von Noble Scarlet
Am nächsten Morgen ging Harry schlecht gelaunt den Weg zu Lupins Büro. Er war noch nicht bei Leonie gewesen.
Wie es ihr wohl ging? Ginny und Hermine hatten ihn beim FrĂĽhstĂĽck so lange bearbeitet, bis er eingewilligt hatte, zu Lupin zu gehen. Was der Lehrer wohl von ihm wollte?
Peves der Poltergeist schwebte ĂĽber einer Treppe, die Harry gerade empor steigen wollte.
„Na, Potty? Was angestellt?“, fragte er böse grinsend.
„Halt die Klappe, Peves“, fauchte Harry.
Es war schon genug sich Hermines Argumente anhören zu müssen und jetzt auch noch Peves! Harry fuhr sich über die Stirn. Warum ziepte seine Narbe so sehr?
„Du musst deinen Ärger nicht an mir rauslassen, Potty! Ich kann nichts dafür, wenn deine geliebte Freundin halb tot im Krankenflügel rumliegt!“
Peves lachte schadenfroh und schwebte auf Harry zu, der den Zauberstab zog.
„Geh mir aus dem Weg“, Harry stiess ihm den Zauberstab durch den durchsichtigen Bauch, „Oder ich zeige dir einen Fluch, den ich von meiner, dir zufolge, geliebten Freundin gelernt habe!“
Peves pustete ihm noch kräftig ins Gesicht, dann verschwand er, denn der Blutige Baron war soeben am Ende der Treppe aufgetaucht. Harry erklomm die Treppe und ging den dahinter liegenden Gang entlang und auf eine Tür zu. Er klopfte.
„Herein!“, rief Lupins müde, aber freundliche Stimme.
Harry trat ins BĂĽro.
„Oh, Hallo Harry. Du hast also meine Nachricht erhalten?”
„Ja“, Harry setzte sich auf einen Stuhl.
„Dann sollten wir gleich zur Sache kommen. Schliesslich musst du deine Quiddicht-Mannschaft trainieren, wie ich sehr wohl weiss“, Lupin zwinkerte.
„Es geht um Leonie. Ich habe nach dem Ball mit ihr gesprochen und dabei endlich herausgefunden, wer sie ist. Ausserdem habe ich einige Theorien aufgestellt, die ihr seltsames Verhalten erklären können.“
Harry nickte kurz, er wollte endlich mehr erfahren.
„Nun, Harry“, Lupin klang plötzlich ziemlich beunruhigt, „Was ihr Verhalten betrifft, so bin ich zu dem Schluss gekommen, dass sie auf irgendeine Weise von Lord Voldemort kontrolliert wird. Das würde auch ihr apruptes Verschwinden und wieder Auftauchen erklären. Was, wenn Voldemort ihr neue Aufträge gegeben hat? Ich bin nämlich mittlerweile davon überzeugt, dass sie etwas mit dem Tod von Percy Weasley und Fabian Trewhella zu tun hat. Bellatrix hätte keinen Grund gehabt, auch nur einen der beiden zu töten, Leonie jedoch schon. Ich bin mir sicher, Harry, du glaubst mir nicht. Nach Aussen hin spielt Leonie das nette, hilfsbereite Griffyndor-Mädchen. Aber ich fürchte, dass sie in Wirklichkeit eine von Lord Voldemorts Anhängerinnen ist- wenn auch nicht ganz freiwillig.“
Harry starrte Lupin an.
„Nein“, flüsterte er, „Nein, Lupin. Du irrst dich... Das ist unmöglich!“
„Es ist möglich! Oder warum, glaubst du, bewundert Draco Malfoy sie so sehr? Er muss in ihr so etwas wie eine Verbündete sehen!“
„Nein!“, schrie Harry jetzt, „Malfoy ist doch sowieso ein Idiot! Er will sie nur benutzen! Leonie kennt ihn nicht, sie lässt sich mit ihm ein, weil sie nicht weiss, was wir wissen! Sie weiss nichts! Sie hat nichts gesehen! Sie hat nicht gesehen, wie er Dumbledore eiskalt ermordet hat! Sie weiss nicht, dass Malfoy Schuld daran ist!“
„Natürlich weiss sie es“, setzte Lupin an.
Er wurde jedoch von Harry unterbrochen:
„Sie ist Gesundheitlich ein bisschen angeschlagen, na und? Das heisst noch lange nicht, dass sie zu Voldemorts Leuten gehört!“
„Harry, ich weiss, dass du dich gerade selbst belügst“, antwortete Lupin kühl, Harry verstummte, „Und ich weiss auch warum. Du hast das Gefühl Leonie vertrauen zu können. Du glaubst an das Gute in ihr und machst dir Sorgen um sie. Und du glaubst, sie schon ewig zu kennen, nicht wahr?“
Harry wusste, dass er Lupin Recht geben musste. Aber er wollte einfach nicht glauben, dass Leonie eine Todesserin sein sollte. Schon nur der Gedanke daran, liess ihn zittern. Er hatte ihr von den Horkruxen erzählt...
Warum eigentlich? Weil er glaubte sie schon immer zu kennen? Wie schwachsinnig!
„Ich verstehe dich, Harry“, Lupins braune Augen blickten ihn an, „Es ist ganz normal, dass du so denkst und fühlst. Auch wenn du es nicht weißt, dich und Leonie verbindet ein mächtiger Zauber... Sie weiss es bestimmt längst. Es ist an der Zeit, dass auch du es erfährst.“
„Was soll ich erfahren?“
„Du hattest bestimmt schon das Gefühl, Leonies Empfindungen wahr zu nehmen, oder? Wenn nicht, dann wird das bestimmt bald der Fall sein. Du, Leonie und Voldemort seit auf eine seltsame Weise miteinander verbunden. Ihr könnt in die Gedanken und Gefühle der anderen eintauchen und ihr müsst euch gegenseitig töten, um zu überleben... Nun ja, das heisst, eigentlich müssten du und Leonie nur Voldemort töten. Er jedoch, muss euch beide umbringen, wenn er überleben will... Harry, du warst nicht das einzige Kind deiner Eltern. Lily hat Zwillinge geboren. Einen Jungen und ein Mädchen. Voldemort hat dich als seinen Ebenbürtigen gekennzeichnet. Doch zu diesem Zeitpunkt, sass deine Schwester neben dir und auch sie wurde von dem Fluch getroffen. Die Prophezeiung hatte sich somit erfüllt. Voldemort hatte den sich Ebenbürtigen gekennzeichnet und gleichzeitig jene gefunden, die werden kann wie er. Harry, die Prophezeiung, von der dir Dumbledore erzählt hat, hat auch einen zweiten Teil. Jener Teil gehört deiner Schwester.“
Harry hörte mit offenem Munde zu. Die Worte der Prophezeiung, die Lupin nun sprach, sog er geradezu auf.
Jene mit dem Herzen, das entzwei bricht...
Harry schloss die Augen, aus Angst vor dem, das er gleich hören würde.
„Alles passt zusammen“, Lupin sprach ruhig, „Harry, deine Zwillingsschwester, die auch eine blitzförmige Narbe auf der Stirn trägt, ist Leonie Lily Potter.“
Die Wahrheit drang in Harrys Geist ein wie ein glühender Speer. Sie lähmte ihn wie ein Gift und liess ihn erschaudern, als würde er in eiskaltes Wasser getaucht.
Das konnte nicht sein, das durfte nicht sein! Er konnte es nicht glauben- wollte es nicht glauben!
Dumbledore hatte ihn belogen! Sirius hatte ihn betrogen! Warum hatte man ihm nicht von Leonie erzählt? War das alles eine Lüge? Was sollte er bloss glauben? Harry wusste es nicht, er wollte es nicht wissen.
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