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Fanfiction

A Winter Story - Was wirklich bleibt - A Winter Story - Was wirklich bleibt

von MagicMarlie

In Hogwarts ging es stark auf Weihnachten zu. Tagein, tagaus fiel dichter Schnee vom Himmel und bedeckte die Ländereien und das Schloss bis es aussah, als wäre es mit Zuckerguss überzogen worden. Auch der See war bereits zugefroren und seine silbrige Oberfläche schimmerte im fahlen Sonnenlicht, und so manch mutiger Schüler wagte sich mit Schlittschuhen bewaffnet aufs Eis.

Im Schloss selbst sorgten unzählige Feuer dafür, dass es nicht zu kalt wurde, und dennoch waren die meisten in dicke Umhänge und Schals gewickelt, vor allem wenn sie zum Unterricht in die Kerker mussten, wo es immer um einige Grade kälter war als im Rest des Schlosses.

Dorthin waren auch Harry, Ron und Hermine unterwegs, die Umhänge fest um die Schultern geschlungen und die Bücher an die Brust gepresst. Es war nur noch ein Tag bis Weihnachten, und nicht einmal Hermine konnte sich mehr wirklich auf den Schulstoff konzentrieren. Auch sie und Ron würden dieses Weihnachten in Hogwarts bleiben, denn es würde ihr letztes Jahr auf der Schule sein, und sie wollten das Schloss, das für die vergangen Jahre ihr Zuhause gewesen war, noch ein letztes Mal in ganzer Pracht erstrahlen sehen.

Doch zuerst einmal mussten sie den Zaubertränke Unterricht über sich ergehen lassen. Gemeinsam mit ihren Mitschülern drängten sie in den Kerker und bauten an ihrem Stammplatz in der letzten Reihe ihre Kessel auf. Das Feuer, das sie darunter entfachten, war angenehm warm und Harry hatte das Gefühl, zum ersten Mal an diesem Tag richtig aufzutauen. Im nächsten Moment tauchte auch schon Snape auf, wie immer in seinen schwarzen Umhang gehüllt, die fettigen Haare wie ein Vorhang im Gesicht und die Hand unheilvoll um seinen Zauberstab zur Faust geballt. Entgegen aller Erwartungen hatte er den Angriff von Nagini schwer verletzt überlebt und war rehabilitiert worden. Mehrere Monate lang hatte er im St. Mungos gelegen und war somit dem ganzen Rummel um seine Person größtenteils entgangen. Zu Schulbeginn war er von Professor McGonagall wieder als Zaubertränkelehrer eingestellt worden, und bis auf seine Stimme, die seit dem Unfall etwas heiser klang, wies nichts darauf hin, dass jemals etwas passiert war. Er zog den Gryffindors weiterhin Punkte ab, gab ihnen weiterhin ohne erkennbaren Grund Strafarbeiten auf und schenkte ihnen weiterhin hämische Blicke, wenn sie etwas falsch machten. Und dennoch war Harry aufgefallen, dass etwas anders war. Vielleicht war es, weil er Snape, seit er dessen tragische Vergangenheit kannte, mit anderen Augen sah als zuvor, jedenfalls schienen seine Launen nur gespielt, und sein ganzes Wesen insgesamt ruhiger zu sein.

Harry war aber froh darüber, dass er ansonsten immer noch der Alte war, denn auch wenn er ihn nie gemocht hatte, so war Snape doch immer eine feste Konstante in seinem unsteten Leben gewesen, und es freute ihn, dass nun doch noch viele weitere Schüler in den zweifelhaften Genuss seines Unterrichts kommen konnten.

Er selbst hatte nie mit Snape über die Erinnerungen gesprochen, die er ihm gezeigt hatte, und Snape hatte das Gespräch nie gesucht. Harry war klar, dass wohl irgendwann ein Zeitpunkt kommen würde, an dem sie darüber reden mussten, doch im Moment war er mit der Situation zwischen ihnen ganz zufrieden. Snape behandelte ihn im Unterricht zwar immer noch wie einen Idioten, doch Harry war nicht entgangen, dass der Hass aus seinen Augen verschwunden war.

Plötzlich stieß ihm Hermine ihren Ellbogen in die Rippen und riss ihn damit aus seinen Gedanken. Möglichst unauffällig linste er hinüber zu Ron, um zu sehen, welche Buchseite er aufgeschlagen hatte. Natürlich entging Snape das nicht und im selben Augenblick rauschte er auch schon mit wehenden Roben zu ihm herüber.

„Seite 240, Potter, wie oft muss ich es noch sagen?!“, zischte er wütend und kehrte dann zu seinem Pult zurück. Rasch blätterte Harry auf die richtige Seite und begann damit, den Trank für diese Stunde zu brauen, während er krampfhaft versuchte, nicht allzu auffällig zu lächeln.



Nach dem Mittagessen hatten sie eine Freistunde, und so machten sie es sich vor dem warmen Kaminfeuer im Gemeinschaftsraum gemütlich. Hermine begann mit dem gewaltigen Aufsatz, den Snape ihnen über die Ferien aufgehalst hatte, während Harry und Ron eine Partie Zauberschach spielten. Bis auf eine Handvoll schnatternder Erstklässler und Neville, Seamus und Dean, die in einer Ecke saßen und sich unterhielten, waren sie allein und genossen es, sich in dem gemütlichen Zimmer ausbreiten zu können.

Einmal machte Hermine den Eindruck, etwas Wichtiges sagen zu wollen, denn sie sah sie mit besorgter Miene an und öffnete den Mund, doch der laute Schrei einer übermütigen Erstklässlerin lenkte sie ab, und ehe sie sich versahen, war die Stunde auch schon um und sie packten eilig ihre Taschen zusammen, damit sie rechtzeitig in den Verwandlungsunterricht kamen.



Als es Abend wurde, machten sich Harry, Ron und Hermine auf zum Essen, doch als würde eine unsichtbare Barriere den Weg in die Große Halle versperren, blieben sie in der marmornen Eingangshalle stehen und beobachteten das rege Treiben hunderter Schüler, die ihren letzten Abend vor den Ferien in der Schule genossen. Sie hören das Summen der vielen Stimmen, das Lachen und das Klirren der Gläser und Teller. Goldenes Licht blitzte immer wieder zischen den halb geöffneten Flügeltüren der Halle hervor, und der herrliche Duft der köstlichen Speisen stieg ihnen in die Nasen.

„Mein ihr, es war richtig, zurückzukehren?“, fragte Hermine plötzlich leise, ohne sie anzusehen. Harry und Ron schwiegen und dachten darüber nach. Sie hatten sich diese und weitere Fragen immer wieder gestellt, ohne je zu einer Antwort gekommen zu sein.

„Ich weiß es nicht.“, sagte Ron schließlich ehrlich und vergrub die Hände in den Taschen.

Nach dem Krieg hatten sich viele fleißige Hexen und Zauberer daran gemacht, Hogwarts wieder aufzubauen, und am ersten September hatte die Schule wie gewohnt ihre Pforten geöffnet, um die Schüler ein weiteres Mal willkommen zu heißen. Harry, Ron und Hermine hatten sich vor allem nach Normalität gesehnt, und so waren sie zurückgekommen, um ihr letztes Jahr abzuschließen.

Harry hatte nie mit Ron oder Hermine darüber gesprochen, doch für ihn war klar, dass er auch ohne sie noch einmal wiedergekommen wäre, denn es war einfach nicht richtig, dass seine letzte Erinnerung an Hogwarts nur aus Feuer, Tod und Zerstörung bestehen sollte.

Ginny war ebenfalls wiedergekommen, und mit ihr Luna und Neville, worüber Harry sehr froh war, denn Ginny war ihm vor allem am Anfang eine große Stütze gewesen.

Nach und nach hatte sich dann auch tatsächlich eine gewisse Routine eingestellt, und mit der Zeit dachten sie immer seltener an den Krieg zurück, doch noch immer gab es Nächte, in denen sie schreiend und um Atem ringend aus einem Albtraum erwachten, der fürchterlich real schien.

Im Großen und Ganzen jedoch hatte sich die Situation verbessert. Voldemort war tot und die Menschen begannen, sich wieder zu entspannen. Niemand musste mehr tagein, tagaus um sein Leben und das seiner Liebsten fürchten, die meisten verbliebenen Todesser waren gefangen worden und Hogwarts war wieder ein Hort des Wissens und der Magie. So, wie es immer gewesen war.

Abermals fiel goldenes Licht aus der Großen Halle auf den Boden und die Stimmen der Schüler wurden wieder lauter.

„Kommt“, sagte Harry und setzte sich in Bewegung, „vielleicht ist noch etwas Nachtisch übrig.“



Der Weihnachtsmorgen brach kalt und klar an. Harry erwachte durch Rons Geraschel mit dem Geschenkpapier, und im Nu war er selbst hellwach, als er den kleinen Stapel Päckchen am Kopfende seines Bettes sah.

Von Hermine und Ron hatte er große Packungen Bertie Bott’s Bohnen und Schokokessel bekommen, von Ginny ein magisches Foto von ihnen, auf dem sie sich lachend in den Armen hielten, von Hagrid einen selbstgebackenen Kuchen und eine in seiner krakeligen Handschrift verfasste Einladung, am Nachmittag zum Tee zu kommen, und von Mrs. Weasley gab es wieder einen selbstgestrickten Pulli. Harry hatte gerade Zeit, ihn sich überzustreifen, bevor die Tür aufflog und Hermine hereinkam.

„Frohe Weihnachten!“, rief sie, ebenfalls in einem Weasley-Pullover und küsste Harry auf die Wange und Ron auf den Mund. Mittlerweile hatten sie es alle überwunden, dass Ron und Hermine, und Harry und Ginny ein Paar waren, und sie freuten sich für den jeweils anderen.

„Habt ihr schon gehört, dieses Mal gibt es nach dem Weihnachtstee noch eine kleine Feier in den Drei Besen.“, berichtete Hermine und umarmte auch Neville, Dean und Seamus, die gerade aufgewacht waren.

„Das klingt toll“, bestätigte Harry und suchte nach seinem Zauberstab, „lasst uns auch hingehen.“

Seine Freunde stimmten ihm zu, und schließlich zogen sie sich an und machten sich auf den Weg in die Große Halle.



Den Vormittag verbrachten sie damit, all die Dinge nachzuholen, die sie letzten Winter nicht hatten tun können. Sie lieferten sich mit Ginny, Luna und Neville eine Schneeballschlacht, liefen Schlittschuh auf dem gefrorenen See und kehrten schließlich mit geröteten Wangen und Nasen in den Gemeinschaftsraum zurück, um sich bei einer Tasse heißer Schokolade vor dem Kamin zu entspannen.

Um die Mittagszeit verließen sie das Schloss und stapften durch den unberührten Schnee zu Hagrids Hütte. Er öffnete noch bevor sie geklopft hatten und zog sie alle drei in eine feste Umarmung, die ihnen beinahe die Rippen brach.

„Fröhliche Weihnachten, ihr drei!“, rief er und sah sie aus seinen schwarzen Käferaugen dabei so liebevoll an, dass es Harry ganz warm ums Herz wurde.

„Und, wie läuft’s oben im Schloss?“, fragte Hagrid, während er ihnen Tee und steinharte Plätzchen servierte. Manche Dinge änderten sich eben nie.

„Es gibt einiges zu tun“, erzählte Hermine und nahm sich einen Schokoladenkeks, „immerhin müssen wir früh genug für die UTZ-Prüfungen zu lernen beginnen.“

Harry warf Ron einen verstohlenen Blick und dieser verdrehte grinsend die Augen.

Hagrid lächelte ebenfalls und nahm einen tiefen Schluck aus seiner eimergroßen Tasse. „Ich bin froh, dass ihr euch so gut eingewöhnt habt“, sagte er plötzlich mit veränderter Stimme, „ich weiß, was ihr im vergangenen Jahr durchgemacht habt. Was wir alle durchgemacht haben.“

Jetzt wieder ernst nickten die drei Freunde. Sie wussten, es war auch für Hagrid nicht leicht gewesen, weiterzumachen. Als Snape Dumbledore ermordet hatte, war sein gesamtes Weltbild ins Wanken geraten, und unter Snapes Regime im darauffolgenden Jahr hatte auch er gelitten. Als er dann auch noch den totgeglaubten Harry in seinen Armen gehalten hatte, hatte es ihn beinahe um den Verstand gebracht, doch letztendlich hatte er weitergemacht – wie sie alle. Mittlerweile wirkte er etwas nachdenklicher als früher, und manchmal sah Harry ihn traurig ins Leere starren, doch die meiste Zeit über war er wieder der gut gelaunte Wildhüter, den Harry vor so langer Zeit kennen und lieben gelernt hatte.

„Ehrlich“, sagte Hagrid leise und riss ihn aus seinen Gedanken, „ich bin froh, dass ihr wieder da seid. War einfach nicht dasselbe ohne euch Rasselbande.“

Harry spürte einen dicken Kloß im Hals und zu seiner Linken hörte er Hermine leise schniefen, und auch Ron blinzelte verdächtig zur Decke. Und plötzlich wurde Harry mit ganzer Macht bewusst, wie sehr er das alles vermisst hatte. Hagrid, die Schule, das Schloss ... das Gefühl, zu Hause zu sein.

„Ja“, sagte er mit belegter Stimme, „es tut gut, wieder hier zu sein.“



Irgendwann verabschiedeten sie sich mit dem Versprechen, sich später noch im Pub zu treffen und stiefelten wieder hoch zum Schloss. Mittlerweile war es merklich kälter geworden und Harry zog sich den Umhang fester um die Schultern. Er hoffte, der Weihnachtstee in der Großen Halle würde ihn wieder aufwärmen.

Als sie den festlich geschmückten Raum betraten, staunte Harry, wie er es immer schon getan hatte. Zwölf riesige, festlich geschmückte Weihnachtsbäume standen in der Halle bereit, und von allen Seiten schimmerte und glitzerte es. Unzählige Kerzen schwebten über dem runden Tisch, der in der Mitte der Halle aufgestellt worden war und an den Eingängen und Fenstern hingen Mistelzweige und Stechpalmen.

Harry, Ron und Hermine suchten sich drei Plätze neben Ginny, Neville und Luna. Auch einige der Lehrer waren da, ihnen gegenüber saßen McGonagall, Snape und Flitwick, wie auch Professor Sprout und Madame Pomfrey. Von den Schülern war wie fast jedes Jahr nur eine Handvoll übriggeblieben, unter ihnen einige jüngere, die Harry nicht kannte.

Gedankenverloren sah er hinüber zu der Stelle, an der normalerweise der Slytherintisch stand. Wie oft hatte er in der Großen Halle gesessen und feindselige Blicke mit Malfoy ausgetauscht. Harry hatte keine Ahnung, wo er jetzt steckte, aber vermutlich war er mit seiner Familie untergetaucht. Er verachtete den blonden Slytherin immer noch für das, was er getan hatte, doch er hatte auch festgestellt, dass er ihn nicht mehr hasste. Im Grunde war es ihm egal.

Während dem Tee waren sie alle sehr schweigsam, jeder schien seinen eigenen Gedanken nachzuhängen. Harry fiel auf, dass auch niemand richtigen Appetit hatte, McGonagall starrte stumpf in ihre Teetasse und Snape stocherte lustlos in seinem Pudding herum. Ein paar der jüngeren Schüler begannen vereinzelte Gespräche, doch sie verstummten alle recht schnell wieder.

Harry war klar, woran sie alle dachten. Sie dachten an die Weihnachtsfeste vor dem Krieg, an ihre Familien, die nicht mehr vollzählig waren, an Freunde, deren Plätze dieses Jahr leer blieben. Und außerdem, so empfand Harry, war Weihnachten in Hogwarts einfach nicht dasselbe ohne einen scherzenden Dumbledore, der ihnen Knallbonbons anbot.

Als alle fertig gegessen hatten erhob sich McGonagall und verabschiedete sich mit der erneuten Einladung für die kleine Feier in den Drei Besen. Nach und nach verließen auch alle anderen die festlich geschmückte Halle und machten sich entweder auf den Weg nach Hogsmeade oder in ihre Gemeinschaftsräume. Harry, Ron und Hermine entschieden sich dafür, gleich aufzubrechen und traten gemeinsam mit Ginny, Neville und Luna hinaus in die dunkle, kalte Nacht. Es hatte wieder zu schneien begonnen und der frische Schnee knirschte unter ihren Füßen. Sie alle entzündeten ihre Zauberstäbe, um zumindest ein paar Meter weit durch das Schneegestöber sehen zu können, während sie über die Ländereien stapften. Harry spürte, wie Ginny ihre Hand in seine schob und er umfasste sie fest, um sie aufzuwärmen. Er sah mit einem Lächeln, dass Hermine sich ebenfalls bei Ron untergehakt und Neville einen Arm um Lunas Schultern gelegt hatte.

Nach einer Weile erreiche ihre kleine Truppe das Dorf und sie nutzten die Gelegenheit, um sich ein wenig umzusehen. Hogsmeade hatte sich nicht sehr verändert, oder zumindest war es getreu wieder aufgebaut worden. Harry erblickte auf der anderen Straßenseite Zonko’s Scherzartikelladen, und mit einem jähen Stich in der Brust musste er an Fred denken, der mit George so gerne hierher gekommen war. Ein schneller Blick zu Ron zeigte ihm, dass auch sein Freund an seinen verstorbenen Bruder erinnert worden war, und gemeinsam mit Hermine zog er ihn sachte weiter und deutete auf den Honigtopf vor ihnen.

„Wisst ihr noch?“, fragte er und schlug diese Richtung ein, „Lasst uns nachsehen, ob sie etwas Neues haben.“

Gemeinsam betraten sie den hellerleuchteten Laden und bekamen endlich wieder ein Gefühl in ihren kalten Nasen und Fingern. Wie früher duftete es herrlich nach Karamell und Schokolade, und jeder von ihnen deckte sich mit mindestens einem Dutzend verschiedener Süßigkeiten ein, allein um der alten Zeiten willen.

Nach ihrem Besuch im Honigtopf spazierten sie noch ein wenig durch das Zaubererdorf, und Harry fand, dass es immer noch merkwürdig war, nach Einbruch der Dunkelheit ohne Bedenken umherwandern zu können – doch es war ein gutes Gefühl.

Als es schließlich Zeit wurde, lenkten sie ihre Schritte zum Dorfpub, vorbei am Eberkopf, in dem sie sich vor einigen Jahren zu Dumbledore’s Armee zusammengeschlossen hatten. Harry begegnete Hermines Blick und sie lächelte leise.

Vor dem Pub trafen sie wieder auf Neville, Ginny und Luna, die gerade die Tür aufstieß. Drinnen war es angenehm warm und flackerndes Kerzenlicht warf sanfte Schatten. Sie zogen ihre dicken Umhänge aus und suchten sich zu sechst einen Tisch irgendwo in der Mitte des Raumes. Es waren bereits einige Schüler da, unter ihnen die Erstklässler aus Gryffindor, die sich etwas nervös aneinanderdrängten – es war das erste Mal, dass sie während dem Schuljahr aus dem Schloss herauskamen. Auch Hagrid war bereits vor ihnen gekommen. Mit einem großen Krug Met saß er an der Bar und unterhielt sich mit Madame Rosmerta. Als er sie sah, lächelte er sein breitestes Lächeln und winkte ihnen zu, nicht ohne etwas von dem Met auf seinem Bart zu verschütten.

Harry und die anderen hatten sich gerade Butterbier bestellt, als die Tür erneut aufschwang und die Professoren Sprout, Flitwick, Trelawny und Snape hereinkamen, mit McGonagall an der Spitze. Ein kalter Luftzug wehte herein und ließ die Freunde enger zusammenrücken. Die Lehrer verteilten sich ebenfalls im Raum und als alle etwas zu trinken hatten, erhob sich McGonagall von ihrem Platz und räusperte sich. Schlagartig erstarben alle Gespräche, und das einzige Geräusch war das Knistern des anheimelnden Kaminfeuers. Sogar Madame Rosmerta hatte aufgehört ihre Gläser zu polieren und richtete ihren Blick gespannt auf McGonagall.

„Liebe Schüler, liebe Kollegen“, begann sie und drehte das Glas Elfenwein, das sie in den Händen hielt, „es freut mich, dass so viele von Ihnen meiner Einladung gefolgt und gekommen sind. Es ist eine große Freude, Sie alle hier zu sehen.“

McGonagall ließ ihren Blick durch den Raum schweifen und verweilte eine Sekunde länger auf Harrys Gesicht, als auf den der anderen.

„Dieses Weihnachten ist ein ganz besonderes, denn es ist das erste nach vielen Jahren des Krieges. Wir alle können auf eine schwere und ereignisreiche Zeit zurückblicken, die wir nie wieder vergessen werden, die sich in unsere Gedächtnisse und unsere Herzen gebrannt hat. In jenen bleiben auch die unzähligen Opfer, die dieser grausame und unnötige Krieg gefordert hat. Nun, an Weihnachten, wollen wir ihrer gedenken und uns in Liebe an sie erinnern, an all unsere Freunde und Familienmitglieder, die gemeinsam für eine bessere Welt gekämpft haben. Wie Professor Dumbledore immer gesagt hat, verlassen uns die Menschen, die wir lieben, nie ganz. Sie sind in unseren Herzen geborgen und stehen uns bei, wenn wir sie am nötigsten brauchen. In diesem Sinne bitte ich Sie alle aufzustehen und gemeinsam eine Minute zu schweigen, um all jenen zu gedenken, die uns geholfen haben, die magische Welt wieder zu einem sicheren und wundervollen Ort zu machen, an dem es sich lohnt, zu leben.“

Ausnahmslos alle im Raum erhoben sich von ihren Plätzen, falteten die Hände, schlossen die Augen oder brachten ihre Anteilnahme sonst irgendwie zum Ausdruck. Harry spürte Hermines leicht schniefende Atemzüge neben sich und fasste nach ihrer Hand. Hermine drückte sie leicht und gemeinsam dachten sie zurück an all die, die ihr Leben in diesem Krieg gelassen hatten.

Noch einmal sah Harry Freds lachendes Gesicht vor sich, er sah Remus und Tonks, er dachte an Dobby, Hedwig und Sirius, an seine Mitschüler und an Dumbledore, und auch an seine Eltern.

Schließlich war die Minute vorbei und sie setzten sich wieder, als McGonagall erneut das Wort ergriff.

„Ich danke Ihnen“, sagte sie leise und Harry sah die Tränen in ihren sonst so strengen Augen glitzern. „Es ist gut und wichtig, an die, die von uns gegangen sind, zu denken und sich daran zu erinnern, dass die friedliche Welt, in der wir nun leben, einen hohen Preis gekostet hat, doch ich möchte dieses Weihnachtsfest auch als Anlass nehmen, Ihnen allen noch etwas weiteres mit auf den Weg zu geben.

Weihnachten ist das Fest der Liebe und Freude, und es nicht dazu da, es in Wehmut und Traurigkeit zu verbringen. Albus sagte immer, man solle nicht weinend an die Verstorbenen denken, sondern sich mit einem Lachen im Herzen an die schönen Momente zurückerinnern, die man mit ihnen erlebt hat. Denn am Ende zählen nicht die dunklen Tage. Am Ende erinnert man sich an die vielen kleinen Augenblicke. An das Lachen, an den Sonnenschein, an die Magie der Freundschaft, an all den Spaß ... und natürlich an die Liebe. Denn das ist es, was letzten Endes wirklich bleibt.“

Mit zitternder Stimme beende sie ihre Rede, und nun liefen ihr die Tränen tatsächlich über die Wangen. Doch sie war nicht die einzige. Beinahe jeder im Raum wischte sich mehr oder minder verstohlen über die Augen, und auch Harry sah nur noch verschwommen, wie Hermine leise in Rons Schulter schluchzte.

Als McGonagall sich setzte, stellte sich plötzlich Professor Flitwick auf seinen Stuhl, damit ihn alle sehen konnten.

„Bravo!“, rief er mit seiner piepsigen Stimme, und bald erhoben sich auch andere von ihren Plätzen.

„Bravo!“, donnerte auch Hagrid und klatschte laut in seine riesigen Hände. Nach und nach fielen sie alle in den Beifall ein, der McGonagall galt, wie auch Dumbledore. Der ihren Freunden galt und all den Namenlosen, die ihr Leben im Kampf für eine gerechtere Welt gelassen hatten. Mit einer Mischung aus Lachen und Weinen jubelten und klatschten sie, und dann fielen sie einander in die Arme, so unendlich froh, am Leben zu sein und einander zu haben.

„Das hat sie ... wirklich schön gesagt, nicht wahr?“, fragte Hermine nach einer Weile immer noch schniefend.

„Ja“, antwortete Harry leise, „und es hilft. Es hilft, mit allem fertig zu werden.“

Der Trubel im Raum hatte sich mittlerweile wieder gelegt, die Schüler und Lehrer saßen wieder in Grüppchen zusammen und unterhielten sich. Harry schnappte hie und da ein paar Gesprächsfetzen auf, und überall hörte er von den Erinnerungen an schöne, lustige Tage mit Freunden, die nun nicht mehr da waren. In so manchem Auge schimmerte noch immer die ein oder andere Träne, doch sie alle hatten ein liebevolles Lächeln im Gesicht, als sie von ihren Liebsten sprachen.

Auch in Harry hatten McGonagalls Worte eine Welle von Gefühlen ausgelöst. Für ihn war es immer noch schwer, sich nicht schuldig zu fühlen, für all das, was geschehen war. Aber er wusste, dass ihm niemand irgendetwas übel nahm, und es war auch schön zu wissen, dass er Freunde hatte, die ihm beistanden, und denen auch er beistehen konnte.

Er nahm einen Schluck von seinem mittlerweile kalt gewordenen Butterbier und ließ seinen Blick durch den Raum schweifen. Etwas abseits von den anderen sah er Snape sitzen, ein Glas Feuerwhiskey vor sich stehen und stumm vor sich hin starrend. Hermine bemerkte Harrys Blick und legte ihm eine Hand auf den Rücken.

„Geh hin“, sagte sie sanft, „es ist an der Zeit.“

Harry wusste, dass sie Recht hatte, und so erhob er sich und durchquerte mit wenigen Schritten den Raum.

„Darf ich mich setzen?“, fragte er leise, als er Snapes Tisch erreicht hatte. Dieser nickte einmal bedächtig und ließ Harry nicht aus den Augen, während er sich niederließ. Auch Snape hatte seinen Schal abgelegt und Harry konnte an seinem Hals die Narbe sehen, die von Naginis Angriff zurückgeblieben war. Snape entging sein Blick natürlich nicht und sofort schüttelte er seine Haare so, dass sie nicht mehr zu sehen war. Eine Weile sagten sie beide kein Wort und saßen sich einfach nur gegenüber, bis Harry schließlich den Anfang machte.

„Ich weiß, wir haben nie über das gesprochen, was passiert ist, und vielleicht war das ein Fehler. Ich weiß auch, dass Sie mich nie gemocht haben, und nun kenne ich auch den Grund dafür. Auch ich habe Sie nie gemocht, und ich will nicht bestreiten, dass ich Sie eine Weile sogar ziemlich gehasst habe.“

Harry beobachtete Snape genau, doch dieser zeigte wie immer keine Gefühlsregung. Schließlich fuhr Harry fort.

„Aber trotz allem, trotz all der Unstimmigkeiten zwischen uns, und zwischen Ihnen und meinem Vater, haben Sie nie aufgehört zu kämpfen. Für uns alle, für eine bessere Welt. Ich denke, über die Erinnerungen, die Sie mir gezeigt haben, müssen wir uns jetzt nicht unterhalten, aber ich möchte Ihnen für ihr Vertrauen danken. Für Ihre Aufrichtigkeit, Ihre Hilfe und Ihre Opfer. Ich habe mich wirklich sehr in Ihnen getäuscht. Ich würde mich gerne für alles entschuldigen, was über die Jahre zwischen uns gewesen ist, aber Sie wissen so gut wie ich, dass es nun zu spät dafür ist. Ich weiß, wir werden niemals Freunde werden, dafür ist zu viel geschehen, aber ich hoffe dennoch, dass wir am Ende nicht im Schlechten auseinandergehen.“

Snape hatte die ganze Zeit über stumm zugehört, und auch jetzt sagte er kein Wort. Mehrere Minuten noch blieb Harry an seinem Tisch sitzen, bevor er schließlich aufstand um wieder zu Ron und Hermine zurückzukehren. Doch kurz bevor er außer Hörweite war, vernahm er Snapes ruhige Stimme hinter sich.

„Potter.“

Harry drehte sich wieder um und trat noch einmal an Snape heran. Dieser hatte sich ein wenig zurückgelehnt und betrachtete ihn aus seinen schwarzen Augen nachdenklich.

„Ihr Vater hätte das niemals gesagt“, murmelte er leise, sodass niemand sonst es hören konnte und musterte ihn, als würde er ihn in diesem Moment zum ersten Mal sehen.

Schließlich seufzte er und beugte sich über den Tisch, um ihn besser ansehen zu können.

„Sie haben viel mehr von Lily als Sie denken, viel mehr als nur ihre Augen. Sehr viel mehr.“ Seine letzten Worte waren so leise, dass Harry sie beinahe nicht verstand, doch sie bedeuteten ihm unendlich viel. Wusste er nun doch, dass Snape auch ihm verziehen hatte. Mit einem leichten Lächeln bedankte er sich und wollte sich gerade wieder umwenden, als Snape ihn ein zweites Mal zurückrief.

„Potter“, wiederholte er, und zu Harrys grenzenloser Überraschung schenkte er ihm ein echtes Lächeln, „Sie haben sie gerade wirklich stolz gemacht, das weiß ich. Und auch wenn ich Sie nicht mag, erkenne ich ihre Güte in Ihnen wieder. Ich danke Ihnen.“

Mit einem anerkennenden Blick neigte er den Kopf, und Harry lächelte. Das hätte er von Snape nie erwartet, und es machte ihn froh, dass der alte Hass nicht mehr zwischen ihnen stand.

Mit einem letzten aufrichtigen Blick verabschiedete er sich und kehrte endgültig zu Ron und Hermine zurück, welche gespannt darauf warteten, was er zu erzählen hatte.

„Ich denke, wir haben uns gerade beide ziemlich überrascht“, sagte Harry mit einem leisen Lächeln und sah noch einmal zu Snape hinüber, der sich wieder zurückgelehnt hatte und an seinem Whiskey nippte, „aber wir sind uns einig geworden. Es ist alles gut.“

Hermine und Ron lächelten erleichtert, bevor sie sich wieder den Gesprächen mit Ginny und Luna zuwandten, die sie unterbrochen hatten, als Harry gekommen war. Dieser nutzte die Gelegenheit und sah sich in dem gemütlichen Raum um. Überall sah er lachende Gesichter und gerötete Wangen. Nicht, weil sie alles vergessen hatten – sondern weil sie sich erinnerten. Mit einem warmen Gefühl in der Brust beobachtete er Hagrid, der vergnügt mit Madame Rosmerta scherzte und dachte zurück an den Tag, an dem er ihn kennengelernt hatte. Dachte zurück an das Tor in diese fantastische Welt, das Hagrid für ihn aufgestoßen hatte, als er ihm seinen Brief überbracht hatte. Dachte an die wundervolle Freundschaft, die sich über die Jahre zwischen ihnen entwickelt hatte. Er dachte auch an all seine anderen Freunde, an Ginny, die er liebte, an Neville und Luna, die beide ganz außergewöhnliche Menschen waren, und natürlich an Ron und Hermine, ohne die er sich sein Leben schon lange nicht mehr vorstellen konnte. In diesem Moment bemerkte er die tiefen Blicke, die die beiden tauschten, und unweigerlich stahl sich ein amüsiertes Lächeln auf seine Lippen, als er daran dachte, wie oft sich die beiden in der Vergangenheit wegen jeder Kleinigkeit in die Haare gekriegt hatten.

Sein Blick schweifte weiter und blieb an McGonagall hängen, die ihn ebenfalls zu beobachten schien. Als sie bemerkte, dass er zu ihr hinüber sah, winkte sie ihn zu sich. Harry stand auf und trat an den Tisch, an dem sie gemeinsam mit den übrigen Lehrern saß. McGonagall drehte sich von den anderen weg und sah Harry ernst an.

„Potter ... Harry“, sagte sie leise und schien nach den richtigen Worten zu suchen, „Sie sollen wissen, dass wir alle sehr stolz auf Sie sind. Sie haben einen Mut und ein Können bewiesen, das alles in den Schatten stellt, was viele ältere Zauberer und Hexen von sich behaupten können. Aber trotz all der schrecklichen Dinge, die Sie miterleben mussten, haben Sie ihre Herzlichkeit und ihren Frohmut nicht verloren. Harry, nicht nur wir alle und Ihre Eltern sind stolz auf Sie, auch Professor Dumbledore ist es, dort, wo er jetzt ist. Und Sie selbst können es auch sein.“

Harry wusste nicht, was er sagen sollte, und schon wieder spürte er die Tränen in seinen Augen brennen. McGonagall sah ihn mit einem beinahe liebevollen Blick an.

„Es ist gut, Sie zu sehen, Harry. Ich bin froh, dass Sie wieder hier sind.“

„Es ist auch gut, Sie wieder zu sehen, Professor. Und es ist wundervoll, wieder hier zu sein.“, sagte Harry leise, bevor ihm endgültig die Stimme versagte.

McGonagall lächelte und klopfte ihm gutmütig auf die Schulter, dann drehte sie sich wieder zu ihren Kollegen um. Auch Harry ging zurück zu seinem Tisch und bestellte sich ein weiteres Butterbier. Kaum hatte er sich gesetzt, beugte sich Luna mit verschwörerischer Miene zu ihm über den Tisch.

„Harry, kannst du es auch fühlen?“
Verwirrt sah er sie an. „Was meinst du?“

„Keine Ahnung“, sagte Luna leise und lächelte geheimnisvoll.



Es war kurz vor Mitternacht, als Harry, Ron und Hermine die Drei Besen verließen. Es hatte aufgehört zu schneien und ein heller Sternenhimmel strahlte hoch über ihnen. Die Luft war kalt und klar, und es war angenehm, nach den langen Stunden im stickigen Pub wieder einmal richtig durchatmen zu können.

Schweigend bahnten sie sich ihren Weg durch das zugeschneite Dorf, und noch einmal warf Harry einen Blick zurück, sah die lachenden Gesichter seiner Freunde hinter den vereisten Fenstergläsern schimmern. Es hatte Spaß gemacht, zusammen zu sitzen, zu reden, zu lachen, und sich zu erinnern. Es war ein schönes Weihnachtsfest gewesen.

Nach einem etwa fünfzehnminütigen Fußmarsch erreichten sie die Schlossgründe, passierten das Tor, das nun nicht mehr von schweren Flüchen geschützt werden musste, stapften über die Ländereien und hörten Fang in Hagrids Hütte aufgeregt jaulen, als sie an der Tür vorbeigingen. Auf halbem Weg zum Schloss blieb Harry noch einmal stehen, und Ron und Hermine stolperten beinahe in ihn.

„Was hast du?“, fragte Ron und sah ihn von der Seite an.

Harry antwortete nicht, sondern blickte hinauf zu dem riesigen Schloss, betrachtete die hellerleuchteten Fenster und die majestätischen Türme, die hoch in den Nachthimmel ragten. Für sechs Jahre war es sein Zuhause gewesen, mehr als es der Ligusterweg je hätte sein können. Er erinnerte sich noch gut an den Moment, in dem er das gewaltige Schloss zum ersten Mal gesehen hatte. Damals hatte er mit den anderen Erstklässlern in einem von Hagrids Booten gesessen und war über den Schwarzen See geschippert, aufgeregt, neugierig und ... glücklich. Niemals hätte er sich damals vorstellen können, was in den folgenden Jahren alles passieren sollte, nichts hatte er gewusst, und als er das erste Mal durch die Tore von Hogwarts gegangen war, hatte er eine völlig neue Welt betreten, die ihn von Beginn an verzaubert hatte. Niemals hätte er sich damals träumen lassen, was alles geschehen würde, hatte noch nichts geahnt von Voldemorts Rückkehr, von dem Krieg, der Angst und der seltsamen Verbindung zwischen ihnen. Vieles war nicht einfach gewesen. Vieles war grausam und schrecklich gewesen. Es hatte Zeiten gegeben, in denen er am liebsten alles hingeworfen hätte, Zeiten, in denen er nicht mehr gekonnt hatte. Aber letzten Endes hatten sie es geschafft. Es hatte sie wahrlich viel gekostet, einen Preis, an den sie sich immer erinnern würden, wenn sie in die noch unwissenden Augen der unzähligen Kriegswaisen blickten, wie auch er eine gewesen war. Aber dennoch war es letztendlich gut geworden. Voldemort war besiegt, Hogwarts wieder aufgebaut und die Angst und der Schrecken vorbei.

Harrys Blick schweifte über das Schloss, über die Ländereien und den Verbotenen Wald. So viele Dinge waren hier geschehen, Dinge, die sein Leben für immer verändert hatten. Doch nicht alles davon war schlecht gewesen. Er dachte zurück an all die Stunden, die er gemeinsam mit seinen Freunden am See verbracht hatte, an die interessanten Unterrichtsstunden, die Quidditchspiele, die verbotenen Feiern im Gemeinschaftsraum, er erinnerte sich an die Treffen im Raum der Wünsche, die Festessen in der Großen Halle, die eimergroßen Tassen Tee bei Hagrid, die herrlichen Zeiten in Hogsmeade und an den Nervenkitzel, nachts durch das dunkle Schloss zu streifen. Er dachte zurück an die vielen Sorgen, die sie sich über die Hausübungen gemacht hatten, an die Nachforschungen über Nicholas Flamel und die endlosen Partien Zauberschach. Er erinnerte sich an Dumbledores blitzende blaue Augen und an sein gütiges Lächeln, an Sirius’ Gesicht im Kaminfeuer und an Freds verrückte Scherze.

Wieder fühlte er dieses warme Gefühl in seinem Herzen, und mit einem Lächeln wandte er sich zu seinen Freunden um, die neben ihm standen und ebenfalls zum Schloss hochblickten.

Im Großen und Ganzen gesehen, war es die meiste Zeit über schön gewesen. Und auch wenn sie in schwierigen Zeiten gelebt hatten, hatte es doch auch immer wieder wundervolle und lustige Momente gegeben. Harry wusste, er war schon aufgrund seiner Vergangenheit nie wie andere Kinder gewesen, und doch hatte er in Hogwarts die Chance bekommen, Momente zu erleben, in denen er einfach ein ganz normaler Junge sein konnte. Und sein Dank dafür galt nicht zuletzt seinen beiden besten Freunden.

„Wisst ihr“, sagte er leise, „es war gut, dass wir wiedergekommen sind. Ich musste Hogwarts noch einmal so sehen, wie ich es kennen gelernt habe. Ich musste mich noch einmal an all den Spaß und die Freude erinnern, die diese Mauern für mich bereitgehalten haben. Ich musste noch einmal sehen ... wie schön es ist. Wie schön es ist, nach Hause zu kommen.“

Harry spürte seine Freunde nicken, und einen Augenblick später legte Hermine je einen Arm um Ron und einen um ihn selbst.

„Du hast recht“, sagte sie und gemeinsam setzten sie sich wieder in Bewegung, „ich bin auch froh. Und ich bin glücklich, dass ihr beide hier seid.“

Langsam gingen sie auf das Schlossportal zu, sie freuten sich auf den warmen Gemeinschaftsraum und ihre kuscheligen Federbetten.

„McGonagall hatte recht, nicht wahr“, sagte Ron plötzlich und lächelte sie an, „auch wenn der Schmerz noch lange nicht verschwinden wird, und die Verluste für immer allgegenwärtig sein werden – es sind doch die guten Zeiten, die zählen.“

„Ja“, sagte Harry, während sie die vielen Treppen hinaufstiegen, „letzten Endes erinnert man sich an das Glück.“

Sie erreichten den Gemeinschaftsraum, kletterten durch das Porträtloch und wünschten sich vor dem Zubettgehen noch ein Frohes Weihnachten. Schon in einer Woche würde der Schulalltag wieder losgehen und sie ablenken. Harry aber wollte die stillen Tage bis dahin noch nutzen – er wollte sich erinnern.

Gemeinsam mit Ron ging er hinauf in den Jungenschlafsaal, doch noch lange nachdem dieser eingeschlafen war, saß Harry auf dem kalten Fensterbrett und sah hinaus auf die vom Mond erhellte Landschaft, wie er es auch schon vor acht Jahren getan hatte. Und in diesem Moment fühlte er sich tatsächlich wieder wie der kleine Junge, der vor all der Zeit nervös und aufgeregt ein neues Leben begonnen hatte. Mit einem Lächeln dachte er daran zurück, und wieder spürte er diese Sicherheit in sich, dieses Gefühl, zu Hause und bei Freunden zu sein, und er wusste, das würde es sein, was blieb, wenn alles andere verloren ging. Er würde sich immer daran zurückerinnern, an die schöne Zeit mit Ron, Hermine und all den anderen. An die vielen kleinen Augenblicke, an das Lachen, an den Sonnenschein, an die Magie ihrer Freundschaft, an all den Spaß ... und natürlich an die Liebe. Immer wieder an die Liebe.


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Sie ist eindeutig der Wolf im Schafspelz, also überhaupt nicht so 'pink', wie sie aussieht.
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