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Fanfiction

Verstand und Gefühl - Entwicklungen

von MagicMarlie

Hey meine Lieben! Oh Gott ich melde ich mit ziemlicher Verspätung wieder zurück aus dem Reich der Toten *schäm*. Ich hoffe, meine Muse lässt mich nicht noch einmal so lange im Stich!
Dieses Kapitel dreht sich hauptsächlich um die Gefühle von Hermine und Severus, und in der zweiten Hälfte wirds ein bisschen lemonig, also wer's nicht mag, ist gewarnt. :)
Viel Spaß :)

__________________________________________________________
Sie fuhren auseinander, als die Eingangstüren des Schlosses mit einem lauten Quietschen aufgeschoben wurden. Hastig sprangen sie auf die Beine, gerade noch rechtzeitig, bevor McGonagall nach draußen trat.

„Severus, Hermine, da seid ihr ja! Ich habe mir schon Sorgen gemacht. Auf einmal wart ihr beide verschwunden.“

„Nun, dazu besteht kein Anlass“, sagte Severus barsch und strich seine Roben glatt. Er wirkte vollkommen gefasst, doch Hermine sah noch die leichte Rötung auf seinen Wangen, und ihr fiel auch auf, dass seine Finger ständig in Bewegung waren – ein sicheres Zeichen seiner Nervosität. Sie unterdrückte ein Lächeln.

„Ich habe nur etwas frische Luft geschnappt und dabei Professor Granger hier aufgelesen“, fuhr er sachlich fort.

McGonagalls Blick flackerte einen Moment lang misstrauisch zwischen ihnen hin und her, doch dann wandte sie sich wieder um und hielt ihnen auffordernd die Tür auf. Rasch folgten sie ihr in die nunmehr menschenleere Eingangshalle, doch während McGonagall wieder zum Fest zurückkehrte, blieben Severus und Hermine unschlüssig vor den großen Flügeltüren stehen.

Severus räusperte sich und schien es zu vermeiden, sie anzusehen. Abermals fiel Hermine auf, dass er geradezu süß wirkte, wenn er verlegen war.

Irgendwann machte er einige zögerliche Schritte auf die Kerkertreppe zu, und Hermine folgte ihm.

„Was mich angeht, habe ich für heute genug von dem Ball“, murmelte er und lehnte sich an der Treppe an die steinerne Mauer. Hermine nickte.
„Ich auch“, gab sie zurück und es war ihr wirklich herzlich egal, was Dumbledore davon halten würde, wenn sie einfach nicht mehr auftauchten.

Eine Weile sagte keiner von ihnen ein Wort, doch irgendwann räusperte Severus sich. „Hermine – ich ... ich weiß nicht, was da vorhin passiert ist, aber ich habe heute Abend schon ziemlich viel getrunken, und ich ... jedenfalls, es tut mir-“

„Nein!“, fuhr Hermine dazwischen und spürte plötzlich eine irrationale Wut in sich. „Wage ja nicht, dich jetzt dafür zu entschuldigen!“, zischte sie und hielt mit Mühe ihre Stimme leise. „Nicht dafür, Severus!“
Der Angesprochene sah sie einen Augenblick lang erschrocken an, doch dann seufzte er müde.

„Ich muss aber, Hermine. Es ... es hätte nie so weit kommen dürfen.“

Seine Worte fühlten sich an wie Schläge in die Magengrube. Hermine spürte, wie ihr Innerstes zu Eis wurde. Mühsam kämpfte sie gegen die Tränen an, die ihr in die Augen zu steigen drohten.

„Dann ... dann war das also etwas, das du im nüchternen Zustand nie tun würdest?“, fragte sie tonlos, nicht fähig, ihm in die Augen zu sehen. Wie konnte er nur?!

„Hermine, ich ... nein ... ja- was ich damit sagen will, ist ...“

Severus rang die Hände und schien tatsächlich um Worte verlegen zu sein, ein Anblick, den Hermine noch nicht oft hatte miterleben dürfen, doch an diesem Abend konnte sie sich nicht darüber freuen.

„In Ordnung“, sagte sie leise, „wenn du das so siehst ... wenn es für dich nur ein ... nun ja, Fehler war, dann sollten wir am besten nicht mehr darüber reden. Gute Nacht.“

Mit diesen Worten wandte sie sich um und ließ ihn einfach stehen. Einen winzigen Moment lang hoffte sie beinahe darauf, dass er ihr nachlaufen, sie herumwirbeln und stürmisch küssen würde, doch natürlich geschah nichts dergleichen. Fröstelnd machte sie sich mit ferngesteuerten Schritten auf den Weg in ihre Räume, um sich einfach nur heulend unter ihrer Bettdecke zu vergraben, wie ein Teenager mit Liebeskummer. Es war doch wirklich beschämend. Aber Hermine hatte einfach nicht die Kraft, sich an diesem Abend noch weiter mit dem Thema auseinanderzusetzen. Mit einem Mal war ihr der ganze Wind aus den Segeln genommen worden und sie fühlte sich, als würde sie in einer finsteren Nacht ohne Orientierung auf dem Ozean treiben.

+++

Langsam wurde die Position, in der er an der Wand lehnte, unbequem. Dennoch konnte Severus sich nicht dazu aufraffen, in seine Räume zu gehen. Vielmehr verspürte er den übermächtigen Drang, an Ort und Stelle seinen Kopf an die Mauer zu schlagen.

Erst als mehre Slytherins in kleinen Grüppchen auf dem Weg in ihren Gemeinschaftsraum an ihm vorbeigingen und hinter vorgehaltenen Händen irgendetwas flüsterten und auf ihn zeigten, stieß er sich ab und wankte beinahe den kurzen Weg in seine Räume.

Dort ließ er sich auf seine Couch sinken und starrte minutenlang einfach nur ins Leere. Was war da gerade geschehen? Er konnte nicht glauben, dass das gerade wirklich passiert war. Nicht nur, dass er und Hermine sich geküsst – geküsst! – hatten, nein, sie schien es tatsächlich auch genossen zu haben, und als er sich dafür entschuldigen wollte, war sie ausgeflippt. Eigentlich hatte er sich zuerst auch gar nicht entschuldigen wollen, immerhin war dieser Kuss so ziemlich das Beste gewesen, was ihm in den letzten Monaten passiert war, aber dennoch hinderte ihn das nicht, zu denken, dass es falsch war. Nicht nur, dass er damit Voldemort noch mehr in die Hände gespielt hatte, sondern er war, ganz nebenbei bemerkt, auch zwanzig Jahre älter als Hermine, und außerdem, so rief er sich in Erinnerung, war sie vor nicht allzu langer Zeit noch seine Schülerin gewesen.

Trotz all dieser Argumente, die zweifellos gegen das sprachen, was passiert war, konnte er nicht anders, als ständig an dieses Glücksgefühl zu denken, das in ihm explodiert war, wie seit Jahren nicht mehr. Er wusste, dass es falsch war, aber es hatte sich so ... verdammt gut angefühlt.

Severus vergrub verzweifelt das Gesicht in seinen Händen. Er schmeckte Hermine immer noch an seinen Lippen, und eine unvernünftige Seite in ihm klammerte sich an den blassen Hoffnungsschimmer, dass er sie mit seinen Worte vorhin nicht ganz verloren hatte.

+++

Kopfschmerz. Pochender, dröhnender Kopfschmerz war das Erste, was Hermine am Morgen nach dem Ball mitbekam. Stöhnend rieb sie sich über die Schläfen und brauchte erst einmal ein paar Sekunden, um sich daran zu erinnern, warum sie sich so elend fühlte. Aber ob ihre Kopfschmerzen von dem vielen Elfenwein oder doch eher von der Szene danach herrührten, konnte sie nicht sagen.

Mit einem Ächzen stemmte sie sich hoch und schlurfte ins Badezimmer. Es war noch relativ früh, wie sie missmutig feststellte, und so drehte sie erst einmal den Wasserhahn auf und genehmigte sich ein ausgiebiges Bad, um ihren Kopf freizubekommen.



Nachdem sie das Frühstück ausgelassen und den ganzen Vormittag im Bett verbracht hatte, beschloss Hermine, zumindest zum Mittagessen in die Große Halle zu gehen. Sie hätte sich zwar auch etwas bestellen können, aber sie hatte das Gefühl, dass sie irgendwann noch wahnsinnig werden würde, wenn sie nicht bald aus ihren vier Wänden herauskäme.
Die Schüler, die über Weihnachten in Hogwarts geblieben waren, bevölkerten laut schnatternd die wieder aufgestellten Haustische, während nicht wenige der Lehrer immer noch ein wenig blass und still am Tisch saßen und in ihrem Essen herumstocherten. Severus war nicht unter ihnen.

Als Hermine an ihn dachte, überkam sie eine seltsame Mischung aus Gefühlen. Es war nicht so, wie sie am Vorabend noch geglaubt hatte, nämlich dass sie ihn für seine Aktion abgrundtief hassen würde, vielmehr war sie wütend und traurig zugleich. Enttäuscht und verletzt, natürlich, aber irgendwie war sie längst nicht so zornig, wie sie erwartet hätte. Außerdem hatte sie sich selbst erschrocken, als sie irgendwann, vermutlich während des Kusses oder auch erst danach, begriffen hatte, dass sie wirklich etwas für ihn empfand, das über ihr Kollegenverhältnis oder das von Freunden hinausging. Es war keine Schwärmerei und auch keine nervöse Verliebtheit, aber sie empfand eindeutig etwas ... Tiefes, wenn sie an ihn dachte. Missmutig stützte sie ihren Kopf auf die Hände. Das hatte ihr gerade noch gefehlt.

„Meine Liebe, ist alles in Ordnung?“, hörte sie Dumbledores muntere Stimme an ihrem Ohr und am liebsten hätte sie ihm in diesem Moment den Hals umgedreht. Sie schluckte und zwang sich zu einem netten Lächeln und hoffte, dass es nicht wie eine Grimasse wirkte.

„Alles in Ordnung, ich bin nur etwas müde“, gab sie zurück und goss sich rasch einen Kaffee ein. Zu ihrem Bedauern ließ es Dumbledore nicht dabei bewenden.

„Wo sind Sie denn gestern Abend so schnell hin? Von einem Moment auf den anderen waren Sie plötzlich verschwunden, und Severus habe ich dann auch nirgends mehr gesehen ...“

„Es tut mir leid. Ich habe wohl etwas zu viel getrunken und fühlte mich nicht sehr gut, deshalb bin ich schlafen gegangen. Das ist alles. Ich weiß nicht, wo Severus hin verschwunden ist“, antwortete Hermine höflich, aber nicht gerade freundlich. Sie war immer noch wütend auf den alten Magier, und das würde sich so schnell auch nicht wieder ändern.

„Ah, wie Sie meinen“, erwiderte Dumbledore leise und legte die Fingerspitzen aneinander, bevor er sich wieder abwandte und nachdenklich durch die Halle blickte. Hermine beeilte sich ihr Essen zu beenden und flüchtete dann für einen Spaziergang nach draußen. Sie sah nicht mehr, wie sich Dumbledores Blick verdunkelte.



Die nächsten zwei Tage vergingen ohne besondere Aufregung, und auch ohne dass Hermine Severus noch einmal wiedersah, seit sie sich geküsst hatten. Er erschien nicht zu den Mahlzeiten und streifte auch nicht wie sonst im Schloss herum. Unter anderen Umständen hätte sie sich Sorgen gemacht, doch nun würde sie ihre rechte Hand darauf verwetten, dass er sich einfach in seinen Räumen verbarrikadiert hatte, um nicht mit ihr reden zu müssen.

Dennoch hielt Hermine es irgendwann nicht mehr aus. Schon am nächsten Morgen wollten Ginny, Harry und Ron zu Besuch kommen, und auch wenn sie sich auf die drei freute, so schweiften ihre Gedanken doch immer ab. Sie schweiften ab und landeten unweigerlich bei einer gewissen schlecht gelaunten Fledermaus in den Kerkern.

Es war zum Heulen.

Als sie gegen Abend hin schließlich aus reinem Frust schon wieder eine halbe Flasche Elfenwein geleert hatte und an nichts anderes mehr denken konnte, beschloss sie, ihn einfach mit der Situation zu konfrontieren. Und sich selbst auch.

Sie war sich einfach nicht sicher, was sie denken sollte. Einerseits hatte es sie fürchterlich verletzt, als er mehr oder weniger zugegeben hatte, dass er sie im nüchternen Zustand nicht geküsst hätte, doch andererseits musste sie es noch einmal aus seinem Mund hören, um es wirklich glauben zu können. Denn egal was er später bei der Treppe auch gesagt hatte – seine Küsse hatten ihr etwas gänzlich anderes vermittelt.

Sie fühlte sich wie ein Schulmädchen, als sie vor seiner Bürotür stand und die Hand bereits zum Klopfen erhoben hatte, aber dennoch zögerte. Minutenlang überlegte sie, womit sie am besten anfangen sollte, doch es wollte ihr partout nichts Passendes einfallen. Schließlich verdrehte sie über sich selbst die Augen und schlug ihre Knöchel dreimal gegen die hölzerne Tür.

„Herein!“, ertönte es von drinnen und Hermine stieß die Tür auf. Severus saß an seinem Schreibtisch und schien irgendwelche Hausaufgaben zu korrigieren, doch im Moment hatte sie keinen Blick dafür. Als er aufsah, erkannte sie einen winzigen Moment lang Überraschung in seinem Blick, doch er verschloss sich sofort wieder.

„Guten Abend, Severus“, machte Hermine den Anfang und trat näher, wobei sie sich bei jedem Schritt ihres Vorhabens weniger sicher fühlte. Einen Moment lang wäre sie am liebsten wieder umgedreht, als sie sich ins Gedächtnis rief, dass vor ihr ihr ehemaliger Professor saß.

„Hermine“, murmelte Severus und neigte leicht den Kopf, womit er sie aus ihren gefährlichen Gedanken riss. Rasch strich sie sich ihre Roben glatt.

„Hast du einen Augenblick Zeit?“, fragte sie und ignorierte die Tatsache, dass sich das Du nach wie vor merkwürdig anfühlte.

„Ich-“, begann er, doch Hermine fuhr ihm dazwischen.

„Bitte, Severus. Wir müssen reden.“

Der Mann hinter dem Schreibtisch seufzte leise. „Ich hatte gehofft, eine solche Unterhaltung niemals führen zu müssen. Komm mit.“

Mit diesen Worten stand er auf und ging Hermine voran in Richtung seiner Privaträume. Tatsächlich führte er sie in sein spärlich beleuchtetes Wohnzimmer und wies wage auf die Sitzgruppe vor dem Kamin, woraufhin sich Hermine etwas steif in einen Sessel sinken ließ. Severus setzte sich ihr schräg gegenüber auf seine Couch und schlug die langen Beine übereinander, ohne sie anzusehen. Hätte Hermine es nicht besser gewusst, hätte sie geglaubt, er wäre verlegen.

Einen Moment lang zögerte sie, doch dann schluckte sie alle Zweifel hinunter. Sie musste einfach Klarheit haben.

„Ich möchte dir wirklich nicht zu nahe treten, aber ich muss wissen, ob du wirklich gemeint hast, was du gesagt hast. Denn egal was du jetzt auch darüber sagen wirst – mir tut es nicht leid, was passiert ist.“

So. Jetzt war es heraus. Angespannt lehnte sich Hermine zurück und schob ihre Hände zwischen die Oberschenkel um sich davon abzuhalten, nervös herumzufuchteln. Es schien eine Ewigkeit zu vergehen, bis Severus endlich aufsah. Noch immer hielt er seinen Blick völlig verschlossen.

„Nun, ich ... kann nicht leugnen, dass es mir ... gefallen hat“, murmelte er und seine Stimme wurde bei jedem Wort leiser. Hermine schien es, als würde ein Hauch Rot seine Wangen färben, doch bei dem schwachen Licht konnte sie es nicht genau sagen. „Aber es war trotzdem ein Fehler.“

Irgendetwas in Hermines Magengegend schmerzte plötzlich. Es tat weh, diese Worte ein zweites Mal zu hören, das konnte sie nicht leugnen.

„Aber warum denn?“, hörte sie sich sagen und sie hasste sich dafür, dass ihre Stimme so kläglich klang.

Severus seufzte.

„Hast du schon einmal wirklich darüber nachgedacht, wer ich bin?“, fragte er leise und starrte dabei ins Feuer, das munter vor sich hin flackerte.

Hermine sagte nichts, doch er schien auch keine Antwort zu erwarten.
„Ich bin ein Todesser. Ein Spion. Ich bin ein Mann, der direkten Kontakt mit dem Dunklen Lord hat, und ich muss wohl kaum erklären, was das bedeutet. Außerdem war ich dein Lehrer. Und ganz nebenbei bemerkt bin ich zwanzig Jahre älter.“

Er sah sie immer noch nicht an, und Hermine hatte das Gefühl, von der Last ihrer Gefühle nach unten gedrückt zu werden. Es war, als hätte sie ein bleiernes Gewicht auf der Brust, das ihr die Luft abschnürte.

„Brauchst du noch mehr Gründe?“, murmelte Severus schließlich und sah ihr zum ersten Mal wieder in die Augen.

Hermine schluckte schwer. „Severus, ich ... ich weiß das alles. Aber ich ... ich kann auch nichts dagegen tun ... es passiert einfach.“

„Was passiert einfach?“

„Dass ich Gefühle für dich entwickle!“, rief Hermine in einem Anfall von Verzweiflung und rang die Hände. Severus starrte sie mit aufgerissenen Augen an und Hermine konnte beinahe hören, wie es in seinem Gehirn arbeitete.

„Ich ... das darf nicht sein“, murmelte er schwach und klang dabei ebenso kläglich wie sie selbst Augenblicke zuvor.

Unter normalen Umständen hätte Hermine ihm nie so eine Szene gemacht. Sie wäre nie auf die Idee gekommen, ihm diese Dinge ins Gesicht zu sagen und sie sich somit selbst einzugestehen. Aber die Umstände waren eben nicht normal, denn dies hier war nicht irgendjemand, es war Snape. Und es war absolut verrückt, und irrational und ihre Freunde würden sie vermutlich allesamt hassen, aber in diesem Augenblick war es Hermine egal. Sie wollte einfach nur dieses Gefühl zurück, nach dem sie sich sehnte, seit sie beim Weihnachtsball gemeinsam vor der Tür gesessen hatten.

Sie fühlte einen leichten Schwindel, als sie wie von selbst aufstand und sich neben ihn auf die Couch sinken ließ.

„Sag mir, dass du nichts fühlst, und ich werde auf der Stelle gehen und das Thema nie wieder ansprechen“, sagte sie mit zitternder Stimme und hoffte gleichzeitig so sehr darauf, dass er ihr das Gegenteil bewies. Eine Zeit lang sagte keiner von ihnen ein Wort, sie saßen eng beieinander, die Gesichter nur wenige Zentimeter vom jeweils anderen entfernt und starrten sich an. Hermine fühlte Severus’ schwere Atemzüge an der Wange. Schließlich, es kam ihr vor wie eine Ewigkeit, schüttelte er kaum merklich den Kopf, aber für Hermine war es Antwort genug. Ohne weiter darüber nachzudenken beugte sie sich zu ihm und küsste ihn auf den Mund.

Und endlich. Da war es wieder, dieses Gefühl, dessen Fehlen sie beinahe hatte verrückt werden lassen. Sie ließ sich vollkommen in den Kuss fallen und schaltete ihre Gedanken komplett ab. Severus schien es nicht viel anders zu ergehen. Am Anfang spürte sie, dass er immer noch etwas unsicher war, aber mit der Zeit wurden seine Küsse intensiver und leidenschaftlicher, und sie freute sich, dass er endlich die Initiative ergriff.

Als sie das Gefühl hatte, keine Luft mehr zu bekommen, unterbrachen sie den Kuss, aber nur, um gleich darauf wieder übereinander herzufallen. Severus hatte sich in der Zwischenzeit immer tiefer über Hermine gebeugt, und ohne zu bemerken, wie es passierte, lag sie plötzlich auf dem Rücken und spürte Severus’ Körper auf ihrem eigenen. Während sie immer wieder mit den Händen durch sein erstaunlich weiches Haar fuhr und es zerwühlte, spürte sie, wie das Pochen in ihrem Unterleib stetig zunahm. Sie war sich kaum Severus’ Hände bewusst, die sich unter ihren Rücken geschoben hatten, damit sie nicht beide von der Couch fielen, so gefangen war sie in ihrer Leidenschaft. Ohne den Kuss zu unterbrechen, wanderten ihre Finger auf der Suche nach den Knöpfen seiner Robe über seine Brust, und als sie sie endlich gefunden hatte, nestelte sie zittrig vor Lust daran herum. Doch kaum hatte sie eine Hand unter den dicken schwarzen Stoff geschoben und auf seinem Hemd platziert, als er plötzlich von ihr abließ und sich schweratmend zurückzog. Hermine starrte ihn erschrocken an.

„Severus, was ...?“

„Nein“, keuchte er heiser und sah sie beinahe flehend an, „das geht nicht, Hermine, bitte versteh das doch!“

Hermine hätte ihm am liebsten eine runtergehauen. Wie konnte er es nur wagen, gerade jetzt wieder damit anzufangen, wo sie ihm doch am liebsten die Kleider vom Leib reißen würde, und das war an sich schon ein sehr untypisches Verhalten für sie.

Außerdem war ihr die Beule in seiner Hose nicht entgangen, und widerwillig musste sie seine Selbstbeherrschung bewundern. Aber das hieß nicht, dass sie sein Verhalten akzeptierte.

„Wage nicht, jetzt aufzuhören, Severus!“, knurrte sie. „Es ist sowieso schon zu spät, um dich aus der Affäre zu ziehen!“

Ohne auf seinen schwachen Protest zu achten, drückte sie ihn nach hinten und beugte sich tief über ihn, während sie die Knöpfe seiner Robe öffnete. Am Rande ihres benebelten Bewusstseins fragte sie sich selbst, was sie da eigentlich tat und was mit der zurückhaltenden und eher schüchternen Hermine passiert war, die sie doch sonst immer war. Sie konnte sich nicht erinnern, jemals auf diese Weise die Initiative ergriffen zu haben, wenn sie mit einem Mann zusammen gewesen war. Doch irgendetwas sagte ihr, dass sie, wenn sie darauf wartete, dass Severus den Anfang machte, lange warten würde.

Dieser reagierte nun zwar wieder auf ihre Berührungen, aber er wirkte dennoch merkwürdig steif und angespannt.

„Severus“, murmelte Hermine keuchend, „sag mir nicht, dass du es nicht willst.“

„Nein, ich- warum willst du es denn?“

Hermine fing seinen Blick auf und einen Moment lang sah sie durch seine Mauern hindurch. Sie machte etwas langsamer und strich ihm sanft ein paar wirre Haarsträhnen aus dem Gesicht, dann küsste sie ihn zärtlich.

„Da bin ich mir nicht so sicher“, sagte sie leise und lächelte, „aber sei versichert, dass ich es will. Lass es uns herausfinden.“

Während sie nun begann, sein Hemd aufzuknöpfen, schenkte sie ihm ihr ehrlichstes Lächeln und versuchte, ihm zu zeigen, dass sie in diesem Augenblick nicht ihren ehemaligen Lehrer und finsteren Zaubertränkemeister in ihm sah, sondern einfach einen Mann, dem sie so nahe sein wollte, wie es zwischen zwei Menschen überhaupt möglich war.

Nach und nach entspannte sich Severus tatsächlich wieder und als er begann, ihren Hals zu küssen und ihr vorsichtig die Bluse von den Schultern streifte, wusste sie, dass er seinen Widerstand aufgegeben hatte.

Seine Küsse brannten wie Feuer auf ihrer Haut und hinterließen Bahnen voller Leidenschaft, je weiter er sich über ihren Körper arbeitete.
Mittlerweile lagen ihre Bluse und ihr Pullover am Boden und sie spürte, wie Severus’ Hände ihre BH-Träger von ihren Schultern streiften.
Mit vor Lust zitternden Fingern schaffte sie es schließlich, auch die Knöpfe seines Hemdes zu öffnen und es ihm auszuziehen. Es landete geräuschlos neben ihren eigenen Sachen auf dem Boden, und nur vage wurde sie sich bewusst, dass sie plötzlich in einer fließenden Bewegung hochgehoben und aus dem Raum getragen wurde.

Sie kam wieder zu sich, als sie gemeinsam auf sein Bett plumpsten, und Severus’ mit einem raschen Wink seines Zauberstabes das Licht ausmachte, das sein Schlafzimmer in ein angenehmes, dämmriges Licht getaucht hatte. Hermine hielt inne.

„Lass das Licht bitte an“, sagte sie mit vor Leidenschaft belegter Stimme, während sie rasch ihre Hose aufknöpfte.

„Warum?“, fragte Severus verwirrt zurück.

„Ich möchte dich dabei sehen können“, antworte Hermine wahrheitsgemäß und nahm ihm den Zauberstab aus der Hand, um das Licht wieder anzumachen.

Als der flackernde Schein über Severus’ Gestalt wanderte, überraschte sie der plötzlich wieder verunsicherte Ausdruck auf seinem Gesicht.

„Warum?“, fragte er ein zweites Mal, und Hermine musste sich beherrschen, um nicht genervt aufzustöhnen.

„Hör mal, wir sind im Begriff miteinander zu schlafen, und ich möchte nicht das Gefühl haben, es mit einem Unbekannten zu tun!“

Severus schien nicht begeistert zu sein, aber schließlich fügte er sich. Und blieb unschlüssig auf der Bettkante sitzen. Hermine kannte sich überhaupt nicht mehr aus.

„Was hast du denn?“, fragte sie und verstand es im selben Augenblick, als Severus mit unbehaglicher Miene die Arme vor der Brust verschränkte.

Ein kurzes Brennen schoss durch Hermines Brust und plötzlich verspürte sie eine irrationale Wut auf all die Menschen, die diesem Mann so weh getan, ihn so zerstört hatten, dass er nicht einmal mehr ein Fünkchen Selbstachtung zu besitzen schien.

Sie zwang sich, ihre lodernde Leidenschaft ein wenig zu zügeln, rutschte von hinten an ihn heran und strich ein paar Mal mit den Händen über seine angespannten Schultern, bevor sie die Arme fest um ihn schlang. Sie wartete ein paar Augenblicke, dann zog sie ihn mit sich und drückte ihn rücklings in die Kissen. Während sie seinen Gürtel löste, verschloss sie seine Lippen mit einem Kuss, um ihn abzulenken. Als sie ihre Hände danach über seinen flachen Bauch nach oben wandern ließ, spürte sie, wie er sich wieder verkrampfte, und Hermine erkannte, dass sie die Stelle berührt hatte, an der er vor Weihnachten von Voldemort verletzt worden war, und die so lange gebraucht hatte, um zu heilen. Erschrocken zog sie ihre Hand zurück.

„Habe ich dir wehgetan?“, fragte sie leise.

Severus schüttelte stumm den Kopf, und Hermine begriff endlich, was sein Problem war. Sein gesamter Oberkörper, Rücken wie Brustkorb und Bauch, waren mit alten und neuen Narben bedeckt. Sie schimmerten leicht silbrig im flackernden Kerzenlicht, manche, wie etwa die der seltsamen Wunde, die Madame Pomfrey auf Muggelart verarztet hatte, waren noch leicht gerötet. Hermine wusste, dass ihm sein Aussehen die meiste Zeit über egal war, und er war viel zu sehr Realist, um sich einzubilden, attraktiv oder gar gut aussehend zu sein, aber in diesem Moment lag er beinahe vollkommen entblößt vor ihr, seiner ehemaligen Schülerin, einer jungen Frau, die im Großen und Ganzen vollkommen intakt war, und er schämte sich.

Hermine wurde klar, dass sie das nicht wollte. Sie wollte nicht, dass er sich schlecht fühlte, dass er angespannt und unsicher war. Sie wollte, dass er sich mit ihr wohl fühlte, und dass er ihre Berührungen genoss, wie sie die seinen.

„Ist schon gut“, hauchte sie und strich ihm übers Haar, „es macht mir nichts aus.“ Ohne auf seinen schwachen Protest zu achten, rutschte sie weiter nach unten und platzierte einen demonstrativen Kuss auf einer seiner Narben, bevor sie sich über seine sich rasch hebende und senkende Brust wieder nach oben arbeitete und schließlich wieder bei seinem Mund ankam.

Severus schien sich nun langsam endlich zu entspannen und erwiderte ihre Küsse wieder. Seine Hände wanderten erneut über ihren Körper, und als er eine ihrer Brüste umfasste und mit dem Daumen über ihre Brustwarte strich, stöhnte sie erregt in seinen Mund.

Ihrer beider Bewegungen wurden nun hektischer. Hermine strampelte ihre Jeans von ihren Knöcheln und trat sie aus dem Bett, während sie sich an den Knöpfen von Severus’ Hose zu schaffen machte, die bereits ziemlich eng saß. Sie beeilte sich dabei, da sie sich nicht vorstellen konnte, dass diese Position besonders angenehm war.

Schließlich hatte sie es geschafft und im nächsten Moment lag er nur noch in Shorts vor ihr – es war ein bizarrer Anblick, aber Hermine schob sämtliche Gedanken von sich, die nichts mit dem Augenblick zu tun hatten und konzentrierte sich lieber darauf, das Pochen in ihrem Unterleib zu kontrollieren.

Plötzlich entschied Severus, auch einmal wieder die Initiative zu ergreifen und rollte sich mit ihr herum, sodass sie nun unter ihm lag. Er schob seine Finger in den Bund ihres Slips und warf ihr einen fragenden Blick zu.

„Bist du sicher, dass du das möchtest?“, fragte er leise und Hermine war sich sicher, dass er trotz seiner offensichtlichen Erregung augenblicklich aufhören würde, hätte sie das gewollt.

„Ja“ war schließlich die einzige Antwort, die sie noch zustande brachte, bevor ein weiteres Stöhnen über ihre Lippen huschte, als sie spürte, wie ihr der Slip nach unten gezogen wurde und sie endlich die lang ersehnten Berührungen spürte.

Severus Finger waren angenehm kühl auf ihrer erhitzten Haut und als er sanft über ihren empfindlichsten Punkt strich, war es um sie gesehen. Sie gab sich seinen leidenschaftlichen Küssen hin, wand sich unter seinen Berührungen, als er sich von ihrem Hals abwärts küsste, bis er schließlich wieder zwischen ihren Beinen angelangt war, und als sie seine Zunge, die genauso geschickt war wie seine Finger, im Zentrum ihrer Lust spürte, war ihr, als würde sie einen Stromschlag bekommen, der ihre Wirbelsäule hinauf- und hinunterschoss.

Es brauchte nicht viel mehr, und Hermine kam mit einem spitzen Schrei. Schwer atmend blickte sie in Severus’ glitzernde Augen, als er wieder auftauchte. Ja – sie war auf diese Weise bereits berührt worden – aber noch nie – noch nie – hatte es sich so gut angefühlt.

Sie zog ihn zu sich herauf und küsste ihn, und beinahe sofort kam ihre Lust wieder zurück. Dann fiel ihr auf, dass Severus immer noch seine Shorts trug, und um ihn nicht außen vor zu lassen, schob sie, ohne sich aus ihrem Kuss zu lösen, die Finger unter den Gummibund und zog sie ihm nach unten. Sie strich mit einer Hand über seinen vernarbten Rücken, während sie mit der anderen nach unten griff und seine Erregung umfasste, die sich hart gegen ihren Bauch presste. Als ihre Finger seine seidige Härte berührten, war es an Severus, leise zu stöhnen. Hermine musste lächeln.

Als sie ihre Hand über sein bestes Stück gleiten ließ, erkannte sie, dass er eine beachtliche Größe hatte, und sie spürte ihre eigene Mitte voller Vorfreude zucken.

Schließlich drehte sie ihn, ohne ihren Kuss zu unterbrechen, wieder auf den Rücken und rutschte an seinem Körper hinab zu seinen Hüften. Sie hatte sich nicht getäuscht – er war erstaunlich gut ausgestattet. Sie leckte sich die Lippen, berauscht von dem Gedanken, ihn mit ihrer Zunge so weit zu bringen, wie er sie vor wenigen Minuten.

Doch als sie ihren Kopf über seinen Schoß senkte, spürte sie, wie Severus sie an der Schulter fasste und zurückhielt. Fragend sah sie zu ihm hoch.

„Du musst nicht ...“, begann er leise und warf ihr einen unbehaglichen Blick zu.

„Sei nicht albern“, gab sie ebenso leise zurück, „natürlich mache ich es. Entspann dich.“

Severus gehorchte und legte sich wieder hin, und Hermine begann, ihn zu berühren. Sie strich seine Länge mit den Fingern auf und ab, bevor sie ihn schließlich in den Mund nahm, die empfindliche Spitze mit der Zunge umspielte und dann langsam zu saugen begann. Mit Genugtuung registrierte sie das Zucken seiner Hüften und das leise, vermutlich nicht beabsichtigte Stöhnen.

Nach einer Weile kämpfte er sich mühsam auf die Ellbogen. „Hermine ...“, murmelte er mit verschleierten Augen und zog sie wieder zu sich herauf.

„Ich will dich jetzt.“ Seine Worte waren fast nur gehaucht, aber sie jagten Hermine einen Schauer nach dem anderen über den Rücken, und so kletterte sie über seinen Schoß und ließ sich auf ihn sinken.

Und, oh, es fühlte sich wunderbar an, so vereint zu sein. Als er sie komplett ausfüllte, wartete er einen Moment, dann zog er sich aus ihr zurück und stieß mit einem gedämpften Stöhnen wieder in sie, und Hermine passte sich nach und nach seinem Rhythmus an. Wage registrierte sie, dass er sie irgendwann packte und sich mit ihr herumrollte, sodass sie selbst wieder auf dem Rücken zum Liegen kam, aber alles war für sie noch zählte, waren seine Berührungen. Sie hatte beide Beine um seine Hüften geschlungen, eine Hand zerkratzte seinen vernarbten Rücken, die andere hatte sich in seine Haare gekrallt, während sie vor Lust beinahe wimmerte. Normalerweise war Hermine nicht der Typ, der sich so gehen ließ, aber in dieser Nacht konnte sie einfach nicht anders.

Irgendwann fühlte sie, wie sie von ihrem Höhepunkt einfach mitgerissen wurde, und während sie leise in Severus’ Ohr schrie, kam auch er mit einem leisen Grollen, als sich ihre Muskeln um ihn zusammenzogen.
Einen Moment lang waren sie danach beide wie erstarrt, dann fiel Severus erschöpft neben ihr in die Kissen, und schwer atmend und trunken brauchten sie beide nicht lange, um in tiefen Schlaf zu fallen.

+++

Severus schlug die Augen auf und blickte auf den dunklen Baldachin seines Bettes. Er hatte keine Ahnung wie spät es war, und auch nicht, wann er überhaupt schlafen gegangen war. Doch als er den Kopf zur Seite drehte und sah, dass ein ganzer Haufen wirrer brauner Locken auf seiner Brust verteilt war, kam die Erinnerung an die vergangene Nacht wieder.

Einen Augenblick lang hatte er das Gefühl, keine Luft mehr zu bekommen. War das tatsächlich geschehen? Hatte er tatsächlich ...? Ja, beantwortete er sich die Frage selbst, du hast mit ihr geschlafen.

Ohne sich zu bewegen schielte er zu ihr hinunter, aber die vielen Haare verbargen die Sicht auf ihr Gesicht. Während er versuchte, ruhig zu atmen und nicht in Panik zu verfallen, tobte in ihm ein wilder Sturm an Gefühlen, und wie so oft in letzter Zeit war er nicht in der Lage, ihm Einhalt zu gebieten. Soweit er es beurteilen konnte, war es eine gute Nacht gewesen. Bei weitem die beste, seit ... nun seit ziemlich lange zumindest. Auch wenn ihm ein Teil seines Bewusstseins währenddessen immer wieder signalisiert hatte, dass es falsch war, weil sie seine ehemalige Schülerin war, weil es ihn von wichtigen Dingen ablenkte, und weil es schier unmöglich schien, dass sie es aus freien Stücken gewollt hatte – so hatte er es doch genossen. Sehr sogar. Und ja, er bereute es, zumindest ein Teil von ihm, aber dennoch würde er es nicht rückgängig machen wollen, wenn er denn könnte.

So in seine Gedanken versunken, bemerkte er beinahe nicht, dass Hermine sich regte. Sie seufzte leise im Dämmerschlaf und streckte sich, bevor sie schließlich ganz aufwachte und blinzelnd die Augen aufschlug. Einen Moment lang schien sie sich ebenso wie Severus zuvor orientieren zu müssen, und dieser rechnete bereits damit, dass sie erschrocken oder panisch aufsprang und ihn beschuldigte, sie verführt zu haben, doch es kam anders. Langsam drehte sie ihm ihr Gesicht zu und rückte ein wenig von ihm weg, um ihn ansehen zu können. Ein Lächeln erhellte ihre verschlafenen Züge.

„Guten Morgen“, sagte sie mit etwas kratziger Stimme, „bist du schon lange wach?“

Severus, der sein Glück gar nicht fassen konnte, schüttelte nur stumm den Kopf. Sie konnte sich anscheinend an die Nacht erinnern, also war sie nicht allzu betrunken gewesen, und sie wirkte nicht einmal annähernd bedauernd oder unglücklich über das, was geschehen war.

Hermine stöhnte irgendetwas das nach „müde“ klang und rutschte wieder zu ihm heran. Zu seinem Erstaunen aber auch zu seiner Freude kuschelte sie sich an ihn, fuhr mit der Hand unter die Decke und platzierte sie auf seiner Brust, bevor sie ihr Gesicht in seiner Halsbeuge vergrub. Etwas unsicher legte er einen Arm um sie.

In dieser Position verharrten sie eine Weile und irgendwann nickte auch Severus wieder ein. Er erwachte, als Hermine sich aufrichtete. Sie hatte einen Teil der Decke um ihren Körper geschlungen, saß im Schneidersitz neben ihm und sah lächelnd auf ihn herab.

„Ich würde gerne noch liegen bleiben, aber heute kommen Harry, Ron und Ginny zu Besuch, und ich denke, es würde sie doch ziemlich erschrecken, wenn ich sie hier her bitten würde.“

„Potter?!“, stöhnte Severus gequält, „Ehrlich? Gut, dann bleibe ich heute lieber im Bett, dann laufe ich ihm bestimmt nicht über den Weg.“

Hermine lächelte und gab ihm einen sanften Klaps auf den Oberschenkel.
„Sag so etwas nicht.“

Immer noch gähnend kroch sie aus dem Bett und schnappte sich Severus’ Pyjamaoberteil, das am Fußende des Bettes lag. Ihre anderen Kleidungsstücke waren alle noch im Wohnzimmer. Sie zog das viel zu große T-Shirt über und tapste barfuß ins Badezimmer, und nach einer Weile hörte Severus die Dusche rauschen. Er lehnte sich mit hinter dem Kopf verschränkten Armen zurück und blickte hinauf zum Baldachin des Bettes. Er konnte sich nicht erinnern, jemals eine so schöne Nacht, und vor allem einen so harmonischen Morgen erlebt zu haben. Das letzte Mal, dass er mit einer Frau auf diese Weise zusammen gewesen war, war bestimmt schon ... über fünf Jahre her, und auch das war nichts Besonderes gewesen. Weder für ihn, noch für sie. Davor hatte er hin und wieder einmal mit einer Frau geschlafen, immerhin war er auch nur ein Mann, aber seine Gedanken waren die meiste Zeit um Lily Potter gekreist. Es war nicht so, dass er jetzt nicht mehr an sie dachte, aber auch wenn sie immer einen Platz in seinem Herzen haben würde, beherrschte sie ihn nicht mehr so wie früher.

Nach einer Weile kam Hermine wieder aus dem Bad, ging weiter ins Wohnzimmer und kam fertig angezogen wieder herein. Severus setzte sich auf.

„Möchtest du ... Kaffee? Frühstück?“, fragte er und fühlte sich dabei sehr idiotisch. Er hatte wirklich keine Ahnung, wie er mit der Situation umgehen sollte.

Hermine schüttelte lächelnd den Kopf, während sie näher kam.

„Nein danke, ich muss mich wirklich beeilen, es ist schon bald Mittag.“
Sie setzte sich auf die Bettkante, beugte sich zu ihm hinunter und gab ihm einen Kuss.

„Ich möchte, dass du weißt, dass es eine sehr schöne Nacht für mich war, und dass ich nichts gegen eine Wiederholung einzuwenden hätte.
“
Ein kleines Grinsen huschte über ihre Züge.

„Na dann. Schlaf noch ein bisschen.“

Mit diesen Worten stand sie auf, verließ sein Schlafzimmer und gleich darauf hörte er die Wohnungstür ins Schloss fallen.

Mit einem irrsinnigen Grinsen im Gesicht drehte er sich auf die Seite und zog sich die Bettdecke über den Kopf.

+++

Als die Kerkertür hinter ihr ins Schloss fiel, musste sie sich erst einmal gegen die kalte Mauer lehnen. Auch für sie war diese Nacht alles andere als gewöhnlich gewesen. Immerhin hatte sie mit Snape – mit Snape! – geschlafen. Und wenn sie ehrlich mit sich war, war es der reine Wahnsinn gewesen. In ihrem letzten Schuljahr hatte sie mit Ron geschlafen, es war ihr erstes Mal gewesen, und dann über die Jahre hinweg mit dem ein oder anderen jungen Mann, mit dem sie kurzzeitige Beziehungen gehabt hatte. Aber noch nie hatte sie eine solche Nacht erlebt wie mit Severus. Sie brannte darauf, sie zu wiederholen. Auch dass er sie am Morgen nicht gleich achtkant aus seinem Bett geworfen und fortgejagt hatte, sprach ihr Mut zu. Es bedeutete wohl, dass es ihm auch gefallen hatte.

Dennoch war Hermine alles andere als sicher gewesen, als sie am Morgen an seiner Seite erwacht war. Immerhin war er ihr ehemaliger Lehrer, und die Situation mehr als nur merkwürdig und ungewöhnlich. Doch ein Blick in seine Augen hatte genügt um ihr zu zeigen, dass er bestenfalls überhaupt keine Ahnung hatte, wie er mit der Situation umzugehen hatte, deshalb hatte sie kurzerhand wieder die Initiative ergriffen.

Immer noch etwas durcheinander von der gemeinsamen Nacht und definitiv etwas aufgedreht bemerkte Hermine die Schritte, die sich ihr in dem ausgestorbenen Korridor näherten, nicht. Erst, als sie sich selbst zum Gehen wandte, erkannte sie die violetten Umhänge und den silbrig schimmernden Bart.

„Guten Morgen, Hermine. Was treibt Sie denn so früh am Morgen in die Kerker?“

„Was?“ Hermine versuchte ihren Schreck darüber zu verbergen, dass sie von Dumbledore auf frischer Tat vor Severus’ Gemächern erwischt worden war.

„Ähm, ja, ich habe Severus gerade Unterlagen vorbeigebracht, den, äh, Trank betreffend“, murmelte sie und hoffte inständig, dass der alte Zauberer nicht bemerkte, wie sie rot anlief.

„Ah, natürlich“, erwiderte dieser leise, „wie passend, dann kann ich ihn ja gleich danach fragen, ich wollte sowieso zu ihm.“

Hermine wurde heiß. Severus lag vermutlich noch im Bett und hatte keinen blassen Schimmer von irgendwelchen Unterlagen. Doch Dumbledore ließ sich nicht aufhalten. Bevor Hermine zu einer Antwort ansetzen konnte, hatte er schon geklopft. Hermine beschloss, auf Severus’ Erfindungsreichtum zu vertrauen und sich aus so schnell wie möglich dem Staub zu machen.

+++

„Guten Morgen, Severus.“ Dumbledores Stimme klang ungewohnt ernst, und zum ersten Mal in seinem Leben wäre Severus das fröhliche Glucksen lieber gewesen.

„Morgen“, gab er unwillig zurück und versuchte vergeblich, sich das Haar glatt zu streichen und Dumbledore nicht sehen zu lassen, dass er immer noch einen Polsterabdruck im Gesicht hatte. Zu seinem Glück war er, gleich nachdem Hermine verschwunden war, aufgestanden und in sein Büro gegangen, was ihm erlaubt hatte, das Gespräch zwischen ihr und Dumbledore vor seiner Tür mitanzuhören. So hatte er immerhin genug Zeit gehabt, sich rasch anzuziehen und so zu tun, als arbeite er schon seit Stunden hinter seinem Schreibtisch.

„Ich hoffe, die Unterlagen von Hermine sind hilfreich?“, fuhr der ältere Zauberer fort und ließ sich, entgegen seiner Gewohnheit, nicht einfach unaufgefordert auf einen Stuhl sinken, sondern blieb ein wenig steif stehen.

„Durchaus. Sie hat einige Werke bearbeitet, für die ich bisher noch keine Zeit gefunden habe. Wir machen Fortschritte.“

„Du scheinst generell viel Zeit mit ihr zu verbringen, in letzter Zeit“, sagte der Direktor plötzlich und nun klang er wirklich ganz und gar nicht mehr freundlich. Severus beschloss, in die Offensive zu gehen.

„Nun, da Sie mich dazu gezwungen haben, mir nicht nur meinen Unterricht mit ihr zu teilen, sondern auch mit ihr gemeinsam an dem Trank zu arbeiten, sollte Sie das eigentlich nicht verwundern, Schulleiter.“

Doch Dumbledore schien an diesem Morgen nicht dazu aufgelegt zu sein, pseudomäßig herumzustreiten.

Mit schnellen Schritten trat er an seinen Schreibtisch heran und beugte sich drohend über Severus, der es augenblicklich bereute, sich hingesetzt zu haben.

„Ich warne dich nur ein einziges Mal, Severus. Lass es sein.“ Das übliche warme Funkeln war aus Dumbledores Augen verschwunden, stattdessen glänzten sie eisig und abweisend. Verbittert biss Severus die Zähne zusammen. Er war es so leid.

„Ich weiß nicht, wovon Sie sprechen“, sagte er ebenso kalt und erhob sich, um auf Augenhöhe mit seinem Gegenüber zu sein.

„Doch, ich denke, das weißt du ganz genau. Vergiss nicht, was deine Aufgaben sind.“

„Keine Sorge, das wäre gar nicht möglich, Sie erinnern mich schließlich oft genug daran“, gab Severus patzig zurück und hob demonstrativ seinen linken Arm, wohl wissend, dass er sich kindisch aufführte. Aber er konnte nicht anders. Der Morgen hatte doch so gut begonnen.

Dumbledore schien an diesem Tag mit einem sehr kurzen Geduldsfaden ausgestattet zu sein, denn mit einem langen Schritt war er um den Schreibtisch herumgetreten und hatte sich dicht vor Severus aufgebaut.
„Ich werde deine Spielchen nicht länger dulden, Severus“, sagte er kalt. „Du hast mir einen Schwur geleistet, und ich werde nicht gestatten, dass du dich nun drückst. Du hast keine Wahl.“

„Ja, das habe ich auch schon bemerkt“, murmelte Severus verbittert, bevor er einen Schritt zurückwich. „Es ist nichts geschehen“, fügte er dann noch an, froh, ein so begnadeter Okklumentor zu sein.

Dumbledore trat ebenfalls zurück. „Das hoffe ich für dich.“ Seine Stimme schnitt durch die Luft wie kaltes Eisen. „Tu es und du wirst es bitter bereuen. Einen schönen Tag.“

Ein letzter warnender Blick traf ihn, bevor der Schulleiter sich schließlich umwandte und sein Büro wieder verließ. Mit bebenden Lippen sank Severus auf seinen Schreibtischstuhl und vergrub sein Gesicht in seinen Händen. Er hätte es wissen müssen. Jemand wie er konnte nicht solches Glück haben. Jemand wie er bekam nicht die hübsche Prinzessin und kam ungestraft damit davon. Jemand wie er hatte nicht die Freiheit, über sein eigenes Leben zu entscheiden. Jemand wie er hatte nicht das Recht, auch nur eine einzige Nacht lang glücklich zu sein.


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Es hat mich beruhigt, zu sehen, dass eigentlich niemand die Szenen beim ersten Take schafft.
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