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Fanfiction

Cooper & Sullivan - Ein Team für alle Fälle! - Halloween im Untergrund

von DoubleTrouble

In der Zentrale der Magischen Strafverfolgungspatrouille summte es geradezu vor Geschäftigkeit. Keiner wusste so recht, woran es lag, dass an Halloween stets die Hölle los war, aber in dieser Nacht hatten sie schon mehr Einsätze als sonst zu verzeichnen gehabt.
An den Kürbispasteten konnte es auf keinen Fall liegen, fand Bobby Cooper, der mehr oder weniger gemütlich auf seinem Bürostuhl saß, welcher unter seinem Gewicht gefährlich ächzte und bei jeder Bewegung ein Knacksen von sich gab, als würde er gleich zusammenbrechen, während er eines dieser leckeren Backwerke genüsslich verzehrte.
"Willscht du auch eine, Shane?", fragte er schmatzend seinen besten Freund und hielt ihm den Korb hin, den irgendjemand mitgebracht und in all dem Trubel offenbar vergessen hatte.
Shane zuckte bei dem Knarzen von Bobbys Stuhl zusammen und warf einen kurzen Blick aus dem Augenwinkel zu ihm hinüber, dann klopfte er Lieutenant Barnett kumpelhaft auf die Schulter, zwinkerte ihm zu und steckte ihm drei glänzende Galleonen zu. "Dreihundertdreiunddreißig, das ist mein Tipp, danke, Hector!"
Lieutenant Barnett nickte mit einem breiten Grinsen und vermerkte etwas auf einem kleinen Schreibblock, dann machte er weiter seine Runde durch das Großraumbüro, geschickt den Leuten ausweichend, die in halb angezogenen Uniformen hinausrannten, angespornt von den gebrüllten Befehlen ihrer Vorgesetzten.
Shane duckte sich, als ein riesiger Schwarm purpurner Memos mit dem ministriellen Stempel auf ihn zugeschossen kam, lavierte sich vorsichtig an Bobby vorbei und ließ sich schnell auf auf seinen Stuhl fallen.
"Dreimal die Drei, ist 'ne Glückszahl, oder?", grinste er, legte die Beine schwungvoll auf seinem Schreibtisch ab, wobei ein paar Fallakten vom Tisch in sein klappriges Regal aus Drahtkörben fielen und beugte sich vor, um nach dem Korb zu greifen, den Bobby ihm hinhielt.
"Boah, geil! Kürbispasteten!", freute er sich mit einem jungenhaften Grinsen, nahm eine heraus und ließ den Korb an der Ecke seines Schreibtischs stehen. Herzhaft biss er hinein und kaute genüsslich. "Woher hast du die?"
Wer immer die gebacken hatte, die waren richtig gut!
"Klar, dieses Jahr knacken wir den Jackpot", antwortete Bobby und grinste begeistert. Immerhin war es sein Geld gewesen, das Shane da gesetzt hatte, der mal wieder pleite war. Sollten sie die Wette gewinnen - und Bobby ging fest davon aus - dann würden sie natürlich den Gewinn unter sich aufteilen, so wie sie alles miteinander teilten.
"Keine Ahnung, wo die herkommen", meinte er mit einem Schulterzucken und biss kräftig von seiner Kürbispastete ab. "Aber ich wette, sie sind nicht von der McPierce." Er drehte sich auf seinem klapprigen Bürostuhl ein wenig, um zu der älteren Sekretärin hinüberzusehen, die steif wie ein Stock und in ein aschgraues Kostüm gekleidet an ihrem Schreibtisch saß und mit strenger Miene ihrer Feder eine Mitteilung diktierte.
Shane kippte immer noch essend seinen Stuhl auf die hinteren zwei Beine und wippte leicht damit, während er beobachtete, wie die Leute umher rannten. "Ganz schön viel zu tun heute, was?"
Sie mussten bestimmt wieder mal Ãœberstunden machen, wie jedes Jahr an Halloween, obwohl Shane und Bobby sowieso nichts anderes taten, als alte Akten zu bearbeiten oder irgendwelche volltrunkenen Verkleideten zu befragen. Nie hatten sie einen richtigen Fall!
"Und die sitzen hier wieder nur rum!" , hörte er das Knurren eines älteren Kollegen, als der mit seinem Begleiter an ihren Tischen vorbeikam. Shane wandte sich nicht um, aber sein Gesicht versteinerte sich und seine Finger gruben sich in den Teig der Kürbispastete.
Bobby leckte sich genüsslich die Finger ab und er wischte sich ein paar Krümel vom Hemd, das sich über seinem beachtlichen Bauchumfang gefährlich spannte. Er war noch nie der sportlichste und muskulöseste gewesen, ganz im Gegensatz zu seinem besten Freund Shane, der ein richtiger Frauenschwarm war mit seiner durchtrainierten Figur, den stets verwuschelten Locken und dem frechen Grinsen, von dem im Moment gar nichts auf seinem Gesicht zu erkennen war.
"Hey Mann, wir kriegen schon noch 'nen richtigen Fall!", sagte Bobby und lehnte sich gemütlich zurück. "Und bis dahin genießen wir Kürbispasteten und machen pünktlich Feierabend. Ist doch toll!"
Noch bevor Shane etwas erwidern konnte, dröhnte eine laute Stimme durch die Zentrale der Magischen Strafverfolgungspatrouille, welche Bobby zusammenzucken und seinen Stuhl ängstlich quietschen ließ.
"COOPER! SULLIVAN! ANTRETEN!"
"Jaah, als würden wir heute pünkt-", setzte Shane gerade an, als Captain Brixtons Stimme wie ein Nebelhorn durch das Großraumbüro schallte. Er zuckte heftig zusammen, sein Stuhl ruckte nach hinten und er verlor das Gleichgewicht. Einen Moment lang ruderte er noch heftig mit den Armen - und der Kürbispastete - dann kippte er um und landete krachend auf dem Boden. Sofort rollte er sich über die Schulter ab und schoss wieder kerzengerade in die Höhe. Er brauchte nicht lange um sich neu zu orientieren und sah schon, wie Captain Brixton mit zitterndem, schwarzen Walross-Schnauzer auf sie zuwalzte, sein glatter, wie ein Ei gepellter Schädel mit leichten Schweißperlen bedeckt.
"Aye, Captain Brixton!", rief Shane mit seinem breitesten Lächeln, um die Verlegenheit zu überspielen und wollte ihm zuwinken, als er die klebrige Masse an seiner Hand bemerkte, die eben noch eine Kürbispastete gewesen war. Schnell riss er ein Blatt Pergament vom Tisch, das eigentlich zu einer Fallakte gehörte, wischte sich damit den gröbsten Schmutz von der Hand und pfefferte es in seinen Papierkorb, der es rülpsend wieder ausspuckte.
"Ich habe einen Fall für Sie beide!", polterte Brixton, während Shane Haltung annahm und seine klebrige Hand dabei hinter dem Rücken versteckte. Brixton war ein kräftiger Mittfünfziger, der aussah, wie ein Mann, der über den noch vorhandenen Muskeln langsam ein wenig Altersfett ansetzte, was auch sein grauer Nadelstreifenumhang bewies, der inzwischen so eng saß, dass sich die Nähte zu dehnen begannen.
Bei der Neuigkeit bildeten sich Lachfalten um Shanes Augen und er warf einen vielsagenden Blick zu Bobby.
"Was ist es denn? - Nein, lassen Sie mich raten! Eine betrunkene Morgana? Eine ohnmächtige Meduse? Oder vielleicht... eine nackte Fee?", riet er begeistert drauf los.
"LASSEN SIE DIESEN UNSINN, OFFICER SULLIVAN!", polterte Brixton und fuhr sich augenscheinlich nervös durch den Schnurrbart, dass sich die Haare ganz ungewohnt kräuselten und in alle Richtungen abstanden.
Shane prallte zurück und knallte gegen die Kante seines Schreibtisches. Brixton war kein Mann, mit dem man sich anlegen sollte.
"Es ist nichts dergleichen...", murmelte der Captain, während er mit ein paar Pergamenten herumhantierte. "Wenn ich mehr Leute... nun ja, aber... alle beschäftigt..."
Brixton schien einen Moment mit sich selbst zu ringen, dann machte er eine barsche Handbewegung. "Sie müssen heute Abend raus!", sagte er dann in seinem üblichen Befehlston, klatschte Shane ein paar Pergamente vor die Brust, die er automatisch festiehlt, und stampfte dann wieder davon.
Bobby hatte sich ebenfalls aufgerappelt und mehr oder weniger erfolgreich versucht, sich das Lachen zu verkneifen. Eine nackte Fee - oh ja, das hätte ihm auch gefallen, aber offensichtlich ging es in den Dokumenten, die ihr Vorgesetzter Shane in die Hand gedrückt hatte, um etwas ganz anderes. Bobby schaute von Captain Brixtons Rückenansicht zu Shane und auf seinem Gesicht machte sich ein begeistertes Grinsen breit.
"Heißt das, was ich denke, was es heißt?", fragte er und sah Shane verschwörerisch an.
"Ja Mann! Wir haben nen Fall! Nen richtigen Fall!", erwiderte Shane voller Begeisterung, pfefferte die Pergamente auf seinen chaotischen Schreibtisch und hielt Bobby die Hand zum Highfive hin, der klatschend einschlug, um dann einen möglichst lässigen Schritt an Shane vorbeizumachen und ihm auf den Hintern zu klatschen (bei Shane, der das gleiche machte, sah das natürlich viel cooler aus), ehe sie sich umdrehten um blitzschnell eine Duellierhaltung einzunehmen und mit imaginären Zauberstäben Flüche aufeinander abzuschießen. Sie bliesen ihre rauchenden Zauberstäbe aus, klatschten sich noch einmal ab und brüllten so laut, dass es auch der letzte taube Zauberer in der Mysteriumsabteilung hören musste: "TEAM COOLIVAN ÜBERNIMMT DEN FALL!"
Shane trampelte noch ein wenig überdreht auf der Stelle herum und vergaß darüber fast, sich die Fallakte anzusehen. Bobby ergriff die Gelegenheit sofort, um auf seinen Schreibtisch zuzustürzen und nach dem obersten Pergament zu grapschen, doch Shane war mit zwei Schritten bei ihm und schon schoben, drückten und zerrten sie aneinander herum, um zuerst lesen zu können, was für einen Auftrag sie hatten.
"ICH will zuerst!", zeterte Bobby, während Shane ihm die Hand ins Gesicht drückte, um seinen Kopf wegzudrehen.
"Er hat sie aber MIR gegeben!", entgegnete er und versuchte Bobby das Pergament wegzunehmen, doch der schob ihn mit seinem breiten Hintern zurück, dass seine Hand nur noch wirkungslos in der leeren Luft herumfuchtelte.
Ausnahmsweise gewann Bobby, denn Shane schaffte es einfach nicht, seinen massigen Partner aus dem Weg zu schieben und so beugte er sich über ihn, die Wange an Bobbys schwabbelige Backe gedrückt, um mit einem halben Auge mitlesen zu können.
Bobby hatte wenigstens die Güte, das Wichtigste laut zusammenzufassen. "Zwei verschwundene Männer in London. Anscheinend nicht die Ersten. Es handelt sich um Kanalarbeiter, die nicht mehr von der Arbeit zurückkamen", sagte er und stieß einen leisen Pfiff aus. "Das ist wirklich ein echter, richtiger Fall, Shane! - Shane?"
Shane war einen Schritt zurückgewichen und schüttelte sich vor Ekel. "Nicht von der Arbeit zurückgekommen. Dir ist doch klar, was das heißt."
Bobby brauchte einen Moment lang und runzelte nachdenklich die Stirn, dann riss er die Augen auf und verzog angeekelt den Mund.
"Wir müssen die im Kanal suchen?", sagte er und zog die Oberlippe hoch. "Igitt!"
Shane sah auf seine von der Kürbispastete immer noch klebrige Hand und unterdrückte ein Würgen. "Hätte ich bloß nichts gegessen...", brummte er und kratzte sich an der Wange, wo Bobbys Bartstoppeln ihn gepiekst hatten.
"Das soll doch wohl ein Scherz sein! Da will ich nicht rein!", protestierte er halbherzig. Es war immerhin ihr erster, richtiger Fall... und wenn die Arbeiter wirklich vermisst wurden, dann würden sie Helden sein, wenn sie sie retteten!
"COOPER! SULLIVAN! WO SIND IHRE UNIFORMEN? WIE LAUTET DIE REGEL FÜR DEN EINSATZ?!", polterte es plötzlich von einer Seite des Raumes her und Bobby machte vor Schreck einen kleinen Luftsprung.
"Fünf Minuten, Sir, Captain, Sir!", rief Bobby mit schuldbewusster Miene. Es klang eher nach einem Quieken.
"UND WAS BEI MORGANAS GEKRINGELTEN ZEHENNÄGELN MACHEN SIE BEIDE DANN NOCH HIER!?", brüllte Brixton mit hochrotem Gesicht und wackelndem Schnauzer.

Keine zwanzig Minuten später wateten Bobby und Shane in voller Montur und ausgerüstet mit einer detaillierten Karte der Londoner Kanalisation durch einen Abwasserkanal in dem Bereich, in dem die Kanalarbeiter zuletzt gearbeitet hatten.
"Wieso kriegen wir eigentlich immer die Scheißjobs?", jammerte Bobby und zog aus seiner Umhangtasche ein in Silberfolie eingewickeltes Schinken-und-Käse-Sandwich mit Mayonnaise heraus.
Er packte es aus und biss herzhaft davon ab, ehe er sich auf seine guten Manieren besann und es Shane hinhielt, der neben ihm herlief und den Blick starr auf die Karte in seiner Hand gerichtet hatte. "Magst du auch was haben?"
Shane blieb abrupt stehen, leuchtete Bobby mit seinem Zauberstab ins Gesicht und sah ihn ungläubig an.
"Du denkst echt jetzt ans Essen? Hier?! Das ist total eklig! Stell dir vor, hier läuft das komplette Abwasser von ganz London durch! Wir - waten - durch - Scheiße!"
Seine Stimme hallte laut und hysterisch von den Kanalwänden wieder und um seinen Worten Nachdruck zu verleihen, fuchtelte Shane mit seinem Zauberstab über dem knöcheltiefen Wasser herum, in dem sie herumstiefelten, und unterdrückte ein Würgen, als etwas Klumpiges an ihnen vorbei trieb.
Bobby blickte Shane verständnislos an. "Ich muss doch bei Kräften bleiben", erklärte er und biss noch einmal herzhaft in sein Sandwich. Shane öffnete den Mund, um etwas zu sagen, ließ es dann aber bleiben und konzentrierte sich auf den Weg.
"Warum kümmern wir uns eigentlich um verschwundene Kanalarbeiter?", grummelte er und hielt sich angewidert die Nase zu. "Dieser Gestank ist echt ekelhaft! Den kriege ich nie wieder aus den Haaren!"
"Vielleicht handelt es sich ja um etwas Magisches. Einen Zauberer oder sowas. Du weißt schon, wenn die Muggel keine Spuren finden, dann...", überlegte Bobby, immer noch an seinem Sandwich kauend. Er zuckte vielsagend mit den Schultern. "Vielleicht haben sie einen Hinweis bekommen oder Magie aufgespürt, deswegen dürfen wir jetzt ran."
Shane schnaubte und hielt gleich darauf die Luft an, um nicht zu tief den Kanalmief einzuatmen. "Wie soll man hier überhaupt etwas finden? Das sind Muggel, vielleicht erlauben sie sich einfach einen schlechten Halloween-Scherz mit ihren Freunden!"
"Und ihren Familien?", entgegnete Bobby ungläubig den Kopf schüttelnd. "Das würde ich meiner Mum und meinem Dad nie antun."
Shane setzte gerade zu einer Antwort an, begann dann aber heftig angewidert zu husten, als er eine besonders widerliche Dunstwolke abbekam, die aus einem kleinen Rohr in der Kanalwand stammte. Er schlug die Hand vor den Mund, würgte und erschauerte heftig. Nur mit äußerster Selbstbeherrschung gelang es ihm, nicht zu kotzen.
"Besser, wenn ich den Mund zulasse... uuughh...", murmelte er Bobby durch die Finger zu und wischte sich dann die tränenden Augen ab. Das hier war das widerlichste, was sie je getan hatten, einschließlich der Spurensuche in den Abfallcontainern hinter einem Fast-Food-Restaurant in ihrer Ausbildungszeit!
Er schüttelte den Kopf, wie ein nasser Hund, hob seinen Zauberstab wieder in die Luft und ging weiter, der Karte folgend, wobei er es vermied, zu Bobby zu sehen. Wenn er sah, wie er noch einmal von seinem verdammten Sandwich abbiss, dann gäbe es kein Halten mehr!
"Glaubst du, wir verlaufen uns hier drin?", fragte Bobby irgendwann ein wenig unsicher, als sie vor zwei Abzweigen standen und Shane lange brauchte, um den richtigen Punkt auf der Karte zu finden und sich für einen zu entscheiden. Er bog in den Kanal ein, Bobby über die Schulter hinweg angrinsend und meinte: "Wir werden uns nicht-"
Im selben Moment drehte er den Kopf wieder nach vorn und sein Magen drehte sich um. Er spürte noch das heftige Brennen im Bauch und wie sich sein Mund mit Spucke füllte, dann wurde ihm schwindelig, durch seinen ganzen Körper ging eine Welle und plötzlich stand er vornübergebeugt an der Kanalwand, sich mit einer Hand abstützend und sein ganzer Mageninhalt plätscherte vor ihm in die stinkende Brühe. In seinen weit aufgerissenen Augen stach das viele Weiß grell hervor, aber er konnte den Blick nicht von dem abwenden, was er vor sich hatte.
Bobby neben ihm schnappte geräuschvoll nach Luft und blieb wie angewurzelt stehen. Sein Herz raste schmerzhaft in seiner Brust, als er auf die zerfleischte Masse ein paar Schritte entfernt von ihnen sah und den Blick langsam am noch übrigen Oberkörper und Kopf des ehemaligen Kanalarbeiters hinaufwanderten. Er ließ sein Sandwich langsam sinken und der Atem, der durch seinen leicht geöffneten Mund strich, wurde immer schneller.
"Bei Merlins Bart, Shane...", keuchte er und klammerte sich beinahe schon schmerzhaft fest an Sullivans Ellbogen. "Das ist... der ist... tot. 'Ne Leiche..."
Auch wenn ihm das Essen in der Kanalisation nichts ausmachte und er einen eisernen Magen hatte, war es doch etwas vollkommen anderes, die Leiche zu sehen. Der Mann hatte mal ein Leben gehabt, bestimmt Kinder, eine Familie... aber jetzt war er tot und nicht mal mehr die Hälfte von ihm war übrig.
"Ach, was?! Ich dachte... der... lebt noch... so ganz ohne... Arme und - buäääährrrrg!", Shane konnte nicht einmal aussprechen, da kam auch schon der nächste Schwall aus seinem Mund und sein sorgfältig gewählter Sarkasmus kam überhaupt nicht an.
"Beine...", vollendete Bobby entsetzt und löste seinen Klammergriff langsam von Shanes Ellbogen. Er musste die Finger erst ein wenig bewegen, so steif waren sie vom festen Zupacken geworden, aber dann schritt er platschend durch das stinkende Abwasser auf den blutigen Torso zu und rief im Kopf alles ab, was er in seiner Ausbildung gelernt hatte. Mit zusammengekniffenen Lippen beugte er sich hinunter, um die halbe Leiche näher zu betrachten und erkannte sofort ein paar Bissspuren an dem zerfetzten Fleisch.
"Das muss ein ziemlich großes Vieh gewesen sein, Shane", sagte er mit dünner, zittriger Stimme und biss sich auf die Unterlippe. "Glaubst du, hier unten züchtet irgendwer ... Monster?"
Shane keuchte und spuckte, aber inzwischen war sein Magen so leer, dass nichts mehr herauskam. Er richtete sich mit wackligen Knien auf, wischte sich mit einer zitternden Hand den Schweiß von der Stirn und sah zu Bobby, nicht auf die Leiche.
"Reicht es nicht, wenn es ein Monster ist?", fragte er mit hoher Stimme und kratzendem Hals. "Was immer den da so zugerichtet hat, ich hoffe, es war bloß eins! Bobby, verdammt, glaubst du, wir finden den zweiten Kanalarbeiter überhaupt noch?"
Bobby stieß schwer die Luft aus. "Wir sollten es versuchen, o-oder? Wenn wir schon hier sind, dann-" In dem Moment, in dem er sich zu Shane umdrehte und den Kopf hob, erstarrte er und seine Augen weiteten sich vor Schreck, als er den zitternden Schatten an der Wand und das Platschen am Ende des Gangs hörte. Ein mädchenhafter Schrei kämpfte sich aus seiner Kehle und dann nahm er auch schon die Beine in die Hand und rannte, immer noch schreiend, davon.
Shane wirbelte herum und richtete seinen leuchtenden Zauberstab auf die Ecke. Sein Herz schlug ihm bis zum Hals und er schmeckte immer noch die scharfe Magensäure auf der Zunge. Aber er sollte verdammt sein, wenn er sich diesem Monster nicht stellte!
Der zitternde Schatten wurde immer größer und größer und Shane spannte jeden Muskel in seinem Körper an, bereit zuzuschlagen - oder zu flüchten - und dann hoppelten zwei fette Ratten um die Ecke, von denen eine platschend in das stinkende Abwasser sprang.
Shane atmete erleichtert auf und ein peinlich berührtes Lachen entwich ihm. "War nur eine Ratte, Bobby!", rief er grinsend und stieß ein lautes "Puuuh!" aus. Er fuhr sich durch die schwarzen Locken und wandte sich belustigt um. Aber Bobby war nicht mehr da.
"Bobby? BOBBY!"

"Shane?"
Bobbys Stimme war nur ein Flüstern. Er presste sich an irgendeine glitschige Kanalwand und es war dunkel um ihn herum. Er war weggerannt. Er hatte die Nerven verloren und war einfach weggerannt! Er hatte seinen Partner im Stich gelassen! Wie hatte er das nur tun können? Wenn das Monster - wenn Shane - wenn es ihn nun auch erwischt hatte und alles seine Schuld war? Wie sollte er das General Ahearn erklären, wenn sie ihn fanden? Wenn von Shane überhaupt eine Leiche übrig blieb???
"Shaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaane???"
Bobby sah an seinem zitternden Wanst hinab und bemerkte das schwache Leuchten, das aus der Tasche seiner Uniformjacke kam. Seine Finger klammerten sich um seinen leuchtenden Zauberstab und er leuchtete mit einem mulmigen Gefühl den Kanal um sich herum aus. Er hatte nicht die geringste Ahnung, wo er war. Nach seiner kopflosen Flucht hatte er angehalten, als er außer Atem kam und seine kurzen Beine ihn nicht mehr tragen wollten. Jetzt hatte er vollkommen die Orientierung verloren und die Karte der Kanalisation hatte Shane zuletzt gehabt.
"Oh, verflucht!", schimpfte Bobby und stampfte frustriert auf den Boden, dass es nur so platschte und Dreckwasser nach allen Seiten spritzte. In der Ferne hörte er etwas, das wie ein Schrei oder ein Ruf klang und spitzte die Ohren.
"Shane, ich komme! Ich lass nicht zu, dass das Monster dich kriegt!", rief er plötzlich aus, straffte die Schultern und stürmte mit hoch erhobenem Zauberstab zurück - oder jedenfalls in die Richtung, von der er glaubte, aus der er gekommen war.
Es dauerte lange, bis die hallende Stimme überhaupt näher zu kommen schien. Bobby landete dreimal in einer Sackgasse, die von einem dicken, rostigen Gitter versperrt war, bog immer wieder planlos ab, in die Richtung, aus der er die Stimme gehört hatte. Dann kam ihm jedoch auf einmal ein Licht auf ihn zu und ein Körper prallte gegen ihn, bevor er bremsen konnte. Arme wickelten sich um seinen Bauch und ihm wurde die Luft auf den Lungen gepresst.
"Bobby! Junge, ich war noch nie so froh, dich wiederzusehen!"
"Shane! Ich dachte, ich sehe dich nie wieder!", rief Bobby keuchend aus und schlang die Arme um seinen besten Freund. Er klopfte ihm auf den Rücken und hatte fast Tränen in den Augen vor Rührung, auch wenn er das auf den beißenden Gestank der Kanalisation schob. Gerade an dieser Stelle schien es besonders schlimm zu sein und obwohl Bobby so schnell nichts umwarf, musste er doch die Nase rümpfen.
"Das dachte ich auch, Bobby, das dachte ich auch", sagte Shane, ließ ihn los und klopfte ihm auf die massigen Schultern. "Keine Ahnung, was ich gemacht hätte, wenn du diesem Mon - was war das?"
Bobby runzelte die Stirn, als Shane plötzlich mitten im Satz abbrach und den Finger hob.
"Was denn?", fragte er nach, und Shane fuchtelte wie wild mit der Hand herum und zischelte: "Shhh!"
"Tschuldigung!", wisperte Bobby zurück und fragte noch einmal: "Was ist denn los?"
"Hörst du das nicht? Dieses Geräusch?", flüsterte Shane und legte den Finger an die Lippen, um ihm zu bedeuten, still zu sein. Bobby wollte gerade erwidern, dass das nicht gerade spezifisch war, immerhin gluckste und blubberte das Wasser um sie herum und manchmal hörten sie das Rumpeln der U-Bahn durch die gemauerten Wände, doch dann hörte er auch, was Shane meinte. Irgendwo in dem Kanal neben ihnen hörten sie ein Schmatzen, als würde etwas in Stücke gerissen.
Shanes Magen rebellierte bei dem Geräusch, das aus irgendeinem der benachbarten Kanäle stammen musste, aber nach ein paar flachen Atemzügen bekam er den Würgreiz wieder unter Kontrolle. Immer noch stumm gab er Bobby ein Zeichen und winkte ihn vorwärts. Dann schlich er voraus und schob sich zu der Ecke hin. Er riskierte einen kurzen Blick um die Ecke, aber da war nichts, außer plätscherndes Abwasser. Doch das kauende, knirschende Geräusch ertönte wieder. Mit blassgrüner Gesichtsfarbe drehte sich Shane um und tauschte einen kurzen Blick mit seinem Partner, der mit nervös zuckendem Mundwinkel nickte. Sie kamen aus ihrer Deckung und gingen geduckt den kurzen Kanal entlang, bis sie an die nächste Biegung kamen. Das widerliche Schmatzen wurde immer lauter und Shane presste die Lippen zu einem dünnen Strich zusammen. Tief durchatmen konnte er nicht, aber schließlich streckte er den Kopf um die Ecke und Bobby tat es ihm nach.
Sie nahmen sich nur ein paar Sekunden Zeit um in den schummrigen Kanal zu blicken, der nur von dem matten Schein einer über einem Gullideckel liegenden Straßenlaterne beleuchtet wurde, dann schoben sie sich wieder zurück und wandten sich aufgeregt einander zu.
"Das ist ein Kelpie!", hauchte Bobby und fuchtelte aufgeregt mit den Händen.
"Bist du dir sicher? Kelpies sind doch nicht gefährlich!", entgegnete Shane leise zischelnd und runzelte die Stirn. Bobby starrte ihn entgeistert an und schüttelte ungläubig den Kopf.
"Shane... du hast in Pflege magischer Geschöpfe nie aufgepasst...", seufzte er, fischte ein Taschentuch aus seiner Uniform und tupfte sich damit die schweißfeuchte Stirn ab. "Die sind nur zahm, wenn sie ein Halfter tragen! Für Zauberer ist das leicht, aber Muggel - wenn sie nicht gezähmt sind, dann ziehen sie dich fort und fressen dich!", belehrte er ihn.
"Dann brauchen wir ein Halfter!", sagte Shane mit einem breiten Grinsen und sah sich um. Er entdeckte ein Stück blaue Plastikschnur, die sich an einem Blätterhaufen verfangen hatte und nicht weit davon entfernt wirbelte ein alter Plastiksack in der Strömung im Kreis. Sofort stapfte Shane dorthin und fischte beides aus dem Wasser. Gerade war er wirklich froh, dass Handschuhe zur Außendienstuniform gehörten.
"Hältst du das wirklich für klug?", zischte Bobby und sah ihn unsicher an. Shane blickte verständnislos zu ihm hin, Plastiksack und Schnur bereits in der Hand. "Warum? Du hast doch gesagt, dann wird es zahm."
"Ja, aber das ist doch überhaupt nicht unser Zuständigkeitsbereich!", entgegnete Bobby leise und presste die Lippen aufeinander, wobei sich seine dicken Wangen aufblähten. "Das muss doch eigentlich die Abteilung zur Führung und Aufsicht magischer Geschöpfe übernehmen! Eigentlich müssen wir die herholen und... und... hmpf..."
Bobby sparte sich die Worte, als Shane das große magische Messer mit hunderteinundvierzig Funktionen in der größe eines Backsteins aus seiner Jackentasche zog und anfing, die Schnur mit dem Plastiksack zu verknoten und Löcher hineinzuschneiden.
"Wir sollten es lieber gleich unschädlich machen, bevor es noch mehr Leute frisst! Außerdem heimsen WIR dann den Ruhm dafür ein! Das ist UNSER Fall, Bobby! Unser erster, richtiger Fall! Wenn wir das Kanalmonster fangen, sind wir richtige Helden!", flüsterte Shane aufgeregt, den Gestank und den Dreck beinahe vergessen.
"Ja, aber - aber -", doch Bobbys 'Aber' blieb ihm im Halse stecken, als in dem Kanal die Fressgeräusche endeten und ein heiseres Wiehern laut wurde, das beinahe zu einem Kreischen wurde, so hoch wie es sich schraubte. Bobby hielt sich die Ohren zu und spähte noch einmal um die Ecke und da kam es auf ihn zu, das fahle, riesige Pferd, dessen Mähne aus Binsen zu sein schien, die so lang waren, dass sie das trübe Abwasser noch kräuselten, während es mit grünlich schimmernden Augen, in denen ein böser Blick war, auf ihn zustapfte.
"Oh, nein! Oh, nein, Shane, es kommt!", kreischte er und sprang zurück in Deckung.
Er hatte sie gesehen. In dem kurzen Moment hatte er die andere Leiche gesehen, noch in den leuchtenden Klamotten der Muggelkanalarbeiter, ganz blutig und zerfetzt. Ein Schauder lief ihm über den Rücken und er konnte sich nicht rühren. Im nächsten Augenblick verspürte er einen unerträglichen Druck auf der Blase und kniff die Beine fest zusammen. Nicht jetzt!
"Lenk es ab! Ich bin noch nicht fertig!", brüllte Shane ihm zu, gänzlich auf das Flüstern verzichtend. Das Vieh hatte sie sowieso schon entdeckt und ihre leuchtenden Zauberstäbe schienen es noch zusätzlich anzulocken.
Es plätscherte bedrohlich und dann war wieder das schrecklich kreischende Wiehern zu hören. Der Kelpie trat langsam aus dem dämmrigen Kanal heraus und sah sich mit seinen schimmernden, pupillenlosen Augen um.
"Es ablenken? Es ablenken? Wie soll ich es denn - Oh!", faselte Bobby panisch und stierte in seinen vollbepackten Taschen herum. Dann trafen seine Finger auf ein Päckchen und er zog ein eingewickeltes Sandwich mit Tomaten und Schinken heraus.
"Hier du - du Biest!", rief er dem Wesen zu und schleuderte ihm das oberste Stück Toastbrot vor die Beine.
Die Nüstern des Kelpie blähten sich. Einen Moment lang starrte es Bobby an und er hatte das Gefühl, als müsste er sich gleich bepinkeln, aber dann senkte es den Kopf und begann das Toastbrot zu fressen. Er nahm die Tomaten vom Belag und schleuderte auch die Scheiben nach ihm. Gleich tunkte der Kelpie den Kopf in das dreckige Wasser und schnappte auch nach dem Gemüse.
"Es funktioniert! Es funktioniert!", rief er seinem Partner aufgeregt zu und warf den Rest des Sandwiches hin. Dann zog er seine sämtlichen Essensvorräte aus den Taschen, warf mit Brot und Schinken, Essiggurken, Müsliriegeln, sogar seine Lieblingsschokolade pfefferte er dem Vieh vor die Füße und sah dabei zu, wie es sie vertilgte, dabei nur einen kleinen Funken Reue verspürend, dass er sich nicht wenigstens ein Stückchen aufgehoben hatte.
"HAH!", tönte es zu seiner Linken von Shane, der triumphierend das improvisierte Halfter aus Plastikstreifen und blauer Schnur hochhielt. Er war ganz erstaunt, wie schnell er das hinbekommen hatte und brach in Jubelgeschrei aus, ohne daran zu denken, dass er immer noch den Kelpie ablenken sollte.
"BOBBY, PASS AUF!", schrie Shane gerade noch rechtzeitig. Bobby hatte gar nicht bemerkt, wie schnell ihm das Monster auf die Pelle gerückt war. Er machte hastig einen Satz zurück und wollte schon die nächste Nahrung aus den Taschen ziehen, doch dann bemerkte er, dass seine Taschen leer waren. Seine Finger trafen nur noch knisternd auf eine kleine Packung Chips aus dem Bahnhofsautomaten.
"Shane, mach schnell!", rief er entsetzt und riss die Chipstüte auf. Das war das letzte Ablenkungsfutter, das er noch hatte und er realisierte, dass er keinen einzigen Kartoffelchip vergeuden durfte. Immer nur einen hinwerfend, lenkte er den Kelpie ab, während er langsam zurückwich. Der Kelpie folgte ihm wie ein Entenküken seiner Mutter, immer wieder einen Kartoffelchip aufschnappend, den er vor die Hufe gespült bekam.
"Shane, ich hab nur noch Chips!", schrie Bobby panisch, als die kleine Tüte sich langsam leerte. "Oh, nein! Nein, oh, nein, gleich frisst es mich! Gleich frisst es mich!"
Shane war inzwischen hinter den Kelpie gerückt, das Halfter in der einen, den Zauberstab in der anderen Hand. Bei Bobbys Kommentar konnte er gar nicht, als loszuprusten. "Blödsinn, es frisst dich nicht!", lachte er und belegte das Halfter mit dem Platzierungszauber. Gerade wollte er es verschwinden und am Kopf des Kelpies wieder auftauchen lassen, als er in den Kanal hineinblickte, aus dem es gekommen war und die zerfetzte Leiche des zweiten Arbeiters sah. Oh, doch, es würde Bobby fressen!
Shanes schwungvoll ausgeführte Zauberstabbewegung brach mittendrin ab, als er seinen Oberkörper nach vorn warf und von einem neuerlichen Kotzkrampf durchgeschüttelt wurde. Das Halfter erschien am binsenartigen Schwanz des Kelpies und fiel wirkungslos zu Boden.
"SHANE, MEINE CHIPS SIND AUS!", brüllte Bobby und merkte gleichzeitig, dass der Zauber schiefgegangen war. Erst wusste er nicht, was falsch gelaufen war, dann hörte er Shanes würgende Geräusche und das Plätschern im Abwasser. Und nicht nur er hörte es. Aufmerksam geworden, weil es keine Futterquelle mehr gab, wandte sich der Kelpie von Bobby ab und fixierte Shane mit seinen unheimlichen Augen.
"Oh, nein!", wimmerte Bobby auf der Stelle hüpfend. "Wir werden sterben! Wir werden sterben!"

Als Shane zitternd wieder aufsah, schienen Minuten vergangen zu sein, aber vielleicht kam es ihm auch nur so vor. Der fahle Pferdekopf war kaum eine Armlänge von ihm entfernt und er konnte den widerlichen Atem des Wesens noch durch den Kanalisationsgestank riechen. Sein Herz blieb stehen und er schloss kurz die Augen. Das war es also. Er würde kein so guter Strafverfolger wie sein Dad werden. Er würde ohne Auszeichnung im Dienst sterben und niemand würde sich mehr an seinen Namen erinnern. Jetzt konnte er nur noch eins tun...
"Bobby... es war mir eine Ehre dein Partner zu sein. Ich hätte niemanden lieber an meiner Seite gehabt, als dich", sagte er und versuchte so ruhig und friedvoll zu klingen, wie es nur ging, aber seine Stimme zitterte. "Und jetzt lauf weg und rette dich selbst!"
Shane richtete sich auf und blickte dem Kelpie herausfordernd in die Augen. Auch wenn er gehen musste, würde er aufrecht gehen! Wieder ertönte das ohrenbetäubende, schrille Wiehern und Shane konnte nicht anders, als sich doch noch die Hände auf die Ohren zu schlagen und sich zusammenzukrümmen, aber plötzlich mischte sich noch ein anderer Schrei unter das Gewieher und bevor der Kelpie ihn packen konnte, flog sein Körper zur Seite. Die mächtigen Kiefer schnappten nur wenige Zentimeter vor seinem Gesicht zusammen und Shane zuckte zurück.
Und dann sah er Bobby. Er hatte den Kelpie mit einem Tackle zur Seite gerammt und hielt sich jetzt schreiend und mit hochrotem Kopf an der Binsenmähne fest. Der Kelpie bäumte sich schrill wiehernd auf und Bobby flog in die Luft, nur um mit gespreizten Beinen auf seinem Rücken zu landen. Bobby jaulte auf, klammerte sich aber geistesgegenwärtig am Hals des Kelpies fest.
Shane blinzelte ungläubig und stand da wie erstarrt, bis er Bobby brüllen hörte: "DAS HALFTER! SHANE, SCHNELL! LEG IHM DAS HALFTER AN!"
Shane kam augenblicklich wieder zur Besinnung und hechtete zu dem Halfter, das auf einem schmalen Steg aus Stein am Rand des Kanals lag. Er schnappte es sich und wirbelte herum. Bobby hielt sich immer noch wie beim Rodeo auf dem Rücken des Kelpie, obwohl es bockte und in die Luft sprang, sich drehte und nach Hinten ausschlug. Ein paar Mal verfehlte Bobby die Kanaldecke, doch dann wurde er doch noch dagegengeknallt. Mit einem Kriegsschrei stürzte sich Shane mit ins Getümmel, das Halfter in der Hand. Irgendwie bekam er ein Ohr des Kelpie zu fassen, wurde von den Füßen gerissen und herumgeschleudert, ließ aber nicht los.
Später hätte er nicht mehr erzählen können, wie er es schaffte, dem Kelpie das Halfter überzustülpen, aber in dem Moment, als das improvisierte Ding richtig saß, blieb der Kelpie wie angewurzelt stehen und starrte ihn nur aus leeren Augen an.

Bobby keuchte und rutschte schwerfällig von dem Rücken des Kelpie. Er landete platschend im Wasser und setzte sich prompt auch noch auf den Hosenboden. Ziellos flatterte sein Blick über den Kelpie, Shane, der mit den Zügeln in der Hand dastand und über sich selbst. Als könne er es nicht fassen, schüttelte er den Kopf, stand wieder auf und machte ein paar unsichere Schritte auf sie zu. Er blinzelte.
"Haben wir es geschafft, Shane?", fragte er unsicher.
"Wir haben es geschafft!", rief Shane und riss die Zügel in die Höhe, die Faust dreimal in die Luft stoßend.
"Ha-!", lachte Bobby. "Ha. - Ha. - Hahahahaaa!"
Sein Mund stand weit offen, dann hob er langsam die Hand und Shane schlug mit einem lauten Klatschen bei ihm ein.
"BOO-YAAAAAAH!", donnerten die beiden so laut, dass es durch etliche Kanäle hallte. "TEAM COOLIVAN HAT DEN FALL WIEDER GELÖST!"
Sie sprangen aufeinander zu, dass sie Brust an Brust zusammenstießen, klatschten sich dabei ab und tänzelten drei Schritte zurück. Shane begann zu schnipsen und mit schnellen Hüpfern tanzten sie einmal im Kreis, bevor sie wieder aufeinander zusprangen, sich an den Unterarmen griffen und zweimal die Hände schüttelten. Dann klatschten sie die Hände über den Köpfen zusammen und knallten die Hüften gegeneinander.
"TSCHACKAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAA!!!", stieß Shane laut aus und beugte sich dabei zurück, wie ein Wolf, der den Mond anheulte.
"Wir haben's drauf!", rief Bobby begeistert, wobei er ein wenig schielte, während auf seinem Scheitel langsam eine Beule emporwuchs. Shane stimmte ihm lachend zu und schlackerte dann mit den Zügeln in seiner Hand.
"Jetzt will ich aber endlich hier raus! Keine Minute länger halt ich es hier aus! Es ist so eklig!", beschwerte er sich und zog die Karte heraus. Nach einer Weile hatte er sich auf der Karte wieder zurechtgefunden und seufzte entnervt auf. "Wir sind ja meilenweit vom Ministerium entfernt!"
"Aber vielleicht gibt es eine schnellere Möglichkeit, hier rauszukommen!", sagte Bobby mit einem vielsagenden Blick auf den Kelpie. Ehrlich gesagt war er nicht sonderlich erpicht darauf, sich wieder auf den Rücken dieses Monsters zu setzen, aber sein Kopf hatte ziemlich was abgekriegt, er war hungrig und seine Vorräte zum ersten Mal seit Ewigkeiten komplett leer und langsam war er auch müde und fühlte sich ein wenig schwindelig.
"Das ist DIE Idee!", stimmte Shane schnell und ohne jeglichen Hinweis auf Bedenken zu und schwang sich gekonnt auf den Rücken des Wasserwesens, um Bobby dann am Arm zu packen und ihn umständlich hinaufzuzerren. "Du warst GRANDIOS, Bobby! Einfach GRANDIOS! Du hast mir das Leben gerettet!"
Er nahm Bobbys Arme und schlang sie um seinen Bauch, damit er sich festhalten konnte. "Jetzt darfst du auch mit mir kuscheln", sagte er gnädig und schnalzte dann mit der Zunge. Der Kelpie setzte sich sofort fügsam in Bewegung und nichts mehr deutete auf das menschenfressende Monster hin, das es gerade noch gewesen war.

Triefend und stinkend betraten Shane und Bobby das Atrium des Zaubereiministeriums. Auf dem Rücken des Kelpies hatten sie sich bis zum nächsten großen Auslass der Kanalisation, direkt am Ministerium tragen lassen und nun schritten sie langsam und mit strahlenden Gesichtern durch die Halle. Köpfe wandten sich nach ihnen um, ob wegen des Gestanks oder dem Hufklappern war kaum zu unterscheiden. Shane führte den Kelpie am Halfter und breitete schwungvoll die Arme aus, als er merkte, dass sich aller Aufmerksamkeit auf sie richtete.
"Meine Damen und Herren! Das Kanalmonster von London!", dröhnte er und deutete mit einer Verbeugung auf Bobby. "Und seine Bezwinger, der unglaubliche, großartige Mr Bobby Cooper! Und ich - natürlich!"
Zuerst herrschte Stille, dann war ein einsames, langsames Klatschen zu hören. Bobby und Shane drehten sich zu den Fahrstühlen um und dort stand er. Der General der magischen Strafverfolgungspatrouille, in voller Uniform, mit allen Orden und Auszeichnungen am Revers und applaudierte ihnen.
Und dann geriet Bewegung in die stehen gebliebenen Ministeriumsmitarbeite. Applaus brandete auf und Rufe wurden laut und mit einem Mal waren sie umringt von Leuten, die ihnen auf die Schultern klopften. Mit feucht schimmernden Augen sah Shane zu Bobby hinüber. So fühlte es sich also an, wenn man ein Held war. Und es war verdammt gut!!!

"Ich dachte, mein letztes Stündlein hat geschlagen! Aber plötzlich rammt Bobby das Vieh zur Seite, packt seine Mähne und schwingt sich auf seinen Rücken!", erzählte Shane wild gestikulierend und mit lauter Stimme den Kollegen, die ihre Schreibtische umringten. Nach einer ausgiebigen Dusche waren sie wieder in ihre sauberen Büroklamotten geschlüpft. Shanes Haare waren noch nass und dufteten nach Seife und Bobby sah sich einem großen Berg Sandwiches und Naschereien gegenüber. Sie hatten ihre Wette um die Halloween-Fälle gewonnen und die Kollegen waren so frei gewesen, von einem Teil des Geldes eine kleine Feierabendparty zu schmeißen. Der Rest der Galleonen befand sich klimpernd in Shanes und Bobbys Hosentaschen.
Bobby ließ Shane erzählen und tat sich an Chips, Pasteten und Butterbier gütlich, um, wie er sagte, "seine Energiereserven wieder aufzufrischen".
"Und Bobby war einfach nur - YEEEHAAAAAAAAAAAAAAAA! TEXAS-COWBOY! Und reitet diesen Kelpie wie beim Rodeo!", rief Shane begeistert und klopfte Bobby anerkennend auf den Rücken. Die Lachfältchen um seine Augen waren so tief, dass er aussah, als hätte er hundert Jahre lang gelacht.
Noch einmal spendeten die Kollegen, diesmal das Team von Sheehy, Applaus und verließen dann die Schreibtische, um sich umzuziehen oder sich ein paar Snacks und Getränke zu holen.
Shane bekam wieder dieses wohlige Kribbeln im Nacken und blickte über die Schulter ins Büro hinein und wie es der Teufel wollte, kam gerade jetzt Holly, die wunderhübsche Praktikantin mit dem langen, blonden Haar und den überaus vollen Brüsten an ihren Platz geschwebt. Sie schenkte ihm und Bobby ein herzliches Lächeln.
"Von euch hört man ja Sachen!", sagte sie mit ihrer klangvollen Stimme und strich sich eine Strähne über die Schulter zurück. "Alle sagen, ihr seid heute ganz großartig gewesen!"
"Aach...", winkte Shane mit einem Zwinkern ab und zuckte mit den Schultern. "Das war noch gar nichts! Warte bloß ab, was wir mit richtigen Verbrechern anstellen!"
Bobby hingegen stotterte ein verlegenes "D-d-danke!" hervor und lief hochrot an.
Shane verkniff sich ein Seufzen. Wenn Bobby doch nur mal ein paar Tipps von ihm berücksichtigen würde, was Frauen anging...
"Eigentlich wollte ich euch ein paar von meinen selbstgemachten Kürbispasteten schenken, die hättet ihr euch wirklich verdient gehabt!", sagte Holly und ließ ein leises, trauriges Seufzen hören. "Aber sie sind weg. Ich weiß nicht, wer sie mitgenommen hat... tut mir leid."
Shanes Grinsen war auf seinem Gesicht erstarrt und Bobby wurde, soweit es möglich war, nur noch roter. Die Kürbispasteten... von Holly...
"Aaach, das macht doch nichts!", sagte Shane rasch und sprang auf. Er legte den Arm um Hollys Schultern und drehte sich mit ihr um, damit sie auf Brixtons Schreibtisch blickte, auf dem das kleine Buffet aufgebaut war, da Brixton längst Feierabend gemacht hatte. "Ich bin mir sicher, du bist eine hervorragende Bäckerin! Und wir können das doch gerne auf ein andermal verschieben!"
Er zwinkerte Holly zu und warf dabei unauffällig einen Blick über die Schulter. Bobby war gerade dabei, hektisch Hollys Korb von seinem Schreibtisch zu nehmen und ihn hinter dem großen Benjamini-Busch zu verstecken, der eine Ecke des Büros zierte.
Bobby blickte auf, hob den Daumen hoch und huschte dann schnell zu seinem Platz zurück. Shane ahmte die Geste hinter Hollys Rücken nach.
"Diesen Fall lösen wir doch mit Leichtigkeit für dich, Holly! Team Coolivan steht dir immer zu diensten!"


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