von Madam Malkin
Es war ein sonniger Samstag, den sich Cara ausgesucht hatte. Sie fuhr nach London. Alleine. Während sie im Zug sass, dachte sie immer wieder über die letzten Tag nach. Nach der Schlacht waren sie alle erschöpft nach Hause zu den Weasleys gefahren. Das Haus war nicht belebt und voller Lachen gewesen, so wie früher. Niemandem war nach Feiern zumute. Es war kein freudiger Sieg. Zu viele Opfer hatte der Krieg gefordert, zu viele Verluste hatten sie hinnehmen müssen. In den letzten Tagen waren mehr Tränen geflossen, als jemals zuvor.
Cara brauchte Abstand, wie jeder von ihnen. Die Landschaft zog an ihr vorbei, doch sie nahm sie nicht wahr. Die Felder, die Flüsse und Hügel waren Eindrücke, die nach einer Sekunde wieder vergessen waren.
Sie stieg in King’s Cross aus dem Zug und nahm ein Taxi, das sie zu ihrem Zielort brachte. Auf dem Weg kamen sie am St. Mungo’s vorbei. Es musste überfüllt sein nach der Schlacht, die unzählige Verletzte gefordert hatte. Wie sehr wünschte sich Cara, einige ihrer Freunde würden bloss hier auf einer Station liegen.
Das Taxi hielt vor einem schäbigen Lokal. Cara stieg aus und drückte dem Taxifahrer etwas Muggelgeld in die Hand. Dann betrat sie den Tropfenden Kessel. Auf dem Tresen lang der Tagesprophet. Auf der Titelseite prangte die Schlagzeile: Die Schlacht von Hogwarts. Sie schüttelte bloss den Kopf, als sie die Gäste aufgeregt tuscheln hörte. Sie schienen alle tief beeindruckt und meinten, sie hätten es gerne selbst miterlebt. Cara wusste es besser. Sie war dabei gewesen und wünschte nicht einmal ihrem Todfeind, dies noch einmal durchzumachen.
Durch die Hintertür des Schankraums betrat sie die Winkelgasse. Es war nicht viel los an diesem Samstagmorgen. Kaum mehr als ein Dutzend Zauberer gingen auf und ab. Ausser ihnen wuselten bloss einige Kobolde vor Gringotts auf und ab. Das Dach war noch immer nicht vollständig wiederhergestellt. Cara ging langsam durch die Gasse. Auch Weasley‘s Zauberhafte Zauberscherze, an dem sie wenig später vorbeikam, war noch immer mit Brettern verschlagen. Tränen rannen ihr die Wangen hinab, als sie an Fred erinnert wurde. Es dauerte einen Moment ehe sie sich gefangen hatte und weitergehen konnte. Dennoch kreiste die Erinnerung an die Liebe ihres Lebens weiter in ihrem Kopf. Sie betrat keines der Geschäfte vor denen sie stehen blieb und die Schaufenster betrachtete. Dann stoppte sie vor Madam Malkin‘s Anzüge für alle Gelegenheiten. Neue Schuluniformen waren ausgestellt. Die Farben von Gryffindor, Hufflepuff, Slytherin und Ravenclaw zierten die Abzeichen. Sie erinnerte sich daran, wie sie selbst das erste Mal hierhergekommen war. Wie sie auf den Laden zugegangen war und den blonden Jungen hatte herauskommen sehen. Ihre Blicke hatten sich nur für einen Moment gestreift und sie hatte sich auf den ersten Blick in ihn verliebt.
In Gedanken versunken, verlor sie sich im Spiegelbild ihres Gesichtes auf der Fensterscheibe. Langsam näherte sich ihr eine Gestalt, die neben ihr stehen blieb. Gross, schlank, blondes Haar, Anzug. Cara sah auf. Der junge Mann legte ihr eine Hand auf die Schulter und lächelte sie traurig an. Erschrocken drehte sie sich um. Doch sie blickte bloss die leere, verlassene Winkelgasse entlang, die sich in endlosen Geschäften und Biegungen verlor.
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