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Fanfiction

Scorpius Malfoy - Die Rache des Xiong Wang - Zwischenfälle

von Schwesterherz

Hallo, ihr Lieben!

Weil ich den ganzen Tag geschrieben habe, statt zu lernen, verzichte ich jetzt auf die RE-Kommis und poste nur schnell das Kapitel. Aber ich reiche sie nach, sobald ich dafĂĽr den Kopf frei habe.

Das hier wird das letzte Kapitel sein, bis ich mit den Prüfungen durch bin. Ich hab jetzt zwei Tage daran geschrieben, weil ich es nicht lassen konnte, aber morgen bekommen wir die Schwerpunkte für die Klausuren zu wissen und ab dann werde ich turbo – pauken, weil ich ja bestehen möchte. Das nächste Kapitel wird also erst in ein paar Wochen kommen. Also habt ihr viel Zeit, mir eure Meinung dazulassen, für die ich sehr dankbar wäre ;-).

Und nun geht es los mit einem 10 - Seiten Chap, einigen Zwischenfällen und einem (gewollt) abrupten Ende. Viel Spaß!

Eure Schwesterherz

Kapitel 19

Zwischenfälle


„Da ist er! Hey, Scorp, hier drüben!“ Er hörte Connors Stimme, noch ehe er die Hand wahrnahm, die in der Luft herum fuchtelte, um ihn auf den dazugehörigen Jungen aufmerksam zu machen, der zusammen mit einem asiatischen Mädchen an einem runden Tisch in Kaminnähe saß und – dem Anschein nach – Hausaufgaben machte. Scorp schmunzelte und schlenderte zu ihnen hinüber. Ein paar Hufflepuffs, die ihn bemerkten, grüßten ihn ebenfalls. „Willkommen zurück, Malfoy.“
„Geht es deinem Freund wieder besser?“
„Hey, Scorpius. Hast du den Kurzurlaub genossen?“
Er antwortete nicht auf die Fragen, aber er nickte den Leuten freundlich zu oder erwiderte die Begrüßung mit einem „Hey.“
„Man könnte meinen, ich wäre drei Wochen weg gewesen und nicht gerade mal drei Tage“, lachte er, als er sich bei seinen Freunden niederließ.

„Du bist ein Malfoy, kein x-beliebiger Schüler“, erinnerte ihn Connor feixend, „es fällt auf, wenn du weg bist!“
Scorp warf eine zerknüllte Papierkugel nach ihm, die vor ihm auf dem überfüllten Tisch gelegen hatte. Die Kugel fiel zu Boden, machte noch einen Hüpfer und blieb reglos liegen, bis Mr. Cuddles sich voller Elan auf sie stürzte. Er biss und versohlte das zerknautschte Papier, bis er es schließlich mit seiner Pfote im hohen Bogen durchs halbe Zimmer fliegen ließ, was bei einer Gruppe Mädchen in der Nähe für Gelächter sorgte. Scorpius beobachtete den Kater, der der Papierkugel fauchend folgte. Nach einer Weile wandte er sich ab und fragte die beiden anderen, die wieder in ihre Hausaufgaben vertieft waren, wo denn die Besitzerin des Tieres abgeblieben sei.
„Violetta steckt bei Constantin“, informierte Kairi ihn mit einem Blick, der ihm mitteilte, dass er sich das doch hätte denken können. „Oh, klar“, murmelte Scorp. Er besah sich die Stapel an Büchern vor seiner Nase, die offenbar zu Connor gehörten. „Woran arbeitet ihr?“
„Kairi an einem Traumtagebuch oder sowas und ich an dem Verwandlungsaufsatz, den wir morgen abgeben sollen“, erwiderte Connor seufzend.
„Dafür hatten wir drei Wochen Zeit!“, entgegnete Scorpius halb amüsiert, halb entrüstet.
Connor grunzte nur und tunkte seine Feder erneut ins Tintenfass. „Sowas hat Olli heute auch zu mir gesagt.“

Seine grimmige Miene veranlasste Scorp, besser nicht nachzuhaken, was Connor die ganzen Tage über getrieben hatte. Stattdessen fragte er Kairi: „Schreibst du deine echten Träume auf?“
„Auch, wenn Professor Eltringham-Rutherford großen Gefallen daran finden würde, denn sie würden ihren tristen Unterricht definitiv aufpeppen, nein tue ich nicht. Lieber lasse ich meiner Fantasie freien Lauf“, sagte Kairi kühl.
„Ich würde meine auch nicht preisgeben“, gab Scorpius ihr recht und erntete einen überraschten Blick von ihr.
„Was hast du schon für Träume?“, wollte Connor grummelnd wissen und warf ihm ein spöttisches Lächeln zu, „dass du nackt vor der Klasse stehst?“
„Schließ doch nicht von dir auf andere“, schoss Kairi knapp zurück, was Connor umgehend erröten ließ. Bevor er jedoch etwas Patziges erwidern konnte, sagte Scorp kurz angebunden: „Ich hatte wieder einen Alptraum von Mulciber. Und er war nicht angenehm.“
Connor schluckte.
„Sorry, Mann. So war das nicht gemeint.“
Scorp seufzte.
„Ich weiß. Jedenfalls würde ich auch nicht wollen, dass das in der Klasse die Runde macht.“
Kairis Blick blieb auf Connor gehaftet.
„Connor, deine Taktlosigkeit wird dir irgendwann nochmal das Genick brechen.“ Doch Benannter achtete gar nicht mehr auf sie. Er setzte den Punkt, warf die Feder beiseite und rief glücklich: „Fertig!“, genau in dem Augenblick, in dem Mr. Cuddles auf Scorpius Schoss sprang und sich schnurrend einrollte.

Die Tage bis zum Wochenende vergingen geschwind und ehe Scorpius wusste, wie ihm geschah, saß er schon am Freitagabend beim Abendessen in der Großen Halle. Allerdings besaß er überhaupt keinen Appetit. Während sich die Schüler um ihn herum lautstark unterhielten, mit ihrem Besteck herum klimperten und aßen und lachten brachte er kaum ein Wort heraus – oder Essen hinein. Das blieb seinen Freunden – Connor ausgenommen – nicht verborgen.
„Also – hier ist was faul! Scorp – spuck's aus!“
Irritiert sah er auf in Olivers Gesicht.
„Was meinst du?“
„Beef Wellington gehört zu deinen absoluten Leibspeisen und du stocherst darin herum, als handele es sich um Haggis!“
„Wasch ischt Haggisch?“, fragte Connor verwirrt, den Mund voller Blätterteig und Rinderfilet.
„Connor, du taube Nuss, du kennst nicht mal das schottische Nationalgericht?“, fragte Violetta empört.
„Bin ich Rose, oder was?“, murrte Connor beleidigt, doch Olli fuhr ihm dazwischen:
„Tscht, Vio, ich denke, Connor ist nicht der Einzige, der auf dem Auge Kultur blind ist. Aber darum geht es jetzt nicht! Scorp! Wir hören?“
„Es ist keine große Sache“, murmelte Scorpius, „ich bin nur noch gefangen von Geschichte heute... die Mädchen haben mir doch ihre Notizen gegeben und erklärt, was ich letzten Montag noch verpasst hatte, nachdem ich zu Maikel aufgebrochen war...“
„Ich hab's! Olli, du bist ein Schatz!“, rief Violetta aufgeregt dazwischen.
„Bin ich das? Was hab ich getan?“, wollte Oliver ratlos wissen.
„Du hast mir mein Thema für die nächste SZ gegeben! Ein Kulturteil mit Haggis und anderen Nationalgerichten aus anderen Ländern!“
„Guter Einfall!“, fand Connor und füllte sich Kürbissaft nach, "falls wir Kulturbanausen das lesen."

Kairi jedoch ging überhaupt nicht auf die Unterbrechung ein und forderte Scorpius, auf, sein Problem näher zu erörtern, indem sie fragte: „Und?“ Scorp seufzte.
„Mir geht Emily Townend, unser Geist, nicht aus dem Kopf... ihr hartes Leben damals und ihr Tod...
sie war so jung wie wir, als sie starb. Und sie hatte kein schönes Leben“, sagte er bedrückt.
„Das ist doch noch kein Grund, die Schönheiten deines eigenen Lebens nicht wertzuschätzen“, sagte Connor und deutete mit der Kabel auf Scorpius in Blätterteig gebackenes Rinderfilet, „wenn du es nicht bald isst, wird es kalt und Beef Wellington gehört zu den köstlichsten Speisen, die das Leben zu bieten hat!“
„Mann, Connor, kannst du nicht einmal ernst bleiben?“, fauchte Violetta ihn an.
„Das war kein Scherz!“, bellte Connor zurück, „er sollte kein Trübsal blasen und sein Essen verschmähen wegen etwas, das was weiß ich wie viele Jahrhunderte zurückliegt!“
„Ich kann schon verstehen, dass ihn die Geschichte mitnimmt“, meldete sich Olli zu Wort.
„Ich auch!“, stellte Violetta klar. Sie sah Kairi an.
„Was meinst du?“
Auch Scorpius sah zu Kairi hinüber, während Connor sich wieder eingeschnappt seiner dritten Portion zugewandt hatte. Doch Kairi schwieg. Sie presste ihre Lippen aufeinander und wenn Scorp nicht alles täuschte, waren ihre Augen verdächtig feucht geworden.
„Entschuldigt mich“, bat sie mit kratziger Stimme, stand abrupt auf und verließ rasch die Große Halle. Am Tisch machte sich eine betrübte Stimmung breit.
„Haben wir irgendetwas Falsches gesagt?“, wollte Connor verwundert wissen.
„Ich vermute eher, zu viel Richtiges“, korrigierte ihn Oliver, der der Chinesin nachdenklich nachschaute.

*


Als Scorpius am nächsten Morgen aufwachte, war es noch stockdunkel im Schlafraum. Er drehte sich um und versuchte, die Uhrzeit auf seinem Wecker zu entziffern. „Halb vier, na toll!“, maulte er und ließ seinen Kopf zurück ins Kissen fallen. Er probierte, wieder einzuschlafen, doch wie durch ein Fluch war er hellwach. Er lauschte Connors leise schnarchenden Atemzügen und blickte zum Baldachin seines Bettes hinauf.
Da er niemandem außer seinen Eltern, Narzissa oder Maikel schreiben konnte und diese ihn gerade erst gesehen hatten, beschloss er, in die Küche zu schleichen und sich einen Kakao bei den Hauselfen zu bestellen. Also stieg er vorsichtig aus dem Bett, schlüpfte in seinen Morgenmantel und seine Hausschuhe und verließ auf Zehenspitzen das Zimmer. Die Jungen, tief im Schlaf versunken, bemerkten ihn nicht. Der Flur war spärlich mit ein paar Fackeln beleuchtet, damit man den Weg zum Klo finden konnte, wenn die Nachtruhe durch eine volle Blase gestört wurde. Kurz entschlossen ging Scorpius den Flur der Jungenschlafsäle entlang zur runden Tür, die mal ein Fassdeckel gewesen war, die ihn in den Gemeinschaftsraum bringen würde. Er öffnete sie, warf einen Blick in den verlassen wirkenden Gemeinschaftsraum und hatte selbigen schon fast wieder durch den Tunnel verlassen, als ein Geräusch ihn inne halten ließ. Er dachte spontan an Mr. Cuddles und drehte sich um. Aber nein, das hatte nicht nach einem Tier und schon gar nicht nach einem Kater geklungen... er kniff die Augen zusammen und entdeckte die schemenhafte Gestalt eines Mädchens, die zusammengekauert im Sessel saß, der dem Kamin am nächsten stand, in dem noch die Glut orangerot glühte. Und dieses Mädchen wurde offenbar – soweit er das von seiner Position aus erkennen konnte – von Schluchzern geschüttelt.

Das Erste, was ihm durch den Kopf schoss war, dass er ein echtes Talent dafür zu besitzen schien, Mädchen beim Heulen zu finden. Dann riss er sich zusammen und ging langsam auf sie zu. „Hallo... kann ich dir helfen?“, fragte er zaghaft, als er sie beinahe erreicht hatte. Sie hob den Blick und er schnappte erschrocken nach Luft – es war Kairi!
„Scorp!“, das Entsetzen in ihrer Stimme klang so, wie er sich fühlte, „was machst du hier?!“
Seine Augen huschten über ihr nasses Gesicht, über ihre dunklen, feuchten Augen, aus denen die Tränen in Sturzbächen flossen, aber kein Wort, das ihm in den Sinn kam, konnte seine Lippen verlassen. Zu groß war der Schock, die immer gefasste, kühle, oftmals sarkastische Kairi in so einem Zustand vorzufinden, mitten in der Nacht allein im Gemeinschaftsraum.
„Was... Kairi...“, haspelte er und kam auf sie zu. Sie sah starr zur Seite und wich seinem Blick aus.
„Geh zurück ins Bett“, forderte sie mit ihrer üblichen, kalten Stimme, doch er ließ sich nicht täuschen. Und er würde sich auch nicht vertreiben lassen. Nicht, solange sie so verzweifelt war.
„Nicht, solange du mich brauchst!“
„Ich brauche niemanden!“, zischte sie aber er bemerkte, dass sie ihre angewinkelten Beine noch etwas mehr anzog, was sie noch schutzbedürftiger aussehen ließ und ihre Abwehr lügen strafte.
„Doch, heute Nacht schon“, widersprach er ungewohnt sanft und setzte sich auf einen Hocker vor ihrem Sessel.
Sie schniefte.

„Was ist passiert, Kairi?“, wollte er nach einer Weile der Stille von ihr wissen.
„Alptraum“, entgegnete sie wortkarg aber nicht mehr ganz so abweisend und atmete ein paar Mal tief durch.
„Offenbar schlimmer als meiner“, vermutete Scorp angesichts ihrer Verfassung.
„In deinem Traum wurde dir weh getan“, murmelte Kairi, „in meinem... meiner besten Freundin.“
„Wurde sie auch gefoltert?“, fragte er vorsichtig. Kairi schüttelte den Kopf. „Ich wurde gefoltert“, verbesserte sie, „ich wusste nicht, was ich tat, ich wollte es nicht und... und als ich wieder zur Besinnung kam, war sie... tot. Ich hatte ihr Leben ausgelöscht.“
Scorp zuckte zusammen.
„Aber... das war doch nur ein Traum, es -“
„-War dein Alptraum nicht mal Realität gewesen?“
„Doch.“
Sie schwiegen. Scorpius Herz klopfte bis zum Hals. Sie hatte ihre beste Freundin getötet – versehentlich und ohne Kontrolle offenbar, aber...
„Sie hätte eine ausgezeichnete Seherin werden können, weißt du?“
„Wie -?“
„- Violetta, ja. Ich hätte nicht gedacht, dass ich noch einmal mit einer so jungen Seherin in Kontakt kommen würde. Geschweige denn, dass ich mich noch einmal mit einer anfreunden würde.“

Scorpius schluckte.
„Das ist bestimmt nicht einfach für dich.“
„Nun, zumindest ist es einfacher als du gerade annimmst. Violetta ist ein komplett anderer Mensch als Yuri. Ich würde sie niemals mit ihr gleichsetzen oder verwechseln. Aber euer Gespräch beim Abendessen... hatte mich unweigerlich an Yuri erinnert. Die Konsequenz war dieser... abscheuliche... Alptraum.“
Scorpius nahm all seinen Mut zusammen und legte seine Hand auf Kairis ihre. Jene zuckte kurz, als wĂĽrde sie zurĂĽckweichen wollen, doch dann lieĂź Kairi die BerĂĽhrung einfach zu. Scorpius konnte sich nicht erinnern, ihr jemals so nahe gewesen zu sein.
„Tut mir Leid“, sagte er leise und meinte damit nicht nur die Unterhaltung über Emily. Und Kairi verstand ihn.
„Muss es nicht“, versicherte sie ihm und wischte sich mit der freien Hand die Tränen ab, „schwöre mir nur, dass du das hier für dich behältst. Ich würde mich nicht vor jedem so öffnen... sieh es als Geschenk an oder... als Zeichen unserer Freundschaft. Nicht einmal Violetta hat mich je weinen sehen, geschweige denn, dass ich ihr den Grund meiner Tränen verraten hätte. Vielleicht bin ich einfach zu schwach geworden.“
„Naja, da hat jetzt aber auch der Zufall geholfen“, murmelte Scorpius befangen.
„Und ich hätte einfach aufstehen und weglaufen können“, erwiderte Kairi, „aber ich bin geblieben.“
Scorpius biss sich auf die Unterlippe. Er sah auf in Kairis Augen, die noch immer verdächtig schimmerten.
„Ich verrate es keinem“, versprach er, „ich schwöre.“
„Gut“, sagte Kairi, zog ihre Hand unter seiner hervor und stand auf, „dann werde ich jetzt wieder meine unnahbare Maske aufsetzen und schlafen gehen.“
Sie warf ihm ein schwaches Lächeln zu und drehte sich um.
An der Tür zu den Mädchenschlafsälen zögerte sie noch, als wolle sie ihm noch etwas sagen, doch dann besann sie sich anders, öffnete die Tür und verschwand dahinter. Scorpius lächelte. „Gern geschehen“, raunte er und die Worte verklangen ungehört.

*


Viele Stunden später, Scorp hatte sich auch noch einmal zu Bett gelegt, erwachte er in einem sonnendurchfluteten Zimmer. Dieses Mal war es halb zwölf, was erklärte, warum er der Letzte im Schlafsaal war. Sein Magen knurrte wie ein wütender Bär und sagte ihm unmittelbar, was er davon hielt, dass Scorp das Frühstück versäumt hatte. „Ja ja“, nuschelte Scorp und streckte sich, „lass mich jedenfalls noch duschen.“

Frisch und sauber kam er so punktgenau zum Mittagessen in die GroĂźe Halle. Seine Freunde saĂźen bereits am Hufflepufftisch, nur Violetta war nicht zu sehen. Spontan warf er einen Blick zum Tisch der Gryffindors und entdeckte den schwarzen Lockenschopf seiner Freundin neben Constantin, der mit seinen Freunden zusammen saĂź und gerade ĂĽber irgendetwas lachte.
„Seit wann wechselt Vio die Seiten?“, fragte Scorp, als er neben Oliver platz nahm und das heutige Mittagsgericht in Augenschein nahm.
„Ach, ist der Herr auch mal aus den Federn geschlüpft?“, begrüßte ihn Olli belustigt.
„Du hast länger geschlafen als ich, Mann, und das soll schon was heißen“, fügte Connor an, der ihm gegenüber hockte. Beide Jungen sahen ihn abwartend an. Kairi, die neben Connor saß, sagte kühl: „Es ist wirklich grenzwertig, dass ihr eure Neugierde nie im Zaum halten könnt.“
„Hä?“, brummte Connor, „was hat das denn mit Neugierde zu tun? Wir wollen nur wissen -“
„- Lass gut sein, Connor“, lachte Scorp, „ich war einfach nachts wach gewesen und konnte eine Weile nicht wieder einschlafen. Das ist alles.“
„Peeves?“, wollte Olli wissen.
„Nö, wieso?“
„Weil der mich neulich in aller Frühe geweckt hatte, indem er mir die Atemwege zugehalten hatte“, antwortete Oliver wenig begeistert.

„Um auf deine Frage zurückzukommen, Violetta hat sich mit Constantin geeinigt, sich mit dem zusammen am Tisch sitzen abzuwechseln“, informierte Kairi ihn.
„Das hat fast zu ihrem ersten Streit geführt“, grinste Connor, „weil Vio Constantins Freunde offenbar nicht so mag.“
„Naja, ihm das ins Gesicht zu sagen, war auch nicht gerade nett“, wandte Oliver ein.
„Wann?“, wollte Scorpius wissen.
„Heute Morgen beim Frühstück“, antwortete Kairi.
„Oh. Hm.“
„Tja, Scorpi, sogar am Anfang des Tages kann man was verpassen“, kicherte Connor.
Scorpius schob einen Löffel in den Auflauf und zielte damit drohend wie ein Geschoss auf Connors Gesicht.
„Nenn mich nie wieder Scorpi, verstanden? Das ist eine ausdrückliche Warnung!“
„Sonst was?“, grinste Connor frech.
„Hast du das im Gesicht kleben und heißt ab jetzt Pummelchen“, entgegnete Scorpius feixend, was Oliver zum Lachen brachte und selbst Kairi ein Grinsen aufs Gesicht zauberte. Connor verzog das Gesicht.
„Du hast gewonnen. Es reicht, wenn Mum mich so nennt...“

Da sie zwei Referate vorbereiten mussten, gaben die anderen Olivers drängen, dafür die Bibliothek aufzusuchen, nach. Sogar Violetta ließ die Vernunft walten und schloss sich ihnen an, statt mit Constantin das Wetter zu genießen, das für Anfang März sehr angenehm war.
„Wie kommt's?“, fragte Scorpius sie unbeschwert, als sie sich mit Büchern beladen an einem Tisch niederließen.
„Tja, wie ich schon sagte: mein Terminplan ist vollgestopft und da muss ich jede freie Minute nutzen, sonst wächst mir alles wieder über den Kopf und ich möchte nicht noch einmal, dass die anderen aus der SZ auf mich warten müssen...“ Violetta warf einen sehnsüchtigen Blick aus dem Fenster zum strahlendblauen Himmel, seufzte schwer und schlug das erste Buch auf.
„Habt ihr auch so ein bescheuertes Thema in Muggelkunde abbekommen?“, wollte Connor missmutig wissen.
„Gleitflugzeug“, sagte Scorpius.
„Motorschiff“, sagte Kairi.
„Kraftfahrzeug“, grinste Violetta.
„Echt jetzt?“, konnte Connor es nicht fassen.
„Wieso, was hast du denn?“, wollte Violetta neugierig wissen.
„Kutschen – ich meine – Kutschen. Wen interessiert denn sowas?“

Nach einigen Stunden war Kairi die erste, die die konzentrierte Arbeitsstille unterbrach, indem sie ihr Buch zuschlug und energisch sagte: „So, genug gelernt! Das ist der erste, richtig schöne Tag im Jahr und wir sitzen in der staubigen Bibliothek. Das ist doch echt...“
„Öde?“, schlug Scorpius vor und rieb sich die übermüdeten Augen.
„Beschissen?“, murrte Connors Stimme gedämpft, dessen Kopf schon seit circa fünfzehn Minuten auf der Tischplatte lag.
„Das trifft es in etwa, ja“, schmunzelte Kairi.
„Ich find' nichts mehr zu Gleitflugzeugen... das ist 'ne echt armselige Ausbeute“, stöhnte Scorpius und hielt seine bisherigen Schriften in die Luft, die gerade mal eine Seite füllten.
„Geht mir ähnlich mit Motorschiffen. Ich hatte gehofft, unser Muggelkunde – Speziallist hätte vorher gecheckt, ob genug Arbeitsmaterial zur Verfügung steht“, seufzte Kairi.
„Ich kann meinen Eltern schreiben, wenn du willst, die sind mit einem Piloten befreundet, der Gleitflugzeuge fliegt“, bot Oliver Scorpius an, der noch immer in seine Hausaufgaben vertieft war. Scorp warf ihm einen dankbaren Blick zu.
„Das wäre spitze, Olli!“
„Mach dir aber nicht zu viele Hoffnung“, warnte Oliver ihn und unterstrich die Überschrift eines neuen Absatzes, „ich glaube nicht, dass sie sonderlich begeistert sein werden. Vielleicht blocken sie auch einfach ab.“
„Ach, du kriegst sie schon rum“, antwortete Scorpius gelassen, hob die Arme mit verschlungenen Händen in die Luft und streckte sich, „schreib ihnen, dass wir einen Aufsatz über jemanden schreiben sollen, den wir bewundern... der Typ ist doch bestimmt ein ganz toller Hecht und kann gar nicht nein sagen und -“
„-Das würden meine Eltern mir nicht abkaufen, weil ich noch nie über Dan Arwic geredet habe, geschweige denn, dass ich ihn bewundert hätte“, unterbrach Oliver ihn schroff.
„Redest du nicht generell nicht, wenn du mit deinen Eltern einen Raum teilst?“, hakte Connor nach, der noch immer nicht den Kopf gehoben hatte, wofür er einen gereizten Blick des Ravenclaws einheimste (nicht, dass er den bemerken würde).
„Das liegt nicht an mir, sie -“
„- So, Olli, genug gearbeitet“, fuhr Violetta ihm bestimmt dazwischen und klappte das Buch zu, das er gerade verwendete, „wir sollten noch etwas Sonnenschein tanken, bevor der Tag vorbei ist.“
„Genau, zu viel tun tut auch nicht gut“, stimmte Scorpius ihr zu und begann, seine Sachen zusammenzupacken.
Connors Kopf ruckte hoch.
„Ganz meine Meinung!“
„Na gut“, gab Olli widerwillig nach, rollte sein Pergament zusammen und schraubte das Tintenfass zu.
„Wollen wir noch zu Professor Smith gehen und ihn über die mangelnde Aktualität der Bibliothek aufklären?“, fragte Violetta scherzhaft, was in ihrer Gruppe für große Heiterkeit sorgte.
„Er würde uns Bundimun – Sekret trinken lassen, weil wir es gewagt haben, seine heiligen Schulmauern zu kritisieren“, schnaufte Connor amüsiert, als sie die Bibliothek verließen.
„Oh, Connor“, stöhnten die Mädchen zur gleichen Zeit gleichermaßen angewidert.

*


Am Sonntagmorgen war Scorpius rechtzeitig zum Frühstück erschien und das war, wie sich herausstellte, gut so, denn andernfalls hätte er um einiges mehr versäumt als noch am Vortag. Es begann ganz normal, doch als Scorpius Constantin und Oliver zuhörte, die darüber redeten – oder besser diskutierten - ob es ratsam wäre, Auroren zur Schule zu holen, um einen weiteren Angriff wie den auf Sara Finnigan zu vermeiden, kam die Eulenpost. Und mit ihr ein ganz schöner Aufruhr, der Scorp von der Debatte ablenkte. Er schaute sich um, sah eine kleine Erstklässlerin aus Gryffindor mit offenem Mund in den Eulenschwarm zeigen und folgte ihrem Fingerzeig mit dem Blick. Da erkannte auch er einen prächtigen Bussard, der seine Besitzerin inzwischen erspäht zu haben schien und zielstrebig auf diese zugeschossen kam. Besser gesagt, kam er direkt auf Scorpius zugeschossen. Der neben Kairi saß. Wo sich der Raubvogel unerwartet sanft niedersinken ließ.
„Ich hab es geahnt“, seufzte Kairi und begrüßte das Tier mit einem Stück Würstchen und einem Lächeln, „hallo, Ame.“

Er nahm das Fleisch eher widerwillig an, ließ sich aber von Kairi das Gefieder streicheln und wartete anschließend geduldig, bis Kairi ein kleines Päckchen und einen roten Umschlag von seinem Bein gelöst hatte. Natürlich hatte sie die ungeteilte Aufmerksamkeit ihres gesamten Haustisches, denn viele von ihnen hatten noch nie einen Bussard von nahem gesehen, geschweige denn, einen zahmen. „Ame?“, hakte Louis interessiert nach. „Ja, es bedeutet Adler“, erklärte Kairi und schmunzelte, als sie den skeptischen Blick ihres Vogels bemerkte, der den anderen nicht zu trauen schien.
„Was ist das für eine Art?“, wollte Violetta bewundernd wissen.
„Ein Wespenbussard. Wespen sind seine Nahrung, deshalb der Name.“
„Cool“, entfuhr es Connor.
„Man könnte meinen, ihr hättet noch nie eine Eule euer Haustier genannt“, sagte Kairi, „ihr tut gerade so, als würdet ihr das erste Mal einen Raubvogel in unmittelbarer Nähe haben!“
„Also, Eulen kenne ich von klein auf, aber Bussarde – da muss ich verneinen!“, verteidigte Louis seine Neugierde und einige andere nickten bestätigend.
„Auf jeden Fall ist er sehr schön“, meinte Connors kleine Schwester Leah anerkennend.
„Das weiß er“, lachte Kairi und einige andere stiegen in ihr Lachen mit ein.
Kairi sah ihren gefiederten Freund an und sprach mit ihm in ihrer eigenen Sprache. Daraufhin hob der Bussard ab und hatte schnell die Große Halle hinter sich gelassen – inklusive aller Gaffer.

„Was hast du ihm gesagt?“, wollte Constantin wissen.
„Dass er sich im Verbotenen Wald ausruhen soll und ich ihm die Post für meine Eltern heute Nachmittag bringen werde“, antwortete Kairi. Nun, wo die Attraktion des Morgens die Große Halle verlassen hatte, wandten die Hufflepuffs sich wieder ihren eigenen Angelegenheiten zu.
Scorpius Blick fiel auf das schlichte, braune Päckchen Kairis.
Er hatte das dumpfe GefĂĽhl eines DĂ©jĂ -vus.
„Kairi? Hast du Geburtstag?“, fragte er.
„Tja, das ist eine knifflige Sache“, meinte sie und strich liebevoll über den roten Umschlag, der mit einigen chinesischen Schriftzeichen verziert war.
„Wieso das denn?“, verlangte Connor verständnislos zu wissen. Violetta ahnte offenbar, worauf sie hinaus wollte und erwiderte: „Weil in China ein anderer Kalender gilt als hier, Connor.“
„Und?“, fragte dieser unbeeindruckt, „dann sollen sie den Tag nehmen, der in ihrem Kalender als ihr Geburtstag gilt. Das wird ja wohl nicht so schwer sein.“
Kairi verdrehte die Augen und sah sich offenbar genötigt, eine weitere der scheinbar unzähligen Besonderheiten (wie Scorp fand) Chinas zu erläutern: „In unserem Fall schon, Connor. Bei mir zu Hause gilt der Mondkalender und das bedeutet, dass sich der Geburtstag jährlich um einige Tage verschiebt. Außerdem haben wir es nicht so mit der rechtzeitigen Eintragung ins Geburtenregister.“
Connor kratzte sich verwirrt am Kopf: „Wie unpraktisch. Und wie feiert ihr dann euren Geburtstag?“
Kairi blieb geduldig: „Also, erstens, feiern wir ihn üblicherweise nicht bis zu unserem 60. -“, „ - Der Sechzigste?!“, keuchte Connor ungläubig, doch sie überging seinen Einwand, „- und zweitens ist es Tradition dass am Neujahrstag jeder Chinese ein Jahr älter wird. Also gibt es quasi einen Geburtstag für ein ganzes Volk.“

„Der Neujahrstag fiel bei euch aber nicht in den Dezember, nicht wahr?“, vergewisserte sich Oliver wissbegierig.
„Nein. Das Neujahrsfest variiert jedes Jahr, weil es sich eben auch verschiebt. Es findet so zwischen Januar und Februar statt.“
„Dann hattest du ja schon längst Geburtstag“, schnappte Connor beleidigt, „aber eins hab ich behalten – du bist fünfzehn geworden, richtig?“
„Richtig“, bestätigte Kairi. Connor rollte mit den Augen und lud sich noch zwei Bratwürste auf. „Verrückt diese Chinesen.“
„Und was ist das, wenn ihr nicht feiert? Und wieso jetzt der achte März?“, wollte Violetta interessiert wissen und deutete auf das Päckchen und den Brief.
„Naja, mein Vater und ich hatten versucht, meinen Geburtstag mit dem Gregorianischen Kalender
herauszufinden und als das nicht klappte, hat er seine Augen geschlossen und wahllos mit dem Finger auf ein Datum getippt. Dieses nämlich. Ich dachte, das wäre ein Scherz aber offensichtlich haben sie es nicht vergessen. Tja und ich vermute, sie haben mir Nudeln geschickt...“, Kairi hob ihre Hand, ließ sie hell aufleuchten und fuhr mit ihr über das Klebeband, was sich anschließend mühelos entfernen ließ.
„Wow“, staunte Connor – das Würstchen in seiner Hand hatte er bei dieser Darbietung ganz vergessen.
„Wenn ich Glück habe, kann ich das auch bald“, lächelte Violetta voller Vorfreude.
Kairi öffnete das Päckchen und holte ein Paket langer Nudeln hervor.
„Wie ich gesagt habe... Nudeln stehen bei uns nämlich für Glück, Gesundheit... und ein langes Leben.“ Ihr Lächeln verschwand, doch sie fasste sich schnell wieder, legte die Nudeln zurück und griff nach dem roten Briefumschlag.
„Und das ist ein Hong Bao, ein klassisches Geschenk – nämlich Geld“, sie öffnete den Briefumschlag und zeigte den anderen eine Galleone, „also, falls ihr mir jemals etwas schenken wollt, dann ein Hong Bao und bittet lasst es ein rotes Kurvert sein, denn Rot ist in meinem Land die Farbe des Glücks.“

Wenig später saßen die Freunde zusammen am Schwarzen See. Wieder war es ein sonniger Tag und das wollten sie, wie auch viele ihrer Mitschüler, ausnutzen. Kairi schrieb einen Brief an ihre Eltern. Violetta übte sich in chinesischer Zauberkunst, indem sie versuchte, Fortschritte darin zu machen, das 'warme Gefühl' in ihrem Körper auszubreiten, was auch immer das bedeuten sollte. Oliver hatte die Nase in ein Lehrbuch gesteckt und Connor lag auf dem Rasen, blies Kaugummiblasen mit 'Druhbels Bester Blaskaugummi' und beobachtete die Riesenkrake, die auch das erste Mal im Jahr zu sehen war und offenbar großen Gefallen an den dekorativen, glockenblumartigen Blasen fand, die Connor ihr übers Wasser schickte. Scorpius hatte sich einen aussortierten Schnatz besorgt, der an Altersschwäche litt. Mit diesem vertrieb er sich die Zeit und überlegte, wie er Kairi einen schönen Tag bieten konnte. Okay, sie wollte nicht feiern und auch, als Violetta und die anderen sie mit einer Umarmung beglückwünschen wollten, hatte sie das abgewiegelt, noch ehe einer von ihnen ihr hätte zu nahe kommen können. Aber irgendetwas wollte er trotzdem tun – und wenn es nur eine kleine Geste war.
Plötzlich hatte er eine Idee.
„Leute, ich muss noch etwas... erledigen. Wir sehen uns später, ja?“„Ist gut“, murmelte Violetta tiefenentspannt. Olli und Kairi nickten synchron, zum Zeichen, dass sie ihn gehört hatten und Connor schmatzte: „Grüß die Maulende Myrte, falls du auf Toilette willst, die spuckt momentan in jedem Klo rum.“
Scorpius lachte, drehte sich um und spurtete zum Schloss hinauf.

-Violetta-

Ein wenig schade fand sie es ja schon, dass Constantin keine Zeit für sie hatte und ein Projekt für die Schule ausarbeiten musste aber immerhin hatte sie so genügend Gelegenheit, mal wieder Kairis Praktiken zu üben. Inzwischen war ihr ganzer Körper von einer wohltuenden Wärme erfüllt. Bei ihrer nächsten Sitzung irgendwo im Schloss konnte sie bestimmt damit beginnen, diese Wärme nach außen zu führen... oder so ähnlich. Auch, wenn Kairi ihr eingeschärft hatte, dass sie es keinesfalls schaffen würde, vor dem Quidditch – Endspiel ihre Visionen zu kontrollieren, so war sie doch von dem Wunsch beseelt, endlich wieder einen Besen besteigen zu können. Denn auch, wenn sie momentan so viel zu tun hatte, so fehlten ihr die Quidditcheinheiten fürchterlich. Und jetzt, wo das Wetter wieder besser wurde, wuchs ihr Wunsch, wieder zu fliegen und Klatschern zu zeigen, was eine Harke ist, ins Unermessliche. „Und, wie kommst du voran?“, fragte Kairi sie, während Violetta weiterhin das Kratzen ihrer Feder hörte. „Vollständig ausgefüllt mit innerer Wärme“, teilte Violetta ihr glücklich mit. Das Kratzen hielt inne. „Ehrlich?“, fragte Kairi und klang leicht überrascht. „Ja, ehrlich“, antwortete Violetta leicht gereizt. Als wenn sie eine Lügnerin wäre!

„Okay, wenn das so ist, dann öffne doch mal bitte die Augen“, bat Kairi sie. Violetta folgte der Bitte und schaute ihre Freundin verwundert an. „Wieso?“
„Naja, wenn du soweit bist, könnten wir doch gleich mal probieren, ob du die Magie nach draußen fließen lassen kannst.“
„Äh, das klingt ja ekelig!“, fuhr Connor dazwischen.
Die Mädchen ignorierten ihn.
„Meinst du, das könnte klappen?“, fragte Violetta atemlos.
„Einen Versuch können wir wagen... vielleicht mit etwas Leichterem...“, sagte Kairi und ließ ihren Blick suchend über die Ländereien schweifen. Er blieb an Connors Kaugummikugeln hängen, die inzwischen weit über dem See schwebten.
„Ich hab's!“, rief sie und strahlte Violetta an, „versuche, eine Kugel platzen zu lassen.“ Violetta hob ihre Augenbrauen.
„Ähm, okay. Wie ist der Zauberspruch?“
„Tja, ich denke, den könntest du nicht einmal aussprechen... aber wenn du tatsächlich so von Magie erfüllt bist, müsste dein Wille ausreichen.“
„Wie bitte?“, fragte Violetta verdutzt. Selbst Olli schaute jetzt von seinem Buch auf.
„Gedankenkraft“, präzisierte Kairi, „konzentriere dich auf eine der Kaugummiblasen und lenke all deine Gedanken und deinen Willen darauf, sie zum Platzen zu bringen. Stelle es dir so detailliert und echt wie möglich vor... und dann schau, was passiert.“

„Du hast doch echt 'ne Meise“, lachte Connor und verschluckte sich prompt an seinem Kaugummi. Oliver warf sofort sein Buch beiseite und klopfte ihm mit aller Energie auf den Rücken.
„Ich – krieg – keine – Luft!“, röchelte Connor und rang nach Atem.
„Das kommt davon, wenn man Chinesen ärgert“, erwiderte Oliver wutentbrannt und hechtete hinüber zu seinem Zauberstab, der neben ihm im Gras gelegen hatte.
„Ich war das nicht“, warf Kairi ruhig aber bestimmt ein, „das hat er sich selbst eingebrockt!“
„Anapneo!“, bellte Olli und schnellte mit dem Zauberstab. Das Kaugummi flog in hohem Bogen aus Connors Mund und landete einige Meter entfernt im Gras.
„Auf das es sich mit einer Schuhsohle vereint“, japste Connor und das übliche Grinsen kehrte auf sein Gesicht zurück.
Oliver schĂĽttelte fassungslos den Kopf.
„Connor, wer hat hier wohl die Meise?“
Connor deutete mit seinem Kopf auf Kairi und erwiderte flachsend: „Aber sie hat die Größere! Blasen mit Gedankenkraft sprengen, also wirklich! Das glaub ja nicht mal ich.“
„Dann wird es Zeit, dass du es ihnen beweist, Vio.“
Kairi nickte Violetta aufmunternd zu.
„Du meinst, es funktioniert?“, fragte Violetta zögernd.
„Die haben ja auch den Mondkalender!“, spottete Connor, doch Olli rammte ihm den Ellenbogen in die Seite. „Lass es, ich glaub noch immer nicht, dass du den Kaugummi zufällig verschluckt hast.“
„Danke, für dein Vertrauen, Olli“, sagte Kairi kühl, ehe sie sich an Violetta wandte, „ja, das glaube ich.“
„Gut... ich probiere es.“

Violetta suchte sich eine Blase aus, die näher war als die anderen und legte all ihre Konzentration und Willenskraft in die Vorstellung, dass sie platzen möge. Einen Moment lang passierte gar nichts. Dann spürte sie, dass die Wärme in ihrem Innern sich veränderte. Sie schien sich zu bündeln und an einem Ort zu versammeln. Ihr Herz. Und dann – Peng!
„Was zum -?“, Connor starrte ungläubig auf die Stelle, wo die Blase vorhin noch gewesen war.
„Ich glaub, ich spinne!“, konnte auch Oliver es nicht fassen.
Kairi grinste triumphierend.
„Herzlichen Glückwunsch, Violetta. Du hast unsere Kunst der Magie gemeistert. Jetzt können wir uns an die richtigen Zaubersprüche wagen. Offenbar bist du ein Naturtalent. Das muss ich gleich meinen Eltern schreiben.“
Sie nahm wieder ihre Feder zur Hand und begann emsig, ihren Brief fortzusetzen.
„Kairi... wenn wir tatsächlich die Macht haben, mit unseren Gedanken Magie auszuüben... wozu benutzen dann die Überhand der Magier Zauberstäbe?“, wollte Oliver noch immer fassungslos wissen.
„Weil die Überhand der Magier nicht an sich und seine Kräfte glaubt“, entgegnete Kairi andächtig, „und natürlich besitzen auch Zauberstäbe große Kräfte. Aber die unseren werden immer überwiegen.“

Eine halbe Stunde brachen sie auf, nachdem Kairi Ame zu sich gerufen und ihren Brief losgeschickt hatte. Als sie die Eingangshalle betraten, sah Connor sich um. „Wisst ihr, wo Scorpius bleibt?“
Violetta schĂĽttelte den Kopf. Sie hatte keine Ahnung, wo er steckte und den anderen ging es ebenso. „Was hat er sich jetzt wieder ausgedacht?“, wollte Oliver genervt wissen, als Professor Chang auf der Marmortreppe erschien und sie entdeckte. „Da seid ihr ja!“, rief sie fröhlich, „Kairi, ich hab dich schon ĂĽberall gesucht!“ „Sie wusste es auch?“, fragte Kairi mehr fĂĽr sich als fĂĽr die Umstehenden. Professor Chang erreichte sie, streckte ihr einen roten Umschlag entgegen und sagte feierlich: „Shēngrì kuĂ ilè!“ Connor sah seine Lehrerin fĂĽr Zauberkunst völlig perplex an.
„Was für'n Ding?!“
Professor Chang lächelte und erklärte: „Das bedeutet: Alles Gute zum Geburtstag!“
„Na dann...“, Connor wandte sich an Kairi, „Schengr kokalati oder so, Kairi!“ Kairi begann, herzlich zu lachen, etwas, das Violetta bei ihr noch niemals zuvor gesehen hatte. Überhaupt wirkte Kairi seit ihrem, Violettas, gelungenem Zauber, überaus fröhlich und ausgelassen. „Danke, ihr beiden, das ist wirklich -“, Kairi stockte und das Strahlen verging ihr, „oh nein, nicht der!“ „Wer?“, fragten Violetta und Professor Chang synchron.
„Fabrice Sterling, der ein Geschenk trägt. Ich habe das dumpfe Gefühl, dass er mir gratulieren will. Er lässt mich einfach nicht in Ruhe“, sagte Kairi grimmig. Chang drehte sich um.
„Ah, das ist interessant...“

Fabrice, der Kairi, die mitten in der Eingangshalle stand, natürlich gesehen hatte, hatte sie schon fast erreicht, als die Professorin und Hauslehrerin von Ravenclaw ihm den Weg versperrte. „Das Geschenk können Sie gleich wieder mitnehmen, Sterling“, blaffte sie den Schüler an, „wagen Sie ja nicht, zu glauben, wenn Sie sich bei meiner Nichte einschleimen verbessere ich Ihre Noten! Sie gehen Ihr auf den Geist und außerdem verschwenden Sie so all Ihre Energie, die Sie lieber ins Lernen investieren sollten! Habe ich mich klar genug ausgedrückt?!“ Fabrice starrte Chang an wie ein Fisch.
„Ja, Professor... absolut“, murmelte er dann verdrießlich und drehte sich um. Professor Chang kehrte zu ihnen zurück.
„Tja, Kairi, das tut mir Leid. Offenbar dachte Sterling -“ „-Ich, ähm. Ich hab es verstanden“, fiel Kairi ihr ins Wort, „- seine Noten sind mies und er dachte, er könne sie steigern, wenn er mich rumkriegt.“ „Ähm“, Professor Chang sah unbehaglich aus, „Ja, so in etwa.“ Die Stimmung war gekippt. „Ich hasse es, benutzt zu werden“, schnaufte Kairi zornig. In dem Moment platzte Scorpius dazu, der fröhlich sagte: „Überraschung ich war bei Aberforth und habe uns ein paar Butterbiere... was ist los?“

*


-Scorpius-

Am selben Abend saßen sie im Gemeinschaftsraum und erledigten ihre Hausaufgaben, während sie hin und wieder lustlos an ihren Butterbieren nippten. Die Atmosphäre lag noch immer im Keller. Und Scorpius merkte, dass bei Kairi etwas nicht stimmte. Sie malte unkonzentriert auf ihrem Blatt herum, schloss die Augen, als würde sie etwas Unangenehmes spüren und wenn sie sich unbeobachtet fühlte, schoss ihr Blick mit einem seltsamen Ausdruck zu Fabrice Sterling hinüber, der sie wiederum überhaupt nicht beachtete.
„Kairi?“, sprach Violetta, der Kairis Verhalten offenbar ebenfalls aufgefallen war, sie schließlich an, „ist alles okay?“
Kairi sah sie an, doch ihr Blick wirkte abwesend.
„Sicher“, sagte sie mit belegter Stimme und einer eigenartigen Betonung. Violetta warf nun ebenso einen Blick zu Rikes Bruder hinüber. „Bist du.... ich meine, empfindest du echt nichts für Fabrice? Du benimmst dich irgendwie komisch und er -“
„- Nein“, erwiderte Kairi ernst, „ich bin nicht verliebt. Es ist nur... ein schlechtes Gefühl, benutzt zu werden - ahh!“, stöhnte sie mit einem Mal und knickte ein.
Zur selben Zeit klappte Violetta völlig unerwartet von einem Moment auf den anderen in sich zusammen, wobei sie ihr Butterbier zu Boden schmiss, das klirrend zerbrach und seinen Inhalt über einen dicken Perser – Teppich ausbreitete. In Scorpius breitete sich Entsetzen aus, als er bemerkte, dass Violettas Augen nach innen verdreht waren und ihre Gliedmaßen begannen, zu zucken, als hätte sie einen Anfall. Und der langgezogene Stöhner Kairis, die sich die Hände in die Seiten presste, klang mehr als nur beunruhigend.
„Verdammt nochmal, was ist hier los?“, verlangte Connor mit panischer Stimme zu wissen.

TBC

Nun? Was sagt ihr?


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