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Fanfiction

Scorpius Malfoy - Die Rache des Xiong Wang - Rückreise nach Hogwarts

von Schwesterherz

Hier ist die Fortsetzung.. ein paar kleine Rückmeldungen würden mich freuen.


Kapitel 3

Rückreise nach Hogwarts


-Kairi -


Sie stand im Nachthemd vor dem Fenster und beobachtete den atemberaubenden Sonnenaufgang. Solche Naturphänomene genoss sie normalerweise sehr, da sie lange Zeit darauf hatte verzichten müssen und sie jetzt umso mehr schätzte. Aber heute konnte selbst der farbenprächtige Himmel sie nicht ablenken. Ihre Gedanken quälten sie. Und sie hatte Angst. Wie sollte sie sich in einer Schule zurecht finden, die der ihren so fremd war? Und selbst, wenn sie das irgendwie schaffen könnte... da waren unzählige andere Schüler... Schüler, die sich in mehr von ihr unterschieden als in Sprache und Herkunft. Wie sollte sie mit ihnen umgehen, wie sollte das funktionieren, nach all dem...? Ihre Person und die der anderen Schüler trennten Ozeane, nein, viel mehr noch, Welten!

Ein leises Klopfen ließ sie aufhorchen. Ihr geflüstertes „Ja“ reichte aus, um Cho Chang eintreten zu lassen. „Guten Morgen“, sagte sie und trat behutsam an Kairi heran. „Konntest du nicht schlafen?“ Kairi schüttelte den Kopf. Chang seufzte. „Ich kann verstehen, dass du dir Sorgen machst... dies alles ist für dich so fremd. Es tut mir Leid, dass es keine Alternative gibt.“ Kairi zuckte die Schultern. Sie war froh, dass sie überhaupt eine Chance hatte. Noch dazu auf einer Schule, die berühmt war. Unter anderen Umständen wäre sie aufgeregt und froh über diese Möglichkeit gewesen. An einem Punkt in ihrem früheren Leben wäre das ebenfalls der Fall gewesen. Vor all dem, was gewesen war und was sie jetzt prägte. Was sie hasste. Sie sah zu ihrer zukünftigen Professorin auf. „Kann ich wirklich nicht mit dir kommen? Ich will nicht... mit dem Zug fahren.“ „Leider nein“, antwortete Chang – Professor Chang, ermahnte sie sich innerlich – und vernichtete damit Kairis Stille Hoffnung, der Schülerschaft noch ein paar Stunden mehr aus dem Weg zu gehen, „es gibt in Hogwarts gewisse Regeln an die man sich zu halten halt – und Schüler reisen mit dem Hogwarts- Express an, es sei denn, es ist ein Notfall. Da der Schuldirektor nichts von deiner... Verfassung weiß, bist du kein Notfall. Und es ist wichtig, dass er unwissend bleibt.“ „Weswegen?“, fragte Kairi, „ist der Leiter einer Schule nicht... ein fähiger, guter Mensch oder wenigstens... ich weiß nicht... tolerant oder...“, sie stockte. Sie hatte keine Ahnung, wie ein Schulleiter im Westen sein sollte. Professor Chang – wie gut, dass sie sich daran gewöhnte, das P-Wort zu benutzen – schnaubte entrüstet. „Das gilt leider nicht für alle und speziell diese Person würde nicht kooperieren. Nicht so kurz nach ihrer Beförderung!“ „Aber... sollte er nicht doch... ich meine, es gibt keine Garantie... wenn ich-“ „- Ich weiß“, unterbrach Professor Chang Kairi grob und atmete kurz kräftig durch „-aber ich habe großes Vertrauen in Professor McConells Fähigkeiten. Sie wird das schon unterbinden können...“ Cho Chang sah Kairi an und ein sanftes Lächeln schlich sich auf ihre Lippen. „Dann wirst du beinahe so sein wie früher.“ Kairi versuchte, das Lächeln zu erwidern. Sie lächelte viel zu selten. „Ich bin da noch skeptisch“, gab sie zu, „ihr kennt ihn nicht, er ist gerissen. Er gibt nicht auf...niemals.“ „Und du auch nicht“, erwiderte Chang und sah sie eindringlich an, „du willst leben und zwar am Besten ohne ihn. Und daran werden wir dieses Jahr arbeiten.“ Kairis Blick wanderte nachdenklich zurück zum Fenster. „Ja, das werden wir“, sagte sie, „Sie können auf mich zählen... ich will leben... falls ich scheitere... ist alles aus.“

-Violetta-

Noch einmal schweifte Violettas Blick prüfend durchs Zimmer. Hatte sie auch an alles gedacht? Es sah ganz danach aus. Zufrieden griff sie nach ihrem Hogwartskoffer und zog ihn hinter sich her zur Haustür. „Beeil dich ein bisschen, Schätzchen, wir sind nicht so früh dran wie sonst“, mahnte Glenda Stevenson sie, als sie an ihr vorbei huschte, um ihre Handtasche aus der Küche zu holen, die sie offenbar dort vergessen hatte. Violettas Vater schaute auf seine Uhr und schüttelte belustigt den Kopf. „Wir haben noch zwanzig Minuten und können apparieren. Manchmal ist das Zeitempfinden deiner Mutter wirklich etwas gestört.“ Violetta grinste. „Wie war das, Madoc?“, rief Benannte scharf aus dem Nebenraum, ehe sie wieder im Flur erschien. „Nichts, Liebling“, sagte ihr Mann ruhig und öffnete die Haustür. „Dann können wir ja aufbrechen.“ Er nahm Violetta den Koffer ab und schritt hinaus. Seine Frau eilte hinterher. Violetta setzte sich gerade in Bewegung, als ein anklagendes Maunzen sie inne halten ließ. „Mr. Cuddles!“, rief sie entgeistert und wirbelte herum. Ihr schwarzweißer Kater blickte sie aus vorwurfsvollen Augen an. Der Katzenkorb stand unberührt unter der Treppe. „Entschuldige bitte!“, Violetta wusste, dass ihr Kater sie nicht verstehen konnte, doch als er beleidigt mit der Pfote nach ihrer Hand schlug, verwarf sie diesen Gedanken wieder. Er wusste bestimmt genau, dass sie ihn beinahe vergessen hätte! „Komm schon, wir müssen los“, bettelte sie und hob ihren Kater hoch, um ihn in den Korb zu setzen. Sie schloss sorgfältig die Gitterklappe davor und hievte das Katzenkörbchen hoch. „Violetta!“, rief ihre Mutter ungeduldig von draußen. „Komme schon!“, antwortete Genannte rasch und lief hastig zur Haustür.

Das Apparieren war eine ungemütliche aber zum Glück kurzweilige Angelegenheit. Während sie sich durch Menschenansammlungen schlängelten, auf dem Weg zum geheimen Tor zum Hogwarts-Express, spürte Violetta eine altbekannte und doch willkommene Vorfreude. Hogwarts war einfach eine einmalige Schule, die immer etwas Neues zu bieten hatte. Wie das vor ihr liegende Schuljahr wohl ablaufen würde? Es würde auf jeden Fall spannender werden als das Jahr davor, denn nun hatten sie auch Wahlfächer, was den Stundenplan ganz schön füllen würde. Bei der Vorstellung, welch entrüstetes Gesicht Connor beim Anblick des neuen Stundenplanes machen würde, musste Violette grinsen. Dieser schräge Typ! Allerdings verblasste ihr Lächeln, als sie an ihr kleines Geheimnis dachte, was sie bisher keinem der Jungen erzählt hatte... eigentlich war das dumm, es war nichts Großes dabei- okay, bis auf den Hintergrund, weswegen sie den Beschluss gefasst hatte - aber sie bezweifelte, dass irgendeiner ihrer Freunde sie verstehen würde. Wenn man da nicht drin steckte... konnte man das leicht veralbern. Violetta seufzte und schüttelte den Gedanken ab. Früher oder später würden die anderen sowieso davon erfahren. Ihre Gedanken wanderten zu der Neuen. Kairi Chang. Ein interessanter Name zu einer interessanten Persönlichkeit. Seit sie sie gesehen hatte, spürte sie eine kleine Hoffnung in sich aufsteigen, in dem Mädchen vielleicht die lang gesuchte beste Freundin zu finden, die ihr noch immer so fehlte. Sie hatte sich zwar etwas seltsam aufgeführt in dem Zauberstabgeschäft aber das tat Violettas Hoffnung keinen Abbruch. Sie selbst hätte in der Situation des ausländischen Mädchens bestimmt ähnlich reagiert.

„So, Violetta – willst du zuerst durchgehen?“ „Was?“, verwirrt blickte Violetta sich um. „Du hast sie ganz aus den Gedanken gerissen, Madoc“, sagte ihre Mutter belustigt. „Wir sind vor dem Tor zum Gleis 9 ¾, Liebes.“ „Oh. Ja, klar. Bis gleich.“ Zügig blickte Violetta sich nach auffälligen Muggeln um, doch keiner achtete auf sie. Jetzt war es praktisch, dass sie keine Eule dabei hatte, sondern nur einen störrisch-ruhigen Kater. Mit diesem machte sie sich eilig auf, um die Mauer zu passieren – für einen Moment schloss sie die Augen, kurz, bevor sie mit der scheinbar soliden Wand zusammenstoßen sollte – dann öffnete sie sie wieder und fand sich in einem Gewühl aus Ihresgleichen wieder; Hexen und Zauberer jeden Alters drängten sich auf dem engen Bahnsteig zusammen. Es war unheimlich laut, doch sie liebte es. Ihre Eltern erschienen hinter ihr und nickten ihr zu. Sie schoben sich durch die Menge in Richtung der rotglänzenden Look. Für den Dampf, der vor zwei Jahren alles nebelig hatte erscheinen lassen, war es dieses Mal zu warm. Sehr zum Leidwesen eines berühmten Mannes, der dieses Jahr zum ersten Mal all seine drei Kinder zum Zug bringen musste. „Hi, Al!“, grüßte Violetta den mittleren Jungen aus ihrer Altersstufe erfreut, der soeben dabei war, seinem Vater beim Einladen des Gepäcks zu helfen. „Hallo, Violetta!“, erwiderte Albus Potter und lächelte sie freundlich an, ehe er sich den Schweiß von der Stirn wischte. „Guten Morgen, Mr. Potter“, grüßte Violettas Mutter den Vater des schwarzhaarigen Jungen, wobei sie leicht verlegen klang. Kein Wunder, sie hatte eigentlich nie mit dem Retter der Zaubererwelt zu tun. „Guten Morgen“, wünschte auch Albus Vater. „Ob ich ihn gut finden soll, weiß ich nicht...“ Albus verdrehte die Augen. „Freu dich doch für Lily, Dad! Sie hat so lang auf diesen Tag gewartet!“ Harry Potter seufzte. „Ja, ja. Ich weiß.“
„Den Lauf der Zeit kann man nicht aufhalten“, Violettas Vater nickte verständnisvoll mit dem Kopf, „ich kann auch noch nicht fassen, dass meine Tochter jetzt schon ins dritte Schuljahr kommt.“ Violetta verdrehte genervt die Augen. „Bitte, Dad! Muss das sein?“ Ihre Antwort brachte die Tochter der Potterfamilie – welche wirklich bewundernswerte, rote Haare besaß â€“ zum Kichern. „Und auf was freust du dich am meisten?“, wollte Violetta von ihr wissen. „Auf die Besuche bei Hagrid... oder auf das Zaubern...? Ich weiß nicht...“, erwiderte die Elfjährige unschlüssig. „Sie wird alles toll finden“, fasste es ihr ältester Bruder – James – mit einem entnervten Unterton zusammen. „Die Schwester meines Freundes kommt dieses Jahr auch nach Hogwarts. Vielleicht kommt ihr ja ins selbe Haus“, wandte Violetta sich noch einmal an Lily. Diese nickte und lächelte. James pfiff durch die Zähne. „Du hast schon einen Freund? Aller Achtung, Violetta!“ Violetta verzog das Gesicht: „Doch nicht so einen Freund! Ich rede von Connor, du Idiot!“ James grinste nur und wandte sich an seinen Bruder. „Das ist gut für dich. Dann hast du freie Bahn.“ Während Violetta schon nach Luft schnappte, um dem ältesten Pottersohn - mal wieder - den Kopf zurecht zu rücken, mischte sich seine Mutter ein: „James, reiß dich zusammen! Du bist schon wieder drauf und dran, dich zu blamieren!“ „Nicht nur ihn!“, murmelte Albus, dessen Kopf scharlachrot angelaufen war.

„Tja, wir sollten weiter. Sonst fährt der Zug ohne unsere Tochter los“, versuchte Madoc Stevenson, den Jungen aus der Affäre zu ziehen. „Ja. Hast du Scorp schon gesehen, Albus?“, fragte Violetta den befangenen Mitschüler. „Dahinten irgendwo“, war Albus vage Auskunft, die er mit seinem rechten Arm präzisierte. „Danke“, sagte Violetta, verabschiedete sich hastig und ging weiter. „Dieser James ist ein ganz schöner Schlingel, was?“, schmunzelte ihr Vater, als sie außer Hörweite waren. „Schlingel? Das ist untertrieben! Manchmal ist er unausstehlich! Und dann wieder ziemlich nett... ich werde aus ihm nicht schlau!“, antwortete Violetta. In diesem Moment fiel ihr Blick auf Connor, der soeben einen Affen immitierte. Sie zog die Augenbrauen hoch und ergänzte rasch: „Aber das gilt eigentlich für alle Jungen.“

„Hallo, Violetta!“, rief Connor, als sie ihn erreichte, „kannst du mir mal behilflich sein?“ „Was zum Teufel stellst du hier an?“, verlangte sie von ihm zu wissen, „hast du eine Wette verloren, oder was?“ Connor schnaubte belustigt. „Nee, dieses Mal nicht... ich versuche der da nur gerade verständlich zu machen, dass ich wissen will, ob in ihrem Land Affen wohnen.“ Er nickte mit dem Kopf zu Kairi Chang hinüber, die im Innern der Zugtür stand und Connor mit einer Mischung aus Verständnislosigkeit und Abneigung betrachtete. „Und denkst du, sie ist doof, oder was?“, erwiderte Violetta ungehalten. „Sie wird dich ja wohl verstehen können!“ „Naja, das Wort 'Affe' schien sie nicht zu kapieren!“, rechtfertigte Connor sich. „Ach und dein Verhalten soll ihrem Verständis auf die Sprünge helfen, ja?“, knurrte Violetta. Sie wandte sich an Kairi. „Beachte ihn am Besten gar nicht. Er kann ziemlich bescheuert sein.“ „Das ist wahr“, antwortete Kairi knapp. Sie musterte Connor noch einmal voll Antipathi, ergriff ihr Gepäck und verschwand im Inneren des Zuges.

„Das war ja ein super Auftritt!“, fauchte Violetta Connor an. „Was hätte ich denn sonst tun sollen?“, meckerte Connor zurück, „und überhaupt, was regst du dich so auf? Die Tussi wird doch ohnehin nichts mit uns zu tun haben!“ „Das weißt du doch noch gar nicht!“, fuhr Violetta ihn an. „Kinder, ihr wollt euch doch nicht wirklich noch vor Beginn des Schuljahres streiten?“, fuhr Glenda dazwischen. Violetta ging nicht darauf ein. Sie tippte Connor hart auf die Brust und sagte: „Wenn du mir die Chance auf eine Freundschaft mit ihr ruiniert hast... ich schwöre dir, dann bin ich richtig zornig auf dich!“ „Pff!“, Connor schob ihre Hand beiseite und sprang in den Zug, „so wie die drauf ist, lohnt sich eine Freundschaft zu der doch gar nicht, Vi! Außerdem hast du doch uns Jungs!“ „Das“, betonte Violetta abfällig, schleuderte unachtsam ihren Koffer in den Zug und setzte ihm nach, „ist ja auch wirklich eine Bereicherung! Was kann ich mich glücklich schätzen!“ Sie schnappte sich den Koffer und stampfte davon. Mr. Cuddles beklagte sich in seinem Katzenkorb, der ihm offenbar zu heftig schwankte. „Bekommen wir dich nochmal zu Gesicht, bevor der Zug abfährt?“, rief ihr Vater ihr nach. „Natürlich!“, giftete sie über die Schulter zurück, „oder bin ich jemals gefahren, ohne euch tschüss zu sagen?!“
Ein paar Abteile weiter streckte Oliver seinen Kopf zur Abteiltür hinaus. „Violetta! Mir war, als hätte ich dein zartes Stimmchen vernommen!“ „Ach, hör auf!“, zischte sie ihn an und schob sich an ihm vorbei, um ihr Gepäck loszuwerden. „Was ist denn mit dir los?“, fragte Scorpius belustigt, doch sein Lächeln gefror ihm, als er ihren Blick bemerkte. „Stimmt etwas nicht?“, fragte Oliver vorsichtig nach und nahm ihr den Koffer ab, um ihn locker auf die Ablage zu werfen. „Passt schon“, presste Violetta hervor und stellte Mr. Cuddles Korb auf einem leeren Platz ab. Olli legte ihr beide Hände auf die Schultern und bedeutete ihr, mehrmals tief durchzuatmen. „Besser?“, fragte er und sie nickte. „Danke... ich verabschiede mich schnell.“ Olli nickte. „Beeil dich, der Zug fährt jeden Augenblick ab.“

„Hast du dich wieder beruhigt?“, empfing sie ihre Mutter, als sie wieder zu ihnen stieß. Violetta zuckte die Achseln. „Einigermaßen.“ Sie umarmte ihre Eltern hastig. „Ich schreibe euch.“ „Bis bald. Pass auf dich auf“, sagte ihre Mutter und küsste sie auf die Wange. „Mach ich.“ „Und lass dich von Connor nicht ärgern. Jungs in dem Alter sind manchmal unsensibel“, sagte ihr Vater und küsste sie auf die Stirn. „Connor ist grundsätzlich unsensibel“, verbesserte Violetta schnaubend. „Sei nicht unfair, Liebes“, mahnte Glenda, „die Scheidung ging ihm näher als du dir vielleicht ausmalen kannst.“ Violetta seufzte. „Ja, okay. Aber sein Taktgefühl ist trotzdem schwindend gering!“ „Dann sei so pfiffig und sieh es ihm nach“, Madoc Stevenson zwinkerte seiner Tochter zu. Der Zug pfiff zum Abfahren. Violetta ließ die letzten Ermahnungen über sich ergehen und hüpfte in die Lok. „Ciao“, rief sie und winkte ihren Eltern zu. Diese winkten zurück. Der Zug setzte sich in Bewegung und sie schloss die Tür und machte sich auf den Weg zurück zu ihren Freunden. Vielleicht sollte sie sich bei Connor entschuldigen. Aber sie hoffte wirklich, mit Kairi Freundschaft schließen zu können. Und zwar keine oberflächige wie die zu ihren Zimmergenossinnen, sondern eine tiefgreifende. Aber vielleicht war ja noch nicht alles verloren. Immerhin hatte sie sie verteidigt.

Der erste Teil ihrer Zugfahrt verlief ereignislos. Sie faulenzten, alberten in ihrem Abteil herum und schlugen sich die Bäuche mit Lakritzauberstäben, Eismäusen, Kürbispasteten, Schokofröschen und Sirupbonbons voll. Hin und wieder fachsimpelten sie darüber, wie die neuen Fächer wohl sein würden und verloren ein paar Sätze über ihre Sommerferien. Als schon zwei Drittel der Fahrt geschafft waren, erhob Violetta sich, um mit ihrer Hufflepuff- Uniform die Toilette aufzusuchen. Als einziges Mädchen hatte sie das Nachsehen und musste das Abteil räumen und das Zug-WC als Kabine benutzen. Der Platzmangel war mit drei Riesenkerlen (für ihr Alter waren sie schon recht groß, während Violetta in den letzten zwei Jahren kaum gewachsen war) einfach zu enorm. Die Jungen traten sich schon ohne sie beim Umziehen auf die Füße. Auf dem Weg zum Mädchenklo lief sie beinahe in Albus hinein, der sie in seiner Hast, aus dem Abteil zu gelangen, einfach übersah. „Woha!“, rief sie und konnte einen Zusammenprall gerade noch vermeiden. „Hoppla!“, rief Albus zeitgleich und als er sie erkannte, konnte Violetta ihm beim Rotwerden quasi zusehen.

Bevor einer von ihnen etwas sagen konnte, wurde die Abteiltür nochmals aufgerissen und Rose Weasleys roter Haarschopf unterband ihren Sichtkontakt. „Alles okay bei euch?“, fragte sie und blickte von ihrem Cousin zu Violetta hinüber. „Wie passend, Vi, Al wollte gerade zu dir!“, rief sie. „Ach, echt?“, fragte Violetta irritiert, „weswegen denn?“ „Es geht um meinen blöden Bruder“, brummte Albus Stimme hinter Roses Haarmähne verstimmt. Rose zog ihren Kopf ein und öffnete stattdessen die Abteiltür ein wenig weiter, um sich salopp dagegen zu lehnen. Sie warf Albus einen auffordernden Blick zu. „Was hat er schon wieder angestellt?“, stöhnte Violetta. Albus setzte zu einer Erklärung an, die recht verhaspelt klang: „Das – das, was er da am Bahnhof sagte, weißt du...ähm... die- die Sache mit... du weißt schon...“ Violetta konnte sich ein Schmunzeln nicht verkneifen. Sein Gestotter war schon ziemlich süß, auch, wenn sie genau wusste, worauf er hinaus wollte. „Meinst du sein: 'Das ist gut für dich. Dann hast du freie Bahn' ?“, half Violetta ihm im fragenden Unterton scheinbar ahnungslos auf die Sprünge. „Richtig, also-“, Al räusperte sich und ignorierte Roses Augenrollen, „-ich wollte nur, dass du weißt, dass da nichts hinter steht.“

Er neigte seinen Kopf in ihre Richtung und lächelte verlegen: „James findet dich hübsch und deswegen meinte er wohl, dass ich-“, er unterbrach sich, als er ihre hochgezogene Augenbraue registrierte. „Oh, natürlich bist du hübsch!“, verbesserte er sich rasch, wobei sein Kopf noch eine Nuance tiefer ins Rot überging, „aber... naja...“ Violetta grinste – sie konnte ihre Belustigung nicht länger verbergen. Es war deutlich zu spüren, dass Albus wenig Bezug zu Mädchen hatte – abgesehen von seiner Cousine und seiner Schwester, die beide zur Familie gehörten und deswegen nicht zählten – während sie fast ausschließlich mit Jungen zu tun hatte, weswegen ein Gespräch mit einem außenstehenden Geschlechtsgenossen sie nicht gleich aus der Bahn werfen konnte. Wobei, wenn dieser Junge darauf aus wäre, mit ihr auszugehen, würde sie vielleicht auch so beschämt sein wie Albus gerade.

„Es ist okay, Al“, sagte sie ruhig und lächelte den Potterspross an, „ich habe in James Worte nie hinein interpretiert, dass du in irgendeiner Form an mir interessiert wärst. Mir war sofort klar, dass er damit nur seine Ansicht vertrat.“ „Oh – echt? Gut!“, der Gryffindor wirkte eindeutig erleichert. „Aber danke für das Kompliment“, meinte sie und fügte hinzu, als seine verwirrte Miene verriet, dass er ihr nicht folgen konnte: „dass ich hübsch sei.“ „Ach, das...“, er fuhr sich durchs Haar. „...ist natürlich wahr!“, ergänzte er und grinste breit. Sein Gesicht brannte zwar noch immer, aber er schien auch mehr Sicherheit zu gewinnen. Gut für ihn. „Sehr schmeichelhaft“, entgegnete Violetta leicht amüsiert und hob den Arm an, über dem ihr Hogwartsumhang hing, „du entschuldigst mich, ich muss die Toilette noch zweckentfremden, ehe wir ankommen.“ Damit nickte sie ihm und einer vor sich hin grinsenden Rose noch einmal zu und ging weiter.

Sie war kurz vor ihrem Ziel, als es passierte. Ein Schwächeanfall, zitternde Knie, heftiges atmen... ihre Augen rollten nach innen, sie glitt an der Fensterwand hinab – drei Menschen in einem Abteil. Auf der einen Seite zwei dunkelhaarige Jungen um die Sechzehn, einer mit Bartstoppeln, einer rasiert, die sich aneinander geneigt etwas zuflüsterten. Auf der anderen Seite ein etwas jünger aussehendes Mädchen mit rabenschwarzen, hüftlangen Haaren, die ihr Gesicht wie einen Schleier verbargen. Sie hatte sich lang auf der kompletten Sitzbank ausgestreckt und war scheinbar in ein Buch vertieft, das fremdartige Schriftzeichen auf dem Cover trug. Ihre angewinkelten, langen Beine zogen ein ums andere Mal die Aufmerksamkeit der Jungen auf sich.

Schließlich erhob sich der unrasierte Kerl und setzte sich lässig neben das Mädchen auf Höhe ihrer Hüfte, wobei ihr Körper ihm nicht viel Platz ließ. Ihn schien das nicht zu stören. Sie ignorierte seine nahe Anwesenheit. „Hey“, sagte er und seine Stmme klang rau. „Ich hab dich hier noch nie gesehen, Süße.“ Sie hob nicht einmal den Blick, aber ihre Körperhaltung veränderte sich – sie war angespannter. „Verrätst du uns deinen Namen, Püppy?“, fragte der Junge und beugte sich vor, um ihr Gesicht zu erkennen, das verborgen im Schatten lag. Sie wich zurück und presste sich an die Wand und während dieser Bewegung war ihr Gesicht für wenige Sekunden sichtbar. Es wirkte zugleich starr und angeekelt. Ihre Worte, die sie dem Jungen mit heiserer Stimme entgegen schlug, klangen beinahe wie ein Knurren: „Hau ab!“

Der Andere regte sich und wirkte beunruhigt. „Lass sie, Jorek. Du siehst doch, dass sie ihre Ruhe haben will!“ „Ach was, die Kleine ziert sich doch bloß ein wenig!“, erwiderte der Angesprochene und sein Blick schweifte noch einmal über den Körper des Mädchens. „Die Jeans steht dir ausgesprochen gut.“ Sie ruckte mit dem Kopf und für einen Moment blitzten ihre Zähne auf, doch es war mit Sicherheit kein Lächeln, was diese zum Vorschein brachten. „Jorek-“, warnte sein Freund und stockte. „Gönn mir den Spaß, ich mach doch nichts Schlimmes, oder was?“, meinte Jorek und warf seinem Freund einen gereizten Blick zu, ehe er sich wieder dem unbekannten Mädchen zuwandte.

„Darf ich jedenfalls deinen Namen erfahren, Süße?“, fragte er sie recht barsch und streckte die Hand aus, um ihr das Haar beiseite zu streichen. Im Bruchteil einer Sekunde ließ sie ihr Buch fallen, packte seinen Ringfinger und knickte ihn gewaltsam um, bis es ein unangenehmes Knacken gab und der Finger in einem unnatürlichen Winkel herabhing. Gleichzeitig schrie der Junge schmerzerfüllt auf
- keuchend schlug Violetta die Augen auf. Für einen Augenblick sah sie orientierungslos umher, spürte den Boden der Lok unter sich vibrieren und hörte das Rattern der Räder, die über die Schienen fuhren. Schweißgebadet zog sie sich am dünnen Fensterrahmen auf die Füße und blickte wie wild um sich. Sie hastete los und schaute in jedes Abteil. Es musste in der Nähe sein, das war bisher immer so gewesen... da!

Der Junge saß bereits bei ihr, er hob seine Hand – Violetta riss die Abteiltür auf und schrie: „Halt!“ Sechs Augenpaare starrten sie an, wobei eines von ihnen sichelförmig und tiefbraun war. Doch aus dem Tiefbraun schien ein Feuer zu lodern, was kurz davor war, auszubrechen. Es war das unheimlichste Augenpaar, in das Violetta jemals geblickt hatte. „Lass - sie - in - Frieden!“, brachte sie abgehackt hervor. „Was geht dich das an?“, fuhr der Junge – Jorek – sie an. Violetta versuchte, ihre Gefühle zu beherrschen. Es war verstörend, doch darum ging es jetzt nicht. Sie deutete auf Kairi Chang: „Du siehst doch, dass sie nicht von dir berührt werden will! Und du tätest gut daran, diesen Wunsch zu beherzigen! Hast du noch nie gehört, zu was Chinesen so alles in der Lage sind? Sie könnte dir Flüche aufhalsen, die dich das ganze Schuljahr lang lahm legen würden!“ Violetta keuchte noch immer. Sie spürte, wie ihr Top ihr am Rücken klebte. Der Junge Namens Jorek ließ langsam die Hand sinken. „Es gibt sicher genügend Geschlechtsgenossinnen, die deinem Charme nicht widerstehen können!“, fuhr Violetta ihn an, „lass sie in Ruhe!“

„Das wird mir hier echt zu bescheuert“, stöhnte der andere Kerl und erhob sich. „Komm, Jorek, wir suchen Tyrian. Der ist bestimmt auf Streife.“ Joreks Augen huschten argwöhnisch zwischen Violetta und der Neuen hin und her. „Okay“, sagte er schließlich und erhob sich. Ohne ein Wort drängten sie sich an Violetta vorbei und gingen den engen Flur hinab. Violetta sah ihnen nach, bis sie nicht mehr zu sehen waren. Dann wandte sie den Kopf. Kairi Chang sah sie noch immer schweigend an. Ihr Gesichtsausdruck sagte Violetta, dass sie es wusste. Woher, war ihr unklar, aber sie wusste, dass Violetta nicht zufällig in das Abteil geplatzt war. Sie wusste, dass Violetta wusste, dass sie einen gebrochenen Finger verhindert hatte. Nun, wenn das so war... „Hör zu, Chang... ich weiß nicht, was du erlebt hast, aber du solltest dich besser unter Kontrolle bringen! Diese Art der Verletzungen werden auf Hogwarts nicht geduldet!“ „Ich hätte mich nur selbst verteidigt!“, zischte ihr Gegenüber und ihr Gesicht wurde feindselig, „ich hasse Typen, die ein Nein nicht akzeptieren können...“ Sie verzog angewidert das Gesicht. „Wieso hast du ihn beschützt? Er hätte es verdient!“ „Vielleicht, aber es ist verboten, Gewalt auszuüben. Das solltest du dir merken. Man kann sowas auch mit Worten klären.“

Kairi Chang entwich ein unglaubiges Schnauben. „Sicher. Violetta, richtig-?“, sie wartete auf ein bestätigendes Nicken der verblüfften Benannten, ehe sie herablassend fort fuhr: „-Deine Tipps sind rührend. Jetzt geb ich dir einen, den du beherzigen solltest: lasse niemals zu, dass jemand anderes in irgendeiner Form Macht über dich ausübt. Du könntest dabei dich selbst verlieren... ich weiß nicht, wie es dir geht, aber mir ist ein gebrochener Zeigefinger lieber als die Tatsache, dass ich zugelassen hätte, dass der Kerl sich bewusst über mein ausdrückliches Verbot hinweg setzt. Ich will keine Berührungen. Und meine Mittel, sie zu verhindern, werden dieselben bleiben. Worte nützen gar nichts.“ Sie sahen sich an. „Schade, dass du so denkst“, erwiderte Violetta leise, „so wirst du Hogwarts jedenfalls nicht lange besuchen.“ Sie unterbrach den Blickkontakt, indem sie aus dem Abteil trat und die Tür ins Schloss fallen ließ. Ohne noch einmal zu der Neuen hinein zu sehen, ging sie zum Ort ihres Kollapses zurück, um ihren Umhang einzusammeln und sich endlich umziehen zu können.

Als sie wieder ihr Abteil betrat, fühlte sie sich ein wenig, als hätte sie soeben eine kleine Zeitreise hinter sich gebracht; bis auf dass die Jungen nun in ihren Umhängen steckten, verhielten sie sich genau wie vorhin, ehe sie gegangen war. Die Ankunft stand nun unmittelbar bevor und Violetta war froh darüber – sie wollte den Zug verlassen, dessen Enge sie plötzlich als beklemmend empfand. Tief in Gedanken versunken starrte sie aus dem Fenster, konnte jedoch nur ihr eigenes Spiegelbild sehen, da inzwischen die Nacht über sie herein gebrochen war. Sie hatte sich frisch gemacht und einen unordentlichen Pferdeschwanz gebunden. Ihre feuchten Klamotten hatte sie in eine Tüte gestopft und diese im Koffer verstaut, als die Jungen herum geblödelt hatten. Für sie war alles wie immer. Für Violetta wurde langsam immer deutlicher, dass der Entschluss, den sie bei den Wahlfächern getroffen hatte, nicht nur richtig gewesen war, sondern notwendig... es wurde immer schlimmer und sie brauchte Hilfe, um damit umzugehen.

So klar wie gerade eben war es noch nie gewesen. Nicht nur das machte ihr zu schaffen, sondern auch die Erkenntnis, dass Kairi Chang offenbar doch nicht diejenige war, auf die sie gehofft hatte. Sie war seltsam und ihre Aura war... in irgendeiner Form unheimlich. Das hing nicht nur mit ihrer Vorliebe für Fingerbrüche zusammen... als Violetta an das feuerlodernde, braune Augenpaar zurückdachte, schauderte sie. Jemand legte ihr eine Hand auf die Schulter und sie zuckte zusammen und sah auf. Es war Oliver. „Ist alles in Ordnung mit dir?“, fragte er und klang besorgt. Sie schluckte. „Ja. Ich habe nur... Kopfweh.“ „Es ist heiß in den Waggons und der Sauerstoffgehalt ist auch drastisch gesunnken“, erwiderte Oliver lächelnd, „wenn wir gleich aus dem Zug gehen, wird es besser.“ Violetta nickte.

Wie aufs Stichwort erklang die Roboterstimme der Frau, die sie darum bat, ihr Gepäck im Zug zu lassen. Der Zug bremste ab und wurde immer langsamer. „Boa, ich könnte ein ganzes Schwein vertilgen!“, stöhnte Connor und rieb sich den Bauch. „Dein Magenknurren dröhnt schon durch die ganze Lok!“, neckte ihn Scorpius und lachte. Die beiden machten schon die ganze Zeit Späße und hielten sich mit unglaublich flachen Witzen bei Laune. Endlich kam der Zug zum Stillstand. Violetta sprang auf, griff sich Mr. Cuddles Katzenkorb und stieß die Abteiltür auf. Scorpius' „Violetta, was hast du es so eilig?“ hörte sie kaum noch. Mit den ersten Schülern gelangte sie auf den Bahnsteig in Hogsmeade. In der Dunkelheit fiel ihr Hagrids riesige Laterne sofort ins Auge, der damit umherschwenkte und die Erstklässler zu sich rief. Ein paar Schüler hatten sich bereits zu ihm gestellt. Violetta versuchte Leah auszumachen, doch sie konnte sie nicht von den anderen Mädchen unterscheiden. „Da bist du ja!“, erklang die Stimme von Scorpius hinter ihr und sie spürte seine Hand auf der Schulter. „Komm, lass uns eine Kutsche suchen.“ „Okay“, sagte sie und folgte ihm.

Eine leere Kutsche war rasch gefunden. Scorp ließ ihr den Vortritt und sie stieg ein, während er seinen Habichtskauz Nicolas aus dem Käfig fliegen ließ. Dann setzte er sich ihr gegenüber nieder. Auch Connor und Oliver schlossen bald zu ihnen auf und so traten sie den Weg nach Hogwarts an. Violetta blickte lächelnd aus dem Fenster, als ihr Blick auf Kairi Chang fiel, welche vollkommen starr auf etwas starrte, was sich Violettas Blickfeld entzog. Sie runzelte die Stirn; Kairis Gesicht wirkte absolut entgeistert. „Was hat die denn?“, fragte Connor belustigt, dem Kairi wohl auch aufgefallen war. Scorpius und Oliver erhaschten soeben noch einen Blick auf Changs Nichte, ehe ihre Kutsche an ihr vorüber gezogen war. „Sie wird sich wohl vor den Thestralen fürchten“, erklärte Oliver ruhig. „Bitte was?“, Connor starrte ihn an, „die – die – die Kutschen werden von diesen ekelhaften Skelettpferden gezogen?!“ Olli nickte bestätigend und sagte: „So ist es. Dass sie sie sehen kann, bedeutet nichts Gutes.“

„Wie meinst du das?“, fragte Violetta und eine Gänsehaut kroch ihren Rücken empor. „Er meint, dass diese Kairi Chang den Tod gesehen hat“, erläuterte Scorpius. „O-kay, aber sie kann auch nur den Großvater gesehen haben, der an Altersschwäche gestorben ist, oder?“, wollte Connor stockend wissen. „Jaaah“, sagte Oliver zögernd, „oder...“ Er schwieg. „Oder?“, drängte Connor. „Oder sie sah ihre Eltern“, brachte Scorpius seine Einschätzung hervor, „ich meine, sie lebt erst seit Kurzem bei ihrer Tante...“ „Oh Gott!“, stöhnte Violetta. Wenn das stimmen sollte... dann hatte sie sich definitiv zu früh ein Urteil über Kairi Chang gebildet. „Das wäre möglich“, entgegnete Oliver unentschlossen, „aber wir sollten keine voreiligen Schlüsse ziehen. Klar ist nur, dass sie jemanden hat sterben sehen.“ Connor schüttelte sich. „Ich kann nicht fassen, dass wir die ganze Zeit von diesen Ungeheuern gezogen worden sind!“ Er starrte zu der Wand hinüber, von der er wusste, dass hinter ihr die Thestrale vor die Kutsche gespannt waren.

Die restlichen Minuten verbrachten sie schweigsam. Als die Kutsche hielt und sie in die noch immer lauwarme Nachtluft hinaus traten, hielt Violetta kurz inne und atmete die frische Luft ein. „Stevenson, mach dich gefälligst nicht so breit, da wollen noch welche an dir vorbei!“, ertönte eine verächtliche Stimme neben ihr. Sie wandte den Kopf und sah sich Joyces Lewis gegenüber, einem Mädchen, mit dem sie sich seit zwei Jahren widerwillig den Schlafsaal teilte und die ihr mehrmals täglich den Nerv raubte. Violetta unterzog sie einer Musterung und hob die Augenbrauen: „Hast du heute verschlafen und konntest dein Haar nicht mehr bändigen, oder wie kam es zu diesem Unfall, Lewis?“, entgegnete sie und deutete mit einem Kopfnicken auf Joyces Haare, die am Hinterkopf tatsächlich sehr zerwühlt aussahen, während der Pony flach und geordnet von rechts nach links in die Stirn fiel. „Das gehört so!“, zischte Joyces, „das nennt man Stil, aber dass du davon keine Ahnung hast, hätte mir klar sein müssen!“ „Bitte, ich will doch nicht so aussehen, als hätte mich ein Vogel zum Nestbau missbraucht!“, schnaubte Violetta abfällig. „Jetzt mach endlich Platz!“, fuhr Joyces sie an und Violetta trat einen Schritt zurück. „Bittesehr.“ Ohne ein Wort des Dankes stürmte Joyces an ihr vorbei ins Schloss. „Das war aber nicht sehr nett von dir“, bemerkte Oliver, der in ihrer Nähe gestanden hatte, und konnte sich ein Grinsen nicht verkneifen. „Wenn man so herum läuft, muss man mit solchen Sprüchen umgehen können“, erwiderte Violetta und ging die die Stufen zum Portal hinauf. „Außerdem bin ich wirklich nicht so breit, dass niemand an mir vorbei kommt. Das konnte ich nicht auf mir sitzen lassen!“ Oliver lachte.

Das Schloss wirkte wahnsinnig vertraut und als Violetta die Große Halle betrat, fühlte sie sich schlichtweg heimisch. Dieses Gefühl hatte ihr den Tag über gefehlt und es sorgte dafür, dass sich all ihre Sorgen, die sie seit der Zugfahrt gefangen hielten, zumindest für den Moment in Luft auflösten. Sie erwiderte den winkenden Gruß von Serina Almond aus ihrer Stufe, die wie Oliver zu den Ravenclaws gehörte. Neben ihr saß Colleen Primes, Olivers beste Freundin in Ravenclaw. Olli war ihrem Blick natürlich gefolgt und als er Colleens goldbraunen Haarschopf erkannte, seilte er sich rasch von Violetta ab, um sie zu begrüßen. Violetta suchte Scorpius und Connor am Tisch der Hufflepuffs auf und ließ sich neben Simon Grantham und Connor nieder. „Hey, Simon“, grüßte sie den Schlafsaalgenossen ihrer Freunde, „schönen Sommer gehabt?“ „Ja, er war gut“, erwiderte Simon und fummelte an seiner Gabel herum, da er sich offensichtlich unbedingt mit irgendetwas beschäftigen musste. „Und deiner?“ „So, wie ein Sommer sein soll!“, erwiderte Violetta und lachte. „Schön“, murmelte Simon und wiederholte noch einmal: „schön!“

„Wann legen die denn endlich los?“, murrte Connor neben ihr und regte den Hals in Richtung Ausgang. „Ich kann verstehen, dass du nervös bist, was Leah betrifft, aber ein bisschen musst du dich wohl noch gedulden“, lächelte Violetta. „Es geht mir nicht um Leah!“, antwortete Connor, „ich warte auf das Essen! Der Hut wird die Wahl schon richtig treffen, um Leah mach ich mir da keine Sorgen!“ Scorpius, der Violetta gegenüber saß, verdrehte die Augen. „Ist das dein Ernst? Immerhin ist sie deine Schwester!“ Connor zuckte die Schultern. „Ja, und es geht ihr gut, egal, welchem Haus sie zugeteilt wird. Aber mir geht es gerade nicht gut! Mein Magen knurrt seit gefühlten fünf Stunden! Ich bin hungrig und du weißt, dass ich dann-“ „-Zu einem unsensiblen Vielfraß mutierst, der an nichts anderes mehr denken kann, ja, das kennen wir schon! Aber dass sogar Leah darunter leiden muss!“ Connor schnaubte: „Sie leidet doch gar nicht, also wirklich!“ „Leute, seht einmal zum Lehrertisch hinauf und sagt mir, dass das eine Halluzination ist!“, unterbrach der plötzlich wieder aufgetauchte Oliver die Diskussion der Jungen. Er setzte sich neben Simon, ohne seinen Blick vom Lehrertisch zu nehmen.

Violetta sah nun ebenfalls skeptisch hinauf – und ihr klappte der Mund auf. Smith besetzte McGonagalls Stuhl! Und neben ihm saß eine fremde Frau in einem türkisfarbenen Umhang, was, zugegebenermaßen, recht extravagant wirkte. „Verdammt!“, schimpfte Connor. „Ich hab gar nicht mehr daran gedacht, dass die McGonagall mit Abschluss unseres zweiten Jahres in den Ruhestand gegangen ist“, sagte Oliver, „aber ich habe nirgendwo gelesen, dass Smith ihren Posten übernimmt!“ „Smith soll McGonagalls Nachfolger sein?!“, Scorpius raufte sich die Haare, „dieser schleimige, ungerechte-“ „-Na, na, Malfoy, pass auf, was du sagst, sonst muss ich dir Punkte abziehen!“, fiel ihm Jimmi Harper, ein fünfzehnjähriger Slytherin und James Potters Erzfeind, ins Wort. „Ich wurde von dem guten Direktor Smith nämlich zum Vertrauensschüler ernannt!“, prahlte er und grinste hämisch. „Großartig, Harper“, entgegnete Scorpius genervt, „aber ich bezweifle ja, dass es sich lohnt, darauf stolz zu sein, der schlauste eines Haufens Primaten zu sein!“ Violetta, Connor und Oliver lachten. „Fünf Punkte Abzug für Hufflepuff!“, feixte Harper, „ah, Malfoy, das werden schöne Zeiten werden!“ Noch immer breit grinsend schlenderte er zum Slytherintisch hinüber. Violetta sah, wie Scorpius Miene sich verfinsterte und sagte: „Reg dich nicht auf, es bringt dir sowieso nichts!“

Bevor ihr Freund etwas erwidern konnte, erhob sich Smith, der das Getuschel über ihn großzügig überhörte, und fing an zu sprechen: „Guten Abend! Wie ihr unschwer erkennen könnt, wird es dieses Jahr einige Veränderungen im Kollegium geben. Professor McGonagall ist mit dem Ende des letzten Schuljahres in den Ruhestand gegangen. Ich wurde zu ihrem Nachfolger ernannt, was mich selbstverständlich sehr ehrt!“ Smith lächelte. Es wirkte so unsympathisch wie eh und je und erinnerte eher an ein Zähneblecken. „Meine Lehrstelle“, fuhr er fort, „wird ab jetzt von Professor McConell übernommen.“ Er wies mit dem Arm zu der unbekannten, schmutzig-blonden Frau an seiner rechten Seite, die sich erhob und den kurzen, unachtsamen Beifall der Schüler über sich ergehen ließ. Noch immer herrschte keine vollständige Ruhe. Die Tatsache, dass Smith nun Schulleiter sein sollte, passte scheinbar einigen nicht in den Kram. Kein Wunder, Smith war nicht sonderlich beliebt, denn er benotete unfair und hegte so einige Vorurteile, die ihn für einen Lehrerposten eigentlich ungeeignet machten – vom Schuldirektor ganz zu schweigen!

„Darf ich um Ruhe bitten, damit wir mit der Zeremonie beginnen können!“, herrschte Smith die Schüler an und das Gemurmel erstarb. „An Ihrem Benehmen müssen wir wirklich noch arbeiten! Gut, Longbottom, holen Sie Chang und die Neuen herein!“ Neville bedachte Smith mit einem missfälligen Blick, ehe er aufstand und die Große Halle durchquerte, um Professor Chang Bescheid zu geben. Er stieß das Portal auf und trat für einen Augenblick hinaus, was die Schüler wieder nutzten, um in aufgeregtes Geflüster auszubrechen. Sie unterbrachen ihre Gespräche jedoch beinahe schlagartig, als der Kräutekundeprofessor mit Professor Chang und den Neuen im Rücken zurückkehrte. Der Grund ihres plötzlichen Schweigens war nicht schwer auszumachen. Auch Violetta hatte Kairi Chang sofort erkannt. Sie ragte über sämtliche Erstklässler hinweg. Die Schüler starrten sie an und machten sich lang, um die Unbekannte besser im Blick behalten zu können. Doch sie schürzte nur die Lippen, schwang ihr langes Haar über die Schulter und sah niemandem ins Gesicht.

Neville Longbottom setzte sich wieder, während Professor Chang auf den Sprechenden Hut deutete und den Neuankömmlingen erklärte: „Ich werde jetzt eure Namen aufrufen und wenn ihr an der Reihe seid, nehmt ihr hier platz und setzt euch den Hut auf. Er wird euch auf eure Häuser verteilen. Almond, Samuel!“ Violetta musste lächeln, als der aufgerufene Knirps nach vorne stolperte. Er hatte dieselben, mandelblonden Haare wie Serina. „Ravenclaw!“, rief der Hut, kaum, dass er Samuels Haarschopf berührt hatte und die Raben applaudierten begeistert, auch Oliver. Violetta folgte dem Jungen mit dem Blick, der sich freudig neben seiner Schwester niederließ, welche ihn überschwänglich in die Arme schloss. „Chang, Kairi Ahiko!“ Noch einmal horchten alle auf. „Die gehört zu Chang?“, fragte Simon verwirrt. „Sie ist ihre Nichte“, erläuterte Violetta ihm kurz angebunden, während sie das fremdländische Mädchen nicht aus den Augen ließ.
Selbige ging mit durchgedrücktem Kreuz nach vorne und zog den Hut über, wobei sie bewusst jeden Augenkontakt vermied. Bei ihr brauchte der Hut mit seiner Entscheidung länger. Schließlich verkündete er deutlich: „Ravenclaw!“ Noch einmal applaudierten die Ravenclaws besonders stark, während Kairi zu ihnen hinüber ging und sich am Rande niederließ. „Tut mir Leid für dich, Vi“, murmelte Connor ihr zu. „Was?“ „Dass sie nicht in Hufflepuff gelandet ist...“ „Ach...“, Violetta senkte den Blick auf den noch leeren Teller und zuckte die Schultern. „Vielleicht ist es besser so.“

„Finnigan, Sara“, rief Professor Chang mit ruhiger Stimme auf und ein rotblondes Mädchen trat aus dem Pulk der Neuen hervor. „Ich wusste gar nicht, dass Lewis eine Schwester hat“, murmelte Scorpius und reckte den Hals, um Albus besten Freund am Tisch der Löwen ausfindig zu machen. „Mir hat er es letztes Jahr irgendwann mal erzählt“, erinnerte sich Violetta, während der Hut „Gryffindor!“, ausrief und die Rotgewandten sich erhoben und enthusiastisch Beifall spendeten. James ließ sogar goldene Funken aus seinem Zauberstab sprühen. Die junge Finnigan schien über die Entscheidung des Hutes erleichtert zu sein und setzte sich freudestrahlend zu den Gryffindors. „Henderson, Kyle!“

So nahm die Auswahl ihren Lauf und Violetta spürte, wie ihr Interesse nachließ. Erst, als der Nachname ihres Freundes ertönte, hörte sie auf, ihren Blick durch die Halle wandern zu lassen und schaute wieder nach vorne zum Lehrerpult. Dort saß Leah mit dem Hut auf dem Kopf und spielte nervös mit ihren Fingern. „Hufflepuff!“, verkündete der Hut und Violetta sprang gemeinsam mit den anderen Hufflepuffs auf und applaudierte jubelnd, während Leah zu ihnen hinüber lief und sich zwischen Connor und Violetta quetschte. „Willkommen in Hufflepuff!“, sagte Scorpius und reichte ihr feierlich die Hand. Leah grinste und schlug ein. Connor sah dagegen weniger begeistert aus. Als ob Leah, die in ihrem Alter schon sehr selbstständig war, ständig an seinem Umhang-Zipfel hängen würde! Violetta verdrehte die Augen und beglückwünschte Connors Schwester ebenfalls, ehe sie sich setzte. Währenddessen war die Auswahl in vollem Gange. Dann rief Cho Chang den Namen „Potter, Lily Luna!“ auf und noch einmal kehrte eine ungewöhnliche Ruhe in der Halle ein.

-Kairi-

Zuerst war sie irritiert, weswegen alle auf einmal so still waren, doch dann fiel ihr Blick auf das rothaarige Mädchen, welches gerade zum Hut hinauf stieg und ihr ging ein Licht auf. Selbst in China war die Geschichte um Harry Potter legendär und sein jüngstes Kind war natürlich Grund genug, um alle Gespräche einzustellen. Obwohl eigentlich klar sein sollte, wo Potters Jüngste landen würde. „Gryffindor!“, rief der Sprechende Hut, wie Kairi es geahnt hatte und das benannte Haus überschlug sich beinahe vor Freude. Sie hatten alle drei Potterkinder abbekommen. Nun, das war bestimmt ein Grund zum Feiern! Kairi richtete ihre Aufmerksamkeit seufzend auf die leeren Goldteller, die sich in Kürze füllen würden. Hier war alles so anders. Die Schule, die sie besucht hatte – auch, wenn es schon länger her war, hatte sie alles noch genau vor Augen – hatte um einiges erhabener ausgesehen mit Vergoldungen und chinesischen Verzierungen...Und die Wände erzählten sogar zum Teil Geschichten über das chinesische Volk. Das magische, natürlich. Was die Schüler betraf... nun, die waren um einiges beherrschter gewesen. Aber im Westen war die Sache mit der Disziplin sowieso noch mal etwas ganz anderes. Außerdem – und sie überfiel ein unangenehmes Gefühl im Magen, als sie daran dachte – war Hogwarts nicht der wirkliche Grund für ihre Anwesenheit. Auch, wenn das Internat einen hervorragenden Ruf besaß. Ihre Augen wanderten wie von selbst zum Lehrertisch hinauf und kreuzten den Blick von Professor McConell. Von dieser Frau hing also ihr Leben ab. Na, wenn das kein Anreiz zur Freude war.

TBC


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