von ChrissiTine
6. Dezember: F für FRANKREICH
„'ast du disch in den letzten Stunden über'aupt bewegt?", fragte Fleur ungläubig, als sie mit der kleinen Victoire im Schlepptau vom Haupthaus auf Bill zugelaufen kam. Der öffnete träge die Augen und grinste. Seine Frau hatte völlig andere Klamotten an als noch vor ein paar Stunden, als sie mit ihrer ältesten Tochter zusammen zum Einkaufen aufgebrochen war. Da hatte sie noch kurze weiße Hosen und ein hellgelbes Top angehabt, jetzt trug sie ein tiefrotes Kleid mit weißen Punkten und einen riesigen Strohhut. Victoire trug genau das gleiche wie ihre Mutter und sah genauso schön aus.
„Daddy, schau mal, ist das nicht schön?", rief sie begeistert und drehte sich einmal um die eigene Achse. „Und ich hab noch ganz viele andere Sachen gekriegt. Und Mum hat so viele schicke Kleider gekauft, dem Verkäufer haben die auch sehr gut gefallen."
„Ach ja?", fragte Bill mit noch breiterem Grinsen und hob die Augenbrauen. Seine Frau war die bestaussehendste Frau, die er je gesehen hatte, und er wusste, dass das den meisten anderen Männern ebenso ging. Aber er neigte nicht zur Eifersucht und Fleur hatte ihm auch nie irgendeinen Grund dazu gegeben, also war er meistens eher amüsiert, wenn Männer Fleur sprachlos anstarrten und mehr als einmal angefangen hatten zu sabbern, ohne es zu bemerken.
„Deiner Mum steht alles gut, Vicky", sagte er lachend und setzte sich auf. Victoire kletterte rasch in seinen Schoß und kuschelte sich trotz der großen Hitze glücklich an ihn. Bill nahm ihr den Strohhut ab, bevor sie ihn damit ins Auge stechen konnte und küsste sie auf ihre rotblonden Haare.
„Du Charmeur", lachte Fleur und setzte sich neben sie auf die Liege. „Aber wo sind die anderen beiden Quälgeister?"
„Sie sind die letzten drei Stunden durch den Pool getobt und vorhin hat deine Mum sie mit Eis geködert", erwiderte Bill.
„Eis?", fragte Victoire sofort begeistert. „Ob Grandmère noch was übrig hat?"
„Du kannst ja mal nachsehen gehen", schlug Bill ihr vor und Victoire sprang eilig wieder von seinem Schoß herunter und rannte so schnell sie konnte zum Hauptanwesen zurück.
Fleur lehnte ihren Kopf an seine Schulter und seufzte glücklich. „Mit Eis kriegt man sie immer", sagte sie liebevoll.
„Wen auch nicht?", erwiderte Bill, der seine Kinder vorhin begleitet hatte, um auch sicher zu gehen, dass das Eis wirklich gut schmeckte. Bei der französischen Küche konnte man ja nie so genau wissen, auch wenn seine Schwiegermutter ausgezeichnet kochen konnte. Aber so sehr er seine Schwiegereltern auch mochte, er fühlte sich immer ein bisschen unbehaglich in ihrer Gegenwart, wenn seine Kinder begeistert auf Französisch mit ihren Großeltern um die Wette schnatterten und er nur unbeteiligt in der Ecke stehen und vielleicht jedes zwanzigste Wort verstehen konnte.
Aber das Anwesen der Delacours in der Nähe von Paris war riesig, mit wunderschönen schattigen Plätzen und mehreren großen Swimming Pools, sodass es immer etwas zu tun oder nicht zu tun gab. Er hatte vorhin sogar unbehelligt ein paar Runden schwimmen können, während Dominique und Louis sich in einem anderen Pool eine lautstarke Wasserschlacht geliefert hatten.
Und Fleur war immer ganz in ihrem Element in Frankreich. Sie sprach stundenlang mit ihren Eltern und verbrachte manchmal ganze Nachmittage mit ihrer kleinen Schwester in Paris, wenn diese aus Marseille kam, wo sie einen kleinen Gesundheitsladen für Zauberer und Muggel gleichermaßen betrieb und Zaubertränke für allen Bedarf verkaufte (die Muggel wussten natürlich nicht, dass sie echte Magie kauften, waren aber immer begeistert über die prompte Wirkung).
Bill bekam in diesen Momenten immer ein schlechtes Gewissen, dass sie wegen ihm ihr Heimatland verlassen hatte. Nicht, dass er sie jemals darum gebeten hatte, aber ihnen war beiden klar gewesen, dass er es nicht fertig bringen würde, den Rest seines Lebens in Frankreich zu verbringen. Ägypten war schön und gut, da konnte jeder, mit dem er zu tun gehabt hatte, wunderbares Englisch, aber in Frankreich … nicht, dass es nicht auch seine guten Seiten hatte, wie zum Beispiel den Käse und das sonnigere Wetter, aber Franzosen konnten schon manchmal sehr eigen sein. Er war froh, dass sie nur jedes Jahr einen Teil ihrer Ferien hier verbrachten und dass Fleur glücklich genug mit ihm zusammen in ihrem Haus an der englischen Küste war.
„Wenn die Kinder 'eute Abend im Bett sind, wollen wir dann vielleischt eine Weile in den Wirlpool?", flüsterte Fleur ihm verschwörerisch ins Ohr und strich vielsagend über seine nackte Schulter. „Isch 'abe einen gans entsückenden kleinen Bikini gekauft, der wird dir auch gefallen."
Bill grinste und schlang einen Arm um die schlanke Taille seiner Frau. „Du weißt doch, wenn es nach mir ginge, dann bräuchtest du überhaupt nichts anzuziehen."
„Oh, dann soll isch wohl auch die Unterwäsche von Victoria's Secret wieder surückgeben?" Sie biss sanft in sein Ohrläppchen und er räusperte sich.
„Na wenn du sie schon mal mitgebracht hast, dann können wir sie auch ausprobieren", erwiderte er großzügig und schaute sie dann überrascht an. „Du warst mit unserer siebenjährigen Tochter bei Victoria's Secret?" Waren so kleine Kinder in dem Laden überhaupt erlaubt?
Fleur schnaubte und warf ihre langen Haare über die Schulter. „Sei doch nischt albern, natürlisch nischt. Isch war gestern mit Gabrielle dort, sie wollte ein paar neue Negligés für ihren neuen Freund. Es gab zwei zum Preis von einem, des'alb 'aben wir beide das gleische gekauft."
Das machte natürlich sehr viel mehr Sinn. „Dann sollten wir es doch testen, damit sie weiß, ob es gut ist."
Fleur lachte. „Isch werde es ihr ausrischten. Also Wirlpool 'eute Abend?" Bill nickte. „Gut. Wir können ge'en, wenn du die Kinder ins Bett gebrascht 'ast. Du bist 'eute dran mit vorlesen."
Bill seufzte. Er liebte es, seine Kinder ins Bett zu bringen, er arbeitete häufig so lange, dass er es nicht immer schaffte, rechtzeitig zuhause zu sein, um Gute Nacht zu sagen. Aber im Moment waren die drei ganz verrückt nach einem Abenteuerbuch, auf dem Kinder mit Drachen um die Welt flogen und Verbrecher jagten. Charlie hatte ihnen das Buch letzte Weihnachten geschenkt und es war wirklich spannend. Beim ersten Mal. Mittlerweile lasen sie es schon mindestens zum fünfzigsten Mal und da hatte selbst Bill die Schnauze voll. Er war versucht gewesen, es einfach Zuhause zu „vergessen", aber auf den Aufstand seiner Kinder hatte er dann doch verzichten können.
„Na wenn's denn sein muss", gab er sich geschlagen und küsste Fleur auf den Nacken. Sie lächelte.
„Jetzt sei doch nischt so. Wir 'aben bei der spannenden Stelle aufge'ört, wo Patrick mit der Tru'e voller Gold von dem Walisischen Grünling gefallen ist, und diese schrecklischen Gangster sind ihm discht auf den Fersen."
„Oh nein", murmelte Bill tonlos. „Wie geht es da bloß weiter." Er hätte das nächste Kapitel wahrscheinlich auswendig zitieren können, so oft hatten die drei ihn schon gezwungen, diese Stelle vorzulesen.
„Du wirst es ja 'eute Abend erfahren. Und danasch kannst du meinen neuen Bikini bewundern." Sie zwinkerte ihm zu.
„Ich kann's kaum erwarten."
TBC…
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A/N: Mittlerweile steht es 11:3 für eine Ausdehnung der One Shots auf die beiden Weihnachtsfeiertage, also könnt ihr euch wohl darauf einstellen, dass die FF dieses Jahr noch zwei Tage länger dauert. Vielen Dank für alle eure Reviews, es freut mich sehr, dass ihr auch dieses Jahr den Weg zu dieser FF gefunden habt.
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