von Spulenwurzel
Als Zora das fremde Reich betrat, blieb ihr Herz fast stehen! Sie konnte nicht glauben, was sich ihr hier offenbarte! Es schien nicht nur diesen ersten, unglaublich einladenden, magischen Raum zu geben, sondern mindestens Dutzend weitere! Langsam und staunend ging Zora vom einen zum nächsten Raum. Sie war überwältigt und fasziniert. Jeder Raum besass eine eigene Atmosphäre und war anders eingerichtet. Einige waren ganz aus Holz, andere aus Stein. Aufgeregt fing Zora an zu laufen, damit sie sich einen Überblick über alles verschaffen konnte. Staunend blieb sie stehen, als sie ein riesiges Bad entdeckte. Da kam sie zu einer Treppe, die tatsächlich in ein höher gelegenes Stockwerk führte! Eine Art Bibliothek, eine Sauna, eine Küche – hier schien es einfach alles zu geben!
Wem mochte dieses wundersame Reich gehört haben? Für was war es erbaut worden? Zora wusste nicht, wo sie anfangen sollte, die Antworten auf diese sie brennend interessierenden Fragen zu suchen. Persönliches konnte sie wohl am ehesten in einem Schlafzimmer herausfinden, überlegte sie sich. Doch die allermeisten Räume schienen eine Mischung aus Wohn- und Schlafzimmer zu sein! Zora begab sich wieder in den unteren Stock, – sie wollte sich der Reihe nach vorarbeiten – da fiel ihr plötzlich ein Türschild auf. Darauf stand geschrieben: „Kingdom of Zili“.
Neugierig betrat Zora den Raum, den sie vorher auf ihrer Überblick-Tour wohl übersehen hatte. Sie staunte über die Weite und Höhe des Raumes, aber noch mehr über der Fülle an der Innenausstattung. Ihr gefiel die Gemütlichkeit, die sich hier ausbreitete. Sie konnte eine ganz eigene, persönliche Gestaltung ausmachen – viele Gegenstände, Bücher, ja sogar Bilder und Fotos halfen Zora, sich ein erstes, schnelles Bild der einstmaligen Bewohnerin zu machen. Offensichtlich war diese junge Hexe Zili eine Slytherin, die einen gutaussehenden, etwa gleichaltrigen Zauberer-Freund hatte. Zili war eine zierliche, eher kleine Hexe mit ausdrucksstarken grünen Augen und dunklen langen Haaren, weiss-schimmerndem Tin und offensichtlichem Flair zu exquisiter Kleidung. Ausserdem schien sie Quidditch zu lieben – zahlreiche Fotos mit ihr auf einem Besen und flatterndem Umhang, windzerzausten Haaren sowie Mannschaftsfotos einst berühmter (aber heute meist fast vergessener) Quidditchteams zeugten davon.
Ihr Freund hiess Dan, wie Zora bald herausfand, und war auch eher klein. Auf Zora wirkte er von Anbeginn auf sehr sympathisch, seine Augen waren aufgeweckt und blickten neugierig in die Welt. Er sah attraktiv aus! Und irgendwie meinte Zora, ihm schon mal begegnet zu sein. War er vielleicht ein Quidditch-Star? Oder sonst ein bekannter Zauberer? Sie konnte sich auch nach längerem Überlegen nicht daran erinnern.
Als Zora sich umdrehte, um sich die gegenüberliegende Wand näher zu betrachten, stockte ihr Atem. Die ganze Wand war voller Zeichnungen, Notizen, Zahlen und Berechnungen! Mindestens 40 Quadratmeter waren davon gefüllt! Dieses Bild war einfach nur atemberaubend beeindrucken! Zora ging näher und merkte schnell, dass es sich hierbei um Baupläne, Ideen zur Ausstattung einzelner Räume und Umsetzungsstrategien handelte. Hatte dieses junge Paar also wirklich dieses unglaubliche Reich im Geheimen und alleine erschaffen?
Zora wollte mehr erfahren! Sie wollte wissen, wer diese beiden wirklich waren! So wie es aussah, gab es eine Menge zu entdecken, erfahren und herauszufinden. Viel Material, mit dem sie sich beschäftigen konnte!
Zora überlegte sich für einen kurzen Moment, einfach den Abend und die Nacht hier zu verbringen. Kyra würde sie sowieso nicht vermissen, jetzt wo sie und Sam… Ausserdem würde niemand sie hier entdecken! Sie war sich sicher, dass sie die einzige im Schloss war, die diesen Raum kannte. Eine ganze Weile schon musste er leer und unangetastet dagestanden haben der Staubschicht nach zu schliessen. Sie entzifferte unter einem Foto von Zili und Dan die Jahreszahl 1979 - also wurde er wohl ungefähr vor 45 Jahren bewohnt und sogar dann erschaffen?
Zoras Vernunft siegte. Sie wusste genau, dass sie es sich nicht leisten konnte, heute Abend keine Hausaufgaben zu erledigen. Sie hatte keine Ahnung, wie viel Uhr es mittlerweile war, – hoffentlich noch nicht Mitternacht! – denn in diesen Räumen war das Zeitgefühl wie weggeblasen. Selbst wenn sie also jetzt unverzüglich zurück in ihren Turm kehrte, würde sie kaum durch den hohen Stapel Hausaufgaben durchkommen.
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