von ChrissiTine
5. Dezember: Eine Kleinigkeit
Todmüde schloss Dominique am Dienstag, dem zwanzigsten September, ihre Wohnungstür auf. Sie ließ ihre Tasche zu Boden fallen und lehnte sich mit geschlossenen Augen gegen die zugefallene Tür. Heute war ihr Geburtstag und die Mannschaft hatte es sich nicht nehmen lassen, sie in ein Restaurant auszuführen und auf ihren dreißigsten Geburtstag anzustoßen. Sie hatten alle das größte Steak bestellt, dass es gab, dazu einen Haufen Muggelbier und am Schluss hatten vier Kellner einen riesigen Kuchen aus der Küche geschoben. Es war wunderbar gewesen.
Eigentlich hätte sie ihren Geburtstag am liebsten vergessen. Dreißig war zwar eigentlich noch kein Alter, aber im Profisport wurde die Kritik immer lauter, je älter man wurde. Die wenigsten Spieler waren älter als fünfunddreißig, wobei Sucher es etwas einfacher hatten als Jäger und Treiber, die sich bei einem Spiel viel mehr verausgabten als Sucher, die sich aus dem Großteil des Geschehens heraushielten und höchstens mal einem Klatscher auswichen.
Das Management hatte ihr erst vorletztes Jahr einen Fünf-Jahres-Vertrag angeboten, also war ihr ein Platz im Team für mindestens drei Jahre noch sicher, aber nur weil sie Teil des Teams war, hieß das noch lange nicht, dass sie auch aufgestellt wurde. Sie war zwar die Stammsucherin, doch je mehr Fehler sie machte, desto wahrscheinlicher war es, dass einer der anderen Sucher zum Zug kommen würde. Curtis hatte erst heute, direkt nach dem Essen, „besorgt" gefragt, ob sie überhaupt noch mit dem Druck zurechtkam, in ihrem Alter, oder ob ihr das nicht langsam zu viel würde. Nur mit Mühe hatte sie sich davon abhalten können, ihren Kuchen nach ihm zu werfen, und hatte stattdessen erwidert, dass sie mit Druck sehr viel besser umgehen konnte als er. Hogwartsspiele waren Pipifax im Vergleich zu echten Liga-Spielen. Das würde Curtis auch noch merken, wenn er einmal spielte. Was bei den Kestrels nicht der Fall sein würde, solange sie da war.
Ihre Familie hatte sie auch angefleht, ihren Geburtstag so klein wie möglich zu halten und Louis, ihr Zwillingsbruder, sah das genauso. Eine riesengroße Party war viel zu viel Stress zusätzlich zu allem anderen, was sie zu bewältigen hatten. Am Sonntag gab es ein Familienessen bei ihren Eltern, wo lediglich ihre Geschwister und deren Partner und Kinder dabei sein würden, da würden Louis sie dann alle Geschenke der Weasleys öffnen. Das Team hatte ihr das Essen heute Abend geschenkt. Es war ein bisschen enttäuschend, dass sie heute kein Geschenk auspacken konnte, aber so hatte sie es ja gewollt. Sie war immerhin dreißig, da war ein Geburtstag nicht mehr so wichtig.
Langsam schlurfte sie ins Wohnzimmer und schrie erschrocken auf, als sie einen dunklen Umriss auf ihrem Sofa sitzen sah. Sofort zog sie ihren Zauberstab.
„Lumos!" Eigentlich sollte sie sofort einen Schockzauber losschicken, aber für den unwahrscheinlichen Fall, dass jemand aus der Familie sich entschlossen hatte, sie zu überraschen, wartete sie lieber noch ein paar Sekunden. Sollte es James sein, konnte sie ihn ja immer noch schocken. Er hatte immer noch nicht für den Ohrläppchentypen bezahlt.
Aber es war nicht James auf ihrem Sofa, sondern Steven, der eingenickt war und jetzt erschrocken vom Sofa auf den Boden plumpste. „Weasley!"
„Davies!", gab sie genauso empört zurück. „Was machst du hier, verdammt noch mal? Ich hätte dich umbringen können!"
Er verdrehte die Augen und richtete sich langsam wieder auf. „Sicher."
„Mach keine Witze. Ich bin müde und betrunken und heute ist Dienstag und dienstags sehen wir uns nie. Was machst du hier?"
Er seufzte und griff nach einem kleinen Geschenk, das auf ihrem Sofatisch lag. „Ich wollte dir das nur schnell geben. Ich hatte heute früher Schluss und wollte nur kurz vorbeikommen. Als du nach einer halben Stunde noch nicht da warst, hatte deine Nachbarin Mitleid mit mir und hat mich mit deinem Zweitschlüssel reingelassen, damit ich nicht die ganze Zeit im Flur herumlungere."
„Du weißt, dass ich Geburtstag habe?" Sie hatte keine Ahnung gehabt, dass er das von ihr wusste. Sie wusste nicht, wann er Geburtstag hatte. Bestimmt hatte sie ihn schon verpasst. „Du hast mir ein Geschenk gekauft?", fragte sie mit leiser Stimme. Sie musste schlucken, als sie ihm das Päckchen abnahm. Vorsichtig packte sie es aus.
„Es ist wirklich nichts großes, nur eine Kleinigkeit, wirklich nichts Besonderes, ich dachte nur, weil du gesagt hast, dass du erst am Sonntag bei deiner Familie bist, dass du vielleicht …"
In dem Päckchen war ein Cupcake in den Farben ihrer Quidditchmannschaft. Auf dem Zuckerguss thronte ein kleiner Schnatz und wenn man ihn im Licht drehte, funkelte ihr eine winzige Dreißig entgegen. Sie schluckte schwer.
„Ich hab doch gesagt, nichts Besonderes, aber … naja … ich hab ihn in der Bäckerei gesehen und gedacht, dass du dich vielleicht freust und …" Er schaute auf den Boden und errötete.
Sie schlang die Arme um ihn und umarmte ihn fest, bevor sie ihn auf die Wange küsste. Seine Stoppeln piksten ihre Lippen und sie lächelte. So fühlte er sich immer an. „Danke", murmelte sie leise. Sie konnte immer noch nicht glauben, dass er daran gedacht hatte. Sie wusste, dass sie nichts erwähnt hatte, nur, dass sie mit ihrer Familie essen würde, aber nicht, warum. Und dass er sich diese Mühe gemacht hatte, extra hierher zu kommen …
Er lächelte zurück. „Kein Problem. Wär nur schön gewesen, wenn du schon vor drei Stunden hier gewesen wärst."
Sie zuckte mit den Schultern. Hätte er ihr Bescheid gesagt, dann hätte sie ihm von dem Überraschungsessen erzählen können. „Das ist der Nachteil an Überraschungen", erwiderte sie, um ihre Rührung zu überspielen, und gähnte. „Ich glaub, ich bin zu müde für Sex, sorry." Sie sagte sonst nie nein, aber ihr fielen fast die Augen zu.
Er seufzte und ließ sie los. „Ich wahrscheinlich auch." Er griff nach seiner Jacke, die noch auf der Couch lag. „Ich sollte wohl besser nach Hause, bevor es noch schlimmer wird, sonst zersplinter ich mich noch."
„Du könntest auch …", fing sie an und biss sich auf die Lippen. Das war keine gute Idee. Zwischen ihnen war nur Sex, nicht mehr. Aber sie wollte auch nicht, dass ihm auf dem Weg etwas passierte und er sah genauso müde aus, wie sie sich fühlte. „Du könntest auch hier schlafen und morgen früher aufstehen. Das ist wahrscheinlich sicherer."
Er schaute sie ein paar Sekunden lang still an und sie befürchtete schon, einen großen Fehler gemacht zu haben, bevor er schließlich nickte. „Du hast wahrscheinlich Recht. Ich will nicht noch im Mungos landen."
Sie nickte schnell. Es ging hier nur um seine Gesundheit. Mehr nicht.
TBC…
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A/N: Morgen gibt es zum Nikolaustag als kleines Geschenk ein Kapitel aus der Sicht von Steven, allerdings bevor Dominique und er sich wiedergetroffen haben und er sie nur aus der Ferne angestarrt hat ;).
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