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Die Wanderungen der Minerva - Großstadt - 4

von käfer

Ich weiß immer noch nicht, wo ich bin. Vor zwei Wochen hat Wieh mich hierher gebracht und es hat lange gedauert. Erst sind wir ewig durch sein Wohnviertel gelaufen. Schon nach zwei Kreuzungen hätte ich sein Wohnhaus nicht mehr wiedergefunden; alles sah gleich aus.
Zügig und ohne sich darum zu kümmern, ob ich mitkam, schritt er dem Strom derer entgegen, die sich zu den Haltestellen begaben, um zur Arbeit zu fahren. Wahrscheinlich will er nicht durch merkwürdige Gesten und Selbstgespräche auffallen, viele Leute werfen ihm abfällige Blicke zu. Manchmal musste ich im Katzengalopp rennen, um mithalten zu können. Als ich glaubte, das Tempo keine Minute länger auszuhalten, blieb Wieh vor einer Säule stehen und steckte die Hand mit dem Armband in ein Loch. Kurz darauf kam eines der fahrerlosen Automobile angefahren. Es hatte nur einen Sitz und so quetschte ich mich auf seine Füße. Die Fahrt dauerte Ewigkeiten und ich konnte nichts sehen als seine Hosenbeine. Beim Aussteigen hätte ich mir beinahe das verlängerte Rückgrat eingeklemmt, so schnell ging die Tür wieder zu.
Dann marschierten wir wieder durch ein Stadtviertel. Auch hier sah alles grau in grau aus, aber im Gegensatz zu der Gegend, die wir verlassen hatten, war alles ziemlich unordentlich und machte einen verlassenen Eindruck. Müll lag auf den Straßen herum, hier und da waren Fensterscheiben gesprungen, standen Türen offen. Keine Menschenseele war auf der Straße, aber ich spürte, dass wir beobachtet wurden.
Ohne sein Armband an die dafür vorgesehene Stelle zu halten, drückte Wieh 784 eine Haustür auf und ging ohne zu zögern ein paar Stufen in die Tiefe, wo er erneut eine Tür öffnete. Wir fanden uns in einem düsteren Gang wieder. Links und rechts befanden sich hölzerne Gittertüren, manche von ihnen waren ordentlich und zu, andere wieder trugen die Spuren gewaltsamen Eindringens. Es roch muffig und erinnerte mich an ein Kellerlabyrinth, in dem ich als Kind einmal herumgeirrt bin. Damals war ich noch ziemlich klein, ich glaube, ich ging noch nicht in die Schule. Meine Mutter musste für einige Zeit ihre alte Tante pflegen und weil Vater ausgerechnet zu diesem Zeitpunkt im Ausland war, hat sie mich mitgenommen in dieses grässliche Neubauviertel am Stadtrand. Diese Tante Lizzy war sehr anspruchsvoll, hielt meine Mutter den ganzen Tag und die halbe Nacht auf Trab, so dass ich zu einer Nachbarin abgeschoben wurde, die eine Tochter hatte, die etwas älter war als ich. Es hat Ella überhaupt nicht gepasst, dass sie mich kleines Landei dauernd im Schlepptau hatte, deshalb führte sie mich eines Tages in den Keller. Dort warteten noch andere Kinder; Ella befahl: „Wir spielen heute Verstecken.“ Ich musste als erstes die Augen zumachen und zählen. Als ich fertig war, stand ich allein im Finstern. Schon damals habe ich gemerkt, dass ich im Dunkeln besser sehen kann als andere Leute, aber verlaufen habe ich mich in dem Gewirr der Gänge trotzdem. Die Keller aller Blocks eines Gevierts waren miteinander verbunden, es gab sogar unterirdische Verbindungen zu anderen Gevierts. Ich weiß nicht, wie lange ich dort herumgeirrt bin, ehe ich eine Treppe nach oben fand, ins Freie gelangte und die richtige Haustür suchen konnte. Aber die Rache war an jenem Tag noch mein. Ich habe mich einfach in Tante Lizzys Wohnung verzogen und gemalt, und als Ella dann bei Einbruch der Dunkelheit ohne mich heimkam, war ihre Mutter ganz schön sauer. Ella bekam Stubenarrest und ich durfte an ihrer Stelle ins Kino gehen.
Auch hier gab es ein unglaubliches Gewirr von Gängen, doch dieser Wieh 784 schien sich perfekt auszukennen. Er bog links ab, bog rechts ab, ging gerade durch, ohne ein einziges Mal zu zögern. Anscheinend machte er diesen Weg öfters. Ein ungutes Gefühl beschlich mich. Ich hatte ihm einfach so vertraut, ohne nachzudenken. Seine Nervosität, sein Zögern, sein Schwitzen hatte ich auf Angst vor mir zurückgeführt. Was, wenn es stattdessen die pure Aufregung war, weil er eine dicke Belohnung erwartete, wenn er jemanden wie mich ablieferte? Was machte es schon, wenn er mich ablieferte? Vielleicht wäre es das Beste? Vielleicht befördert man mich schnell und sicher ins Jenseits?

Er hat mich nicht abgeliefert. Wieh 784 hat mich „nach draußen“ gebracht, in unbewohntes Gebiet. In OFFIZIELL unbewohntes Gebiet.
Irgendwo in dem Gewirr der Kellergänge müssen wir eine unsichtbare Grenze überschritten haben. Urplötzlich war er stehengeblieben und hatte darum gebeten, mich wieder sichtbar zu machen. Es gab in dem Moment nichts, was ich lieber getan hätte – das Marschieren auf allen Vieren ist wahnsinnig anstrengend. Kaum war ich wieder ich selbst, fing er an, zu reden wie ein Wasserfall. Als erstes erklärte Wieh mir die Sache mit den Armbändern. Sie sind Pass, Bankkonto und Überwachungsinstrument in einem. Für die Arbeit, die man in den Erwerbszentren verrichtete, werden Punkte darauf gespeichert, die man wieder abgezogen bekommt, sobald man sich etwas anderes leistet als Essen in den Gemeinschafts-
speiseeinrichtungen. Dass die Armbänder auch als Türöffner und Busrufer benutzt werden, hatte ich bereits mitbekommen. Aber es gibt auch gewaltige Rechenmaschinen, die den Standpunkt eines jeden Armbandes auf den Quadratfuß genau bestimmen können. Und die Bediener dieser Maschinen – kenntlich sind sie an schmalen goldenen Streifen auf ihren Rollkragen – können, dürfen und sollen „sich aufschalten“ und zuhören, was die Armbandträger sprechen. Jeder kann jederzeit abgehört werden. Wer Verdächtiges äußert, wird von den Fängern gegriffen und in die Tretmühle gebracht. Mir ging ein Licht auf. Deshalb war Wieh 784 so panisch und nervös und hatte nichts sagen wollen.
Dort, wo Wieh mich wieder ans Tageslicht brachte, sah die Gegend ganz anders aus. Der Zerfall von Gebäuden und Straßen war weiter fortgeschritten als auf der anderen Seite, hier und da lugte Grün aus Ritzen und Spalten. Es war unregelmäßig gewachsenes, natürlich gefärbtes, echtes grünes Gras. Die Wiese am Flussufer hatte irgendwie unecht gewirkt, wie Papierstreifen. Das, was hier wuchs, waren echte Pflanzen.
In diesem Viertel wohnte niemand, die verstohlenen Blicke aus den Fensterlöchern fehlten, es gab keine huschenden Bewegungen, keine leisen Wohngeräusche. Hier war alles totenstill.
Wieh führte mich in der Mitte einer breiten Straße fort. Das war auch notwendig, an den Rändern lagen Schutthaufen von herabgestürzten Gebäudeteilen. Er belehrte mich: „Wenn es vor uns poltert, muss sie ganz schnell zurückrennen. Poltert es hinter uns, müssen wir vorwärts.“ Wie nützlich diese Belehrung war, zeigte sich ein paar Kreuzungen weiter: unter einem großen Betonbrocken lag eine halb skelettierte Leiche. Wieh ging hin und schaute die Handgelenke an. „Das Armband ist weg“, murmelte er. „Der liegt schon zu lange.“ Mir lief es kalt den Rücken hinunter.
Schurgerade führte die Straße ins Irgendwo. Die Sonne sank inzwischen. Je weiter wir liefen, umso größer war der Zerfall. Schließlich kamen wir in eine Gegend, in der nur noch vereinzelte Reste von Wänden standen und die Schutthaufen bereits mit Grün überwuchert waren.
Es dämmerte längst, als die Straße rechtwinklig abbog. Wieh ging geradeaus weiter, er folgte einem Pfad, der auf dem festen Schlamm am Ufer eines graugrünen Flusses kaum sichtbar war. Wieder wurde mir bewusst, dass er diesen Weg nicht zum ersten Mal machte. Nach einer kleinen Weile bückte er sich und holte aus einem Verschlag, den ich gar nicht wahrgenommen hatte, einen Kahn hervor und bedeutete mir, einzusteigen. An einer Kette zog der das Boot über den Fluss, wo sich ein weiterer verborgener Verschlag befand.
Jetzt hatten wir die Stadt endlich hinter uns gelassen und meine Füße, die vom Laufen auf dem harten Boden brannten, spürten kühlen, weichen Boden unter den Sohlen. Vor mir sah ich die Umrisse von Bäumen. Ich atmete auf, aber wir mussten noch lange in die Dunkelheit hinein wandern, ehe im fahlen Mondlicht die Umrisse von Hütten auftauchten.
Auf ein Signal hin, das Wieh am Rande der Siedlung ausstieß, strömten die Bewohner herbei. Es waren zumeist Männer, aber ich erkannte auch einzelne Frauen und sogar ein paar Kinder. Als sie mich sahen, wie ich in meinem immer noch blütenweißen Brautkleid vor ihnen stand, erstarrten sie und staunten mich mit offenen Mündern an. Mit feierlichem Ton verkündete Wieh 784: „Die Weissagung erfüllt sich. Die weiße Magierin aus der Fremde ist gekommen.“
Ohrenbetäubender Jubel brach los, alle stürmten auf mich zu, umarmten mich, fassten mir ans Haar, fühlten mein Kleid. Hilfesuchend sah ich mich um, aber Wieh 784 war verschwunden.


Die Dorfbewohner umsorgen mich, als wäre ich eine Göttin. In der Tat sehen sie in mir die Hoffnungsträgerin für das ganze riesige Volk in der Stadt. Bereitwillig beantworten sie alle meine Fragen. Als erstes habe ich mir erklären lassen, was es mit dieser Weissagung auf sich hat: Seit Ewigkeiten kursieren Geschichten von einer Magierin in weißen Gewändern, die aus dem Nichts auftaucht, dem Allerhöchsten entgegentritt und so das ganze Volk von der Maloche befreit. Ich habe keine Ahnung von Politik und Revolution, aber so viel ist mir klar: Einer allein kann nichts ausrichten. Ich fasse meine Einwände in Worte: „Selbst wenn es mir gelingen sollte, den Allerhöchsten in einem Duell zu besiegen, wird es doch einen zweithöchsten geben, der dann das Amt des Allerhöchsten übernimmt und alles bleibt beim Alten.“
Lächelnd schüttelt die älteste der Frauen, die eine Art Schamanin ist, den Kopf und antwortet: „Es ist vorhergesagt und so wird es eintreffen.“
„Was, wenn ich gar nicht die ersehnte Erlöserin bin?“
Wieder ein Lächeln: „Du bist es.“
Sie wechseln sich damit ab, mich herumzuführen und meine Fragen zu beantworten. Ich erfahre viel über das Leben zwischen den Schlaf- und Erwerbszentren, aber ich begreife nur einen Bruchteil des Gesagten.
Ich komme mir reichlich dumm vor, aber sie haben unglaublich viel Geduld mit mir. Auch wenn ich vier, fünf Mal frage, antworten sie ruhig und freundlich. Nur auf drei Fragen bekomme ich keine andere Antwort als freundliches Lächeln, Kopfschütteln und Händeheben, egal wie oft ich frage, egal wen ich frage. Diese drei Dinge, die ich brennend gern wüsste, lauten:
Wie heißt das Land?
Welchen Namen trägt der Allerhöchste?
Wo lebt der Allerhöchste?
Sollte es tatsächlich meine Bestimmung sein, gegen diesen ominösen Allerhöchsten antreten zu müssen, wird er zu mir kommen müssen. Der einzige Hinweis, den ich habe, ist der auf die schwarze Kleidung.

Die Leute in der kleinen Siedlung nennen sich „die Abtrünnigen“, zutreffender wäre wohl die Bezeichnung „die Jammernden“ oder etwas in der Art. Sie hocken den ganzen Tag in den Steinhütten, die weder sie selbst noch ihre Vorfahren gebaut haben, und stöhnen über jeden Handgriff, den sie tun müssen. „Wir sind hierhergekommen, weil wir nie wieder arbeiten wollen“, ist der Satz, den ich am häufigsten höre.
„Wer essen will, muss Nahrung suchen und zubereiten“, entgegne ich jedesmal, worauf sich immer jemand findet, der sagt: „Es wächst so wenig.“ In der Dämmerung streunen sie im Gelände umher und sammeln Früchte und Pilze ein, die sie so essen, wie sie sind. Und dann klagen sie über Bauchweh…
Es hat ein Weilchen gedauert, bis ich begriffen habe, dass die Leute hier vergessen haben, was für ein wunderbares Gefühl es sein kann, etwas für sich selbst zu tun. Die Stadtbewohner schaffen für die imaginären Punkte und es ist der Willkür „des Systems“ – hinter dem vermutlich der Allerhöchste mit seinem Gefolge steckt – überlassen, was sie für die Punkte bekommen.
Einige Dorfbewohner besitzen noch Armbänder, haben also Zugang zu den Arbeitszentren und versorgen von dem, was sie für ihre Punkte bekommen, die übrigen. Sie wechseln sich alle paar Tage mit dem Arbeiten ab, denn wer ein Armband hat, wird überwacht und wer mehr als anderthalb Tage nicht arbeitet, wird in die Tretmühle gebracht. Sie losen immer aus, wer zur Arbeit muss und es gibt immer großes Gejammere, wenn es wieder so weit ist.
Niemand tut jedoch etwas, um die Dinge zu ändern. Einige haben die Untätigkeit nicht ausgehalten und sind in die hektische Betriebsamkeit zurückgekehrt. Wieh 784 ist so jemand. Er kommt nur noch manchmal für einen kurzen Besuch und bringt Essen.

Ich streife in der Gegend herum. Ich tue das nicht, weil ich denke, dass es nützlich wäre und ich glaube auch nicht, dass ich wirklich die angekündigte „Auserwählte“ bin, die dem namenlosen Allerhöchsten entgegentritt und alleine damit alles ändert. Der Grund für mein Wandern ist ganz simpel: ich langweile mich. Die Langeweile lähmt meine Glieder und meine Gedanken, in meinen Träumen sieht mich das nebelhafte Einhorn mit seinen grünen Augen vorwurfsvoll an, ganz so als wollte es mich mahnen, etwas zu tun.
Ich finde einen Apfelbaum, der voller reifer Früchte hängt, ganz so wie der Baum bei Frau Holle. Fast meine ich es zu hören: „Schüttle mich, schüttle mich, meine Kinder sind allesamt reif!“ Ich probiere einen Apfel, er schmeckt köstlich. Schon habe ich den Zauberstab in der Hand, doch im letzten Moment verzichte ich darauf, die Äpfel ins Dorf zu hexen. Stattdessen appariere ich selbst hin, renne die letzten Schritte und rufe laut: „Essen! Ich habe Essen gefunden! Kommt alle mit, ihr braucht es euch nur zu nehmen!“
Es klappt. Sie haben alle Hunger, weil schon ein paar Tage keine Lieferung mehr aus der Stadt kam.
Sie essen sich satt und wollen wieder gehen. „Halt!“, rufe ich rasch. „Nehmt doch alles mit! Äpfel halten sich ziemlich lange, ich zeige euch, wie ihr sie lagern müsst.“
Sich schauen mich an, zweifelnd, fragend, unsicher. „Vielleicht kommt morgen Wieh und bringt Essen“, sagt ein junger Mann.
„Vielleicht, vielleicht auch nicht“, entgegne ich. „Was, wenn die Fänger ihn geschnappt haben? Wenn ihr euch selber um euer Essen kümmert, müsst ihr nicht mehr in die Maloche.“
Immer noch zweifelnde Blicke, Zögern, Zaudern. Ich hexe mir eine Kiepe und packe Äpfel hinein.
Nun greifen doch einige zu und füllen ihre Säcke.
Auf dem Rückweg gesellen sich zwei Frauen und der älteste der Männer zu uns. Es sind immer die Frauen und älteren Männer, die am wenigsten jammern und am ehesten bereit sind, etwas zu tun. Diese hier haben kartoffelähnliche Dinger in ihren Tüchern und Pilze, die sie mir unter die Nase halten. „Kann man die essen, Magierin?“
Es sind Steinpilze, wahre Prachtexemplare. „Das sind ganz vorzügliche Pilze, aber wenn man sie roh isst, hat man drei Tage lang fürchterliche Bauchschmerzen. Ich zeige euch, was ihr machen müsst, damit das nicht passiert.“
Betretenes Schweigen, verlegene Gesichter. „Sie soll nichts tun, Magierin“, sagt eine junge Frau leise.
„Ich will euch nur helfen, besser zu leben, ohne die Maloche in der Stadt. Wenn ihr das nicht wollt, gehe ich wieder dorthin zurück, woher ich gekommen bin.“
Ich sehe erschrocken aufgerissenen Augen und Münder. Davon ermutigt, setze ich hinzu: „Dann wird sich die Weissagung nie erfüllen.“
Blankes Entsetzen ringsum.
Da ich keine Ahnung habe, wie man ohne Zündhölzer Feuer entfacht, hexe ich eine ganze Schachtel voll aus einem alten Ast. Eine Feuerstelle gibt es noch in einem unbenutzten Haus, wenigstens etwas. Doch als ich die Pilze braten will, muss ich feststellen, dass sie keinerlei Küchengeräte besitzen, nicht ein einziges Messer ist vorhanden. Vor ihren Augen verwandle ich einen Granitbrocken in ein Messer mit selbstschärfender Klinge, was erstaunte Ahs und Ohs hervorruft. Wenn das Professor Dumbledore sehen könnte! Ihm habe ich es zu verdanken, dass ich beinahe alles in Stoff und Gestalt umformen kann.
Als kleine Hogwarts-Beginnerin war Albus Dumbledore für mich der Inbegriff des mächtigen Zauberers, sowohl äußerlich als auch bei der Arbeit mit dem Stab. Nie trug Dumbledore etwas anderes als traditionellste Zunftkleidung mit Schleppumhang. Hinten hing ihm das Haar weit auf den Rücken hinunter, vorn reichte der von einem Goldring zusammengehaltene Bart fast bis zum Gürtel. Was Dumbledore mit dem Zauberstab machen konnte, setzte selbst ältere, erfahrene Zauberer in Erstaunen. Anfangs lernte ich die Grundlagen der Verwandlungslehre IHM zuliebe, später faszinierten mich die Möglichkeiten und Gesetze der Umformung an sich. Doch noch nie habe ich erlebt, dass jemand für die simple Gestaltänderung eines Gesteinsbrockens so viel Beifall erhielt wie ich jetzt und hier.
Natürlich wollen nun alle so ein Messer haben.
Ich zwinge ein Lächeln auf mein Gesicht und antworte: „Natürlich kann ich jedem so ein Messer machen. Aber jeder muss seinen eigenen Stein suchen, sonst wirkt der Zauber nicht.
Die Älteste lächelt mir zu und blinzelt verschwörerisch. Es läuft mir kalt den Rücken hinunter. Wieviel weiß sie über Magie?
Eine Stunde später hat die Hälfte der Dorfbewohner ein Messer und einen Pilz in der Hand. Sie sitzen im Halbkreis um mich herum und sehen mit erwartungsvollen Augen zu mir. Ich erzähle, was ich über Steinpilze und ihre Zubereitung weiß und führe vor, wie man Pilze säubert und schneidet. Zusammen mit den Topibatas, wie sie die kartoffelähnlichen Knollen nennen, und einigen Kräutern, die die Älteste beisteuert, kochen wir einen schmackhaften Eintopf.
„Das ist viel besser als der Pampf in der Gemeinschaftsspeiseeinrichtung“, sagt der jüngste Mann. Er ist etwa in meinem Alter, groß und kräftig, aber noch nie habe ich gesehen, dass er einen Finger krumm gemacht hätte.
„Weißt du, warum das so gut schmeckt?“, frage ich und gebe gleich die Antwort: „Weil ihr es selber gemacht habt, weil es nicht aus einer Maschine kommt. Und weil es aus natürlichen Sachen besteht statt aus künstlich hergestelltem Zeug.“
Den Rest des Nachmittages verbringe ich damit, Kochutensilien herzustellen, sprich aus Steinen und Ästen zu zaubern, dann erkläre ich der Ältesten, wie man ein Feuer macht und unterhält. Nach Einbruch der Dunkelheit veranstalte ich einen großen Feuerzauber und ernenne die Älteste feierlich zur Hüterin der Flamme.
In der Nacht liege ich wach und überlege, wie ich die Leute dazu bringen kann, für sich selber zu sorgen, ohne dass in wenigen Tagen Holz und Nahrung knapp werden. In Gedanken mache ich eine Liste mit nützlichen Dingen, die ihnen noch fehlen und frage mich, warum ich das alles tue statt mir einen Baum zu suchen und einen Strick zum Aufhängen.
Der Smaragd an meinem Ring verbreitet ein diffuses, grünliches Licht.


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