von Saoirse
Etwa zwei Monate später
Der Vorfall in Florean Fortescues verlassener Eisdiele geriet recht schnell in Vergessenheit. Weder Tonks noch Remus sprachen noch über eine weitere Kontaktaufnahme mit Shannon. Es ging langsam in die heiße Phase, was die Schwangerschaft betraf. „Noch ungefähr zwei Monate… Vielleicht auch weniger“, vermutete Andromeda am Morgen von Remus‘ Geburtstag, „Habt ihr schon eine Idee? Wie wollt ihr das Kind nennen?“
Diese Frage war für Remus der Auslöser, seine Frau panisch anzusehen. Er hatte lange über einen Namen nachgedacht, aber es war irgendwie keiner dabei, den er für besonders passend erachtete. Es gab zwei Namen, die ihm ständig im Kopf herumschwirrten… Der eine lautete Sirius, der andere lautete James.
„Remus ist für den Namen zuständig“, erklärte Tonks ihrer Mutter, „Und ich vertraue darauf, dass er das gut machen wird.“
„Wenn du willst, könnte ich dir helfen“, offerierte Andromeda ihrem Schwiegersohn.
„Wehe!“, rief Tonks entsetzt, „Du kommst wieder mit so einem selten-dämlichen Namen, wie Nymphadora! Remus wird einen passenden Namen finden… Da bin ich mir sicher!“
„Ich werde mich langsam auf den Weg machen“, sagte Remus. Heute hatte Lee Jordan die nächste Radiosendung geplant. Erneut sollten Remus und Kingsley der Sendung als Studiogäste beiwohnen. Studiogäste war eigentlich nicht der richtige Ausdruck dafür… Die Sendung wurde in einem magischen Zelt ausgestrahlt… Grund dafür war, dass sich der Standort ständig verändern ließ und die Todesser dadurch zum Narren gehalten wurden. Das Zelt war zusätzlich durch diverse Zauber vor den Todessern geschützt.
Remus nahm seine hochschwangere Frau in den Arm, küsste sie und umarmte Andromeda zum Abschied. Für Remus war es noch immer sehr gefährlich, sich außerhalb des Hauses aufzuhalten. Lediglich die Ordenstreffen und die Radiosendungen brachten ein wenig Abwechslung in Remus‘ Alltag.
Er disapparierte zum verabredeten Treffpunkt – einem Wald nahe der walisischen Grenze.
Kingsley und Lee warteten schon gemeinsam mit den Weasley-Zwillingen auf Remus.
„Remus, wir müssen dir etwas sagen“, flüsterte Kingsley ernst, „Die Sendung wird verschoben.“
Remus war es überhaupt nicht gewohnt, dass Fred, George und Lee so ernst dreinsahen. In seinem Unterricht in Hogwarts hatten die drei immer wieder Späße gemacht, die ihn an James, Sirius und ihn selbst erinnerten.
„Ist etwas passiert? Ist Harry etwa geschnappt worden?“ fragte Remus entsetzt.
„Nicht Harry…“, sagte Fred leise.
„Wer denn dann? Ron? Hermine? Wer?“ fragte Remus sein Puls raste. Ron war irgendwann zwischen Weihnachten und Silvester zu Harry und Hermine verschwunden. Vielleicht hatte er sie nicht gefunden und war einigen Feinden in die Hände gefallen.
„Du solltest dich setzen…“, George führte ihn mit diesen Worten zu einem Stuhl und reichte ihm ein Glas Wasser.
„Remus… Theodore Tonks ist… Er ist geschnappt und getötet worden… Es tut mir sehr leid…“, sagte Kingsley und legte ihm die Hand auf die Schulter.
„Weiß es Dora schon?“ fragte er. Er war unter Schock. Tränen liefen ihm die Wangen herunter.
Kingsley schüttelte den Kopf, „Eigentlich war geplant, heute die Verlustmeldungen vorzulesen… Aber ich halte es nicht für richtig, dass sie und ihre Mutter es aus dem Radio erfahren. Gerade in ihrem Zustand sollte sie es von einer ihr nahen Person erfahren.“
„Da gebe ich dir recht“, flüsterte Remus. Er war ungefähr genauso blass wie die Zeltwand.
„Keine Sorge… Die Sendung wird auf morgen verschoben“, erklärte Lee, „Oder auf einen anderen Termin… Wann es dir auch immer passt… Wir richten uns nach dir.“
Remus nickte. Zu mehr war er im Moment nicht in der Lage, „Ich melde mich bei euch…“ Er disapparierte zurück zum Haus der Familie Tonks, das nun wirklich nicht mehr das sein würde, was es vor einigen Stunden noch für ihn war. Die Hoffnung war irgendwie ständig präsent, dass Ted noch auftauchen konnte. Diese Hoffnung war nun ein für alle Mal zerstört. Er zog seinen Schlüssel aus der Hosentasche und öffnete die grüne Haustür.
Andromeda hatte sich und ihrer Tochter gerade eine Tasse Tee gekocht. Sie musste aufpassen, dass sie ihn sich nicht überkippte, als sie Remus im Korridor sah.
„Remus, was machst du hier?“ fragte sie entsetzt, „Du solltest doch diese Radiosendung mit Kingsley moderieren…“
„Andromeda, hol Tonks bitte her… Ich muss mit euch reden“, er schluckte schwer. Er wusste nicht, wie er es den beiden Frauen sagen sollte.
Andromeda stellte den Tee auf dem Wohnzimmertisch ab und verschwand kurz nach oben, um mit Tonks wieder aufzutauchen.
„Ihr solltet euch setzen“, sagte Remus und blinzelte ein paar seiner Tränen weg.
„Remus… Was ist? Geht es dir gut?“ fragte Andromeda entsetzt.
„Mir geht es gut“, versicherte er Andromeda, „Aber Ted geht es nicht gut… Er ist geschnappt worden. Ich habe es gerade von Kingsley erfahren.“
„Wo ist er jetzt? Im St. Mungos? Oder in Askaban?“ fragte Tonks und klang dabei irgendwie hoffnungsvoll.
„Nein, Dora“, Remus wurde ernst, „Er ist umgebracht worden…“
„NEIN!“ Tonks schrie, „NEIN, d-das kann einfach nicht… NEIN!“
Andromeda saß einfach da und schüttelte immer wieder ungläubig den Kopf, bis auch ihr die Tränen über die Wangen liefen.
Still schloss Remus Tonks und Andromeda in seine Arme. Und alle drei trauerten um Theodore Tonks…
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