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Fanfiction

Epilog - Der Junge, der lebt

von Mix

Harry öffnete die Augen und war hellwach. Er rührte sich nicht. Auf dem Rücken liegend, erspähte er über sich schemenhaft den Baldachin seines Himmelbettes. Er blinzelte. Sein Gehirn kam ihm leer vor, und nur langsam füllte es sich wieder mit den Bildern des Erlebten.

Er drehte seinen Kopf zur Seite. Auf einem Nachttisch stand ein Wecker, welcher anzeigte, dass es kurz vor vier war. Aufgrund der Dunkelheit ging Harry davon aus, dass es kurz vor vier am Morgen war. Damit hatte er etwas mehr als fünfzehn Stunden geschlafen, ein Umstand, der ihn nicht verblüffte, obwohl er niemals zuvor so lange im Bett gelegen hatte, und annahm, dass es auch nie wieder vorkommen würde. Immerhin hatte er zwei Nächte am Stück durchgemacht. In der ersten hatte er mit seinen Freunden einen spektakulären Einbruch in Gringotts durchgeführt, in der zweiten hatte er gegen Voldemort und seine Streitkräfte gekämpft.

Er sah wieder hinauf zum Baldachin. Nicht nur hatte er gegen Voldemort und dessen Streitkräfte gekämpft, machte er sich klar, er hatte gewonnen. Der Dunkle Lord war am Ende seiner eigenen Arroganz zum Opfer gefallen. Er hatte verloren, weil er nicht in der Lage gewesen war, zu verstehen, eben so, wie Dumblerdore es gesagt hatte.

Und nun, fragte Harry sich, was geschah als Nächstes? Er wusste nur, er wollte nicht hier liegen bleiben. Also richtete er sich auf und setzte sich an die Bettkante. Da fiel ihm erstmals bewusst auf, dass er allein war, keines der anderen Himmelbetten war belegt. Er wusste nicht, wo und wie seine vier männlichen Mitstreiter aus sechs Jahren Hogwarts die Nacht verbrachten, und es kümmerte ihn auch nicht. In diesem Moment war er froh, keine Gesellschaft zu haben. Denn nun, da sein Gehirn sich allmählich wieder mit Erinnerungen gefüllt hatte, schwirrte ihm der Kopf, und er begriff mehr denn je, weshalb Dumbledore ein Denkarium für hilfreich gehalten hatte. Da wollte er nicht noch unnötige Gespräche führen, die ihn nur noch mehr verwirrten.

Wieder drängte sich der eine Gedanke in den Vordergrund seines Bewusstseins. Er hatte gewonnen. Unzweifelhaft war dies die Realität, nicht wahr? Er hatte einen Zweikampf für sich entschieden, der vor fast siebzehn Jahren begonnen hatte, in jener Nacht, da Voldemort in das Haus seiner Eltern eingedrungen und den Todesfluch gegen ihn gerichtet hatte. Seither war so viel passiert, dass Harry Schwierigkeiten hatte, die Ereignisse einzuordnen. Seine früheste Erinnerung, die verbunden war mit dem Konflikt um den Dunklen Lord und seine Todesser, war die des riesenhaften Hagrid wie er die Tür einer heruntergekommenen Hütte aus den Angeln schlug und ihn anschließend in die Welt der Zauberei einführte. Rückblickend war dies der glücklichste Tag in Harrys Leben gewesen, denn er hatte gelernt, dass er ein Zauberer war, dass er ein neues Leben beginnen konnte, fernab von den Dursleys. Aber er hatte auch den wahren Grund für den Tod seiner Eltern erfahren. Hagrid hatte ihm Voldemorts Geschichte erzählt, doch damals hatte sich Harry damit nicht genauer befassen können, zu aufregend war sein neues Dasein als Zauberer. Ohnehin hätte er nicht voraussehen können, wie die Geschichte eines Tages enden würde.

Er seufzte und sah an sich hinunter. In der Dunkelheit konnte er nicht viel erkennen, doch ihm war klar, dass er nichts anhatte außer seiner Unterwäsche. Schwach erinnerte er sich, wie er vollkommen entkräftet und müde den Schlafsaal erreicht hatte und es ihm noch gerade gelungen war, sich seiner Kleider zu entledigen, bevor er auf sein Bett fiel und sofort vom Schlaf in Empfang genommen wurde. Er wusste allerdings nicht mehr, wo er seine Anziehsachen hingeworfen hatte und konnte sie nun im Dunkel nicht ausmachen. Er rümpfte die Nase. Sein Bedürfnis, sie überzustreifen, war nicht besonders groß. Sie mussten nach getrocknetem Schweiß stinken, waren außerdem vermutlich blutverschmiert und dazu noch zerrissen. Dennoch, in Unterwäsche – die ebenfalls verschwitzt war – schickte es sich nicht an, durch das Schloss zu marschieren. Denn er hatte entschieden, dass er frische Luft benötigte. Er wollte nach draußen.

Also griff er nach seinem Zauberstab, den er neben den Wecker auf dem Nachttisch gelegt hatte, und deutete mit ihm auf ein paar Kerzen auf der Fensterbank, die sich sofort entzündeten. Im Schein der kleinen Flammen fand er seine Kleider schnell. Er hatte sie unachtsam zu Boden geworfen und machte sich nun daran, sie aufzuheben. Gerade als er sich nach seiner Hose bückte, fiel sein Blick auf eine Unregelmäßigkeit am Ende seines Bettes. Zunächst dachte er, es wäre ein weiteres seiner Kleidungsstücke, das sich dorthin verirrt hatte, doch als er genauer hinsah, stellte er fest, dass es mehr war als das. Es waren Anziehsachen, aber saubere. Eine Schuluniform. Jemand musste sie für ihn dorthin gelegt haben, während er geschlafen hatte. Wer immer dafür verantwortlich war, Harry war ihm von Herzen dankbar. Rasch schlüpfte er in die ausgelegten Kleider und fühlte sich dabei an alte Zeiten erinnert. Immerhin war es fast ein Jahr her, dass er zuletzt eine Schuluniform angezogen hatte.

Das erste Mal, dass er eine Schuluniform anprobiert hatte, war natürlich bei Madame Malkins in der Winkelgasse gewesen. Hagrid hatte ihn dorthin geführt und allein hineingeschickt. Dort hatte er zum ersten Mal Draco getroffen, noch bevor er Ron und Hermine kennen gelernt hatte. Damals war der junge Malfoy nett zu ihm gewesen, aber im Hogwarts-Express hatte er schließlich sein wahres Gesicht gezeigt. Natürlich musste sich erst noch herausstellen, ob es tatsächlich sein wahres Gesicht war, dachte Harry, oder nur eine Maske, die seine Eltern versucht hatten, ihm aufzusetzen. Vielleicht konnte er sich davon noch befreien.

Nun vollständig bekleidet, richtete Harry seinen Zauberstab abermals auf die Kerzen und löschte ihre Flammen. Anschließend ging er über die Wendeltreppe hinunter in den Gryffindor-Gemeinschaftsraum. Auch hier war niemand zugegen außer ihm. Ihm kam der Verdacht, dass er womöglich der einzige Mensch in ganz Hogwarts war, der seiner Müdigkeit nachgegeben hatte und schlafen gegangen war. Der Gemeinschaftsraum erweckte nicht den Eindruck, als wären schon viele Leute hier her gekommen, geschweige denn Hauselfen. Das Feuer war erloschen, und hier und da lagen Stühle umgekippt auf dem Boden, vermutlich ein Überbleibsel aus der Nacht zuvor, als die Schüler aus ihren Schlafsäälen in die Große Halle gerufen worden waren.

So viele Stunden hatte Harry hier in der Vergangenheit verbracht, hatte Hausaufgaben erledigt, mit seinen Freunden gelacht, Quidditchsiege gefeiert. Nun war dies alles vorbei, zumindest vorerst. Er hatte nicht einmal angefangen, sich Gedanken darüber zu machen, ob er sein letztes Jahr in Hogwarts nachholen wollte. Dazu war noch Zeit.

Für einen Moment schloss er die Augen, denn erneut flackerte in seinem Geiste die Erinnerung hoch, das Bild von Voldemort, wie sein Grinsen erstarrte, wie seine roten Augen erloschen. Rasch versuchte er, das Bild abzuschütteln, denn es bereitete ihm keine Freude. Zwar hielt es seinen Sieg fest, doch so viel Schmerz war damit verbunden, so viele Opfer hatten dafür erbracht werden müssen, dass er es sich am liebsten nie wieder ansehen würde. Dumbledore hatte ihn den „wahren Gebieter des Todes“ genannt, weil er in der Lage gewesen war, seinen eigenen Tod zu akzeptieren, ihn anzunehmen und willkommen zu heißen, um andere zu retten. Aber der Gedanke an all Jene, die ihr Leben im Kampf gelassen hatten, versetzte ihm einen tiefen Stich, und er hatte größere Schwierigkeiten, ihren Tod zu akzeptieren als seinen eigenen.

Da war Fred, der mit einem Lächeln gestorben war, welches ihm nun im Tode blieb; Remus und Tonks, die sich in die Schlacht gestürzt hatten, damit ihr Sohn in Frieden aufwachsen konnte, jener Sohn, für den Harry nun Verantwortung übernehmen musste; Colin Creevey, der gekämpft hatte, obwohl es ihm und allen seines Alters durch McGonagall verboten worden war. Colin hatte „den Jungen, der lebt“ schon bei ihrer ersten Begegnung wie einen Helden verehrt, aber Harry glaubte nicht, dass Colin deswegen an der Schlacht teilgenommen hatte. Aus Heldenverehrung hätte niemand bei solch einem tödlichen Unterfangen mitgemacht. Vielmehr musste Colin so sehr von seinen eigenen Werten überzeugt gewesen sein, dass er sie nicht kampflos aufgeben wollte. Und davon ließ er sich auch durch eine Altersregelung nicht abbringen.

Und dann war da noch Snape; Severus Snape, der Harrys Mutter geliebt hatte, Severus Snape, der sich ins Herz des Bösen begeben und sich größter Gefahr ausgesetzt hatte, um den Sieg über Voldemort zu ermöglichen, Severus Snape, einstiger Hausleiter von Slytherin, der ihm Godric Gryffindors Schwert gegeben hatte, Severus Snape, Zaubertränkelehrer, den er während seiner gesamten Schulzeit verabscheut hatte. Und diese Abscheu hatte stets auf Gegenseitigkeit beruht. Snapes Abneigung war von ganzem Herzen gekommen, denn Harry trug zu viel von seinem Vater in sich. Nur die grünen Augen hatte er von seiner Mutter, und diese mussten für den Zaubertränkelehrer eine immerwährende Erinnerung an das gewesen sein, was er wegen seiner eigenen Handlungen verloren hatte. Nun da Harry Snape verstand, nahm er es ihm nicht mehr übel. Tatsächlich kam er nicht umhin, festzustellen, dass der Zaubertränkelehrer einer der mutigsten Menschen gewesen war, die er je getroffen hatte. Er würde ihn in guter Erinnerung behalten, auch wenn er sich sicher war, dass Snape niemals wert darauf gelegt hatte.

Harrys Gedanken wanderten weiter. Schon vor der Schlacht von Hogwarts hatte es so viele Opfer gegeben. Dobby, Mad-Eye, Sirius und Dumbledore waren bei dem Versuch gestorben, ihn zu beschützen, und dafür war er ihnen unendlich dankbar. Auch Hedwig hatte ihr Leben gelassen, die Schneeeule, die Hagrid ihm zu seinem elften Geburtstag geschenkt hatte, seine treue Gefährtin, die stets seine Verbindung zur Zaubererwelt gewesen war, wenn er wieder einen Sommer bei den Dursleys verbringen musste. Er vermisste sie wie alle anderen.

Je länger er über die Verluste nachdachte, desto unwirklicher kam ihm die Situation vor. Sollte er denn wirklich nie wieder ein Wort mit Remus oder Tonks wechseln? Nie wieder über einen Witz von Fred lachen? Mit einem Finger fuhr er sich über die Narbe an seiner Stirn. War wirklich alles vorüber, alles endgültig, oder war dies nur ein Traum? Er spürte das dringende Bedürfnis, sich zu vergewissern.

Raschen Schrittes ging er zum Portrait der Fetten Dame, schob es beiseite und begab sich durch die Öffnung auf den Korridor vor dem Gemeinschaftsraum. Die Fette Dame war nicht mehr zugegen, vermutlich feierte sie in einem anderen Teil des Schlosses mit weiteren Portraitgestalten. Harry machte sich auf den langen Weg hinunter ins Erdgeschoss. In einer Kammer nahe der Großen Halle lag der Körper Voldemorts aufgebahrt. Dort wollte er hin.

Während er an den zahlreichen Portraits entlang ging, Abkürzungen nahm und Trickstufen übersprang, schweiften seine Gedanken abermals ab. Wenn er einmal von der vorangegangenen Nacht absah, war dies das erste Mal, dass er zu so später Stunde durch das Schloss streifte, ohne Angst davor zu haben, von einem Lehrer oder Argus Filch oder Mrs. Norris erwischt zu werden. Aber so riskant es auch stets gewesen war, Nachts das sichere Bett zu verlassen und durch die Gänge zu schleichen, Hogwarts war von Beginn an Harrys erstes richtige zu Hause gewesen. Hier hatte er Freunde gefunden und sich sicher gefühlt, hatte große Erfolge gefeiert und bittere Niederlagen erlitten. Hier hatte er immer er selbst sein können, ohne dafür gerichtet zu werden. In einem gewissen Sinne war es daher nur treffend, dass das finale Duell zwischen ihm und Voldemort in diesen Hallen stattgefunden hatte, hier, wo er am stärksten war.

Natürlich war Hogwarts nicht wirklich das erste richtige Zuhause für ihn gewesen, nur das erste, an das er sich erinnern konnte. Immerhin hatte er ein Jahr lang bei seinen Eltern gelebt, und er ging davon aus, dass es eine Zeit des Glücks gewesen war. Dann aber war er zu den Dursleys gekommen, und dort hatte er kein Glück empfunden. All die Jahre, die er bei ihnen verbracht hatte, hatte er stets wider aller Vernunft gehofft, jemand würde kommen und ihn fortbringen. In Gestalt von Hagrid war dieser Wunsch schließlich in Erfüllung gegangen. Mit dem Wissen, das Harry inzwischen hatte, war es ihm jedoch unmöglich, die Dursleys zu hassen. Sie hatten ihn aufgenommen und gerettet, als er am verwundbarsten war. Tante Petunia und Onkel Vernon hatten den Zauber, der ihn vor Voldemort beschützt hatte, aufrecht erhalten, und dafür musste er ihnen dankbar sein. Und dann war da natürlich noch Dudley, der Harry jahrelang gequält hatte. Zuletzt hatte der beleibte Sohn von Vernon und Petunia Zeichen eines erfreulichen Sinneswandels gezeigt. Vielleicht gab es noch eine Chance, dass er und Harry sich auf einen Friedensprozess einigten.

Er erreichte die Marmortreppe, die hinab in die Eingangshalle führte. Aufgeräumt hatte hier noch niemand, aber das galt auch für alle anderen Teile des Schlosses, durch die Harry auf seinem Weg hierher gekommen war. Noch immer fehlten Bruchstücke der Treppe, lag Geröll auf den teils blutverschmierten Stufen. Es wirkte, als hätte Hogwarts selbst geblutet und als wären die Wunden noch nicht verschlossen. Er ging die Treppe hinab und horchte dabei nach Lauten, die davon zeugten, dass noch Menschen in der Großen Halle feierten, aber er hörte nichts.

Schließlich stand er vor der Tür, hinter der sich Voldemorts toter Körper befand, und streckte seine Hand aus, um nach der Klinke zu greifen, doch er zögerte. Was machte er hier eigentlich? Das Erlöschen der roten Augen, die erstarrte Miene des Dunklen Lords, das war kein Traum gewesen. Harry hatte gesehen, welches Schicksal Voldemort im Tod erwarten würde, hatte sogar Mitleid gehabt, aber Dumbledore hatte versichert, dass es keine Hilfe gab. Wozu also der Blick hinter diese Tür? Weshalb zweifelte er an dem, was gewiss war?

„Ausgeschlafen?“, sprach plötzlich eine Stimme hinter ihm.

Erschrocken wirbelte Harry herum, und für einen Augenblick kam er sich vor wie ein Schüler, der von einem Lehrer bei etwas Unerlaubtem erwischt worden war. Aber dann erinnerte er sich wieder daran, dass dies in dieser Nacht unmöglich war. Und vor ihm stand kein Lehrer, sondern Luna.

„Tut mir Leid“, sagte diese rasch, weil sie offenbar bemerkt hatte, dass sie Harry erschrocken hatte, „vielleicht hätte ich mich früher bemerkbar machen sollen.“

„Vielleicht...“, stimmte Harry zu, als er sich beruhigt hatte.

„Was machst du hier?“, wollte Luna wissen.

„Weiß ich nicht genau“, antwortete der Zauberer. „Eigentlich wollte ich mir Voldemorts Körper ansehen, aber jetzt...“ Er biss sich auf die Lippe. Er hatte nicht geplant, mit jemandem über sein Vorhaben zu sprechen, aber aus irgendeinem Grund löste der Anblick von Luna seine Zunge. „Ich habe an all die Menschen gedacht, die im Kampf gestorben sind, an all die Opfer, die gebracht wurden. Ich weiß nicht, wie ich damit umgehen soll. Und ich dachte, ein Blick auf den Urheber all dessen würde mir helfen, die Situation zu akzeptieren. Aber jetzt bin ich mir nicht mehr so sicher, dass ich das wirkich brauche...“

Lunas Lippen zierte ein kaum merkliches Lächeln. „Ich glaube, es gibt schönere Anblicke als den Dunklen Lord“, sagte sie. „Zum Beispiel den Großen See bei Mondschein.“

Harry folgte ihrem Fingerzeig mit den Augen und nahm erstmals bewusst wahr, dass das Eingangstor offen stand. Von dort musste Luna gekommen sein. „Wo sind all die anderen?“, wollte er wissen. „Es kommt mir vor, als wären wir die einzigen Menschen weit und breit.“

„Oh, wir sind nicht allein“, antwortete die Zauberin. „Die meisten sind inzwischen wieder zu Hause, aber einige übernachten in der Großen Halle. Andere haben sich entlegenere Schlafplätze gesucht, glaube ich. Die Feier hat lange gedauert.“

„Davon gehe ich aus“, sagte Harry mit einem Schmunzeln. „Was hast du jetzt vor?“

„Schlafen“, erklärte Luna, und ihr Lächeln wurde breiter. „Ein paar Stunden, mehr nicht. Dann werde ich zu meinem Vater gehen.“

„Hört sich gut an“, sagte Harry, der leider keine positiven Erinnerungen mit Lunas Vater verband. Aber wie so viele Untaten, die in den vergangenen Jahren begangen worden waren, gingen auch die des Xenophilius Lovegood am Ende auf Voldemort zurück.

„Gute Nacht, Harry“, sagte Luna und ging an ihm vorbei.

Er beobachtete sie noch dabei, wie sie die arg in Mitleidenschaft gezogene Marmortreppe hinaufstieg. Dann war sie in den Tiefen des Schlosses verschwunden. Er richtete seinen Blick wieder auf die Tür, durch die er zuvor noch treten wollte, und dann auf das offen stehende Eingangstor. Vermutlich hatte Luna Recht, wenn sie behauptete, dass der Anblick des Mondlichts schöner war als der eines machthungrigen Tyrannen, tot oder lebendig.

Er trat nach draußen, und seine Augen fingen ein wundervolles Schauspiel ein. Wie blaues Feuer tanzte das Mondlicht auf dem Wasser des Sees und schien mit ihm zu verschmelzen. Es war eine klare und warme Nacht. Nicht mehr lange allerdings, dann würde die Sonne die ersten Boten ihrer Ankunft schicken und dem prächtigen Treiben auf dem Wasser ein Ende bereiten.

Hier gefiel es Harry besser als in seinem Schlafsaal oder vor der Tür zu Voldemorts Körper. Hier hatte er das Gefühl, dass sein Geist endlich zur Ruhe kam. Er musste nicht erst die Leiche seines Widersachers sehen, um zu akzeptieren, was nicht zu ändern war. Was geschehen war, war geschehen. Er würde die Verluste betrauern, und zu gegebener Zeit würde sich vielleicht ein Glücksgefühl darüber einstellen, dass ein lange währender Konflikt endlich beendet war. Noch aber war ihm all dies zu nah. Er benötigte mehr Distanz zu den Ereignissen.

Plötzlich hörte er hinter sich Schritte, woraufhin er einen Blick über seine Schulter warf. Ron und Hermine näherten sich ihm und stellten sich je zu seiner Rechten und zu seiner Linken auf. Harry verzichtete darauf, zu fragen, wo sie herkamen.

„Alles okay bei dir?“, erkundigte sich Ron.

Harry nickte.

„Siehst gut aus“, sagte der Rotschopf mit Blick auf die Schuluniform, die Harry trug. „Neville hat sie für dich rausgelegt. Mir hat er auch eine gegeben.“

Erst jetzt fiel Harry auf, dass auch Ron und Hermine je in eine Schuluniform gekleidet waren. Natürlich waren die Anziehsachen seiner Freunde ebenso stark zugerichtet wie seine eigenen. Er wandte sich an Hermine: „Und du?“

„Parvati“, sagte Hermine nur.

„Komisches Gefühl, oder?“, sagte Ron. „Zu wissen, dass es zu Ende ist, ein für allemal?“

„Allerdings“, stimmte Harry zu und richtete seine Augen wieder auf den erleuchteten See. Den Anblick der bläulichen Flammen fand er inspirierend.

„Was, glaubt ihr, kommt als Nächstes?“, fragte Hermine, die dem Blick ihres Freundes gefolgt war und hinunter zum Wasser sah.

Ron zuckte mit den Schultern, aber Harry antwortete: „Das Leben, schätze ich. Mit allem, was dazu gehört.“ Pläne drängten sich in den Vordergrund seines Bewusstseins, als hätten sie schon immer irgendwo in seinem Kopf geschlummert. Diese Pläne involvierten Ginny und die beiden Menschen, die gerade neben ihm standen, aber auch viele andere. Voldemort war die Vergangenheit. Die Zukunft, der größte Teil seines Lebens, lag vor ihm ...


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