von ChrissiTine
G für GODRIC
Hugo hatte sich nie wirklich getraut, es auszusprechen, aber wenn er ehrlich war, dann fand er seinen Namen ziemlich … langweilig.
Er hätte es nie gewagt, das Albus gegenüber zu erwähnen, denn auch wenn Hugo gerne einen etwas ausgefalleneren Namen gehabt hätte, war er doch heilfroh, dass seine Eltern nicht auf die Schnapsidee gekommen waren, ihn Albus Severus zu nennen. Sicher, die Namenspaten waren wichtig und talentiert und entscheidend im Krieg gewesen, blah blah blah, aber das war doch kein Grund, ein unschuldiges Baby sein ganzes Leben lang zu foltern. Kein Wunder, dass Al sich bei allen Gelegenheiten, bei denen es sich vermeiden ließ, seinen vollen Namen zu nennen, nur als Al vorstellte.
Nein, Albus Severus hätte er wirklich nicht heißen wollen, das stimmte schon. Aber etwas Ausgefalleneres als Hugo hätte es schon sein können. Er fand es toll, dass James nach seinem toten Großvater und dessen besten Freund benannt war. Und Lily nach ihrer toten Großmutter und ihrer Patin. Das waren schöne und coole Namen mit einer wichtigen Bedeutung. Rose war wenigstens nach einer Blume benannt und Dad schenkte ihr jedes Jahr zum Geburtstag eine Rose. Die Leute lächelten meistens verträumt, wenn sie ihren Namen hörten, bei Hugo sagten sie gar nichts.
Wobei die Sentimentalität manchmal auch etwas übertrieben war. Seine Großmutter hatte immer Probleme, Fred beim Namen zu nennen und auch Onkel George ging der Name nicht immer leicht über die Lippen. Hugo fragte sich dann immer, warum Onkel George und Tante Angelina sich den Namen überhaupt ausgesucht hatten, wenn er so traurige Erinnerungen hervorrief. Und auch noch so große Erwartungen, die Fred anfangs versuchte zu erfüllen, aber es irgendwann aufgab. Er hatte einfach nicht das gleiche Talent für Streiche und Unfug wie sein Namenspate. Roxanne war da viel talentierter.
Und Mollys Name war einfach nur unpraktisch. Nicht, dass er den Namen nicht mochte, Molly war kein schlechter Name und wenn es jemanden gab, der hardcore war, dann war das seine Großmutter, die ganz ohne Hilfe eine der größten Psychopatinnen in Großbritannien gekillt hatte. Aber es kam immer zu Verwirrungen, wenn alle im Fuchsbau waren und jemand nach Molly rief, weil man nie sicher sein konnte, wer gemeint war (sicher, die meisten nannten Grandma Molly Grandma Molly oder Mum, aber alle angeheirateten Onkel und Tanten nannten sie Molly und Freunde auch und es war trotzdem ein viel größeres Chaos als es hätte sein müssen. Außerdem wurde er das Gefühl nie los, dass Onkel Percy sich irgendwie bei seiner Mutter hatte einschmeicheln wollen. Die meisten anderen hatten wenigstens gewartet, bis die Leute tot waren, bevor sie ihren Kindern die gleichen Namen gegeben hatten).
Als Al ihm erzählte, dass sein bester Freund in Hogwarts Scorpius Hyperion hieß, war er doch ganz froh über seinen absolut langweiligen Namen, denn wer wollte schon wie etwas heißen, das wie eine Hautkrankheit klang?
Nichtsdestotrotz stellte er sich manchmal gerne vor, dass er einen anderen Namen hätte als Hugo Samuel (nach dem Dad seiner Mum, ein bisschen Sentimentalität war da auch dabei, aber dieser Grandpa war einfach nur langweilig und unspektakulär, ganz egal, wie gern Hugo ihn hatte. Bei dem Namen erstarrte keiner vor Ehrfurcht). Er hätte gerne einen imposanten Namen. Einen seltenen. Einen, bei dem die Leute aufhorchten, aber nicht so blöd anfingen zu kichern wie bei Albus (ernsthaft, da hätten Onkel Harry und Tante Ginny ihm einen größeren Gefallen getan, wenn sie ihn Dumbledore Severus genannt hätten). Ein Name, der die anderen gleich wissen ließ, Achtung, der Junge kann was, der ist was Besonderes, der ist der Sohn von Ron und Hermine Weasley, die ein riesiges Schachspiel bezwungen haben und in Gringotts eingebrochen und auf einem gefährlichen Drachen durch die Gegend geflogen sind. Ohne die Harry Potter die Zauberwelt niemals hätte retten können.
Wenn er so darüber nachdachte, konnte er wirklich verstehen, warum Voldemort sich einen anderen Namen gesucht hatte. Auch wenn Tom Riddle nicht so schlecht war, vor Angst machte sich da natürlich niemand in die Hose. Nicht, dass Hugo Voldemort als Name gewählt hätte. Das klang einfach nicht schön. Aber für Voldemorts Zwecke war er wohl ganz okay gewesen. Auf jeden Fall besser als sowas bescheuertes wie Elvis.
Doch dann kam Hugo eines Abends ein Geistesblitz, als er eigentlich hätte schlafen sollen. Seine Mum hatte ihn gerade ins Bett gebracht und ihm ein Kapitel aus Eine Geschichte von Hogwarts vorgelesen. Das Buch war immer so eine Sache, es gab manchmal wirklich interessante Geschichten, aber häufig war es so langweilig, dass es ihn sofort einschläferte (was aber genaugenommen ja der Sinn von Gute-Nacht-Geschichten war, also war es doch nicht so schlecht). An dem Abend jedenfalls hatte seine Mum eine Geschichte über die vier Gründer vorgelesen, Rowena Ravenclaw, Helga Hufflepuff, Salazar Slytherin und Godric Gryffindor. Und wenn das nicht coole Namen waren, dann wusste Hugo auch nicht weiter.
Also sagte er am nächsten Morgen seiner Familie, dass er von jetzt an gerne von ihnen mit Godric angesprochen werden wollte. Sein Dad brach in schallendes Lachen aus, seine Mum lächelte nachsichtig und Rose verdrehte nur die Augen. Keiner von ihnen nannte ihn jemals Godric. Er hatte gehofft, dass wenigstens der Rest seiner Familie seinen Wunsch ernstnehmen würde, aber alle Onkel und Tanten reagierten gleich, lachten amüsiert und hielten das Ganze wohl nur für einen Scherz. Onkel Percy hielt ihm einen langen Vortrag über die Wichtigkeit des eigenen Namens und dass man den Wunsch der Eltern respektieren sollte und wie wichtig das für die Identität war (was Hugo ehrlich gesagt etwas ungerecht fand, wenn der Name so wichtig für die eigene Identität war, warum sollte man dann nicht selbst wählen dürfen sondern diesen essentiellen Teil anderen überlassen, die den Namen ausgesucht hatten, als sie noch keine Ahnung hatten, was für ein Mensch er einmal sein würde? Aber es war immer so anstrengend, Onkel Percy zu widersprechen, also ließ er es lieber sein). James tat ihm für ein paar Tage den Gefallen, aber er sagte es immer so ironisch, dass Hugo der ganze Spaß an dem Namen verdorben wurde.
Also akzeptierte er schweren Herzens, dass er wohl immer nur Hugo Samuel Weasley sein würde. Er hatte es immer noch besser als Al oder Scorpius. Vielleicht würde er seinen eigenen Sohn einmal Godric nennen. Wenigstens einer sollte was von diesem coolen Namen haben.
Seine Frau Clara hatte verständlicherweise etwas dagegen, und so stimmte Hugo ihrem Vorschlag zu, ihren gemeinsamen Sohn Simon zu nennen, nach Claras erstem Mentor in der Modewelt, dem sie viel zu verdanken hatte und der zu Tränen gerührt gewesen war. Dadurch war der Name besonders genug.
Clara war es auch zu verdanken, dass Hugo seinem Namen letztlich viel mehr abgewinnen konnte als in seiner Kindheit. Wenn sie ihn Hugo nannte, klang das immer so liebevoll und zärtlich und einzigartig, dass er sich gar nichts besondereres vorstellen konnte.
Ja, Hugo Weasley war eigentlich gar nicht so schlecht.
TBC…
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A/N: Der Name Elvis ist eine Anspielung auf die französische Version, in der Voldemort wegen des Anagrams im zweiten Buch den zweiten Vornamen Elvis bekommen hat.
Danke für eure Kommentare. Mittlerweile steht es 12:3 in der Umfrage für eine Ausdehnung auf die beiden Weihnachtsfeiertage, ihr werdet also noch zwei Tage länger etwas von der FF haben, bis das Alphabet voll ist.
Momentan scheint es etwas länger zu dauern, bis die Kapitel hier freigeschaltet sind. In den Kommentaren habe ich eine Auswahl an Links gepostet, wo ihr die FF zeitnah verfolgen könnt, wenn ihr nicht auf dieser Seite hier darauf warten wollt.
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