aber nicht vom Drachen sondern vom Phönix. Jetzt müssen wir nur noch rausfinden, wie wir die Blume wieder ruhig stellen können."
Percy lachte. „Da kann ich dir leider nicht helfen, George. Das ist euer Spezialgebiet, nicht meins."
TBC…
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