von Noble Scarlet
Mit einem heftigen Stoss landete Leonie im Innern des Hauses. Es sah nicht nur von aussen düster aus, es war auch innen düster. Die Wände waren irgendwann mal weiss gestrichen worden, doch davon war nun beinahe nichts mehr zu sehen. Der Boden war belegt mit verschiedenen Teppichen und am Ende des Gangs, in dem sich das Mädchen nun befand, stand eine hölzerne Kommode. Überall lag eine dicke Staubschicht und das Fenster, das eigentlich für das Licht im Gang gesorgt hätte, war mit Brettern vernagelt. Gegenüber des Fensters lag eine Treppe, die in den zweiten Stock führte.
"Wo sind wir?", wollte Leonie wissen.
Plötzlich huschte ein Schatten die Treppe herunter, rannte den Gang entlang und kam direkt auf die Eingetroffenen zu. Es war ein Mann. Er war klein, hatte schütteres graues Haar, eine spitze Nase und wässrige Augen. Leonie hatte den Eindruck, dass eine menschliche Ratte vor ihr stände.
„Wi-willkommen im Riddle-Haus, Leonie Potter!“, krächzte er und verbeugte sich vor dem Mädchen.
„Lassen sie das“, zischte Leonie, „Ich hasse es, wenn sich Leute vor mir verneigen!“
„Entschuldigt!“, der Mann stolperte ein Paar Schritte zurück, „I-ich wollte euch nicht verärgern!“
„Halt die Klappe, Wurmschwanz!“, sagte Bellatrix schnippisch, „Warum behandelst du das kleine Miststück wie eine Königin?“
„Sie hat überlebt“, sagte Wurmschwanz und ein Glänzen trat in seine Augen.
„Das war nur Glück“, Bellatrix schob Wurmschwanz beiseite und ging auf die Treppe zu, „Sie hatte ganz einfach das Glück vom Dunklen Lord gebraucht zu werden. Aber wir werden ja sehen... Vielleicht hat schon bald ihr letztes Stündlein geschlagen...“
Bellatrix lachte kurz auf, dann verschwand sie auf der Treppe.
Malfoy und Dolohow packten Leonie beide an je einem Arm, dann bugsierten sie sie die Treppe empor, noch einen Gang entlang und auf eine dunkle Tür zu. Das Mädchen liess alles mit sich geschehen und wartete geduldig zusammen mit den Todessern vor der Tür. Worauf genau wusste sie jedoch nicht. Was hatten sie vor mit ihr? Würden sie, sie foltern und mit Fragen löchern oder sie einfach töten? Und, würde sie in diesem Zimmer etwa auf Voldemort treffen? Wurmschwanz wartete zusammen mit den anderen vor der Tür. Er schien nervös zu sein und warf Leonie dauernd merkwürdige Blicke zu. Leonie fragte sich, wie dumm ein Mensch sein musste, dass er Wurmschwanz vertraute. Aber Voldemort hatte sie sowieso noch nie für ausserordentlich intelligent gehalten. Mit einem leisen Knarren öffnete sich auf einmal die Tür und Bellatrix stand vor ihnen.
„Bringt sie rein“, sagte sie und winkte die anderen ins Zimmer.
Als Leonie das Zimmer betrat, musste sie zuerst einmal tief Luft holen, ein unerträglicher Gestank erfüllte die Luft. Es roch nach toten Ratten. In einer Ecke des Zimmers lag die Ursache des Gestankes: Eine riesige Schlange lag dort eingerollt und verspeiste gerade eines ihrer stinkenden Opfer. In einem Kamin brannte ein Feuer, sein dämmriges Licht erhellte das Zimmer mehr schlecht als Recht. Vor dem Kamin stand ein Sessel, doch darin sass niemand.
Doch als Leonies Blick auf eines der Fenster fiel, erstarrte sie zum ersten mal seit die Todesser sie entdeckt hatten. Da stand er. Lang, dünn und mit schwarzem Umhang.
Lord Voldemort drehte sich langsam um und seine roten Augen fixierten Leonie mit einem Ausdruck des Triumphes. Die Todesser liessen das Mädchen los und sie fiel auf die Knie. Doch noch immer starrte sie wie gebannt in das schlangenartige Gesicht Voldemorts.
Würde sie dieses Zimmer jemals wieder lebend verlassen?
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