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Fanfiction

Petunias Erleben - Harrys Ankunft

von HannaLuisa

Ich bin nicht sonderlich kreativ was Überschriften angeht. Die wiederholen sich bei den verschiedenen Charakteren häufig, ich hoffe, das stört keinen und die Geschichte ist dafür umso individueller ;)
Wenn es euch gefällt, schreibt mir doch mal einen Kommentar =)

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Die Tasse glitt ihr aus der Hand und krachte mit einem Scheppern, welches Petunia vor Schreck einige Sekunden lähmte, auf den gefliesten Boden. Auch Vernon fuhr heftig zusammen und spähte besorgt über den Rand seiner Zeitung. „Petunia, Liebling, was ist los mit dir?“ Wie immer, wenn er sich um geliebte Menschen sorgte, war seine Stimme behutsam und warm. Hastig öffnete Petunia den Schrank, nahm Kehrblech und Schaufel und beseitigte die Porzellanscherben. Scherben bringen Glück, dachte sie sarkastisch und ihre Mundwinkel verzogen sich gequält. „Nichts, Liebling“, murmelte sie, ohne ihren Gatten dabei anzusehen.
„Morgen kommt Dudders!“ Versonnen sah Vernons sie an. Und das andere Kind, dachte Petunia und erschauderte. Ihr Blick fiel auf den Kalender. Es hatte keinen Zweck, sie musste es sagen. Petunia räusperte sich und setzte mit leicht zitternder Stimme an: „Morgen kommt.. ER .. wieder hier an.“ Schlagartig wich die versonnene Miene Vernons einer entgeisterten.
„Bitte?“, ächzte er. Petunia schwieg und sah ihren Gatten nur an. Er hatte verstanden und eine Wiederholung der Worte würde die Tatsache nicht besser machen, dass beinahe ein ganzes Jahr vergangen war. Ein wunderbares Jahr, in welchem sie Ruhe vor dem Kind und seiner Abnormität gehabt hatten. In denen nur Dudley und ihr Mann Familie waren und es ihr gelungen war, das Kind nahezu vollständig zu verdrängen. Nur die Unruhe, die bedrohlichen Traumbilder, das nervöse Zittern, waren innerhalb der letzten Woche ins Unerträgliche gesteigert worden und erlaubten ihr nun nicht mehr, das Gesicht Harrys aus dem Unterbewusstsein zu drängen. Harry war omnipräsent und konnte sie sich tagsüber noch mit dem Haushalt, dem Kochen aufwändigster Gerichte oder dem zwanghaften Putzen ablenken, so erschien immer häufiger des Nachts die Gestalt ihrer Schwester mit der flehentlichen Bitte, Harry zu schützen. An diesem Morgen war Petunia mit vor Tränen geschwollenen Augen erwacht und hatte sich rasch von ihrem Mann abgewandt, als er ihr einen Guten Morgen wünschte. Im Badezimmer legte sie sich nach Monaten wieder eine Gesichtsmaske auf, welche die letzten Spuren beseitigen sollten. Zu ihrer Erleichterung war Vernon morgens selten gesprächig und so war ihm nichts aufgefallen. Bis jetzt.
„Kann er nicht auch in den Sommerferien in dieser Beklopptenschule bleiben?“, schnaubte er ungnädig. Erschöpft schüttelte Petunia den Kopf und starrte ihr Brötchen an, dass ihr wie ein Stück Pappkarton im Hals stecken blieb. Vernon setzte zu einer weiteren Unmutsbekundung an, als ein lautes Krachen ihn zusammenfahren ließ. Petunia stieß ein hysterisches Kreischen aus und Vernon gelang es gerade noch, eine weitere Kaffeetasse vor dem Fall zu schützen. Vernon drehte sich schwerfällig um und starrte wie hypnotisiert aus dem Küchenfenster. Ein großes Müllauto war zu sehen und ihr cholerischer Nachbar, der auf den Müllmann einbrüllte. Beruhigt setzte Vernon sich und sah Petunia an, die ihre Hand gegen die Brust presste und gegen die Tränen kämpfte. „Wir müssen ihn abholen“, schnappte sie stattdessen. Überrascht sah Vernon sie an, war jedoch klug genug, nichts zu erwidern. Petunia wandte sich ab, während ihr Gatte sich erneut darum bemühte, konzentriert die Zeitung zu lesen. Doch immer wieder huschten seine Augen in ihre Richtung und Petunia erhob sich nervös von ihrem Stuhl. „Bis später“, murmelte sie und ging ins Badezimmer. Während des Zähneputzens sah sie Lily vor ihrem inneren Auge, die mit einem riesigen Koffer und einem Umhang die Straße entlang gelaufen kam, ein begeistertes, glückliches Glänzen in den Augen. Ihre Eltern, die am Gartentor gestanden und Lily minutenlang in den Armen gehalten hatten. Tränen vor Liebe und Familienglück. Und Petunia daneben. Sie war immer am selben Tag von der Schule gekommen, war nichts besonderes, nichts, worauf sich die Eltern monatelang freuten, ungeduldig den Ferien entgegenfieberten, in welchen sie die geliebte Tochter wieder bei sich hatten. In Lilys erstem Schuljahr hatten sie einen Brief erhalten, Lily würde von London mitgenommen, sie bräuchte nicht abgeholt werden. Es war der Tag, an dem Emma Petunia angespuckt hatte, doch dafür hatten ihre Eltern kein Ohr. Nein, Lily kam! Sie würde nach vier Monaten zum ersten Mal nach Hause kommen und sicher eine Menge zu erzählen haben. Ihre begabte, großartige Lily. Ob sie sich wohl fühlte, die Kleine? Ob sie Heimweh hatte? Ob sie dem Unterricht folgen konnte? Wie aufregend! Noch bevor Lily kam, war das Gefühl glühenden Hasses und Eifersucht in Petunia eingezogen. In den folgenden Ferien hatte Petunia sich lieber herumgetrieben, als die Ankunft der Schwester miterleben zu müssen. Auch hatte sie sich hinter eine Fassade kalter Gleichgültigkeit verschanzt und behandelte Lily höhnisch und herablassend. Anfangs hatte die kleine Schwester versucht, durch die Mauer aus Ablehnung zu dringen, doch Petunias Stolz ließ es nicht zu. Nur Harry hatte niemanden, der ihn mitnahm. Also bestand die Chance, dass er nicht so beliebt und abgehoben wie Lily würde. Dennoch: Niemals durften die Nachbarn erfahren, wo Harry lebte und wie besonders er war. Petunia spülte sich den Mund aus, zog das Sommerkleid an und ging zurück zu Vernon. Sie lächelte und er erwiderte es mit deutlich sichtbarer Erleichterung. „Was glaubst du wie die Nachbarn glotzen, wenn er in einem dieser furchtbaren Umhänge die Straße entlang kommt?“ Sie schnaubte. „Wir müssen ihn abholen und Dudders können wir dann auch direkt mitnehmen.“
„Natürlich, mein Schatz“, erwiderte er.

Das Kind kam auf sie zu. Seine Augen glitzerten, die Wangen waren vor Aufregung gerötet und er stand in einer Menge von Freunden und ihren Familien, die sich alle um ihn geschart hatten. Petunias Knie wurden schwach. Nein, bitte nicht! dachte sie und starrte entsetzt auf die Szene. „Sie müssen Harrys Verwandte sein“, sagte ein Mann mit rotem Haar und streckte ihrem Mann die Hand entgegen. Wenn uns nur keiner in solcher Gesellschaft sieht, dachte Petunia und sah sich ängstlich um. Dudley stand mit offenem Mund da und glotze seinen Cousin an. „Man mag es so nennen“, blaffte Vernon den Mann an und wandte sich ab, nachdem er Harry einen unfreundlichen Blick zugeworfen hatte. Petunia legte ihrem Goldstück den Arm um die Schultern, mehr um sich zu halten, denn als Zeichen der Liebe. Dieses verdammte Kind würde die nächsten Wochen täglich im Haus sein und sie alle in den Wahnsinn treiben. Ihnen den normalen Alltag mit seiner Abnormität zur Hölle machen. Ein Fluch lag Petunia auf der Zunge, doch sie kaute stattdessen nur darauf herum. Da war nur eines, das sie tun konnte: In diesen Wochen würde sie das Kind von seinem hohen Ross stoßen und ihm zeigen, was sie von ihm und seinesgleichen hielt. Verächtlich kräuselten sich Petunias Lippen. Und wenn das Kind es wagte, ihren Liebling anzurühren, sollte es sich warm anziehen. Mit diesem Vorsatz und gerader, stolzer Haltung, folgte sie ihrem Mann hinaus auf den Bahnhofsvorplatz.


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