von Seamus ODonnell
Es war der Tag vor Weihnachten und Rubeus war voller Freude darüber, dass die Zeit der Geschenke gekommen war. Voller Vorfreude dekorierte er seine Hütte, denn er erwartete Harry, Ginny und deren Nachwuchs zu Besuch. Nach all den Jahren bestand immer noch ein enger Kontakt zu Harry und so schnell würde sich das auch nicht ändern. Er blickte aus dem Fenster und sah dicke Schneeflocken die lautlos zu Boden sanken. Er erinnerte sich an das Fest vor 16 Jahren, als Harry das erste Schuljahr hier in Hogwarts absolvierte und wie fröhlich er am Morgen des Weihnachtstages in die große Halle kam. Es berührte ihn immer noch, denn wenn er gewusst hätte, wie schlecht die Dursleys seinen Lieblingsschüler behandelt hatten, hätte er sie bis zum Mond und zurück verhext. Es war aber besser so, denn sonst würde er jetzt in Askaban hocken und nicht hier voller Freude auf den Besuch alles herrichten. Er war so tief in seine Arbeit versunken, dass er nicht hörte, wie sich die Tür öffnete.
Professor Snape trat ein und hörte, wie Hagrid ein Lied vor sich her summte. Er kannte das Lied noch aus seiner Kindheit und es brachte Erinnerungen an Eggnog, Plumpudding, gefüllten Truthahn und eine friedliche Stimmung zurück. Es erfüllte ihn mit innerer Freude, dass sein Kollege immer noch wie ein kleines Kind sich an diesem Fest Gefallen fand. Er selbst war immer noch alleine und ohne Familie und das machte ihm das Herz schwer. Hagrid konnte sich nicht länger beherrschen und fing an zu singen.
"Morgen kommt der Hippogreif, kommt ganz schwer beladen."
Severus Snape räusperte sich deutlich vernehmbar und der Wildhüter drehte sich erschrocken zu ihm um.
"Ah, Professor Snape, was kann ich für Sie tun?"
"Ich habe mich gefragt, ob Sie morgen etwas vorhaben. Ich würde gerne mit Ihnen im Wald Einhornhaar sammeln."
"Harry und seine Familie kommen mich morgen besuchen. Da werd ich alle Hände voll zu tun haben."
Severus merkte ein schmerzhaftes Ziehen in seiner Brust. Es wurde ihm erneut deutlich, wie einsam und verlassen er war.
"Ich verstehe. Dann will ich nicht länger stören", erwiderte der Lehrer für Zaubertränke mit leichter Trauer in der Stimme. Er hatte wirklich gehofft, den Tag morgen nicht alleine zu verbringen und es zog ihn nicht zu McGonnagal, Sprout oder Flitwick hin. Rubeus war der Kollege, mit dem er in den letzten Jahren einen engeren Kontakt gehabt hatte und dessen offenes Wesen ihm sehr oft über seine Einsamkeit hinweggeholfen hatte. Doch dieses Jahr würde es anders sein und die Erkenntnis war sehr quälend für ihn.
Hagrid bemerkte den Gesichtsausdruck seines Kollegen, in dem Traurigkeit und Hoffnungslosigkeit ganz sachte sich abzeichneten. Er erinnerte sich, wie Severus am ersten Weihnachtsfest nach dem Sieg über Voldemort zu ihm gekommen war und sie beide bei Feuerwhisky vor dem Kamin über die Vergangenheit unterhalten hatten. Vor allem Harry war das Thema gewesen und über so manche seiner Aktionen haben sie herzhaft gelacht. Da Rubeus nicht auf den Kopf gefallen war, wurde ihm bewusst, dass Severus jedes Jahr seit der Schlacht sein Weihnachtsfest bei ihm verbracht hatte. Es war schon fast Tradition geworden und mit der wollte er nicht brechen. So kam er zu dem Entschluss Severus auch einzuladen, um den schönsten Tag des Jahres bei ihm zu verbringen.
"Wissen sie was, Professor Snape? Sie kommen morgen auch und machen sich einen schönen Tag. Harry wird sicher nichts dagegen haben." Er gab dem dunkel gekleideten Mann einen für seine Verhältnisse schwachen Klaps auf die Schulter, der Severus zwei große Schritte nach vorne machen ließ.
"Nein, ich kann auch gut alleine den Tag verbr..."
"Keine Widerrede, Sie kommen. Harry wird sich sicher freuen, Sie wiederzusehen. Zur Not komme ich und werfe Sie mir über die Schulter und schleppe Sie zu mir ", entgegnete Hagrid bestimmt.
Snape gab sich geschlagen und machte ein etwas verärgertes Gesicht, um seine Vorfreude zu verbergen.
"Nun, da lassen Sie mir keine andere Wahl. Ich werde da sein. Ich wünsche noch viel Vergnügen bei der Arbeit. Er wandte sich wieder zur Tür um zu gehen während der Wildhüter ihm nachrief: " Bis morgen, Professor Snape."
Auf dem Weg zurück ins Schloss waren die Schritte von Snape beschwingter und er summte nun auch das Lied vor sich hin und die gute Stimmung von Hagrid hatte, als er den Eingang passierte, so von ihm Besitz ergriffen, dass er nun auch laut anfing zu singen.
"Morgen kommt der Hippogreif, kommt ganz schwer beladen."
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