von Saoirse
TONKS
Tonks war eigentlich überhaupt nicht in der Stimmung dazu, die Sitzung des Ordens zu besuchen. Mad-Eye hatte die Sitzung einberufen. Sie fand dieses Mal im Fuchsbau statt. Molly hatte sich sehr viel Mühe gegeben, für Snacks zu sorgen.
Mad-Eye, Kingsley, Molly, Arthur, Bill, Charlie, Fred, George, Fleur, Minerva McGonagall und viele andere Ordensmitglieder waren in den Fuchsbau gekommen. Tonks merkte, dass das kleine Wohnzimmer langsam eng wurde. Aber im Prinzip war es auch nicht viel kleiner, als die Küche im Grimmauldplace.
„Ihr wundert euch wahrscheinlich, warum ich euch hierher bestellt habe“, sagte Mad-Eye Moody. Alle Ordensmitglieder blickten ihn neugierig an. Moody fuhr fort, „Ich habe schlechte Nachrichten für uns und ich denke, ihr solltet euch auf etwas gefasst machen…“ Tonks spürte, dass Mad-Eye sie nicht ansehen konnte. Sie spürte, dass sich sein magisches Auge drehte und wendete, aber sie nie direkt ansah.
„Spuck es aus. So schlimm kann es nicht sein“, sagte Fred grinsend.
„Es ist, in der Tat, keine schöne Neuigkeit, die wir haben“, mischte sich Kingsley ein. Er wechselte einen kurzen Blick mit Mad-Eye Moody, „wir müssen euch mitteilen, dass wir verlässliche Quellen haben, dass Remus nicht mehr vertrauenswürdig ist.“
Es war eine Bombe, die plötzlich geplatzt war. Alle Ordensmitglieder schwiegen. Tonks schossen die Tränen in die Augen. Wieso musste das hier besprochen werden… Wieso konnten Kingsley und Mad-Eye nicht rücksichtsvoller sein und es mit ihr alleine bereden?
Arthur fand als erster seine Sprache wieder, „Wie kommt ihr darauf?“
„Ein junger Werwolf ist von Remus angegriffen und getötet worden, als er verwandelt war. Gerüchten zufolge hat Remus dies auf Greybacks Auftrag hin erledigt“, erklärte Kingsley, „Wir wissen, dass das Rudel über den Wolfsbanntrank verfügt. Remus hatte sich also während dieser Vollmondnacht wahrscheinlich unter Kontrolle.“
„NEIN!“, rief Tonks, „Remus würde nie… NEIN!“ Molly war zu ihr geeilt und nahm die weinende Tonks in den Arm.
„Ich kann mir das auch nicht vorstellen“, sagte Bill leise.
McGonagall schüttelte fassungslos den Kopf, „Wir wissen alle, wie wichtig Remus Kinder waren. Er würde nie soetwas grauenhaftes tun.“
„Wir müssen es allerdings annehmen“, erklärte Mad-Eye Moody, „Euch gefällt das genauso wenig wie mir, aber es ist sicherer, wenn wir Remus keine vertraulichen Informationen mehr zukommen lassen“, sein Blick traf nun doch Tonks, die noch immer von Molly getröstet wurde. Irgendwie spürte Tonks, dass nicht nur Mad-Eye sie ansah, sondern auch die Blicke sämtlicher anderer Ordensmitglieder auf ihr ruhten.
„Ihr glaubt doch nicht, dass ich ihn mit Informationen aus dem Orden versorge“, rief sie entgeistert, „falls es euch aufgefallen ist, mir geht es richtig scheiße, seit er weg ist und ich keinen Kontakt mehr zu ihm habe. Ich weiß nicht, ob er jemals wiederkommen wird. Remus ist von Dumbledore beauftragt worden, die Werwölfe auszuspionieren. Er macht das für uns… Für den Orden…“
Erneut brach Tonks in Tränen aus. Das alles war ihr zu viel.
„Ich gebe Tonks völlig Recht, was diese Sache angeht“, wandte Arthur ein, „Ihr habt Remus nicht gesehen, wie er sich verändert hat, als er zu Weihnachten hier war. Er ist dürr geworden, seine Kleidung war so zerlumpt, dass selbst Molly sie kaum mehr flicken konnte. Außerdem dieser Gestank… Kein Mensch lässt soetwas freiwillig mit sich machen. Auch wenn sich Remus als Tier sieht… Niemand lässt sich freiwillig einsperren.“
„Es sind gängige Methoden im Rudel, dass jemand eingesperrt wird. Es soll den Willen der betreffenden Person brechen“, erklärte Moody schroff, „und anscheinend war diese Methode bei Remus sehr erfolgreich. Wie du ganz richtig sagst, Arthur: Das Rudel verändert die Leute, die ihm beitreten.“
„Ich glaube, wir alle können eine Veränderung in Remus‘ Verhalten nicht abstreiten“, sagte Molly und strich Tonks über den Rücken, „aber wir können ihm nicht generell mistrauen. So, wie ich es verstanden habe, sind es doch Gerüchte, über die ihr sprecht.“
„Diese Gerüchte bewahrheiten sich in den meisten Fällen, Molly“, sagte Kingsley ohne Tonks anzusehen, „außerdem ist da noch mehr…“
„Wie wir wissen, ist Ollivander den Todessern in die Hände gefallen“, begann Mad-Eye Moody, „Anscheinend ist Greyback mit den Todessern einen Deal eingegangen. Jedenfalls ist er drauf und dran, Zauberstäbe von den Todessern zu erhalten. Anscheinend hat sich Remus dazu bereit erklärt, die jungen Werwölfe in dem Rudel zu unterrichten.“
Tonks brach erneut in Tränen aus. Es stimmte also, was Greyback ihr erzählt hatte. Remus unterrichtete die jungen Werwölfe im Kampf.
„Damit ist Remus offiziell ein Feind des Ordens“, stellte Mad-Eye mit enttäuschter Stimme fest.
Tonks schüttelte den Kopf. Sie musste raus… Das kleine Wohnzimmer wirkte auf einmal so, als erdrückte es sie. Sie sprang auf und rannte zur Tür. Auf dem Weg stolperte sie über eine Teppichfalte und fiel der Länge nach hin. Der Tränenschleier vor ihren Augen hatte ihr die Sicht genommen. Alles war nur noch verschwommen und unklar… Wie konnte Remus nur? Diese Frage stellte sie sich immer wieder…
Bill war als Erster bei ihr und half ihr auf.
„Tonks… Es muss nicht stimmen, was Kingsley und Alastor erzählt haben… Wir müssen nur vorsichtig sein, was wir Remus erzählen…“, sagte Bill mit ruhiger Stimme.
„Es stimmt aber“, schrie Tonks ihre Wut heraus, „Es stimmt, was sie erzählen… Ich war dabei, als Louisa getötet wurde. Greyback hat sie umgebracht… Er hat mir dabei gesagt, dass Remus die jungen Werwölfe im Kampf ausbilden wird. Er hat die Wahrheit gesagt.“
„Nymphadora, wieso rückst du erst jetzt damit heraus?“ erwiderte Mad-Eye verärgert. Tonks brach erneut in Tränen aus.
„Jetzt ist aber mal Schluss damit“, rief Minerva McGonagall.
„Ich sehe das genauso“, wandte Molly ein, „Tonks hat schon genug mit der Tatsache zu kämpfen, dass sich Remus von ihr getrennt hat. Sie kann keine Vorwürfe gebrauchen, dass sie etwas nicht weitergegeben hat. Zumal sie gesehen hat, wie ein junger Mensch getötet wurde.“
Tonks wurde plötzlich klar, dass sämtliche Ordensmitglieder über die Dreiecksbeziehung zwischen ihr, Remus und Louisa Bescheid wussten. Alle wussten Bescheid… Alle urteilten über ihre Beziehung… Alle sahen, wie er sich verändert hatte. Molly war zu ihr geeilt und umarmte sie.
„Wir verlieren den eigentlichen Sinn dieser Sitzung aus den Augen…“, Kingsley sah zu der verzweifelten Tonks, „an Remus dürfen keine vertraulichen Informationen weitergegeben werden. Wie Molly sagt… Es sind Gerüchte, auf die wir vertrauen. Für unsere eigene Sicherheit ist es besser, wenn Remus wenige Informationen vom Orden erhält.“
„Hatte denn irgendjemand in letzter Zeit Kontakt zu Remus?“ fragte Charlie, „So, wie ich es mitbekommen habe, sucht Remus auch keinen Kontakt zu uns. Es wäre doch schlimmer, wenn er Kontakt sucht und er Informationen mitnimmt, die er an das Rudel trägt.“
„Er war zu Weihnachten hier, aber wir haben auch nicht über Ordensangelegenheiten gesprochen“, erklärte Arthur, „Er hat auch nicht nachgefragt. Tonks, wie ist es bei dir?“ Arthurs Stimme war sanft geworden, als er Tonks ansprach.
„Ich habe nicht mehr mit Remus über Ordensangelegenheiten geredet, seit er sich zu dieser Mission entschlossen hat“, sagte Tonks, „Er war an Weihnachten bei mir, um mir mitzuteilen, dass unsere Beziehung keine Chance mehr hat…“
Ihr trieb es wieder die Tränen in die Augen…
„Wir sollten die Sitzung hier schließen“, Kingsleys ruhige Stimme ließ kein Widerspruch zu, „Wir wissen nun alle Bescheid, dass wir aufpassen müssen, was wir Remus erzählen. Er ist kein Feind des Ordens, aber wir dürfen ihm auch nicht vertrauen.“
Kingsley packte seine Sachen zusammen. Er sah traurig in Tonks‘ Richtung. Als er an ihr vorbeiging, strich er ihr über den Rücken. Tonks war sich unsicher, ob sie dieses Mitleid im Moment wollte…
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