von Noble Scarlet
Mit flatterndem Umhang marschierte Severus Snape durch einen langen Korridor. Ohne anzuklopfen riss er eine schwarze Türe auf und marschierte geradewegs weiter, hinein in den Raum.
Bellatrix Lestrange, die eben noch vor ihrem Herrn, Lord Voldemort, gekniet hatte, sprang auf und rief:
„Snape! Was willst du hier?“
Snape beachtete sie nicht und richtete seine Worte an Voldemort:
„Herr! Es gibt schlechte Nachrichten. Ich habe vorhin im Hof Spuren eines, vor zwei Monaten verschütteten, Zaubertranks gefunden. Die Pfütze, befindet sich unter dem Fenster zu diesem Raum!“
Voldemorts Augen verengten sich, er erhob sich, riss das Fenster auf und blickte hinunter in den Burghof.
Hinter einem Gebüsch gurgelte, eine kleine, halbwegs aufgelöste, schwarze Pfütze vor sich hin.
Voldemort knallte das Fenster so hart zu, dass Bellatrix zusammenzuckte. Er war wütend.
„Sie hat den Trank nicht getrunken!“, kreischte er mit seiner hohen, kalten Stimme, „Snape, wie konnte das passieren? Wir waren in diesem Raum, als du ihr den Trank verabreicht hast!“
„Das ist das weniger grosse Problem“, entgegnete Snape, Voldemorts Wut schien ihn nicht zu beeindrucken, „Wenn sie den Trank nicht regelmässig einnimmt, entstehen Nebenwirkungen, die bis zum Tode führen können.“
„Das weniger grosse Problem?“, zischte Voldemort, „Snape, die Nebenwirkungen interessieren mich nicht. Ich will, dass Leonie Potter auf der Stelle hier erscheint und wenn sie diesmal den Trank nicht trinkt, dann werde ich ihn ihr gewaltsam einflössen!“
„A-aber Herr...“, meldete sich Bellatrix zu Wort, „Wir können sie nicht herholen. Man würde ihr Verschwinden bemerken und Potter würde ihr nicht mehr vertrauen. Der Plan wäre im Eimer!“
Voldemort dachte eine Weile nach, dann sagte er:
„Ich fürchte, du hast Recht, Bella. Wir müssen sie dennoch irgendwie auf unserer Seite behalten. Ein Zauber wäre durchaus nützlich, aber es wäre besser, den Imperius aus dem Spiel zu lassen...“
Snapes Lippen kräuselten sich. Er wusste, dass man Leonie ohne Trank nicht lange überwachen konnte. Sie war ein aussergewöhnliches Mädchen. Kein Wunder, dass Dumbledore ihre Existenz geheim gehalten hatte.
Aber wie lange noch würde sie ihr Geheimnis waren?
Feuer prasselte im Kamin und Nagini zischelte leise. Keiner sagte etwas.
Bellatrix dachte angestrengt nach. Sie hatte doch so Vieles über das kleine Miststück herausgefunden, bevor sie Dumstrang angegriffen hatte. Vielleicht würde eine dieser Informationen ihnen ja behilflich sein. Es musste doch etwas geben, womit sie Leonie weiterhin unter Kontrolle halten konnten, bis sie den Trank wieder trinken würde.
Plötzlich viel es Bellatrix wieder ein.
„Musik...“
Voldemort drehte sich langsam zu ihr um.
„Herr!“, Bellatrix’ Augen glänzten, „Leonie Potter mag Musik! Ich habe gehört, dass sie zu ihrer Zeit in Dumstrang ständig gesungen hat. Sie Schüler und Lehrer liebten ihren Gesang, sie nannten sie: Leonie mit der Engelsstimme. Das habe ich aus einer ihrer früheren Freundinnen herausbekommen, bevor ich sie getötet habe...“
Voldemort grinste zufrieden.
„Gut Bella, sehr gut... Das ist geradezu perfekt. Ich habe ihr nämlich befohlen sich auf einen Kreis-Transport-Zauber vorzubereiten, mit dessen Hilfe wir nach Hogwarts gelangen werden. Wie ihr wisst, muss ein Lied gesungen werden um den Zauber wirken zu lassen. Wenn ich dieses Lied benutze, sollte ich Leonie noch eine Weile kontrollieren können...“
Er drehte sich zum Fenster um und blickte hinaus.
„Überlasst das nur mir, ich werde mir nicht entgehen lassen, ihr eine kleine Strafe zu verpassen.“
Er lachte genüsslich auf und strich mit einem seiner langen Finger über seinen Zauberstab.
„Snape, kümmere dich um eine neue Dosis des Trankes! Und du, Bella, bereitest die anderen bereits vor. Sie müssen stark genug sein. In drei Monaten holen wir uns Potter...“
„Jawohl, Herr“, antworteten Snape und Bellatrix wie aus einem Munde.
Mit kräftigen Schritten verliessen sie Voldemorts Zimmer.
Der Dunkle Lord schloss die schrecklichen, roten Augen.
Ein amüsiertes Lächeln umspielte seinen Mund, während er von Weitem in Leonie Potters Geist eindrang. Er wusste genau, welches Lied er brauchte.
Wenn Du Lob, Anmerkungen, Kritik etc. über dieses Kapitel loswerden möchtest, kannst Du einen Kommentar verfassen.
Zurück zur Übersicht - Weiter zum nächsten Kapitel