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Fanfiction

Scorpius Malfoy - Die Rache des Xiong Wang - Ein neues Schuljahr beginnt

von Schwesterherz

@Readingrat: vielen Dank für dein Kommi! Ich habe mich sehr darüber gefreut, vor allem, weil du jetzt doch so begeistert von der FF bist. :-) Und natürlich, weil ich wenigstens mal eine Rückmeldung erhalten habe, die mir zeigt, dass es jemanden gibt, dem es gefällt. Danke dir und ich hoffe, das neue Kapitel gefällt dir ebenso! ;-)


Kapitel 5

Ein neues Schuljahr beginnt


-Scorpius-

„Guten Morgen.“ Wache, blaue Augen, die zu einem furchigen Ende – Vierziger Gesicht gehörten, sahen die Drittklässler aufmerksam an. Der Mann trug einen schilfgrünen Umhang. Sein leicht ergrautes, sonst braunes Haar fiel ihm in Wellen in die Stirn. Nachdem er mit seiner Musterung fertig war, lächelte er. „Schön, dass Sie sich für mein Fach entschieden haben, verehrte Damen und Herren. Mein Name ist Professor Adams. Muggelkunde könnte Ihnen in der Tat helfen, in der technologiebasierten Welt, die um uns herum besteht, nicht als Volltrottel dazustehen. Wir Zauberer sind den Muggeln nämlich inzwischen durchaus unterlegen. Während wir noch immer Pergament und Feder benutzen und unsere Briefe per Eule verschicken, haben die Muggel vollautomatische Systeme entwickelt, deren Funktionsweise wir uns nicht einmal im Traum ausmalen können. Aber ich kann Ihnen beibringen, damit umzugehen – und somit in einer Welt, die der unseren so fremd ist wie noch nie, bestehen zu können – und zwar unauffällig.“ Scorpius erwiderte den Blick des Lehrers und dachte voll Unbehagen an seine Hilflosigkeit beim Bezahlen mit Muggelgeld im Schwimmbad zurück. Die Verkäuferin hatte ihn angesehen, als wäre er meschugge.

Als hätte der Professor seine Gedanken gelesen, fuhr er mit eben diesem Thema fort: „Zunächst werden wir uns mit dem Muggelgeld befassen, damit Sie sich im nächsten Hochsommer auch von einem Muggeleisladen eine Erfrischung kaufen können.“ Einige Schüler lachten verhalten und Professor Adams ging darauf ein: „Klingt gut, nicht? Wir werden auch erfahren, welche raffinierten Techniken die Muggel erfanden, um ihr Geld zu verwalten oder über große Distanzen zu verschicken. Und wir werden uns ein wenig mit dem Thema Geldpolitik befassen, damit Sie erkennen, welchen Einfluss Geld auf eine Bevölkerung haben kann. Dieses Themengebiet wird uns das erste Quartal hindurch begleiten. Was danach kommt? Nun, das werden wir dann erfahren. Zunächst einmal werde ich die Liste verlesen, damit wir mit dem Unterricht anfangen können.“

Professor Adams holte einige Unterlagen aus seiner Ledertasche hervor und sein Blick senkte sich auf eine lange Pergamentliste, die alle Namen von Scorps Jahrgang trug, die Muggelkunde belegt hatten. Getrennt wurden die Klassen nur, wenn der Ansturm auf das Wahlfach zu groß war, was hier nicht der Fall war. „Serina Almond?“ „Hier.“ „Kairi Ahiko Chang?“ „Es heißt Ahr – ko. Nicht Ah-hi-ko“, erklang eine Mädchenstimme. Professor Adams hob den Blick. Auch alle anderen, Scorp eingeschlossen, wandten die Köpfe. Kairi Chang saß in der vorletzten Reihe. In ihrem Blick war in keinster Weise Höflichkeit zu finden. Professor Adams nickte ihr entschuldigend zu: „Ich bitte um Verzeihung, Miss Chang. In Zukunft wird mir dieser Fehler kein zweites Mal unterlaufen.“ Im Gegensatz zu Kairis kühler Ausstrahlung blieb der Professor entgegenkommend und galant. „Das hoffe ich. Dieser Ausdruck war Schikane für meine Ohren.“

Scorpius wechselte einen Blick mit Connor, der sein Erstaunen über so viel Unverfrorenheit nicht verbergen konnte. Professor Adams ließ sich nicht aus der Ruhe bringen und erwiderte: „Ich kann zu meiner Verteidigung nur sagen, dass Sie die erste Schülerin sind, die ich habe, die einen chinesischen Namen besitzt. Ich denke, unter diesen Umständen, ist die Schikane noch zu vergeben... sein Sie nachsichtig mit mir, Miss Chang.“ Scorp drehte den Kopf, um Kairis Reaktion mit zu bekommen und als er ein kurzweiliges Lächeln bemerkte, das über ihre Lippen flog, konnte er nur ungläubig die Augen aufreißen. „Es sei Ihnen verziehen“, entgegnete die Neue und ihr Tonfall klang abstruserweise amüsiert. Was zum Teufel spielte sie für ein verdrehtes Spiel?

Der Professor neigte den Kopf und sagte: „Ich danke Ihnen. Dann können wir ja fortfahren... Mona Featherstone?“ „Anwesend.“ „Joshua Haddington?“ „Jepp.“ „Lorina Jones?“ „Ist da.“ Connor lehnte sich zu Scorp hinüber und flüsterte ihm zu: „Die wechselt ihre Launen ja auch schneller als du Flubberwurm sagen kannst.“ „Ja, das ist echt... eigenartig“, stimmte Scorp ihm zu. Er meldete sich als sein Name aufgerufen wurde und blickte dann noch einmal zu Professor Changs Nichte hinüber. Sie sah aus dem Fenster und wirkte so abwesend, als wäre sie mit ihren Gedanken in weiter Ferne. Doch als der Professor Violettas Namen aufrief, schien sie aus ihrer Trance aufzuwachen und ihr Blick richtete sich auf Violettas Rücken, die drei Reihen schräg hinter Scorpius saß. Scorp kniff die Augen zusammen und versuchte, den Blick zu deuten, mit dem Kairi seine Freundin anschaute. Er wirkte irgendwie... berechnend... Scorpius runzelte die Stirn. Irgendetwas an dieser Chang war komisch. Und irgendetwas war zwischen ihr und Violetta vorgefallen – dessen war er sich sicher.

Als es gongte, packten alle unter viel Gemurmel ihre Sachen zusammen. „Für die nächste Stunde lesen Sie bitte schon das erste Kapitel Ihres Lehrbuches“, rief Professor Adams über die schwatzenden Schüler hinweg. Scorpius schmiss sich seinen Ranzen über die Schulter und verließ mit Connor neben sich und Violetta im Rücken das Klassenzimmer. „Und was fangen wir jetzt mit der Freistunde an?“, fragte Scorpius etwas ratlos. „Ich wäre für ein zweites Frühstück in der Küche“, antwortete Connor vergnügt. „Ich, ähm, hab schon was vor, Jungs“, sagte Violetta hinter ihnen. Scorp blieb stehen und wandte sich um. „Was denn?“, wollte er irritiert wissen. „Ich fand das Thema so interessant... ich will noch etwas in der Bibliothek nachforschen“, erklärte sie.

Connor schnaubte: „Mutierst du jetzt etwa zum Megastreber? Das muss echt nicht sein, Olli reicht uns!“ „Lass mich doch, Connor!“, erwiderte sie schnippisch. „Wir sehen uns in Zaubertränke!“ Und damit rauschte sie davon. Connor sah ihr kopfschüttelnd hinterher. „Die spinnt!“ Er sah Scorp an. „Oder?“ Scorpius erwiderte seinen Blick nachdenklich. „Ich denke... dass da irgendetwas nicht stimmt...“ „Tja, du kennst sie länger als ich“, Connor hob die Schultern, „wenn du das sagst, wird da sicher was dran sein! Hast du vor, sie darauf anzusprechen?“ Scorp fuhr sich durchs Haar und sah auf die Stelle, wo seine beste Freundin gerade verschwunden war. „Ich weiß noch nicht... mal sehen“, sagte er vage. Er schlug Connor auf die Schulter und grinste: „Und jetzt komm, sonst langt die Zeit für ein zweites Frühstück nicht!“

-Violetta-

Keuchend hechtete sie die Treppen hinauf. Wo zum Teufel befand sich denn nur dieser blöde Unterricht? Sie würde zu spät kommen, wenn sie es nicht bald finden würde. Endlich erreichte sie einen kleinen Treppenabsatz und hörte Stimmengemurmel. Sie hoffte, auf kein allzu bekanntes Gesicht zu treffen und nahm die letzte Kurve.

Sie konnte auf dem ersten Blick erkennen, dass dieses Fach von der geringsten Schülerzahl gewählt worden war. Sie selbst hätte es ja auch nicht getan... wenn da nicht ihr Problem wäre. Sie sah sich um. Vier Gryffindors waren anwesend. Mona Featherstone, Lou Hawn, Marcus Lester und Cloé Patil. Letztere lächelte ihr schüchtern zu. Violetta lächelte zurück. Aber mit keinem von denen hatten sie oder ihre Freunde außerhalb des Unterrichts viel zu tun. Gut so!

In einer Ecke entdeckte Violetta erstaunlicherweise zwei Slytherins: Joana Marshall und Stanley Millington. Violetta wusste von ihnen nur, dass sie nicht zu Alexanders Bagage gehörten. Sie unterhielten sich leise miteinander und sahen hin und wieder zur Decke hinauf. Violetta folgte ihrem Blick. Dort war eine runde Falltür mit einem Messingschild angebracht. Violetta legte den Kopf noch mehr in den Nacken und las: 'Viona Eltringham-Rutherford, Lehrerin für Wahrsagen'. Ein mulmiges Gefühl kroch in ihr hoch: ob diese Person ihr helfen würde? Könnte sie es? Violetta wusste nur eines: sie fühlte sich ausgeliefert und daran wollte sie unbedingt etwas ändern!

„So sieht man sich wieder!“ Eine Schockwelle fuhr durch ihren Körper, als sie die Stimme vernahm und sie zuckte zusammen und wirbelte herum. Kairi Chang stand ihr gegenüber und auch, wenn ihr Gesicht teilnahmslos wirkte, so blickten ihre dunklen Augen sie doch forschend an. „Ich habe mir schon gedacht, dass ich dich hier sehen würde. Wissen deine Freunde überhaupt davon?“ „Nein“, entgegnete Violetta abweisend, „und ich wüsste nicht, was dich das angeht. Wieso sprichst du überhaupt mit mir? Ich denke, du willst von allen in Ruhe gelassen werden?!“ Obwohl Violetta so bissig klang, reagierte Kairi bloß belustigt. Zumindest deutete ihre Mimik darauf hin. „Kein Grund, mich verbal anzugreifen, okay?“, entgegnete sie nur und lächelte. „Ich mag … nicht gerne im Zentrum der Aufmerksamkeit stehen. Davor bin ich eigentlich geflohen und es hier wieder zu erleben, ist unangenehm. Ich kam in den Schlafsaal und alle gafften mich an... da bin ich etwas ausgerastet.“

Ehe Violetta wusste, was sie darauf erwidern sollte, kam ein keuchender Junge um die Ecke und prallte beinahe gegen Kairi, weil er den Blick gen Boden gerichtet hatte. „Simon!“, rief Violetta entsetzt. Sie hatte so sehr gehofft, dass keiner aus ihrem Haus kommen würde! „Hallo Violetta“, erwiderte der rotblonde Mitschüler keuchend. „Hätte nicht gedacht, dass du hier bist.“ Er sah sich um. „Ganz schön abgelegen hier, oder?“ Offenbar hatte er ihren entgeisterten Unterton nicht bemerkt. Kairi hingegen sah sie skeptisch an. „Wieso hast du Wahrsagen gewählt?“, stöhnte sie, ohne auf Kairi einzugehen. Simon hob den Kopf.

„Weil es mit am Interessantesten klang“, antwortete er und fügte bei Violettas Gesichtsausdruck hinzu: „Schlimm?“ Violetta seufzte. „Tust du mir einen Gefallen? Erwähne bitte Scorpius und Connor gegenüber nicht, dass du mich hier getroffen hast. Okay?“ Simon runzelte verwirrt die Stirn. „Kann ich machen“, sagte er, „aber weshalb?“ „Weil...“, Violetta zögerte, „das Fach ist bei uns im Verruf... und ich weiß nicht, wie die Jungs das aufnehmen würden.“ Das war ein schwacher Grund aber etwas Besseres war ihr auf die Schnelle nicht eingefallen. „Sie würden dich aufziehen und so?“, hakte Simon nach und Violetta nickte hastig. „Genau! Und auf ihre dämlichen Sprüche habe ich überhaupt keine Lust.“ „Kann ich verstehen“, Simon zuckte die Schultern, „ich werde nichts sagen.“ „Danke!“, sagte Violetta erleichtert. Kairi musterte sie von der Seite. Scheinbar lag ihr etwas auf der Zunge, aber sie sprach es in Simons Beisein nicht aus. Violetta war das nur Recht. Changs Nichte kannte sie nicht. Also sollte sie sich auch aus Violettas Angelegenheiten heraus halten. Das verlangte sie umgekehrt ja genauso!

Endlich öffnete sich die Falltür und eine silberne Leiter schwebte zu ihnen hinunter. Violetta kletterte nach Cloé Patil die Stufen hinauf und gelangte in einen stickigen, kreisrunden Raum. Er war mit üppigen Sitzpolstern und runden Tischen voll gestellt. Violetta spürte schon jetzt, während sie sich umsah, wie ihr der Schweiß den Rücken hinab tröpfelte. Unter einem Kaminsims, der mit Fotoalben überhäuft war, war ein großes Feuer entfacht worden, das einen gewaltigen Kupferkessel erhitzte. Aus diesem waberte ein drückender Duft, der ihre Sinne benebelte. Violetta versuchte, so wenig wie möglich einzuatmen und setzte sich flach atmend an einen Tisch am Fenster. In der Hoffnung, so etwas Kühlung zu finden, legte sie ihren Umhang ab und hängte ihn über die Stuhllehne. Fast alle ihrer Mitschüler hatten es ihr gleich getan.

Als Kairi sich zu ihr an den Tisch setzte, war Violetta nur mäßig begeistert. Immerhin nahm auch Simon bei ihnen platz, sodass Kairi, wollte sie Violetta nicht verraten, nichts würde sagen können, was mit Violettas wahren Grund für ihr Erscheinen im Wahrsageunterricht zusammenhing. Und – eigenartigerweise – hielt Kairi sich scheinbar daran, es zu verschweigen. Etwas, das Violetta verwunderte, hatte sie bisher doch den Eindruck gehabt, dass es Professor Changs Nichte nicht interessierte, was mit anderen geschah. Aber eigentlich, so dachte Violetta bei sich, hatte Kairi auch gar nicht das Recht dazu, es auszuplaudern. Eine weiche Stimme riss sie aus ihren Gedanken. „Willkommen, ihr Lieben... willkommen zum Wahrsageunterricht. Ich bin Professor Eltringham-Rutherford.“ Eine korpulente, wirklich sehr runde Frau trat aus einer schattigen Ecke hervor. Sie war von unzähligen Tüchern umhüllt, die in allen Farben im Schein des Feuers leuchteten: rot, blau, grün, orange, gelb und violett. Ihre roten Haare waren mit einem verschlungenen Knoten im Nacken zusammen gefasst und ihre hellen, blauen Augen schienen ein wenig aus ihren Höhlen hervor zu treten. Violetta schluckte. Diese Frau sollte ihr eine Hilfe sein?

„Das Studium des Wahrsagens ist eigentlich nur für jene sinnvoll, die ein sogenanntes 'Inneres Auge' besitzen. Diese Gabe ist jedoch selten, weswegen ich Ihnen vermutlich nicht allzu viel beibringen kann.“ Kairi warf Violetta einen Blick zu, den diese ignorierte. „Im ersten Jahr lernen Sie die Basistechniken des Wahrsagens kennen. Zunächst werden Sie Teeblätter deuten... dann erlernen Sie das Handlesen und im Sommerquartal werden Sie mit der Kristallkugel arbeiten.“ Professor Eltringham-Rutherford blickte jedem von ihnen interessiert ins Gesicht, ehe sie fortfuhr. „Ich würde Sie bitten, nun zu zweit zusammen zu gehen... auf den Regalen stehen genügend Teetassen, Sie nehmen sich eine, lassen Sie von mir füllen -“, Professor Eltringham-Rutherford schwenkte einmal ihren Zauberstab und eine gewaltige Teekanne kam aus der Ecke an gebraust, aus der sie vor Kurzem erschienen war, „-trinkt sie aus, bis der Bodensatz zu sehen ist, dann schwenkt ihr die Tasse drei Mal mit der linken Hand, stellt sie verkehrt herum auf die Untertasse und lasst sie von eurem Gegenüber lesen. Als Hilfestellung können Sie in Entnebelung der Zukunft die Seiten fünf und sechs zu Rate ziehen. Ich gehe umher und schau, wer Hilfe braucht. Gibt es noch Fragen?“ Einige sahen recht nervös aus, aber keiner meldete sich. „In Ordnung“, sagte Professor Eltringham-Rutherford, „dann können Sie anfangen.“

Violetta hätte jetzt so einiges für einen gekühlten Eistee gegeben, stattdessen musste sie den brühend heißen Tee trinken, der die Schwüle in dem Klassenzimmer – falls man jenes überhaupt so bezeichnen konnte – noch unerträglicher machte. Endlich konnte sie den Bodenansatz sehen. Sie ging nach der Anleitung der Wahrsagelehrerin vor und schob die Untertasse Simon zu, damit er sie lesen konnte. Kairi hob nur eine Augenbraue, sagte aber nichts zu Violettas Entscheidung. Simon schlug das Buch auf und räusperte sich. „Gut, mal sehen...“ Konzentriert betrachtete er das braune Zeug auf Violettas Untertasse. „Das sieht aus wie ein Tier... vielleicht … eine Katze? Nein, größer. Ein Hund! Okay, warte... du hast aufrichtige Freunde. Bedeutet das, mein ich.“ Er drehte die Untertasse ein wenig und legte den Kopf schief. „Uff, was soll das wohl sein?“ „Kann ich helfen?“ Ohne, dass sie es bemerkt hatten, war Professor Eltringham-Rutherford an ihren Tisch getreten. „Gerne!“, sagte Simon erleichtert und reichte ihr die Untertasse. „Wessen ist es?“, wollte sie wissen. „Meine“, sagte Violetta leise. Ihr Herz pochte. Was würde ihre Lehrerin sehen? Könnte sie etwas verraten? „Hm...“, die Augen der Lehrerin schienen sie kurz zu durchbohren, ehe sie sich auf die Blätter hinab senkten. Sie drehte sie gegen den Uhrzeigersinn und murmelte vor sich hin.

„Ein Hund... steht für aufrichtige Freunde... ein Spazierstock... du bist in einer Sache hilfsbedürftig, meine Liebe... das Gesicht... es steht für neue Freunde...“ Violetta fing Kairis Blick auf. Nein, mit ihr wollte sie sich nicht länger anfreunden... „...die Eidechse... herrje, in deiner Umgebung gibt es verborgene Feinde, Mädchen...natürlich, das Gewehr für Gefahr... musste folgen... und jetzt? Oh! Der Schlüssel! Die Enthüllung eines Geheimnisses!“ Violetta spürte, wie ihr alle Farbe aus dem Gesicht wich. Kairis Blick ruhte noch immer auf ihr, wissend, wie im Zugabteil, nachdem die Jungen gegangen waren. „Und die Nadel... du wirst Respekt von jemandem erhalten, meine Liebe“, endete Professor Eltringham-Rutherford und stellte die Untertasse zurück auf den Tisch. „Interessant...“ Ihre fischartigen Augen musterten sie. „Deine Aura ist auch besonders, Mädchen. Wie wär's, wenn du dir die Untertasse von ihr vor nimmst?“ Sie schnappte Kairi deren Untertasse weg, die noch danach greifen wollte, aber das Vorhaben der Lehrerin zu spät realisiert hatte.

„Bitte, Professor... sie kann doch Simons Untertasse nehmen“, sagte Kairi und Violetta registrierte verblüfft etwas wie Besorgnis in der Tonlage ihres Gegenübers. „Ach, paperlapapp“, erwiderte die Angesprochene unwirsch und stellte Violetta die Untertasse hin, „sie wird vermutlich sowieso kaum etwas erkennen können.“ Violetta atmete kurz tief durch. Dann senkte sie den Blick auf die Teeblätter. Kaum hatte sie ihre volle Aufmerksamkeit auf den braunen Bodensatz gelenkt, spürte sie ein bizarres Gefühl in sich aufsteigen... Ihr Umfeld verschwamm und sie nahm nur noch die Bilder wahr, die ihr geradezu ins Gesicht zu springen schienen, als wären sie lebendig.

„Ein Skorpion“, sagte sie mit mechanischer Stimme, „er stellt den Komplott eines Feindes dar... eine Schlinge... bedeutet Gefahr... die Sense... eine Todeswarnung... der Drache steht für Veränderung... der Zweig, der eine neue Freundschaft verbildlicht... eine Eule, repräsentiert eine schlechte Gesundheit oder einen Skandal... und eine Schlange, die die Falschheit und die Versuchung verkörpert*...“ Nur langsam löste sich ihr Blick und die Schlange verblasste vor ihrem inneren Auge. An ihrem Tisch herrschte Schweigen. Kairi saß ihr kalkweiß gegenüber. Professor Eltringham-Rutherford schien sprachlos zu sein. Mehrmals setzte sie zum Sprechen an, ohne, dass ein Laut ihre Lippen verließ.

„Wie … heißt du?“, brachte sie dann endlich hervor. Violetta schluckte. „Violetta Stevenson“, sagte sie und ihre Stimme klang rau. Die Wahrsagelehrerin starrte sie an, als wäre sie eine Erscheinung. In diesem Moment ertönte die Pausenglocke. Professor Eltringham-Rutherford zuckte zusammen und sah sich nach den anderen Schülern um, die lärmend ihre Tasche packten. Diesen Augenblick nutzte Violetta aus – sie sprang auf und spurtete zur Falltür. Als sie die Stufen hinab eilte, blickte sie notgedrungen noch einmal zurück. Simons und Professor Eltringham-Rutherfords Blicke ruhten ungläubig auf Violetta, während Kairi erstarrt zu sein schien. Dann waren sie aus Violettas Sichtfeld verschwunden.

-Scorpius-

Der restliche Schultag verging relativ zügig, was vor allem damit zusammen hing, dass die Professoren Warrington, Longbottom und McConell die Stunden dafür nutzten, um den Schülern auseinanderzusetzen, wie der Stoff dieses Jahr aufgeteilt sein würde. Deswegen konnte Scorpius noch nicht beurteilen, ob die neue Professorin den Unterricht besser und fairer gestaltete als ihr Vorgänger. Er hoffte es, denn ungerecht bis scheußlich wurde er schon in Verteidigung gegen die dunklen Künste und Zaubertränke behandelt. Professor Dawlish sah in ihm einen Unruhestifter, seit er bei ihm in der ersten Stunde vor drei Jahren zu spät gekommen war. Und Professor Warrington hasste ihn dafür, dass sein Sohn wegen Scorp in dessen erster Klasse einen Schulverweis erhalten hatte. Die Gründe hatten dies zwar gerechtfertigt, aber Scorp bezweifelte langsam, dass der Zaubertränkeprofessor das jemals einsehen würde.

„Hey, schön, dich zu sehen“, begrüßte Scorp Oliver, als sie sich beim Abendessen am Hufflepufftisch trafen. Er hatte Olli nur kurz beim Mittagessen wieder gesehen, denn kein Unterrichtsfach an diesem Tag war gemeinsam mit den Ravenclaws belegt – wenn man von Muggelkunde absah, das ja mit allen Häusern gemischt war. Aber Oliver hatte – ganz so, wie Scorpius das vermutet hatte – kein Muggelkunde gewählt, da er es für Zeitverschwendung gehalten hatte. „Wie waren deine letzten Stunden?“, wollte Scorp jetzt wissen, während er sich Gemüse auffüllte. Oliver seufzte. „Arithmantik ist fast nur von Slytherins besetzt.“ „Was?“, Connor lachte und schaute zum Slytherintisch hinüber. „Diese Hornochsen sollen das schwierigste Fach von Hogwarts belegt haben?“ „Ja“, sagte Oliver grimmig. „Greengrass, Payne, Rushton, Winfield und Marshall und Millington. Sind alle vertreten. Mit mir“, Olli schnaubte, „gibt es sage und schreibe drei Ravenclaws im Arithmantik – Unterricht. Ist das zu fassen?“ Scorpius schüttelte perplex den Kopf.

„Und sonst?“, fragte Connor und schaufelte sich zwanglos einen riesigen Berg Erbsen und Möhren auf den Teller. „Ryan ist der einzige Hufflepuff“, erzählte Oliver und nahm einen Schluck Kürbissaft. „Ist nicht wahr?“, sagte Scorpius entsetzt und blickte zum Benannten hinüber, der offenbar kommentarlos Simon zuhörte. „Doch. Ich hoffe nur, die Slytherins lassen ihn in Frieden“, antwortete Oliver und folgte seinem Blick. „Ryan kann so ein ungemütlicher Zeitgenosse sein – das wollen sich die Schlangen doch gar nicht aufladen!“, meinte Connor unbekümmert. „Stimmt“, pflichtete Scorp ihm bei, „der wird sicher keine Probleme bekommen.“ Olli zuckte die Achseln.

„Naja, und dann sind da eben noch ein paar Gryffindors.“ „Bestimmt Rose Weasley!“, schoss es aus Connor heraus, doch Oliver schüttelte den Kopf. „Erstaunlicherweise ist sie nicht dabei. Aber Albus bester Freund Lewis Finnigan. Außerdem Lou Hawn, Shane Thomas und Julie Morriss. Das war's.“ „Überschaubar“, räumte Scorp ein, „aber dass die Slytherins in der Überzahl sind... das hätte ich nicht gedacht.“ „Ich auch nicht!“, entgegnete Oliver missmutig. In diesem Moment stand Violetta auf. „Ich geh schlafen, Jungs. Bin ziemlich kaputt“, meinte sie und gähnte demonstrativ. Scorpius hob eine Augenbraue. Er glaubte ihr kein Wort. Sie war den ganzen Tag schon ungewöhnlich ruhig und verschlossen gewesen. Irgendetwas war da, was sie verbarg. „Gute Nacht“, sagte er kühl. Sein Blick traf ihren und als er etwas Flehendes in ihren Augen las, wurde seine Miene weicher.

„Bist du okay?“, wollte er wissen, obwohl er wusste, dass sie nicht ehrlich sein würde. Sie lächelte schwach. „Klar. Nur müde.“ „Na gut... Dann ruh dich aus.“ Sie nickte. „Schlaft gut“, sagte sie und wandte sich zum Gehen. Scorpius sah ihr nachdenklich hinterher. „Irgendwas stimmt nicht mit ihr, oder?“ Es war Oliver, der Violetta ebenfalls nach gesehen hatte. Scorp schüttelte den Kopf. „Ich fürchte nein.“ „Vielleicht macht sie sich auch so einen Stress wegen den Auswahlspielen“, fuhr Connor dazwischen. „Immerhin könnte sie den Treiber – Posten ergattern, wenn sie sich anstrengt.“ „Damit könntest du in der Tat richtig liegen“, sagte Scorpius beeindruckt. Connor grinste stolz.

Als sie am nächsten Morgen die Ländereien zu Pflege magischer Geschöpfe überquerten, waren die Gräser noch von Tau überzogen und Nebel hatte sich über dem Boden versammelt. Die Luft war noch angenehm und nicht so stickig, wie es wahrscheinlich später der Fall sein würde. Müde wie sie waren, schwiegen Scorp und die anderen und gesellten sich zu den Ravenclaws, mit denen sie den Unterricht teilten. Pflege magischer Geschöpfe war das einzige Fach, was von allen Drittklässlern belegt worden war, weswegen jeweils zwei Häuser zusammen gelegt worden waren. Scorpius entdeckte Kairi Chang etwas abseits der Schüleransammlung und ihr Blick wirkte verstört, als ihr Lehrer für Pflege magischer Geschöpfe aus seiner Hütte trat und sie etwas ruppig begrüßte.

„Morgen! Ihr seid also die neuen Drittklässler! Ich bin Rubeus Hagrid, Wildhüter und euer Lehrer in Pflege magischer Geschöpfe. Schön, dann folgt mir ma'!“ Scorp grinste, als er in Hagrids gewaltigem Schatten in den Verbotenen Wald trat. Er konnte verstehen, dass die Neue beim Anblick des Lehrers irritiert war, denn Hagrid war doppelt so hoch und fünf mal so breit wie ein normaler Mensch und seine gewaltige, graue Haarmähne wirkte zunächst furchteinflößend; in Wahrheit hatte er aber einen freundlichen Charakter und mit Tierwesen kannte er sich bestens aus. Die Schüler tuschelten, gespannt, was Hagrid ihn wohl zeigen mochte.

Sie erreichten eine kleine Lichtung, die mit jungen Bäumen umsäumt war und an einem dieser Bäume stand - „Ein Einhorn!“, rief Serina Almond verblüfft. Scorpius hob beeindruckt die Augenbrauen. Das weiße Fell des Einhorns war von so reinem weiß, dass es beinahe in den Augen stach. Unruhig flackerte sein Blick von einer Person zur nächsten. „Das ist irre! Einhörner sollen unheimlich scheu sein, wie hat er das nur gemacht?“, wisperte Lorina Jones. Auch von den übrigen Schülern erhielt Hagrid anerkennende Blicke. „Ich wollte, dass eure erste Stunde etwas Besonderes wird, ehe wir uns den gewöhnlicheren Tieren zuwenden“, erklärte Hagrid und Scorp vermutete unter seinem dichten Bart ein Grinsen.

„Also“, sagte Hagrid aufgeräumt und ging zu dem Einhorn hinüber, um es mit seiner riesigen Hand beruhigend zu streicheln, „Einhörner kommen überall in Nordeuropa vor. Sie brauchen wäldliche Gebiete, um sich wohl zu fühlen. Vorzugsweise Gebiete, die weit entfernt von jeglicher, menschlicher Zivilisation sind, denn Einhörner sind wahnsinnig scheu. Seht' ihr auch an der Art, wie es euch mustert. Es hat aber auch allen Grund dazu, denn sein Haar, Horn und Blut haben außerordentlich magische Kräfte. Deswegen wurde es in der Vergangenheit häufig gejagt.“ Hagrids Miene verdüsterte sich. „Wer würde denn so ein wunderschönes Wesen einfach töten wollen?“, hauchte Sophie Onnington entsetzt. Ihre Freundin Rike Sterling zuckte die Schultern. „Viele, denen Geld wichtiger ist.“

„Nun...“, Hagrid räusperte sich, „es heißt oftmals, dass Einhörner bevorzugt Hexen in ihre Nähe lassen... aber ich glaub', wenn ihr euch in einer Reihe aufstellt und euch nacheinander behutsam dem Tier nähert, können auch die Jungen einen Versuch wagen... immerhin vertraut es mir auch genügend, so dass ich's fangen konnte.“ Rasch aber vorsichtig, um das Tierwesen nicht zu verschrecken, drängelten sich die Hufflepuffs und Ravenclaws in eine Schlange. Nadine Robinson konnte sich als Erstes dem Einhorn nähern, das nervös mit den Hufen scharrte. „Wichtig is', dass ihr ruhig seid. Keine hektischen Bewegungen, keine lauten Stimmen...“, erläuterte Hagrid.

Nadine streckte ihre leicht zitternden Finger aus und machte den letzten Schritt. Ihre Hand grub sich in das weiche Fell des Tieres, welches schnaubend den Kopf senkte. „Sehr gut, fünf Punkte für Hufflepuff!“, lobte Hagrid. Als nächstes war Oliver dran. Und mit seiner bedachten, gelassenen Art und einer verhaltenen Stimme schaffte er es tatsächlich, sich dem Einhorn soweit zu nähern, dass auch er es anfassen konnte. Allerdings wirkte es nicht ganz so entspannt wie bei Nadine. „Einhörner haben nicht von Anfang an diese reine, weiße Fellfarbe“, meinte Hagrid, nachdem er Olli ebenfalls fünf Punkte zugesprochen hatte. „Als Fohlen sind sie golden und vor der Reife werden sie silbern. Auch das Horn wächst ihnen erst in der Reifezeit.“

Oliver trat beiseite. Kairi Chang war die Nächste. Scorpius blieb ihr unbehagliches Gesicht nicht verborgen, was ihn verwunderte. Immerhin wirkte das Einhorn nun wirklich nicht gefährlich, auch wenn es wieder nervös mit dem Vorderhuf scharrte. „Alles gut“, versuchte Hagrid, es zu beruhigen. Kairi kam näher und jetzt schlug das Tier mit dem Kopf. Kairi schluckte und hielt inne aber Hagrid bedeutete ihr, behutsam weiter zu gehen. Doch je dichter die neue Schülerin kam, desto unruhiger wurde das Einhorn. Schließlich, als Kairi beinahe vor ihm stand und ein Zweig unter ihren Füßen knackte, wieherte es schrill, seine Augen zeigten nur noch das Weiße und auf seinem Fell bildeten sich Schweißflecken. „Genug!“, sagte Hagrid energisch und scheuchte Kairi mit einem Handwedeln zurück, die sofort nach hinten wich. Hagrid bemühte sich, das Einhorn wieder unter Kontrolle zu bringen, das sich aufbäumte und so versuchte, sich von dem Strick loszureißen. Die Klasse sah dem Ganzen beklommen zu. Scorpius fixierte Kairi, die mit bebenden Lippen und schreckgeweiteten Augen wie gelähmt dastand.

Ritsch! Das Einhorn hatte seine Fesseln bezwungen. Hagrid versuchte, das lose Stück, was vom Halfter herab hing, zu fassen zu kriegen, aber das Tier wich ihm aus und preschte in den Wald hinein davon. Als sein Hufgetrappel verstummte, und nur noch das Zwitschern der Vögel zu hören war, kehrte Kairi auf dem Absatz um und rannte hinauf zum Schloss. Hagrid, den das Verhalten des Einhorns sichtlich verunsicherte, sah erst seiner Schülerin nach und blickte dann zu der Stelle hinüber, wo das Tierwesen im Buschwerk verschwunden war. „Ich denke, damit... beenden wir die Stunde“, sagte er unbeholfen, „ich... ich muss es einfangen, bevor es sich verletzt. Kann einer von euch sich um das Mädchen kümmern?“ Und ohne eine Antwort abzuwarten, kehrte der Halbriese ihnen den Rücken zu und stapfte mit gewaltigen Schritten in den Wald hinein. Die Klasse machte sich einvernehmlich auf den Rückweg und flüsterten entweder bestürzt oder aufbrausend miteinander.

Den ganzen Tag über war die Verhaltensweise des Einhorns ein bleibendes Gesprächsthema. Allerdings nicht zwischen Scorpius und seinen Freunden. Weder Violetta noch Oliver legten es darauf an, über das Geschehene zu sprechen und Connor war sowieso zu beschäftigt damit, seinen Apfel in eine Maus zu verwandeln. Scorpius Maus hatte anstelle ihres Schwanzes den Apfelstiel, aber das kümmerte ihn wenig. Er warf einen verstohlenen Blick zu Kairi Chang hinüber. Sie wirkte gefasst und etwas hochnäsig wie immer. Er runzelte die Stirn. „Sag mal Scorp, willst du nachher trainieren?“, fragte Violetta ihn und er nahm den Blick von der Neuen. „Was? Oh. Ja. Du auch?“ Violetta nickte. Das Fell ihrer Maus hatte die Farbe des grünen Apfels, wodurch jene wie vergiftet aussah. „Ich muss zusehen, dass ich nicht aus der Übung komme.“ „Du doch nicht“, entgegnete Scorp und grinste.

So kam es, dass sie eine Stunde nach dem Unterricht mit geschulterten Besen zum Quidditchfeld hinab gingen. Die Sonne versenkte ihr goldenes Licht im See und ließ die hauchzarten Wolken purpur erscheinen. Trotzdem war es noch so warm, dass Scorpius nur eine erdbraune Sweatshirtjacke über sein T-Shirt gezogen hatte. Sie holten sich einen gebrauchten Quaffel aus einem Schuppen, der an die Mannschaftskabinen angrenzte und kletterten auf ihre Besen. Scorp stieß sich vom Boden ab und spürte, wie ihm der Flugwind ins Gesicht blies und sein Haar zerzauste. Er lächelte glücklich. Hier war er zu Hause. Er brauste ein paar Runden mit Violetta herum und lachte ausgelassen. Das Fliegen hatte ihm gefehlt. Und seine beste Freundin auch. Ihr eigenartiges Verhalten war verschwunden und sie war so fröhlich wie eh und je.

Doch dann begannen sie, ernsthaft zu üben.
Zuerst warf Violetta Scorp immer wieder den Quaffel zu, dann probierte Scorpius, an ihr vorbei ein paar Tore zu werfen und anschließend besorgte Violetta sich ein ausgedientes Schlagholz und versuchte, den Quaffel, den Scorp ihr zuwarf, so hart wie möglich zu treffen und zu bestimmten Zielen zu schießen. Sie kamen erst kurz vor der Ausgangssperre zurück in den Gemeinschaftsraum, beide mit glühenden Augen und roten Wangen. „Ihr solltet euch mal sehen!“, rief Connor und lachte.

Am Donnerstagmorgen konnten die Jungen wegen einer Freistunde ausschlafen und warteten somit um einiges später als sonst auf Violetta. Nach einiger Zeit, in der Connor schon ungeduldig vor sich hin grummelte, sah Scorpius verwirrt auf die Uhr, die im Gemeinschaftsraum hing. „Es wird höchste Zeit, dass wir zum Frühstück gehen“, sagte er, „wo bleibt sie?“ In diesem Augenblick ging die Schlafsaaltür der Mädchen auf und Joyce Lewis erschien. Scorpius zögerte nicht lange und sprach sie an: „Hey, Joyce!“ Sie stoppte und blickte ihn genervt an. „Was willst du?“ „Ist Violetta noch im Schlafsaal?“, wollte Scorpius ohne Umschweife wissen. „Nee, die ist in aller Herrgottsfrühe aufgestanden und hat mich damit aus dem Schlaf gerissen“, murrte Joyce alles andere als erfreut. „Okay“, sagte Scorpius und tauschte einen irritierten Blick mit Connor, „danke.“ Sie machten sich auf den Weg zum Frühstück.

„Warum bei Merlins geblümten Unterhosen steht sie so früh auf?“, wollte Connor aufbrausend wissen. „Keine Ahnung“, sagte Scorpius und drückte die Flügeltür zur Großen Halle auf. Er sah schon auf den ersten Blick, dass Violetta nicht anwesend war. Nur Oliver, in seinem Ravenclaw-Umhang leicht zu erkennen, saß mit einem Dutzend Hufflepuffs am Frühstückstisch und aß in aller Ruhe ein Toastbrot. Connor rauschte an Scorp vorbei. „Hast du Violetta gesehen?“, fragte er Olli unwirsch und ließ sich neben ihn auf einen freien Platz fallen. „Nein. Wieso, ist sie nicht-“ „-Nein, sie ist wie vom Erdboden verschluckt“, unterbrach ihn Scorpius und ließ sich an Ollis anderer Seite nieder. „Hm“, Oliver biss unbekümmert in sein Marmeladentoast, „spätestens zu Kräuterkunde wird sie gleich wieder auftauchen.“ „Hoffentlich“, murmelte Scorpius, der nur mit Mühe sein eigenes Frühstück hinunter bringen konnte. „Ich hab jetzt Verteidigung. Und morgen wieder Geschichte der Zauberei“, meinte Oliver und seine Stirn kräuselte sich, „ich weiß noch nicht, was ich von dieser McConell halten soll.“ „Wieso?“, fragte Scorpius, „mir kam sie ganz nett vor.“ „Sie scheint... Mädchen zu bevorzugen“, sprach Olli seinen Verdacht laut aus. „Wie Einhörner“, antwortete Connor und gluckste.

Nach einem schnellen Frühstück – für Connors Verständnis eindeutig zu schnell – gingen sie zu den Gewächshäusern hinunter, vor denen Violetta tatsächlich schon putzmunter auf sie wartete. „Wo zum Teufel bist du gewesen?“, fuhr Connor sie an, „wegen dir habe ich fast mein Frühstück verpasst!“ „Tut mir Leid“, seufzte Violetta und klang tatsächlich bedauernd, „ich konnte nicht mehr schlafen und bin schon früh aufgestanden...“ „Und was hast du die ganze Zeit gemacht?“, hakte Connor grimmig nach. „Beim Frühstück warst du jedenfalls nicht!“ „Vielleicht, weil Essen für mich nicht die Welt bedeutet?!“, giftete Violetta zurück, „außerdem habe ich heute Morgen gefrühstückt. Und -“, sie schmunzelte und ihre hellbraunen Augen begannen zu strahlen, „-ich habe Janelle Silver, Louis Ex-Freundin, getroffen!“ „Und?“, fragte Connor unbeeindruckt. Violetta verdrehte die Augen: „Sie ist die Chefredakteurin der Schülerzeitung! Ich habe sie spontan gefragt, ob ich nicht dabei mit machen könnte... jetzt möchte sie erst einmal ein paar Texte von mir haben, aber sie meinte, meine Chancen stehen nicht schlecht!“ „Das hört sich gut an“, meinte Scorpius. „Ja! Ich hoffe, ich schaffe es!“, erwiderte Violetta und klang ganz aufgeregt. „Guten Morgen, Gewächshaus zwei heute“, begrüßte sie Professor Longbottom mit einem Lächeln.

So zogen die Tage ins Land und das dritte Schuljahr nahm seinen Lauf. Kairi Chang fiel weiterhin auf; zwar nicht mehr durch derartige Vorfälle wie in Pflege magischer Geschöpfe, aber niemandem entging, dass sie keine Übung darin besaß, mit einem Zauberstab umzugehen. Besonders in Zauberkunst und Verwandlung fiel es ihr schwer, die komplizierten Bewegungen nachzuahmen. Nachdem sie Floretta Cromwell beinahe das Auge ausgestochen hätte und ihr Igel zu der Größe eines Schwans angeschwollen war, mochte niemand mehr neben ihr sitzen. Manchmal gelang es ihr auch nicht, die englische Formel korrekt auszusprechen. In solchen Momenten durfte sie die Zauberformel in ihrer Muttersprache formulieren. Dann bekam sie jedes Mal einige Blicke zugeworfen, die entweder von gereizter oder neugieriger Natur waren.

Es gab jedoch auch Fächer, in denen sie glänzte, allen voran Zaubertränke, worin sie einfach ein Ass war. Scorpius vermutete, dass sie ein Gespür dafür hatte, denn die Arbeitsbögen, die Professor Warrington ihnen austeilte und aus denen sie ihre Informationen ziehen sollten, waren unverständlicher denn je und Scorp bezweifelte, dass Kairi den Inhalt der Bögen begriff.

Violetta war auch in den nächsten Dienstagsfreistunden verschwunden und dasselbe galt für Donnerstags früh. Sie sagte zwar, sie hätte für die Schülerzeitung geübt, aber Scorpius glaubte noch immer, dass sie sie anschwindelte. Er hätte sie darauf angesprochen, wenn er nicht von seinen eigenen Problemen zu sehr abgelenkt worden wäre. Er trainierte jeden Abend Quidditch und das so viel und verbissen, dass selbst Violetta, die selber übte, ihn für verrückt erklärte. Aber Scorp kam nicht gegen diesen Drang an; je näher das Auswahlverfahren rückte, desto härter wollte er trainieren.

Er wollte alles geben und nichts dem Zufall überlassen. Aus diesem Grund vernachlässigte er selbst die Hausaufgaben, was besonders in Alte Runen auf ihn zurück fiel, da das Studium der Runenzeichen grundlegend für das Textverständnis war. Und noch jemand nahm ihm seine penetrante Abwesenheit ziemlich übel: Connor. Einmal war er Scorpius zur Liebe zum Training mitgekommen, aber er war nur ein passabler Flieger, weswegen er es nicht lange durchgehalten hatte, freihändig auf dem Besen zu balancieren, um Scorps Quaffel abzuwehren.

Als Scorpius todmüde am Abend vor den Auswahlspielen den Schlafsaal betrat, zeigte Connor ihm die kalte Schulter. Scorp fing Ryans Blick auf, der nur die Achseln zuckte und weiter an seiner Zeichnung für Kräuterkunde feilte. Mimbulus Mimbeltonia, eine kakteenartige Pflanze, die Professor Longbottom in den Gewächshäusern von Hogwarts angesiedelt hatte. Seufzend ging Scorpius zu seinem Bett hinüber, verstaute seinen Nimbus 2016 im Koffer und näherte sich dann Connor, der bäuchlings auf seinem Bett lag und an seinem Essay für Verwandlung arbeitete, wie Scorp mit einem Blick auf das aufgeschlagene Schulbuch feststellte, welches auf Connors Kissen lag. „Hey“, Scorp räusperte sich und wusste nicht, was er sagen sollte. Connor gab keine Antwort, stattdessen erhielt sein Aufsatz einen daumnagelgroßen Tintenklecks. „Es tut mir Leid, dass du in letzter Zeit zu kurz gekommen bist“, murmelte Scorp und fühlte sich in dem Augenblick auch wirklich schuldig. Connor schnaubte. „Ich... ich war besessen, irgendwie“, fuhr Scorpius fort. „Der Gedanke, dass ich es morgen nicht schaffe, ins Team zu kommen, hat mich so oft es ging aufs Feld getrieben...“

„Na, dann brauchst du dir für morgen ja keine Sorgen zu machen. Keiner hat den Besenstiel in den letzten Wochen so oft zwischen den Beinen gehabt wie du!“, sagte Connor unwirsch. „Glaub mir, das spüre ich“, erwiderte Scorpius, was seinem Freund ein winziges Lächeln entlockte. Davon ermutigt ließ Scorp sich auf Connors Bettkante nieder. „Aber weißt du, all das Training würde mir morgen nichts nützen, wenn ich mit dem Wissen fliegen muss, dass mein bester Freund sauer auf mich ist und mich nicht unterstützt.“ Connors Feder hielt im Schreiben inne. Jetzt war bloß noch das Kratzen von Ryans Exemplar zu hören.

„Verdient hättest du es ja“, grummelte Connor und sah endlich zu ihm auf, „aber ich will mir das kommende Quidditch – Turnier nicht verderben, indem ich bei jedem Spiel deine Leidensmiene aushalten muss. Also belassen wir es bei äußeren Wunden -“, er schaute vielsagend an ihm herab, „und ich vergib dir, dass du mich links liegen gelassen hast.“ Scorp grinste: „Wie außerordentlich edel von dir! Das sind ja schon beinahe gryffindor'sche Züge, mein Lieber!“ „Tja, wer weiß, wenn ich mehr Mut hätte, hätte der sprechende Hut mich ja vielleicht dort hin gesteckt!“ Connor legte die Feder beiseite und rollte das Pergament zusammen. Scorp schmunzelte: „Komm, natürlich bist du mutig!“ „Bin ich nicht“, erwiderte Connor nachdrücklich und drehte das Tintenfass zu, „hätte ich Mut, wäre ich schon längst zu meinem Vater gefahren und hätte ihm eine rein gehauen.“ Scorpius schluckte. Das wahr – noch immer – ein heikles Thema.

„Das ist nicht mutig, sondern kriminell“, entgegnete Scorpius und klopfte Connor auf die Schulter, „eine Veranlagung, die du tatsächlich nicht besitzt.“ Connor schnaubte belustigt, doch Scorp meinte, Dankbarkeit in seinem Gesicht aufflackern zu sehen. „So ein verdammter Hippogreifenmist!“, donnerte Ryans heisere Stimme, was die Jungen zusammen zucken ließ. Eine zerknüllte Pergamentkugel segelte nur knapp an Scorps rechtem Ohr vorbei. Offenbar war die Zeichnung misslungen. „Aber Ryan, du weißt doch noch gar nicht, wie Hippogreifenmist aussieht!“, antwortete der hellblonde Hufflepuff ernst, doch seine zuckenden Lippen verrieten ihn. Ryan schnaubte zehn Mal stärker als Connor vorhin und zerrte seinen Vorhang ums Bett, den er in seinem Zorn beinahe zerriss.

Die Zeit bis zum Auswahlspiel verflog wie im Flug. Als Scorpius eingekeilt von Violetta und Connor den Gemeinschaftsraum verließ, hatte er ein Gefühl, als würde sein Magen Loopings veranstalten. In der Eingangshalle sammelten sie Oliver ein, der Scorp nur aufmunternd auf die Schulter klopfte und Violetta ermutigend zuzwinkerte. Als sie die Ländereien betraten, spürte Scorp, wie der Wind an seinen Klamotten zerrte.
Es war windig geworden in den letzten Tagen und die Hochsommerphase war abgeflaut. Sie gingen zum Quidditchfeld, auf dem das restliche Team der Hufflepuffs – Grace, Louis, der Jäger, der Scorp letztes Jahr ausgestochen hatte, Aaron und Harvey – bereits versammelt war.

Am Rand hatte sich eine Menschentraube gebildet. Alles Hufflepuffs, die ihr Glück versuchen wollten. Scorpius warf einen raschen Blick zu den Tribünen. Sie waren fast unbesetzt, nur wenige Hufflepuffs hatten sich zum Zuschauen eingefunden. „Viel Erfolg“, wünschte Olli ihm und Violetta. „Und Glück“, ergänzte Connor. Er umarmte Violetta und schüttelte Scorp die Hand. Dann gingen er und Oliver zu den Tribünen hinüber. „Wir fangen mit den Treibern an!“, verkündete Grace mit lauter Stimme. Violetta erbleichte. „Du schaffst das“, murmelte Scorpius ihr zu, „du bist spitze, sie muss dich einfach nehmen!“ Sie lächelte ihm dankbar zu.

Es waren nur eine handvoll Bewerber, die den Treiberposten ergattern wollten – und Violetta flog wie sie noch nie geflogen war und stellte all ihre Konkurrenten in den Schatten. Ein Klatscher, den sie erwischt hatte, hatte Aaron eine eigroße Beule am Hinterkopf verpasst. „Die nehmen wir!“, hatte er gerufen, nachdem er sich von dem Zusammenprall erholt hatte. Es war für keinen eine große Überraschung, als Grace schließlich bekannt gab: „Stevenson – du bist im Team!“ Scorp jubelte ihr zu, doch die Freude verging ihm, als Grace unmittelbar anfügte: „Wir machen gleich mit den Jägern weiter! Malfoy, du bist dran!“ Scorp schluckte. Als er sich auf den Besen schwang, spürte er, wie ihm die Knie schlotterten. Violetta zeigte ihm oben in der Luft den hochgereckten Daumen. Die hatte es gut, sie war schon drin.

Er sah zu den Tribünen hinüber – Connor und Oliver feuerten ihn an, doch er bemerkte verdutzt, dass sie nicht die Einzigen waren – Cloé Patil, Mona Featherstone und das Gryffindortrio Albus, Lewis und Rose waren seit seinem letzten Blick hinauf ebenfalls dazu gestoßen und jetzt fuchtelten sie mit den Armen und brüllten seinen Namen in einem anfeuernden Singsang: „Scor – pi – us! Scor – pi -us!“ „Bist du am Boden festgewachsen oder wird das nochmal was?“, fuhr ihn ein großer Sechstklässler an, der offenbar ebenfalls mit den Nerven zu kämpfen hatte. Scorpius spürte, wie sein Gesicht heiß wurde. Doch er schluckte seine Verlegenheit und Nervosität hinunter und stieß sich beherzt vom Boden ab. Wenn alles glatt ging, würde er in Kürze einen der begehrten Jägerplätze besetzen...

TBC

*Für die Teeblätter Deutung habe ich hier recherchiert: http://de.harry-potter.wikia.com/wiki/Teebl%C3%A4tter-Lesen


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